Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Olympus E-300
2004-12-16 Auch wenn die E-300 nicht so klein ist, dass man mit der Lupe nach ihr suchen müsste, haben wir uns den DSLR-"Mini" von Olympus mal genauer angekuckt und wollen an dieser Stelle von unseren Erfahrungen und Eindrücken berichten. Denn es drängt sich die Frage auf, ob die jüngste Vertreterin des Four-Thirds-Systems nur klein oder auch "oho" ist. (Yvan Boeres)
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Grundsätzlich ist der Four-Thirds-"Standard" (kurz: 4/3) ein offenes
System, an dem sich eine Vielzahl von Herstellern beteiligen könnte. Doch
zumindest bei den Kameras muss Olympus den Alleingang proben, da andere
Konstrukteure es bisher gemieden haben, 4/3-kompatible Kameras auf den Markt
zu bringen. Nach der E-1 ist die E-300 der zweite von Olympus genommene
Schritt, die Entwicklung des 4/3-Systems voranzutreiben, und man kann die
Entschlossenheit des japanischen Traditionsbetriebes nur loben. Denn dank
Olympus nimmt das viel versprechende 4/3-"Gebilde" langsam Form an, und nun
ist es an der E-300 – zusammen mit dem Set-Objektiv Zuiko Digital 14-45 mm 1:3,5-5,6 – zu beweisen, dass das System durchaus ernst zu nehmen ist. Wir
haben dabei unsere Eindrücke sowohl im nachfolgenden Text als auch im
nebenstehenden Steckbrief, in der Tabelle "Messwerte" am Ende des Tests und
in einer aktualisierten Version unseres digitalkamera.de-Datenblattes zu
dieser Kamera festgehalten. Als hilfreiche Ergänzung dazu bieten wir das
DCTau-Testprotokoll, das diesem Test bei der Beurteilung der Bildqualität
zugrunde lag, zum kostenpflichtigen Abruf (bzw. im Abo) an.
Ergonomie/Verarbeitung Auch von der Bedienung her muss die E-300 ein paar Kompromisse eingehen. Bei
den kompakten Außenmassen (146 x 85 x 64 mm) können die Bedienelemente nicht
ganz so großzügig verteilt werden wie bei "klassischen" (D)SLRs. Deshalb
lehnt sich die Bedienung eher an diejenige von Kompaktdigitalkameras an,
wobei alle Funktionsknöpfe an die Kamerarückseite verbannt wurden. Auf der
Kameraoberseite findet man lediglich das in kreative Belichtungsmodi
(Programmautomatik, Zeit- und Blendenautomatik, manuelle
Belichtungssteuerung) und Motivprogramme unterteilte Programmwählrad, den
Betriebsschalter, ein Einstellrad und den Auslöser – wobei den
Motivprogrammen Porträt, Landschaft, Nahaufnahme, Sport/Action und
Nachtaufnahme eigene Positionen auf dem Programmwählrad gewidmet sind.
Mangels Flüssigkristallanzeige erfolgt die Funktionseinstellung über den
LC-Farbbildschirm. Sobald man einen der insgesamt 8 Einstellungsknöpfe
betätigt, wird kurzfristig der 1,8"-Farbmonitor zugeschaltet, um die
verschiedenen Einstellungsoptionen anzuzeigen. Durch Betätigen der INFO-Taste kann zudem noch ein Bildschirm angezeigt werden, der alle
vorgenommenen Einstellungen zusammenfasst. Das ist vor allem für Besitzer
gewöhnlicher (D)SLRs gewöhnungsbedürftig, doch wenn man die alten
Gewohnheiten mal hinter sich gelassen hat, funktioniert die Bedienung der
E-300 einigermaßen zügig – wenn auch nicht ganz so schnell und intuitiv wie
bei manch anderer Digitalkamera.
