Kompaktkamera
Testbericht: Olympus XZ-1
2011-01-24 Alte Hasen werden sich noch an die guten alten Zeiten erinnern, als Olympus zu den Pionieren der Digitalfotografie gehörte. Spitzenmodelle der Kompaktkameras hießen einst C-5060 oder C-8080. Was danach folgte, war in Anbetracht dieser Kameras ein eher dunkles Kapitel. Doch nun ist Olympus zurück und nimmt mit der XZ-1 wieder eine Highend-Kompaktkamera ins Programm auf, die u. a. mit einem konkurrenzlos lichtstarken Objektiv mit F1,8 bis F2,5 beeindruckt. Eines der ersten Testmodelle fand den kurzen Weg von Hamburg nach Lübeck in die digitalkamera.de-Redaktion, wo wir das heiß begehrte Objekt gleich einem ausführlichen Test unterzogen – als eine der ersten Kameras überhaupt in unserem neuen DxO-Testlabor. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Sehr elegant kommt die Olympus XZ-1 daher. Sie erinnert ein wenig an eine Mischung aus der Canon PowerShot S95 und der Panasonic Lumix DMC-LX5. Sie hat bspw. einen ähnlichen Objektiveinstellring wie die S95 und nimmt wie die LX5 einen elektronischen Sucher auf. Die Gehäusevorderschale besteht aus Metall, hinten wurde hingegen Kunststoff verwendet. Durch die matte Beschichtung merkt man den Unterschied aber allenfalls an der Wärmeleitfähigkeit. Die Kameraoberseite ist ebenfalls aus Metall und setzt sich durch die gebürstete Optik angenehm ab. Alternativ zum matten Schwarz ist die Kamera auch in elegantem, glänzenden Weiß erhältlich. Spritzwassergeschützt ist das Gehäuse zwar nicht, aber optional ist ein Unterwassergehäuse erhältlich, d. h. einem Tauchgang bis 40 m Tiefe steht prinzipiell nichts im Wege. Nicht so gut gelungen ist die Schnittstellenklappe. Sie wirkt einfach nur billig und ist inkl. der Scharniere aus Plastik. Das ist umso ärgerlicher, weil man die Klappe viel gebrauchen muss, denn der Akku wird über die USB-Schnittstelle geladen. Das originale Kabel sollte man immer dabei haben, denn ein Standardkabel passt nicht. Wer den für eine solche Kamera relativ kleinen Li-Ion-Akku (3,7 V, 925 mAh) außerhalb der Kamera laden will, muss ein zusätzliches Ladegerät kaufen. Die Kamera geht aber so sparsam mit Energie um, dass der Akku für rund 320 Aufnahmen gem. CIPA reicht. An den USB-Anschluss passt auch das mitgelieferte AV-Kabel, ein HDMI-Kabel muss man sich indes wie üblich separat kaufen, eine entsprechende Schnittstelle (HDMI Micro, Typ D) jedenfalls ist vorhanden.
Auch die Platzierung des Stativgewindes ist kritikwürdig. Zwar besteht es aus Metall, liegt aber außerhalb der optischen Achse und zudem direkt neben dem Batteriefach. Zur Entnahme des Akkus oder der Speicherkarte muss man die XZ-1 also vom Stativ entfernen bzw. die Schnellwechselplatte abschrauben. Das Kartenfach nimmt Karten vom Typ SD, SDHC und SDXC auf. Im Test zeigte es sich mit der SanDisk Extreme III 30 MB/s-Edition zudem erstaunlich schnell, so dass die Bildspeicherung nicht am weiteren Fotografieren hindert.
