Kleine Kompaktkamera mit großem Sensor und lichtstarkem Objektiv

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-LX15

2016-12-07 Mit der Lumix DMC-LX15 schickt sich Panasonic an, der erfolgreichen RX100-Serie von Sony Konkurrenz zu machen. Dabei will die LX15 mit dem bisher lichtstärksten Objektiv ihrer Klasse punkten: F1,4 Anfangsöffnung im 24-Millimeter-Weitwinkel! Aber auch die Bedienung mit Blendenring, Multifunktionsobjektivring sowie Daumenrad soll sich sehen lassen können. Die 4K-Videofunktion sowie die 4K-Serienbildfunktionen und der schnelle DFD-Autofokus sind ebenfalls nicht zu verachten. Im Test muss die Panasonic zeigen, ob sie der bisher ungeschlagenen Sony-Konkurrenz das Wasser reichen kann.  (Benjamin Kirchheim)

Ergonomie und Verarbeitung

Die Panasonic Lumix DMC-LX15 besitzt ein schlicht designtes, sehr kompaktes und edel verarbeitetes Gehäuse, das zur Hälfte aus Metall und zur anderen Hälfte (hinten) aus Kunststoff besteht. Sie ist ähnlich groß wie die RX100-Familie von Sony, fällt aber in jeder Dimension ein bis vier Millimeter "kräftiger" aus. Auch ihr Gewicht ist mit knapp über 300 Gramm minimal schwerer als das der RX100-Familie von Sony, insgesamt kann man die LX15 jedoch als angenehm kompakt und nicht zu schwer bezeichnen. Beim schlichten Design verzichtet Panasonic leider auf jegliche Gummiapplikationen am Gehäuse, wodurch es etwas rutschig ausfällt. Der kleine, zwei Millimeter ausgebuchtete "Griff" hilft da wenig, man sollte die "schlüpfrige" Kamera schon von unten stützen, damit sie einem nicht versehentlich aus der Hand gleitet.

Beim Bedienkonzept macht die LX15 aber wieder Boden gut. Das Objektiv verfügt nicht nur über einen stufenlosen Stellring wie die RX100er von Sony, mit dem beispielsweise der manuelle Fokus oder das Zoom bedient werden können, sondern auch über einen in Drittelstufen von F1,4 bis F11 rastenden Blendenring mit zwei "Griff-Ohren", wie man es Leica-typisch kennt. Von Leica stammt auch das Objektiv, beziehungsweise es besitzt zumindest eine entsprechende Beschriftung wie bei allen Kompaktkameras von Panasonic. Ob ein Blendenring mit festen Blendenzahlen bei einem Zoom mit variabler Lichtstärke sinnvoll ist, mag eine streitbare Frage sein, aber spätestens ab F2,8 ist die Anzeige über den gesamten Zoomumfang, der von 24 bis 72 Millimeter im Kleinbildäquivalent reicht, korrekt. Dabei fällt die Lichtstärke des Dreifachzooms jedoch schnell ab, sobald man zoomt. Bereits bei 26 Millimetern hat man schon eine ganze Blendenstufe auf F2,0 verloren, ab 31 Millimetern liegt F2,8 an.

Dabei vermissten wir ein wichtiges Ausstattungsmerkmal anderer lichtstarker Kompaktkameras: den einschwenkbaren Neutraldichtefilter! Er sorgt normalerweise dafür, dass man die großen Blendenöffnungen für kreative Effekte (Stichwort: Freistellung) auch in hellem Umgebungslicht nutzen kann. Auch zur Verlängerung der Belichtungszeit bei geschlossener Blende wäre der Filter hilfreich, beispielsweise für einen schönen Fließeffekt von Wasser. Denn ein Filtergewinde besitzt das Objektiv nicht, um dieses Manko zu umgehen. Immerhin bietet das Objektiv einen optischen Bildstabilisator, der gehört schließlich bei Panasonic zur Grundausstattung aller Kompaktkameras.

Die Rückseite der LX15 wurde von den Designern ebenfalls sehr schön gestaltet. Das bewegliche 7,5 Zentimeter große Display schließt plan mit der rechts angeordneten "Bedieneinheit" ab. Es lässt sich indes nur nach oben klappen, nicht nach unten. Für bodennahe Aufnahmen ist das praktisch, für Aufnahmen über Menschenmengen hinweg hingegen weniger. Dafür hat Panasonic an den ungebremsten Selfie-Trend gedacht und den Klappwinkel mit 180 Grad großzügig bemessen, so dass der Monitor auch von vorne sichtbar ist. Selbst die Touchfunktion fehlt für die "Generation Smartphone" nicht. Apropos Generationen: Die "echten" Fotografen wiederum werden einen Sucher vermissen. Mangels Blitzschuh gibt es auch keine Aufsteckoption, so dass man sich gezwungenermaßen mit dem Bildschirm begnügen muss. Ein echtes Manko gegenüber den RX100-Modellen von Sony, die seit der dritten Generation einen Pop-Up-Sucher besitzen. Dafür kann sich auch ein Fotograf über den praktischen Touch-Autofokus freuen, den man bei Sony mangels Touchscreen in der RX100-Serie bisher (in fünf Generationen) nicht bekommt.

