Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Olympus OM-D E-M5

2012-04-12 Noch ist die Olympus OM-D E-M5 nicht im Handel erhältlich, doch wir konnten schon ein Seriengerät ausführlich im Labor und in der Praxis testen. Mit ihrem robusten, spritzwassergeschützen Gehäuse im Retrodesign, das dabei aber moderne Elemente wie einen hoch auflösenden elektronischen Sucher, Handgriffe, Bildschirm und viele Bedienelemente aufnimmt, verspricht sie die neue Topklasse der spiegellosen Systemkameras würdig zu vertreten. Auch der rasante Autofokus und die hohe Sensorauflösung sollen ihren Teil dazu beitragen. Ob es sich lohnt, das Sparschwein bis zum Markteinführungstermin Ende April 2012 zu mästen und danach artgerecht zu schlachten, ist im folgenden Testbericht nachzulesen.  (Benjamin Kirchheim)

Olympus OM-D E-M5 mit 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Der Retrolook der Olympus OM-D E-M5 gefällt sicher nicht jedem, aber er ist dennoch sehr gelungen. Die Kamera ist schön kompakt und das Gehäuse, das größtenteils aus Metall besteht, ist hervorragend verarbeitet. Dass die OM-D zudem noch gegen Spritzwasser geschützt ist, mag man zunächst nicht glauben, beim Drücken der Tasten oder dem Öffnen der Klappen fühlt und sieht man aber doch die Dichtungen. Somit ist es kein Problem, die Kamera auch mal im strömenden Regen oder in der Gischt beim Wassersport einzusetzen, solange die Kamera nicht unter Wasser taucht – dafür gibt es dann ein passendes Tauchgehäuse im Zubehör.

In der Hand liegt die OM-D E-M5 trotz ihrer kompakten Abmessungen erstaunlich gut. Das liegt vor allem auch an der ausgeprägten Daumenmulde auf der Rückseite. Pfiffig löst Olympus das Griffproblem für diejenigen, die gerne etwas mehr in der Hand halten. Im Zubehör gibt es einen zweiteiligen Handgriff. Einer besteht nur aus einer Bodenplatte mit einer zusätzlichen Griffverstärkung, was insgesamt ein angenehmes Plus an Griffsicherheit bietet, ohne die Kamera allzu sehr zu vergrößern. Die zweite Ausbaustufe bietet dann einen zusätzlichen Hochformatgriff und einen zweiten Akku. Vor allem letzteres ist nicht verkehrt, steigt dadurch doch die Ausdauer von 330 auf ungefähr 650 Aufnahmen nach CIPA-Standard. Der fünfpolige Lithium-Ionen-Akku, der übrigens nicht zu den Pen-Kameras kompatibel ist, wird an der Kameraunterseite entnommen. Dies stellt auch auf dem Stativ kein Problem dar, da das Metallstativgewinde weit genug Olympus OM-D E-M5 mit 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ [Foto: MediaNord]vom Batteriefach entfernt ist. Allerdings liegt das Stativgewinde außerhalb der optischen Achse, was beispielsweise etwas größeren Aufwand für Panoramaköpfe bedeutet.

Das SDHC- und SDXC-kompatible SD-Speicherkartenfach befindet sich auf der rechten Gehäuseseite am Handgriff und bietet dadurch einen bequemen Zugang. Auf der linken Gehäuseseite sind ein HDMI- sowie ein kombinierter USB-AV-Fernauslöseanschluss zu finden. Das Öffnen der Gummiklappe erfordert allerdings, dass der Bildschirm leicht abgeklappt wird – eine etwas unglückliche Lösung. Einen Netzteilanschluss sucht man leider vergeblich. Der rückwärtige Monitor löst mit 610.000 Bildpunkten einigermaßen fein auf und bietet durch die OLED-Technologie ein sehr helles und brillantes Bild. Dadurch, dass der Bildschirm ein Seitenverhältnis von 3:2 besitzt, die Kamera aber nativ in 4:3 aufzeichnet, muss man links und rechts mit kleinen Trauerrändern leben. Bei 16:9 hingegen, das beispielsweise bei Videoaufnahmen zum Einsatz kommt, sind die schwarzen Ränder oben und unten zu finden. Insofern mag 3:2 ein guter Kompromiss zwischen 4:3 und 16:9 sein. Der Klappmechanismus des Bildschirms wirkt robust und praxistauglich zugleich. So kann man bodennah und auch über Köpfe hinweg einwandfrei fotografieren, wobei der Bildschirm zusätzlich praktisch blickwinkelunabhängig ist. Dass er darüber hinaus auch noch berührungsempfindlich ist, merkt man ihm zunächst gar nicht an. So lassen sich einige Funktionen alternativ zur Olympus OM-D E-M5 [Foto: MediaNord]Tastenbedienung direkt auf dem Bildschirm aktivieren. Per Fingertipp kann der Fokuspunkt gesetzt und zur Schärfekontrolle vergrößert werden, aber auch das Auslösen der Kamera in iPhone-Manier stellt kein Problem dar.

