Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Olympus OM-D E-M5 Mark II

Seite 2 von 2, vom 2015-02-05, aktualisiert 2015-06-29 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Auch im bisher von Olympus eher stiefmütterlich behandelten Videobereich wurde die OM-D E-M5 Mark II aufgerüstet. Zwar bietet sie nur Full-HD-Auflösung und kein 4K, dafür aber in deutlich besserer Qualität. Bis zu 77 Mbit/s sind bei Bildraten von 24, 25, 30, 50 oder 60 Bildern pro Sekunde möglich, auch All-Intra lässt sich statt MP4 als Speicherformat wählen. Der Timecode wird ebenfalls mit aufgezeichnet, und wer möchte, kann ein HDMI-Aufnahmegerät anschließen und damit die Begrenzung auf maximal 29 Minuten pro Aufnahme umgehen. Auch am Autofokus hat Olympus gearbeitet, dieser arbeitet nun wesentlich sanfter, auch die Belichtung wird fließend angepasst und nicht mehr so abrupt, was insgesamt zu ansehnlicheren Videos führt. Vor allem kann hier wieder der Fünf-Achsen-Bildstabilisator punkten, der ein deutlich ruhigeres Videobild bietet als die Mitbewerber. Freihand geführte Aufnahmen machen den Eindruck, mit einem Rigg aufgenommen worden zu sein, so ruhig ist das Bild. Der Ton gelangt wahlweise über das integrierte Stereomikrofon oder aber über ein extern angeschlossenes ins Video. Dabei lässt sich dieser auspegeln und sogar per Kopfhörer kontrollieren, sofern man einen der Griffe mit Kopfhörerausgang an der Kamera montiert hat. Das Fokuspeaking wird auch bei Videoaufnahmen angezeigt, einzig eine Zebrafunktion hat Olympus vergessen – vielleicht wird diese ja noch nachgerüstet. Dass im Video Parameter wie Blende, Belichtungszeit, ISO und Weißabgleich angepasst werden können, kann quasi schon als selbstverständlich angesehen werden. Auch ein paar Effektfilter hat die E-M5 Mark II zu bieten.

Außerdem erwähnenswert ist der mitgelieferte Blitz. Die E-M5 Mark II besitzt wie ihr Vorgängermodell keinen eingebauten Blitz, aber auch der Accessory-Port, über den der batterielose mitgelieferte Blitz bisher angeschlossen wurde, ist weggefallen. Dafür besitzt die Mark II einen zusätzlichen Kontakt im Blitzschuh, der den aufgesteckten FL-LM3 mit Strom versorgt. Dieser kleine Aufsteckblitz hat es in sich: Trotz der getringen Leitzahl von 9,5 (entspricht Leitzahl 13 bei der Basis-ISO-Empfindlichkeit der E-M5) lässt er sich zu beiden Seiten sowie nach oben schwenken, damit ist indirektes Blitzen problemlos möglich, solange die zu überwindenden Entfernungen nicht zu groß werden. Außerdem können externe Systemblitzgeräte mit dem Aufsteckblitz drahtlos gesteuert werden. Funktionen wie Langzeitsynchronisation, Blitzbelichtungskorrektur oder Blitzen auf den zweiten Verschlussvorhang sind bei Olympus selbstverständlich.

Auch das integrierte WLAN sollte noch genannt werden, über das sich die Kamera via App fernsteuern lässt (mehr dazu im Fototipp in den weiterführenden Links am Ende des Tests). Tethered Shooting ist mit der E-M5 Mark II wie mit der OM-D E-M1 via USB mit der entsprechenden Steuerungssoftware ebenfalls möglich. Diese erlaubt als Besonderheit beispielsweise Fokus-Stacking.

Bildqualität Wie üblich basieren unsere Erkenntnisse über die Bildqualität hauptsächlich auf unserem Labortest, der kostenpflichtig über die weiterführenden Links abgerufen werden kann. An der OM-D E-M5 Mark II beweist das getestete Setobjektiv 12-40 mm 2.8 ED einmal mehr seine hervorragende Qualität. Die Schärfe auf 30 mal 20 Zentimeter großen Ausdrucken ist ohnehin bei allen getesteten Blenden und Brennweiten vom Bildzentrum bis an den Bildrand formidabel. Die Randabdunklung spielt mit ihrem sanften Anstieg und einem Maximum von einer halben Blendenstufe in den äußersten Bildecken praktisch keine Rolle. Eine Verzeichnung ist nur im Weitwinkel messbar, kann mit 0,5 Prozent Tonnenform jedoch getrost vernachlässigt werden. Auch Farbsäume in Form von chromatischen Aberrationen sind mit unter einem Pixel kaum der Rede Wert. Hierbei sei angemerkt, dass die Mark II Randabdunklung, Farbsäume und Verzeichnung aus den Bildern herausrechnet, diesen Job macht sie offensichtlich gut. Die knackigen Bilder zeigen aber auch einige Schärfeartefakte, die höchsten, die wir bisher bei einer Micro-Four-Thirds-Kamera feststellen konnten. Die Bilder sind damit knackig scharf und können direkt gedruckt werden. Zur intensiven Nachbearbeitung können wir ohnehin nur das Raw-Format empfehlen, insofern geht Olympus mit der kräftigen Nachschärfung in JPEG einen durchaus nachvollziehbaren Weg.

