Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Olympus Pen E-PL3
2011-09-24 Die ideale Kamera soll eine möglichst kleine "Immer-Dabei-Kamera" sein mit der Bildqualität und Ausstattung einer ausgewachsenen Spiegelreflex. Olympus hat als einer der ersten versucht, diesen Wunsch mit der Pen umzusetzen. Das neue Pen-Trio stellten wir mit seinen Eckdaten bereits Ende Juni vor, jetzt soll es so langsam lieferbar sein. Das hoch interessante Mittel-Modell E-PL3 mit Klappdisplay schaffte es als dritte in die digitalkamera.de Testredaktion und musste dort seine Qualitäten unter Beweis stellen. Im Messlabor und im ausgiebigen Praxiseinsatz haben wir der hanseatisch zurückhaltend "Pen Lite" genannten Kamera auf den Zahn gefühlt. (Stefan Meißner)
Ergonomie und Verarbeitung Schon beim Auspacken wird klar: In dieser Kamera steckt deutlich mehr als die zierliche Erscheinung vermuten lässt. Aus solidem Metall gefertigt und ausgezeichnet verarbeitet nimmt man der Pen Lite die hochgesteckten Ambitionen ab. Dass die Kamera aufnahmebereit nur etwas mehr als 430 Gramm wiegt, liegt am ultraleichten Kitobjektiv. Im Gegensatz zum Gehäuse ist dieses nämlich fast vollständig aus Kunststoff gefertigt, macht aber dennoch einen verhältnismäßig soliden Eindruck. Das Kameragehäuse stemmt solo knapp 320 Gramm in die Hand, was nicht unangenehm ist und das Gefühl der hochwertigen Verarbeitung unterstreicht. Die glatten Flächen der Front werden nur vom Entriegelungsknopf des Bajonetts durchbrochen. Weder Griffwulst noch Gummierung geben den Halt, den man sonst von Olympus gewohnt ist. Einzig der Daumen ruht auf einer kleinen Kunststoff-Applikation. Hätte die Pen Lite diese Gummierung auch vorne, wäre sie bei weitem nicht mehr so elegant aber dafür deutlich griffiger. Dennoch, man gewöhnt sich an das zierliche Gehäuse und die Fingerspitzigkeit, die Menschen mit großen Händen im ersten Moment eventuell empfinden könnten.
Auf der Oberseite befinden sich von links nach rechts der Zubehörschuh, der Moduswähler, der Auslöser und ganz außen der Hauptschalter. Einen kurzen Druck darauf quittiert die Pen mit einem vernehmlichen Klacken des Verschlusses und in weniger als einer Sekunde ist sie aufnahmebereit. Die Betriebsbereitschaft wird mit einer etwas zu grellen Leuchtdiode signalisiert. Der Auslöser ist trotz der geringen Größe erstaunlich bequem zu erreichen und definiert seine beiden Druckpunkte sehr exakt. Fokus- und Belichtung lassen sich prima festhalten und das Auslösen benötigt genau die richtige Kraft. Auch der Moduswähler mit acht Positionen lässt sich zwischen Daumen und Zeigefinger butterweich schalten ohne zu leichtgängig zu sein. Auf der Rückseite fällt zunächst das Display im 16:9-Format ins Auge, das mit 460.000 Bildpunkten etwas geringer auflöst als das der großen Schwester. Es ist brillant und klar und zeigt das Sucherbild im Seitenverhältnis 4:3, was an den Rändern Platz für Bildinformationen lässt. Olympus hat für die E-PL3 nicht die Flexibilität eines seitlich angeflanschten dreh- und schwenkbaren Monitors vorgesehen wie bei der E-5. Das ist aber durchaus zu verschmerzen, denn er lässt sich für Fotos aus Bodennähe fast waagerecht nach oben klappen und auch Überkopf-Fotos werden ungemein erleichtert. Wegen des Klappmechanismus erhöht sich die Dicke der Pen Lite geringfügig, was der Handlichkeit aber keinen Abbruch tut.
