Hochauslösende, spiegellose Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Nikon Z 7II

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 3 von 5, vom 2021-01-01 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Die Nikon Z 7II ist mit einem 45,7 Megapixel auflösenden Kleinbildsensor (36 mal 24 mm) ausgestattet. Es handelt sich um einen rückwärtig belichteten CMOS-Sensor, sodass die lichtempfindliche Fläche gegenüber herkömmlichen CMOS-Sensoren, bei denen die Leiterbahnen über der lichtempfindlichen Fläche liegen, größer ist. Als Nebeneffekt kann der Sensor auch Licht, das nicht ganz senkrecht einfällt, besser verarbeiten. Das sorgt für weniger Farbsäume, Vignettierung und Randunschärfe.

Um die Bildqualität der Nikon Z 7II genau zu analysieren, haben wir sie nicht nur in der Praxis getestet, sondern auch in unserem Testlabor. Dabei kam das Nikon Z 24-70 mm F4 S zum Einsatz, wobei die Z 7II Nikon-typisch eine etwas dunkle Belichtung zeigte, wie auch an den Testbildern aus unserem Labor zu sehen ist. Sowohl die Testbilder (eine ISO-Reihe in Raw und JPEG) als auch der Labortest der Z 7II, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen, sind über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt abrufbar. Der Labortest enthält zahlreiche Diagramme mit allen Messwerten und Erklärungen zu den Diagrammen. Zudem bieten wir eine Prepaid-Labortest-Flatrate für den zeitlich begrenzten Zugriff auf das gesamte Archiv mit über 1.800 Labortests, Testbildpaketen von über 200 Kameras und über 50 Premium-Kameratests mit erweitertem Informationsgehalt im PDF-Format an.

Das Nikon Z 24-70 mm F4 S zeigt bereits bei Offenblende eine hohe Auflösung im Bildzentrum. Über 80 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast werden im Weitwinkel erreicht. Beim Abblenden bleibt die Auflösung bis F11 auf diesem Niveau, danach reduziert Beugung die Auflösung trotz Beugungskorrektur seitens der Kamera etwas. Bei mittlerer und langer Brennweite sind es rund 75 lp/mm bei Offenblende, die sich beim Abblenden ebenfalls bis F11 auf diesem Niveau halten.

Am Bildrand löst das Zoom bei kurzer Brennweite bei Offenblende 60 lp/mm auf und bei mittlerer Brennweite 54 lp/mm, die sich beim Abblenden auf F11 sogar noch auf über 65 lp/mm steigern lassen. In Telestellung muss das Objektiv auf F5,6 abgeblendet werden, um die Marke von 50 lp/mm zu knacken (bei F4 sind es nur 39 lp/mm) und erreicht bei F11 sogar einen Bestwert von 70 lp/mm, womit hier die höchste Randauflösung aller Brennweiten erreicht wird.

Optische Fehler zeigt das Z 24-70 mm F4 S kaum. Die Verzeichnung wird von der Kamera nahezu perfekt auskorrigiert, auch Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen waren nicht messbar. Anders sieht es bei der Randabdunklung aus. Im Weitwinkel und im Tele ist diese bei Offenblende mit bis zu rund einer Blendenstufe Lichtverlust in den Bildecken deutlich sichtbar. Abblenden auf F5,6 hilft, hier ist die Randabdunklung mit rund einer halben Blendenstufe vernachlässigbar gering.

Die Nikon Z 7II bietet eine ISO-Empfindlichkeit von 64 bis 25.600, die sich auf ISO 32 und bis zu 102.400 erweitern lässt. Diese Erweiterungen gehen allerdings mit diversen Einbußen bei der Bildqualität einher. Der Signal-Rauschabstand bewegt sich bis knapp unter ISO 200 auf einem guten Niveau von über 40 dB, bis ISO 1.600 bleibt dieser mit über 35 dB akzeptabel, oberhalb von ISO 6.400 sinkt er deutlich ab. Dabei bleibt das Rauschen stets feinkörnig, zeigt sich ab ISO 3.200 aber mit leichtem Helligkeitsrauschen, das oberhalb von ISO 6.400 stark zunimmt (alle Messungen im JPEG-Format). Farbrauschen spielt hingegen praktisch keine Rolle. Bis ISO 3.200 zeigt die Z 7II eine hohe Texturschärfe, die dann aber stark abnimmt. Während bei ISO 6.400 noch leidlich ausreichend Details vorhanden sind, zeigen die Bilder spätestens ab ISO 25.600 deutliche Verluste feiner Strukturen.

