Ausstattung
Vor allem Fotografen bietet die Panasonic Lumix DC-G110 reichhaltige Funktionen. Das beginnt mit der zuverlässigen, intelligenten Automatik, mit der selbst Anfänger anständige Bilder hinbekommen. Die Kamera erkennt dabei das Motiv, stellt die Bildaufbereitungsparameter, Blende, ISO-Empfindlichkeit und Verschlusszeit entsprechend ein und berücksichtigt dabei sogar die Bewegungen des Motivs, des Fotografen und natürlich den optischen Bildstabilisator des Objektivs. Wer möchte, kann aber auch eines von 23 Motivprogrammen selbst wählen oder eine von vielen Filterfunktionen aktivieren. Fortgeschrittene und experimentierfreudige Fotografen freuen sich dagegen über die Kreativprogramme P, A, S und M, bei denen sich je nach Wunsch Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit sowie sämtliche andere Einstellungen manuell vornehmen lassen.
Das Gehäuse der Panasonic Lumix DC-G110 besteht zwar lediglich aus Kunststoff, dieser fühlt sich aber hochwertig an und ist sehr gut verarbeitet. [Foto: MediaNord]
Leider hat Panasonic in der G110 jedoch den Verschluss der kleinen (dreistelligen) GX-Modelle eingebaut. Das heißt, dass der erste Verschlussvorhang immer elektronisch arbeitet (das ist eigentlich unproblematisch beziehungsweise wirkt sogar Erschütterungen entgegen) und erst der zweite mechanisch. Dieser ist zwar angenehm leise, aber auch recht langsam. 1/500 Sekunde ist die kürzeste mechanische Verschlusszeit, die Blitzsynchronzeit beträgt sogar nur magere 1/50 Sekunde. Kürzere Verschlusszeiten von bis zu 1/16.000 Sekunde lassen sich nur mit dem elektronischen Verschluss erreichen, wobei theoretisch ein Rolling-Shutter-Effekt auftreten kann. In der Werkseinstellung wählt die Kamera die Verschlussart übrigens automatisch.
Ein weiterer Nachteil des Verschlusses ist die recht lange Auslöseverzögerung. Diese liegt bei 0,15 Sekunden ohne Fokussierung. Der Autofokus selbst wiederum ist äußerst schnell und stellt innerhalb von 0,08 bis 0,11 Sekunden von unendlich auf zwei Meter scharf. So schnell sind nur wenige andere Kameras. In der Summe reicht es damit immer noch für eine kurze Auslöseverzögerung von 0,23 bis 0,25 Sekunden. Das Autofokussystem arbeitet dabei rein kontrastbasiert, ahmt aber mit einem Trick einige Aspekte eines Phasen-Autofokus-Systems nach, vor allem, was die Geschwindigkeit angeht.
Anhand zweier leicht unterschiedlich fokussierter Aufnahmen kann das DFD-System errechnen, wo sich der Schärfepunkt befindet und diesen direkt ansteuern. Nachteile bringt das nur beim kontinuierlichen Autofokus mit sich, da die Kamera nicht direkt "sieht", ob und in welche Richtung ein Motiv aus dem Fokus läuft, sie muss ständig durch Verstellen des Fokus nachprüfen, ob sie überhaupt den Fokus verändern muss. Sehr zuverlässig funktionieren die Gesichts- und Augenerkennung, sofern sie groß genug im Bildfeld sind. Auch kleine Objekte wie etwa Insekten kann die Kamera gut verfolgen.
Bei den langen Verschlusszeiten hingegen kann man mit der G110 sehr kreativ werden. Bis zu 60 Sekunden lassen sich einstellen. Darüber hinaus steht eine Bulb-Funktion im T-Modus zur Verfügung, das heißt mit dem ersten Drücken des Auslösers startet die Aufnahme und der Auslöser muss nicht die ganze Zeit festgehalten werden, sondern die zweite Betätigung beendet die Aufnahme wieder. Zudem gibt es eine Live-Composite-Funktion zum Zusammenstellen mehrerer Langezeitbelichtungen für kreative Effekte. Auch eine Mehrfachbelichtungsfunktion fehlt nicht.
