Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-GX8

Seite 2 von 2, vom 2015-11-27 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Selbst bei geringem Umgebungslicht gibt sich der Autofokus nicht geschlagen, er arbeitet auch noch bei bis zu -4 EV und kann beispielsweise auf Sterne am Nachthimmel fokussieren. Möchte man manuell fokussieren, so helfen die automatisch bei der Betätigung des Fokusrings anspringende Fokuslupe und das Fokus-Peaking. Es hebt scharfe Kontrastkanten farbig hervor, so dass man die Fokusebene besser erkennen kann. Das Peaking arbeitet auch in Kombination mit der Fokuslupe. Letztere wiederum kann im Vergrößerungsfaktor und Ausschnitt angepasst werden. Aber auch der Autofokus erlaubt weitreichende Einstellungen von Mehrfeld auf ein verschiebbares Feld bis hin zum winzig kleinen Fokusfeld, das eine Biene auf einer Blume exakt scharf stellen und mittels Tracking-Funktion sogar verfolgen und im Fokus halten kann.

Die Videofunktion der GX8 arbeitet ebenfalls in 4K-Auflösung, allerdings beim europäischen Modell nur mit 24 oder 25 Bildern pro Sekunde. Dabei wird wie bei der 4K-Fotofunktion der Bildausschnitt stark beschnitten. Schaltet man auf Full-HD-Auflösung herunter, so wird die gesamte Sensorfläche genutzt und es gibt nur den Bildwinkelverlust aufgrund des 16:9-Seitenverhältnisses auf dem 4:3-Bildsensor. Zudem sind in Full-HD sehr flüssige 50 Bilder pro Sekunde möglich. Statt MP4 mit bis zu 100 Mbit/s lässt sich auch im AVCHD-Format mit bis zu 28 Mbps aufzeichnen (maximal in Full-HD-Auflösung). Der Tonpegel ist aussteuerbar und gelangt wahlweise über das integrierte oder ein externes Mikrofon in die Videoaufnahme. Auch diverse manuelle Einstellungen bis hin zu Belichtungszeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit sowie eine Zebra-Funktion stehen zur Verfügung.

Da die GX8 keinen integrierten Blitz besitzt und auch kein Aufsteckblitz mitgeliefert wird, muss man sich zum Blitzen einen großen Systemblitz kaufen, der auf dem Blitzschuh Platz findet. Dieser erlaubt dann diverse Funktionen und Blitzmodi, Blitzbelichtungskorrektur etc. Die kürzeste Blitzsynchronzeit mit mechanischem Verschluss liegt bei 1/250 Sekunde. Mit elektronischem Verschluss lässt sich leider nicht blitzen, hier würde der Rolling-Shutter für merkwürdige Effekte sorgen.

Im Wiedergabemodus können sowohl Fotos in JPEG und Raw als auch Videos bearbeitet werden, wobei die Bearbeitungsfunktionen für Fotos deutlich üppiger bis hin zu Effektfiltern ausfallen. Dank eingebauten WLAN-Moduls samt NFC erlaubt die GX8 das drahtlose Versenden von Fotos auf mobile Geräte oder per DLNA etwa an Fernseher zur weiteren Betrachtung. Mit Hilfe der passenden App kann die GX8 aber auch fernausgelöst werden, während das Livebild auf dem Smartphone-Bildschirm erscheint. Die App von Panasonic bietet wie die GX8 einen üppigen Blumenstrauß an Funktionen und Einstellungen, sodass die App über eine simple Fernauslösung weit hinausgeht. Die GX8 lässt sich aber auch klassisch per Kabelfernauslöser bedienen.

Bildqualität

Als erste Micro-Four-Thirds-Kamera ist die Panasonic Lumix DMC-GX8 mit einem neuen 20-Megapixel-Sensor ausgestattet, bisher war bei 16 Megapixel Schluss. Panasonic verspricht trotz der gestiegenen Auflösung ein geringes Rauschen und einen hohen Dynamikumfang. Wie alle anderen Kameras auch, musste die GX8 im digitalkamera.de-Testlabor ihre Bildqualität unter Beweis stellen. Der ausführliche kostenpflichtige Labortest mit allen Diagrammen, auf denen die folgenden Betrachtungen im Wesentlichen beruhen, ist über die weiterführenden Links erreichbar.