Gleich neben dem Display oberhalb der kleinen Griffmulde findet der Daumen den Video-Auslöser, der mit kurzer Verzögerung anspricht. Aus jedem Programm heraus kann damit eine Videoaufnahme gestartet werden. Da im 16:9-Format aufgenommen wird, ändert sich die Darstellung auf dem Display entsprechend und ein anderer Bildausschnitt als zunächst angezeigt wird aufgenommen. Wen das stört kann auf dem Wählrad das Filmkamerasymbol einstellen. Das Display zeigt dann dauerhaft den Videobildausschnitt an. Leider kann es passieren, dass sich der Daumen versehentlich auf dem Auslöser abstützt, was dann zu ungewollten Videoaufnahmen oder deren Abbruch führt. Aber das ist sicherlich eine Sache der Gewöhnung. Ebenfalls für den Daumen gut zu erreichen ist die Vier-Wege-Wippe mit Drehring, über die Aufnahmeparameter wie Blitzeinstellungen und Belichtungskorrektur oder bei Zeitautomatik die Blende direkt eingestellt werden können. Der "OK"-Taster in der Mitte des Einstellrades ruft das Quickmenü auf, mit dem alle relevanten Aufnahmeparameter ohne Umweg über das Menü verändert werden können. Mit zwei weiteren winzigen Tasten wird die Informationsdichte auf dem Display verändert beziehungsweise das Menü aufgerufen. Von der Kamerahaltung her bietet sich auch dafür der Daumen an. Der ist aber eventuell zu dick, um zwischen Wählring-Wippe und Daumenmulde exakt zu treffen. Auch das ist natürlich eine Frage der Gewöhnung, die Miniaturisierung fordert auch hier ihren Tribut. Oberhalb des Displays befinden sich die Schalter für Wiedergabe, Löschen, Ein- und Auszoomen, wobei letztere als Fn-Taste mit anderen Funktionen belegt werden kann.
Auf der Unterseite wird das kombinierte Batterie- und Speicherkartenfach von einer ordentlich anscharnierten und verriegelten Klappe geschützt. Auch das Stativgewinde ist dem Gehäuse entsprechend hochwertig aus Metall, liegt aber neben der optischen Achse und zu dicht am Batteriefach. Auf ein Stativ montiert ist der Zugang zu Batterie und Speicherkarte versperrt. Weniger hochwertig wirkt die Gummikappe, die HDMI-, AV- und USB-Buchse verdeckt.
Insgesamt muss man den Olympus-Designern ausgezeichnete Arbeit bescheinigen: Der Kompromiss, ein sehr kompaktes Gehäuse mit allen notwendigen Schaltern auszustatten und dennoch eine flüssige Bedienung zu erhalten, ist prima gelungen. Im Gegensatz dazu stehen die Menüs. Zwar sind die Einträge gut lesbar und hübsch gestaltet, es fällt aber schwer sich zu merken, wo Olympus die einzelnen Parameter versteckt hat. Zum Glück sind Ausflüge ins Menü selten nötig, denn das Quickmenü hält die wichtigsten Einstellungen zum jeweiligen Modus bereit.
Ausstattung Als Systemkamera muss sich die Olympus Pen E-PL3 mit ausgewachsenen Spiegelreflexkameras messen lassen. Vom Konzept her ist sie also eher für erfahrene Anwender gedacht. Aber auch Ein- und Aufsteiger aus der Kompaktklasse sollen als Zielgruppe anvisiert werden. Der Pen-Serie gelingt das sehr gut, denn es ist alles an Bord, was sowohl das unkomplizierte Drauflosknipsen als auch die gezielte Steuerung aller Aufnahmeparameter erlaubt. Mit einem Dreh am Modusrad stellt der bequeme Schnappschussfotograf die intelligent Automatik oder die Szenenerkennung ein, wobei die Pen versucht, alles automatisch einzustellen. "Versucht" deshalb, weil die Kamera mit Hilfe von bis zu 35 AF-Feldern das zu fokussierende Objekt automatisch erkennen will, was ihr aber nicht immer zuverlässig gelingt. Besonders bei schlechten Lichtverhältnissen pumpt der Fokus ein wenig und trifft manchmal nicht den richtigen Punkt.
Eine viel elegantere Technik empfiehlt sich für Perfektionisten: Aktiviert man im Fokus-Menü "AF+MF", genügt in den Modi P, A, S, M und Art ein kleiner Dreh am Schärfering und das Display zeigt einen ca. fünffach vergrößerten Bildausschnitt, der dann per Hand auf den Punkt fokussiert werden kann. Lässt man den Schärfering los, schaltet die Pen wieder ins Vollbild. Einfacher kommt der Fotograf wohl kaum zur optimalen Schärfe. Doch dazu später mehr.