Die OM-D E-M5 ist aber auch eine Kamera für klassischer denkende Anwender, die aber beim spiegellosen Konzept durchaus der Moderne offen gegenüber stehen. Die Olympus bietet einen waschechten Sucher, der aber elektronisch funktioniert. Mit 1,44 Millionen Bildpunkten löst er sehr fein auf, was ein detailreiches und scharfes Bild bedeutet. Zudem ist der Sucher ausreichend hell, kontrastreich und groß, das manuelle Fokussieren macht damit Spaß. Im Sucher lassen sich eine Wasserwaage oder ein Gitterraster einblenden, man sieht auf Wunsch ein Livehistogramm, eine Belichtungsvorschau im manuellen Modus, den Weißabgleich und kann sogar die Tonwertkurve im Sucher anpassen. Durch den von Olympus neu gestalteten mechanischen Bildstabilisator wirkt das Sucherbild wie angenagelt und zittert praktisch gar nicht, allerdings sorgt der Stabilisator für eine ständige Geräuschkulisse, die man mit dem Ohr in Kameranähe gut wahrnimmt. Einzig nachteilig am Sucher ist die leichte Verzögerung des Sucherbilds, die allerdings bei der E-M5 äußerst gering ausfällt und sich im Menü für Olympus OM-D E-M5 mit 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ [Foto: MediaNord]Actionaufnahmen noch weiter verringern lässt – allerdings sinkt dabei die Bildqualität im Sucher leicht, was in Actionsituationen aber nicht stört.

Bei der Bedienung bleibt Olympus seinen Maximen treu. Das Menü wirkt für eingefleischte Olympus-Anwender zwar optisch modernisiert, ist aber wie gewohnt aufgeteilt und die Einstellungen gehen bei einigen Funktionen sehr in die Tiefe. Allerdings ist das gesamte Konzept eher von der unübersichtlichen Sorte, man muss sich schon ein wenig damit beschäftigen, sofern man die Kamera bis ins kleinste Detail anpassen möchte. Selbst einige Bedienknöpfe lassen sich individuell belegen, so dass man an die wichtigsten Funktionen bequem heran kommt. Die einzelnen Knöpfe bietet einen hohen Tastenhub, was zunächst etwas schwammig und ungewohnt erscheinen mag. Auch die Anordnung der Bedienräder auf der Kameraoberseite ist ungewohnt, aber sehr praktisch, lässt sich doch das Daumenrad alternativ auch mit dem Zeigefinger bedienen. Durch die überlappende Anordnung und unterschiedliche Höhe ist eine Verwechselung bei blinder Bedienung mit dem Kamerasucher am Auge nahezu ausgeschlossen. Selbstverständlich lässt sich die Funktion der Räder ebenfalls im Menü anpassen.

Olympus OM-D E-M5 – Aufnahme Menü 1 [Foto: MediaNord]
Olympus OM-D E-M5 – LiveView [Foto: MediaNord]
Olympus OM-D E-M5 – Anwender Menü [Foto: MediaNord]
Olympus OM-D E-M5 – Schnellmenü [Foto: MediaNord]
Olympus OM-D E-M5 – ISO/Belichtungs-Einstellungsmenü [Foto: MediaNord]
Olympus OM-D E-M5 – JPEG-Bearbeitung [Foto: MediaNord]
Olympus OM-D E-M5 – Belegung der Bedienräder [Foto: MediaNord]
Ausstattung Auch wenn die OM-D E-M5 den Eindruck macht, nur für ambitionierte Anwender geeignet zu sein, bietet sie doch alle Automatiken, die ein "Knipser" so braucht. Auf Wunsch stellt die Kamera also alles selbst ein, erkennt Gesichter, die Motivsituation, erhöht die Empfindlichkeit etc. Das Motivprogramm lässt sich auf Wunsch aber auch vorgeben, wobei der Fotograf die Wahl aus zahlreichen Situationen hat. Darunter ist zwar auch ein Panoramamodus, dieser sorgt aber lediglich dafür, dass die Aufnahmeparameter konstant bleiben, eine Ausrichthilfe gibt es nicht und erst Recht kein praktisches Schwenkpanorama, wie es schon bei vielen anderen Herstellern Usus ist. Die E-M5 kann aber mit anderen Effekten glänzen: High-Key- oder Low-Key-Bilder lassen sich direkt mit einem Motivprogramm richtig belichten und Gesichtshaut glättet die Kamera auf Wunsch für ein makelloses Aussehen. Interessant sind ferner die Art-Filter, wovon Olympus inzwischen elf Stück anbietet. Damit lassen sich sehenswerte Effekte erzielen, wie etwa der eines alten Fotos, ein Gemäldeeffekt, ein dramatischer Bildeindruck mit betonten Wolken oder ein Miniatureffekt, um nur einige zu nennen. Sogar nach der Aufnahme ist es noch möglich, Fotos in der Kamera zu bearbeiten. Dazu gehört insbesondere die Option, RAW-Bilder mit verschiedenen einstellbaren Parametern zu JPEG-Fotos zu entwickeln.