Trotz des kompakten Gehäuses sitzt das Stativgewinde der Panasonic Lumix DC-G110 in der optischen Achse. Der Abstand zum Akku- und Speicherkartenfach ist jedoch sehr knapp. [Foto: MediaNord]
Ebenfalls nicht lumpen lässt sich die Panasonic G110 bei den Bracketing-Funktionen. Bei Aufnahmereihen lässt sich nicht nur die Belichtung von drei bis sieben Aufnahmen in Schritten von 1/3 bis 1 EV variieren, was auch für HDR-Aufnahmen ausreicht, sondern auch Blenden-, Fokus- und Weißabgleichs-Reihenaufnahmen lassen sich anfertigen, wobei wir letztere angesichts der Möglichkeit, Rohdatenaufnahmen speichern und sogar in der Kamera entwickeln zu können, für verzichtbar halten. Vor allem die Fokusreihen sind aber sehr praktisch, um beispielsweise später per Fokus-Stacking die Schärfentiefe zu erhöhen. Übrigens bietet die Lumix auch eine HDR-Funktion mit automatischer Bildzusammensetzung.
Die G110 verfügt über einen winzigen, manuell aufklappbaren Blitz. Er bietet lediglich eine Leitzahl von vier und reicht damit nur zum Aufhellen im Nahbereich. An Einstellungen wie einer Synchronisation am Anfang oder Ende der Belichtung, einem Rote-Augen-Vorblitz, einer Langzeitsynchronisation sowie einer Blitzbelichtungskorrektur fehlt es nicht. Als Drahtlos-TTL-Master lässt sich der kleine Blitz hingegen nicht einsetzen. Dank des TTL-Blitzschuhs können aber große Systemblitze per TTL eingesetzt werden, auch Mittenkontaktblitze funktionieren und mit Steuerblitz auf dem Blitzschuh kann auch drahtlos in mehreren Gruppen auf mehreren Kanälen mit TTL-Messung geblitzt werden, in einem solchen Fall werden entsprechende Einstellungen im Blitzmenüpunkt angezeigt.
Die Serienbildfunktion gehört mit sechs Bilder pro Sekunde wahrlich nicht zu den schnellsten, zumal dabei noch nicht einmal mehr ein Livebild angezeigt wird. Für eingefleischte Sport- und Actionfotografen ist die G110 definitiv nichts. Trotz der recht langsamen Speichergeschwindigkeit führt die niedrige Serienbildfrequenz aber in Kombination mit einem gar nicht mal so kleinen Puffer zu einer stattlichen Ausdauer, erst nach über 230 JPEG-Aufnahmen in Folge sinkt die Serienbildfrequenz auf knapp über vier Bilder pro Sekunde.
In Raw hingegen sind "nur" 33 Aufnahmen am Stück möglich, bevor die Frequenz von 5,9 auf 1,6 Serienbilder pro Sekunde sinkt. 5,5 Sekunden "Dauerfeuer" sind aber für viele Situationen ausreichend, in JPEG kann man sogar fast 40 Sekunden lang mit voller Serienbildgeschwindigkeit fotografieren. Das Leeren eines vollen Puffers dauert übrigens in beiden Fällen rund 17 Sekunden, während denen die Kamera aber aufnahmebereit bleibt.
Reichen einem dagegen knapp 8,4 statt 20 Megapixel Auflösung, kann man mit 30 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Diese so genannte 4K-Foto-Funktion arbeitet allerdings mit einem Videostream, das heißt die Einzelaufnahmen weisen aufgrund der stärkeren Kompression etwas weniger Details auf als ein vergleichbares "echtes" Foto. Dennoch lassen sich mit dieser Funktion viele Momente gut einfangen und es ist sogar möglich, bei einer 4K-Fotoaufnahmereihe den Fokus zu verschieben und noch in der Kamera den Schärfepunkt nachträglich auszuwählen oder aber die Schärfentiefe zu erweitern.
Auf der Griffseite der Panasonic Lumix DC-G110 sitzen die Micro-USB- sowie die Micro-HDMI-Schnittstelle, die von einer einfachen, aber gut sitzenden Gummikappe abgedeckt werden. [Foto: MediaNord]
Panasonic hatte bei der Entwicklung zwar auch Vlogger im Blick, aber ob die Videoaufnahmefunktion das dafür nötige Rüstzeug mitbringt? Das Griffstativ machte ja nicht besonders große Hoffnung. Zunächst einmal beherrscht die G110 4K-Videoaufnahmen mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde (bei 100 Mbit als H.264 komprimiertes MP4 auch in vernünftiger Qualität), in Full-HD sind maximal 60 Bilder pro Sekunde möglich. Allerdings ist die Aufnahmelänge in der höchsten Auflösung auf zehn Minuten pro Clip begrenzt, bei mittlerer Qualität auf 20 Minuten und bei Full-HD mit niedriger Bildfrequenz auf knapp 30 Minuten.
