Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-G6

Seite 2 von 2, vom 2013-07-12 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln

Objektiv Im praktischen Einsatz hatten wir die Lumix G6 mit den Zoomobjektiven Vario 14-42mm F 3,5-5,6 ASPH. O.I.S. sowie Vario 45-150mm 1:4,0-5,6 O.I.S. Bezogen auf Kleinbild deckt dieses Duo einen Brennweitenbereich von 28 bis 300 Millimeter ab, ohne dabei (mitsamt Kamera) viel Platz in der Fototasche zu beanspruchen. Mit beiden Objektiven wird die G6 im Doppel-Kit angeboten, es gibt sie aber auch im Set nur mit dem 14-42. Ausgestattet mit diesem Objektiv musste die Kamera sich dem Labortest von digitalkamera.de stellen (mehr dazu im Abschnitt „Bildqualität“). Das Objektiv ist stabilisiert, es hilft also verwackelte Aufnahmen zu vermeiden und sorgt für ein angenehm ruhiges Sucherbild. Es ist aus zwölf Linsenelementen in neun Gruppen aufgebaut und weist sieben Blendenlamellen auf. Die Naheinstellgrenze liegt bei 30 Zentimetern.

Obgleich die Eckdaten des Set-Objektivs keine herausragenden Eigenschaften verheißen, macht es in der Praxis an der G6 eine ordentliche Figur: Die Kamera stellt damit in rund 0,3 Sekunden scharf und löst aus – und erweis sich damit als ebenso flott wie eine gute DSLR. Dabei hilft ihr sicherlich auch ein kleiner Trick: Der AF ist permanent in Betrieb und stellt die Schärfe grob ein. Wird der Auslöser angetippt oder gar ganz durchgedrückt, muss die G6 den Fokus nur noch feinjustieren. Auf Wunsch lässt sich die Schärfe aber auch manuell einstellen, wobei der Fokusring am Objektiv lediglich Steuersignale überträgt (focus by wire). Das funktioniert dennoch überraschend gut. Zum einen blendet die G6 beim manuellen Scharfstellen eine Entfernungsskala auf dem Display oder im Sucher ein. Ferner gibt es eine Fokuslupe, die sehr einfach einzurichten ist. So lässt sich der vergrößerte Bildausschnitt leicht mit der Vier-Wege-Wippe verschieben, den Vergrößerungsfaktor steuert man mit dem hinteren Einstellrad. Gekrönt wird dies alles aber von der Fokus-Peaking-Funktion: Sie markiert Kontrastkanten in der Fokusebene cyanfarben – in Verbindung mit der Fokuslupe lässt sich so die Schärfe auch von Hand punktgenau, vor allem zügig und bequem auf die gewünschte Bildpartie legen.

Wer das Scharfstellen lieber der Kamera überlässt, findet bei der Lumix G6 reichhaltige Optionen. So lässt sich der Fokus auf eine von 23 Zonen im Bild legen, besonders bequem geht’s per Fingertipper auf das Touchdisplay. Zudem bietet die Kamera einen Nachführ-AF der überraschend gut funktioniert. Im kurzen Test war bei einem Kameraschwenk von nah auf fern mit mittlerer Serienbildgeschwindigkeit lediglich eine der Aufnahmen in der Ferne nicht ganz scharf, bevor der AF sein Ziel gefunden hatte. Falls das Umgebungslicht nicht reicht, assistiert ein oranges Hilfslicht dem Autofokus, der dann aber spürbar länger braucht. Immerhin ist der AF jetzt deutlich lichtempfindlicher als noch bei der Vorgängerin, sein Empfindlichkeitsbereich reicht nun von -3 EV bis 18 EV.

Bildqualität Was den Sensor betrifft, hat Panasonic bei der G6 alles beim Alten gelassen. Es bleibt also bei einem Bildwandler im Four-Thirds-Format, der 18 Megapixel auflöst, wovon effektiv jedoch nur rund 16 Megapixel genutzt werden. Damit ist die Pixeldichte bereits recht hoch, schließlich weist der Sensor nur ein Viertel der Fläche eines Kleinbildfilms auf (bei APS-C sind es immerhin noch 44 Prozent). Dennoch hat Panasonic die ISO-Empfindlichkeit gegenüber der Vorgänger um eine ganze Blendenstufe erhöht, sie reicht bei der G6 jetzt bis hinauf zu ISO 25.600. Im Testlabor von digitalkamera.de aber auch im praktischen Einsatz sind wir indes nicht nur der Frage nachgegangen, ob die Kamera einen derart hohen ISO-Wert verkraftet. Wie immer kann das detaillierte und ausführlich kommentierte Testprotokoll gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei heruntergeladen werden (siehe weiterführende Links am Ende dieses Testberichts).