Über die MENU-Taste gelangt man in die
Tiefen der Kameramenüs. Auf 5 Abschnitte (Aufnahmeeinstellungen 1 + 2,
Wiedergabeeinstellungen, Kameraeinstellungen 1 + 2) verteilen sich 35
Menüpunkte mit nicht weniger als 183 Parametern. Es braucht also einige
Zeit, um nach dem Motto "Entdecke die Möglichkeiten" alle Varianten
durchzuspielen, und da ärgert man sich darüber, dass einem keine
Benutzerspeicher zur Verfügung stehen. Navigiert wird mit den
Richtungstasten (+/-, AF, ISO, Belichtungsmessart); bei Bedarf kann man auch
die OK-Taste unterhalb der Richtungstasten mit einem Menüpunkt seiner Wahl
belegen. Wie man es von digitalen Spiegelreflexkameras her gewohnt ist, kann
der LC-Farbbildschirm nicht als Sucher bzw. zur Weißabgleichs- und
Belichtungsvorschau benutzt werden. Daher macht die bei der E-300 verwendete HyperCrystal-LCD-Technologie bestenfalls bei der Bildwiedergabe einen Sinn.
Charakteristisch für diese neue LCD-Technologie von Olympus sind die guten
Abbildungseigenschaften des Bildschirms durch eine strahlenförmige Anordnung
der Flüssigkristallmoleküle. Durch einen äußerst hohen Kontrast, einen
Betrachtungswinkel von 160 Grad (vertikal und horizontal),
eine besonders
gute Farbwiedergabe und eine Reaktionszeit von nur 25 Millisekunden soll der
Bildschirm praktisch immer und überall ein klares bzw. gutes Bild liefern;
die Auflösung des Bildschirms beträgt 134.000 Bildpunkte.
Was die Handlage
der E-300 betrifft, liegt die Kamera dank griffigem Design sowie gutem
Verhältnis zwischen Gewicht (950 Gramm inkl. Set-Objektiv) und Größe fest in
der Hand. Die Verarbeitung erinnert leicht an die der C-8080 Wide Zoom von Olympus; während ein Großteil des Gehäuses aus Polykarbonat besteht, sind
die "Haube" und das "Fahrgestell" aus Metall (Aluminium-Spritzguss).
Ebenfalls aus Metall ist das – genau in der optischen Achse gelegene –
Stativgewinde. Dichtungen zum Schutz vor Spritzwasser wie bei der großen
Schwester E-1 besitzt die E-300 übrigens nicht, doch die Steckerleisten, das
Batteriefach und der Speicherkarteneinschub sind alle gut geschützt und so
verteilt, dass sie sich nicht gegenseitig behindern.
Optik Noch bis Anfang nächsten Jahres ist die E-300 ausschließlich im
Set zusammen mit dem Standardzoom Zuiko Digital 14-45 mm 1:3,5-5,6
erhältlich. Einen Brennweitenverlängerungsfaktor gibt es streng genommen
beim Four-Thirds-System (zu dem die E-300 und die Zuiko-Objektive gehören)
nicht, aber auf Kleinbild-Verhältnisse umgerechnet entsprechen die Daten
dieses Objektivs einem Brennweitenbereich von 28 bis 90 Millimeter. Wer mit
der E-300 auch längere und/oder kürzere Brennweiten abdecken will, der
findet u. U. im Zubehörsortiment von Olympus sein Glück, doch die
Objektivpalette ist beileibe nicht so groß wie bei der Konkurrenz. So
umfasst das derzeitige Objektivaufgebot für die E-300 gerade mal 9 Optiken,
darunter einige besonders interessante Exemplare wie das Ultraweitwinkelzoom
7-14 mm/F4 (entspr. 14-28 mm bei Kleinbild) oder das lichtstarke Tele-Zoom
50-200 mm/F2,8-3,5 (KB-Äquivalent: 100-400 mm). Doch wer z. B. nach
Objektiven mit eingebautem Bildstabilisator und/oder Ultraschall-Motor, nach
Universalzooms sowie nach Shift-Objektiven sucht, wird zurzeit bei Olympus
nicht fündig. Da kann man nur hoffen, dass die Firma Sigma, die bereits
einige Four-Thirds-"Umbauten" im Angebot hat, ihre ultraschallgetriebenen
HSM-Objektive auch bald mit Four-Thirds-Anschluss anbietet oder noch weitere
Hersteller auf den Four-Thirds-Zug aufspringen.
