Kompaktkamera
Testbericht: Olympus mju Digital 800
2005-08-15 Einige wenige Digitalkameras sind nicht wasserscheu und können sich sogar in den Regen trauen, ohne dass die empfindliche Bordelektronik ein Bad nimmt. Die Olympus mju Digital 800 ist eine solche Kamera, die zudem auch keine Angst vorm Dunkeln hat, da eine neue Technologie dafür sorgen soll, dass auch bei wenig Licht ansehnliche Fotos entstehen können. Und während andere Kameras die Sonne scheuen, weil auf ihrem LC-Bildschirm dann kaum noch etwas zu erkennen ist, fühlt sich der Olympus-Mini auch unter diesen Umständen wohl. Ob sich die mju Digital 800 allgemein an die Öffentlichkeit trauen kann, wird sich spätestens nach der Lektüre dieses digitalkamera.de-Tests herausstellen. (Yvan Boeres)
Der
Spritzwasserschutz, das sonnentaugliche LC-Display und die potentiell
bessere Bildqualität bei Aufnahmen unter schummrigen Lichtverhältnissen sind
nicht die einzigen Dinge, die diese Kamera für den Verbraucher interessant
machen. Für manchen ebenso wichtig sind eventuell auch die hohe Auflösung
von 8 Megapixel, der eingebaute 21-MByte-Speicher oder andere
Ausstattungsmerkmale (schneller Signalprozessor, leistungsfähiger
Videomodus, manuelle Einstellmöglichkeiten, Kompaktheit usw.). Uns geht es
darum zu prüfen, ob die Leistungen den Erwartungen entsprechen. Die
Ergebnisse unserer Untersuchung haben wir dabei sowohl im nachfolgenden Text
als auch im nebenstehenden Steckbrief, in der Tabelle "Messwerte" am Ende
des Tests und in einer aktualisierten Version unseres
digitalkamera.de-Datenblattes zu dieser Kamera festgehalten. Als hilfreiche
Ergänzung dazu bieten wir das DCTau-Testprotokoll zum kostenpflichtigen
Abruf (bzw. im Abo) an, das diesem Test bei der Beurteilung der Bildqualität
zugrunde lag.
Ergonomie/Verarbeitung
Im ausgeschalteten Zustand erinnert die mju Digital 800 ein bisschen an die
abgerundeten Formen eines Seifenstücks. Doch so glitschig wie ein Stück
Seife ist die Olympus-Kamera keineswegs. Trotz knapper Griffmöglichkeiten
lässt sie sich ganz gut in die Hand nehmen und findet dort auch ihren Halt.
Dazu trägt zum Teil das emailleartige Oberflächenmaterial des Gehäuses bei,
das optisch wie eine Edelpolitur wirkt und beim Berühren gleichzeitig ein
rutschfestes Gefühl verleiht. Prinzipiell ist eine Einhandbedienung der
Kamera möglich, doch wegen der hohen Verwacklungsanfälligkeit solch kleiner
Konstruktionen (in diesem Fall 103 x 57 x 33 mm bei einem Gewicht von ca.
213 Gramm) ist es dann doch besser, eine zweite Hand dazu zu nehmen.
Umschließt man die mju Digital 800 oben mit dem Daumen und dem Zeigefinger,
liegt der Daumen direkt auf der Zoomwippe, während der Zeigefinger auf dem
Auslöser ruht. Weitere Bedienelemente findet man in Form eines Programmwählrads (mit deutlich einrastenden Positionen und in jede Richtung
beliebig lange drehbar), eines Navigationsfeldes bzw. Steuerkreuzes, vier
Funktionsknöpfen (Schnellwiedergabe, Aufnahmeanleitung, Bildschirm,
Selbstauslöser/Löschen) und einem winzigen Ein-/Aus-Schalter.
Am einfachsten ist die Bedienung der mju Digital 800 im Scene-Modus. Gleich
19 verschiedene Motivprogramme stehen zur Auswahl, die alle zu einer
bestimmten Situation passen. Um bei der Wahl des richtigen Programms zu
helfen, sind die einzelnen Voreinstellungen in Wort bzw. Schrift und (Beispiel-)Bild
erklärt. Ein Programm für sich ist die "Verwacklungskorrektur". Mehr dazu
später in diesem Test. Bei der Blendenautomatik (S) und der Zeitautomatik
(A) kann man die Verschlusszeit oder die Blende vorgeben, indem man auf
einem virtuellen Schieberegler auf dem Bildschirm den gewünschten Wert mit
den Navigationstasten anwählt (siehe Bild). Das ist schön und praktisch
gelöst. Zur Aufnahme von Bildern bleibt sonst noch der Automatikmodus übrig.