Auf der Vorderseite der Kamera hätte Olympus gerne eine griffigere Oberfläche, ein eingelassenes genarbtes Gummi o. ä. verbauen können, denn mit der glatten Oberfläche hält sich die rund 265 g leichte Kamera nicht sehr sicher. Die Rückseite bietet dem Daumen hingegen Dank Gummieinlage guten Halt. Ergonomisch sehr gelungen ist der Objektiveinstellring, der spür- und hörbar rastet. Je nach Programm stellt man hier Blende, Belichtungszeit, ISO, Art-Filter, Motivprogramm o. ä. ein. Nur eine Konfigurierbarkeit hat Olympus "vergessen". Der Objektivdeckel hingegen ist eher von der billigen Sorte, er wird einfach über gestülpt und klemmt auf dem festen Tubus. Er fällt relativ leicht ab, mit dem Sicherheitsband baumelt er störend herum. Dafür gibt es keine Fehlermeldung, wenn man die Kamera einschaltet. der Deckel fällt dann nämlich einfach ab. Ebenfalls weniger gelungen ist das hintere Einstellrad, es ist nicht so gut bedienbar. Es ist um das Steuerkreuz herum angeordnet, sehr klein und rutschig. Drückt man beim Drehen zu stark, was leicht passiert, wird ein Knopfdruck aufgelöst. Am besten lässt es sich noch mit dem Daumennagel drehen.
Eine wahre Augenweide ist der 3" (7,5 cm) große OLED-Bildschirm. Anders als bei einem LCD kommen die organischen Leuchtdioden ohne Hintergrundbeleuchtung aus. Das spart Strom, bringt leuchtendere Farben, kräftigere Kontraste und eine natürliche Blickwinkelunabhängigkeit. Mit 610.000 Bildpunkten ist das Display zudem fein genug aufgelöst. Das Seitenverhältnis ist 3:2, so dass es beim Sucherbild bei 4:3 und 16:9 jeweils einen schwarzen Rand gibt, der aber zumindest teilweise von den Bildschirmanzeigen genutzt wird. Von der Helligkeit her übertrifft es aktuelle LCDs nicht. D. h. bei Sonnenschein kann man sein Sucherbild zwar erkennen, aber die dunklen Bildbereichen wirken dunkler als sie in Wirklichkeit sind. Zwischen Bildschirm und Blitzschuh befindet sich eine Schnittstelle, an die auch der optionale, 1,44 Mio. Bildpunkte feine Sucher VF-2 passt. Damit hat die XZ-1 das wohl beste Sucherbild unter den Kompaktkameras (zum Vergleich: Der Sucher der Panasonic LX5 löst gerade mal rund 200.000 Bildpunkte auf).
Ein Dauerkritikpunkt bei Olympus sind hingegen die nicht so übersichtlichen Menüs. Da hilft es auch wenig, dass die links angeordneten Hauptreiter nun farbig sind. Noch immer wird zusätzlich vertikal geblättert. Dass das Menü dennoch übersichtlicher wirkt als bspw. an einer Pen, liegt schlicht daran, dass es recht sparsam mit Einstelloptionen ausgestattet ist (mehr dazu im nächsten Abschnitt). Das Praktische Schnellmenü, das man durch den Druck auf die OK-Taste erreicht und das sich direkt über das Livebild legt, krankt unter dem selben Problem. Auch hier wird geblättert, d. h. man sieht den Einstellumfang nicht auf einen Blick, sondern muss erst suchen. Es sei aber nicht verschwiegen, dass man sich bei intensiver Nutzung durchaus daran gewöhnen kann.
Gut gemacht ist das Livebild, das sehr schnell aktualisiert wird und keine Schlieren zieht oder ruckelt. Ein Gitternetz sowie ein Live-Histogramm lassen sich einblenden, auch eine Belichtungsvorschau gibt es, die selbst bei aktiviertem Blitz funktioniert. Sehr praktisch ist, dass das Livebild bei zu dunkler Belichtung nicht schwarz wird, sondern man sein Motiv stets erkennen kann.