Charakteristisch für das Four-Thirds-System ist die Offenheit des Standards (theoretisch kann jeder
Hersteller mitmachen) und die "Maßanfertigung" der Objektive. Während
nämlich viele Linsen anderer DSLR-Systeme ursprünglich für das
Kleinbild-Format entwickelt wurden und sich zum Teil nur eingeschränkt für
die Verwendung an digitalen Spiegelreflexkameras eignen, sind beim Four-Thirds-Standard alle Teile des Systems optimal aufeinander abgestimmt.
Die Optiken wurden so zum Beispiel speziell auf die konstruktionsbedingten
Eigenarten von modernen Bildwandlern (CCD- und CMOS-Sensoren) abgestimmt,
und die Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera findet voll digital bzw.
elektronisch statt.
Das bezeugen die 9 elektrischen Kontakte am
Metall-Bajonett der E-300, die unter anderem die Vignettierungs- und
Verzeichnungswerte des Objektivs an die Kamera übertragen. Auf diese Weise (er-)kennt
die E-300 das "Profil" des Objektivs und kann entsprechende
Software-Feinkorrekturen vornehmen. Durch die vollelektronische
Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv ist die E-300 auch in der Lage,
einem Objektiv den Befehl zu geben, die Blende zu schließen – und an eine
solche Abblendfunktion hat Olympus auch gedacht. Durch eine spezielle
Menüfunktion kann man diese nämlich auf die OK-Taste verlegen und so per
Knopfdruck die Schärfentiefe prüfen. Alternativ lässt sich die OK-Taste auch
zum AF/MF-Schalter umfunktionieren. Das ist umso praktischer, als es keinen
AF/MF-Schalter am Objektiv gibt und ein direkter manueller Eingriff in die
Fokussierung auch nicht möglich ist. Da die OK-Taste aber mit nur jeweils
einer Funktion belegt werden kann, muss man sich zwischen der
Abblendfunktion oder der AF/MF-Umschaltung entscheiden. Generell ist das
Thema Fokussierung bei der E-300 jedoch eine leidige Sache. Der Autofokus
mag vielleicht geringfügig schneller sein als bei der großen Schwester E-1,
und im Vergleich zu dieser werden bei der E-300 die aktiven AF-Felder per
rotem Leuchtpunkt auf der Mattscheibe hervorgehoben, aber richtig
konkurrenzfähig ist das Autofokus-System dennoch nicht. So muss man sich mit
3 AF-Feldern begnügen und bei der Fokussiergeschwindigkeit ist die E-300
alles andere als vorbildlich. Die E-300 schafft es zwar, geringfügig
schneller zu fokussieren als Kompaktdigitalkameras, aber liegt beim AF-Tempo
deutlich hinter konkurrierenden DSLRs. Und dass eine Blitzsalve Ersatz für
ein AF-Hilfslicht leisten muss, ist eine zuletzt bei der Canon EOS 20D
festgestellte Unart, von der wir eigentlich gehofft hatten, sie bei keiner
anderen Kamera anzutreffen. Beim Autofokus bildet die E-300 also das
Schlusslicht unter allen modernen digitalen Spiegelreflexkameras. Zumindest
verfügt der Autofokus der E-300 über einige Standard-Features wie z.B.
einen Schärfenachführungsmodus und eine manuelle Wahl des AF-Feldes, sonst
würde sie in dieser Disziplin wohl komplett im Abseits stehen.
Blitz Die E-300 hat ja irgendwas von einer kleinen Reportagekamera, und
zu einer solchen Kamera gehört dann auch ein "kleiner Lichtspender für den
Notfall" in Form eines eingebauten Miniaturblitzes. Dieser liegt bei der
E-300 leicht versetzt zum Blitzschuh und wird per Knopfdruck "ausgeworfen".
Dabei streckt der Bordblitz sinnbildlich ganz schön den Hals heraus; der
Abstand zur optischen Achse ist jedenfalls so groß, dass das Risiko roter
Augen so gut wie nicht gegeben ist. Als zusätzliche Sicherheit gegen rote
Augen kann man bei den Blitzeinstellungen noch die – mit einer nicht sehr
diskreten Blitzsalve funktionierenden – Verringerungsfunktion zuschalten.
