Superzoom-Kamera, Bridge-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Panasonic Lumix DMC-FZ200
2012-10-20 Um aus der Flut an Digitalkameras heraus aufzufallen, muss sich ein Hersteller schon etwas einfallen lassen. Weniger modische Accessoires wie bunte Farben oder gar gemusterte Gehäuse sind für den engagierten Fotografen wichtig, sondern eher technische Besonderheiten. Dabei sind extreme Brennweitenbereiche und besondere Komfortfunktionen oder Effektfilter meist schon abgegriffen. Da sticht Panasonic mit dem Alleinstellungsmerkmal einer durchgängigen Lichtstärke von 2,8 über den gesamten Brennweitenbereich von 25 bis 600 Millimeter (KB) heraus. In unserem Testlabor und in einem ausgiebigem Praxistest musste die Lumix DMC-FZ200 zeigen, was außer der hohen Lichtstärke noch in ihr steckt. (Stefan Meißner)
Ergonomie und Verarbeitung Mit dem für Bridge-Kameras typischen Aussehen – sie ist einer kleinen Spiegelreflex sehr ähnlich – fällt die Panasonic FZ200 gar nicht besonders auf. Trotz des mächtigen Objektivs wirkt sie sogar recht zierlich. Dennoch liegt der Griff ausgezeichnet auch in der großen Hand. Auslöser und Zoomwippe sind gut mit dem Zeigefinger erreichbar und sogar Einhandbedienung ist möglich. Das angemessene Gewicht von etwa 600 Gramm vermittelt eine gewisse Solidität, wenn auch das Gehäuse aus Kunststoff besteht und etwas billig wirkt. AV/USB- und HDMI-Anschluss auf der rechten Gehäuseseite sowie der Anschluss für das externe Mikrofon links sind mittels unauffälliger Kunststoffkappen gegen Verunreinigungen geschützt. Das kombinierte Speicherkarten- und Akkufach ist aber hinter einer soliden Klappe mit ordentlicher Verriegelung verborgen. Leider sitzt das Stativgewinde deutlich außerhalb der optischen Achse und sehr dicht neben dem Scharnier, so dass selbst eine winzige Schnellwechselplatte den Zugriff auf Speicherkarte und Akku blockiert. Dezent versteckt gibt es unten am Gehäuse immerhin eine Öffnung, die zum Durchführen des Akkudummykabels dient. So muss zumindest der Akku bei stationärem Betrieb nicht gewechselt werden.
Die meisten Tasten befinden sich in Daumennähe und machen alle einen durchweg ordentlichen Eindruck. Der zentrale Hauptprogrammwähler rastet auf den zehn Positionen satt ein, lässt sich aber dennoch gut einstellen. Da er keinen Anschlag hat, kann jede Funktion auf kürzestem Weg erreicht werden. Neben den üblichen Funktionen gibt es auch zwei frei zu konfigurierende Positionen. Auf der Kameraoberseite befinden sich neben den beiden Auslösern für Foto- und Videoaufnahmen noch eine Funktionstaste und ein Schalter zum Einstellen der Serienbildfunktionen. Die Rückseite stellt weitere fünf Tasten zur Verfügung, von denen zwei individuell belegbar sind. Ein Rändelrädchen vervollständigt die Ausstattung. Selbstverständlich fehlt auch die übliche Vier-Wege-Wippe nicht. Da alle Taster recht großzügig dimensioniert sind und dennoch genügend Platz bekommen haben, fällt die Bedienung schon nach kurzer Zeit auch blind nicht schwer.
Während bei "intelligenter Automatik“ die Kamera fast alles selbst regelt und nur wenig Einflussnahme gestattet, darf der Fotograf bei anderen Modi vieles selbst bestimmen. Das Rädchen über der Daumenmulde fungiert dabei als Programm-Shift- oder Blendenring, verändert Parameter oder wechselt nach kurzem Druck zu einer anderen Funktion. Im manuellen Modus schaltet man damit zum Beispiel zwischen Blende und Verschlusszeit um, was sehr praxisnah ist. Zur Brennweitenveränderung besitzt die Panasonic nicht nur den bekannten Zoomhebel am Auslöser, sondern einen zweiten Schiebeschalter links am Objektiv. Beide Taster bieten zwei Geschwindigkeitsstufen. Das ermöglicht sehr komfortabel präzises Zoomen. Der Taster am Objektiv kann aber auch mit dem manuellen Fokus belegt werden. Das könnte mit dem Auge am Sucher wesentlich besser funktionieren als die Fummelei am Daumenrädchen, wenn der Fokusmotor nur etwas feinfühliger und direkter anspräche. Direkt am Objektivtubus kann auch zwischen AF, Makro-AF und MF gewählt werden, wobei sich der Fotograf im manuellen Betrieb mit Hilfe eines weiteren Tasters beim Scharfstellen helfen lassen kann. Dazu aber im Abschnitt "Ausstattung" mehr.