Trotz aller Automatiken kann die Kamera nicht verhehlen, vor allem für ambitionierte Fotografen entwickelt worden zu sein. So bietet sie manuelle Einstellungen für alle Aufnahmeparameter, die sich aber auch mit Automatiken kombinieren lassen. Selbst im manuellen Belichtungsmodus kann die ISO-Automatik aktiviert werden, so dass bei vorgegebener Blende und Belichtungszeit die Bildhelligkeit in Grenzen über die ISO-Empfindlichkeit automatisch angepasst wird. Besonders rasant gehen Serienbildaufnahmen von statten, rund acht Fotos pro Sekunde schafft die E-M5, hält dies allerdings nur für knapp zwei Sekunden beziehungsweise 15 Aufnahmen durch. Danach bricht die Serienbildrate auf die Speichergeschwindigkeit ein, das sind lediglich 1,5 Bilder pro Sekunde bei JPEG beziehungsweise ein Bild pro Sekunde bei RAW, was einer Speichergeschwindigkeit von etwa 10-14 Megabyte pro Sekunde entspricht und damit die über 20 MB/s der SDHC-Speicherkarte keineswegs ausnutzt. Auch muss der Fotograf den gesamten Speichervorgang abwarten, bis er die Bilder mit der Wiedergabefunktion betrachten kann; weiter fotografieren ist hingegen jederzeit möglich.

Videos nimmt die OM-D E-M5 maximal in FullHD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) bei 30 Vollbildern pro Sekunde auf und speichert diese MPEG4-komprimiert im MOV-Format ab. Alternativ lässt sie sich aber auch auf Motion-JPEG-Komprimierung im AVI-Format umstellen, allerdings filmt man dann maximal in HD-Auflösung (1.280 x 720 Pixel). Über das Schnellmenü lässt sich wählen, ob man beim Filmen Blende, Belichtungszeit und Empfindlichkeit manuell regeln möchte. Auch der Weißabgleich und der Fokus sind einstellbar, der Autofokus ist auf Wunsch aber auch permanent aktiv und regelt die Schärfe ständig nach. Was hingegen fehlt ist eine manuelle Tonaussteuerung, außerdem benötigt man zum Anschluss eines externen Mikrofons einen speziellen Adapter, die Kamera verfügt aber auch über ein internes Stereomikrofon. Etwas ärgerlich ist dabei das ständige leise Surren des Bildstabilisators, das auch zu hören ist, wenn man ihn abschaltet. Dies liegt am neuen, ähnlich wie bei Pentax magnetisch gesteuerten Bildstabilisator, beim dem der Sensor auch im Ruhezustand gehalten werden muss. Allerdings ist hier positiv zu bemerken, wie effektiv der Stabilisator arbeitet, auch wackelfreie Schwenks sind problemlos möglich. Man hat fast den Eindruck, von einem Stativ oder Kamerakran aus zu filmen.

Eine besondere und höchst innovative Funktion der E-M5 scheint zunächst recht unspektakulär: Live-Bulb. Erstmals ist es während einer Langzeitbelichtung möglich, das immer heller werdende Bild schon während der Belichtung zu betrachten, um dann nach Gusto die Belichtung zu beenden. Dabei verfügt die Kamera über den B-Modus, bei dem man den Auslöser gedrückt halten muss und den T-Modus, bei dem man den Auslöser einmalig zum Start der Belichtung drückt und mit einem zweiten Auslöserdruck die Belichtung wieder beendet. Gerade für kreative Fotografie wie Lichtmalerei eignet sich Live-Bulb hervorragend. Aber auch bei Langzeitbelichtungen, bei denen man die Belichtungszeit vorher nicht genau kennt, kann man genau dann beenden, wenn das Bild hell genug erscheint.