Kommen wir noch einmal auf die Bedienung zurück: Neben den beiden Objektivringen gibt es ein Programmwählrad (sogar mit Position für drei individuell gespeicherte Voreinstellungen) sowie ein Daumenrad. Dadurch und mit den zehn, teilweise programmierbaren Tasten auf der Kamerarückseite, lassen sich viele Funktionen sehr direkt aufrufen. Die Fn1-Taste liegt dort, wo man normalerweise einen AEL- oder AFL-Knopf findet, ist aber mit der 4K-Fotofunktion vorbelegt, was sich schnell ändern lässt. Auf dem Fn2-Knopf liegt die Post-Focus- beziehungsweise Fokus-Stacking-Funktion, aber auch diese ist schnell auf die ebenfalls von uns vermisste ISO-Taste umprogrammiert. Die Tasten sind übrigens gerade groß genug, schließlich ist der Platz eng, dürften sich aber gerne etwas besser abheben und über einen größeren Hub verfügen. Weitere Funktionstasten sind übrigens auf dem Touchscreen zu finden.

Die Menüs auf dem ansonsten einwandfreien Bildschirm sind leider aufgrund bis zu acht Bildschirmseiten langer Scrolllisten etwas unübersichtlich, aber hier finden sich wirklich sehr vielfältige Einstellmöglichkeiten. Auch das Panasonic-typische Quick-Menü fehlt nicht, das einem für wichtige Aufnahmeparameter, für die kein Platz mehr auf eigenen Tasten war, den Gang ins "große" Menü erspart. Im Live-View unterstützt einen die Anzeige mit allerlei Hilfen. Neben einer Belichtungsvorschau gibt es ein Live-Histogramm, diverse einblendbare Hilfslinien und eine Wasserwaage. Der wirklich schnelle Autofokus benötigt deutlich unter 0,2 Sekunden zum Scharfstellen (inklusive Auslösen), damit steht die kleine Kompaktkamera ausgewachsenen Systemkameras nicht nach beziehungsweise zeigt manch angeblich überlegener Kamera, wo der sprichwörtliche Hammer hängt. Die DFD-Technologie von Panasonic beweist einmal mehr, dass es keinen Phasen-Autofokus braucht, sondern ein gut gemachter Kontrastautofokus völlig ausreichend oder sogar besser ist. Möchte man einmal doch manuell fokussieren, so ist das dank der Fokuslupe sowie der Peaking-Funktion und des Stellrings am Objektiv überhaupt kein Problem. Sofern der manuelle Fokus nicht aktiviert ist, dient in der Werkseinstellung der Objektivring übrigens zum Zoomen in Stufen von 24, 28, 35, 50, 70 und 72 Millimetern (entsprechend Kleinbild), mit dem Zoomring um den Auslöser kann indes stufenlos gezoomt werden.

Das Stativgewinde auf der Kameraunterseite besteht zwar aus Metall, liegt jedoch weder in der optischen Achse, noch weit genug vom Akku- und Speicherkartenfach entfernt, um dieses bei montierter Schnellwechselplatte noch öffnen zu können. Immerhin besteht trotzdem "Zugriff" auf Akku und Speicherkarte, nämlich via der seitlich angeordneten Micro-USB-Schnittstelle, die sich unterhalb des Micro-HDMI-Anschlusses hinter der etwas billig wirkenden "Gummi"-Schnittstellenabdeckung befindet. Auf deren Beschriftung wiederum wird der USB-Anschluss kurioserweise nicht einmal erwähnt. Das ist insofern etwas ungünstig, als doch genau diese Micro-USB-Schnittstelle zum Laden des Akkus dient. Nutzt man einen Computer statt des mitgelieferten USB-Netzteils, lässt sich beim Auslesen der Speicherkarte gleich der Akku etwas nachfüllen. Im eingeschalteten Zustand funktioniert das indes nicht. Um die Kamera mit Dauerstrom zu versorgen (schließlich liefert der Akku lediglich "Saft" für 260 Aufnahmen nach CIPA-Standard) muss man ganz "altmodisch" auf einen Akku-Dummy mit Kabelanschluss zurückgreifen. Der Deckel des Akku- und Speicherkartenfachs bietet jedenfalls eine entsprechende Aussparung. Apropos sparen: Das sollte man bei der Speicherkarte nicht zu sehr, jedenfalls, wenn man die 4K-Video- und Fotofunktionen nutzen möchte. Diese arbeiten mit einer Komprimierung auf 100 Mbit pro Sekunde, was 12,5 MByte pro Sekunde entspricht. Eine gewöhnliche Class-10-Karte reicht dafür nicht, es sollte schon eine Karte mit Speed-Class 3 sein (zu erkennen an einer kleinen 3 in einem "U"). Zu einer UHS-II-Karte braucht man indes nicht zu greifen, die wird von der Lumix wiederum nicht speziell unterstützt (funktioniert aber im UHS-I-Modus).

