Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Panasonic Lumix DMC-GH2
Seite 2 von 2, vom 2011-03-19, aktualisiert 2011-03-21 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln
Damit auch in der Praxis die erhöhte Ausleserate einen spür- und messbar schnelleren Autofokus zur Folge hat, müssen die Stellmotoren im Objektiv die Befehle der Kamera schnell genug und vor allem auch exakt umsetzen. Hier kommt also wieder das G Vario 14-140/4.0-5.8 ins Spiel. In unserem Standard-Testverfahren benötigte die GH2 mit diesem Objektiv im Schnitt knapp 0,3 Sekunden, um scharf zu stellen. Noch schneller fokussieren nur noch hochgezüchtete Spiegelreflex-Kameras. Auch in der Praxis erweist sich der Autofokus als pfeilschnell – zumindest bei statischen Motiven. Bei bewegten Motiven und AF-Verfolgung hat die GH2 zwar keine Mühe, dem Objekt zu folgen. Doch wenn der Auslöser zur Aufnahme vollends durchgedrückt wird, genehmigt sich die Kamera einen Wimpernschlag, bis sie tatsächlich auslöst. In dieser kurzen Zeitspanne kann das Motiv schon wieder aus der Fokusebene herausgewandert sein. Lobenswert ist indes, dass das Objektiv wirklich flüsterleise fokussiert – Störgeräusche in Videoaufnahmen muss man also nicht befürchten. Das gilt leider nicht für den manuellen Zoom: Zoomfahrten machen in Videoaufnahmen durch vernehmbare Schabgeräusche auf sich aufmerksam.
Panasonic Lumix DMC-GH2 Akku- und Speicherkartenfach [Foto: MediaNord]
Bildqualität Wenn es um die Bildqualität geht, hat die GH2 systembedingt mit einem Nachteil zu kämpfen: Ihr Sensor nach den Spezifikationen des Micro-Four-Third-Standards weist nur etwa die viertel Fläche eines Kleinbildsensors auf. Entsprechend dicht müssen die einzelnen Fotozellen gepackt sein, was sich in der Regel negativ auf das Rauschverhalten und die erzielbaren Dynamikreserven auswirkt. Ob der relativ kleine Sensor tatsächlich ein Manko der GH2 ist oder neuste Sensortechnologien vielmehr den Nachteil der kleinen Fläche wettmachen – das und noch mehr haben wir ausführlich in unserem DCTau-Testlabor ermittelt. Das ausführliche, kommentierte Protokoll kann wie immer gegen ein kleines Entgelt heruntergeladen werden (siehe weiterführende Links am Ende dieses Beitrags).
Rund 16 Megapixel beträgt die Auflösung des Bildsensors der GH2, das ist sehr ambitioniert für die relativ kleine Sensorfläche. Doch wer jetzt bereits in niedrigen ISO-Bereichen inakzeptabel hohes Bildrauschen befürchtet, kann beruhigt werden: Bis ISO 800 zeigen die JPEG-Dateien aus der GH2 ein mustergültiges Rauschverhalten, die Aufnahmen erscheinen in der 100-Prozent-Ansicht brillant und detailreich. Schraubt man die ISO-Empfindlichkeit noch höher, steigt überraschenderweise das Bildrauschen nur sehr moderat an. Dafür nimmt die Wiedergabe feinster Details sichtbar ab – ein klarer Beleg dafür, dass die interne Rauschunterdrückung des GH2 etwas zu forsch ans Werk geht. Ab ISO 6.400 mogeln sich dann vermehrt großflächige Störungen ins Bild, worunter die Detailwiedergabe nochmals leidet. Deutlich besser sieht es aus, wenn man die RAW-Dateien der GH2 an Adobe Camera Raw übergibt: Hier zeigt sich mit steigender ISO-Zahl ein fast analog anmutendes, feines Helligkeitsrauschen, erst ab ISO 6.400 tritt dann auch unangenehmes Farbrauschen auf. Dennoch kann die hohe Empfindlichkeit von ISO 6.400 im Alltag durchaus noch überzeugen, insbesondere wenn man die Aufnahmen nicht größer als in DIN A4 ausgeben möchte.
Durchaus beeindruckend ist die Dynamikfähigkeit der GH2. Bis ISO 800 umfasst die Eingangsdynamik knapp neun Blendenstufen (EV) – ein exzellenter Wert. Ab ISO 3.200 bricht der Dynamikumfang dann jedoch auf 7,5 EV ein. Wenig Anlass zur Kritik auch beim Scharfzeichnen: Die GH2 schärft recht dezent, nur an sehr harten Kontrastkanten kommt es zu leichten, hellen Säumen. Ähnlich zurückhaltend gibt sich die Tonwertkurve: Sie verläuft bis in dunklere Helligkeitsbereiche nahezu linear, um dann in den Tiefen sanft auszuklingen.
