2020-04-21 Reisezoom-Kameras zeichnen sich durch große Zoom-Objektive und kleine Gehäuse aus. Dank winziger hochauflösender Sensoren sind 30-fach Zooms, wie im Fall der Panasonic Lumix DC-TZ96, keine unlösbare technische Aufgabe. Welche Probleme daraus entstehen können und ob die kleine TZ96 davon betroffen ist, zeigen wir in diesem Testbericht. Neben der Bildqualität werfen wir natürlich auch ein kritisches Auge auf die Ausstattung und das Handling der Reisezoom-Kamera aus dem Hause Panasonic. (Harm-Diercks Gronewold)
Panasonic Lumix DC-TZ96. [Foto: MediaNord]
TZ95 vs. TZ96 Die hier getestete Kamera wird in den meisten Ländern als Panasonic Lumix DC-TZ95 verkauft, in Deutschland trägt dieselbe Kamera allerdings ein TZ96 in der Typenbezeichnung. Panasonic möchte mit diesen kleinen Abweichungen in der Typenbezeichnungen (die es ähnlich auch bei vielen anderen Panasonic-Produkten gibt) die Märkte besser kontrollieren, also beispielsweise verhindern, dass Ware aus Spanien oder Frankreich in den deutschen Handel einsickert, die anders gar nicht zu erkennen wäre. Wenn Sie also irgendwo auf eine Lumix TZ95 stoßen – sie ist identisch mit der TZ96
Reisezoom heißt im Englischen Travelzoom, woher sich das Kürzel "TZ" der Reisezoom-Kameraserie von Panasonic ableitet. Da Panasonic diese äußerst beliebte und erfolgreiche Kameraklasse im Jahr 2006 mit der TZ1, die noch mit einem Zehnfachzoom vorlieb nehmen musste, erfunden hat, konnte sich der innovative japanische Kamerahersteller dieses Privileg des "TZ-Kürzels" sichern.
TZ91 vs. TZ 96 Im direkten Vergleich mit dem Vorgängermodell Lumix DMC-TZ91 hat die DC-TZ96 nur wenige wirklich neue Ausstattungsmerkmale hinzugefügt bekommen. Die wichtigsten neuen Features der TZ96 sind der etwa doppelt so hoch auflösende Sucher mit 2,36 Mio Bildpunkten und die Vergrößerung des Suchers, diese ist von 0,46-fach auf 0,53-fach angestiegen. Ganz neu in der TZ96 ist die Möglichkeit, über Bluetooth 4.2 eine stromsparende Verbindung mit einem Smartgerät herzustellen.
Ergonomie und Verarbeitung
Das Gehäuse der Panasonic Lumix DC-TZ96 (kurz TZ96) ist einfach edel. Klare Linien und eine elegante Formsprache machen die Kamera zum Hingucker. Während die Front mit einer Metallblende versehen ist, besteht die Rückseite aus Kunststoff. Letzteres ist allerdings egal, da der Kunststoff sich nicht billig anfühlt und großflächig vom 3” (7,5 cm) großen Touchscreen verdeckt wird.
digitalkamera.de Die besten Travelzoom-KamerasEinen möglichst großen Zoombereich in ein möglichst kleines Kameragehäuse gepackt – so könnte man Reisezoom- oder Travelzoom-Kameras ganz einfach beschreiben. Unser neues E-Book setzt sich, durchaus kritisch, mit dieser spannenden Kameraklasse auseinander. Die digitalkamera.de-Redaktion hat aus dem Angebot von derzeit 22 aktuellen Reisezoom-Kameras ihre fünf Favoriten gewählt und stellt sie in dem E-Book vor. Der Testsieger nimmt dabei den weitaus größten Raum ein, wir nennen aber auch vier weitere Alternativen und schreiben, warum wir diese ebenfalls attraktiv finden und für wen sie die bessere Wahl sein können. mehr …
Mit Abmessungen von etwa 110 x 70 x 42 Millimeter ist die Kamera recht klein, wobei die Basis des Gehäuses flacher ausfällt, weil der Objektivtubus etwas aus dem Gehäuse ragt (gut 10 mm). Der kleine Handgriff auf der Frontseite ist schön griffig, für große Hände (L) aber zu klein. Auch mit Testhänden der Größe M griff der kleine Finger ins Leere. Das zweite, viel größere Problem ist die Position des internen Blitzgeräts. Dieses ist, wie beim Vorgänger auch, sehr dicht am Handgriff positioniert. Das führt dazu, dass der Blitz durchaus von der Hand des Fotografen abgedeckt werden kann. Der Blitz liefert mit einer Leitzahl von sechs – bei ISO 100 und einem Meter Abstand – eine erwartungsgemäß niedrige Leistung ab.
Die Bedienelemente der TZ96 sind angesichts des geringen Platzangebots auf der Kamera gut positioniert. Das gut gefüllte Moduswahlrad befindet sich neben dem Zoomschalter, dem Auslöser sowie dem Videoauslöser und dem Ein- und Ausschalter auf der Kameraoberseite in bester Gesellschaft. Auf der Rückseite hat Panasonic das Kontrollzentrum untergebracht. Dieses besteht aus fünf Tasten sowie einem Omniselektor mit Drehrad und Steuerkreuz.
