Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Olympus Pen E-PM1
2011-09-20 Mit der E-PM1 bekommt die aktuelle Pen-Familie von Olympus eine kleine Schwester. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, steht doch das "M" in der Produktbezeichnung für "Mini". Und in der Tat drückt die neue spiegellose Systemkamera von Olympus inklusive Set-Objektiv 14-42/3,5-5,6 ein paar Gramm weniger auf die Waage als die eine oder andere Edel-Kompaktkamera. Da stellt sich natürlich die Frage, ob unter der Miniaturisierung möglicherweise das Handling und der Funktionsumfang der E-PM1 gelitten haben. Dieser Frage sind wir in einem ausführlichen Praxiseinsatz nachgegangen. Im Testlabor von digitalkamera.de musste die Kamera zudem beweisen, ob Ihre Bildqualität ebenfalls nur mini ist oder vielmehr auch XXL-Ansprüchen genügt. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Wer den jüngsten Spross der Olympus-Pen-Familie aus dem Karton schält, glaubt es kaum, dass er eine spiegellose Systemkamera in den Händen hält. Das Gehäuse der Pen E-PM1 ist kaum größer als das einer professionellen Kompaktkamera vom Schlage einer Canon PowerShot G12 oder Nikon Coolpix P7100. Schon bei der ersten Kontaktaufnahme macht das Gehäuse einen sehr angenehmen Eindruck: Die Vorderseite ist völlig plan, nur das Objektivbajonett und der Entriegelungsknopf stehen ein paar Millimeter hervor. Die mattschwarz lackierte Metalloberfläche lässt die Kamera kühl in der Hand liegen. Schade nur, dass Olympus diese klare Formensprache nicht auch auf der Oberseite eingehalten hat – oben wirkt die Kamera mit ihren Schwüngen und hervorstehenden Erkern etwas zerklüftet. Dennoch will man die neue Pen-Mini gar nicht mehr weglegen. Auch nicht mit angesetztem Set-Objektiv, mit dem die betriebsbereite E-PM1 gerade einmal 380 Gramm auf die Waage drückt – damit ist sie 20 Gramm leichter als eine Nikon Coolpix P7100. Spätestens wenn man die Pen-Mini bis zum nächsten Einsatz wegstecken möchte, wird indes klar: In einer Hosen- oder Jackentasche lässt sie sich nicht transportieren, dazu steht das Set-Objektiv einfach zu weit hervor. Und das, obwohl Olympus das Zoom-Objektiv mit einem trickreichen Mechanismus versehen hat, der es zum Transport auf nur noch sieben Zentimeter Länge zusammenschnurren lässt. Anderseits sorgt das vorstehende Objektiv dafür, dass die linke Hand die Kamera stützen kann – gut so, denn einhändig lässt sie sich nicht sonderlich sicher halten.
Auf den ersten Blick präsentiert sich das 16:9-Display auf der Kamerarückseite, das mit einer Diagonalen von 7,2 Zentimetern nominell üppig bemessen ist. Da die E-PM1 aber standardmäßig im 4:3-Format aufzeichnet, stehen für die Bild- und Sucheranzeige nur knapp 80 Prozent der Display-Fläche zur Verfügung. Das Sucherbild ist also mit einer Diagonalen von sechs Zentimetern deutlich kleiner, als es das große Display verheißt. Links und rechts wird die Anzeige von breiten schwarzen Balken eingerahmt, wahlweise lässt sich der Raum auch zur Anzeige von Statusinformationen etc. nutzen. Und von den sparsamen 460.000 Bildpunkten, mit denen der Monitor auflöst, bleiben dadurch gerade einmal etwa 365.000 Bildpunkte für die Bildanzeige übrig. Weiterhin stört, dass Olympus das Display an der E-PM1 fest verbaut, klappen und schwenken lässt es sich nicht. Da wird sich so mancher Fotograf überlegen, ob er seine Mini-Pen nicht mit einem elektronischen Sucher ausstattet, den der Systemschuh der Kamera aufnimmt. Ganz neu gibt es den Videosucher VF-3, der mit 921.000 Pixel sehr fein auflöst und sich zudem bei Bedarf um bis zu 90 Grad nach oben schwenken lässt. 200 Euro möchte Olympus dafür haben. Eine Investition, die ambitionierte Fotografen angesichts des kleinen Sucherbildes auf dem Display nur ans Herz gelegt werden kann.