Alle Nebeneinstellungen werden entweder über die Direkttasten für Blitz- und
Makro-Modus sowie über das Menü vorgenommen. Dort findet man die
Einstellungen u. a. für die Bildqualität, die Lichtempfindlichkeit, den
Serienbildmodus, die Belichtungsmessart und den Weißabgleich vor. Insgesamt
setzt sich das Menü der mju Digital 800 aus einem Hauptbildschirm (mit den
Hauptrubriken Bildqualität, Belichtungskorrektur, Weißabgleich und weitere
Einstellungen), dem eigentlichen Einstellungs-Menü (mit den Abschnitten
Kamera, Karte und Grundeinstellungen) sowie mehreren Untermenüs zusammen.
Zählt man alle Möglichkeiten zusammen, lassen sich über 200 Einstellungen
vornehmen. Natürlich braucht man nun nicht jede Einstellung zu kennen, und
wer sich in den Einstellungen verloren hat, kann die Kamera in ihren
ursprünglichen Zustand (wie ab Werk eingestellt) zurück versetzen. Während
die Übersichtlichkeit noch halbwegs gewährleistet ist, ärgert es einen, dass
man jede Auswahl extra mit "OK" bestätigen muss, damit die Einstellungen in
Kraft treten. Schnell hat man diesen wichtigen Schritt vergessen, und man
verlässt guten Glaubens das Menü, ohne dass tatsächlich irgendetwas
verändert wurde. Eventuell gewöhnt man sich irgendwann mal an diese
Prozedur, aber vielleicht ist das auch so gewollt, damit man nicht
versehentlich eine Einstellung tätigt. Deshalb wollen wir das bei einer
Einsteigerkamera noch durchgehen lassen; bei einer Kamera für
Fortgeschrittene (denen es um eine möglichst zügige Bedienung der Kamera
geht) wären wir nicht so nachsichtig.
Die Kontrolle der Einstellungen erfolgt auf dem Farb-LCD auf der
Kamerarückseite. Mangels optischen Suchers dient der Monitor aber auch als
Sucher-Ersatz. Als solcher ist er auch durchaus zu gebrauchen, weil von der
besseren Sorte. Der auf der Kamera als "HyperCrystal LCD" bezeichnete
Bildschirm soll – laut Olympus – einen dreimal höheren Kontrast und einen
wesentlich größeren Betrachtungswinkel (von bis zu 160°) als gewöhnliche
LCDs aufzeigen. Eine spezielle Zellkonstruktion soll ihrerseits Unschärfen
und Nachzieheffekten entgegenwirken. In der Praxis überzeugt der Monitor
tatsächlich durch gute Abbildungsleistungen, und mit einer Bilddiagonalen
von 2,5" bzw. 6,4 cm sowie einer Bildschirmauflösung von 215.000 Bildpunkten
ist der Monitor nicht nur großzügig dimensioniert, sondern auch noch
detailreich. Die kontrastreiche Bilddarstellung erlaubt es der mju Digital 800, selbst bei grellem Licht ein noch einigermaßen erkennbares Bild auf dem
Bildschirm zu zeigen. Doch auch mit zu wenig Licht haben die LCDs diverser
Digitalkameras so ihre Probleme. Hier tritt die BrightCapture-Technologie
zum ersten Mal auf den Plan (was sie sonst noch bringt, erfahren unsere
Leser später in diesem Test). Mit nur einem Fünftel der bisher für eine
klare Bilddarstellung auf dem LCD erforderlichen Helligkeit kommt die mju Digital 800 aus, wenn es darum geht, auch lichtschwache Szenen hell genug
und mit erträglich niedrigem Monitorrauschen auf dem Bildschirm anzuzeigen.
Das ist bei schummrigen Lichtverhältnissen sehr nützlich. Allgemein lassen
die Bedienung und die Ergonomie (abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen
Menüführung und dem leicht außerhalb der optischen Achse liegenden
Stativgewinde) kaum etwas zu wünschen übrig; solide verarbeitet und gut
durchdacht sind auch der Speicherkartensteckplatz an der Kameraunterseite
sowie das Batteriefach (wo auch die USB-Schnittstelle und der Netzanschluss
untergebracht sind) an der rechten Kameraflanke.