Als Zugeständnis an das unbeschwerte Fotografieren verfügt die E-PL3 über diverse Motivprogramme, zu denen jeweils Foto-Tipps und Gestaltungsempfehlungen auf dem Display angezeigt werden können. Für experimentierfreudige Fotografen gibt es sechs Art-Filter, von denen besonders "Dramatischer Effekt" und "Diorama" den Zeitgeist treffen. Ersteres erzeugt eine HDR-ähnliche Wirkung, "Diorama" simuliert die geringe Schärfentiefe von Miniaturaufnahmen.
Interessant sind auch die Bildmodi, mit denen der Fotograf die Datenaufbereitung in der Kamera beeinflussen kann. Je nach Bedarf kann zwischen Aufnahmen mit mehr Farbsättigung oder eher neutraler beziehungsweise Monochromer Wiedergabe gewählt werden. Auch Kontrastwiedergabe, Schärfe und Gradationskurve sind beeinflussbar. Alle Modi können außerdem individuell konfiguriert werden. Wer lieber selbst Hand anlegen möchte wählt das Rohformat. Allerdings ist die Olympus-Software "Viewer 2" sehr zäh in der Bearbeitung, sie stellt offenbar hohe Anforderungen an den PC. Alternativ gibt auch noch keinen Raw-Konverter für Adobe Photoshop CS 5. Adobe Camera Raw 6.5 mit Unterstützung der E-PL3 befindet sich noch in der Beta-Phase, so dass wir ihn leider nicht testen konnten.
Wenn die sehr treffsicher arbeitenden Automatiken an ihre Grenzen stoßen, geht es im manuellen Betrieb weiter. Die Belichtungseinstellung und der Weißabgleich werden auf dem Display simuliert, zusätzlich können Histogramm und Überbelichtungswarnung angezeigt werden. Eine "Multianzeige" genannte Funktion zeigt Varianten des Weißabgleichs nebeneinander an, wobei die Vorschaubildchen etwas zu klein geraten sind. Außerdem gibt es verschiedene Gitter und nahezu jede Bildinformation. Was fehlt sind ein künstlicher Horizont sowie ein Lagesensor zur automatischen Erkennung von Hoch- und Querformat.
Die Pen Lite hat kein eingebautes Blitzgerät, stattdessen liefert Olympus einen Mini-Aufsteckblitz mit. Über den Zubehörschuh wird der Winzling mit Strom und Belichtungsinformationen versorgt und funktioniert daher genau wie ein eingebauter Blitz. Alle gängigen Automatiken wie Aufhellen, Synchronisation auf den zweiten Vorhang und sogar manuelle Steuerung bis auf 1/64 der Leistung sind möglich. Aufgrund seiner Größe kann er durchaus an der Kamera verbleiben ohne besonders zu stören. Für die Aufnahme muss er von Hand hochgeklappt werden, wodurch der Abstand zur optischen Achse größer wird, als bei eingebauten Blitzen. Vorteil: der Rote-Augen-Effekt wird reduziert und die Ausleuchtung ist nicht ganz so flach. Die Leistung ist allerdings auch nicht überzeugender als bei den üblichen fest eingebauten Blitzen und die Ausleuchtung des 28er Weitwinkels reicht nur mit ca. einer Blende Verlust bis in die Ecken. Die Olympus-Blitzgeräte der R-Reihe können aber von dem Winzling ferngesteuert werden.
Der Zubehörschuh bietet noch mehr Möglichkeiten. Gleich zwei elektronische Sucher (zu unterschiedlichem Preis und Auflösung) stehen zur Auswahl und für Freunde eines optischen Suchers gibt es auch diesen, allerdings mit allen Nachteilen, zum Beispeil bei der Parallaxe. Ein Adapter für den Anschluss eines externen Mikrofons für den besseren Videoton ist ebenfalls verfügbar. Der Ton des eingebauten Stereo-Mikrofons ist aber recht ordentlich und wird nur durch leichtes Zirpen des AF-Motors geringfügig gestört. Der regelt zwar recht flott die Schärfe nach, verliert sie aber manchmal und pumpt dann, bis er sich wieder fängt. Trotzdem ist die Videotauglichkeit der E-PL3 deutlich besser, als bei vielen Kompakten und kann durchaus mit den großen Systemkameras mithalten. Aufgezeichnet wird in FullHD mit 30 Bildern pro Sekunde, wahlweise im kompakten AVCHD- oder im für den Schnitt besser geeigneten Motion-JPEG-Format.