Weitere Blitzfunktionen gibt es in Form einer
Langzeitsynchronisationsfunktion (wahlweise mit Synchronisation auf den 2.
Verschlussvorhang), einer Blitzbelichtungskorrekturfunktion (im Menü) und
den üblichen Einstellungen (Auto, Erzwungen, Zwangsabschaltung). Damit aber
die Blitzautomatik funktioniert, muss der Blitz
zuvor entriegelt
werden, so dass man eher von einer Halbautomatik reden kann.
Was die
Blitzdosierung angeht, belichtet die E-300 recht präzise – wenn auch die
Abstimmung zwischen Blitzlicht und Umgebungslicht nicht ganz so perfekt
ausbalanciert ist wie bei Canon und Nikon. Die Leistungswerte des
integrierten Miniaturblitzes sind ihrerseits ganz korrekt. Die von Olympus
angegebene Leitzahl von 13 können wir durch unsere eigenen Messungen
bestätigen, und die Blitzabdeckung ist auch ganz gut. Leider kommt es trotz
erhöhter Position des Blitzes zu Abschattungseffekten durch das Objektiv,
was hauptsächlich bei Aufnahmen auf kurzen Distanzen (bis ca. 1 m) in
Erscheinung tritt. Die Farbtemperatur des Blitzlichtes ist hingegen
weitgehend neutral (Tageslicht); eine spezielle Weißabgleich-Voreinstellung
für Blitzaufnahmen gibt es nicht. Im regulären Blitzbetrieb liegt die
kürzeste Synchronzeit bei 1/180 Sekunden. Diese (D)SLR-typische
Einschränkung kann durch Benutzung der Blitzkurzzeitsynchronisationsfunktion
umgangen werden. Im so genannten Super-FP-Modus kann nämlich mit sehr kurzen
Verschlusszeiten (bei der E-300 bis zu 1/4.000 s) geblitzt werden, indem das
Blitzlicht selbst entsprechend moduliert wird. Das hat jedoch einen mehr
oder weniger starken Einbruch der Blitzleistung zur Folge, so dass das
Aufhellblitzen mit dieser Methode vornehmlich bei kurzen Motiventfernungen
einsetzbar ist.
Dank erweitertem Blitzschuh kann die E-300 nicht nur
Mittenkontakt-Blitzgeräte zünden, sondern auch mit TTL-kompatiblen
Aufsteckblitzen wie z. B. dem FL-20, dem FL-36, dem FL-50 oder
auch der Makro-Blitzsteuereinheit FS-FC1 (die wahlweise mit der
Zangenblitzeinheit FS-TF22 oder der Ringblitzeinheit FS-RF11 kombiniert
wird) kommunizieren, so dass im TTL-Betrieb unter Beibehaltung sämtlicher
Automatiken geblitzt werden kann. Die erweiterte Kommunikation schließt auch
die automatische Anpassung des Zoomreflektors an die eingestellte
Brennweite, die Ansteuerung des Rotlicht-Strahlers (als AF-Hilfslicht) an
einigen Blitzgeräten sowie die Unterstützung des Super-FP-Modus beim
externen Blitzen mit ein. Das bieten aber auch die meisten konkurrierenden
Blitzsysteme anderer DSLRs (Canon E-TTL, Nikon iTTL, Pentax P-TTL, Konica
Minolta-TTL). Während diese aber weitere Sonderfunktionen wie z. B. die
drahtlose TTL-Blitzsteuerung, automatische Blitz-Belichtungsreihen oder die
Blitz-Belichtungsmesswertspeicherung anbieten, sieht der Funktionsumfang bei
der E-300 vergleichsweise spartanisch aus. Wenigstens kann man den internen
Blitz gemeinsam mit einem externen Blitz betreiben, was besonders dann
nützlich ist, wenn man den indirekt blitzt und den Bordblitz dazu verwendet,
bei Porträts Spitzlichter in die Augen hineinzukriegen und/oder
Schattenpartien aufzuhellen.
