Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Olympus Pen E-P3
2011-08-30 Mit der Pen E-P3 bietet Olympus schon die dritte Generation der Micro-Four-Thirds-Reihe an. Nach wie vor ist die E-P3 das Topmodell von Olympus spiegellosen Systemkameras. Während sich das Gehäuse kaum änderte, gab es viele Detailverbesserungen: Ein eingebautes Blitzgerät, FullHD-Videoaufnahmen und ein beschleunigter Autofokus, der bei der E-P1 und E-P2 noch viel kritisiert wurde. Beim Bildsensor hingegen hält Olympus vernünftigerweise an den zwölf Megapixeln fest. So kann die E-P3 zeigen, was mit moderner Bildaufbereitung aus dem Sensor, der trotz gleichbleibender Auflösung ebenfalls verbessert wurde, herauszuholen ist. Dem und mehr sind wir im digitalkamera.de-Test nachgegangen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Das Gehäuse der E-P3 kommt einem angenehm bekannt vor: Im Prinzip hat sich hier zur E-P1 nicht viel verändert. Es wirkt mit seinen Metallschalen und dem angenehm hohen Gewicht sehr solide und liegt nach wie vor für eine Kamera ohne ausgeprägten Handgriff gut in der Hand. Eine interessante Verbesserung ist der abschraubbare Handgriff. So kann die Kamera wahlweise sehr schlicht aussehen (wie auf unseren Fotos) oder aber etwas besser in der Hand liegen. Findige Bastler und Zubehörhersteller werden vielleicht auch noch andere Griffe konstruieren, die über mehr Volumen verfügen. Einen leichten Rückschritt gibt es bei der Abdeckung der Schnittstellen (HDMI, USB und AV-Out), denn die Klappe ist nicht mehr mit einem robust wirkenden Scharnier, sondern mit einem in der Kamera verhakten Gummi befestigt. An der Kameraunterseite befindet sich das Metallstativgewinde leider außerhalb der optischen Achse, zudem ist es zu nah am Akku- und Speicherkartenfach, so dass dieses im Stativbetrieb blockiert wird. Der Lithium-Ionen-Akku reicht für etwa 330 Bilder nach CIPA-Standard. Das ist knapp ausreichend und mehr, als noch bei der E-P2. Die Verbesserung dürfte vor allem dem energiesparenderen Bildschirm zu verdanken sein. Ein Netzteil lässt sich übrigens nicht mehr anschließen.
Auffälligste Neuerung ist der brillante OLED-Bildschirm, der 7,5 Zentimeter in der Diagonale misst. Mit 614.000 Bildpunkten löst er fast dreimal so hoch auf wie noch bei der E-P1. Dadurch wirkt das Monitorbild endlich nicht mehr verpixelt, auch wenn es schon lange noch höher auflösende Bildschirme gibt. OLED bietet viele Vorteile: Die Pixel sind selbstleuchtend, was die Hintergrundbeleuchtung spart und gleichzeitig ein blickwinkelunabhängiges, kontrastreiches Bild bedeutet. Darüber hinaus handelt es sich um einen Touchscreen, wovon Olympus allerdings nur äußerst sparsam Gebrauch macht. Lediglich fokussieren und auslösen lässt sich im Aufnahmemodus, bei der Wiedergabe können Bilder weiter gewischt und per Fingerdruck vergrößert werden. Schnellmenü und Hauptmenü hingegen müssen weiterhin über die zahlreichen Tasten bedient werden. Das stört den traditionellen Fotografen wenig. Vor allem das Schnellmenü nach dem Drücken der OK-Taste und die mit Direktwahlfunktionen belegten Tasten erlauben einen schnellen Zugriff auf die wichtigsten Einstellungen. Dabei verzichtet Olympus weitgehend auf Doppelbelegungen von Tasten, was die Bedienung vereinfachen soll. Zusätzlich gibt es zwei programmierbare Tasten sowie zwei Einstellräder, wobei das untere etwas griffiger sein könnte – drückt man es zu stark, damit es sich dreht, löst man versehentlich einen Tastendruck aus.
