Superzoom-Kamera, Kompaktkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-FZ38

2009-10-28 Gutes noch besser zu machen – diese Kunst will beherrscht sein. Panasonic hat sich der Herausforderung gestellt und schickt die Bridge-Kamera Lumix DMC-FZ38 in die Fußstapfen der gerade einmal ein Jahr alten FZ28. Rein äußerlich sind die Neue und ihr Vorgänger kaum voneinander zu unterscheiden. Doch unter der Haube hat sich einiges getan: 12 Megapixel Auflösung, eine Reihe neuer Aufnahme-Automatiken sowie ausgefuchste Möglichkeiten zur Video-Aufzeichnung – damit will die FZ38 um die Gunst nicht nur der Fotografen buhlen. Unser Kompakttest zeigt, ob ihr das gelingt und wie es mit der Bildqualität bei abermals gesteigerter Auflösung bestellt ist.  (Martin Vieten)

Panasonic Lumix DMC-FZ38 [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Kameras der Lumix FZ-Reihe sehen seit eh und je aus wie eine geschrumpfte DSLR. Dieser Tradition bleibt auch die aktuelle FZ38 treu. Sie ist auf den ersten Blick kaum von ihrem Vorgängermodell FZ28 zu unterscheiden, die wir vor rund einem Jahr genauer unter die Lupe genommen hatten (siehe weiterführender Link). Rechts wölbt sich das Gehäuse wie gehabt ausgeprägt hervor und bildet so einen Griff, an dem man die Kamera stets sicher in der Hand hält. Oben trägt die FZ38 einen Dom, der einen elektronischen Sucher (EVF) beherbergt. Der hilft, den Bildausschnitt festzulegen, wenn die Sonne zu arg auf den rückwärtigen Monitor scheint. Leider löst der EVF mit rund 200.000 Bildpunkten nur recht grob auf und liegt zudem so tief, dass Brillenträger keine Chance haben, das winzige Sucherbild komplett zu erfassen. Als Alternative zur Bildgestaltung gibt es zum Glück den Monitor. Er ist, wie schon bei der Vorgängerin, mit einer Größe von 2,7 Zoll (6,9 cm) in der Diagonalen ausreichend groß bemessen, setzt das Bild jedoch nur aus mageren 230.000 Bildpunkten zusammen. Auf einen Klapp- und Schwenkmechanismus hat Panasonic bei der FZ38 weiterhin verzichtet – immerhin lässt sich der Bildschirm selbst aus extremen Blickwinkeln noch prima ablesen und leuchtet auf Wunsch sehr hell. Genervt hat im Test allerdings, dass die Kamera nicht automatisch zwischen EVF und Monitor umschaltet – das konnten die Dimages von Minolta dank Augensensor am Sucher schon vor Jahren. Und auch haptisch kann die FZ38 nicht überzeugen: Das einfache Plastikgehäuse vermittelt ein wenig den Eindruck, als sei die Kamera von vorneherein für eine begrenzte Lebensdauer konstruiert.

Panasonic Lumix DMC-FZ38 [Foto: MediaNord]Die Ausstattung mit Schnittstellen ist standesgemäß: Unter praktischen Klappdeckeln bietet die Kamera Anschlussmöglichkeiten für eine externe Stromversorgung (das passende Netzteil ist Sonderzubehör), einen analogen Video-Ausgang, einen Highspeed-USB-Anschluss zum PC sowie, jetzt neu, ein HDMI-Kabel. Ein Stativgewinde aus massivem Metall ist auch an Bord, leider liegt es außerhalb der optischen Achse (was aber nur bei Panorama-Aufnahmen ein Nachteil ist).

Sonst hat Panasonic vieles beim Alten belassen: Die Zoomwippe umschließt als Drehring den Auslöser (sehr schön: Zoomen lässt sich in zwei Stufen – schnell und grob oder langsam und akkurat), es gibt eine Reihe von Schaltern und Knöpfchen für den schnellen Zugriff auf wichtige Funktionen (z. B. Wiedergabe, AE/AF-Lock, Serienbildmodus), ein großes Wählrad für die Einstellung des Aufnahmemodus und einen kleinen Joystick zum direkten Ansteuern von Optionen (wie Weißabgleich, ISO-Empfindlichkeit, Belichtungsmessart, Bildgröße etc.) auf dem Monitor. Weitergehende Einstellmöglichkeiten findet der ambitionierte Fotograf in den Tiefen der Menüs. Die sind in mehrere "Bildschirmseiten" unterteilt, jedoch lassen sich die Seiten nicht individuell Panasonic Lumix DMC-FZ38 [Foto: MediaNord]ansteuern. Wer seine Lumix FZ38 auf den Punkt einstellen möchte, muss also gehörig blättern. Neu ist der Aufnahmeschalter für Video-Aufzeichnungen: Einmal gedrückt, beginnt die FZ38 mit der Videoaufzeichnung, ein weiteres Mal drücken beendet die Aufnahme – das ist äußerst praktisch. Nichts geändert hat Panasonic am Bordblitz: Er muss manuell ausgeklappt werden, bevor er in Aktion treten kann.