Tatsächlich erreicht die Lumix DMC-GX8 mit dem im Test verwendeten 14-42 mm II eine um ca. 15 Prozent höhere Auflösung als die ebenfalls in diesem Jahr mit dem 14-42mm II getestete Lumix DMC-G70, die nur 16 Megapixel auflöst. Man kann also sagen, dass der 20-Megapixel-Sensor tatsächlich eine höhere Auflösung nutzbar macht als der 16-Megapixeler; und das sogar mit dem einfachen Setobjektiv. An der GX8 erreicht das 14-42 II eine maximale Auflösung von knapp 51 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum, wobei die Messung bei 50 Prozent Kantenkontrast erfolgt (MTF50). Allerdings wird diese hohe Auflösung nur im Weitwinkel und nur im Bildzentrum erreicht. Im Bereich von F3,5 bis F8 liegt die Auflösung nahe der 50 lp/mm und damit auf einem hohen Niveau. Auch bei F11 wird mit über 40 lp/mm noch eine hohe Auflösung erreicht. Beim weiteren Abblenden schlägt die Beugung dann gnadenlos zu. Am Bildrand sieht es indes bedeutend schlechter aus. Hier liegt die Auflösung mit maximal 35 lp/mm um gut 30 Prozent niedriger. Bei mittlerer Brennweite wird im Zentrum eine etwas niedrigere Auflösung von maximal 48 lp/mm erreicht. Auf F8 abgeblendet gibt der Bildrand immerhin 38 lp/mm her, während es im Zentrum 46 lp/mm sind. In längster Brennweitenstellung sinkt die Auflösung weiter, dafür liegen Bildzentrum und Bildrand nicht mehr so weit auseinander und halten einen recht konstanten Abstand zueinander. Das Maximum liegt hier bei 41 lp/mm im Zentrum und 36 lp/mm am Bildrand bei einer Blende von F8 an.

Die chromatischen Aberrationen des Objektivs sind übrigens gering, sie erreichen selbst im Maximum kaum mehr als einen Pixel Breite. Auch die Verzeichnung bleibt mit maximal 0,5 Prozent Tonnen- oder Kissenform, je nach Brennweite, auf niedrigem Niveau. Hier hat eindeutig die JPEG-Bildaufbreitung ihre Finger im Spiel. Selbst die Randabdunklung bleibt gering. Insgesamt liefert das 14-42mm II ordentliche Ergebnisse an der GX8 ab und taugt durchaus als Einsteigerobjektiv. Dass nicht einmal Festbrennweiten es herausreißen können müssen, zeigen die Tests des 25 mm 1.7 sowie des 42,5 mm 1.7, die beide nicht die Auflösung des 14-42mm II erreichen, wohl aber teilweise am Bildrand besser sind. Einzig das 30 mm 2.8 Makro vermag die Marke von 50 lp/mm zu erreichen. Bei allen drei Festbrennweiten handelt es sich allerdings um recht preiswerte Modelle. Mit dem teuren 42,5 mm 1.2 Leica beispielsweise wäre sicher eine höhere Auflösung drin, erreicht es doch schon an der GH4 knapp 50 lp/mm, obwohl diese nur 16 statt 20 Megapixel Sensorauflösung bietet.

Aber nicht nur bei der Auflösung kann sich der neue 20-Megapixel-Sensor sehen lassen. Die GX8 bietet im Bereich von ISO 100 bis 6.400 einen akzeptablen Signal-Rauschabstand von 35 bis 40 dB und ist damit bei hohen ISO-Empfindlichkeiten sogar etwas besser als die Lumix G70. Luminanz- und Farbrauschen halten sich auf einem niedrigen Niveau. Totzdem lässt die Rauschunterdrückung bis ISO 1.600 sehr viele Details hindurch, es ist praktisch kein Verlust an feinen Texturen auszumachen. Erst oberhalb von ISO 3.200 sorgt die Rauschunterdrückung für einen deutlichen Detailverlust, die Bilder wirken weichgespült.

Erstaunlich hoch fällt der Dynamikumfang mit bis zu zwölf Blendenstufen bei ISO 200 aus. Interessanterweise sinkt der Dynamikumfang bis ISO 1.600 auf immer noch gute 10,5 Blendenstufen und steigt dann wieder an. Offensichtlich aktiviert Panasonic hier eine zusätzliche Rauschunterdrückung, die für ein tieferes Schwarz sorgt, das nicht durch Rauschpixel "aufgehellt" wird. Die Tonwertkurve verläuft wie üblich angesteilt für knackige Kontraste bei mittleren Helligkeiten. Der Ausgangs-Tonwertumfang bewegt sich bis ISO 6.400 auf einem Hohen Niveau von 160 und mehr von 256 maximal möglichen Stufen. Auch hier ist ein Anstieg von ISO 1.600 zu ISO 3.200 zu beobachten.

