Spiegellose Systemkamera mit Klappsucher

Testbericht: Panasonic Lumix DC-GX9

2018-08-07 Die Lumix DC-GX9 als jüngstes Modell der GX-Systemkamera-Serie von Panasonic ist nicht etwa das Nachfolgemodell der GX8, sondern siedelt sich irgendwo zwischen GX80 und GX8 an. Die GX-Serie charakterisiert sich durch die Ziegelstein-Bauform mit Sucher an der linken oberen Gehäuseseite. Warum die GX9 kein richtiges Nachfolgemodell der GX8 ist, lässt sich vielleicht mit der G9 erklären, die nun das Foto-Flaggschiff von Panasonic ist – der Titel wurde vorher durchaus der GX8 gerecht. Wie auch immer, die GX9 bietet auf dem Papier ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis und muss nun im Test ihre Bildqualität und Praxistauglichkeit beweisen.  (Benjamin Kirchheim)

Ergonomie und Verarbeitung

Mit ihrem nicht gegen Spritzwasser und Staub geschützten, 124 x 72 x 47 Millimeter kompakten und 450 Gramm schweren Kunststoffgehäuse zeigt die GX9 schon rein äußerlich keinerlei Flaggschiff-Ambitionen, sondern, dass es auf die inneren Werte ankommt. Das Gehäuse ist immerhin ordentlich verarbeitet und macht auch keinen "windigen" Eindruck. Großflächige "Belederungen" mit genarbtem Gummi versprühen sogar einen gewissen Style und durchaus etwas Hochwertigkeit. Dadurch fasst sich das Gehäuse trotz des betont kleinen Griffs auch ganz gut an und liegt recht sicher in der Hand, solange man keine allzu riesigen Teleobjektive verwendet. Auf der Rückseite gibt es sogar einen kleinen Steg, der den Daumen an seiner Position hält.

Die Bedienung richtet sich klar an ambitionierte Hobbyfotografen. So findet man neben zwei Auslösern (einer für Fotos, der andere für Videos), dem gut rastenden Programmwählrad und dem etwas leichtgängigen Belichtungskorrekturrad auch zwei klassische Einstellräder, mit denen sich Parameter wie die Blende und Belichtungszeit unabhängig voneinander einstellen lassen. Hinzu kommen ein Vierwegekreuz mit sinnvollen Tastenvorbelegungen und sieben weitere Tasten sowie ein Hebel für die Wahl des Fokusmodus. Schade, dass die Blitztaste rein mechanisch arbeitet und nicht zusätzlich zum Hochklappen auch die Einstellung der Blitzfunktion erlaubt. Drei der Tasten lassen sich zudem programmieren, falls man eine andere Funktion als die vorgesehene wünscht. Die vielen langen Menüs sind nicht unbedingt die übersichtlichsten. Immerhin lassen sich bis zu 23 Menüpunkte auf drei Seiten in ein Favoritenmenü speichern.

Weitere programmierbare Funktionstasten werden auf dem klappbaren Touchscreen eingeblendet, andere lassen sich über das Schnellmenü aufrufen. Der Bildschirm misst 7,5 Zentimeter in der Diagonale und löst 1,04 Millionen Bildpunkte auf. Mit seiner maximalen Helligkeit von knapp 750 cd/m² stellt er übliche Smartphone-Displays locker in den Schatten und leuchtet recht gut gegen das Sonnenlicht an. Zu Gunsten der Kompaktheit verzichtet Panasonic auf den üblichen Schwenk- und Drehmechanismus, stattdessen lässt sich das Display hinter der Kamera um 45 Grad nach unten und 80 Grad nach oben klappen. Das genügt für Aufnahmen aus der Froschperspektive und über Menschenmengen hinweg, wer aber in sich selbst verliebt am laufenden Band Selfies aufnehmen möchte, hält mit der GX9 das definitiv falsche Kameramodell dafür in der Hand.

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Die Lumix DC-GX9 kann mit einer anderen einzigartigen Funktion aufwarten, die viele Modelle der GX-Serie auszeichnet: Der elektronische Sucher lässt sich um 90 Grad nach oben klappen, was das Fotografieren aus vielen Perspektiven deutlich vereinfacht. Früher haben Fotografen Winkelsucher an ihre Spiegelreflexkamera gesteckt, um beispielsweise Makroaufnahmen etwas bequemer anfertigen zu können – die GX9 hat diesen bereits eingebaut. Genauso eingebaut sind dank des elektronischen Suchers eine Fokuslupe, ein künstlicher Horizont (Wasserwaage) und einblendbare Gitterlinien. Eine Vorschau auf die Belichtung und den Weißabgleich gibt es sowieso, auch die Menüs und die Bildwiedergabe laufen auf Wunsch im Sucher. Dazu braucht man ihn nur ans Auge zu führen, dank des Näherungssensors schaltet er sich dann automatisch ein. Das Bild löst mit 2,36 Millionen Bildpunkten ausreichend fein auf, die im Kleinbildäquivalent 0,7-fache Vergrößerung ist in dieser Preisklasse sogar überdurchschnittlich. Brillenträger können allerdings den Sucher nicht gut komplett überblicken, aber immerhin gibt es eine weitreichende Dioptrienkorrektur.

Etwas sparsam ist die Ausstattung mit Schnittstellen ausgefallen. Hinter einer durchaus innovativen "Schiebetür" verbergen sich lediglich eine Micro-USB-Buchse sowie ein Micro-HDMI-Anschluss. Vor allem ein Stereo-Mikrofoneingang hätte der GX9 gut zu Gesicht gestanden. Über den Micro-USB-Anschluss kann auch der wechselbare Lithium-Ionen-Akku geladen werden, allerdings nur bei ausgeschalteter Kamera. Eine externe Ladeschale ist nur optional erhältlich. Dank Micro-USB kann man den Akku aber immer und überall zwischendurch nachladen, sei es am Zigarettenanzünder eines Autos (mit Adapter), am Smartphone-Ladegerät oder einer USB-Powerbank. Das ist auch durchaus nötig, denn mit 260 Aufnahmen nach CIPA-Standard ist die Akkulaufzeit nicht gerade lang.

Entnommen werden kann der Lithium-Ionen-Akku wie die SD-Speicherkarte an der Unterseite der Kamera. Die GX9 ist auch zu SDHC, SDXC und UHS I kompatibel, allzu schnell fällt das Interface mit etwas weniger als 40 MByte pro Sekunde Speichergeschwindigkeit jedoch nicht aus. Das Metallstativgewinde befindet sich trotz des kompakten Gehäuses vorbildlich in der optischen Achse, wenn auch vielleicht etwas weit vorne am Gehäuse. Stativwechselplatten blockieren damit nicht den Zugriff auf das Akku- und Speicherkartenfach.

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