Die Pen-Lite hält keinen High-Speed Modus für Videoaufnahmen bereit, sodass Zeitlupen nicht möglich sind. Dafür kann man statt der Programmautomatik auch die Zeit- oder Blendenautomatik und manuelle Belichtung verwenden. Auch die Artfilter sind anwählbar, die Filmchen ruckeln dann je nach Effekt aber gewaltig, so dass hier eher von Effektvideos gesprochen werden muss.
Im Fotobetrieb schafft die Pen-Lite mit 4,9 Bildern pro Sekunde in Vollauflösung mehr als ihre große Schwester, was nach Aussagen von Olympus der an der E-PL3 und E-PM1 neu konstruierte Verschluss ermöglicht. Nach ca. elf JPEGs ist allerdings der interne Speicher voll und es geht mit moderaten zwei Bildern pro Sekunde weiter. Schaltet man das Rohformat hinzu, ist schon nach etwa sechs Bildern Schluss und die Serienbildgeschwindigkeit bricht auf weniger als ein Bild pro Sekunde ein. Dennoch, die E-PL3 ist vom Verschluss her deutlich schneller als die E-P3 und wer Wert auf Geschwindigkeit legt, sollte zu diesem "kleineren" Modell greifen.
Objektiv Für die Pen-Lite gibt es mittlerweile ein gut ausgebautes Objektivangebot vom 18 Millimeter Superweitwinkel bis zum 600 Millimeter Tele (immer verglichen mit Kleinbild). Zudem erweitert Olympus das Programm um interessante lichtstarke Festbrennweiten. Dazu kommen alle Objektive, die über den Micro-FT Anschluss verfügen, zum Beispiel von Panasonic. Und per Adapter sind nahezu alle Objektive jedes Herstellers verwendbar. Wem das immer noch nicht reicht, der kann auch einige Objektive aus der analogen Zeit weiter verwenden. Dabei erleichtert einem die Pen das manuelle Scharfstellen mit einer jederzeit zuschaltbaren Bildschirmlupe. Und das beste: Die Pen stabilisiert jedes Objektiv, da der beweglich gelagerte Sensor die Handbewegungen ausgleicht. Sogar für alte Objektive funktioniert das gut, da die zu stabilisierende Brennweite auch per Hand in das System eingegeben werden kann. Von der Vollständigkeit dieses Systems muss also niemand erst überzeugt werden.
In unserem Test haben wir gleich zwei Objektive, das Kit-Zoom 14-42 mm F3,5-5,6 und das brandneue Portraittele 45 mm F1,8 unter die Lupe genommen. Kit-Objektive haben den Ruf, ein billiger Kompromiss für Amateure zu sein und so wirkt auch dieses etwas zu leicht, um vom Gegenteil zu überzeugen. Olympus hat außer für die Linsen großzügig Kunststoff eingesetzt. Selbst das Bajonett ist aus Kunststoff gefertigt, was im totalen Widerspruch zum Pen-Gehäuse steht. Überraschend gut fühlt es sich aber an, ist es erst einmal an die Kamera geschraubt. Der Zoomring läuft geschmeidig, der Autofokus ist sehr schnell und der Zoombereich von 28-84mm (KB) reicht für viele Standardsituationen völlig aus. Insofern kann eigentlich gar nicht über das Leichtgewicht gemeckert werden, denn auch die Bildqualität ist überdurchschnittlich hoch.
