Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Olympus mju 9000
2009-04-10 In seiner Produktbeschreibung spricht Olympus bei der mju 9000 von einer "perfekten Kombination aus luxuriösem Design und leistungsstarker Technologie". Dass die mju 9000 schick aussieht, kann man kaum bestreiten. Aber stimmt die Technik dahinter auch? Die Ausstattung zeigt sich mit einem 12-Megapixel-CCD-Chip, doppeltem Bildstabilisator, HighISO und 10-fachem optischem Zoom jedenfalls sehr großzügig. Ob die Fotos dann auch halten, was die Kamera auf den ersten Blick verspricht, hat digitalkamera.de im Test genauestens untersucht. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Wer mit einem Fliegengewicht ähnlich dem anderer mju-Modelle rechnet, der wird beim Griff zur mju 9000 eine andere Erfahrung machen. 206 g Arbeitsgewicht hören sich zwar nicht schwer an, dennoch eignet sich das Design-Schmuckstück im Metallgehäuse nur eingeschränkt für die Unterbringung in der Hemdtasche. Dafür ist hauptsächlich das 10fache Weitwinkelzoomobjektiv verantwortlich, das die Kamera auf eine Brennweite zwischen 28 und 280 mm bringt. Die Abmessungen halten sich jedoch in Grenzen: 96 x 60 x 31 mm liegen bei einer Superzoomkamera eher im unteren Größenbereich. Die Verarbeitung der mju 9000 wirkt sehr solide, und das Gehäuse macht den Eindruck, als könnte es einiges ab. Das 2,7-Zoll-Display lässt den Bedienelementen auf der Kamerarückseite nicht übermäßig viel Platz; die Knöpfe sind daher eher für zierliche Finger gemacht. Dafür sind sie beleuchtet, um die Bedienung in diffusen Lichtverhältnissen zu erleichtern. Mit dem Wahlrad entscheidet man sich für den Aufnahmemodus. Der Beauty-Modus für glatte, schöne Haut hat – wie bei den neuen mju-Modellen üblich – einen eigenen Platz bekommen. Wem das ständige Drehen des Rades für den Wiedergabemodus zu umständlich ist, dem hat Olympus eine eigene Taste für die direkte Wiedergabe nach jeder Aufnahme unterhalb des Wahlrades spendiert.
Als eher gewöhnungsbedürftig erweist sich der Schalter um den OK-Button herum. Er ist in vier Richtungen steuerbar für die Menünavigation und die üblichen Shortcuts Belichtungskorrektur, Makro, Blitz und Selbstauslöser. Verpasst man den exakten Druckpunkt, so wählt man – zumindest am Anfang – leicht die benachbarte Funktion an. Zwei mehrfach belegte Steuerknöpfe für Displayanzeige, Info, Löschen etc. runden die Bedienelemente auf der Kamerarückseite ab. An der Oberseite befinden sich der Ein-/Ausschalter, der Auslöser und der Zoomknopf, der auch nicht immer leicht steuerbar ist und zudem eher klein ausfällt. Sehr gut gelungen ist das Hyper Crystal III-Display, das auch bei grellem Sonnenlicht noch gute Einblicke auf Bild und die eingeblendeten Symbole, Histogramm, Gitternetz etc. von allen Seiten erlaubt. 2,7 Zoll mit 230.000 Bildpunkten ermöglicht eine ausreichend klare und große Bilddarstellung. Akku und Speicherkarte sind an der Unterseite der Kamera in einem gemeinsamen Fach verstaut. Neben xD- können auch microSD-Karten mittels im Lieferumfang enthaltenem MASD-1-Adapter benutzt werden.
Ausstattung Obwohl nur beschränkt manuell steuerbar, so ist die mju 9000 doch mit etlichen Zusatzfunktionen und Motivprogrammen ausgestattet. Dazu gehören die Makro- und die Panoramafunktion. Der Makromodus bietet zwei Varianten: regulär und Super-Makro mit einem Aufnahmeabstand ab einem Zentimeter. Wenn Insekten wie Hummeln nichts dagegen haben, kann man ihnen mit der mju 9000 buchstäblich auf den Pelz rücken und auch noch Kleinstlebewesen Format füllend abbilden. Die Zoomfunktion kann im Super-Makromodus nicht eingesetzt werden. Für Panoramaaufnahmen stehen drei Möglichkeiten zur Auswahl. Panorama 1 und 2 bauen die jeweils drei Bilder gleich in der Kamera zusammen. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass in Variante eins die Kamera beim Überschreiten einer Art Zielfenster selbständig auslöst, wogegen man das bei Nummer zwei noch selbst tun muss. Wer lieber alles von Anfang bis Ende betreut, kann die drei Bilder auch erst im Computer zu einem Panoramafoto zusammensetzen. Die Panoramafunktion ist Olympus so wichtig, dass sie im Schnellzugriffsmenü (Knopf OR unten rechts) aufgenommen wurde.