Mini-Gehäuse und Maxi-Display bescheren vielen Kameras einen großen Nachteil: Es bleibt wenig Platz für dezidierte Bedienelemente. Da macht leider auch die E-PM1 keine Ausnahme. Knöpfe und Schalter gibt es nur für die allernötigsten Funktionen, so dass zu oft eine ausgedehnte Tour durch die hübsch gestalteten aber etwas unübersichtlichen Menüs nötig wird. Immerhin: Die E-PM1 hat ein multifunktionales Drehrad auf der Rückseite, das gleichzeitig als Vier-Wege-Wippe dient. Darüber lassen sich Funktionen wie die Belichtungskompensation oder der Aufnahmemodus schnell wählen, das Rädchen dürfte indes gerne noch etwas größer und griffiger ausfallen. Zudem dient das Rad zur Auswahl und Einstellung im Schnellmenü, das sich mit der zentralen OK-Taste bequem aufrufen lässt. Dennoch werden anspruchsvolle Fotografen eine Taste für Belichtungs- und/oder Fokusspeicher vermissen. Diese Funktion kann zwar zur Not dem Aufnahme-Knopf für Videoaufnahmen zugewiesen werden – doch dann lässt sich die Filmaufzeichnung nur noch umständlich über das Hauptmenü starten. Schade, dass Olympus der Pen E-PM1 nicht ähnlich der Sony NEX-C3 weitere Tasten spendiert hat, die sich individuell belegen lassen. Nachsehen kann man der Mini-Pen indes, dass das kombinierte Akku-/Speicherkartenfach nahe am Stativanschluss liegt – bei angesetzter Wechselplatte lässt sich dessen Klappe nicht mehr öffnen.
Ausstattung Von der kärglichen Anzahl an Bedienelementen auf einen reduzierten Funktionsumfang zu schließen, wäre bei der Pen E-PM1 ein Trugschluss. Im Gegenteil: Die Kamera überrascht mit einer Ausstattungsvielfalt und Funktionsfülle, die man ihr auf den ersten Blick nicht zutrauen würde. Allerdings hat Olympus das meiste davon tief im Hauptmenü verborgen, wohl um den unbedarften Fotograf nicht abzuschrecken oder zu verwirren. Wer einfach nur schöne Schnappschüsse aufnehmen will, überlässt alles der iAUTO-Funktion. Sie wählt aus einem der fast zwei Dutzend Motivprogramme das für die jeweilige Aufnahmesituation geeignete aus. Löblich dabei: Im Gegensatz zu vielen anderen Kameras entmündigt die Vollautomatik den Fotografen nicht. Die Pen-Mini ermöglicht vielmehr auch im iAUTO-Modus den Eingriff in die Bildgestaltung – Sättigung, Farbton, Bildhelligkeit, Belichtungszeit etc. lassen sich an die eigenen Vorstellungen anpassen. Natürlich kann jedes Motivprogramm auch gezielt ausgewählt werden, hier bietet die Pen-Mini dann aber nur sehr eingeschränkte Eingriffsmöglichkeiten. Olympus hat die E-PM1 zudem mit sechs Effektprogrammen ausgestattet, die zum Beispiel ein Schwarzweiß-Bild erzeugen oder Fotos wie die Aufnahme einer Spielzeuglandschaft erscheinen lassen.