Die Auflösung des 12-40 mm ist hervorragend. Bei kurzer und mittlerer Brennweite erreicht es spielend über 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm), für 16 Megapixel ein sehr hoher Wert. Da Maximum liegt sogar bei 58 lp/mm. In Telebrennweite liegt die Auflösung zwar knapp unter 50 lp/mm, ist aber damit immer noch sehr hoch. Der Auflösungsverlust zum Bildrand ist im Weitwinkel wie zu erwarten am größten, er liegt bei knapp über 30 Prozent. Die Auflösung liegt hier mit um die 40 lp/mm dennoch im guten Bereich. Bei mittlerer Brennweite fällt der Randverlust geringer aus und ist in Telestellung am niedrigsten. Absolut gesehen besitzt das 12-40 mm bei mittlerer Brennweite von 25 Millimeter seine beste Auflösung sowohl in der Bildmitte als auch am Bildrand. Bereits bei Offenblende ist die Auflösung sehr hoch und kann sich beim Abblenden auf bis zu F5,6 sogar noch leicht steigern. Darüber begrenzt bereits die Beugung die Auflösung. Bei F11 bleibt die Beugung noch im Rahmen, erst bei F16 gibt es deutlichere Auflösungsverluste. Das 12-40 mm ist so gut, dass man sich in diesem Brennweitenbereich die Festbrennweiten sparen kann, wenn man deren Lichtstärke und Kompakt- sowie Leichtigkeit nicht benötigt.

Aber auch aus dem Bildsensor kitzelt Olympus Höchstleistungen heraus. So erreicht der Signal-Rauschabstand bei ISO 100 sehr hohe 45 dB, bis ISO 400 bleibt dieser bei über 40 dB und damit im guten Bereich. Bis ISO 3.200 bleibt der Signal-Rauschabstand mit über 35 dB akzeptabel, erst darüber setzt sich das Bildsignal nicht mehr deutlich genug vom Rauschsignal ab. Das Farbrauschen hat Olympus sehr gut im griff, Helligkeitsrauschen wird ab ISO 6.400 sichtbar und steigt auch bei ISO 12.800 und 25.600 weiter an. Trotz der Rauschunterdrückung zeichnet die Mark II feinste Details bis ISO 6.400 gut, fällt darüber aber rapide ab. Am besten schneidet sie jedoch bis ISO 800 ab, wobei hier wieder die starken Schärfeartefakte in der Messung deutlich werden.

Da die Olympus das Signal bei ISO 100 dämpft, das heißt ISO 200 ist ihre Grundempfindlichkeit, beträgt die Eingangsdynamik hier "nur" etwas über zehn Blendenstufen, ein guter Wert. Von ISO 200 bis 3.200 werden sehr gute über elf Blendenstufen erreicht, selbst bei ISO 6.400 liegt sie nur knapp darunter. Hohe Kontraste im Motiv kann die Mark II als hervorragend einfangen. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist hingegen vor allem bis ISO 400 sehr gut und bis ISO 1.600 gut. Bei ISO 3.200 werden bereits weniger als 160 der 256 möglichen Helligkeitsstufen unterschieden, die Olympus bleibt aber bis zur höchsten ISO-Empfindlichkeit im akzeptablen Bereich. Wie bereits bei den Schärfeartefakten festgestellt legt Olympus Wert auf knackige JPEGs, dies setzt sich bei der Tonwertübertragung fort. Die Tonwertkurve ist stark angesteilt und sorgt für knackige Bilder mit hohen Kontrasten bei mittleren Helligkeiten, aber sanft auslaufenden Tiefen und Lichtern. Farben hingegen werden erstaunlich neutral wiedergegeben, größere Verschiebungen gibt es allenfalls im Gelb- Orange- und Rotbereich. Gelb und Gelbgrün werden etwas gedämpft wiedergegeben, Rot und Orange etwas gelblastig. Die Farben sind aber durchaus gut vertretbar und unterstreichen eher den Bildcharakter als das Bild zu sehr zu verfälschen. Auch der Weißabgleich arbeitet gut, wobei man für warme Farben wählen kann, ob die möglichst neutral ausfallen sollen oder etwas warmtöniger, um die Bildstimmung besser einzufangen.