Doch das wichtigste Gehäusemerkmal ist der Wetterschutz. Die mju Digital 800
ist gemäß IEC-Standard 529 IPX4 gegen Wassereinbruch geschützt, was im
Klartext bedeutet, dass Wasserspritzer oder auch mal ein mehr oder weniger
kräftiger Regenschauer ihr nichts antun können. Mehr sollte man ihr aber
nicht zutrauen. Wetterfest und wasserdicht sind halt zwei verschiedene
Dinge, und mit der mju Digital 800 ein Bad nehmen zu wollen, könnte sich als
fatal (weniger für den Benutzer als für die Kamera) erweisen. Für solche
Abenteuer wird man schon auf ein Unterwassergehäuse als zusätzlichen Schutz
zurückgreifen müssen, das es aber zum aktuellen Zeitpunkt nicht für dieses
Kameramodell gibt. Es dürfte aber nicht allzu lange dauern, bis ein solches
Zubehörteil in den Handel kommt, und bis dahin kann man schon ein paar
"Trockenübungen" machen.
Optik "Vorhang auf" heißt es, wenn man
die mju Digital 800 einschaltet. Dann schiebt sich nämlich die runde
Abdeckung weg und gibt das Objektiv frei, das fast augenblicklich gut
2 Zentimeter aus dem Gehäuse herausfährt. Bis auch das Begrüßungsbild vom
LC-Display verschwunden ist, sind zirka 3,4 Sekunden vergangen, schaltet man
im Menü das Startbild aus, verkürzt sich der Einschaltvorgang auf knapp
2 Sekunden. Danach kann man die Linse(n) durch Betätigung der Zoomwippe in
Bewegung setzen, wobei man sowohl akustisch als auch zeitlich das Gefühl
hat, dass sich das Zoom von einem Brennweiten-Ende zum anderen "quält". Den
vom Objektiv abgedeckten Brennweitenbereich von 38 bis 114 Millimeter (auf
Kleinbild-Verhältnisse umgerechnet) kann man alternativ auch in
15 Zwischenstufen durchfahren. Länger als in der Ausfahrstellung wird der
Tubus dabei nicht, und wenn man die Kamera ausschaltet, verschwindet das
gute Stück wieder hinter dem Schutzvorhang.
Tippt man den Auslöser an, beginnt die Kamera, die Schärfe automatisch
einzustellen. Im iESP-Modus (intelligent Electro Selective Pattern) versucht
das Autofokus-System die Position des Hauptmotivs auf dem Bild festzustellen
und zeigt anhand von zwei eckigen Klammern auf dem LC-Bildschirm, auf
welcher von ca. 20 möglichen Stellen es
das Subjekt bzw. Objekt vermutet.
Leider können wir keine präzisere Angabe über die Anzahl der Messfelder
treffen, da man uns bei Olympus Europa auf unsere Anfrage hin keine
verbindliche Antwort geben konnte und es auch sonst nirgendwo Informationen
zu diesem Thema gibt. Wir mussten also die einzelnen Felder nachzählen, was
einem – angesichts der Tatsache, dass sich die AF-Felder in einem
Bildbereich rund um die Bildmitte (die Bildecken sowie extrem links- bzw.
rechtsbündige Motive werden nicht erfasst) konzentrieren – nicht ganz leicht
fällt. Wie dem auch sei: Bei ganz einfachen Motiven funktioniert die
"Zielerfassung" noch ganz gut, doch es reicht schon ein bisschen Unordnung
auf dem Bild, um die künstliche Intelligenz der mju Digital 800 zu
überfordern. In solchen Fällen schaltet man lieber auf den Spot-Modus (nicht
zu verwechseln mit der Spot-Funktion bei der Belichtungsmessung) um, wo die
Kamera auf die Bildmitte scharf stellt. Den Bildausschnitt kann man dann
immer noch nachträglich ändern, indem man den Auslöser halb niedergedrückt
hält und so den Schärfepunkt speichert.
Im Normalbetrieb arbeitet der Autofokus ab einer Entfernung von 50 cm. Wie
schnell die mju Digital 800 dann scharf stellt, hängt weniger von der Anzahl
der verwendeten Messfelder und/oder von der eingestellten Brennweite als von
den Lichtverhältnissen bzw. den Motivkontrasten ab. Für eine
Kompaktdigitalkamera sind die Fokussierzeiten aber ganz korrekt (siehe
Messwerttabelle); auch wenn der Autofokus gelegentlich mal knapp über eine
Sekunde braucht, um auf den (Schärfe-)Punkt zu kommen, ist er in der Regel
deutlich schneller. Keine nennenswerten Geschwindigkeits- oder
Präzisionseinbussen gibt es beim Wechsel in den Makro-Modus. Mit dieser
Einstellung kann man sich – je nach Zoomstellung – auf bis zu 20 bzw. 30 cm
dem Motiv nähern. Durch einen weiteren Druck auf die Makro-Taste gelangt man
in den Supermakro-Modus. Dann beträgt der Mindestabstand zum Motiv nur noch
3 cm, was einem erlaubt, schon ziemlich atemberaubende Nahaufnahmen zu
machen. Schade nur, dass die mju Digital 800 kein AF-Hilfslicht besitzt, was
ihre Einsatztauglichkeit bei Nacht doch etwas einschränkt. So nützt es
wenig, dass man die Lichtempfindlichkeit auf bis zu 1.600 ISO erhöhen und
bei schwachen Lichtverhältnissen noch etwas auf dem LC-Bildschirm erkennen
kann, wenn das Autofokus-System hilflos im Dunkeln herumstochert und es
mangels manueller Scharfstellmöglichkeit auch keine andere Hilfe gibt. Für
eine Kamera mit "Nachtbummler"-Veranlagung ist das doch ein bisschen
inkonsequent.