Ambitionierte Fotografen werden sich nicht lange um die neuen Bildeffekte scheren und auch Motiv-Programme und -Automatik meistens links liegen lassen. Für sie bietet die Pen-Mini nämlich eine derartige Fülle an Einstellmöglichkeiten und Individualfunktionen, dass kaum noch Wünsche offen bleiben. Die Kamera lässt sich als Programm-, Zeit- und Blendenautomat betreiben, wahlweise kann die Belichtung auch komplett manuell gesteuert werden. Selbstverständlich nimmt die E-PM1 auf Wunsch Belichtungsreihen auf. Stellvertretend für viele andere Funktionen (etwa Weißabgleich und ISO-Zahl) seien hier einmal die vielen Optionen der Belichtungsreihe aufgezählt: Die Schrittweite lässt sich auf 0,3 EV, 0,7 EV oder 1 EV einstellen; zudem kann festgelegt werden, ob die Kamera zwei, drei, fünf oder gar sieben Fotos je Belichtungsreihe aufnehmen soll. Ähnlich vielseitig zeigt sich die Blitzfunktion: Neben der Standardkost bietet sie auch Schmankerl wie das Blitzen auf den zweiten Vorhang wahlweise in Kombination mit der Rote-Augen-Reduzierung oder Langzeitsynchronisation. Zudem lässt sich die Blitzleistung auch komplett manuell steuern. Selbstredend, dass sich die Blitzleistung auch via Blitzbelichtungskompensation anpassen lässt. Da mag man fast vergessen, dass die Pen E-PM1 gar keinen eigenen Blitz an Bord hat, er fand offenbar keinen Platz mehr in dem schlanken Gehäuse. Immerhin legt Olympus der Kamera einen kleinen Aufsteckblitz mit Leitzahl 6,8 bei. Nachteil dieser Lösung: Wird der Blitz in den Systemschuh gesteckt, lässt sich dieser nicht mehr für einen Videosucher oder anderes Zubehör verwenden. Dafür beherrscht die Pen-Mini die drahtlose Steuerung weiterer Systemblitzgeräte, als Master kann dabei sogar der beigelegte Mini-Blitz fungieren.
Auf der Höhe der Zeit ist sie dagegen, wenn schnelle Aufnahmeserien gewünscht sind: Mit sechs Bilder pro Sekunde galoppiert sie los, bis nach etwa acht Aufnahmen der Pufferspeicher voll ist – ein sehr respektables Tempo. Während andere Kameras jetzt in gemütlichen Schritt fallen, trabt die E-PM1 munter weiter und nimmt knapp drei JPEG-Aufnahmen pro Sekunde auf, bis der Finger vom Auslöser genommen wird.
Sehr spendabel gibt sich die Pen-Mini im Wiedergabemodus. Zu den vielen Möglichkeiten zählt etwa, dass sie die Fotos auf Wunsch nach Aufnahmedatum in einer Kalenderübersicht darstellt. Sie bietet zudem verschiedene Diashow-Optionen mit diversen Überblendeffekten – letztere allerdings nur, wenn die Bilder via HDMI-Kabel auf einem TV-Gerät oder Monitor ausgegeben werden. Ferner offeriert die E-PM1 reichhaltige Bildbearbeitungsmöglichkeiten. Wer im RAW-Format aufzeichnet, kann seine Fotos jederzeit zu einer JPEG-Datei entwickeln, dabei werden die aktuellen Kameraeinstellungen auf die JEPG-Kopie angewendet. Auch die Korrektur rotgeblitzter Augen sowie diverse Schwarzweiß-Effekte beherrscht die Bildbearbeitung der Pen-Mini, ebenso erlaubt sie nachträglich die Haut weichzuzeichnen und kann die Schattenpartien von Gegenlichtaufnahmen aufhellen – um nur einige der vielen Möglichkeiten zu nennen.
Eine gute Figur macht die E-PM1 bei der Videoaufnahme. Sie zeichnet Filme mit bis zu 1.920 x 1.080 Pixel Auflösung auf, also in Full-HD. Gespeichert werden die Videos wahlweise im platzsparenden AVCHD-Format oder als bearbeitungsfreundliche AVI-Dateien mit M-JPEG-Kodierung. Für den Videodreh lässt sich die E-PM1 umfangreich konfigurieren: Alle Einstelloptionen der Modi P, A, S und M stehen auch für die Filmaufnahme zur Verfügung, ebenso die Effektfilter. Ton zeichnet die Kamera in Stereo auf, wahlweise auch über ein externes Mikrofon, das per optionalem Adapter im Zubehörschuh Platz findet. Der Autofokus regelt beim Videodreh auf Wunsch die Schärfe nach, allerdings recht gemächlich und pumpend. Für verwacklungsarme Videos sorgt wirkungsvoll der Bildstabilisator per Sensor-Shift, er verewigt sich jedoch in ruhiger Umgebung unüberhörbar auf der Tonspur des Films. Kaum wahrnehmbar sind dagegen die Arbeitsgeräusche des Autofokus.
