Hochauslösende, spiegellose Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Nikon Z 7II

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2021-01-01 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Das Programmwählrad der Nikon Z 7II umfasst insgesamt acht Positionen. Es gibt sogar einen Vollautomatikmodus, in dem die Kamera alle Aufnahmeeinstellungen vornimmt. Auf Motivproramme hat Nikon hingegen verzichtet, und das ist in dieser Preisklasse auch in Ordnung. Stattdessen befinden sich neben den klassischen Kreativprogrammen P, A, S und M noch drei Benutzerprogramme auf dem Wählrad, sodass der Fotograf drei verschiedene Konfigurationen direkt abrufen kann. Die ISO-Automatik und die Belichtungskorrektur funktionieren auch im manuellen Modus, sodass man Aufnahmen mit Belichtungsautomatik, aber fester Belichtungszeit und Blende anfertigen kann.

Der mechanische Verschluss bietet bis zu 1/8.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten und arbeitet recht leise. Es ist zudem möglich zur Reduzierung von Erschütterungen in den Individualfunktionen einen elektronischen ersten Verschlussvorhang zu aktivieren, was jedoch die kürzeste mögliche Verschlusszeit auf 1/2.000 Sekunde erhöht. Außerdem bietet die Z 7II eine leise Auslösung mit rein elektronischem Verschluss. Dann sind zwar wieder 1/8.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten möglich, erschließt aber keine kürzeren Belichtungszeiten wie bei anderen Kameraherstellern und schränkt zudem einige Kamerafunktionen ein. Neu bei der Z 7II ist die Möglichkeit, bis zu 900 Sekunden lange Belichtungszeiten einstellen zu können, das dürfte insbesondere Langzeitbelichtungs- und Astrofotografen freuen.

Die Aufnahmereihenfunktionen umfassen neben klassischen Belichtungsreihen auch Weißabgleichsreihenaufnahmen und sogar Fokusreihen. Die maximale Anzahl an Aufnahmen einer Belichtungsreihe hängt von der Schrittweite ab. Bei 0,3 bis 1 EV sind bis zu neun Aufnahmen möglich, bei 2 und 3 EV Belichtungsabstand sind es maximal fünf Aufnahmen. Das reicht locker für HDR-Aufnahmen aus. Zudem ist die Nikon in der Lage, HDR-Bilder direkt aufzunehmen und zusammenzusetzen. Dabei lassen sich die Belichtungsdifferenz und die Glättung einstellen, auch die Einzelbilder können neben dem Endergebnis separat gespeichert werden.

Die Fokusreihenaufnahmefunktion ist in einem separaten Menüpunkt zu finden und bietet vielfältige Einstellungen von der Anzahl der Aufnahmen bis hin zur Schrittweite der Fokusverlagerung, dem Zeitintervall, dem Speicherordner und noch vielem mehr. Nur zusammensetzen kann die Nikon die Aufnahmen nicht selbstständig, das muss man an einem PC mit geeigneter Software machen.

Das Autofokussystem der Z 7II arbeitet mit 493 Phasenautofokussensoren, die bis weit an den Randbereich den Bildaufnahmesensors verteilt sind. Von unendlich auf zwei Meter fokussiert die Z 7II mit dem Setobjektiv innerhalb von 0,07 bis 0,13 Sekunden, was sehr schnell ist. Die Auslöseverzögerung liegt bei 0,09-0,10 Sekunden, was schnell, aber nicht rekordverdächtig ist. Dieses Niveau erreichen auch DSLRs, manche spiegellose Systemkamera hingegen ist da nochmal deutlich flotter. Insgesamt beträgt die Auslöseverzögerung inklusive Fokussierung damit 0,16 bis 0,23 Sekunden, was ein sehr guter Wert ist, aber kaum schneller als die Z 7.

Der Autofokus arbeitet bei der Verfolgung von Motiven allerdings besser als noch bei der Z 7. Zudem gibt es eine Gesichts-, Tier- und Augenerkennung, die bei Porträts äußerst hilfreich ist. Die Präzision des Fokus ist gut. In dunkleren Umgebungen kommt der Autofokus zwar nicht ins Schleudern, wird aber teilweise langsamer. Mit einem F2 lichtstarken Objektiv arbeitet der Autofokus laut Nikon bis -3 EV, aktiviert man den Low-Light-AF, soll es sogar bei bis zu -4 EV noch funktionieren.

Mit den nativen Z-Objektiven arbeitet der Autofokus am schnellsten, aber über den FTZ-Adapter angeschlossene Objektive fokussieren ebenfalls flott, im AF-S nicht langsamer als an einer DSLR. Uneingeschränkt funktionieren AI-, AF-S- und AF-P-Objektive. Der Adapter macht praktisch nichts anderes, als etwas Luft zu umbauen, dunkel abzuschirmen sowie den Unterschied der Bajonettauflagemaße (F und Z) anzupassen und natürlich den Anschluss selbst.