Blitz Von einer Kamera, die sich
angeblich auch bei schwachem Licht wohl fühlt (mehr dazu im nächsten
Hauptabschnitt), könnte man denken, dass sie keinen Blitz braucht. Das ist
aber ein Trugschluss, denn es gibt etliche Situationen, wo man auf eine
Extra-Portion Licht nicht verzichten möchte – und das nicht nur bei
Dunkelheit, sondern auch bei Tage, wenn man z. B. Schatten aufhellen will.
Das "Photonengewitter" kommt bei der mju Digital 800 aus einer winzigen
Blitzröhre, die gut geschützt hinter der gut zweieinhalb Zentimeter langen,
leicht gelb getönten Reflektorscheibe sitzt. Was wie ein kleiner Sensor
aussieht, ist keine Messzelle, sondern die Signallampe für den Selbst- bzw.
Fernauslöserbetrieb.
Mit einer Leistung von LZ 10 besitzt das eingebaute Blitzlicht der mju Digital 800
rein rechnerisch genügend Blitzkraft, um Objekte bis zu einer Reichweite von
maximal 3,5 Metern auszuleuchten. Dass Olympus aber bei den offiziellen
Daten der Kamera fast die doppelte Maximalreichweite (nämlich 6,5 m bei
Objektiv in Weitwinkel-Position) angibt, erklärt sich dadurch, dass kräftig
an der Empfindlichkeitsschraube gedreht wird, um diese Entfernung zu
überbrücken. Auf den japanischen Olympus-Seiten gibt man sogar eine
Blitzreichweite von 12,8 m bei ISO 1.600 an, was verdeutlicht, wie weit man
diese "Doping"-Spielchen treiben kann. Keine "Tricks" verwendet die mju Digital 800
zur Optimierung des Ausleuchtwinkels: Es gibt weder – wie bei anderen
Olympus-Kameras – einen doppelten Reflektor, noch eine motorgesteuerte
Anpassung der Reflektorstellung. Das war wohl aus Platzgründen nicht
möglich. Nichtsdestotrotz leuchtet der kleine eingebaute Blitz ziemlich
gleichmäßig aus. Nur auf uniformen Flächen vermag man zu notieren, dass der
linke Bildrand minimal dunkler ist als der Rest des Bildes, aber da muss man
schon sehr genau hinsehen. Sehr ausgeprägt ist hingegen die Neigung zu roten
Augen. Zwar lässt sich durch Einschalten der Vorblitz-Funktion das Übel
lindern, doch diese radikale Methode ist weder besonders effektiv noch
wirklich diskret. Besser man lässt diese Blitzfunktion aus und greift gleich
auf die Rot-Augen-Retusche zurück. Diese findet man im Wiedergabemenü unter
der Rubrik "Bearbeiten" vor. Im Gegensatz zur großen Schwester C-7070 Wide
Zoom, wo man noch in den Korrekturvorgang eingreifen kann, muss man sich bei
der mju Digital 800 darauf verlassen, dass das "Elektronenhirn" der Kamera
die roten Augen an der richtigen Stelle vermutet. Versagt die automatische
Rot-Augen-Erkennung, kann man den Vorgang nur abbrechen; war die Suche nach
den "Kaninchenaugen" hingegen erfolgreich, braucht man nur den
Korrekturbefehl zu geben, damit die Kamera das Rot der Augen schwarz
"überpinselt". Die natürliche Augenfarbe wiederherstellen kann die schlaue
Funktion natürlich nicht.
Belichtungsprobleme gibt es mit der mju Digital 800 kaum. Das Blitzlicht ist
weitgehend farbneutral (sehr leicht warmtönig), und – sofern man sich an die
im Handbuch angegebene Mindestentfernung hält – gibt es auch keine
Überblitz-Effekte. Andererseits braucht man auch keine unterbelichteten
Blitzbilder zu befürchten, wenn man die 3,5 bzw. 6,5 Meter nicht
überschreitet. Mit der Aussicht auf eine gute Erfolgsquote muss man sich
aber auch damit begnügen. Eine Blitzbelichtungskorrekturfunktion lässt die
mju Digital 800 vermissen, und man bekommt demnach keine Chance, die
Blitzdosierung zu beeinflussen. Immerhin ist der kleine Lichtspender nach
Abfeuern des Blitzes schnell wieder aufgeladen (selten vergehen mehr als 2
s), so dass man bei einer groben Fehlbelichtung mit dem nächsten "Schuss"
eventuell mehr Glück hat.