Objektiv Die Pen E-PM1 wird ausschließlich im Set mit dem Objektiv M.Zuiko Digital 14-42/3,5-5,6 angeboten, in dieser Kombination durchlief die Kamera unseren Praxis- und Labortest. Das Zoomobjektiv deckt bezogen auf das Kleinbildformat einen Brennweitenbereich von 28 bis 84 Millimeter ab und ist äußerst leicht und kompakt, die Naheinstellgrenze liegt bei 25 Zentimeter. Für den Transport lässt es sich auf sehr handliche sieben Zentimeter Länge zusammenschieben, allerdings mit einer unangenehmen Nebenwirkung: Ist das Objektiv in der Transportstellung verriegelt und wird die Kamera eingeschaltet, reagiert sie mit einer Fehlermeldung. Jetzt wird erst ein weiterer Handgriff nötig, um die Kamera in Aufnahmebereitschaft zu versetzen – schnappschusstauglich ist diese Konstruktion nicht gerade.
Wie alle spiegellosen Systemkameras muss auch der Autofokus der Pen E-PM1 mit der systembedingt langsamen Kontrastmessung auskommen. Bei früheren Pen-Generationen erwies sich dies als Achillesferse des Systems, der Autofokus fand meist nur quälend langsam sein Ziel. Dass es hier noch Verbesserungspotential gab, hat Olympus nicht ignoriert und verspricht nun für die E-PM1 den schnellsten Autofokus für Systemkameras. Und in der Tat stellt die Pen-Mini beeindruckend schnell scharf: Rund 0,33 Sekunden benötigt sie, um zu fokussieren und auszulösen. Damit liegt sie etwa gleichauf mit der Panasonic Lumix G3 und ist eine zehntel Sekunde schneller als die Sony NEX-C3. Das Fokussystem der E-PM1 kann also durchaus überzeugen, das gilt ebenso für seine Funktionsvielfalt. Neben den üblichen Modi statischer und kontinuierlicher AF bietet die Kamera auch eine Tracking-Funktion. Sie kann also ein Motiv verfolgen, das sich innerhalb des Bildausschnitts bewegt und dabei im Fokus halten.
35 Fokusfelder stehen ihr zur Verfügung, je neun davon lassen sich auch zu einer Gruppe zusammenfassen. Bei widrigen Lichtverhältnissen unterstützt ein grell-oranges Hilfslicht den Autofokus. Praktisch ist zudem, dass sich der Fokuspunkt manuell nachjustieren lässt – ein leichter Dreh am Fokusring des Objektivs genügt. Auf Wunsch vergrößert die Pen-Mini dabei den Bildausschnitt rund um das gewählte Fokusfeld auf dem Display, manuelles Fokussieren wird so zum Kinderspiel. Wie bei Olympus üblich, ist auch das Set-Objektiv nicht stabilisiert. Um den Verwacklungsschutz kümmert sich bei der E-PM1, wie bei allen Pen-Kameras, ein beweglich gelagerter Aufnahmesensor. Dieser Bildstabilisator macht seinen Job gut, für Mitzieher lässt er sich zudem so konfigurieren, dass nur Vertikalbewegungen ausgeglichen werden.
Bildqualität Olympus gehört zu den Mitbegründern des Micro-Four-Thirds-Standards. Er legt unter anderem für den Aufnahmesensor eine Bilddiagonale von rund 21,5 Millimetern fest – das entspricht exakt der Hälfte der Sensor-Diagonalen im Kleinbildformat. Damit ist der Bildwandler der E-PM1 relativ klein, ein APS-C-Sensor weist ca. 80 Prozent mehr Fläche auf. Anderseits ermöglicht erst dieser recht kleine Sensor die Verwendung entsprechend kompakter Kameragehäuse und Objektive. Wie sich die für eine Systemkamera nicht gerade üppig bemessene Sensorfläche auf die Bildqualität der E-PM1 auswirkt, haben wir intensiv in der alltäglichen Fotopraxis sowie im Testlabor von digitalkamera.de untersucht. Als DIWA-Mitglied betreibt digitalkamera.de das DIWA-Testlabor Deutschland, alle Laborergebnisse werden mit Testcharts von DxO ermittelt und mit der Software DxO Analyzer 4.0 ausgewertet. Die ausführlichen Testergebnisse mit detailreichen Diagrammen sind gegen ein kleines Entgelt abrufbar (siehe weiterführende Links).