Überhaupt gehören die Individualisierbarkeit und Konfigurierbarkeit im Menü zu den Stärken der E-P3. Die Menüerscheinung hat Olympus angenehm modernisiert, die Unübersichtlichkeit vor allem in den Tiefen des Konfigurationsmenüs bleibt dagegen weiterhin bestehen. Zwar kann man bis hin zur Akkustandsanzeige und dem Belichtungsmesser so gut wie alles eichen, konfigurieren und individualisieren, aber man verliert leicht den Überblick, wo man welche Funktion findet, was sie bewirkt und vor allem, was man eingestellt hat. Da ist es sicher weise von Olympus gewesen, dass man dieses Menü auch "verstecken" kann und es standardmäßig deaktiviert ist.
Ausstattung Auch wenn die E-P3 den Anschein vermitteln mag, sei sie nur für Profis gemacht, die sich technisch perfekt auskennen – dem ist nicht so. Olympus hat alles dafür getan, dass der Anwender so gut wie nichts einstellen muss, wenn er nicht will. Die intelligente Automatik sorgt für die Einstellung des Motivprogramms, erkennt Gesichter und macht alles alleine – nur auf den Auslöser drücken muss der Fotograf noch. Ein echter "Panikmodus" also. Zusätzlich kann man beispielsweise mit den Art-Filtern kreativ werden beziehungsweise seine Fotos schon während der Aufnahme mit interessanten Effekten versehen – sogar im Videomodus. Eine Panoramafunktion ist ebenfalls an Bord. Auch bei der Bildwiedergabe gibt es einige Bearbeitungsmöglichkeiten inklusive eines integrierten RAW-Konverters. Selbstverständlich kann der Fotograf jederzeit die manuelle Kontrolle über sämtliche Parameter übernehmen. HDR-Fotografen wird freuen, dass die E-P3 Belichtungsreihen mit bis zu sieben Bildern bei einem Belichtungsabstand von bis zu 2/3 EV zwischen den jeweiligen Bildern aufnehmen kann, also 4 EV zwischen dem hellsten und dunkelsten Bild.
"Jederzeit" ist auch das richtige Stichwort für die Videofunktion: Mithilfe der roten Videoaufnahmetaste kann man Videoaufnahmen auch im Fotomodus starten. Im Gegensatz zur Videomoduseinstellung über das Programmwählrad sieht man vorher den effektiven Bildausschnitt nicht, denn durch das andere Videoformat von 16:9 gegenüber 4:3 im Fotomodus werden oben und unten große Bildbereiche abgeschnitten. Hinzu kommt der digitale Bildstabilisator, der am Rand ebenfalls etwas Bildfläche abschneidet. Der im Fotomodus aktive Bildstabilisator mittels Sensorverschiebung taugt nämlich nur für den Einsatz von Fotoaufnahmen bis zu zwei Sekunden Belichtungszeit, ist also bei Langzeitbelichtungen und bei Videoaufnahmen nicht aktiv. Der angenehm schnelle und leise Autofokus zieht die Schärfe im Videomodus ständig nach. Allerdings wirkt er dabei recht nervös, oft wird das Bild kurz leicht unscharf, um dann wieder scharf zu werden, was bei der Betrachtung sehr unangenehm auffällt. Ebenfalls nicht ganz so schön ist das schwammige Gefühl, dass der digitale Bildstabilisator verursacht. Besonders nach Schwenks wirkt der Bildausschnitt "schwimmend". Gespeichert werden die Videos als AVCHD. Wer das nicht mag, kann unter etwas Auflösungsverlust auf Motion-JPEG zurück schalten. Da sind die Aufnahmen nicht auf knapp 30 Minuten Länge am Stück beschränkt, sondern auf zwei Gigabyte pro Clip. Der Ton der Videos wird in Stereo aufgezeichnet, über die Zubehörbuchse lässt sich ein Mikrofonadapter anschließen.