Objektiv Speziell für die spritzwassergeschützte Kamera hat Olympus das ebenfalls spritzwassergeschützte Setobjektiv M.Zuiko Digital 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ entwickelt, dass zudem auch für Videoaufnahmen optimiert wurde. Durch den zweifachen Brennweitenverlängerungsfaktor (genau genommen halbiert sich nur der Bildwinkel) ergibt sich eine kleinbildäquivalente Brennweite von 24 bis 100 Millimeter, so dass dieses Setobjektiv für eine Systemkamera ungewöhnlich viel Weitwinkel bietet. Allerdings gehört es mit einer Lichtstärke von F3,5 bis F6,3 nicht gerade zu den lichtstärkeren Objektiven, was angesichts der Größe, das Objektiv ist immerhin ca. acht Zentimeter lang, etwas schade ist.

Der spezielle Zoommechanismus geht auf die Bedürfnisse von Videografen ein, die besonders weiche und ruckelfreie Zoomfahrten benötigen. Dies leistet das Motorzoom perfekt, zumal man die Zoomgeschwindigkeit über den Zoomring sehr feinfühlig steuern kann. Wen dieses hin und her Gewippe des Zoomrings stört, zieht ihn einfach nach hinten und kann das Zoom wie gewohnt manuell drehen. Allerdings fühlt und hört sich das nicht besonders gut an, da nun das Getriebe plötzlich unangenehm hörbar wird. Praktischerweise ändert sich die Objektivlänge weder beim Zoomen noch beim Fokussieren. Eine weitere Besonderheit ist die Makrotaste: Drückt man diese und schiebt den Zoomring ganz nach vorne, werden die Linsengruppen im Objektiv anders angeordnet und erlauben dadurch eine geringere Naheinstellgrenze. Dies erhöht den Abbildungsmaßstab auf immerhin 1:2,78, was für ein Setobjektiv Olympus OM-D E-M5 [Foto: MediaNord]schon sehr gut ist, ein echtes Makroobjektiv aber nicht ersetzen kann, das einen Abbildungmaßstab von 1:1 schaffen sollte. Ein Sichtfenster am Objektiv zeigt übrigens an, ob man sich im Makromodus, manuellen Zoommodus oder elektronischen Zoommodus befindet.

Die Entfernungseinstellung wird hingegen nicht angezeigt, auch nicht auf dem Bildschirm, wenn man manuell fokussiert. Immerhin gibt es eine hinzuschaltbare Fokuslupe, die bis zu 14-fach vergrößert. Der elektronische Fokusring am Objektiv lässt sowohl zügiges als auch feinfühliges manuelles Schafstellen zu, wobei dies mit dem Sucher noch besser geht, da er deutlich feiner auflöst als der Bildschirm. Welcher Bereich vergrößert wird, lässt sich übrigens frei festlegen. Wer den Autofokus nutzt, wird angesichts seiner Geschwindigkeit erstaunt sein. Keine 0,2 Sekunden nachdem der Auslöser gedrückt wurde, ist bereits fokussiert und und die Aufnahme im Kasten. In Telestellung dauert das Fokussieren und Auslösen mit 0,26 Sekunden etwas länger als im Weitwinkel. Mit vergleichbaren DSLR-Setobjektiven sind solche Geschwindigkeiten nicht erreichbar, schon gar nicht bei Verwendung des Kontrastautofokus. Olympus behauptet sogar, den weltweit schnellsten Kontrastautofokus zu haben, unsere Messungen Olympus OM-D E-M5 mit 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ [Foto: MediaNord]zeigen, dass Panasonic gleichauf liegt. Auch bei schwachem Licht spricht der Autofokus noch gut an und wird zur Not durch ein (abschaltbares) LED-Hilfslicht unterstützt, das aber naturgemäß eine begrenze Reichweite von wenigen Metern besitzt.