Ausstattung Hier zeigt sich teilweise, dass Olympus lange keine solch anspruchsvolle Kamera im Kompaktsegment gebaut hat bzw. dass die Kamera von den Kompaktkameraingenieuren entwickelt wurde, die kaum über den Tellerrand hin zu den Systemkameras des eigen Hauses geworfen haben. Zwar gibt es viele Features und auch weitestgehend die nötigen manuellen Einstellmöglichkeiten, an die Vielfalt bspw. einer Pen kommt die XZ-1 dagegen nicht heran. Als Beispiel sei hier die ISO-Automatik genannt, deren Regelbereich auf ISO 100-1.600 festgenagelt ist. Eine einstellbare Obergrenze wäre sehr wünschenswert, denn oberhalb von ISO 400 nimmt die Bildqualität wie bei allen Kompaktkameras merklich ab. Manuell hat man hingegen volle Kontrolle und kann in Drittelstufen zwischen ISO 100 und 6.400 alles einstellen.
Sehr gelungen sind die Motivprogramme und vor allem die Art-Filter. Per Objektiveinstellring wählt man seinen Effekt aus, kann bei den Motivprogrammen aber auch der Kamera die Motiverkennung überlassen. Bei den Art-Filtern muss man vorsichtig sein, denn teilweise gehen bei den stark überzogenen Effekten Bilddetails verloren, die man für den Posterdruck noch gebrauchen könnte. Die Effekte lassen sich jedoch auch nachträglich anwenden, so dass man das Originalbild behalten kann. In den Halbautomatiken sowie im manuellen Modus hat man dagegen mehr Kontrolle über das Bild, zudem können Farben und Gradation für den individuellen Anspruch angepasst werden, sofern man nicht sowieso im RAW-Format fotografiert. Wer genügend Speicherkartenkapazität hat, kann auch beide Format simultan aufzeichnen. Vorsicht ist bei den Werkseinstellungen geboten, denn die JPEG-Qualität steht nur auf "N" wie "normal". Die Bilder werden dann nur ca. 2 MBytes groß, d. h. Details gehen durch die Komprimierung verloren. Man sollte unbedingt "F" wie "fine" wählen, dann haben die Bilder knapp 5 MBytes pro Stück. Die Speicherung erfolgt so oder so recht flott und geschieht im Hintergrund, d. h. man kann weiter fotografieren.
Der Serienbildmodus arbeitet bei voller Auflösung mit 2 Bildern/s, wobei im JPEG-Format 100 Bilder, bei RAW dagegen "nur" 31 am Stück gemacht werden können. Beides sind von der Anzahlt her für eine Kompaktkamera äußerst gute Werte, auch wenn es keinen "Dauerlauf" gibt. Verzichtet man auf etwas Auflösung, kann die Serienbildrate im JPEG-Modus noch erhöht werden. Etwas Trickreich ist hingegen die Aktivierung der Belichtungsreihenfunktion. Sie ist im Schnellmenü ausgegraut und kann erst angewählt werden, wenn man vorher im Menü die Schrittweite zwischen 0,3 und 1,7 EV gewählt hat. Die XZ-1 macht dann drei Bilder. Für HDR-Aufnahmen zur Bewältigung sehr kontrastreicher Szenen ist das etwas knapp, schade auch, dass die XZ-1 keine HDR-Funktion hat. Dafür nimmt sie Panoramen auf und "klebt" (stitcht) die maximal drei Bilder direkt zusammen. Das erste Bild muss man per Hand auslösen, danach erkennt die XZ-1 die Schwenkrichtung automatisch und löst das zweite und dritte Bild aus, wenn man jeweils zwei virtuelle Kreuze in Deckung gebracht hat. Danach rechnet die Kamera sehr lange, dafür ist das Ergebnis selbst bei detailreicher Architektur fehlerfrei (siehe Beispiel in den weiterführenden Links). Schade ist allerdings, dass die Panoramen nur etwa 4,6 Megapixel auflösen. Bei der langen Rechenzeit hätte Olympus gerne mit der vollen Auflösung arbeiten können. Hier ist vom Fotografen weiterhin "Handarbeit" gefragt.