Ausstattung Schon das Vorgängermodell FZ28 war mit so ziemlich allem ausgestattet, was das Fotografenherz begehrt. Die aktuelle FZ38 legt da noch einmal eine Schippe drauf: Motivprogramme für alle denkbaren Anlässe (auf über 40 ist ihre Zahl gewachsen), verschiedene Belichtungsmessmethoden, diverse Autofokus-Betriebsarten (z. B. Flächen-AF mit elf Messfeldern, frei wählbares AF-Feld, Spot-AF etc.) oder Gesichtswiedererkennung (hat man den Namen zu einem Gesicht eingegeben, erkennt die Kamera die abgelichtete Person auf anderen Aufnahmen wieder). Ambitionierte Fotografen wird freuen, dass die FZ38 auch die Belichtungsmethoden "Zeitautomatik" und "Blendenautomatik" kennt und auf Wunsch die voll manuelle Belichtungssteuerung erlaubt. Sogar im RAW-Format kann die FZ38 aufnehmen und so dem engagierten Bildbearbeiter ungeschliffene Rohdiamanten zur weiteren Veredelung am PC liefern.

Panasonic Lumix DMC-FZ38 [Foto: MediaNord]Die aktuelle FZ38 richtet sich aber nicht nur an Fotografen. Sie tritt auch an, die Herzen des gelegentlichen Videofilmers höher schlagen zu lassen. Aufgezeichnet werden die Videos maximal in HD-Auflösung (1.280 x 720 Pixel), jetzt wahlweise im modernen, platzsparenden AVCHD-Lite-Format oder aber wie bisher als Motion-JPEG-Datei. Ein Stereo-Mikrofon im "Blitzdom" sorgt dabei für den guten Ton, Zoomfahrten sind bei der Videoaufzeichnung möglich. Und noch mehr: Sowohl der Autofokus wie auch die Blende oder Belichtung lassen sich beim Videodreh fixieren – das lässt Raum für kreative Experimente oder eine professionelle Filmsprache.

Ganz gleich, ob einem der Sinn nach der Aufnahme bewegter Bilder oder einfach nach Fotografieren steht: Das Objektiv mit seinem beeindruckenden Brennweitenbereich von 27 bis 486 Millimeter (bezogen auf KB-Format) lässt bei der Bildgestaltung kaum Wünsche offen. Dabei ist es im Weitwinkelbereich mit einer Anfangsblende von 1:2,8 recht lichtstark, am langen Ende reicht es immer noch zur größten Blende 1:4,4. Gegen verwackelte Aufnahmen hilft zudem ein optischer Bildstabilisator, dessen Effizienz laut Panasonic nochmals stark verbesserte wurde.

Panasonic Lumix DMC-FZ38 [Foto: MediaNord]Im Inneren der FZ38 werkelt jetzt eine Zwillings-CPU "Venus Engine HD", die enorme Rechenpower bereit hält. Spürbar wird das vor allem beim Autofokus: Die FZ38 braucht zum Fokussieren und Auslösen weniger als 0,4 Sekunden, vorfokussiert löst sie sogar innerhalb von rund 150 Millisekunden aus. Damit ist die FZ38 schneller als so manche Spiegelreflexkamera! Bei voller Auflösung (12 Megapixel) schießt die Kamera 2,3 Bilder pro Sekunde, bei reduzierter Auflösung (3 Megapixel) steigt die Serienbildgeschwindigkeit auf 10 Bilder/s. Und weil die FZ38 zudem nur einen Lidschlag nach dem Einschalten "klar Schiff" meldet, darf sie sich das Prädikat "voll schnappschusstauglich" stolz an die Fahne heften.