Apropos Panasonic: Olympus und Panasonic arbeiten im Micro-Four-Thirds-System zusammen, das heißt die Objektive sind untereinander kompatibel. Damit hat man die Auswahl aus zwölf Olympus-Objektiven und sogar dreizehn von Panasonic. Ein weiterer Vorteil für Besitzer einer Olympus: Da Panasonic den Bildstabilisator in einigen Objektiven, Olympus aber in der Kamera verbaut, sind auch nicht stabilisierte Panasonic-Objektive an einer Olympus-Kameras bildstabilisiert. Beliebt ist dazu beispielsweise das F1,7 lichtstarke 20 Millimeter von Panasonic, womit die Olympus zum Lichtriesen mutiert, denn der Bildstabilisator der OM-D arbeitet äußerst effektiv, so dass eher Bewegungsunschärfen durch das Motiv als Verwackelungen durch den Fotografen zum Problem werden. Auch wer andere Objektive adaptieren möchte, liegt mit Micro Four Thirds nicht verkehrt, denn es gibt Adapter für nahezu jeden interessanten Objektivanschluss. Bei Four-Thirds-Objektiven sogar mit Unterstützung des Autofokus und der Blendeneinstellung, alle anderen muss man manuell benutzen, etwa Leica-M-Objektive oder solche mit Pentax-K-Anschluss.

Bildqualität Nicht nur in der Praxis, sondern vor allem auch in unserem Testlabor musste die Olympus OM-D E-M5 zusammen mit dem M.Zuiko Digital 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ ihre Bildqualität unter Beweis stellen. Die ausführlichen Messdiagramme dazu sind wie gewohnt gegen einen kleinen Obolus oder in einer Flatrate zusammen mit anderen Labortests einsehbar (siehe weiterführende Links). Das Objektiv zeigt leider eine eher durchwachsene Leistung an der OM-D E-M5, was das Olympus OM-D E-M5 mit 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ [Foto: MediaNord]Gesamtergebnis der Bildqualität etwas trübt. Mit hochwertigen Festbrennweiten wie dem schon erwähnten F1,7 20 Millimeter von Panasonic oder etwa dem hervorragenden F1,8 45 Millimeter von Olympus wären noch bessere Gesamtergebnisse zu erzielen. Immerhin ist die Verzeichnung des 12-50ers recht gering. Im Weitwinkel liegt sie bei etwa 1,2 Prozent Tonnenform, in mittlerer und langer Brennweite ist sie unbedeutend. Auch die Randabdunklung ist gut korrigiert, sie ist im Weitwinkel bei Offenblende von F3,5 mit etwa 0,7 Blendenstufen noch am deutlichsten, sinkt aber erwartungsgemäß beim Abblenden. Interessant ist die Auflösung, im Weitwinkel werden fast 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) erreicht. Selbst bis Blende F8 beträgt die Auflösung bei jeder Brennweite über 40 lp/mm. Erst dann macht sich die Beugung zusehends bemerkbar, bei Blende 11 bleibt die Auflösung aber noch auf gutem Niveau. Der Randabfall der Auflösung beträgt im Weitwinkel bei Offenblende gut 35 Prozent, bei mittlerer Brennweite ist sie unter 20 Prozent. Für ein Setobjektiv und ein Vierfachzoom mit immerhin 24 Millimeter Brennweite entsprechend Kleinbild im Weitwinkel sind die Werte durchaus ordentlich. Im Vergleich mit anderen Herstellern zeigt sich, dass sich ein etwas hochwertigeres Setobjektiv spürbar positiv auf die Bildschärfe und vor allem deren Gleichmäßigkeit auswirkt. Allerdings hat das Olympus 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ eine Achillesferse: Chromatische Aberrationen sind vor allem im Weitwinkel stark ausgeprägt. Besonders die Maximalausschläge sind im Weitwinkel mit vier bis fünf Pixeln Breite sehr unschön.