Die Serienaufnahmefunktion soll theoretisch bis zu 10 JPEG-Bilder pro Sekunde erreichen, was sich auch in unserer Messung bestätigte. Mit 14 Bit Raw-Aufnahmen (komprimiert) maßen wir neun Bilder pro Sekunde. Dabei kam jeweils der mechanische Verschluss zum Einsatz, womit die Z 7II einiges schneller ist als die Z 7. Auch das Manko des zu klein geratenen Puffers der Z 7 wird von der Z 7 II zumindest teilweise behoben, die immerhin über zwei Expeed-6-Bildprozessoren verfügt, die jeweils einen eigenen Puffer mitbringen.

In höchster JPEG-Qualität hält die Z 7II die hohe Serienbildgeschwindigkeit für 108 Bilder durch, das ist für viele Situationen mehr als ausreichend, wenn auch nicht die versprochenen 200 Bilder erreicht werden. Die letzten 92 Bilder bis zum Erreichen der 200-Serienbild-Grenze, die Nikon nach wie vor unnötigerweise implementiert, werden mit nur noch 3,5 Bildern pro Sekunde aufgenommen. In Raw (14 Bit verlustfrei komprimiert) hält die Z 7II die neun Serienbilder pro Sekunde für 56 Aufnahmen durch, danach geht es mit 3,2 Bildern pro Sekunde weiter, bis die 200-Aufnahmen-Grenze erreicht ist.

Diese Werte haben wir mit einer CFexpress-Speicherkarte ermittelt, die 1.440 MB/s Schreibgeschwindigkeit verspricht. Tatsächlich entsprechen 3,2 Raw-Serienbilder pro Sekunde bei vollem Puffer aber nur einer Schreibrate von knapp über 200 MB/s. Mit einer 299 MB/s schnellen SDHC-UHS-II-Karte war die Z 7II bei unserem Test kaum langsamer, nach 77 JPEG-Bildern pro Sekunde sank die Bildrate auf 3,5 Bilder pro Sekunde, nach 44 Raw-Bildern pro Sekunde ging es mit 3,1 Bildern pro Sekunde weiter. Die Unterschiede lagen hier in der zweiten Nachkommastelle, so dass sich auf die SD-Karte eine nur 10 MB/s langsamere Schreibrate ergibt. Sowohl in Raw als auch in JPEG war der Puffer übrigens bei beiden Speicherkarten nach weniger als zwei Sekunden wieder leer, bis die Kamera wieder voll aufnahmebereit war.

Der Performancegewinn gegenüber der Z 7 ist also trotz praktisch identischer Schreibrate deutlich und die Z 7II damit sport- und actiontauglicher als das Vorgängermodell. Hinzu kommt, dass auch bei 10 Bildern pro Sekunde Belichtung und Autofokus nachgeführt werden. Nur ein Livebild gibt es dann nicht mehr, stattdessen wird die jeweils letzte Aufnahme als Sucherbild angezeigt. Erst bei Reduzierung auf 5,5 Bilder pro Sekunde gibt es auch wieder ein Livebild.

Dass das CFexpress-Speicherkarteninterface aber so deutlich hinter den Möglichkeiten zurückbleibt, muss Nikon sich ankreiden lassen. Die Canon EOS R5 erreicht mit identischer CFexpress-Speicherkarte Beispielsweise mehr als die doppelte Schreibgeschwindigkeit. Auf schnelle SD-Karten kann sich die Schreibgeschwindigkeit hingegen relativ betrachtet sehen lassen, auch wenn es hier ebenfalls etwas schnellere Kameras gibt.

Dank des beweglich gelagerten Bildsensors sind mit der Nikon Z 7II theoretisch und auch praktisch bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten ohne Stativ möglich als ohne Stabilisator. Der Sensor wird auf drei Achsen verschoben (horizontal, vertikal und in der Rotation), ausgeglichen werden fünf Achsen: Neben der Rotation sind das horizontale und vertikale Verschwenkungen sowie Verschiebungen der Kamera. Je nach Aufnahmedistanz ist mal das eine, mal das andere stärker. Bei weit entfernten Motiven sind die Verschwenkungen ein Problem, bei den nahen eher Verschiebungen.

Der Bildstabilisator macht sich durch ein sehr leises akustisches Rauschen bemerkbar, vor allem aber mit seiner effektiven Arbeit. Auch mit adaptierten Objektiven funktioniert er. Besitzt das Objektiv selbst einen optischen Bildstabilisator, so übernimmt das Objektiv den Ausgleich der Verschwenkungen. Das ist vor allem bei Teleobjektiven äußerst nützlich und viel effektiver. Die verbliebenen drei Achsen gleicht der Kamera-Bildstabilisator aus. Sonderfunktionen wie eine Pixel-Shift-Auflösungssteigerung gibt es bei Nikon nicht, auch die Effektivität bleibt bei der Kombination aus Objektiv- und Sensor-Shift-Stabilisator im Gegensatz zu anderen Kameraherstellern mit maximal 5 EV identisch.