Bildqualität In Sachen Ausstattung und Geschwindigkeit bewegt sich die Lumix FZ38 durchaus auf dem Niveau einer Einsteiger-DSLR. Da stellt sich die Gretchenfrage: "Wie hält sie's mit der Bildqualität?" Sehr gute Ergebnisse liefert die Kamera in den Disziplinen "Randabdunklung" (Vignettierung) und "Verzeichnung". Diese typischen Abbildungsfehler haben die Ingenieure bei Panasonic der FZ38 (offensichtlich per Software) erfolgreich ausgetrieben. Ebenfalls wacker schlägt sich die neue Bridge-Kamera von Panasonic in Sachen "Scharfzeichnung". Die FZ38 liefert (insbesondere bei niedriger ISO-Empfindlichkeit) knackig scharfe Panasonic Lumix DMC-FZ38 [Foto: MediaNord]Bilder, übertreibt es jedoch nicht beim Nachschärfen. So bleibt auch bei den JPEGs aus der Kamera noch ein gewisser Spielraum, die Schärfe nachträglich in einem Bildbearbeitungsprogramm ganz nach Geschmack zu erhöhen. Im Griff hat die FZ38 auch das leidige Bildrauschen: Es steigt mit zunehmender ISO-Empfindlichkeit nur langsam an, um dann bei ISO 400 seinen vorerst höchsten Wert zu erreichen. Bei noch höherer Empfindlichkeit fällt die Rauschkurve wieder – ein Zeichen dafür, dass hier die interne Bildverarbeitungssoftware der FZ38 das Rauschen kräftig reduziert. Unvermeidbar ist dabei, dass mit dem Rauschen auch feinste Bildstrukturen verloren gehen. So zeigen Aufnahmen mit ISO 800 kaum störendes Rauschen, sehen aber auch glatt und wächsern aus. Bezogen auf die Sensorgröße (1/2,3 Zoll) und Auflösung (12 Megapixel) geht das Rauschverhalten der FZ38 in Ordnung.

Ebenfalls keinen Grund zur Klage liefert der Dynamikumfang: Die Eingangsdynamik beträgt bis ISO 800 im Mittel knapp 8,5 Blendenstufen, die Ausgabedynamik liefert gute 250 (von 256 möglichen) Tonwertstufen. Systembedingt (kleiner Sensor mit hoher Auflösung) löst die FZ38 bei Offenblende am höchsten auf. Wird die Blende verkleinert, reduziert einsetzende Beugungsunschärfe die Auflösung. Praxisgerecht sind die wählbaren JPEG-Kompressionsstufen, bei geringster Kompression (= größere Dateien) sind kaum Detailverluste zu befürchten. Viel Licht ohne Schatten bei der Bildqualität also? Nicht ganz: Im Praxiseinsatz zeigte sich die Belichtungsmessung bisweilen etwas launisch und lieferte bei gleichbleibenden Bedingungen sichtbar unterschiedlich belichtete Fotos. Überzeugend ist dafür der visuelle Eindruck der Videoaufnahmen – hier bricht die FZ38 in eine Domäne ein, die bislang ausgewachsenen Camcordern vorbehalten war.

Fazit Anlässlich des Tests des Vorgängermodells FZ28 hatten wir vor rund einem Jahr gefragt, ob den Bridge-Kameras überhaupt noch eine Zukunft beschieden sei. Die aktuelle FZ38 beantwortet diese Frage nun vor allem mit ihren sehr guten Video-Fähigkeiten. Und so darf Panasonic unserer Meinung nach die FZ38 völlig zu Recht als "Digital-Hybrid-Zoomkamera" bezeichnen. Wer eine relativ kompakte "Mega-Zoom"-Kamera zum Filmen und Fotografieren sucht, wird an der FZ38 sicherlich seine Freude finden. Aber auch als reine Fotokamera kann die FZ38 punkten: Sie reagiert pfeilschnell, bietet einen enormen Brennweitenbereich und lässt sich punktgenau für nahezu jede fotografische Herausforderung einstellen. Die Bildqualität spielt klassenbezogen in vorderster Reihe, kann aber systembedingt nicht mit einer Einsteiger-DSLR mithalten. Zum "Rundum-Sorglos"-Paket fehlen der FZ38 zudem (vor allem auch bezogen auf ihren Preis von gut 400 Euro) ein wertigeres Gehäuse und einfacher zu bedienende Menüs.

Kurzbewertung

  • Klassenbezogen ordentliche Bildqualität
  • Überragend viele Einstellmöglichkeiten
  • Pfeilschneller AF, sehr kurze Reaktionszeiten
  • Gelungene Integration von Foto- und Video-Kamera in einem Gehäuse
  • Monitor weder klapp- noch schwenkbar
  • Monitor und Videosucher mit geringer Auflösung
  • Unübersichtliche Menüführung
  • Billig wirkendes Plastikgehäuse

Technische Daten

Modell Panasonic Lumix DMC-FZ38
Sensor CCD-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6)
12,7 Megapixel (physikalisch), 12,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.000 x 3.000 (4:3)
Video (max.) 1.280 x 720 30p
Objektiv 27-486 mm / F2,8-4,4 (18-fach Zoom)
Sucher elektronischer Sucher
Monitor 2,7", 0,230 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator optischer Bildstabilisator
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienaufnahmen max. 2,3 Bilder/s und max. 3 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/2.000 s
Akkulaufzeit 470 Aufnahmen gem. CIPA-Standard
Speicher
SD
Empfindlichkeit Automatik, manuell ISO 100 bis 1.600
Abmessungen 118 x 76 x 89 mm (B x H x T)
Gewicht 412 g (betriebsbereit)
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