Die OM-D E-M5 bietet eine hohe Empfindlichkeit von bis zu ISO 25.600. Allerdings zeigte die Messung im Labor, dass die Empfindlichkeiten, die bei ISO 200 beginnen, durchweg 1 2/3 Blendenstufen niedriger ausfallen als eingestellt. Die Kamera fängt laut Messung bei etwa ISO 120 an und endet bei ISO 14.200. Das bedeutet aber auch, dass die Kamera insgesamt eher vorsichtig belichtet und ausgefressene Lichter nicht zur Tagesordnung gehören. Den Signal-Rauschabstand kann man nur als befriedigend Olympus OM-D E-M5 Akkufach und Speicherkartenfach [Foto: MediaNord]bezeichnen. Allenfalls bei ISO 200 kratzt die E-M5 am guten Bereich, der bei 40 dB beginnt. Bis ISO 1.600 dagegen ist sie auf ausreichendem Niveau von über 35 dB, darüber unterscheiden sich Bild- und Rauschsignal nicht mehr deutlich genug. Auch die Rauschunterdrückung ist nur bis einschließlich ISO 1.600 in der Lage, das Bild einigermaßen rauschfrei zu halten, darüber steigt das Helligkeitsrauschen immer stärker an und wird sichtbar, über ISO 12.800 sogar stark. Das Farbrauschen hat Olympus besser im Griff, es taucht erst bei über ISO 12.800 auf, wo man von einer Kamera mit einem Sensor im Four-Thirds-Format aber auch keine Rauschfreiheit erwarten kann, selbst APS-C-Kameras können dies nicht leisten.
Auch die Eingangsdynamik zeigt, dass ISO 1.600 ein magischer Schwellwert ist. Bis hierher wird eine hohe Dynamik von über elf Blendenstufen erreicht, darüber sinkt sie rapide ab: Zehn Blendenstufen bei ISO 3.200, neun Blendenstufen bei ISO 12.800 und schlechte acht Blendenstufen bei ISO 25.600. Schaut man sich an, wie die Rauschunterdrückung mit Details umgeht, so sind diese überraschenderweise bis einschließlich ISO 3.200 auf gutem Niveau. Erst bei ISO 6.400 zeigen die Labormesswerte einen nennenswerten Verlust an Details. Insgesamt kann man also von der Rausch-Performance der E-M5 durchaus überrascht sein, die Olympus schlägt beispielsweise die Samsung NX200 locker. Das gilt für Rauschen, Detailzeichnung bei hoher Empfindlichkeit und die Olympus OM-D E-M5 mit 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ [Foto: MediaNord]Objektivqualität und Schärfe beziehungsweise Auflösung gleichermaßen – und dass, obwohl die Samsung den größeren und auch etwas höher auflösenden Sensor mit mehr und größeren Pixeln besitzt.

Allerdings ist Olympus auch Meister in der JPEG-Bildaufbereitung, in der die Messungen erfolgen. So nutzt Olympus eine offensive Bearbeitung der Bilder, was vor allem auf die Schärfe und Tonwerte zutrifft. Die Schärfe (allerdings mit entsprechenden Artefakten) und die steile Tonwertkurve schmeicheln dem Auge und sorgen für einen subjektiv knackigen Bildeindruck, so dass die Fotos ohne weitere Bearbeitung gedruckt werden können. Wer die Bilder allerdings am PC bearbeiten möchte, sollte auf das RAW-Format zurück greifen, denn hier hat er nicht mit diesen Artefakten und anderen Bildverfälschungen zu kämpfen. Farben gibt die Olympus dagegen eher zurückhaltend wieder. Die Farbtöne sind erstaunlich genau getroffen, nur die warmen Farbtöne sind etwas stärker gesättigt, was jedoch wiederum einen subjektiv eher angenehmen Eindruck hinterlässt.

Fazit Mit der OM-D E-M5 ist Olympus ein großer Wurf für ambitionierte Hobbyfotografen gelungen. Die spiegellose Systemkamera weiß sowohl von der Verarbeitung als auch der technischen Ausstattung zu überzeugen, zumal sie die einzige spritzwassergeschützte am Markt ist. Die Bedienung indes ist typisch für Olympus vor allem in den Menüs etwas unübersichtlich. Wer sich aber eingehend mit der Kamera auseinander setzt, findet vielfältige Einstell- und Individualisierungsmöglichkeiten, die kaum Wünsche offen lassen. Auch an der Bildqualität gibt es kaum etwas auszusetzen. Die E-M5 ist in JPEG äußerst knackig abgestimmt und liefert so direkt aus der Kamera lebendige Fotos. Das RAW-Format bietet hingegen alle gewohnten Bearbeitungsmöglichkeiten, sogar in der Kamera mit dem eingebauten Konverter. Das 12-50-Millimeter-Setobjektiv ist zwar grundsätzlich gelungen, könnte aber gerne etwas lichtstärker sein, auch seine Bildqualität ist nicht perfekt, so dass man mit einer Festbrennweite noch mehr aus der Kamera heraus holen kann. Das Schlachten des Sparschweins zum Kaufen der OM-D E-M5 wird man kaum bereuen, selbst wenn man kein ambitionierter Fotograf ist, sondern vor allem Wert auf gutes Design, hochwertige Verarbeitung und gute Bildqualität legt, denn die OM-D weiß auch mit den Automatiken und kreativen Art-Filtern zu überzeugen.