Wer also gerne lange "Takes" am Stück macht, wird mit der G110 nicht glücklich. Hinzu kommt die spürbare Wärmeentwicklung, die der Grund für die Zeitbegrenzungen sein dürfte. Das kleine Kunststoffgehäuse ist ein echtes Manko bei der Wärmeabfuhr. Doch selbst wenn das alles kein Problem ist, gibt es eine weitere Schwäche.
Die G110 besitzt im Gegensatz zu den größeren Schwestermodellen keinen Sensor-Shift-Bildstabilisator, sondern greift auf den optischen Stabilisator des Objektivs sowie einen elektronischen Bildstabilisator zurück. Zwar arbeitet dieser sogar mit einem echten Gyro-Sensor, aber man sieht den Videos deutlich an, wenn sie aus der Hand gefilmt werden, denn sichtbare Mikrowackler machen sich unangenehm bemerkbar. Noch schlimmer wird es, wenn man die G110 am ausgestreckten Arm im Selfie-Vlogger-Modus nutzt. Auch wenn man seinen Zuschauern diesen Effekt als "Absicht" verkaufen will, damit das Video einen aus der Hand gefilmten Look bekommt, geht das technisch heutzutage einfach besser, auch im Hause Panasonic.
Das DFD-Autofokussystem schlägt sich bei Videoaufnahmen hingegen überwiegend gut, hier hat sich das Serienmodell gegenüber unserem ersten Testgerät nochmal gebessert. Zwar tritt selten ein Mikropumpen auf, wenn der Autofokus durch Bewegungen im Motiv verunsichert wird, überwiegend arbeitet der Autofokus aber sehr schnell und stellt zuverlässig auf das Motiv scharf.
Auf der linken Gehäuseseite der Panasonic Lumix DC-G110 ist lediglich der 3,5 mm Stereo-Mikrofonanschluss zu finden, der ebenfalls von einem Gummistöpsel vor dem Eindringen von Schmutz geschützt wird. [Foto: MediaNord]
Angesichts der kurzen Aufnahmedauer, der schnellen Überhitzung und des unzureichenden Bildstabilisators geraten positive Eigenschaften wie etwa die verbaute V-Log-L-Tonwertkurve für späteres Color-Grading oder das hervorragende Drei-Kapsel-Mikrofon fast zur Nebensache. Beim Mikrofon kommt Nokias OZO-Mikrofontechnik zum Einsatz, bei der sich der aktive Bereich von hinten bis vorne wählen lässt, und zwar wahlweise manuell oder automatisch. Sogar mit der Gesichtserkennung ist das Mikrofon-Tracking-System gekoppelt, so dass der Ton sehr klar und gut gerichtet aufgenommen wird.
Einen Windfilter kann man allerdings nicht aufstecken, es steht nur ein digitaler Windfilter zur Verfügung. Das Mikrofontracking wird gut sichtbar als grüne Halbkreise neben den Gesichtserkennungsquadrat angezeigt. Selbstverständlich gibt es eine Pegelanzeige sowie eine wahlweise automatische oder manuelle Aussteuerung und wer möchte, kann ein externes Mikrofon anschließen und auf dem Zubehörschuh befestigen.
Viel Ausstattung bietet die Panasonic Lumix G110 bei der Wiedergabe- und Drahtlosfunktion. Neben der Entwicklung von Rohdaten lassen sich auch JPEG-Bilder in der Kamera bearbeiten und sogar Videos unterteilen. Die Diashow-Funktion arbeitet auf Wunsch mit Musikuntermalung sowie Überblendeffekten und drahtlos nimmt die G110 per WLAN Verbindung zu Netzwerken und Smartphones beziehungsweise Tablets auf, um Fotos und Videos zu übertragen. Mit Smartgeräten kann zudem per Bluetooth kommuniziert werden, so dass deren GPS-Informationen bei der Aufnahme direkt in den EXIF-Daten der Fotos gespeichert werden. Eine Fernbedienung samt Live-View ist ebenfalls per App möglich.