Der elektronische Sucher der Lumix FZ200 hinterlässt einen zweigeteilten Eindruck: Zum einen ist er hinreichend scharf und feinpixelig, geht andererseits aber etwas in Richtung Tunnelblick. Nicht ganz so, wie bei anderen Modellen, aber es ist mit heutiger Technik wesentlich mehr möglich. Bei dem von uns getesteten Modell störte außerdem ein seltsames Flackern beim Zoomen und ein Ruckeln bei schnellen Schwenks. Deutlich besser gefällt da schon das Display. Es ist in alle Richtungen dreh- und schwenkbar an der linken Gehäusekante verankert, mit 460.000 Bildpunkten fein genug aufgelöst, klar und brillant. An Bildinformationen kann alles Übliche eingeblendet werden, darunter verschiedene Gitter und ein Histogramm. Eine Belichtungsvorschau simuliert die FZ200, wenn der Auslöser zum Fokussieren halb eingedrückt wird. Unkomfortabel ist, dass zwischen Sucher und Display per Knopfdruck umgeschaltet werden muss, eine Automatik wäre hier angemessen.
Ausstattung Eine Kamera, die preislich in die Dimensionen von Systemkameras vorstößt, darf keine Wünsche offen lassen, auch nicht bei der Geschwindigkeit. Nach dem Einschalten fährt das mächtige Objektiv in Startposition und die FZ200 ist in etwa einer Sekunde aufnahmebereit. Leider wird der Zugriff auf das Menü beziehungsweise andere Funktionen durch Speicherkartenzugriffe um eine weitere lange Sekunde verzögert. Ist diese Zwangspause überwunden, reagiert die Lumix aber recht fix auf Tastenbefehle. Bei der Serienbildgeschwindigkeit bleiben hingegen kaum Wünsche offen. Fotos werden mit bis zu 12 Bildern in der Sekunde bei Vollauflösung und mit bis zu 60 Bildern in der Sekunde bei auf 2,5 Megapixel reduzierter Auflösung geschossen. Die Aufnahmedauer beträgt jeweils eine Sekunde, dann ist der interne Speicher voll und die Kamera ist erst einmal mit Bildverarbeitung beschäftigt, währenddessen verweigert sie weitere Befehle.
Natürlich hat die jüngste Lumix-Bridge noch viel mehr zu bieten. Sie kann sowohl im "intelligenten" Automatikmodus alle Entscheidungen selber treffen als auch vollständig manuell bedient werden. Daher ist sie sowohl für Fotoanfänger und sogar Kinder geeignet, wächst aber auch mit den Ansprüchen. Neben den üblichen Automatiken bietet die Kamera 18 Szeneprogramme, darunter die üblichen Portrait-, Landschafts- und Sportprogramme. Die Panoramaautomatik macht während eines bis zu 360 Grad reichenden Schwenks Fotos in schneller Folge und setzt diese zu einem Breitbild zusammen. Die maximale Auflösung ist zwar auf 8.000 x 1.440 Pixel begrenzt, sofern aber keine bewegten Objekte mit im Bild sind und man gleichmäßig schwenkt ist die Qualität tadellos. Auch die HDR-Automatik nutzt eine schnelle Bildfolge, um aus über- und unterbelichteten Aufnahmen eine mit hohem Kontrastumfang zu erstellen. Die Ergebnisse sind überzeugend und beeindrucken auch durch geringeres Rauschen in den dunklen Bereichen. Mittlerweile ein Muss: das 3D-Programm, das ebenfalls mit einer schnellen Bildfolge bei verschwenkter Kamera Fotos aufnimmt, die auf entsprechend ausgestatteten Fernsehgeräten räumlich betrachtet werden können.