Kurzbewertung

  • Hoch auflösender, brillanter elektronischer Sucher mit Klappbildschirm als Ergänzung
  • Hohe Individualisierbarkeit der Bedienung
  • Super Bildqualität mit knackigen JPEGs, lässt sich aber mit besserem Objektiv noch optimieren
  • Hervorragend verarbeitetes, spritzwassergeschütztes Gehäuse im schicken Retrodesign
  • Bildschirm im 3:2-Format sorgt für Trauerränder beim 4:3-MFT-Standardformat
  • Bildstabilisator sorgt für ständige Geräuschkulisse (vor allem störend bei Videoaufnahmen)
  • Kein integriertes Blitzgerät (Mini-Aufsteckblitz aber im Lieferumfang)
  • Stativgewinde außerhalb der optischen Achse

Technische Daten

Modell Olympus OM-D E-M5
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
17,2 Megapixel (physikalisch), 16,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.608 x 3.456 (4:3)
Video (max.) 1.920 x 1.080 30p
Objektivanschluss
Micro Four Thirds
Sucher 1,44 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 1,2-fach (Sensor-bezogen)
Monitor 3,0" (7,6 cm), 0,610 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (324 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 7 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
eingebauter Blitz nein
Blitzanschuh Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Serienbildfunktion max. 9,0 Bilder/s und max. 70 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus ja, Kontrast (35 Sensor(en))
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC, UHS I)
Empfindlichkeit automatisch ISO 200 bis 25.600, manuell ISO 100 bis 25.600
Gehäuse Spritzwasserschutz, frostsicher bis -10 °C
Abmessungen 121 x 90 x 42 mm (B x H x T)
Gewicht 425 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/JPZT1 (mit Preisvergleich)
Kommentare

15 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

Zuiko 2012-04-12

"zumal sie die einzige spritzwassergeschützte Systemkamera am Markt ist"

Bezogen auf Systemkameras ist das so nicht richtig. Spiegellose Systemkamera würde es eher treffen.

Zwar ist sie gleichzeitig die kleinste Spritzwassergeschützte Systemkamera, aber dafür recht teuer. Die Pentax K-5 ist qualitativ hochwertiger und deutlich günstiger.

Benjamin Kirchheim 2012-04-12

In der Tat sollte ich auch schreiben, was gemeint ist. Ich ändere das mal.

fredvossen 2013-03-15

Hier wird über spiegellose Sys. kams diskutiert. Die OM D E ist nahe am optimum was die Ausstattung betrifft. Schwenkdisplay mit Touch, E-Sucher, Bedienbarkeit usw.

und lichtstarke Festbrennweiten ohne Adapter. aber mit Puckel. Wenn die  Nex 6 oder 7 ein Tochdisplay hätte und Lichtstarke Objektive mit E mount  dann wäre die Sucherei schnell erledigt. Hatte eine nex 5N; topp  aber kann ohne Sucher bei Sonne  nicht richtig arbeiten.

Warum hören die Hersteller nicht auf ihre Kunden.

Touch nur zum AF  und auslösen  würde schon reichen.  

Digic V 2012-04-12

Unter den negativen Aspekten sollte vielleicht noch die geringe Akkulaufzeit erwähnt werden.

Benjamin Kirchheim 2012-04-12

[quote user="Digic V"]Unter den negativen Aspekten sollte vielleicht noch die geringe Akkulaufzeit erwähnt werden.

Bei unter 300 Bildern würde ich zustimmen, aber so muss das nicht unbedingt sein.

FipsRS 2012-04-12

Habt ihr Erfahrungen mit dem Aufstecksucher fuer die Pen-Serie (EV-2)? Mich wuerde sehr interessieren, ob der Sucher der OM-D besser ist. Der EV-2 hat mich nicht so ganz ueberzeugt, auch wenn er deutlich brauchbarer ist als manch anderer EVF.

Benjamin Kirchheim 2012-04-12

Der Pen-Sucher gehört zu den besten am Markt und die OM-D ist desbezüglich (Bildqualität, Kontrast, Helligkeit, Farben) genauso gut. Einen direkten Vergleich habe ich aber nicht, daher nur subjektiv. Was hat Dich denn am Sucher gestört?