Dieselbe Ehre ist der Gegenlichtkorrektur und der Mehrfachfensterdarstellung widerfahren. Letztere erweist sich als sehr nützlich für die kontrollierte Bildgestaltung. Man kann wählen, ob man sich als Vorschau je vier verschiedene Belichtungs-, Weißabgleichs- oder Zoomstufen ansehen möchte, aus denen man die Beste für das jeweils angepeilte Motiv auswählen kann. Ansonsten bietet die mju 9000 die üblichen Motivprogramme wie Landschaft, Porträt, Sport, Feuerwerk, Nachtaufnahme etc., aber z. B. auch eine Funktion für das Abfotografieren von Dokumenten und das sogenannte Pre-Capture Video. Dabei wird ein 7-Sekunden-Film aufgenommen, der bereits zwei Sekunden vor dem endgültigen Drücken des Auslösers beginnt. Beim Testen hat sich der genauere Sinn dieser Funktion nicht vollständig erschlossen, sie mag jedoch dem einen oder anderen Anwender nützlich vorkommen. Wenn man gleich den Videomodus bemüht, fehlen diese zwei Sekunden, dafür kann man selbst steuern, wie lange man filmen möchte, und wird nicht nach sieben Sekunden zwangsweise abgeschaltet.
Durch das zehnfache optische Zoom erweist sich die mju 9000 als sehr vielseitig, und das Fotografieren macht Spaß, da man auch weit entfernte Motive noch nahe heranholen kann. Wem das noch nicht reicht, der kann selbstverständlich auf den Digitalzoom zurückgreifen, wobei dieser die Vergrößerung errechnet und es dadurch zu Qualitätsverlusten kommt. Als Lösung für dieses Dilemma bietet Olympus den sogenannten Finezoom an. Dieser reduziert die Megapixelzahl und rückt damit dem Motiv noch einmal näher als beispielsweise bei vollen 12 Megapixeln.
Als sehr umfangreich erweist sich das Wiedergabe-Menü der mju 9000. Es geht weit über den Zweck der Wiederbetrachtung inklusive Diashow hinaus und bietet bereits etliche Korrekturmöglichkeiten wie die Anwendung des Beauty-Modus im Nachhinein, das Zuschneiden von Bildern oder eine Rote-Augen-Korrektur. Korrigierte Versionen der Bilder werden in der Bildreihenfolge hinten angehängt, das Original bleibt erhalten. Die Auswahlmöglichkeiten, was genau korrigiert werden soll, sind zahlreich. Dabei bietet Olympus unter den meisten Menüpunkten den Rundumschlag an oder nur einzelne Aspekte. Das sieht unter "Perfekt festlegen" beispielsweise so aus, dass man entweder nur die Gegenlicht- oder Rote-Augen-Korrektur durchführen lässt oder alles auf einmal. Ähnlich verhält es sich im Beauty-Modus oder unter "Bearbeiten". Der einzige Kritikpunkt dabei ist die Tatsache, dass man nicht gleich auf Anhieb erkennt, unter welchem Menüpunkt sich die Farbkorrektur (Bearbeiten) und unter welchem sich die Gegenlichtkorrektur (Perfekt festlegen) befindet. Nach ein paar Anwendungen stellt dies aber kein Problem mehr dar. Neben den Korrekturmöglichkeiten kann man Kalenderblätter in der Kamera editieren und diese oder normale Fotos für den Druck vorbereiten.