Der Micro-Four-Thirds-Standard definiert nicht nur die Sensorfläche, er legt auch das Auflagemaß fest, es beträgt 21 Millimeter. Damit ist es drei Millimeter größer als beim NEX-System von Sony. Da zugleich bei der Pen-Familie der Sensor kleiner ist, werden die Lichtstrahlen auf ihrem Weg von der Hinterlinse des Objektivs zum Bildwandler nicht so weit aufgefächert. Theoretischer Vorteil dabei: Randunschärfe und Vignettierung fallen geringer aus als bei einem kleineren Auflagenmaß und/oder größeren Sensor. Im Testlabor zeigt sich schnell, dass die E-PM1 im Verein mit dem M.Zuiko Digital 14-42/3,5-5,6 diesen theoretischen Vorteil auch in einen praktischen ummünzen kann: Über alle Brennweitenweitenbereiche und Blendenstufe hinweg zeigt sich praktisch kein Schärfeabfall zu den Bildrändern hin, die Kurven sehen aus, wie mit dem Lineal gezogen. Nicht ganz so ideal aber immer noch gut gibt sich die getestete Kombination bei der Randabdunklung. Sie steigt nur bei Offenblende knapp über 0,5 EV und ist damit praktisch nicht wahrnehmbar. Chromatische Aberrationen (Farbsäume an Kontrastkanten) sind ebenfalls kein Thema des Set-Objektivs, sie bleiben im Mittel unter der Wahrnehmungsschwelle von 0,5 Pixel Umfang. Lediglich bei der Verzeichnung macht das preisgünstige Set-Objektiv nicht eine ganz so gute Figur. Bei kürzester Brennweite verzeichnet es sichtbar tonnenförmig, doch schon ab 50 Millimeter Brennweite (bezogen auf KB-Format) sind keine Verzeichnungen mehr messbar.
Wie aber sieht es mit der absoluten Auflösung der Pen E-PM1 aus? Immerhin beträgt ihre Sensorauflösung sparsame 12 Megapixel, APS-C-Kameras der neuesten Generation liefern bis zu eine doppelt so hohe Megapixel-Zahl. Um es kurz zu machen: Weder die kleinere Fläche des Sensors noch dessen moderate Auflösung wirken sich allzu negativ auf die absolute Auflösung aus – ein klares Indiz dafür, dass Olympus Kamera und Objektiv optimal aufeinander abgestimmt hat. Bis Blende F11 erzielt die E-PM1 in der Bildmitte eine Auflösung von gut 40 Linienpaaren pro Millimeter und liegt damit fast auf DSLR-Niveau. Wird weiter abgeblendet, sinkt die nutzbare Auflösung jedoch rapide – auf der recht kleinen Sensorfläche treten jenseits von F11 auflösungsbegrenzende Beugungseffekte auf.
Auch in anderer Hinsicht macht sich die gegenüber APS-C oder gar Vollformat reduzierte Sensorfläche bemerkbar: beim Bildrauschen. Bis ISO 800 geht der Signal-Rauschabstand mit Werten von knapp 40 dB in Ordnung, die kritische Grenze von 35 dB erreicht die E-PM1 bei ISO 1.600. Korrespondierend dazu nimmt das Helligkeitsrauschen ab ISO 800 sichtbar zu, das wesentlich lästigere Farbrauschen wird hingegen erst ab ISO 6.400 unangenehm. Diese an sich noch völlig akzeptablen Rauschwerte erkauft sich die Pen-Mini allerdings mit Detailverlusten, die bereits ab ISO 400 messbar und ab ISO 800 sichtbar werden – ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Rauschunterdrückung kräftig eingreift. In der Kamera aufbereitete JPEG-Dateien wirken bereits bei ISO 1.600 flach und detailarm. Zum Vergleich herangezogenen RAW-Aufnahmen, die wir in Adobe Camera Raw 6.5 RC entwickelt haben, ließen sich deutlich mehr Details entlocken, bei nur moderat stärkerem Helligkeitsrauschen.
Ganz ähnlich das Bild bei der Eingangsdynamik: Bis ISO 1.600 verarbeitet die E-PM1 einen sehr hohen Dynamikumfang von mindestens 10 Blendenstufen, bei höheren ISO-Werten geht’s dann deutlich abwärts. Weniger schön ist auch, dass die tatsächliche Empfindlichkeit über alle ISO-Stufen hinweg rund 1/3 EV niedriger ist als eingestellt – die Pen-Mini belichtet etwas knapp. Im Verein mit der eher knackig abgestimmten Tonwertkurve lässt die Kamera so Schattenpartien schnell zulaufen. Wer Wert auf detailreiche Aufnahmen mit guter Tiefenzeichnung legt, sollte also besser im RAW-Format aufzeichnen.