Bildqualität Bereits bei der Auflösung holt die E-300 zu einem Rundumschlag aus und
befördert zahlreiche Prosumer- und DSLR-Modelle ins Abseits. Selbst mit dem
preisgünstigen Set-Objektiv liefert die Kamera eine ausgezeichnete Auflösung
in allen Brennweiten. In der kurzen Brennweite ist die Auflösung dabei in
der Bildmitte am höchsten, um dann zu den Bildrändern hin leicht abzunehmen,
während bei der mittleren und langen Brennweite die Auflösung auf einem
etwas niedrigeren (aber immer noch sehr hohen Niveau) startet, um dann auf
dem Weg zum Bildrand hin recht konstant zu bleiben. Andere
Kamera/Objektiv-Kombinationen machen da zwar nicht unbedingt eine schlechte
Figur, doch die E-300 stiehlt hier den Konkurrentinnen die Show. Das gute
Auflösungsvermögen schlägt sich auch in der Fähigkeit der Kamera nieder,
feine Bilddetails darzustellen, ohne dass die Elektronik zuviel nachhelfen
muss. Ganz im Gegenteil: Die E-300 verwendet fast keine kontrastverstärkende
Signalverarbeitung bei feinen Bildstrukturen. Und da, wo die
Signalverarbeitung eingreift, tut sie das sehr ausgewogen; so zum Beispiel
bei der sehr gut balancierten bzw. sehr symmetrisch arbeitenden
Scharfzeichnung, welche die Detailschärfe mittelstark bis deutlich anhebt,
ohne dass es zu kritischen Bildstörungen wie z. B. Überschwingungen oder
Doppellinien kommt.
Allgemein liegt die Artefaktrate bei der E-300 niedrig
und verringert dadurch nicht nur die Abhängigkeit der Auflösung von der
Richtung, in der bestimmte Motivstrukturen verlaufen, sondern schränkt eine
Nachbearbeitung der Bilder am Computer nicht so stark ein, wie es bei dem
gerade beschriebenen Scharfzeichnungsgrad sonst üblich ist. Bei hochkontrastigen Kanten zeigen sich leichte Farbsäume auf der dunklen
Kantenseite (in unserem DCTau-Protokoll an den unterschiedlichen
Farbergebnissen im Diagramm erkennbar); die bei der höchsten Auflösung von
3.264 x 2.448 Pixel wählbaren Komprimierungsstufen sind zwar nicht besonders
umfangreich (nur SHQ und HQ), sorgen aber für weitgehend (block-)artefaktfreie
Bilder von sehr hoher bis mittlerer Bildqualität. Sonst kann es noch bei der
Tiefpassfilterung zu mittelstarken Bildstörungen kommen, die aber nicht
unbedingt mit jedem Objektiv so deutlich sichtbar sind. So wirkt das
Set-Objektiv zum Beispiel dämpfend auf die Effekte der Tiefpassfilterung und
reduziert die Artefakte auf Helligkeitsmoirés bei fallenden Diagonalen (eine
Folge des Demosaicing) sowie vereinzelte Treppenstufeneffekte bei schrägen
Linien.
Beim Bildrauschen zeigt sich die E-300 nicht ganz so rauschfrei wie
eine Canon EOS 20D, die in etwa die gleiche Pixelzahl aufbringt, aber durch
den ungleich größeren Sensor auch Pixel eines anderen "Kalibers" aufzieht.
Bei der E-300 liegt das Rauschen nichtsdestotrotz auf gutem Niveau; über die
verschiedenen Helligkeitsstufen des Bildes hinweg verteilt sich das
Bildrauschen auf sehr augenfreundliche Weise. Durch den wenig aggressiven
Charakter zeigt das Rauschen auch keine einzelnen auffälligen Pixel; in der
niedrigsten Empfindlichkeitsstufe (entspr. ISO 100) ist das farbneutrale
Helligkeitsrauschen etwas ausgeprägter als das störendere Farbrauschen.
Schlägt sich die E-300 beim Bildrauschen tapfer, ist dies auch der Fall beim
Dynamikumfang. Nach dem neusten Messverfahren (DCTau 4.1) unseres Testlabors
verträgt die E-300 Kontrastunterschiede von bis zu 8,3 Blendenstufen und
produziert kontrastreiche Bilder mit 251 (von 256 theoretisch möglichen)
Helligkeitsstufen. Das ist im Vergleich zu anderen Kameras, die ebenfalls
nach der neuen Messmethode getestet wurden, ein guter bis sehr guter Wert.