Ausstattung

Sieht man einmal vom fehlenden Sucher und Blitzschuh ab, richtet sich die Lumix LX15 sowohl an Automatik-Sorglosknipser, die mit der Fototechnik nichts am Hut haben wollen, aber auf gute Bildqualität Wert legen, als auch an ambitionierte Hobbyfotografen. Aufgrund ihrer geringen Größe ist die Panasonic auch eine sehr schöne Zweitkamera für Systemfotografen. Eine LX15 in der Jackentasche macht im Zweifelsfall qualitativ bessere Fotos als die zu Hause gelassene Systemkamera und erst Recht als das Smartphone. Da ist es schön, wenn der iA-Modus, scherzhaft auch gerne "Eselmodus" genannt, für recht optimale Einstellungen sorgt. Die Lumix erkennt nicht nur das Motiv, sondern beispielsweise auch die Bewegungen des Fotografen und des Motivs, um mit dem Bildstabilisator, der Blende, der Belichtungszeit und der ISO-Empfindlichkeit stets alles optimal einzustellen. Die Gesichtserkennung, die sogar Gesichter zwecks Wiedererkennung und Priorisierung speichern kann, trägt ihren Teil zu gelungenen Porträts bei. Auch eine HDR- sowie eine Schwenkpanoramafunktion und zahlreiche digitale Filter für "kreative" Effekte fehlen natürlich nicht.

Wahre Fotokenner wissen natürlich, dass sich die Kreativität beim Fotografieren weniger bei den digitalen Filtern abspielt, sondern vielmehr bei der Bildgestaltung und natürlich der Einstellung der Aufnahmeparameter, vor allem der Blende und Belichtungszeit. Tatsächlich lassen sich mit dem lichtstarken Objektiv durchaus Freistelleffekte erzielen, wenn auch deutlich weniger ausgeprägt als mit einer großen Vollformatkamera. Mit entsprechenden Aufnahmeprogrammen zur halbautomatischen oder vollmanuellen Steuerung bietet die Lumix jedenfalls das nötige Handwerkszeug. Auch eine ISO-Automatik bei manueller Belichtung fehlt nicht, allerdings steht die Belichtungskorrektur hier unverständlicherweise nicht zur Verfügung, die entsprechende Taste auf der Kamerarückseite ist bei manueller Belichtung leider ohne Funktion.

Kreativ werden mit Zeit und Blende kann man übrigens auch in der Videofunktion, jedenfalls sofern man das Programmwählrad auf die entsprechende Position bewegt. Dank der Videoaufnahmetaste auf der Oberseite können jedoch in jedem Aufnahmeprogramm Videos aufgezeichnet werden. Dabei bleiben Fokus, optischer Bildstabilisator und Zoom aktiv und arbeiten entsprechend angepasst. Ohne Rotationskorrektur fanden wir den Bildstabilisator, der optional durch elektronische Unterstützung noch an Effektivität gewinnt, jedoch nicht in jeder Situation optimal. Auch der Fokus konnte sich bei einer Videoaufnahme nicht immer entscheiden, wohin er nun genau scharfstellen soll, was man bei geöffneter Blende und hoher Auflösung (Stichwort 4K) durchaus sehen kann. Das integrierte Stereomikrofon nimmt indes den Ton erstaunlich gut auf, ein externes Mikrofon lässt sich nämlich nicht anschließen. Bei Videoaufnahmen in 4K begrenzt manchmal sogar eher die Speicherkarte die Aufnahmelänge als die immer noch vorhandene 30-Minuten-Grenze. Immerhin benötigt eine Minute 4K-Video bei 100 Mbit pro Sekunde 750 MByte pro Minute. Eine 16 GByte große Speicherkarte, auf die wirklich genug Fotos passen, nimmt keine 20 Minuten Video auf. Wer möchte, schaltet die Auflösung einfach auf Full-HD herunter, dann steht neben MP4 übrigens auch AVCHD als Videoformat zur Verfügung. Während man sich in 4K mit 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde begnügen muss, sind in Full-HD sehr flüssige 60 Bilder pro Sekunde als Maximum möglich.