Der Systemblitzschuh mit dem unten angeschlossenen Zubehörschuh nimmt aber nicht nur den Stereotonadapter auf, sondern wahlweise auch das Penpal zur drahtlosen Bildübertragung oder einen hoch auflösenden (800 x 600 Pixel beziehungsweise 1,44 Millionen Bildpunkte) elektronischen Sucher VF-2 sowie den neuen, etwas günstigeren VF-3, der allerdings auch niedriger (640 x 480 Pixel beziehungsweise 921.000 Bildpunkte) auflöst. Der Miniaufsteckblitz der Pen E-PL3 und E-PM1 hingegen funktioniert auf der E-P3 nicht. Wozu auch, hat die E-P3 doch einen eingebauten Pop-up-Blitz, der allerdings etwas leistungsschwach ist. Auch die Ausleuchtung von 28 Millimeter Weitwinkel könnte bis in die Ecken etwas konstanter sein. So sinkt die Helligkeit bei 80 Prozent Bildhöhe unter 50 Prozent, was einem Lichtverlust von über einer Blendenstufe entspricht. Immerhin taugt der interne Blitz als Master für Drahtlos-TTL und erlaubt die Steuerung von bis zu drei Blitzgruppen auf einem von vier Kanälen. Große TTL-Systemblitze lassen sich selbstverständlich auch auf den Blitzschuh aufstecken.
Bildqualität Zusammen mit dem äußerlich überarbeiteten aber optisch von der Linsenkonstruktion mit dem Vorgängermodell identischen 14-42-Millimeter-Standardzoom musste sich die Pen E-P3 im digitalkamera.de-Testlabor beweisen. digitalkamera.de betreibt als DIWA-Mitglied das DIWA-Testlabor Deutschland, wobei dieses wiederum auf den Testcharts von DxO und der Auswertungssoftware DxO Analyzer 4.0 beruht. Die ausführlichen Testergebnisse mit detailreichen Diagrammen sind gegen ein kleines Entgelt abrufbar (siehe weiterführende Links). Der in der E-P3 verwendete LiveMOS-Bildsensor löst zwar weiterhin zwölf Megapixel auf, dennoch handelt es sich um eine Weiterentwicklung, die eine bessere Bildqualität und schnellere Ausleserate bietet. Benutzt wird das bereits beim Autofokus, wo der Sensor Messsignale mit 120 Bildern pro Sekunde liefert. Bemerkbar macht sich das bei der Fokusgeschwindigkeit von etwa 0,35 Sekunden mit dem Standardzoom, was DSLR-Niveau entspricht. Andere Objektive können sogar schneller sein, wie eine Testmessung des 12 Millimeter 2.0 zeigte, das sogar innerhalb von 0,28 Sekunden scharf stellt. Bei sehr schwachen Lichtverhältnissen hilft eine helle LED in Orange dem Autofokus zumindest bei kurzen Distanzen auf die Sprünge. Auch für das Videosignal wird der neue Sensor benötigt. Bei den Serienbildern hingegen scheint der mechanische Verschluss zu bremsen, hier sind weiterhin nur etwa drei Bilder pro Sekunde möglich. Anders sieht es bei der E-PL3 aus, die einen neuen Verschluss spendiert bekommen hat, der eine höhere Serienbildrate erlaubt. Mehr dazu im Test der E-PL3, der im September 2011 erscheint.
Die Auflösung des Setobjektivs kann man als sehr gut bezeichnen. Selbst zum Bildrand hin fällt die Auflösung kaum ab, was für ein Setobjektiv ungewöhnlich gut ist. Der Sensor wird vor allem im Bildzentrum ausgereizt, was darauf schließen lässt, dass das Objektiv an einem höher auflösenden Sensor mehr zu leisten im Stande wäre. Mit Ausnahme des Weitwinkels mit etwas tonnenförmiger Verzeichnung sind keine Verzerrungen auszumachen. Auch die Randabdunklung ist im grünen Bereich. Farbsäume in Form von chromatischen Aberrationen treten im Maximum leicht sichtbar auf, was zu verschmerzen ist. Für ein Setobjektiv schlägt sich das 14-42 Millimeter II R ungewöhnlich gut.