Charakteristisch für die Bilder der E-300 sind weiterhin eine leicht weiche
Tonwertwiedergabe in den Lichtern und eine noch weichere Wiedergabe der
Tonwerte in den Schattenpartien. Da die ESP-Mehrfeldmessung der E-300 auch
noch sehr präzise bzw. zuverlässig belichtet, sind "ausfressende" Lichter
und/oder "absaufende" Schatten kaum zu befürchten. Und weil die Farben
darüber hinaus auch noch sehr neutral wiedergegeben werden, ist die
Bildwiedergabe sehr stimmig.
Zum Abschluss dieses Kapitels noch ein paar
Worte zum Objektiv aus dem Lieferumfang. Dass bei den knapp kalkulierten
Preisen von Set-Objektiven immer irgendwo Abstriche in Punkto Bildqualität
zu erwarten sind, ist schon klar. So wundert es einen nicht zu sehr, dass
das Zuiko Digital 14-45 mm 1:3,5-5,6 am Weitwinkel-Ende eine stark
tonnenförmige Verzeichnung aufzeigt, die beim Zoomen progressiv abnimmt, um
erst im Tele-Bereich fast vollends von der Bildfläche zuverschwinden.
Umgekehrt geht es bei der Vignettierung zu. Hier ist die Randabdunkelung,
wegen des etwas knapp bemessenen Bildkreises, im Tele-Bereich am
ausgeprägtesten und liegt deutlich über einer halben Blende; in der
mittleren und kurzen Brennweite fällt die Helligkeit an den Bildrändern
nicht so stark und viel weniger steil ab. Nichtsdestotrotz weist das
Set-Objektiv eine ganz respektable Abbildungsleistung auf und darf
angesichts der Tatsache, dass es im Preis der Kamera mit inbegriffen ist,
durchaus als Schnäppchen bezeichnet werden.
Sonstiges/besondere Funktionen Wenn es ein Ausstattungsmerkmal gibt, das
der E-300 eine Alleinstellung unter den digitalenSpiegelreflexkameras
verleiht, dann ist dies der so genannte "Supersonic Wave Filter". Innovativ
ist dabei die Methode, wie Olympus den Staub (den natürlichen Feind eines
jeden Bildwandlers) auf dem CCD loswird: Mit Ultraschall wird der Staub auf
dem Staubschutzfilter vor dem CCD einfach weg "gerüttelt". Dieser sammelt
sich dann auf einem kleinen "Klebestreifen" im Kameraboden an, der bei
Bedarf von einer Olympus-Vertragswerkstatt ersetzt werden kann. Olympus gab
auf unsere Anfrage hin ein "Wartungsintervall" von 3 bis 4 Jahren für den
Wechsel des Klebestreifens an, so dass man schon viele Bilder machen bzw.
sich schon viel Staub ansammeln muss, bevor die Kamera in die Werkstatt
muss. Da die Staubschutzfunktion jedes Mal nach dem Einschalten der Kamera
aktiviert wird, sollte die Kamera zu diesem Zeitpunkt nicht geneigt gehalten
werden, um eine effektive Reinigung zu erzielen. Bei aktivierter
Staubschutzfunktion blinkt die blaue SSWF-Diode an der Kameraoberseite
zwischen dem Auslöser und dem Programmwählrad. Hartnäckigen Staub bzw.
Schmutz kriegt man übrigens durch eine gewöhnliche Sensorreinigung mit
speziellem Reinigungsmittel und passendem Stift bzw. Stäbchen vom Sensor
runter; eine entsprechende Funktion zur Vorbereitung der Kamera auf die
"große Putzaktion" findet man im Kameramenü.