Bildqualität Dass das Bildrauschen nicht
unbedingt im umgekehrten Verhältnis zur Sensorgröße stehen muss, wissen
unsere Leser spätestens seit dem digitalkamera.de-Test der Fujifilm FinePix F10,
die bei hohen Empfindlichkeiten neue Maßstäbe in Sachen Rauschfreiheit
setzt. Auf denselben Zug will Olympus mit der BrightCapture-Technologie
aufspringen, und so heißt es, dass mit der mju Digital 800 exzellente
Bildergebnisse auch unter schlechten Lichtverhältnissen gelingen sollten. In
der Praxis gilt das – im Gegensatz zur FinePix F10 – aber nicht ganz ohne
Einschränkungen. So kann man bei der mju Digital 800 zwar tatsächlich die
Lichtempfindlichkeitsstufe über den Standard-Empfindlichkeitsbereich hinaus
auf ISO 800 und ISO 1.600 heraufsetzen, ohne dass das Rauschen Überhand
nimmt, doch muss man sich dann mit einer Auflösung von 3 Megapixeln
zufrieden geben.
Sieht man einmal von dieser Einschränkung ab, zeigt die mju Digital 800 ein
insgesamt sehr gutes Rauschverhalten. Sowohl in den hellsten als auch in den
dunkelsten Bildbereichen ist das Rauschen sehr niedrig; auch dazwischen gibt
es keine "Ausreißer". Würde sie nicht eine Schwäche bei gleichmäßigen
Flächen und an Kanten offenbaren (wo die Rauschunterdrückung gelegentlich
aussetzt und neben gut geglätteten Bildbereichen, "unbehandelte" Stellen
hinterlässt), könnte man die Rauschunterdrückung der Kamera als einwandfrei
und das Rauschverhalten vorbehaltlos als effektiv bezeichnen. So aber muss
sich die mju Digital 800 in Sachen Rauschverhalten nur mit einem "gut"
zufrieden geben. An den Stellen, wo das Rauschen sichtbar ist, tritt es
hauptsächlich in Form von "Farbschnee" auf; das monochrome
Helligkeitsrauschen ist zum Teil auch sichtbar, aber weniger stark
ausgeprägt.
In Anbetracht der – für eine Kompaktdigitalkamera – enormen Pixelzahl von
rund 8 Millionen Pixeln kann man sagen, dass Olympus das Rauschen gut im
Griff hat. Sieht man aber den Bildern auch die hohe Auflösung an? Diese
Frage kann man durchaus mit "Ja" beantworten. Das Potenzial des Objektivs
und des CCDs wird gut ausgenutzt, und auch wenn die Auflösung vor allem im
Tele-Bereich an den Bildrändern nicht ganz so hervorragend ist wie an
anderen Stellen im Bild, liefert die mju Digital 800 sehr homogene (die
Auflösung ist von keiner besonderen Richtung oder einem bestimmten Farbkanal
abhängig) und detailreiche Bilder ab, die auf eine gute Abstimmung des CCDs
mit der Optik hindeuten. Und dies, ohne dass eine zu starke elektronische
Aufbereitung feiner Bilddetails in der Kamera stattfinden muss.
Leider gar nicht so zurückhaltend zeigt sich die mju Digital 800 bei der
Scharfzeichnung. Es wird nachgeschärft, was das Zeug hält, was bereits in
dunkleren Bildpartien sichtbar ist und mit zunehmender Bildhelligkeit nicht
besser wird. Das Resultat sind unschöne Übersteuerungseffekte und eine
Betonung des Bildrauschens an Kanten. Ärgerlicherweise fehlt der Kamera eine
Einstellungsmöglichkeit für die Stärke der Scharfzeichnung, so dass man
keinen Einfluss auf das Bildergebnis ausüben kann. Doch die Bilder werden
auch von anderen Bildfehlern gestört. An steigenden und fallenden Strukturen
treten stellenweise deutlich sichtbare Treppenstufeneffekte auf, und leichte
Farbartefakte machen sich an feinsten Bilddetails mit waagerechter oder
senkrechter Ausrichtung bemerkbar. Mit Komprimierungsartefakten muss man
hingegen nur rechnen, wenn man die HQ-Stufe bei den
Bildqualitätseinstellungen anwählt. Im SHQ-Modus hat die Komprimierung keine
sichtbaren Auswirkungen auf die Bilder; die Komprimierung liegt bei anderen
Qualitätseinstellungen an der Grenze der sichtbaren Artefaktbildung.