Es verwundert kaum, dass das preisoptimierte Set-Objektiv Lumix G Vario 14-42 mm 3.5-5.6 Asph. OIS nicht ganz das Potential des hochauflösenden Sensors ausschöpfen kann. So bildet es mit maximal 43,2 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) nur mäßig detailreich ab. Seine maximale Auflösung erzielt das Objektiv bereits bei F5.6 in Weitwinkelstellung, bedingt durch den relativ kleinen Sensor lassen Beugungseffekte bei kleinerer Blende die Auflösung bereits abnehmen. In Telestellung erweist es sich als detailärmer, mit maximal 37 lp/mm bei F8. Wie fast alle preisoptimierten Zoomobjektive ist zudem die Auflösungsleistung am Bildrand deutlich schlechter als im Zentrum, teilweise sinkt die Auflösung um mehr als 20 Prozent. Etwas stark ausgeprägt ist auch die Randabdunklung bei Offenblende im Weitwinkelbereich, abgeblendet auf F5.6 fällt die Vignettierung jedoch über den gesamten Brennweitenbereich hinweg kaum noch auf. Auch die Verzeichnung geht noch in Ordnung, lediglich an den äußersten Bildecken werden in Natura gerade Linien soeben sichtbar verbogen. Farbsäume an Kontrastkanten bleiben ebenfalls im Rahmen, chromatische Aberrationen hat Panasonic ganz gut im Griff.

Dass die Aufnahmen mit der G6 nicht ganz so detailarm wirken, wie es die schieren Messwerte scheinen lassen, liegt zum Teil auch an der etwas forschen Bildaufbereitung. Die Kamera schärft kräftig nach, wodurch Schärfeartefakte etwas stark ausgeprägt sind. Solange die Aufnahmen ohne weitere Bearbeitung gedruckt werden sollen, geht das in Ordnung – wer seine Fotos jedoch noch optimieren möchte, sollte besser in RAW aufzeichnen. Das RAW-Format bietet überdies die Möglichkeit, Rauschunterdrückung und Detailreichtum noch besser aufeinander abzustimmen als die interne Bildaufbereitung der Lumix G6. Denn diese erkauft sich einen bis ISO 3.200 vorbildlich hohen Signal-Rauschabstand von mehr als 35 dB mit einem bereits ab ISO 200 zunehmenden Verlust an Texturschärfe. Immerhin bleiben so Farb- wie Luminanzrauschen bis hinauf zu ISO 3.200 auf einem erfreulich niedrigen Niveau, um danach jedoch kräftig in die Höhe zu schnellen. Aber nicht nur aus diesem Grund sollte man der G6 keine höheren ISO-Werte zumuten, falls die Aufnahmen nicht nur in Postkartengröße benötigt werden. Denn auch die Eingangsdynamik ist bei ISO 3.200 mit 8,8 EV bereits etwas eingeschränkt, die Aufnahmen wirken flach und kontrastarm. Überhaupt ist die G6 kein Dynamikwunder, wobei sich sie mit einer Eingangsdynamik von knapp 10 EV bis ISO 800 jedoch durchaus sehen lassen kann.

Ein wenig freimütig geht die G6 mit der Farbreproduktion um. Cyantöne verschiebt sie etwas Richtung Magenta, Orange wird kräftig gesättigt. So wirken die Aufnahmen eher warm als kühl, was an sich noch kein Nachteil sein muss. Insgesamt zeigt die Messung der Farbabweichung etwas hohe Werte, zu wahrnehmbaren Farbverfälschungen kommt es jedoch nicht. Der Weißabgleich arbeitet hingegen sehr genau, die tatsächliche Farbtiefe ist bis ISO 3.200 sehr hoch. So bleibt unterm Strich, dass die Bildqualität der Panasonic Lumix G6 bis hinauf zu ISO 3.200 sehr in Ordnung geht. Die jetzt möglichen ISO 25.600 sollte man ihr aber wirklich nur im äußersten Notfall zumuten, denn mit der Maximal-Empfindlichkeit ist die Kamera messtechnisch wie auch nach Augenschein der Fotos überfordert.