Erstaunlich gut ist Olympus auch der Videomodus gelungen, wo die Firma im Gegensatz zu anderen Herstellern wie Sony, Panasonic, Samsung oder Canon nicht auf Erfahrungen im Camcorder-Bereich zurück greifen kann. So stellt der Autofokus nach einer klitzekleinen Verzögerung sehr sanft und absolut lautlos auf die neue Schärfeebene scharf, falls man bspw. von einem Objekt im Vordergrund auf den Hintergrund geschwenkt hat. Das Zoomen geschieht verlangsamt, d. h. auch hier sorgt die Kamera dafür, dass dem später Betrachter nicht schwindelig wird. Das Zoomgeräusch ist dadurch auch etwas leiser, gerät aber mit auf die Tonspur. Richtig störend wird das aber nur in sehr leisen Umgebungen. Wer möchte, kann die Tonaufzeichnung im Menü auch ganz abschalten. Wer über den optionalen Zubehörschuhadapter ein externes Stereomikrofon anschließt, kann es akustisch von der Kamera entkoppeln bzw. weit genug vom Zoommotor entfernt anbringen, so dass keine Störgeräusche mehr aufgenommen werden. Die Videoauflösung ist mit 1.280 x 720 Pixeln ausreichend, bei 30 Bildern/s sind die Videos außerdem flüssig. Nicht ganz so schön ist das Speicherformart AVI-Motion-JPEG, denn es wird im Verhältnis zur Qualität viel Speicher verbraucht. MPEG-4 würde der Kamera besser stehen.
Ein kleines Ärgernis wiederum findet sich bei den Toneinstellungen der Kamera. So kann man zwischen drei Tonarten wählen, wobei immerhin eine ohne Tastentöne auskommt. Das elektronische Auslösegeräusch hingegen lässt sich nur abschalten, wenn man den Lautstärkelevel auf Null senkt, dann aber hat man keine akustische Schärfebestätigung mehr. Im Wiedergabemodus findet man zudem einige Bildbearbeitungsmöglichkleiten, sogar RAW-Fotos lassen sich innerhalb der Kamera in JPEGs wandeln, wobei diverse Parameter festgelegt werden können. Nette Spielmöglichkeiten ergeben sich darüber hinaus durch die Doppelbelichtungsfunktion, die auch schon während der Aufnahme aktiviert werden kann.
Beim Blitz wiederum gibt sich Olympus kaum eine Blöße. Die Leitzahl von 6,4 ist zwar nicht sonderlich hoch, aber durch die enorme Lichtstärke des Objektivs reicht der Blitz im Weitwinkel dennoch bei ISO 100 3,5 m weit, im Tele langt es noch für 2,5 m. Die Reichweiten verdoppeln sich bei einer akzeptablen Bildqualität bei ISO 400. Was allerdings fehlt, ist ein automatisches Ausfahren des Blitzes, das muss der Fotograf also schon selber erledigen. Dann aber verfügt der Blitz über eine Automatik, eine Aufhellfunktion, kann auf den zweiten Verschlussvorhang feuern und auch mit längeren Verschlusszeiten genutzt werden. Neben einer Blitzbelichtungskorrektur stehen sogar manuelle Leistungsstufen zur Verfügung, bei denen es dann auch keinen Messblitz gibt (interessant bspw. beim Slaveblitzen). Durch den Aufsteckschuh lassen sich aber auch E-System-kompatible TTL-Blitzgeräte nutzen. Der interne Blitz besitzt außerdem die Fähigkeit, Systemblitzgeräte von Olympus drahtlos zu steuern. Allerdings ist man auf einen Kanal und eine Blitzgruppe beschränkt, was etwas schade ist. Die Blitzausleuchtung im Weitwinkel ist nur akzeptabel. Vor allem die rechte obere und noch mehr die rechte untere Ecke bekommen sichtbar weniger Licht ab. Bei mittlerer und langer Brennweite gibt es hingegen naturgemäß wenig zu beanstanden. Übrigens besitzt die XZ-1 einen Programmspeicherplatz auf dem Moduswahlrad, so dass der Fotograf sich hier seine bevorzugten Einstellungen speichern und jederzeit abrufen kann.