Insgesamt setzt die E-M5 Mark II bei Micro Four Thirds eine neue Bestmarke bei der Auflösung, zeigt aber im Gegenzug auch die stärksten Schärfeartefakte. Das Rauschen ist bis ISO 3.200 gering, der Dynamikumfang mit elf Blendenstufen hervorragend hoch und auch die Detailwiedergabe kann bis hin zu hohen ISO 1.600 und sogar darüber hinaus überzeugen. Der 40-Megapixel-Modus hingegen konnte im Labor bei der Auflösungsmessung zwar nicht überzeugen, wohl aber bei den Aufnahmen unseres Testbilds. Hier kann die E-M5 Mark II tatsächlich auf ein Niveau mit der Nikon D810 ziehen, was die Auflösung feinster Schriften und Details angeht. Die Aufnahmen unseres Testbilds aus dem Labor sind kostenlos über die weiterführenden Links abrufbar. Dies betrifft sowohl die Aufnahmen in 16 Megapixel von allen ISO-Empfindlichkeiten (100 bis 25.600) in Raw und JPEG als auch die 40-Megapixel-Aufnahmen in JPEG, ebenfalls bei allen verfügbaren ISO-Empfindlichkeiten (100 bis 800).

Fazit Mit der OM-D E-M5 Mark II ist Olympus ein weiterer großer Wurf im Micro-Four-Thirds-System gelungen, der vor allem hierzulande unter den "Sucherfans" zahlreiche Anhänger finden sollte. Die E-M5 protzt nur so mit neuen Funktionen, die teilweise sogar das größere Schwestermodell E-M1 übertrumpfen. Da fällt die Entscheidung, welche Kamera man nimmt, nicht leicht – oder man nimmt am besten beide. Der Bildstabilisator ist wirklich beeindruckend effektiv und der Verschluss angenehm leise. Die Bildqualität setzt eine neue Bestmarke im Micro-Four-Thirds-System und braucht sich, vor allem auch dank der guten Objektive, nicht hinter Systemkameras mit größerem Sensor zu verstecken. Auch Videofans kommen nun deutlich besser auf ihre Kosten, wenngleich noch manche Details fehlen, wie etwa eine Zebra-Funktion – aber Olympus zeigt auch, dass mit Firmwareupdates solche nachgefragten Funktionen nachgerüstet werden können.

Kurzbewertung

  • Hervorragender Bildstabilisator
  • Pfeilschneller Autofokus
  • Sehr gute Bildqualität
  • Leiser, sanfter Verschluss, wahlweise komplett lautlos
  • Hochwertige Verarbeitung mit Schutz vor Witterungseinflüssen
  • Video ohne 4K und Zebra
  • Fn1-Taste etwas schlecht erreichbar
  • Keine moderne Schwenkpanoramafunktion

Technische Daten

Modell Olympus OM-D E-M5 Mark II
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
17,2 Megapixel (physikalisch), 16,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.608 x 3.456 (4:3)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektivanschluss
Micro Four Thirds
Sucher 2,36 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 0,7-fach (KB-äquivalent), Vergrößerung 1,5-fach (Sensor-bezogen)
Monitor 3,0" (7,6 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (324 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 7 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
eingebauter Blitz nein
Blitzanschuh Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt, F-Stecker
Konnektivität WLAN, Bluetooth
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Mikrofoneingang
GPS extern (Smartphone als GPS-Logger)
Serienbildfunktion max. 10,0 Bilder/s und max. 16 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 s
Autofokus ja, Kontrast (81 Sensor(en))
Akkulaufzeit 330 Aufnahmen gem. CIPA-Standard keine USB-Ladefunktion
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC, UHS I)
Empfindlichkeit automatisch ISO 100 bis 25.600, manuell ISO 100 bis 25.600
Gehäuse Spritzwasserschutz, frostsicher bis -10 °C
Abmessungen 124 x 85 x 38 mm (B x H x T)
Gewicht 496 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/QQOLM (mit Preisvergleich)
Kommentare

2 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

capricorn8 2015-04-04

Die E-M5 Mark II wurde genau wie die E-M1 mit dem 12-40 mm 2.8 ED getestet. Wie kann es sein, daß sich Auflösung MTF Werte zum Teil so deutlich (10-15%) voneinander abweichen? Einmal in der Mitte schärfer, einmal am Rand schärfer?

Liegt das an der Kamera, an unterschiedlichen Objektiv-Exemplaren, oder an Ungenauigkeiten im Meßverfahren?

Benjamin Kirchheim 2015-04-05

Da kommen die unterschiedliche Bildaufbereitung, die unterschiedlichen Exemplare des Objektivs und Messungenauigkeiten zusammen.

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