Das Autofokusmodul kann recht differenziert konfiguriert werden. Zum einen gibt es Einzel- und Serien-AF, Fokus-Verfolgung und eine Gesichtserkennung, die bis zu sechs registrierte Einzelpersonen erkennt, zum anderen aber auch einen vollständig manuellen Modus mit Bildschirmlupe. Leider macht die indirekte Übertragung der Steuerbefehle das manuelle Scharfstellen etwas schwammig. Immerhin schaltet sich die Bildschirmlupe zur genauen Kontrolle zügig ein. Wer im manuellen Modus doch nicht so ganz auf Komfort verzichten mag, drückt das kleine Knöpfchen links am Objektiv und die Automatik verrichtet zuverlässig ihren Dienst. Bei der Entfernungsmessung kann der Fotograf sich den 23 AF Feldern anvertrauen oder ein Fokusfeld auswählen, dessen Größe und Position angepasst werden kann. Auch der Belichtungsmesser stellt wahlweise Mehrfeld-, mittenbetonte oder Spotmessung zur Verfügung, was in kritischen Lichtsituationen keine Wünsche offen lässt.
Ein Live-Histogramm, das auch schon vor der Aufnahme Belichtungsdetails zeigt, soll den Fotografen dabei unterstützen, die optimale Belichtung zu finden. Leider ist es mit einer Größe von etwa einem Quadratzentimeter nur bedingt aussagekräftig. Ergänzt wird das Histogramm nach der Aufnahme durch die Überbelichtungswarnung, die im Menü aktiviert werden kann. Für kreative Spielernaturen bietet die Lumix ein weites Feld an bildbeeinflussenden Parametern: Bilder mit stark gesättigten Farben, diverse Monochrom-Varianten, Spielzeugeffekte und Vieles mehr.
Sehr interessant ist die Kamera zudem für Videofilmer. Die FZ200 zeichnet wahlweise im AVCHD- oder MP4- Format auf, wobei jeweils zwischen drei Qualitäten gewählt werden kann. Außerdem werden im Hochgeschwindigkeits-Modus Filme mit bis zu 200 Bildern pro Sekunde in VGA-Auflösung aufgenommen. Die Wiedergabe erfolgt mit achtfacher Zeitdehnung. Bei allen normalen Videomodi kann das Objektiv gezoomt eingesetzt werden, der optische Zoom arbeitet sehr leise und ohne Störgeräusche auf der Tonspur zu hinterlassen. Weiter verbessern kann man die Tonaufnahme mit dem Anschluss eines externen Mikrofons, das dann auch besser gegen Windgeräusche geschützt werden kann. Bewegt sich das Motiv nicht all zu schnell, schafft das AF-Modul sogar, die Schärfe zu halten. Nur am langen Ende gelingt das der Lumix zunehmend zögerlicher. Der Bildstabilisator hält das Bild hingegen wie festgenagelt. In Verbindung mit der großen Anfangsöffnung, die bis zur Maximalbrennweite erhalten bleibt, kann die FZ200 besonders im Videobetrieb ihre Stärken ausspielen. So macht das Filmen wirklich Spaß.
Sehr umfangreich sind die Möglichkeiten, Aufnahmen nachträglich zu bearbeiten. Mit "Autokorrektur" können hohe Kontraste ausgeglichen werden. Bilder drehen, zuschneiden und die Auflösung ändern ist ebenfalls möglich. Aber auch die 14 Kreativfilter aus dem Aufnahmemenü stehen nachträglich zur Verfügung. Die Kamera speichert das Ergebnis der Bearbeitung als neue Datei, das Original bleibt also erhalten. Darüber hinaus können Videofilme recht komfortabel geteilt und um überflüssige Bereiche bereinigt werden.
Bildqualität Moderate 12 Megapixel auf dem zugegeben etwas kleinen 1/2,3-Zoll-Sensor versprechen in Verbindung mit dem lichtstarken Zoomobjektiv eine vernünftige Bildqualität. In unserem hauseigenen Messlabor musste die Lumix FZ200 beweisen, dass Panasonic eine ausgewogene Mischung konstruiert hat. Der vollständige Labortest mit detaillierten Messergebnissen kann gegen ein geringes Entgelt über den weiterführenden Link abgerufen werden. Die Messung der Auflösung zeigt jedenfalls, dass schon bei offener Blende ausgezeichnete Werte um 40 Linienpaare pro Millimeter erreicht werden. Zur langen Brennweite hin wird die Auflösung nur geringfügig schlechter, allerdings bringt abblenden auch nicht wirklich viel. Ab Blende 5,6 verringert sich die Auflösung nämlich schon wieder um dann bei Blende 8 deutlich einzubrechen. Positiv: das Objektiv ist damit voll offenblendentauglich und sollte auch so eingesetzt werden! Das gilt sogar nahezu über das gesamt Bildfeld, nur im Weitwinkel ist ein deutlicher Schärfeverlust zum Rand hin festzustellen. Auch Vignettierung und Verzeichnung sind gering beziehungsweise nahezu unsichtbar, auf jeden Fall nicht problematisch. Wenn man dem Objektiv einen weiteren Tadel aussprechen will, dann wegen seiner Neigung zur Chromatischen Aberration. Allerdings tritt dieser Fehler eher am langen Teleende auf und überschreitet die sichtbaren 1,5 Pixel nur geringfügig. Beim Abblenden nimmt dieser Fehler besonders im Weitwinkel zu. Das ist wohl auch ein Grund, warum die Auflösung bei Offenblende fast am besten ist.