Die Farbabweichung der GX8 ist im Mittel gering, wobei einige Farben aber etwas stärkere Abweichungen aufweisen. Diese kommen vor allem durch eine stärkere Sättigung einzelner Farbtöne, etwa im Blau- und Magentabereich und weniger durch eine Farbverschiebung zustande. Auch die Farbtiefe ist mit mindestens vier Millionen darstellbaren Farben bis ISO 6.400 sehr gut und bewegt sich auf höherem Niveau als bei manch anderer Kamera. Insgesamt zweigt sich mit dem 20-Megapixel-Sensor damit nicht nur die zu erwartende Auflösungssteigerung, sondern der Sensor kann auch in anderen Disziplinen zusammen mit der Panasonic-Bildaufbereitung überzeugen und man darf gespannt sein, wann die nächsten Kameras mit diesem fortschrittlichen Sensor erscheinen.

Fazit

Die Panasonic Lumix DMC-GX8 ist eine sehr gut verarbeitete und robuste spiegellose Systemkamera mit einer Top-Ausstattung, die teilweise konkurrenzlos ist. Allein der Klappsucher oder etwa die 4K-Serienbildfunktionen suchen ihresgleichen. Aber auch die Ergonomie ist Panasonic gelungen, wenn man sich die Kamera durch die starke Individualisierbarkeit auch ganz schön verbasteln kann. Die Menüs leiden allerdings etwas durch den großen Funktionsumfang an Unübersichtlichkeit. Ein Problem, das andere Kamerahersteller auch haben. Die modernen Kameras sind mit sehr vielen Funktionen vollgestopft, von denen man normalerweise nur einen Bruchteil benötigt. Allerdings benötigt jeder Fotograf je nach Motivwelt andere Funktionen, sodass die GX8 ein wahres Multitalent ist, das zudem auch noch bei der Bildqualität überzeugt. Die GX8 ist sicherlich aktuell die Panasonic mit der besten Bildqualität, sie bietet mit ihrem neuen 20-Megapixel-Sensor sichtbare Vorteile gegenüber den bisherigen 16-Megapixel-Modellen, und das nicht nur bei der Auflösung. Einzig der Preis der GX8 ist mit rund 1.200 Euro schon recht hoch, wenn auch der Leistung entsprechend mehr als angemessen.

Kurzbewertung

  • Schwenkbarer, hoch auflösender Sucher sowie dreh- und schwenkbarer Touchscreen
  • Solide Verarbeitung mit Spritzwasserschutz
  • Großer Ausstattungsumfang inklusive Bildstabilisator
  • Gute Bildqualität bis ISO 3.200
  • Sehr schneller Autofokus
  • Kein eingebauter Blitz
  • Sucherecken schatten bei Brillenträgern ab
  • Durch lange Scrolllisten unübersichtliches Menü

Technische Daten

Modell Panasonic Lumix DMC-GX8
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
21,8 Megapixel (physikalisch), 20,3 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 5.184 x 3.888 (4:3)
Video (max.) 3.840 x 2.160 25p
Objektivanschluss
Micro Four Thirds
Sucher 2,36 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 0,8-fach (KB-äquivalent), Vergrößerung 1,5-fach (Sensor-bezogen)
Monitor 3,0" (7,5 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (1.728 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 7 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
eingebauter Blitz nein
Blitzanschuh Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt
Konnektivität WLAN, NFC
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Mikrofoneingang
GPS extern (Smartphone als GPS-Logger)
Serienbildfunktion max. 10,0 Bilder/s und max. 30 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/16.000 s
Autofokus ja, Kontrast (49 Sensor(en))
Akkulaufzeit 340 Aufnahmen gem. CIPA-Standard keine USB-Ladefunktion
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC, UHS I)
Empfindlichkeit automatisch ISO 200 bis 25.600, manuell ISO 100 bis 25.600
Gehäuse Spritzwasserschutz
Abmessungen 133 x 78 x 63 mm (B x H x T)
Gewicht 474 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/DAVMS (mit Preisvergleich)

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