High-End Foto-Video-Hybrid

Testbericht: Panasonic Lumix DC-GH5

Seite 2 von 2, vom 2017-07-05 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Der Autofokus arbeitet im Videobetrieb leise und meist zuverlässig. Doch manchmal kommt es vor, dass er etwas unentschlossen zwischen Vorder- und Hintergrund wechselt, dann sollte man den Fokus beispielsweise per Fingertipper auf den Touchscreen auf das entscheidende Motivdetail "aufmerksam" machen. Auf alle 4K-Videofunktionen der GH5 einzugehen, würde an dieser Stelle den Testbericht sprengen, Panasonic hat jedoch an wirklich alles gedacht, was man so braucht. Dazu zählen die Tonaufnahmemöglichkeiten, Timecode, die HDMI-Ausgabe oder die unbegrenzt lange Videoaufzeichnung. Wer hingegen V-Log L verwenden möchte, der kann diese Funktion bei Panasonic nachkaufen und freischalten.

Auch Fotografen profitieren von der hochauflösenden Videofunktion. Wie schon in vielen anderen Kameras können auch mit der GH5 4K-Fotos aufgenommen werden, nun sogar ohne Ausschnittsvergrößerung. 4K entspricht einer Auflösung von 8,3 Megapixeln, die bei allen Bildseitenverhältnissen (4:3, 3:2, 16:9 und 1:1) im vollen Umfang zur Verfügung stehen, aber je nach Seitenverhältnis bei einem 4:3-Sensor physikalisch bedingt natürlich durchaus zu einem leichten Bildwinkelverlust führen. Anders, als bei bisherigen Kameras, ist die 4K-Foto-Funktion nun aber doppelt so schnell. Je nach Motiv sollte man nicht vergessen, den AF-C zu aktivieren. Verschiedene Modi bieten dann die Möglichkeit, etwa beim Auslösen 30 Bilder vor und 30 nach dem Auslösen zu speichern oder etwa solange aufzuzeichnen, wie der Auslöser gedrückt bleibt oder nach der ersten Betätigung so lange, bis der Auslöser ein zweites Mal gedrückt wird. Das Ergebnis ist immer eine Videodatei, aus der sich bequem in der Kamera bildgenau ein Foto extrahieren lässt.

Neu in der GH5 ist jedoch nicht nur die höhere Aufnahmerate für 4K-Fotos, sondern alternativ bei 30 Bildern pro Sekunde eine 6K-Foto-Funktion (die als einzige H.265-komprimierte Videos erzeugt). Hier lösen die Einzelbilder nicht etwa 8,3, sondern ganze 18,7 Megapixel auf. Hierbei stehen jedoch nur die Seitenverhältnisse 4:3 und 3:2 zur Auswahl, für 16:9 bietet der Sensor nicht genügend horizontale, für 1:1 nicht genügend vertikale Auflösung. Während die 4K-Foto-Funktion durchaus für A4-Ausdrucke oder Monitor- und Fernseherdarstellung reicht, bietet 6K höhere Auflösungsreserven. Die Bildqualität echter in JPEG oder gar Raw aufgezeichneter Einzelfotos wird jedoch nicht ganz erreicht, denn es handelt sich um Videostandbilder, die etwas mehr Artefakte zeigen. Bei der 6K-Fotofunktion fällt dies aufgrund der höheren Auflösung jedoch weit weniger ins Gewicht, da man seltener bis 1:1 heranzoomen muss.

