Zusammen mit dem Z 28 mm F2.8 SE ergibt die Nikon Z fc ein sehr kompaktes Gesamtpaket. Das Kleinbild-Objektiv liefert an der APS-C-Kamera eine gute Bildqualität. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Rein technisch basiert die Nikon Z fc auf der Z 50. Die Unterschiede sind hauptsächlich beim fehlenden Blitz, dem etwas kleineren, dafür aber schwenk- und drehbaren Bildschirm sowie dem USB-Anschluss der Z fc zu finden. Rein äußerlich und von der Bedienung sind das jedoch sehr unterschiedliche Kameras. Mit viel Liebe zum Detail haben die Nikon-Designer der Z fc das Äußere der analogen Nikon FM2 verpasst. Die Bedienelemente auf der Oberseite und sogar die Abmessungen sind nahezu identisch.
Beim Gewicht kann die Nikon Z fc hingegen nicht mit ihrem analogen Vorbild mithalten. Dass die Z fc mit Speicherkarte und Akku, aber ohne Objektiv nur 440 Gramm wiegt, ist einerseits sicherlich vorteilhaft, andererseits wirkt die deutlich schwerere FM2 dadurch viel massiver und robuster. Tatsächlich kommt beim Gehäuse der Z fc aber einiges an Leichtmetall zum Einsatz. Die silberne Deckkappe besteht ebenso aus Metall wie die drei Bedienräder auf der Kameraoberseite.
Auch das Setobjektiv Z 28 mm F2.8 SE ist im Retrodesign gehalten. Es wiegt nur knapp über 150 Gramm, so dass die für knapp 1.250 Euro erhältliche Kombination, die wir hier testen, knapp unter 600 Gramm wiegt. Beim Z 28 mm handelt es sich sogar um ein Kleinbildobjektiv, an der Z fc liefert es einen Bildwinkel wie ein 42 mm Kleinbildäquivalent. Das geringe Gewicht ist dem übermäßigen Einsatz von Kunststoff zu verdanken, der selbst beim Bajonett zum Einsatz kommt. Somit strahlt das Objektiv zwar an der Kamera angesetzt ein schönes Retrofeeling aus, aber eine hochwertiges "Retromaterial" nicht. Immerhin ist der elektronisch arbeitende, manuelle Fokusring mit einer griffig geriffelten Gummierung versehen.
Doch zurück zum Kameratest: Der mit zwei sehr guten Druckpunkten ausgestattete Auslöser und der praktischerweise um ihn herum angeordnete Einschalthebel der Nikon Z fc bestehen aus Kunststoff. Vermutlich hat Nikon deswegen kein Drahtauslösergewinde in den Auslöser geschnitten, das traut sich nur Retro-Meister Fujifilm.
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Dass die Nikon Z fc im Gegensatz zur Z 50 keinen ausgeprägten Handgriff besitzt, wäre eigentlich gut zu verschmerzen, wenn sie eine schöne, rutschfeste Gummibelederung besitzen würde. Das ist aber nicht der Fall. Die schwarze Gummibelederung sieht zwar schön aus, aber sie ist sehr hart und rutschig. Damit liegt die Kamera überhaupt nicht gut in der Hand, sie fühlt sich im Gegenteil sehr billig an. Das genarbte Plastik auf der Bildschirmrückseite setzt dem ganzen die Krone auf – leider im negativen Sinne. Hier hat Nikon viel Potential verschenkt.
Das Gehäuse der Nikon Z fc ist einen halben Zentimeter breiter als das der Z 50. Das liegt am Akku, der um 90 Grad gedreht im Kameragehäuse statt im Griff unterkommen muss. Das Metallstativgewinde sitzt in der optischen Achse und bei kleiner Stativwechselplatte bleibt das Akkufach zugänglich. Darin ist übrigens auch das SD-Speicherkartenfach zu finden, das zu SDHC, SDXC und UHS I kompatibel ist.
Wir haben eine maximale Schreibgeschwindigkeit von immerhin 75 MB/s ermittelt, womit sich eine schnelle Speicherkarte durchaus lohnt, zumal der Puffer der Kamera trotz nur 20 Megapixeln nicht allzu üppig ausgefallen ist. Für 4K-Videoaufnahmen sollte ohnehin mindestens eine U3-Karte (V-Class 30) verwendet werden, die 30 MByte pro Sekunde Mindestschreibgeschwindigkeit garantiert.