Objektiv Im Weitwinkel lichtstarke Objektive findet man bei einigen Herstellern. Im Telebereich dagegen fällt die Objektivöffnung meist sehr mager aus. Die XZ-1 setzt hier vollkommen neue Maßstäbe, ist sie doch bei Tele (112 mm KB) mit F2,5 lichtstärker als normale Kameras im Weitwinkel. Dort wiederum glänzt die XZ-1 mit F1,8 bei 28 mm (KB). Dank Objektivring lässt sich die Blende bspw. in der Zeitautomatik auch sehr angenehm verstellen. Bis F8.0 steht eine feine Drittel-Abstufung zur Verfügung. In Grenzen kann man mit der Kamera in Telestellung sogar bei Porträts für einen einigermaßen unscharfen Hintergrund sorgen. Das Bokeh kann jedoch mit echten Porträtobjektiven nicht ganz mithalten. Das Objektiv verfügt über sechs Blendenlamellen, die sich bei geschlossener Blende zu einem sehr asymmetrischen Sechseck formen. Bei Langzeitbelichtungen hingegen kann die so geschlossene Blende dank ihrer geraden Lamellenzahl für hübsche Sterncheneffekte an punktuellen Lichtquellen sorgen, was man als Fotograf geschickt nutzen kann.
Bei Sonnenschein wird es bei einer kürzesten Verschlusszeit von 1/2.000 s und ISO 100 schwierig, die Offenblende des Objektivs zu nutzen, da zu viel Licht auf den Sensor kommt. Daran aber hat Olympus gedacht und einen einschwenkbaren Graufilter verbaut, der sich über das Schnellmenü aktivieren lässt. Er schluckt 3 EV-Stufen an Licht, entspricht also von der Lichtmenge dem Schließen der Blende um 3 Stufen.
Auch die Autofokusgeschwindigkeit des Objektivs weiß zu überzeugen. Bei Lichtverhältnissen, die etwa einem Bewölktem Himmel entsprechen, löste die XZ-1 bei gutem Kontrast in weniger als einer halben Sekunde aus. Auch im Praxistest zeigte sich der Autofokus stets flott und zielsicher, zudem macht es kaum einen Unterschied, ob man im Weitwinkel oder Tele fotografiert. Auch die reine Auslöseverzögerung kann sich mit 70 Millisekunden sehen lassen, auch wenn sie keine Rekorde aufstellt. Vermisst haben wir eine konkrete Brennweitenangabe auf dem Bildschirm, den Zoombalken kann man allenfalls als großes Schätzeisen einstufen. Dafür wird der Bereich vom Weitwinkel zum Tele in angenehmen 1,7 s durchfahren, bis zu 17 Stufen lassen sich feinfühlig einstellen.
Ebenfalls praxistauglich sind die Naheinstellgrenzen. Im Normalmodus fokussiert die XZ-1 ab 60 cm, kann aber im Weitwinkel auch ab 10 cm und im Tele ab 30 cm fokussieren, womit man schon gute Detailaufnahmen machen kann. Der Supermakromodus lässt sich hingegen nur im Weitwinkel aktivieren und erlaubt eine minimale Fokusdistanz von 1 cm ab Frontlinse. Allerdings bringt das große Probleme mit der Motivausleuchtung mit sich, davon abgesehen verzerrt die Bildfeldwölbung so manches Motiv sehr unschön. Der fest stehende Teil des Objektivs bietet jedoch ein Gewinde zur Aufnahme eines Adaptertubus, an den wiederum bspw. ein optischer Filter, eine Nahlinse oder ein Telekonverter montiert werden kann. Das erweitert die fotografischen Möglichkeiten ungemein. Die Zahl der Kameras mit einer solchen Option ist höchst überschaubar. Im Menü gibt es extra einen Eintrag, der bei Verwendung des originalen Telekonverters TCON-17 aktiviert werden sollte. Ohne nennenswerten Lichtverlust wird damit die Telebrennweite um den Faktor 1,7, also auf ca. 190 mm (Kleinbildäquivalent), verlängert. Wichtig ist die Aktivierung der Option u. a. für den mechanischen Bildstabilisator, der mittels Sensorbewegungen Bildverwackelungen reduziert. Olympus gibt allerdings lediglich einen Kompensationsfaktor von 2 Lichtwertstufen an, was schon etwas mager ist.