Neben Serienbildern lassen sich mit der 4K- und 6K-Funktion auch Post-Fokus- und Fokus-Stacking-Aufnahmen realisieren. Hierbei durchfährt die Kamera während der Aufnahme den Fokusbereich des Motivs, und man kann hinterher die Schärfe wählen oder die Bilder zu einem von vorne bis hinten scharfen Foto miteinander verrechnen – praktisch für statische Makromotive. Darüber hinaus beherrscht die GH5 aber auch Fokus-Reihenaufnahmen bei voller Sensorauflösung im Fotomodus. Hier obliegt die Verrechnung dann dem Fotografen im Zuge der Bildbearbeitung am Computer – oder eben die Auswahl des passenden Einzelbildes. Hierbei sollte jedoch unbedingt ein Stativ verwendet werden, da die Aufnahmen deutlich langsamer erfolgen als im 4K/6K-Fotomodus. Übrigens arbeitet der 4K- und 6K-Fotomodus logischerweise mit elektronischem Verschluss, der aber auch für Einzelfotos aktiviert werden kann. Der mechanische Verschluss erreicht bis zu 1/8.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten, der elektronische bis zu 1/16.000. Eine Kombination ist ebenfalls möglich, der elektronische erste Verschlussvorhang reduziert verschlussbedingte Vibrationen, der zweite Verschlussvorhang läuft dann mechanisch ab.

Apropos "Vibrationen": Die Panasonic Lumix DC-GH5 verfügt über einen zur Bildstabilisation beweglich gelagerten Bildsensor. Damit lassen sich nun nicht nur optische bildstabilisierte Objektive mit Bildstabilisator verwenden, sondern alle. Zudem arbeiten die Stabilisatoren in der Kamera und im Objektiv (nur Panasonic) zusammen, was weitere Vorteile bei der Effektivität bringt. Die Bildstabilisatoren arbeiten sehr gut, jedoch nicht ganz so effektiv wie beim Micro-Four-Thirds-Partner Olympus (insbesondere dem direkten Konkurrenzmodell OM-D E-M1 Mark II), was man vor allem bei Videoaufnahmen merkt. Abgesehen vom etwas weniger effektiven Stabilisator ist die Panasonic aber die ausstattungsreichere "Videokamera".

Über einen eingebauten Blitz verfügt die GH5 übrigens nicht, es liegt auch kein Aufsteckblitz bei. Der Systemblitzschuh mit Mittenkontakt sowie die Blitzsynchronbuchse erlauben jedoch die Verwendung externer Blitzgeräte. Auch eine Drahtlosblitzsteuerung ist bei Verwendung entsprechender Systemblitzgeräte kein Problem. Nach der Aufnahme bietet die GH5 einige Bildbearbeitungsfunktionen, etwa die Entwicklung von Raw-Fotos, falls man mal schnell ein JPEG braucht und keinen Computer zur Hand hat. Auch Dia-Shows spielt die Kamera sehr schön inklusive Musik und Überblendeffekten ab. Dank WLAN können die Fotos auf Computer, Fernseher oder Smartphones übertragen werden. Die entsprechende Smartphone-App erlaubt zudem das Fernsteuern der Kamera, und auch Geotagging mit Hilfe des Smartphone-GPS ist möglich. Mehr dazu ist in unserem Fototipp in den weiterführenden Links zu lesen.

Bildqualität

Was nützt die umfangreichste Ausstattung, wenn die Bildqualität nicht stimmt? Entsprechend haben wir die GH5 mit dem Leica 12-60 mm 2.8-4 in unserem Labor auf Bildqualität getestet. Die ausführlichen Ergebnisse in Form von Diagrammen sind über die weiterführenden Links kostenpflichtig einsehbar. Neben dem Einzelkauf für 1,40 € bieten wir auch Prepaid-Flatrates ab umgerechnet 2,08 € pro Monat an. Mit einem Kauf eines Labortests kann zudem dieser kostenlose Kameratest honoriert werden, was uns in unserer Arbeit unterstützt.

Das Objektiv zeigt lediglich bei 12 mm und Offenblende eine leicht sichtbare Randabdunklung, beim Zoomen und/oder Abblenden nimmt diese deutlich ab. Der Verlauf ist ohnehin sehr sanft und fällt dadurch nicht störend ins Gewicht. Die Verzeichnung ist ebenfalls nur im Weitwinkel relevant, fällt mit 1,5 Prozent Tonnenform aber ebenfalls nicht kritisch auf. Bei mittlerer und langer Brennweite zeigte sich im Labor keine Verzeichnung mehr. Ebenfalls unkritisch sind Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen. Sie fallen selbst im Maximum mit gut einem Pixel Breite kaum auf. Bei der Auflösung, die wir bei 50 Prozent Kontrast messen, bekleckert sich die GH5 nicht unbedingt mit Ruhm. Sie erreicht keine 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent. Zudem muss das Objektiv bei langer Brennweite um eine Blendenstufe abgeblendet werden, um die 40 lp/mm zu überschreiten. Der Auflösungsverlust zum Bildrand ist mit über 30 Prozent ebenfalls nicht gerade als gering zu bezeichnen.