Der Sensor der FZ200 weist zwar nicht übermäßig viele Pixel auf, ist aber auch recht klein. Im Messlabor zeigte er einen relativ geringen Signal-Rauschabstand. Schon in der Eingangsempfindlichkeit liegt er nicht wesentlich über dem kritischen Wert von 35 dB. Bis ISO 1.600 fällt er zwar moderat aber kontinuierlich ab. Die Texturschärfe, bei der feine, unregelmäßige Details übertragen werden, bestätigt dieses Verhalten. Bereits bei ISO 400 übersteigt der Texturverlust den unauffälligen Bereich und wird deutlich sichtbar ab ISO 1.600. Die Eingangsdynamik pendelt dabei allerdings bis ISO 800 um gute 10 Blendenstufen herum und fällt erst bei höheren Empfindlichkeiten ab. Die beste Bildqualität erhält man daher bei ISO 100 und offener Blende. Auf Pixelebene vergrößert wirken die Bilder der FZ200 dennoch leicht künstlich strukturiert. Für Ausdrucke bis etwa A4 ist das aber kein Problem.
Bei der Farbtreue punktet die Panasonic wieder. Nur gering verfälschte Farbwiedergabe bei gleichzeitig ausgezeichnetem Weißabgleich kennzeichnen die FZ200. Die Auslöseverzögerung beträgt mit und ohne Vorfokussierung eine schnelle zehntel Sekunde, nur am langen Ende gönnt sich der Autofokus träge 0,6 Sekunden. Während des gesamten Testzeitraumes musste der Akku übrigens nur einmal nachgeladen werden, und das trotz intensiver Nutzung des Displays. Die Panasonic ist ein echter Langläufer!
Fazit Die Panasonic Lumix DMC-FZ200 hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits hat das Objektiv bei offener Blende eine gute Abbildungsleistung über den gesamten Brennweitenbereich. Andererseits bricht die Bildqualität beim Abblenden ein und der Sensor grieselt schon ab ISO 100. Bei Großvergrößerungen dürften die Bildstörungen sichtbar werden. Die Ausstattung hingegen ist gewaltig, besonders für Videofilmer bietet die FZ200 viele Möglichkeiten. Vom Anfänger bis zum engagierten Amateur bietet die Lumix fast grenzenlose Möglichkeiten. Dabei bleibt sie angesichts der Eckdaten des Objektivs recht handlich. Wer also eine voll ausgestattete Kamera mit einem einzigartig lichtstarken Riesenzoomobjektiv sucht, sich aber auf Bilder im Format 20 x 30 cm beschränken kann, erhält mit der FZ200 einen handlichen Allrounder mit tollen Videomöglichkeiten und langer Akkulaufzeit.
Kurzbewertung
- Lange Akkulaufzeit
- Vielseitige Videooptionen
- Sehr umfangreiche Ausstattung
- Lichtstarkes und dennoch offenblendentaugliches Objektiv
- Autofokus in Telestellung recht langsam
- Mäßige Bildqualität bei geschlossener Blende
- Störendes Grundrauschen schon bei ISO 100
- Etwas billig wirkendes Gehäusematerial
Technische Daten
Modell |
Panasonic Lumix DMC-FZ200 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 12,8 Megapixel (physikalisch), 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 50p |
Objektiv |
25-600 mm / F2,8 (24-fach Zoom) |
Sucher |
elektronischer Sucher |
Monitor |
3,0", 0,460 Mio. Bildpunkte, beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
Serienaufnahmen |
max. 12 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Akkulaufzeit |
540 Aufnahmen gem. CIPA-Standard |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 100 bis 6.400, manuell ISO 100 bis 6.400 |
Abmessungen |
125 x 87 x 110 mm (B x H x T) |
Gewicht |
588 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/TSNUC (mit Preisvergleich) |