Bildqualität Im Dezember 2010 haben wir ein eigenes, auf DxO basierendes Testlabor in Lübeck aufgebaut, womit die hinzugekauften DCTau-Labortests ersetzt werden sollen. Das bringt einerseits eine höhere Flexibilität bei den Tests, andererseits braucht die Entwicklung einer anwenderfreundlichen Ausgabe in Form der gewohnten bzw. zukünftig stark verbesserten Labortests seine Zeit, weshalb wir momentan eine solche noch nicht anbieten können. Die Olympus XZ-1 ist aber die erste Kamera, die wir ausschließlich im neuen Labortest geprüft haben. Beim Vergleich mit DCTau ist zu beachten, dass beim Dynamikumfang im DxO-Test höhere Werte heraus kommen als bei DCTau, eine Messung der Artefakte an feinen Strukturen gibt es nicht mehr. Dafür wird bspw. die Blitzausleuchtung genauso wie die Neigung zu Farbsäumen sowie die Farbwiedergabe überhaupt gemessen.
Die Randschärfe des Objektivs ist erstaunlich. Zwar ist ein Auflösungsverlust am Bildrand im Weitwinkel bei Offenblende nicht wegdiskutierbar, aber hier sollte man nicht vergessen, dass es sich um Blende 1,8 bei 28 mm Kleinbildäquivalent handelt. Abgeblendet auf F2,8 wird die Randunschärfe deutlich geringer, leichte Verbesserungen sind auch bei F4 noch zu beobachten. Bei mittlerer Brennweite (ca. 65 mm) hingegen spielt Randunschärfe keine Rolle, in Telestellung taucht sie aufgeblendet gemäßigt wider auf, ist bei F4 aber schon wieder verschwunden. Betrachtet man die Auflösung anhand der MFT-Kurve über verschiedene Blenden und Brennweiten, so ergibt sich bei F2,8 auf die Brennweiten bezogen das gleichmäßigste und beste Bild. Hier schafft das Objektiv im Bildzentrum etwa 35-38 Linienpaare pro Millimeter, am Bildrand etwa 23-28. Bei F5,6 liegen Bildmitte und Bildränder mit einem Bereich von 29-36 Linienpaaren am dichtesten zusammen, bei F8,0 machen sich dann leichte Beugungsunschärfen bemerkbar, weiter kann man die Kamera sinnvollerweise auch nicht abblenden. Damit überflügelt die Auflösung der XZ-1 bspw. die Panasonic Lumix DMC-LX3 oder Canon PowerShot G12 um Haaresbreite.
Die Verzeichnung gleicht die XZ-1 nicht vollends elektronisch aus. Dennoch ist sie bei mittlerer und langer Brennweite praktisch nicht sichtbar und auch im Weitwinkel nur bei sehr kritischen Motiven störend. Chromatische Aberrationen tauchen vorwiegend am unteren Ende des Brennweitenbereichs auf. Hier hilft auch Abblenden nicht, die zumindest in den Randbereichen auftretenden Farbsäume abzustellen. Bei mittlerer Brennweite hingegen ist das Objektiv tadellos, im Telebereich treten die Farbsäume in abgeschwächter Form wieder auf. Eine Randabdunklung wiederum tritt bei allen gemessenen Brennweiten auf, um jeweils zwei Stufen abgeblendet verschwindet sie vollends, d. h. im Weitwinkel bei F2,8 und im Tele bei F4,0. die mittlere Brennweite hingegen ist auch offen schon sehr gut und zeigt höchstens messbare, aber keineswegs sichtbare Vignettierung. Über alle objektivrelevanten Parameter zeigt die XZ-1 also ein sehr "klassischs" Verhalten. Im Weitwinkel ergeben sich die größten Schwächen, bei mittlerer Brennweite ist das Objektiv exzellent, in Telestellung tauchen einige Probleme zumindest in abgeschwächter Form wieder auf. Verglichen mit der Konkurrenz jedenfalls fällt das Objektiv eher positiv als negativ auf.