Immerhin liegt die Auflösung rund zwanzig Prozent höher, als noch bei der GH4, jedoch gut fünf Prozent niedriger, als in der ebenfalls mit einem 20-Megapixel-Sensor ausgestatteten Lumix DMC-GX8. Die Erklärung dafür liegt in der äußerst zurückhaltenden Bildaufbereitung von Panasonic in JPEG, dem Dateiformat, in dem die Labormessungen erfolgen. Wir sind zwar der Meinung, dass Bilder in JPEG gerne schön knackig sein dürfen, zur Nachbearbeitung gibt es schließlich das Rohdatenformat, doch insbesondere Panasonic sieht das ein bisschen anders. Je höher die Kameraklasse, desto zurückhaltender fällt die Nachschärfung aus, die zwar die Kontraste an Kanten und damit die Auflösung erhöht, aber auch zu mehr Schärfeartefakten führt. Die GH5 als Flaggschiffmodell begnügt sich demnach mit einer dezenten Nachschärfung, die lediglich eine Artefaktrate von gut fünf Prozent erzeugt. Die Artefakte sieht man in der Praxis praktisch nicht. Zum Vergleich: Die GX8 hat bis zu 15 Prozent Artefakte, also dreimal so starke.

Trotz der für einen Micro-Four-Thirds-Sensor hohen nominellen Auflösung von 20 Megapixeln fällt der Signal-Rauschabstand erfreulich gut aus. Bis ISO 400 liegt er im guten Bereich von 40-45 dB, die kritische Marke von 35 dB wird erst bei ISO 3.200 (wenn auch nur knapp) unterschritten. Das Helligkeitsrauschen ist bis ISO 1.600 gering und wird erst oberhalb von ISO 3.200 langsam sichtbar, Farbrauschen tritt lediglich oberhalb von ISO 6.400 leicht in Erscheinung. Dabei bleibt das Rauschen bis einschließlich ISO 6.400 sehr feinkörnig. Die Messung der Texturschärfe zeigt, dass die Rauschunterdrückung erst oberhalb von ISO 800 anfängt, stärker zu arbeiten. Interessanterweise zeigen sich hier laut der Messung sogar Überschärfungen, die bei der MTF-Messung nicht auftraten. Einen nennenswerten Detailverlust gibt es jedenfalls bis einschließlich ISO 3.200 nicht, bei ISO 6.400 sind die Bilder schon etwas weicher, oberhalb davon wird es kritisch, es bleiben zu wenige Details erhalten.

Die Eingangsdynamik bewegt sich im relevanten Bereich von ISO 200 bis 3.200 bei elf Blendenstufen und damit auf einem hohen Niveau. Bei ISO 100 kommt eine Signaldämpfung zum Einsatz, denn die Grundempfindlichkeit des Bildsensors liegt bei ISO 200. Das führt zu einem fast eine Blendenstufe geringerem Dynamikumfang. Auch die Tonwertkurve verläuft entsprechend bei ISO 100 etwas flacher, bei allen anderen Empfindlichkeiten jedoch knackig angesteilt, was einen guten visuellen Eindruck macht. Der Ausgangs-Tonwertumfang erreicht bei ISO 100 fast die maximal möglichen 256 Abstufungen, bis ISO 400 ist der Wert mit über 224 Abstufungen sehr gut. Bei ISO 800 sinkt die Abstufungsfeinheit auf unter 192 Stufen, bleibt aber bis ISO 3.200 mit über 160 Stufen gut. Ebenfalls gut ist die Farbtreue, nur wenige Farbtöne weichen überhaupt ab, was zumeist auf eine stärkere Sättigung für leuchtenderes Lila, Rot und Orange zurückzuführen ist. Auch die tatsächliche Farbtiefe ist mit gut acht Millionen Farben bei ISO 100 sehr gut und bleibt auch bis einschließlich ISO 3.200 bei über vier Millionen Farben, was ebenfalls sehr gut ist. Erst oberhalb von ISO 6.400 gibt es einen deutlichen Knick nach unten auf unter zwei Millionen Farben.