Architekturbedingt gibt es bei
der E-300 keine Videofunktion, aber ein Video-Ausgang zur Wiedergabe der
aufgenommenen Fotos auf einen Fernseher ist vorhanden. Nützlich wäre es
gewesen, wenn die E-300 zumindest Sprachkommentare aufzeichnen könnte, aber
das kann sie leider auch nicht. Weil aber auch (Semi-)Profis mal schnell
einen Abzug von ihren Bildern wollen bzw. brauchen, ist die E-300
PictBridge-kompatibel. Der Druckeranschluss erfolgt dabei über die USB 2.0-Full-Speed-Schnittstelle der Kamera, die sonst zur Datenübertragung auf den Computer
dient. Hier fiel wohl eine schnellere Schnittstelle dem Sparzwang zum Opfer,
und bei den großen Datenmengen, die bei einer 8-Megapixel-Kamera anfallen,
ist man gut beraten, sich ein externes Kartenlaufwerk mit USB 2.0-High-Speed- oder Firewire-Anschluss zuzulegen.
Erweiterte Aufnahmefunktionen bietet die E-300
u. a. in Form einer Reihenautomatik für Belichtung oder Weißabgleich,
wählbaren Messcharakteristika (ESP-Mehrfeldmessung, mittenbetonte
Integralmessung, Spotmessung auf 2 % des Bildfeldes), variablen
Lichtempfindlichkeitsstufen (ISO 100-400 bzw. ISO 800 und 1.600 mit der ISO-Boost-Funktion), verschiedenen Weißabgleichseinstellungen (Automatik,
Voreinstellungen, manuell auf verschiedene Arten) und einer
Fernauslösefunktion. Selbstverständlich besitzt die E-300 einen
Serienbildmodus (siehe Messwert-Tabelle); lobenswert ist dabei die Tatsache,
dass die von uns ermittelte Serienbildgeschwindigkeit nicht nur über der
Herstellerangabe liegt (3,3 statt 2,5 Bilder/s), sondern auch noch
unabhängig vom eingestellten Bildformat (ORF/RAW, JPEG oder TIFF) gilt. Sehr
nützlich sind die Sonderfunktionen zum Justieren und/oder Auswählen der
Bildparameter (Farbsättigung, Bildkontrast, Scharfzeichnung,
Tonwertabstufung, Farbraum), zur Erstellung eines JPEG-Abbildes in 3
wählbaren Komprimierungsstufen bei der Aufnahme im ORF/RAW -Format sowie zum
Herausrechnen toter bzw. defekter Pixel (Pixel-Mapping). Ebenfalls von
großem Nutzen ist die RAW-Data-Edit-Funktion. Sie erlaubt die
Grobbearbeitung bzw. Umwandlung der ORF/RAW-Rohbildaufnahmen in der Kamera,
so dass man bei Bedarf eine sofort verwertbare JPEG-Kopie des Bildes
erstellen kann.
Umfassende Personalisierungs- bzw. Individualfunktionen wie
bei anderen DSLRs (vor allem Canon und Nikon) gibt es bei der E-300 nicht –
auch keine Benutzerspeicher wie bei der C-8080 Wide Zoom aus dem eigenen
Hause. Die Möglichkeit, die OK-Taste neu zu belegen, erweist sich in der
Praxis als unverzichtbar (siehe dazu den Abschnitt "Optik"), und die
Funktion zur Festlegung der Drehrichtung für den Fokussierring am Objektiv
kann man auch noch als Personalisierungsoption betrachten. Äußerst praktisch
ist die Objektivrückstellung. So kann man im Menü festlegen, ob die Kamera
beim Ausschalten die Fokussierung wieder auf Unendlich zurücksetzen soll,
was vor allem dann viel Zeit erspart, wenn man gleich nach dem Einschalten
der Kamera ein etwas weiter entferntes Motiv fotografieren will. Würde Olympus noch die Möglichkeit geben, das Objektiv nicht auf Unendlich,
sondern auf die Hyperfokale zu stellen, wäre die E-300 auch für jeden
Schnappschuss gewappnet.