Ein wenig anders sieht es bspw. beim Rauschen aus. Zwar ist der im Vergleich zu fast allen Taschenknipsen große Sensor mit seiner moderaten Auflösung im Vorteil, vermag aber dennoch keine Wunder zu vollbringen. Bis ISO 400 ist die Bildqualität ganz gut, bis ISO 800 noch akzeptabel, darüber nimmt das Rauschen deutlich zu. Es ergibt sich also ein Vorteil von etwa einer ISO-Stufe gegenüber den höher auflösenden Winzigsensoren. Verglichen mit der Konkurrenz wie der Panasonic LX5 oder Canon S95 jedoch ergibt sich bei der Olympus ein leicht höheres Rauschen. Das mag mit daran liegen, dass das Rauschen bei der XZ-1 etwas weniger aggressiv unterdrückt wird, die subjektive Bildqualität bzw. die Detailfeinheit spricht dafür. So gefällt die Abstimmung der XZ-1 in der Praxis eigentlich ganz gut, es sei denn man ist extremer Rauschallergiker und mag es lieber etwas weicher. Auch vom Rauschcharakter, also der Abweichung der Störpixel von der eigentlich Farbe sowie der "Größe" der Störungen (bezogen auf einen 20 x 30 cm großen Ausdruck) zeigen eindeutig, dass die akzeptable Grenze bei ISO 800 liegt. Da ist es umso störender, dass die ISO-Automatik bis zu 1.600 verwendet.
Die Rauschzunahme geht einher mit einer Abnahme der Eingangsdynamik und des Tonwertumfangs. Auch hier knicken die Messwerte von ISO 800 auf 1.600 deutlich ein. 9,8 Blendenstufen Dynamikumfang werden bei ISO 100 erreicht, bei ISO 800 sind es noch gute 9 Blendenstufen, bei ISO 1.600 hingegen schlechte 7,6. Der Tonwertumfang (theoretisches Maximum 8 Bit) beginnt bei ISO 100 mit 7,7 Bit, liegt bei ISO 800 noch bei 7,3 Bit und bei ISO 1.600 dann nur noch bei 6,8 Bit, hier werden dann also schon viele Feinabstufungen verschenkt. Bei der Farbwiedergabe zeigte sich ein leichter Hang zu Rot- und Gelbtönen, die kräftiger wieder gegeben werden als in der Realität. Das führt zu einer allgemein etwas wärmeren Farbwiedergabe. Insgesamt gibt die die XZ-1 bei der Bildqualität also keine Blöße und hält auch dem Vergleich mit der Konkurrenz stand, wobei die XZ-1 das minimal schlechtere Abschneiden in einigen Bereichen mit einem besseren Abschneiden in anderen Bereichen unterm Strich wieder wett macht.
Fazit Kurzbewertung
- Schneller Autofokus und schnelle Bildfolgezeiten
- Praktischer Objektiveinstellring
- Vielfältige Anschlussmöglichkeiten für Systemzubehör, u. a. EVF, (drahtlos-)TTL-Blitz, Objektivzubehör
- Brillanter, kontrastreicher, heller und fein auflösender OLED-Bildschirm
- Konkurrenzlos lichtstarkes Objektiv mit einschwenkbarem Graufilter
- Toller Panoramamodus macht trotz sehr guten Stitchingergebnissen durch lange Rechenzeit und geringe Auflösung nur mäßig Spaß
- Wenig Halt an der rutschigen Kameravorderseite und rutschiges hinteres Einstellrad
- Relativ kleiner Akku ohne externes Ladegerät (Ladung über USB)
Technische Daten
Modell |
Olympus XZ-1 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,6" 8,1 x 6,0 mm (Cropfaktor 4,3) 11,3 Megapixel (physikalisch), 10,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
28-112 mm / F1,8-2,5 (4-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,610 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Sensor-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 2 Bilder/s und max. 8 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 100 bis 800, manuell ISO 100 bis 3.200 |
Abmessungen |
111 x 65 x 42 mm (B x H x T) |
Gewicht |
310 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/G5ERB (mit Preisvergleich) |