Fazit

An der schieren Größe und dem Gewicht der Panasonic Lumix DC-GH5 scheiden sich sicherlich die Geister, in Punkto Robustheit und Verarbeitungsqualität lässt sie sich jedoch nichts vormachen. Die GH5 ist äußerst gut ausgestattet, ihr fehlen höchstens Funktionen, die man von einer Flaggschiffkamera ohnehin nicht unbedingt erwartet, wie etwa ein integriertes Blitzgerät, Motivprogramme oder eine Panoramafunktion. Die Geschwindigkeit der Kamera ist insgesamt hoch, vor allem der Autofokus gehört zu den allerbesten am Markt. Bei der Serienbildfunktion und der Speichergeschwindigkeit muss die GH5 jedoch, trotz hohen Niveaus, gegenüber der Konkurrenz etwas Federn lassen. Videografen bekommen mit der GH5 die aktuell sicherlich am besten ausgestattete Videokamera beziehungsweise Foto-Video-Hybriden, auch die Qualität der Videos stimmt. Nur auf den AF-C sollte man sich nicht blind verlassen. Der Bildstabilisator arbeitet zuverlässig, auch wenn es vom Micro-Four-Thirds-Partner einen sogar noch effektiveren gibt. Die Bildqualität der GH5 stimmt ebenfalls, sieht man einmal von der etwas zurückhaltenden Bildaufbereitung und damit nicht allzu hohen effektiven Auflösung ab, aber das ist ein wenig Geschmackssache. Die Rohdatenbilder lassen sich problemlos knackig abstimmen. Bis hinauf zu hohen ISO 3.200 liefert die Panasonic GH5 jedenfalls eine sehr hohe Bildqualität ab, weiter als bis ISO 6.400 sollte man sie jedoch nicht pushen.

Kurzbewertung

  • Hervorragende Gehäuseverarbeitung
  • Umfangreiche Videoausstattung inkl. unbegrenzter 4K-Aufnahme und Profi-Funktionen
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 3.200
  • Ultraschneller Autofokus
  • Video-AF manchmal etwas unentschlossen
  • Für eine Micro-Four-Thirds-Kamera sehr großes und schweres Gehäuse
  • Sehr zurückhaltende JPEG-Bildaufbereitung führt zu einer mauen Auflösung
  • Auslöseverzögerung (ohne AF) für eine DSLM relativ lang

Technische Daten

Modell Panasonic Lumix DC-GH5
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
21,8 Megapixel (physikalisch), 20,3 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 5.184 x 3.888 (4:3)
Video (max.) 4.096 x 2.160 50p
Objektivanschluss
Micro Four Thirds
Sucher 3,68 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 0,8-fach (KB-äquivalent), Vergrößerung 1,5-fach (Sensor-bezogen)
Monitor 3,2" (8,0 cm), 1,62 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (1.728 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 7 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
eingebauter Blitz nein
Blitzanschuh Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), F-Stecker
Konnektivität WLAN, Bluetooth
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang (Typ A)
Mikrofoneingang, Audioausgang
GPS extern (Smartphone als GPS-Logger)
Serienbildfunktion max. 12,0 Bilder/s und max. 60 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 s
Autofokus ja, Kontrast (225 Sensor(en))
Akkulaufzeit 410 Aufnahmen gem. CIPA-Standard keine USB-Ladefunktion
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC, UHS I, UHS II)
Speicherkartenfach 2: SD (SDHC, SDXC, UHS I, UHS II)
Empfindlichkeit automatisch ISO 100 bis 25.600, manuell ISO 100 bis 25.600
Gehäuse Spritzwasserschutz, frostsicher bis -10 °C
Abmessungen 139 x 98 x 87 mm (B x H x T)
Gewicht 723 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/EKBDL (mit Preisvergleich)

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