Fazit Olympus greift mit der E-300 die untere Preisregion bei den
digitalen Spiegelreflexkameras an und tut dies mit einer Kamera, die voller
guter Ideen wie z. B. dem Gehäuse- und System-Konzept sowie dem genialen
Ultraschall-Staubschutzfilter steckt. Obwohl Olympus – bei dem, was der
Hersteller bisher an Zuiko-Objektiven gezeigt hat – die Überlegenheit des
4/3-typischen Optikdesigns (Kompaktheit, Lichtstärke, Abbildungsleistung)
gegenüber konventionelleren Objektivarchitekturen nicht überzeugend genug
demonstrieren konnte, wartet die E-300 mit einem außerordentlich guten
Verhältnis zwischen Auflösung und Bildqualität auf und kann sich so nicht
nur in Sachen Preis gegen die Konkurrenz behaupten. Doch nicht in jeder
Hinsicht konnte uns der DSLR-"Mini" überzeugen. Sicherlich ist das
Gehäusekonzept wagemutig und durchaus innovativ, aber die direkteste
Konkurrentin der E-300, nämlich die Pentax *ist DS, ist trotz
konventioneller SLR-Suchertechnik kompakter. Nicht zu reden von dem –
zumindest auf dem Papier – leistungsfähigeren Autofokus und polyvalenterem
Blitzsystem der Pentax-Rivalin. Ein Test der *ist DS wird zeigen, ob sie
auch in der Praxis der E-300 in diesen beiden Disziplinen überlegen ist.
Unterm Strich ist die E-300 jedoch ein durchaus gelungener Versuch von Olympus, sich auf dem Markt für Einsteiger-DSLRs zu etablieren, aber nachdem
jetzt mit der E-300 Fuß gefasst wurde, muss der japanische
Kamerakonstrukteur die Innovationen auch in anderen Gebieten wie z. B. der
Autofokus- und Blitztechnik vorantreiben, um seine Position zu stärken.
Messwerte |
Einschaltzeit |
ca. 1,7 s |
Brennweitenverstellung
Anzahl Stufen
Zeit Weitwinkel bis Tele |
manuell am Objektiv
-
- |
Autofokus-Geschwindigkeit |
min. 0,3 s / ca. 0,4 s / max. 0,6 s (abhängig von Motiv und
Aufnahmebedingungen) |
Auslöseverzögerung |
< 0,1 s |
Blitz
Leitzahl |
13 |
Batterielaufzeit |
> 300 Aufnahmen |
Speicherzeiten
RAW
JPEG
TIFF |
ca. 6,2
s (13,4 MByte)
ca. 3,2 s (6,1 MByte)
ca. 9,8 s (23,3 MByte)
Auslösung während Speicherung möglich |
Serienbilder
Verwendete Auflösung
Geschwindigkeit
Anzahl
mit Blitz |
3.264 x
2.448
ca. 3,3 Bilder/s
max. 4 Bilder
ja (bei verlangsamter Bildfolgezahl) |
Kurzbewertung
- nützliche Sonderfunktionen (z. B. Pixel-Mapping,
RAW-Data-Edit, Abblendfunktion, Objektivkonfigurierung)
- ausgezeichnetes Preis/Ausstattungs-Verhältnis
- "maßgeschneidertes" Objektivsystem (Four-Thirds)
- offenes System (Four-Thirds)
- hohe Auflösung
- ordentliche Bildqualität
- eingebauter Ultraschall-Staubschutzfilter
- kompakte Bauweise
- keine auswechselbaren Suchermattscheiben
- Blitzabschattung im Nahbereich
- eingeschränkte Objektivauswahl
- nur USB 1.1
- stark gewöhnungsbedürftige Bedienung
- lichtschwacher Sucher
- etwas rückständige Autofokus-Technik
- keine Sprachnotizfunktion
- verhältnismässig wenige Blitz-Sonderfunktionen (z. B.
drahtlose Blitzsteuerung, Blitz-Belichtungsreihen usw.)
- AF-Hilfslicht über Blitzsalve
Technische Daten
Modell |
Olympus E-300 |
Sensor |
CCD 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0) 8,9 Megapixel (physikalisch), 8,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.264 x 2.448 (4:3) |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Spiegelsucher, 95 % Abdeckung, 20 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt |
Monitor |
1,8", 0,134 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (3 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 2,5 Bilder/s und max. 3 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: CF (Type I, Type II), Microdrive |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 400, manuell ISO 100 bis 1.600 |
Abmessungen |
146 x 85 x 64 mm (B x H x T) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/NP4WP (mit Preisvergleich) |