Freude macht die Olympus bei der Genauigkeit des manuellen Weißabgleichs. Auch die Farben wirken angenehm. Die Wiedergabe ist erstaunlich neutral, hier greift die Kamera nur leicht schönend beziehungsweise farbverschiebend ein. Die Farbdifferenzierung ist von ISO 200 bis 800 sehr gut, bei ISO 1.600 und 3.200 gut, erst darüber stellt die Kamera nicht mehr ganz so viele feine Farbabstufungen dar. Die Tonwertkurve hingegen zeigt eine leichte Tendenz zur subjektiven Bildverschönerung, statt neutral zu sein. Durch die Anhebung der Kontraste vor allem in mittleren Helligkeiten wirken die Bilder etwas knackiger. Die Eingangsdynamik erreicht bei ISO 200 fast elf Blendenstufen, selbst bei ISO 1.600 werden noch knapp zehn Blendenstufen Motivkontrast eingefangen. Erst ab ISO 6.400 beginnt die Dynamik einzubrechen, so dass bei kontrastreichen Motiven der Verlust von Details in Tiefen und/oder Lichtern zu befürchten ist.
Das Rauschen hat Olympus bis ISO 800 sehr gut im Griff. Der Signal-Rauschabstand ist hier hoch, das gering auftretende Bildrauschen ist feinkörnig und weist kaum Farbrauschen auf. Nur der Rotkanal zeigt sich etwas rauschanfälliger. Ab ISO 1.600 jedoch beginnen sich Bildstörungen bemerkbar zu machen, das Rauschen wird langsam grobkörniger. Das Farbrauschen nimmt ab ISO 3.200 genauso zu wie das Luminanzrauschen. Ab dieser Empfindlichkeit wird auch ein Detailverlust bei feinen Strukturen sichtbar. Abgesehen davon, dass man eine Kamera immer bei einer möglichst geringen Empfindlichkeit einsetzen sollte, kann man die E-P3 gut auf ISO 800 hoch regeln, auch ISO 1.600 geht noch in Ordnung. Ab ISO 3.200 hingegen werden die Bildqualitätseinbußen an allen messbaren Parametern deutlich.
Fazit Mit der Pen E-P3 zeigt Olympus eindrucksvoll, dass es nicht ständig ein neues Gehäuse oder einen noch höher auflösenden Sensor braucht, um eine Kamera gegenüber der Vorgängergeneration spürbar zu verbessern. Man kann fast schon davon sprechen, dass die Olympus-Ingenieure hier Perfektionismus betreiben, denn Bewährtes wird behalten und Kritisiertes fundiert verbessert. Hier sei der beschleunigte Autofokus aufgeführt, der sich hinter keiner DSLR mehr zu verstecken braucht. Auch an Ausstattung und Bedienung hat die E-P3 alles, was das Hobbyfotografenherz begehrt. Selbst an der Bildqualität gibt es kaum etwas zu mäkeln, einzig den leichten Nachteil im Rauschverhalten bei hohen ISO-Empfindlichkeiten gegenüber größeren Sensoren kann Olympus nicht weg zaubern, die E-P3 schlägt sich aber selbst in dieser Disziplin wacker. Nur die Menüübersichtlichkeit, umfangreich genug ist das Menü hingegen, hat Olympus nach wie vor nicht ganz im Griff – vielleicht ja dann bei der Pen E-P4.
Kurzbewertung
- Gute Bildqualität mit hoher Auflösung
- Schneller Autofokus
- Sehr guter OLED-Touchscreen und optionaler Sucher
- Großer Ausstattungsumfang
- Sehr gute Verarbeitung
- Stativgewinde außerhalb der optischen Achse
- Unübersichtliches, wenn auch jetzt optisch modern gestaltetes Menü
- Bildrauschen beziehungsweise Detailverlust bei höheren ISO
Technische Daten
Modell |
Olympus Pen E-P3 |
Sensor |
CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0) 13,1 Megapixel (physikalisch), 12,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.032 x 3.024 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,0", 0,614 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (324 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 7 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Sensor-Shift (optisch) |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 3,0 Bilder/s und max. 17 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 12.800, manuell ISO 200 bis 12.800 |
Abmessungen |
122 x 69 x 34 mm (B x H x T) |
Gewicht |
369 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/TNEQT (mit Preisvergleich) |