Spiegellose Systemkamera (nicht nur) für Einsteiger

Testbericht: Panasonic Lumix DC-GX880

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2019-09-05 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Zwar ist die Lumix DC-GX880 als Einsteigerkamera konzipiert, bietet aber, wie bereits bei der Bedienung festgestellt, auch ambitionierten Fotografen reichlich Möglichkeiten. Einsteiger bekommen fast alles geboten, was man so braucht. Die intelligente Automatik nimmt dem Fotografen sämtliche Einstellungen ab und wählt anhand des Motivs, dessen Bewegungen und der Bewegungen des Fotografen das passende Aufnahmeprogramm, die richtige Verschlusszeit sowie ISO-Empfindlichkeit. Des Weiteren bietet die GX880 23 wählbare Motivprogramme, die teilweise sehr blumig beschrieben sind und in verschiedenen Varianten vorliegen, etwa "Klare Nachtaufnahme", "Kühler Nachthimmel", "Warme Nachtlandschaft" und "Nachtlandschaft verfremdet", jeweils untermalt mit einem typischen Beispielbild. Zusätzlich werden in einem kurzen, allerdings mit störenden und teilweise rätselhaften Abkürzungen durchsetzten Text einige Aufnahmehinweise inklusive Objektiv gegeben. Als "Lernprogramm" oder "Guide" kann man das allerdings nicht unbedingt bezeichnen.

Die digitalen Filtereffekte können sich mit einer großen Auswahl aus 22 Stück sehen lassen. Ebenfalls vorhanden sind eine Schwenkpanoramafunktion und ein HDR-Modus mit wahlweise automatischer oder manueller Einstellung samt automatischer Bildausrichtung. Für Freunde (beziehungsweise eigentlich eher Freundinnen) von Selfies schaltet die GX880 beim kompletten Hochklappen des Bildschirms automatisch in den Selfie-Modus um und blendet unter anderen die Beauty-Funktion für eine schöne Haut sowie die Schlankmach-Funktion ein, die das Gesicht verschmälert. Neu ist zudem eine Funktion, die Augen in wählbaren Stufen zu vergrößern. Auch Bildeffekte, Hintergrundunschärfe und eine Mehrfach-Selbstauslösefunktion lassen sich im Selfie-Modus direkt anwählen.

Ambitionierte oder experimentierfreudige Fotografen können sich in den klassischen Kreativprogrammen P, A, S und M austoben, wobei die Programmautomatik eine Shift-Funktion bietet und sogar Bulb-Langzeitbelichtungen möglich sind. Letztere verstecken sich im manuellen Modus. Sobald man die Belichtungszeit länger als 60 Sekunden wählt, erscheint ein "T" anstelle der Belichtungszeit. Bei diesem Langzeitbelichtungsmodus muss der Auslöser im Gegensatz zur normalen Bulb-Funktion nicht während der gesamten Belichtung gedrückt gehalten werden, was selbst auf einem Stativ zu Verwackelungen führen würde (einen Fernauslöseanschluss gibt es ja nicht). Stattdessen wird im T-Modus die Belichtung mit einem Druck auf den Auslöser gestartet und mit einer zweiten Betätigung beendet.

Apropos Verschluss: Hierbei handelt es sich um eine Sparvariante, die nur einen "halben" mechanischen Verschluss bietet. Normalerweise wird der Sensor vom Verschluss verdunkelt, bevor der erste Verschlussvorhang den Sensor freigibt und der zweite diesen zum Ende der Belichtung wieder verschließt. Der GX880 fehlt der erste Verschlussvorhang, er erfolgt rein elektronisch. Das eliminiert zwar das sogenannte Shutter-Shock-Problem (Unschärfen im Bild durch die Erschütterung des ersten Verschlussvorhangs), sorgt allerdings für eine kürzeste (halb-)mechanische Verschlusszeit von lediglich 1/500 Sekunde und einer langen Blitzsynchronzeit von 1/50 Sekunde. Kürzere Belichtungszeiten (bis 1/16.000 Sekunde) erfolgen rein elektronisch, was zwar unhörbar ist, aber zum Rolling-Shutter-Effekt führt, der bei schnellen Motivbewegungen durch den zeilenweisen Verschlussablauf sichtbare Verzerrungen zur Folge haben kann.

Die relativ lange Blitzsynchronzeit von 1/50 Sekunde ist aber nicht das einzige Hemmnis beim Blitzen. Der integrierte Pop-Up-Blitz springt nicht besonders hoch auf, was bei voluminöseren Weitwinkelobjektiven zu Schattenwurf führen kann. Zudem bietet der Blitz lediglich eine Leitzahl von rund fünf bei ISO 100, ist also ziemlich leistungsschwach. Bei 1/50 Sekunde kann er beispielsweise bei heller Sonneneinstrahlung kaum zum Aufhellen gegenanblitzen. Zum Ausleuchten von Räumen reicht die Leistung ebenfalls nicht wirklich aus. Mangels Blitzschuh lässt sich kein externer Blitz anschließen, um die Probleme zu umgehen. Auch als Drahtlosauslöser im TTL-Betrieb kann der integrierte Blitz nicht verwendet werden. Immerhin bietet er aber eine Vorblitzfunktion zur Reduzierung des Rote-Augen-Effekts, eine Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang (blitzen am Ende statt am Anfang der Belichtung) sowie eine Blitzbelichtungskorrektur.