Unterm Strich überzeugt die E-PM1 bis ISO 800 mit einer guten bis sehr guten Bildqualität, bis ISO 1.600 ist sie aber auch für anspruchsvolle Fotografen durchaus brauchbar. Vergleichbare APS-C-Kameras mögen bei ISO-Zahlen jenseits ISO 1.600 weniger Rauschen respektive mehr Details zeigen – dafür entschädigt die Pen-Mini mit einem perfekt aufeinander abgestimmten Sensor-Objektiv-Gespann, das bis zu den Bildrändern hin scharfe Fotos aufnimmt. Vergleicht man die E-PM1 gar mit den eingangs genannten Profi-Kompaktkameras, so beschert sie bei ähnlichen Maßen und Gewicht spätestens ab ISO 800 eine deutlich bessere Bildqualität.
Fazit Mini ist bei der Pen E-PM1 nur das Gehäuse, groß zeigt sie sich hingegen bei Ausstattung und Bildqualität. Damit empfiehlt sich die neue Pen-Mini vor allem für Fotografen, die einen hochwertigen Ersatz für ihre Kompaktkamera suchen oder ein voluminöses DSLR-System mit einer kleinen Zweitkamera ergänzen möchten. Bedauerlicherweise hat bei der Abspeckkur die Ergonomie der E-PM1 etwas gelitten. Es gibt zu wenige Schalter und Tasten, viele wichtige Funktionen sind nur umständlich über das Menü zu erreichen. Zudem fehlt dem schmucken, glatten Gehäuse eine Griffwulst, an der sich die Kamera auch einhändig sicher halten ließe. Unpraktisch ist ferner, dass Olympus keinen Blitz in dem schlanken Gehäuse unterbringen konnte, der beigelegte Mini-Blitz mach dieses Manko nur wenig wett. Am meisten stört jedoch, dass auf dem an sich großen 16:9-Display Sucherbild und Fotos im standardmäßigen 4:3-Format zu klein angezeigt werden. Dafür entschädigt die E-PM1 mit einem Funktionsumfang, der die Herzen selbst ambitionierter Fotografen höher schlagen lässt. Aber auch wer ohne viel Federlesen schnell zu Fotos kommen möchte, kommt nicht zu kurz und findet in der Pen-Mini praxisgerechte Automatik-Funktionen. Gegenüber älteren Pen-Generationen hat Olympus die Autofokus- und Serienbildgeschwindigkeit deutlich gesteigert, der Autofokus ist nun auf Augenhöhe mit einer ausgewachsenen DSLR. Videofilmern hat die E-PM1 ebenfalls einiges zu bieten, sie zeichnet in Full-HD-Auflösung und mit Stereo-Ton auf, Filme speichert sie im zeitgemäßen AVDHC-Format. Die Bildqualität ist selbst mit dem preisgünstigen Set-Objektiv bis ISO 800 hervorragend, vor allem der geringe Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin beeindruckt. Jenseits der ISO 1.600 nehmen jedoch Rauschen und Detailverlust stärker zu als bei der APS-C-Konkurrenz, die Empfindlichkeits-Stufen über ISO 3.200 können selbst bei reduzierten Ansprüchen kaum noch überzeugen.
Kurzbewertung
- Großer Funktionsumfang mit vielfältigen Individualisierungsmöglichkeiten
- Sehr gute Bildqualität bis ISO 800, bis ISO 1.600 noch gut
- Sehr schneller Autofokus, hohe Serienbildgeschwindigkeit
- Äußerst kompakte, gut erweiterbare Systemkamera
- Kein integrierter Blitz (aber externer Mini-Blitz wird mitgeliefert)
- Weiterhin liegen Hochformatbilder auf der Seite
- Eingeschränkte Ergonomie durch menülastige Bedienung
- 16:9-Display nutzt nur 80 % der Fläche zur Sucher- und Bildanzeige
Technische Daten
Modell |
Olympus Pen E-PM1 |
Sensor |
CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0) 13,1 Megapixel (physikalisch), 12,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.032 x 3.024 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,0", 0,460 Mio. Bildpunkte, nicht beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (324 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 7 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 4,1 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 12.800, manuell ISO 200 bis 12.800 |
Abmessungen |
110 x 64 x 34 mm (B x H x T) |
Gewicht |
263 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/1BY3Z (mit Preisvergleich) |