Videos zeichnet die Z 7II maximal in 4K-Auflösung (3.840 mal 2.160 Pixel) bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf. In Full-HD (1.920 x 1.080) sind bis zu 120 Bilder pro Sekunde für Zeitlupeneffekte oder besonders flüssige Bewegungsabläufe möglich. Der Sensor-Shift-Bildstabilisator bleibt dabei aktiv und so kann die gesamte Sensorbreite für die Filmaufnahme verwendet werden. Dennoch gibt es, zusätzlich zum Beschnitt vom 3:2-Sensorformat auf das 16:9-Videoseitenverhältnis, einen, wenn auch nur kleinen, zusätzlichen Bildwinkelverlust.

Allerdings erfolgt die Videoaufnahme im Lineskippingverfahren, es kommen also nicht alle Bildsensorzellen zum Einsatz. Wer möchte, kann einen elektronischen Bildstabilisator zuschalten, der das Bild nochmals deutlich beruhigt, allerdings etwas Bildbeschnitt mit sich bringt. Den Autofokus führt die Z 7II sanft und recht sicher nach. Dabei werden nun auch Gesichter, Augen und Tiere erkannt. Der Ton wird wahlweise über das integrierte oder ein extern angeschlossenes Stereomikrofon aufzeichnet. Eine Pegelanzeige samt Aussteuermöglichkeit fehlt ebenfalls nicht und über Kopfhörer lässt sich der Ton live kontrollieren.

Intern werden Videos mit 8 Bit aufgezeichnet. HDR-Videos nach HLG-Standard werden ebenso unterstützt wie N-Log als flache Tonwertkurve und Timecode. Die maximale Aufnahmelänge beträgt knapp 30 Minuten, zudem kommt ein Temperaturmanagement zum Einsatz, das die Aufnahme gegebenenfalls vorher abbricht. Dank des Magnesiumgehäuses ist die Wärmeableitung aber gut, so dass es unter normalen Raumtemperaturbedingungen keine Hitzeprobleme gibt. Auch das Webcam-Utility funktioniert mit der Nikon Z 7II, zudem bietet sie Clean-HDMI für externe Aufzeichnungen. Diese erfolgen maximal mit 10 Bit. Für externe 12-Bit-Raw-Videoaufzeichnungen ist hingegen eine kostenpflichtige Hardware-Modifikation nötig.

Nikon verbaut in der Z 7II sowohl Bluetooth als auch WLAN, die im von Nikon Snapbridge genannten System zusammenarbeiten. Dank Bluetooth kann relativ energiesparend eine dauerhafte Verbindung zum Smartphone aufrechterhalten werden, so dass zum Beispiel Geoinformationen des Smartphones zum Geotagging der Bilder direkt beim Speichern in den EXIF-Daten abgelegt werden können. Wer möchte, kann aber auch Ansteck-GPS-Lösungen von Nikon und anderen Herstellern verwenden.

Auch eine Hintergrundübertragung kleiner Vorschaubilder ermöglicht Snapbridge. Für alles, was eine höhere Datentransferrate benötigt, wird WLAN zugeschaltet. Es dient nicht nur der Übertragung hochauflösender Bilder auf das Smartphone, sondern auch zur Kamerafernsteuerung via App samt Livebildübertragung. Seit der zweiten Generation von Snapbridge sind dabei umfangreichere Kameraeinstellungen möglich. Mehr Details zu Snapbridge und dem Thema Geotagging mit der Z 7II sowie dem Webcam-Utility sind in den über die weiterführenden Links erreichbaren Fototipps beschrieben.

Im Gegensatz zu früheren Snapbridge-Versionen – das war ein großer Kritikpunkt – ist die WLAN-Schnittstelle nicht mehr an Snapbridge gebunden, sondern kann unabhängig arbeiten. Das ermöglicht das drahtlose Übertragen der Fotos an Computer. Auch im Studio ist eine drahtlose Fernbedienung der Nikon Z 7II vom Computer aus möglich, was selbstverständlich auch kabelgebunden funktioniert (so genanntes Tethering). Ganz neu bei der Z 7II ist zudem die Möglichkeit, Firmwareupdates via Snapbridge vorzunehmen. Eine entsprechende Benachrichtigungsfunktion für Firmwareupdates bot die Snapbridge-App bisher schon, nur musste man das Update früher umständlich via Speicherkarte vornehmen, Das sollte nun deutlich einfacher und intuitiver gehen.

Fortsetzung auf Seite 3

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