Wer HDR-Bilder lieber am PC mit Hilfe einer Software zusammensetzen möchte, findet eine mit bis zu sieben Bildern und einem EV Belichtungsabstand dafür sehr brauchbare Belichtungsreihenfunktion. Raw-Bilder kann die GX880 selbstverständlich ebenfalls speichern. Die Serienbildfunktion erreicht bis zu 5,6 Bilder pro Sekunde und hält bei JPEG für immerhin 67 Aufnahmen durch, in Raw lediglich für 19. Belichtung und Fokus werden dabei jedoch nicht nachgeführt, auch ein Livebild gibt es nicht mehr, stattdessen wird die jeweils letzte Aufnahme auf dem Bildschirm angezeigt. Nur bei etwas langsamerer Bildfolge von fünf Bildern pro Sekunde stehen Autofokus, Belichtungsnachführung und Live-View zur Verfügung. Eine ausgesprochene Sportskanone ist die GX880 also nicht.

Sich deutlich langsamer verändernde Motive lassen sich übrigens mit der Intervallfunktion einfangen, auch die Erstellung eines Zeitrafferfilms ist möglich. Sehr nützlich sind zudem die 4K-Foto-Funktionen. Mit 8,3 Megapixeln Auflösung werden durchgehend 30 Serienbilder pro Sekunde aufgezeichnet, die allerdings durch die Videokompression eine etwas geringere Qualität als "richtige" Fotoaufnahmen gleicher Auflösung bieten. Der passende Moment in actionreichen Szenen lässt sich damit jedoch wunderbar einfangen. Die Post-Fokus- und Fokus-Stacking-Funktion sind zudem sinnvolle Erweiterungen für die praktische nachträgliche Auswahl der Schärfeebene oder Erweiterung ebendieser. Neu ist zudem die Selfie-4K-Foto-Funktion, bei der man sich anschließend das Bild mit dem gewünschten Gesichtsausdruck aussuchen kann.

Dennoch besitzt die Lumix den schnellen DFD-Autofokus von Panasonic. Innerhalb von ca. 0,1 Sekunden kann die GX880 auf das Motiv fokussieren. Allerdings ist die Auslöseverzögerung mit rund 0,15 Sekunden für eine spiegellose Systemkamera ausgesprochen langsam. Die Gesamtauslöseverzögerung inklusive Fokussierung ist mit 0,25 Sekunden dennoch flott, was vor allem dem ultraschnellen Autofokus zu verdanken ist. Für die manuelle Fokussierung stehen eine Fokuslupe sowie Fokuspeaking und ein grober Entfernungsbalken (ohne genaue Entfernungsangabe) zur Verfügung. Mit einem Objektiv ohne Fokusring, wie dem 12-32mm-Setobjektiv, ist das manuelle Fokussieren dennoch etwas umständlich, da dies über auf dem Touchscreen eingeblendete Bedienelementen erfolgt. Auch eine automatische Fokussierung kann dabei auf Knopfdruck ausgelöst werden.

Videos nimmt die GX880, obwohl der Einsteigerklasse zugehörig, in 4K-Auflösung mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde auf, in Full-HD sogar mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde. Damit steht qualitativ hochwertigen Fotos auch in dieser Klasse kaum noch etwas im Wege. Die Aufzeichnung erfolgt im MP4-Format mit qualitativ guter Komprimierung auf 100 Mbit/s. Full-HD-Videos können wahlweise auch im AVCHD-Format aufgenommen werden. Das auf der Gehäuseoberseite integrierte Mikrofon zeichnet in Stereo auf, zudem lässt sich nicht nur eine Pegelanzeige einblenden, sondern auch der Pegel selbst in vier Stufen anpassen und ein Windgeräuschfilter hinzuschalten. Ein externer Mikrofonanschluss fehlt jedoch genauso wie eine manuelle Belichtungssteuerung. Der Autofokus stellt sich bewegende Motive flott und sanft nach, ohne bei normalen Lichtsituationen durch große Pumpeffekte negativ aufzufallen. Bei sehr geringem Licht und/oder starken Kontrasten mit Gegenlicht ist eine automatische Fokusnachführung hingegen weniger empfehlenswert. Für Kunstlicht steht übrigens eine Flimmerreduzierung zur Verfügung und auch die vielen Filtereffekte für Fotos lassen sich auf Videos anwenden.

Zwar bietet die GX880 keinen Fernauslöseanschluss, dafür verfügt sie jedoch über eine WLAN-Funktion, die nicht nur zur Übertragung der aufgenommenen Bilder dient, sondern mit der entsprechenden kostenlosen App für iOS und Android auch zur Fernsteuerung der Kamera inklusive Live-View und weitreichenden Einstellmöglichkeiten. Zudem kann das Smartphone als GPS-Logger dienen und die Daten nachträglich via WLAN in die währenddessen fotografierten Bilder auf der Kamera übertragen. Genaueres zur Fernbedienung ist unserem Fototipp in den weiterführenden Links zu entnehmen.

Wer die Bilder in der Kamera bearbeiten möchte, findet einige grundlegende Funktionen dafür, auch Videos lassen sich rudimentär bearbeiten (Split-Funktion zum Aufteilen eines Videos in zwei Abschnitte). Raw-Aufnahmen können sogar in der Kamera zu JPEGs entwickelt werden, dabei lassen sich zahlreiche Parameter anpassen. Die Diashow-Funktion ist mit ihren Überblendeffekten und Musikuntermalungen ebenfalls ansehnlich und funktioniert selbstverständlich auch auf einem via HDMI angeschlossenen Fernseher.

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