Ein richtiges Highlight aber ist das 45-Millimeter-Objektiv. In der Wirkung entspricht es einem 90er für das Kleinbildformat und das bei einer Lichtstärke von 1,8! An der Pen gelingen damit tolle Portraits, denn die unauffällige Kombination in Verbindung mit dem Klappdisplay lässt sehr dezente Beobachtungen zu. Der Autofokus ist dabei sehr schnell und – wenn es nicht zu dunkel ist – sehr treffsicher. Allerdings ist die Schärfentiefe bei offener Blende so gering, das sie gerade noch für die Augen reicht, schon die Nasenwurzel liegt nicht mehr im Fokus. Eine leichte Fehleinstellung ist dann unverzeihlich. Da ist es besser, man stellt den Fokus per Hand nach, wobei die Sucherlupe genau im richtigen Moment automatisch zu- und wieder abgeschaltet wird. Das Fokussieren auf dem Sensor macht richtig Spaß und das Bildergebnis ist verblüffend. Der Fotograf erhält dadurch eine springende Schärfe genau dort, wo er sie haben will. Schade nur, dass das 45er nicht als Makroobjektiv ausgelegt ist. Die Naheinstellgrenze liegt bei ca. 40 cm, was für sehr nahe und formatfüllende Portraits vollkommen ausreicht. Aber hat man erst einmal Gefallen an dieser Optik gefunden, würde man sie auch gerne im Makrobereich einsetzen.
Bildqualität Wie immer durchlaufen alle getesteten Kameras und Objektive unseren hauseigenen Testparcours, der auf den Testcharts und der Analysesoftware von DxO beruht. Gegen einen geringen Betrag sind die ausführlichen und übersichtlichen Testprotokolle über einen der weiterführenden Links abrufbar. Wie schon erwähnt, macht das 14-42 mm F3,5 -5,6 zunächst einen eher billigen Eindruck, der sich aber bei Gebrauch an der Kamera verflüchtigt. Im Testlabor zeigte es sich sogar in ungewöhnlich guter Verfassung. Der Schärfeverlauf ist schon bei offener Blende über das gesamte Bildfeld sehr gleichmäßig und sinkt erst jenseits der Blende 16 etwas ab. Besonders angenehm ist, dass sich dieses Verhalten im gesamten Brennweitenbereich hält. Auch die Auflösung ist bezogen auf Kleinbild mit durchgängig über 40 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) schon bei offener Blende gut. Nur im Telebereich lässt die Auflösung etwas nach ohne jedoch auffällig unscharf zu werden. Auch hier bringt Abblenden keinen Schärfegewinn, ab Blende 11 aber zunehmend beugungsbedingte Verluste.
Bei der Randabdunklung zeigt sich ein leichter Abfall von einer halben bis 2/3 Blendenstufen zu den Rändern hin. Davon betroffen ist nicht nur die kurze Brennweite, auch im Telebereich bleibt sich hier das Kit-Zoom treu. Sichtbar sind die Vignettierungen nur bei besonders kritischen Motiven, im Alltag stören sie nicht. Anders die Verzeichnung im Weitwinkel: Am kurzen Ende stört durchaus sichtbar eine über 1,5-prozentige Tonnenform, die sich aber in Richtung längerer Brennweite sehr schnell verflüchtigt. Schon bei Normalbrennweite zeigt sich das Zoom nahezu verzeichnungsfrei. Architekturaufnahmen sind mit dem kurzen Ende eher problematisch, bei etwas längerer Brennweite aber durchaus in Ordnung. Der Chromafehler ist über den gesamten Brennweitenbereich akzeptabel und unauffällig, nur bei starkem Abblenden steigt der Maximalwert in den sichtbaren Bereich.
Im Vergleich zum Zoom ist die Festbrennweite 45 mm F1,8 erwartungsgemäß in allen Bereichen besser. Schon bei offener Blende werden 46 lp/mm erreicht, bei der minimalen Abblendung von F1,8 auf F2 sogar fast 50 lp/mm. Dieser hohe Wert bleibt auch bis Blende 5,6 erhalten und fällt dann langsam ab. Erst bei völlig geschlossener Blende sinkt die Auflösung auf etwas unter 40 lp/mm ab. Der Randabfall ist genau wie die chromatische Aberration sehr gering, die Verzeichnung sehr leicht kissenförmig und die Randabdunklung unsichtbar. Die optimale Blende als Kompromiss aus hoher Schärfe und Gleichmäßigkeit bis zum Rand liegt etwa zwischen Blende 5,6 und 8. Dieses unter 300 EUR günstige Objektiv hat das Zeug zur Referenz!