Bildqualität Das Menü zur nachträglichen Bildkorrektur ist vielfältig. Durch einen Blick auf die Bildqualität lässt sich feststellen, ob dies überhaupt notwendig ist oder ob die mju 9000 von vornherein gute Arbeit leistet. In mancherlei Hinsicht verhält sie sich, wie man es von ihrer Klasse (Shoot-to-Print-Superzoom) erwartet. Dazu gehört eine sehr gute Bildauflösung in der Bildmitte, die zum Rand hin deutlich verliert. Das war allerdings aufgrund des 10fach-Zooms kaum anders zu erwarten. Typisch "Shoot-to-Print" verhält sich die Tonwertwiedergabe mit weichen Lichtern, neutralen Mitten und weichen Schatten. Ausfressende Lichter sind also ein eher geringes Problem. Sowohl Eingangs- als auch Ausgangsdynamik liegen bis ISO 400 im absolut grünen Bereich. Darüber hinaus nehmen beide sehr schnell ab und das Rauschen zu. HighISO ist ein lobenswerter Ansatz, um auch bei Lichtverhältnissen, die normalerweise ein Blitzgerät erfordern, ohne den Einsatz eines selbigen auszukommen. Wenn dann allerdings das Rauschen zu stark wird, hat man die Wahl zwischen zwei Übeln: flache Blitzbilder oder plastisch Verrauschte. Deshalb sollte man mit der Einstellung Auto HighISO vorsichtig umgehen. Auch bei Testaufnahmen außerhalb des Labors wurde viel Farbrauschen festgestellt, sobald in durchaus hellen Innenräumen der Blitz abgeschaltet wurde. Immerhin hilft der doppelte Bildstabilisator verschwommene Bilder zu reduzieren. Der mechanische CCD-Shift minimiert durch eine Gegenbewegung des Sensors die Verwacklungsgefahr. Die elektronische Stabilisierung, bei der die Empfindlichkeit erhöht wird, ergänzt den CCD-Shift.
Trotz der komplexen Zoomoptik hat Olympus typische Objektivfehler wie tonnen- und kissenförmige Verzeichnung gut im Griff. Das dürfte besonders Architekturfotografen freuen, die im kurzen Brennweitenbereich sehr gut mit der mju 9000 fahren. Auch die Randabdunklung hält sich in Grenzen und ist kaum wahrnehmbar. Die Scharfzeichnung liegt allgemein sehr niedrig. Dabei ist eine gewisse Richtungsabhängigkeit zu erkennen, die aber nicht weiter ins Gewicht fällt. Weißclipping kann an überbelichteten Kanten auftreten. Durchschnittliche Werte erzielt die Kamera hinsichtlich der Geschwindigkeit, egal ob mit oder ohne Vorfokussierung. Die Zeiten bewegen sich zwischen 0,05 und 0,08 Sekunden ohne und 0,48 und 0,73 Sekunden mit Vorfokussierung.
Fazit Die Olympus mju 9000 eignet sich dank des optischen 10fach-Zooms besonders als Reisekamera. Der Brennweitenbereich zwischen 28 und 280 Millimeter wappnet den Fotografen für alle alltäglichen Fotosituationen von Landschaft- und Architekturfotografie über Porträt bis hin zu Detailaufnahmen. Bis ISO 400 kann man sich auf die Bildqualität verlassen, darüber hinaus verschlechtert das Rauschen das Ergebnis zusehends. Es ist besser, die ISO-Einstellung manuell festzulegen als sich auf die Automatik zu verlassen. Die Kamera ist relativ üppig mit Zusatzfunktionen und Motivprogrammen ausgestattet, bietet aber wenig manuelle Korrekturmöglichkeiten. Alles in allem ein gelungenes Handwerkszeug für unterwegs.
Kurzbewertung
- 2,7"-Display mit guter Sicht bei Sonnenlicht
- Gute Bildqualität bis ISO 400
- Vielfältige Motivprogramme
- Ausführlicher Wiedergabemodus mit Korrekturmöglichkeiten
- Optisches 10fach-Zoom
- Durchschnittliche Geschwindigkeit
- Kleine Bedienknöpfe mit schwer steuerbarem Zoomknopf
- Stärkeres Bildrauschen in den höheren ISO-Bereichen
Technische Daten
Modell |
Olympus mju 9000 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 12,7 Megapixel (physikalisch), 12,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.968 x 2.976 (4:3) |
Video (max.) |
640 x 480 30p |
Objektiv |
28-280 mm / F3,3-5,9 (10-fach Zoom) |
Monitor |
2,7", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
xD-Picture Card |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 50 bis 1.600 |
Abmessungen |
96 x 60 x 31 mm (B x H x T) |
Gewicht |
229 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/BH1R4 (mit Preisvergleich) |