Panasonic nutzt die 4K-Funktionalität aber nicht nur für Videoaufnahmen, sondern auch für besonders schnelle oder clevere Serienbildfunktionen. Immerhin bedeutet 4K 8,3 Megapixel pro Einzelbild, genug für DIN A4. Auch wenn man zugeben muss, dass ein Standbild aus einem Video nicht mit der Qualität eines echten 8,3 Megapixel auflösenden Fotos mithalten kann. Dafür verbessern sich die Chancen, den richtigen Moment einzufangen. Sehr clever ist auch die Post-Focus-Funktion, die während einer 4K-Aufnahme den Fokusbereich durchfährt, damit man hinterher in Ruhe die Schärfe wählen kann. Dank Fokus-Stacking, der digitalen Verrechnung aller Schärfeebenen, auf Wunsch sogar von "vorne bis hinten".

Auch die echte, 20 Megapixel auflösende Serienbildfunktion kann sich sehen lassen. Zehn Bilder pro Sekunde sind möglich, 38 Stück in Folge im JPEG-Format, jedoch nur 14 in Raw. Ist der Puffer voll, wird die Bildfolge recht unregelmäßig. Vier Bilder pro Sekunde kann die LX15 aber in JPEG dauerhaft wegspeichern, in Raw jedoch nur 1,4. Bei den schnellen Serien gibt es leider weder eine Fokusnachführung, noch ein Livebild, angezeigt wird immer die jeweils letzte Aufnahme. Für eine Fokusnachführung, auf Wunsch auch mit Motiv-Tracking sowie ein Livebild, muss man die Serienbildfunktion auf sechs Bilder pro Sekunde (Bildfolge M) herunterschrauben.

Dass die LX15 beim Blitzen nicht so gut punkten kann, macht schon der fehlende Blitzschuh deutlich. Der winzige Pop-Up-Blitz muss manuell entriegelt werden, verfügt dann aber mit Automatikmodus, Langzeitsynchronisation, dem Blitzen wahlweise am Anfang oder am Ende der Belichtung sowie einer Blitzbelichtungskorrektur über ein gutes Repertoire. Als Drahtlos-TTL-Blitzauslöser taugt er leider nicht. Zwar lässt sich der Blitz mit dem Finger Richtung Decke richten, mit der von uns gemessenen sehr mageren Leitzahl von 3,2 wird man dabei aber wirklich nicht glücklich. Der Blitz taugt damit höchstens zum dezenten Aufhellen, die Leistung kann man ja bei Bedarf entsprechend herunterregeln. Dank des bei Kompaktkameras üblichen Zentalverschlusses kann man immerhin mit bis zu 1/4.000 Sekunde kurzen Belichtungszeiten blitzen. Der Verschluss arbeitet nahezu geräuschlos. Wer das leise Klacken abstellen möchte, kann auch elektronisch, dann sogar mit bis zu 1/16.000 Sekunde, völlig geräuschlos belichten. Die längste Belichtungszeit liegt dann jedoch bei einer Sekunde, während der mechanische Verschluss immerhin 60 Sekunden lange Belichtungen erlaubt. Einen Bulb-Langzeitbelichtungsmodus gibt es mit T-Modus, das heißt man muss den Auslöser zum Starten und zum Beenden der Belichtung jeweils einmal betätigen. Die Verwendung eines Stativs oder ähnlicher stabiler Unterlage versteht sich dabei von selbst.

Sehr gut gelöst hat Panasonic die WLAN-Funktionalität, die mit einer mächtigen App aufwartet. Diese erlaubt eine Fernsteuerung mit umfangreichen Einstellmöglichkeiten. Außerdem können mit der App aufgezeichnete GPS-Tracks an die Kamera übertragen werden, die Fotos wandern auf Wunsch umgekehrt auf das Smartphone und bei Bedarf in soziale Netzwerke. Die Kamera selbst bietet zudem noch Bildbearbeitungsmöglichkeiten inklusive Rohdatenentwicklung. Das ist beispielsweise praktisch, wenn man zwar in Raw fotografiert, aber doch mal einen Schnappschuss als JPEG auf sein Smartphone übertragen möchte.

Fortsetzung auf Seite 2

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