Dem ungeschulten Auge werden die diversen Artefakte unter Umständen gar
nicht auffallen. Eventuell werden sich einige mju-800-Besitzer nicht einmal
an der aggressiven Scharfzeichnung stören, sondern im Gegenteil die Bilder
"knackig scharf" finden. Nicht störend auffallen bis überhaupt nicht ins
Auge fallen dürfte auch die leichte Vignettierung des Objektivs. Über den
gesamten Brennweitenbereich hinaus sind die Bildränder weniger als eine
halbe Blende dunkler als in der Bildmitte. Anders sieht es mit der
Verzeichnung aus. Am Weitwinkel-Ende kann man vor allem an geraden Linien
(z. B. Horizont oder Hauswand) starke Verzerrungen zur Bildinnenseite hin
beobachten; zoomt man in das Bild hinein, verbessert sich die Verzeichnung
bei mittlerer Brennweite leicht, um dann am Tele-Ende in der anderen
Richtung (nach außen hin) umzuschlagen. Was uns ebenfalls beim Test auffiel
und auch an anderen Personen nicht unbemerkt vorbeigehen dürfte, ist der
gelb-grüne Farbstich in vielen Bildern. Das Ausprobieren verschiedener
Weißabgleich-Einstellungen bringt keine Besserung, so dass einem nur die
Korrektur am Computer bleibt.
Belichtungstechnisch gibt es kaum etwas an der mju Digital 800 auszusetzen.
Die ESP-Mehrfeldmessung arbeitet zuverlässig bzw. präzise, und mit
kontrastreichen Szenen kommt die Kamera auch ganz gut klar. Insgesamt
verkraftet die Elektronik Kontrastunterschiede von bis zu 8,2 Blenden, die
sie auf den Bildern in bis zu 244 (von 256 möglichen) Helligkeitsstufen
umsetzt. Das können zwar einige Kameras besser, aber noch befinden sich die
Werte im akzeptablen Bereich. Abgesehen von einer merkbaren Kontrastschwäche
in den dunkelsten Bereichen des Bildes gibt es sonst nichts an der
Bildqualität zu bemängeln.
Sonstiges/besondere Funktionen Wurde
dem Thema Bildstabilisierung lange Zeit sowohl von den Herstellern als auch
von der Kundschaft nicht die Bedeutung zugemessen, die es verdient, sind
Kameras und Objektive mit eingebautem Bildstabilisator derzeit gefragt wie
nie. Umso irritierender ist es, dass Olympus bei der mju Digital 800 eine
"Verwacklungskorrektur" anbietet, bei der man kein solches System erwarten
darf. Die Olympussche Verwacklungskorrektur (der eine eigene Position auf
dem Programmwählrad gewidmet ist) stellt im Grunde genommen nichts Anderes
dar als eine Weiterentwicklung des bereits von
Kleinbild-Spiegelreflexkameras bekannten "Sport"-Programms. Ursprünglich
wurde bei diesem Motivprogramm unter Berücksichtigung der Lichtverhältnisse
versucht, automatisch eine möglichst kurze Verschlusszeit zu erzielen, um so
schnelle Bewegungen "einzufrieren". Konnte man aber bei analogen Kameras
aufgrund der festen Filmempfindlichkeit die Verschlusszeiten nur bis zu
einer bestimmten Grenze verkürzen, zeigen sich Digitalkameras da flexibler.
So schaltet das Verwacklungskorrektur-Programm der mju Digital 800 die
Empfindlichkeit bei Bedarf bis auf ISO 2.500 hoch, was zu entsprechend
kurzen Verschlusszeiten führt. Das geht aber nur auf Kosten der Auflösung,
die in diesem Modus fest auf 2.048 x 1.536 Pixel eingestellt ist. Ab einer
gewissen Empfindlichkeit wird die ganze Sache dann auch ziemlich "rauschig",
so dass man wissen sollte, worauf man die Priorität legt. Ein richtiger
Ersatz für einen echten Bildstabilisator ist das
Verwacklungskorrektur-Programm der mju Digital 800 jedenfalls nicht.