FipsRS 2012-04-12

Naja, dass kein optischer ist Devil. Im Ernst: Es sind drei Dinge die fuer mich ausschlaggebend sind. Zum einen der geringe Dynamikumfang mancher EVF. Clipping gibt es halt beim optischen Sucher nicht. Dann waer da dieser Nachzieheffekt wenn man die Kamera schwenkt. Gerade fuer die Strassenfotografie empfinde ich das als sehr nachteilhaft und dafuer waere diese Kamera ja praedestiniert. Zuletzt fehlt einfach die Aufloesung die manuelles scharfstellen auf die Schnelle, also ohne Vergroesserung ermoeglicht. Eine zu geringe Aufloesung ist auch bei der Beurteilung der Schaerfentiefe hinderlich.

Den VF-2 fand ich bei einem kurzen Test auch ziemlich gut, vergleichbar mit dem der NEX7. Letztere hatte allerdings ein helleres und kontrastreicheres Bild welches einfach natuerlicher wirkte.

Ich denke, es ist letztendlich auch einfach eine Gewoehnungsfrage. Ich bin mir sicher, wenn die OM-D genuegend andere Vorteile bietet, koennte ich mich nach ein zwei Monaten oder so auch mit dem Sucher anfreunden. Und selbst wenn nicht, dann wird es halt mit der naechsten Generation an EVFs so sein.

heypek 2012-04-12

Das LiveBild vom EVF ist GRÖßER + Lupe + Belichtungskorr.(Histogramm)+ Tonwertkorr. + Fokuspeaking (leider nicht bei Oly)

Dank Kontrastmethode ist AF vorallem bei Offenblende und WW sowie Makro viel zuverläsiger!

Welche SLR mit Prisma kann das leisten???

Der neue EVF ist schneller da 120Hz Ausleserate.

Stonefish 2012-04-12

Auf die Live-Bulb Funktion bin ich schon gespannt. Ich habe das Gefühl, Innovationen kommen von den Marken jenseits des Main-Stream. Schade nur, dass das 12-50 nicht die von mir erwarteten optischen Ansprüche erfüllt.

@Benjamin : Sehr gut geschriebener Test.

Goodi 2012-04-12

Ich verstehe die Kritik an der Menüstruktur bei Olympus nicht. Ich finde es gut, dass viel einzustellen und somit die Kamera dem persönlichen Geschmack anzupassen ist. Wer das nicht braucht kann alle für die Aufnahme notwendigen Einstellungen im übersichtlichen Aufnahmemenü vornehmen und das Menü getrost ignorieren.

heypek 2012-04-12

Stativgewinde ist mit Zusatzgriff Mittig.

Neuer Blitz bietet stärkeres LED-Hilfslicht, die OM hatten auch keinen Blitz drinnen.

Das neue 75/1.8 sollte auch erwähnt werden, Festbrennweiten sind an sich schon doppelt so Lichtstark + Offenblende + SensorShift "kann der ISO-Wert niedrig bleiben" (warum wird das eigentlich nie erwähnt, schließlich lesen auch Einsteiger Testberichte).

Harm Gronewold 2012-04-13

[quote user="heypek"]Festbrennweiten sind an sich schon doppelt so Lichtstark + Offenblende + SensorShift "kann der ISO-Wert niedrig bleiben"

Diese Verallgemeinerung stimmt nicht. Festbrennweiten haben meist eine bessere Lichtstärke als Ihre Zoom Gegenstücke. Der Zusammenhand zwischen Blendenöffnung, Stabilisator und Belichtungszeit sollte jeder der Testberichte liest schon verinnerlicht haben. IMO ist es nicht Sinn und Zweck eines Testberichts ein Grundkus in Sachen Fotografischer Theorie sein

Benjamin Kirchheim 2012-04-13

Zumal ich im Testbericht explizit auf zwei lichtstarke Festbrennweiten (das Panasonic 1,7/20 und das Olympus 1,8/45) und die Vorteile durch den Stabilisator hingewiesen habe.

Adda 2012-06-23

Diese Kamera finde ich extrem spannend. Viele Jah habe ich schwere Spiegelreflexkameras plus Zubehör auf Wanderungen mitgeschleppt. Seit dem letzten Jahr hab ich eine Fuji x-100 bei Wanderungen umhängen. Manchmal habe ich die Spiegelreflex im Rucksack. Ca. in 85 % der Aufnahmen komme ich mit 35 mm (umgerechnet in Kleinbildformat) aus, aber in ca. 15.% der Fälle wäre ein Weitwinkel oder Tele doch gut. Da stell ich mir die DM-D 5 prima vor. Mit dem Panasonic 20 mm Objektiv bestückt umhängend und das Zoom oder 2 andere Festbrennweiten im Rucksack.

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