Bei den Eigenschaften Empfindlichkeit und Rauschen hatte Olympus aufgrund des kleinen Sensors immer Schwierigkeiten, mit der Konkurrenz mitzuhalten. Was für die Objektivkonstruktion ein Vorteil ist, nämlich der kleinere Bildkreis und damit ein geringerer optischer Aufwand, ist für die Nachttauglichkeit ein Problem. Bei der Pen E-PL3 fängt das schon bei der ISO-Empfindlichkeit an. Keiner der Nominalwerte wird erreicht, die natürliche Empfindlichkeit des Sensors liegt noch am dichtesten bei den angegeben ISO 200. Die höchste gemessene Empfindlichkeit ist bei knapp ISO 9.000 während Olympus 12.800 verspricht. Allerdings hört sich das schlimmer an, als es ist, handelt es sich hier doch nur um etwas mehr als eine halbe Blendenstufe Verlust an Empfindlichkeit. Den Fotos merkt man das hingegen nicht an, weil die Bilder sehr exakt belichtet werden.
Störender ist da schon das Rauschen. Geht es bis ISO 800 noch voll in Ordnung und bleibt unsichtbar, so steigt es darüber deutlich an. ISO 1.600 ist noch akzeptabel, höhere Empfindlichkeiten sollten der Kamera nur zur Not abverlangt werden. Damit korrespondiert auch die Eingangsdynamik. Ebenfalls bis ISO 800 bewältigt die Pen Lite fast elf Blenden, eine Stufe weiter nur noch zehn und dann geht es rapide bergab bis nur noch sieben Blendenstufen übrig bleiben. Immerhin ist wenig Farbrauschen zu sehen, die Olympustechniker haben es bis ISO 3.200 im Griff. Insgesamt aber kann die kleine Kamera trotzdem mit den Großen mithalten, nur eine Nachteule ist sie eben nicht.
Erfreulich genau geht die E-PL3 mit der Farbe um. Sowohl der Weißabgleich als auch die Farbabweichungen halten sich in recht engen Grenzen. Die Olympus neigt besonders in den Rottönen zu leichter Übertreibung, Grün- und Blautöne werden sehr exakt wiedergegeben. In der Praxis bestätigt sich das Messergebnis, die Wiedergabe von Hauttönen, Landschaften, bunten Blüten und auch neutralen Tönen gibt keinen Anlass zur Kritik. Ebenfalls mustergültig ist die Reaktionsgeschwindigkeit. Der Fokus sitzt innerhalb einer drittel Sekunde, vorfokussiert löst die Pen Lite nahzu verzögerungfrei aus.
Fazit Die Olympus Pen E-PL3 ist eine wunderbare, kleine aber durchaus ernstzunehmende Systemkamera. Von der Größe und dem Handling her ist sie aber nicht jedermanns Sache. Der Profi wird die absolut sichere Haltung vermissen, die auch in hektischen Situationen einen perfekten Griff und schnelle Bedienung gewährleistet. Für den unbeschwert fotografierenden Urlauber ist sie eventuell trotzdem zu groß. Die Pen-Lite ist also weder eine "Immer-Dabei-Kamera" noch ein Arbeitstier. Wer aber ungern einen 1,5-Kilogramm-Boliden mit sich herumschleppt und dennoch nicht auf das volle Systemprogramm und vor allem die Bildqualität verzichten möchte, für den ist sie Gold wert. Die Verarbeitung ist auf Spitzenniveau, die Bildqualität dank der ausgezeichneten Objektive sehr gut und die Vielseitigkeit durch reichlich Zubehör fast grenzenlos. Das Ganze ist um so erstaunlicher, da der Preis sehr angemessen und im Vergleich mit echten SLRs ähnlicher Ausstattung und Verarbeitung sogar günstig ist.
Kurzbewertung
- Angenehm unauffällig klein
- Reichhaltiges Zubehör
- Ausgezeichnete Bildqualität
- Hervorragende Verarbeitung
- Mäßige Nachttauglichkeit
- Aufsteckblitz etwas umständlich
- Autofokus trifft bei schwachem Licht manchmal nicht
Technische Daten
Modell |
Olympus Pen E-PL3 |
Sensor |
CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0) 13,1 Megapixel (physikalisch), 12,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.032 x 3.024 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,0", 0,460 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (324 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 7 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 4,1 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 12.800, manuell ISO 200 bis 12.800 |
Abmessungen |
110 x 64 x 37 mm (B x H x T) |
Gewicht |
313 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/MMJ04 (mit Preisvergleich) |