Auf ähnliche Weise funktionieren auch die Motivprogramme
"Kerzenlicht" und "Natürliches Licht" sowie "Innenaufnahme". In der
Motivprogramm-Sammlung (SCENE) findet man auch die Programme "Aufnehmen
und Auswählen 1+2", bei denen der Name Programm ist. In diesen beiden
Modi nimmt die Kamera auf Knopfdruck eine Bildserie auf, aus welcher der
Benutzer dann eine Auswahl der schärfsten Aufnahmen treffen kann. Legt
die Kamera bei der ersten Variante die Schärfe fest, wird bei der
zweiten Variante die Schärfe bei jedem Bild nachgeführt. Weitere
Sonderfunktionen gibt es bei der mju Digital 800 in Form eines
Pixel-Mappings (defekte Pixel werden aus dem Bild herausgerechnet),
einer Album-Funktion (12 virtuelle Alben stehen für die Speicherung von
Fotos und Videos zur Auswahl), einer Hilfslinien-Einblendung zur
Aufnahme von Panoramen (sofern die Speicherkarte die Funktion
unterstützt), einer erweiterten Uhr (mit 2 Zeitzonen und Alarm), der
Einblendung verschiedener Aufnahmehilfen (Histogrammanzeige, Gitternetz,
diagonale Hilfslinien), einer Fernsteuerungsfunktion (mit der optional
erhältlichen Infrarot-Fernbedienung RM-1) sowie der – bei Olympus
altbekannten – 2-in-1-Funktion. Letztere erlaubt die Aufnahmen von 2
Teilbildern, die dann zu einem Einzelbild zusammengefügt werden. Für
"blutige" Anfänger von Nutzen kann die GUIDE-Funktion der mju
Digital 800 sein, die per Tastendruck abgerufen werden kann und
grundlegende Aufnahmetipps (15 an der Zahl) gibt. Drückt man die
GUIDE-Taste während dem man im Menü ist, wird eine kurze Erklärung zum
jeweiligen Menüpunkt auf dem Bildschirm eingeblendet.
Was bei einer Kamera dieser Klasse natürlich nicht fehlen darf, ist
ein Videomodus und ein Serienbildmodus. Bei der Aufnahme von Filmen
zeichnet die mju Digital 800 bewegte Bilder in theoretisch unbegrenzter
Länge (maßgebend ist die verbleibende Speicherkapazität), mit Ton und in
3 möglichen Auflösungsstufen (640 x 480 Pixel, 320 x 240 Pixel, 160 x
120 Pixel) im Quicktime-Movie-Format (.MOV) auf. Leider aber nur mit
einer Bildwiederholrate von 15 Bildern pro Sekunde, was eigentlich bei
einer modernen Kamera nicht mehr sein dürfte. Unspektakulär ist auch die
maximale Bildfolgezahl von gerade mal 3 Bildern im Serienbildmodus, die
die mju Digital 800 mit einer Bildfolgerate von immerhin 1,7 Bildern pro
Sekunde in höchster Auflösung (SHQ) aufnimmt. Zwar kann man im
Highspeed-Serienbildmodus auch 10 (Olympus-Angabe) bis 13 (bei unseren
Versuchen) Aufnahmen in Folge mit einer Bildfrequenz von 4 Bildern pro
Sekunde einfangen, aber das auch nur bei einer auf 2.048 x 1.536 Pixel
verringerten Auflösung. Tonaufnahmen kann man übrigens auch einzeln in
Form einer Sprachnotiz tätigen, wobei einem pro Bild maximal 4 Sekunden
zum Aufsprechen der einzelnen Kommentare gegeben werden.
Dank Audio/Video-Ausgang können die Aufnahmen nicht nur auf der
Kamera, sondern auch auf einem externen Gerät (z. B. Fernseher oder
Beamer) betrachtet werden. Nicht ganz unnütz ist in diesem Kontext die
Kalenderanzeige der mju Digital 800, eine Funktion, welche die
aufgenommenen Bilder in chronologischer Reihenfolge in einer
Monatsübersicht anzeigt. Es sei darauf hingewiesen, dass der A/V-Ausgang
und die PictBridge-kompatible USB 2.0-Schnittstelle (leider nur mit
Fullspeed-Tempo) über ein- und denselben Anschluss nach außen geführt
werden und das verwendete Kabel über die Funktion des Kombi-Anschlusses
bestimmt. Während der Speicherkartensteckplatz unter einer Klappe an der
Unterseite der Kamera vorzufinden ist und somit ein
Speicherkartenwechsel im laufenden Betrieb nur möglich ist, wenn kein
Stativ verwendet wird, kann man den Akku wechseln, ohne irgend etwas
abmontieren zu müssen. Die Leistungsreserven (1.230 mAh bei 3,7 V) des
kleinen Energiespenders werden gut ausgeschöpft (siehe Messwerttabelle);
optional bietet sich ein Netzteil als Stromlieferant an. Wer sich beim
Auspacken der mju Digital 800 wundert, dass der Kamera keine
Speicherkarte beiliegt, sollte wissen, dass sie über einen eingebauten
21-MByte-Speicher verfügt. Dieser kann über xD-Karten aufgerüstet
werden; um Platz im Speicher zu machen, kann man entweder Bilder
verkleinern oder auf die xD-Karte umkopieren.