Panasonic Lumix DMC-GH2 – Aufnahme-Menü [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH2 – LiveView [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH2 – Setup-Menü [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH2 – Q-Menü [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH2 – Wiedergabe-Menü [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH2 – Wiedergabe [Foto: MediaNord]
Bei den Abbildungsleistungen der Optik ergibt sich ein eher durchwachsener Eindruck. In der Bildmitte zeichnet das Objektiv mit 80 Prozent der möglichen Auflösung noch recht detailreich. Zu den Bildrändern hin sinkt die Auflösung im Weitwinkelbereich aber rapide auf unter 50 Prozent ab. Bei maximaler Telestellung des Zooms sieht es kaum besser aus, lediglich bei 90 Millimeter Brennweite ist die Randauflösung von gut 60 Prozent gerade noch akzeptabel. Abblenden kann das Problem praktisch nicht mildern. Deutlich besser sieht es in Sachen Vignettierung (Randabdunklung) aus: Sie ist praktisch nur im Weitwinkelbereich und bei Offenblende sichtbar. Sehr gut sind auch die Verzeichnungswerte des Super-Zooms: Nur am kurzen Ende wird die Abbildung leicht tonnenförmig gewölbt, bei mittleren und langen Brennweiten verzeichnet das Objektiv nicht.
Rein visuell wissen die Aufnahmen mit der GH2 zu gefallen: Die Fotos sind detailreich und klar, sie zeigen kaum Nachbearbeitungsartefakte. Etwas Anlass zur Kritik gibt lediglich die Farbwiedergabe: Insbesondere unter Kunstlicht mogelt die GH2 einen deutlichen Grünstich ins Foto. Auch scheint sie insgesamt eine Vorliebe für Grüntöne zu hegen – hier ergibt sich für ein Nachfolgemodell durchaus noch Optimierungspotential.
Fazit Mit der Lumix DMC-GH2 hat Panasonic eine Kamera abgeliefert, die rundum imponiert. Nicht nur die Bildqualität weiß unterm Strich zu überzeugen – es sind vor allem auch die überragenden Videofähigkeiten, die die GH2 ziemlich konkurrenzlos dastehen lassen. Dazu zählen etwa die sehr hohen Bild- und Datenraten oder die Möglichkeit, ein externes Mikrofon manuell aussteuern zu können. Wer nicht gerade ein butterweiches Motorzoom braucht, kann mit der GH2 ohne Reue einen wesentlich teureren Camcorder aufs Altenteil schicken. Als Fotokamera gefällt die GH2 vor allem mit ihrem geringen Gewicht bei relativ kompakten Maßen. So bietet sie sich als ideale Begleiterin für alle Gelegenheiten an. Dabei ordnet sich die Kamera wahlweise gänzlich den Vorstellungen des Fotografen unter oder übernimmt alles selbst – die GH2 glänzt sowohl als halbautomatische Kamera wie auch als Vollautomat mit einer überaus reichhaltigen Ausstattung und vielen Konfigurationsmöglichkeiten. Verbessern könnte Panasonic noch die Farbtreue der Aufnahmen und die Serienbildgeschwindigkeit. Schade auch, dass das Objektiv 14-140/4.0-5.8 nicht ganz die hohen Ansprüche der GH2 erfüllen kann – insbesondere der Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin ist sehr hoch.
Kurzbewertung
- Kompakte Maße und geringes Gewicht
- Hervorragend als Videokamera geeignet (aber Schabgeräusche beim Zoomen)
- Sehr schneller Kontrast-AF
- Überragende Ausstattung
- Insgesamt sehr gute Bildqualität (bis ISO 800)
- Nur kurze Serienbild-Bursts, sehr langsam im Dauerlauf
- Rauschunterdrückung ab ISO 1.600 zu forsch
- Leichte Probleme bei der Farbwiedergabe (Grünstich)
Technische Daten
Modell |
Panasonic Lumix DMC-GH2 |
Sensor |
CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0) 18,3 Megapixel (physikalisch), 16,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.608 x 3.456 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 50i |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
17 mm Augenabstand |
Sucher |
vorhanden |
Monitor |
3,0", 0,460 Mio. Bildpunkte, Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (144 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2/3 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 5,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja |
Akkulaufzeit |
330 Aufnahmen gem. CIPA-Standard |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 160 bis 12.800 |
Abmessungen |
124 x 90 x 45 mm (B x H x T) |
Gewicht |
392 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/MYLAD (mit Preisvergleich) |