Fazit Mit der Lumix G6 präsentiert Panasonic eine Nachfolgerin der G5, die in vielen Details verbessert wurde und einige neue interessante Funktionen erhalten hat. Einen guten Eindruck hinterließ im praktischen Einsatz der OLED-Sucher, auch das jetzt multitouch-fähige Display wusste zu gefallen. Trotz des großen Funktionsumfangs lässt sich die G6 zügig bedienen, dem Touchscreen und gleich fünf frei konfigurierbaren Funktionstasten sei es gedankt. Allerdings hat Panasonic einige der Tasten derart unglücklich auf dem Kamerarücken angeordnet, dass es immer wieder zu ungewollter Fehlbedienung kam – hier sollte das nächste Modell dringend nachgebessert werden. Neu ist auch die Möglichkeit, die G6 via WiFi in ein lokales Netzwerk einzubinden, dank NFC gelingt die Kontaktaufnahme zum Partnergerät besonders einfach. Die Bildqualität der G6 ist auf der Höhe der Zeit, ihr 18-Megapixel-Sensor im Micro-Four-Thirds-Format liefert bis ISO 3.200 ordentliche Ergebnisse ab. Auch die Abbildungsleistung des Set-Objektivs geht in Ordnung, nur dessen Auflösungsvermögen ist etwas schwach. Die G6 empfiehlt sich als kleine und leichte Alternative zu einer DSLR, der sie in Sachen AF-Geschwindigkeit nicht nachsteht, bei Videoaufnahmen sogar überflügelt.

Kurzbewertung

  • Sehr gut manuell zu fokussieren (u. a. Fokuspeaking)
  • Viele Möglichkeiten zu Individualisierung
  • Ordentliche Bildqualität (bis ISO 3.200)
  • Guter EVF auf OLED-Basis
  • Etwas eingeschränkte Blitzfunktionen
  • Wenig wirksame HDR-Funktion
  • Bildqualität bricht jenseits ISO 3.200 ein
  • Hohe Gefahr der Fehlbedienung durch leichtgängige, schlecht angeordnete Tasten

Technische Daten

Modell Panasonic Lumix DMC-G6
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
18,3 Megapixel (physikalisch), 16,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.608 x 3.456 (4:3)
Video (max.) 1.920 x 1.080 50p
Objektivanschluss
Micro Four Thirds
Sucher vorhanden
Monitor 3,0", 1,04 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (1.728 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2/3 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt
Konnektivität WLAN, NFC
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
GPS extern
Serienbildfunktion max. 7,0 Bilder/s und max. 9 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus ja
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD
Empfindlichkeit manuell ISO 160 bis 12.800
Abmessungen 123 x 85 x 71 mm (B x H x T)
Gewicht 390 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/O3QEV (mit Preisvergleich)
Kommentare

6 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

Joe-Bob 2013-07-12

"....ihr 18-Megapixel-Sensor im Micro-Four-Thirds-Format liefert bis..."

18 Megapixel? Wo habt ihr denn die Info her? Meines Wissens sind es nur 16 MP.

Benjamin Kirchheim 2013-07-12

[quote user="Joe-Bob"]18 Megapixel? Wo habt ihr denn die Info her?

Die G6 hat einen physikalisch 18,31 Megapixel auflösenden Bildsensor, von dem aber effektiv nur 16 Megapixel genutzt werden. Nachzulesen in den technischen Daten bei Panasonic.

Goffie 2013-07-13

Der 2.te Vorhang bei der blitzlicht Synchronisation existiert, siehe Seite 144 im G6 Manual.

Ebeso 2013-07-18

Hallo,

Wie schön wenn man den Beitrag eines kompetenten Menschen mit Sachverstand liest. Ja, auch ich bin über die vermeintlich nicht vorhandene Blitzeinstellung auf den zweiten Blitzvorhang gestolpert und habe mich nach Lesen desTestergebnisses hier bei digitalkamera.de auch noch bei meinem Händler beschwert. Doch Goffie hat recht.

Als erstes fiel mir auf, daß die der Kamera beilgelegte Bedienungsanleitung keine Seite 144 aufweist. Da dämmerte mir gleich guck mal auf der Herstellerseite nach und siehe da - es gibt eine Seite 144 ;-). Ergänzend sei aber angemerkt, daß ich vorher den elektronischen Verschluß auf "on" gestellt hatte, damit die Auslöung nahezu unhörbar wird. Gleichzeitig wird dadurch aber die Option auf den 2. Verschluß abgeblockt. Vielleicht gibt es dafür technische Gründe die ich nicht kenne.

Fazit:

Wie auf Seite 144 beschrieben vorgehen, aber vorher unbedingt den eletronischen Verschluß auf "off" stellen - dann klappt es auch mit dem 2. Vorhang :-)

Joe-Bob 2013-08-18

Ist der Sensor ein Multiaspekt-Sensor, wenn er physikalische Auflösung von 18,31 MP hat? Ich habe dazu nicht gefunden.

Benjamin Kirchheim 2013-08-18

Nein, ist er nicht.

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