Eine Neuerung der Z fc ist bei der USB-Schnittstelle zu finden. Hier kommt nun ein moderner USB-C-Anschluss zum Einsatz statt des veralteten Micro-USB. Mit einem beliebigen USB-C-Kabel lässt sich der Akku in der Kamera laden oder wahlweise die Kamera im eingeschalteten Zustand mit Strom versorgen. Das ist angesichts der nur 320 Aufnahmen nach CIPA-Standard mit einer Akkuladung mehr als praktisch. Wer möchte, kann den Akku aber auch extern laden, ein entsprechendes Ladegerät gehört zum Lieferumfang. Übrigens kommt die Nikon Z fc in einem schönen, matt-grauen Retro-Karton statt dem aktuell bei Nikon üblichen schwarzen Karton mit goldener Schrift.
Der rückwärtige Touchscreen der Nikon Z fc lässt sich um 180 Grad zur Seite schwenken und um 270 Grad drehen, was nicht nur Aufnahmen aus allen möglichen Perspektiven erlaubt, sondern auch Selfies sowie eine Kontrollmonitorfunktion bei Videoaufnahmen. [Foto: MediaNord]
Die USB-C-Schnittstelle sitzt wie der Micro-HDMI-Anschluss und der 3,5mm-Mikrofoneingang auf der linken Gehäuseseite und wird von einer gemeinsamen Gummiabdeckung geschützt, die wohl auch in gewissem Maße Spritzwasser abhält. Nikon gibt an, dass die Kamera spritzwassergeschützt sei, an der Klappe des Akku- und Speicherkartenfachs ist aber beispielsweise keine Dichtung zu finden. Wahrscheinlich verträgt sie also nur leichten Regen von oben, aber keinen echten harten Outdooreinsatz mit Spritzwasser, Dreck und Wind von allen Seiten. Drahtlos kommuniziert Die Z fc via Bluetooth 4.2 LE sowie WLAN auf 2,4 GHz.
Im Gegensatz zur Z 50 benötigt man bei der Z fc beide Hände zum Bedienen. Einerseits sitzt links neben dem Sucherbuckel der Moduswahlschalter mit dem darüber angeordneten ISO-Rad, das sogar eine Sicherung besitzt, andererseits sind die Löschen- und Wiedergabetaste links vom Sucher zu finden. Auch eine Taste zum Umschalten zwischen Bildschirm- und Sucherbetrieb sitzt hier, wobei man diese aufgrund des Augensensors im Sucherokular nicht unbedingt benötigt, zumal die Kamera den Bildschirm sogar deaktiviert, wenn man ihn verkehrt herum an die Rückseite klappt, womit die Z fc ihrem analogen Vorbild noch näher kommt. Schließlich besitzt eine analoge Kamera gar keinen Wiedergabebildschirm. Anschauen kann man sich die aufgenommenen Bilder dennoch im Sucher.
Rechts vom Sucherbuckel ist das teilweise gesicherte Belichtungszeitenrad angeordnet. Nur in den Einstellungen 1/3 Step, X, T und B rastet es ein, im Belichtungszeiteneinstellbereich von 1/4.000 bis vier Sekunden lässt sich das Rad hingegen frei in seinen ganzen Blendenstufen-Rastungen bewegen. Zusätzlich besitzt die Z fc aber auch zwei wunderbar hochwertige, schön griffige und gut rastende Multifunktionsräder, so dass man Blende und Belichtungszeit in Drittelstufen auch "modern" einstellen kann.
Beim fehlenden Objektiv-Blendenring bricht Nikon leider mit der analogen Bedienung. Die Blende wird defaultmäßig über das vordere Multifunktionsrad eingestellt. Für ein wenig analoges Gefühl sorgt dann das winzig kleine Display auf der Kameraoberseite, das mit seinen zwei Ziffern und einem Punkt den eingestellten Blendenwert anzeigt.
Schließlich sitzt rechts hinten auf der Oberseite noch das Belichtungskorrekturrad. Es befindet sich zum Glück nicht zu weit am Rand, denn seine Rastung läuft nur mittelschwer und eine Sicherung fehlt. Zu einem versehentlichen Verstellen kam es im fotografischen Einsatz bei uns dennoch nicht. Das Belichtungskorrekturrad bietet Drittelstufen von -3 bis +3 EV sowie eine C-Stellung, die über eines der Multifunktionsräder sogar eine Einstellung von -5 bis +5 EV erlaubt.