Während die Eingangsdynamik bei ISO 32 aufgrund der Signaldämpfung nur gut zehn Blendenstufen beträgt, erreicht diese bei ISO 100 elf Blendenstufen. Bis ISO 1.600 nimmt die Eingangsdynamik nur minimal ab, jedoch unterschreitet sie erst bei ISO 6.400 ganz knapp zehn Blendenstufen. Die Tonwertübertragung zeigt, mit Ausnahme der signalgedämpften ISO 32 mit einem flacheren Verlauf, eine deutliche Steigerung der Kontraste vor allem im mittleren Helligkeitsbereich, was zu einer knackigen Bilddarstellung führt. Schärfeartefakte durch die Bildaufbereitung halten sich aber in Grenzen.

Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 100 mit gut 256 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen ausgesprochen gut und sinkt dann bis ISO 1.600 recht gleichmäßig mit der ansteigenden Empfindlichkeit auf 160 Helligkeitsstufen ab. Bei ISO 3.200 sind es nur noch 128 Stufen, bei ISO 12.800 sogar deutlich unter 96, was stark sichtbare Abstufungen in Helligkeitsverläufen bedeutet.

Die Farbabweichung der Nikon Z 7II ist bei einigen Farbtönen ungewöhnlich hoch für eine Profikamera. Die Farben sind im Rot- bis Magentabereich recht poppig. Cyantöne sind deutlich Richtung Blau verschoben. Das sorgt für einen subjektiv schönen, farbenfrohen Bildeindruck, ist aber alles andere als neutral. Dabei kann man sich über die vielfältigen Weißabgleichseinstellmöglichkeiten inklusive einer konfigurierbaren Automatik eigentlich nicht beschweren, zumal der manuelle Weißabgleich äußerst exakt arbeitet. Auch die tatsächliche Farbtiefe ist gut, bis ISO 800 werden über vier Millionen Farbtöne differenziert, selbst bei ISO 6.400 ist der Wert mit zwei Millionen Farben noch gut (entspricht etwa der Farbauflösung des durchschnittlichen menschlichen Auges).

Wie bereits eingangs erwähnt, belichtet die Nikon Z 7II äußerst konservativ-vorsichtig. Man könnte sagen, sie meidet die Lichter wie der Teufel das Weihwasser. Sorgt man nicht bereits vor der Aufnahme für eine leichte Belichtungskorrektur, je nach Motiv von +0,3 bis +0,7 Blendenstufen, so wirken die Bilder etwas dunkel, bieten aber eine gute Tiefenzeichnung, sobald man sie mit der Bildbearbeitung herausarbeitet. Vor allem bei JPEG-Aufnahmen, die man eigentlich nicht bearbeiten möchte, sollte man das beachten. Im Raw-Format hingegen ist die vorsichtige Belichtung durchaus von Vorteil, kann man die nötige Zeichnung doch perfekt herausarbeiten, zumal eine viel höhere Farbtiefe von bis zu 14 statt 8 Bit pro Farbkanal zur Verfügung steht.

Alles in Allem bietet die Nikon Z 7II vor allem bei niedrigen Empfindlichkeiten bis ISO 100 eine exzellente Bildqualität, was nicht zuletzt dem sehr guten Zoomobjektiv Z 24-70 mm F4 S zu verdanken ist. Bis ISO 800 gibt es kaum Einschränkungen bei der Bildqualität, aber auch bis ISO 3.200 halten sie sich völlig im Rahmen. Jenseits von ISO 6.400 bricht die Bildqualität deutlich ein. Hier kann die Z 7II nicht zaubern und man muss deutliche Einbußen hinnehmen. Dass die Unterschiede zur Z 7 marginal sind, verwundert angesichts des identischen Bildsensors kaum.

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