Fazit Die Olympus mju Digital 800 ist
eine Kamera, die tatsächlich Wind, Sonne und Wetter nicht scheut. Das macht
sie für Outdoor-Fans und "Allwetter"-Fotografen besonders interessant. Auch
von der einbrechenden Dunkelheit bzw. von schwachen Lichtverhältnissen lässt
sie sich nicht abschrecken, wenn auch die Fujifilm FinePix F10 die "Königin
der Nacht" bleibt und die Verwacklungskorrektur auf Kosten der Auflösung und
der allgemeinen Bildqualität geht. Die sonst sehr hohe Auflösung, das
durchaus ansprechende Design und die erweiterten Einstellmöglichkeiten
können auch ein Kaufargument darstellen. Doch die Einstellmöglichkeiten
reichen nicht so weit, dass die mju Digital 800 sich auch als immer
dabeizuhabender Ersatz für eine DSLR- bzw. Prosumer-Kamera eignen würde. So
kann man zwar – dank Zeit- und Blendenautomatik – die Belichtung
beeinflussen, aber mangels manueller Belichtungssteuerung nicht wirklich
einstellen. Auch fehlen Einstellmöglichkeiten, um der zu starken
Scharfzeichnung und der Neigung zum Gelbgrün-Stich entgegenzuwirken.
Ansonsten könnte man sich noch eine schnellere Bildfrequenz im Video- und
Serienbildmodus wünschen; einen optischen Sucher wird man aufgrund der guten
Qualität des LC-Bildschirms nicht unbedingt vermissen. Alles in allem macht
die kleine Kamera aber einen guten Eindruck, und es sollten keine solchen
Unvollkommenheiten sein, die einen davon abhalten sollten, sich die Olympus
mju Digital 800 einmal genauer anzugucken.
Messwerte |
Einschaltzeit |
min. 2 s (bei ausgeschaltetem Begrüßungsbildschirm) |
Brennweitenverstellung
Anzahl Stufen
Zeit Weitwinkel bis Tele |
motorisch über Schaltwippe
ca. 15
1,8 s |
Autofokus-Geschwindigkeit |
min. 0,5 s / ca. 0,7 s / max. 1,0 s (abhängig von Motiv und
Aufnahmebedingungen) |
Auslöseverzögerung |
<0,1 s |
Blitz
Leitzahl |
10 (nicht verifizierbare Herstellerangabe) |
Batterielaufzeit |
ca. 300 Aufnahmen |
Speicherzeiten
RAW
JPEG
TIFF |
–
ca. 2,6 s (2,0 MByte)
– |
Serienbilder
Verwendete Auflösung
Geschwindigkeit
Anzahl
mit Blitz |
3.264 x 2.448 (SHQ)
ca. 1,7 Bilder/s (Herstellerangabe 1,3 Bilder/s)
max. 3 Bilder (Herstellerangabe 4 Bilder)
– |
|
Kurzbewertung
- Live-Histogramm,
Gitternetz-Einblendung
- erhöhte
Lichtempfindlichkeit (wenn auch mit Einschränkungen)
- sehr
guter LC-Farbbildschirm
- Zeit-
und Blendenautomatik
- Motivprogramm-Vielfalt
- elektronische
Rot-Augen-Erkennung und -Retuschierung
- hohe
Auflösung
- Spritzwasserschutz
- langsamer Video- und Serienbildmodus
- kein
AF-Hilfslicht
- Scharfzeichnung,
Farbsättigung und Bildkontrast nicht einstellbar
- gelbgrüner
Farbstich in vielen Aufnahmen
- äußerst
aggressive Scharfzeichnung
- gewöhnungsbedürftige
Auswahlbestätigung
- irreführende
Bezeichnung der "Verwacklungskorrektur"
Technische Daten
Modell |
Olympus mju Digital 800 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm (Cropfaktor 4,8) 8,3 Megapixel (physikalisch), 8,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.264 x 2.448 (4:3) |
Video (max.) |
640 x 480 25p |
Objektiv |
38-114 mm / F2,8-4,9 (3-fach Zoom) |
Monitor |
2,5", 0,215 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 1,3 Bilder/s und max. 4 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
xD-Picture Card |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 64 bis 1.600 |
Gehäuse |
Spritzwasserschutz |
Abmessungen |
103 x 57 x 33 mm (B x H x T) |
Gewicht |
213 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/IEFG0 (mit Preisvergleich) |