Statt eines Programmwählrads gibt es auf der Oberseite der Nikon Z fc einen Programmwahlhebel sowie Drehräder für die ISO-Empfindlichkeit, Belichtungszeit und Belichtungskorrektur. Ein kleines Display zeigt sogar die Blende an. [Foto: MediaNord]
Auf der Rückseite sitzt zwischen Sucher und Multifunktionsrad gut erreichbar eine in der Funktion programmierbare AE-L/AF-L-Taste, zudem sind rechts vom Bildschirm ein Vierwegewähler mit zentraler Bestätigungstaste sowie fünf weitere Tasten angeordnet, etwa für die Bildvergrößerung oder zum Aufruf des Menüs sowie des Schnellmenüs. Vorne am Bajonett, gut erreichbar für die rechte Griffhand, sitzt zudem noch ein programmierbarer Knopf, der standardmäßig mit dem Weißabgleich belegt ist. Traditionelle Fotografen würden hier wohl eher die Abblendtaste vermuten, was man dank der Programmierbarkeit auch so konfigurieren kann.
Beim rückwärtigen Bildschirm handelt es sich um einen 7,5 Zentimeter großen Touchscreen mit einer Million Bildpunkten Auflösung. Die maximale Leuchtdichte beträgt über 1.000 cd/m². Damit ist der Bildschirm zwar etwas kleiner als bei der Z 50, aber fast doppelt so hell. So ist die Ablesbarkeit in der Sonne kein Problem. Die Touchbedienung ist gut in die Gesamtbedienung eingebettet, sowohl im Aufnahmemodus als auch im Menü sind entsprechende Funktionen alternativ zu den Tasten per Fingertipper bedienbar.
Im Gegensatz zur Z 50, bei der sich der Bildschirm nur nach oben und unten klappen lässt, womit Selfiesticks oder Gimbals die Funktion als Kontrollmonitor stören, lässt sich der Bildschirm der Z fc um 180 Grad zur Seite klappen und um 270 Grad drehen. Damit kann er auch gut von vorne eingesehen werden, beispielsweise bei Selfies oder als Kontrollmonitor bei Videoaufnahmen.
Ganz optimal ist aber auch das nicht. Während ein externe Mikrofon mit Winkelstecker nur eine kleine Ecke des Bildschirms verdeckt, hängt ein USB-C-Kabel direkt davor. Auch dafür gibt es zum Glück Winkelstecker und zumindest nach oben gewinkelt klappt es auch gleichzeitig mit einem Mikrofonstecker. Möchte man aber auch noch den HDMI-Anschluss (ebenfalls mit Winkelstecker, damit der Bildschirm nicht verdeckt wird) nutzen, passt es nicht mehr, es sei denn, das USB-Kabel winkelt nach vorne statt nach oben ab. Hier muss man sich also je nach Setup ein paar Gedanken machen und passende Kabel besorgen.
Die Menüs sind Nikon-typisch aufgebaut, es gibt sechs Hauptkategorien zuzüglich eines Favoritenmenüs. In den einzelnen Kategorien wird über bis zu fünf Bildschirmseiten gescrollt, eine Seite fasst maximal acht Menüpunkte. Nicht wählbare Optionen sind ausgegraut, zudem lässt sich zu vielen Menüpunkten eine Hilfe einblenden. Einzige Ausnahme ist das Menü für die Individualfunktionen, hier gibt es sogar sechs Bildschirmseiten, die farbig in sieben Kategorien geordnet sind. Zudem gibt es ein Quick-Menü mit zwölf Funktionen, das man zugegebenermaßen nicht ganz intuitiv über die rückwärtige "i"-Taste erreicht.
Die Nikon Z fc ähnelt optisch ihrem Vorbild, der Nikon FM2, erstaunlich stark. Leider trifft das in keinster Weise auf die Verarbeitungsqualität zu. Immerhin wiegt sie betriebsbereit mit 28mm-Objektiv nur 600 Gramm. [Foto: MediaNord]
Der elektronische Sucher protzt zwar nicht mit der höchsten Auflösung, aber die 2,36 Millionen Bildpunkte des OLEDs sind durchaus ausreichend fein und die 0,68-fache Vergrößerung (im Kleinbildäquivalent) gut. Das passend zum Retro-Look runde Sucherokular ragt angenehm weit über den Bildschirm hinaus, so dass man die Nase beim Durchblick nicht so an die Kamera pressen muss. Mit Brille schattet der Sucher seitlich etwas ab, aber immerhin reicht die Dioptrienkorrektur von -3 bis +3 dpt.
Sowohl der Sucher als auch der Bildschirm reagieren schnell, zeigen gute Farben (im Menü anpassbar) und Kontraste. Auch ein Live-Histogramm, eine Belichtungsvorschau, eine Vorschau der Schärfentiefe (Abblendfunktion auf eine Taste programmierbar), eine digitale Ausrichthilfe (3D-Wasserwaage) sowie Gitterlinien lassen sich sowohl im Sucher, als auch auf dem Bildschirm einblenden.