Die Einzeltasten sind vorbelegt und mit einem passenden Symbol bedruckt. Das soll Fotografen aber nicht davon abhalten, die Kamera auf ihre Bedürfnisse anzupassen, zu den Konfigurationsmöglichkeiten später mehr. Um das Objektiv hat Panasonic einen drehbaren Ring angebracht, der in Abhängigkeit von der gewählten Betriebsart seine Funktion wechselt. Der Drehring läuft sehr weich und so lassen sich nahezu stufenlos arbeitende Funktionen wie Fokus und Zoom präzise und angenehm steuern.
Der bereits erwähnte Touchscreen besitzt eine Diagonale von 7,5 Zentimetern (3 Zoll), ein 3:2 Seitenverhältnis und löst mit etwa 1 Millionen Bildpunkten auf. Die maximale Leuchtdichte (Helligkeit), die der Monitor bereitstellen kann, beträgt etwa 680 cd/m². Das ist ganz ordentlich und reicht problemlos aus, um den Monitor auch bei hellem Umgebungslicht einsetzen zu können. Des Weiteren ist der Monitor an einem Gelenk angebracht, das es dem Fotografen erlaubt, den Monitor um 180 Grad nach oben zu klappen. Damit sind Selfies kein Problem. Zudem sieht der Fotograf auch im "Selfiemodus” das komplette Bild. Das liegt an der intelligenten Konstruktion des Mechanismus' und dem Abstand des Monitors von der Kameraoberseite. Die beiden Magnete auf der Rückseite des Monitors wurden von der TZ91 übernommen. Sie schützen den Monitor vor versehentlichem Umklappen nach oben.
Neben dem Monitor besitzt die TZ96 einen elektronischen Sucher, der im Vergleich zum Vorgänger 0,53-fach vergrößert und nicht mehr nur 0,46-fach (KB-äquivalent). Das bedeutet eine sichtbare Verbesserung der Sucherüberblicks. Allerdings ist auch diese nicht ausreichend, um das Bild für Brillenträger optimal zu machen. Bei der physikalischen Suchergröße ist das aber auch sehr schwer. Dank eines Dioptrienausgleichs lassen sich nicht zu große Fehlsichtigkeiten ausgleichen. Neben dem Monitor ist ein kleiner IR-Sensor untergebracht, der für die Umschaltung zwischen Sucher und Monitor sorgt. Damit der Sensor nicht zu schnell umschaltet, kann der Fotograf die Sensor-Empfindlichkeit in drei Stufen anpassen.
Sucher und auch Monitor können unabhängig voneinander auf zwei Arten betrieben werden. Der Eco-Modus schont den Akku, indem das Bild mit einer Wechselfrequenz von 30 Bildern pro Sekunde angezeigt wird. Ist der 60fps-Modus aktiv, wird der Akku weniger geschont, doch die Anzeigequalität wird sichtbar verbessert. Zudem gibt es bei beiden nicht nur Einblendungen der Aufnahmeparameter, sondern beispielsweise auch von Gitterlinien und einer Wasserwaage als Ausrichthilfe.
In der Frontansicht der Panasonic Lumix DC-TZ96 zeigt sich, wie ungünstig dicht der Blitz am Handgriff positioniert ist. [Foto: MediaNord]
Das Menü der Lumix ist nahe an dem, was als perfekt bezeichnet werden kann. Die verschiedenen Optionen sind in passende Kategorien eingeordnet und sinnvoll lokalisiert (übersetzt). Die Menünavigation geht leicht von der Hand, was zum großen Teil auch an der gelungenen Integration des Touchscreens in das Bedienkonzept liegt. Selbstverständlich können auch die Drehräder und Tasten zur Navigation des Menüs verwendet werden.
Auch wenn die Menüführung der TZ96 vorbildlich ist, so sollte der Fotograf nicht der Meinung sein, dass man schnell an die gewünschten Einstellungen gelangt. Dazu ist die Kamera nämlich einfach zu gut ausgestattet. Zum Glück hat Panasonic der Kamera viele Individualisierungsoptionen verpasst. Dazu gehört zum einen eine "Mein Menü”-Funktion. Diese ist allerdings eher umständlich zu füllen. Der Fotograf muss aus einem 25 Seiten langen Menü mit insgesamt 144 Einträgen die gewünschte Option heraussuchen und speichern. Das es auch einfacher geht, zeigt Olympus bei einigen spiegellosen Systemkameras.
Neben dem "Mein Menü” kann der Fotograf vier physikalische und fünf virtuelle Funktionstasten frei belegen. Letztere sind dann auf dem Touchscreen zu finden. Natürlich kann auch der Drehring am Objektiv mit verschiedenen Funktionen belegt werden.
Gespeichert werden die Aufnahmen auf SDHC- oder SDXC-Speicherkarten. Diese werden in das Speicherkartenfach auf der Unterseite der Kamera gesteckt. Teilen muss sich die Speicherkarte die Zugangsklappe mit dem Akku (BLG-10E) der Kamera. Auf der rechten Seite der TZ96 befindet sich die zweite Klappe. Auch wenn diese nur den HDMI-Schriftzug trägt, so verbirgt sich neben der HDMI- auch die Micro-USB-Schnittstelle. Diese wird auch benutzt, wenn der Akku der Kamera aufgeladen werden soll, zum Aufladen des Akkus reicht ein herkömmliches USB-Ladegerät aus.