Kompaktkamera
Testbericht: Panasonic Lumix DMC-LZ2
2005-05-06 "Aktiv" bzw. "Aktiv Zoom" ist das Schlagwort, das Panasonic in seinen Produktpräsentationen im Zusammenhang mit seiner neuen LZ-Serie verwendet. Die zwei ersten Vertreter dieser Serie sind zurzeit die Lumix DMC-LZ1 und DMC-LZ2, deren charakteristisches Merkmal die Unterbringung eines möglichst starken und optisch stabilisierten Zooms in ein an die Grenzen der Miniaturisierung getriebenen Gehäuses sind. Wir sind der Frage nachgegangen, ob der Begriff "Aktivkapital" vielleicht auch auf diese beiden Kompaktdigitalkameras zutrifft und die LZ-Modelle eine sinnvolle Investition des Kamerabudgets darstellen können. (Yvan Boeres)
Die
Lumix DMC-LZ1 und Lumix DMC-LZ2 unterscheiden sich vor allem in der
Auflösung und auch geringfügig in der Ausstattung. Nimmt die LZ1 ihre Bilder
mit einer Auflösung von 4 Megapixeln und ohne Ton auf, verwöhnt die LZ2
einen mit 5 Megapixeln und mit einem eingebauten Mikrofon zur Tonaufnahme.
Weitere Detailunterschiede gibt es bei den verfügbaren
Empfindlichkeitsstufen, beim Stromverbrauch und bei der Leistungsfähigkeit
des Serienbildmodus; wir haben uns in diesem Test das besser ausgestattete
Modell DMC-LZ2 vorgenommen. Grundsätzlich treffen aber die meisten Aussagen
bezüglich der Ausstattung, Bedienung und Funktionalität auch auf die LZ1 zu,
aber durch den ungleichen Sensor kann es u. U. durchaus Abweichungen in der
Bildqualität geben. Was bei der Untersuchung der LZ2 herausgekommen ist,
haben wir sowohl im nachfolgenden Text als auch im nebenstehenden
Steckbrief, in der Tabelle "Messwerte" am Ende des Tests und in einer
aktualisierten Version unseres digitalkamera.de-Datenblattes zu dieser
Kamera festgehalten. Als hilfreiche Ergänzung dazu bieten wir das
DCTau-Testprotokoll, das diesem Test bei der Beurteilung der Bildqualität
zugrunde lag, zum kostenpflichtigen Abruf (bzw. im Abo) an.
Ergonomie/Verarbeitung "Blechbüchse"
oder "Plastikbomber"? Der Schein trügt, denn trotz silberglänzendem
Finish ist die Verwendung von Kunststoff bei der LZ2 allgegenwärtig.
Einziges Metallteil ist der Objektivring und selbst das (zudem noch
exzentrische) Stativgewinde beugt sich dem Diktat des Plastiks. Dafür
bringt die Kamera aber auch nur 230 Gramm – samt Batterien und
Speicherkarte – auf die Waage. Von den Maßen her passt der zoomstarke
Mini in eine Hemdtasche, beult sie aber deutlich aus. Auf die 100,5 x
63,5 x 32,9 Millimeter große Oberfläche verteilt sind die wichtigsten
"Organe" (u. a. Objektiv, Blitz, LC-Bildschirm, Batterie- und
Speicherkartenfach, Steckerleiste) sowie die einzelnen Bedienelemente.
Zu diesen gehören das Betriebsartwählrad, die Zoomwippe, der Auslöser,
der Knopf für den Bildstabilisator und der Hauptschalter oben auf dem
"Dach" sowie sieben Funktionsknöpfe an der Kamerarückseite. Vier davon
sind kreuz- bzw. ringförmig angeordnet und dienen sowohl zum Aufrufen
verschiedener Funktionen (Blitzeinstellungen, Selbstauslöser,
Belichtungskorrektur, Schnellwiedergabe) als auch der Menüsteuerung.
Allgemein ist die Bedienung sehr menülastig, und eine Einstellung der
Kamera ist ohne Rückgriff auf den 2"-Farb-LCD der LZ2 nicht denkbar.
Vielleicht
ist das auch der Grund, warum sich der Farbbildschirm nicht abschalten
lässt. Das unausgewogene Verhältnis zwischen Bildschirmgröße (2") und
Auflösung (85.000 Bildpunkte) lässt zunächst das Schlimmste befürchten.
Doch das angezeigte Bild ist erstaunlich fein, und eine Kontrolle der
Schärfe ist durchaus möglich. Auch mit extremen Lichtverhältnissen kommt
der Farb-LCD gut klar. Bei grellem Licht bleibt das Bild auf dem Display
dank transreflektiver Anzeigetechnik lesbar, und umgekehrt kann man bei
schwachen Lichtverhältnissen auch noch etwas auf dem Bildschirm
erkennen. Nur wenn es ganz dunkel wird, hat der LC-Farbbildschirm der
LZ2 so seine Mühe mit der Darstellung der Bilder, da zwar eine
Bildaufhellung durch Signalverstärkung stattfindet, aber man offenbar
nicht allzu viel von ihr erwarten darf. Die restlichen
Abbildungseigenschaften sind ebenfalls korrekt. Nachzieheffekte konnten
wir nicht feststellen, und die Farbtreue des "Mäusekinos" kann man als
gut bezeichnen.
Bei der Bedienung kennt die LZ2 mehrere "Schwierigkeitsstufen". Viel
falsch machen kann man im "Einfach"-Modus nicht. Einfach das Drehrad
oben auf der Kamera in Herzchen-Position stellen, Menü-Taste drücken und
Bildformat auswählen. Zur Wahl stehen eine "Enlarge"-Option (höchste
Auflösung), eine Einstellung für das 10x15-cm-Postkartenformat (mittlere
Auflösung von 1.600 x 1.200 Pixeln) und eine E-Mail-Auflösung (640 x
480 Pixel). Dazu kann man noch über weitere Menüpunkte den Batterietyp
festlegen, die Lautstärke des Pieptons einstellen und die Uhr stellen.
Ähnlich einfach geht es in den beiden Motivprogramm-Modi SCN1 und SCN2
auf dem Einstellrad zu. Alles was man tun muss, ist das Motivprogramm
auswählen, das am Besten zur Situation (Porträt, Sport, Landschaft,
Landschaft bei Nacht, Porträt bei Nacht, Feuerwerk, Party, Schnee)
passt; um die geeigneten Einstellungen kümmert sich die Kamera. Die
volle Kontrolle über die Kameraeinstellungen erlangt man über den
Normalbild-Modus (durch ein rotes Kamerasymbol gekennzeichnet). Hier
gliedert sich das Menü in 2 Hauptrubriken (Aufnahme, Setup),
22 Menüpunkte (auf mehrere Seiten verteilt) und 81 Einstellungen auf.
Weitere Funktionen wie z. B. die Gitternetzanzeige, die
Belichtungsreihenautomatik und die Histogrammanzeige stehen durch die
Mehrfachbelegung der Funktionsknöpfe zur Verfügung, und dem
Energiesparmodus wurde eine eigene Position auf dem Einstellrad gewidmet
Optik Panasonic
musste schon einiges an Miniaturisierungsarbeit leisten, um eine
6-fach-Zoomoptik samt optischem Bildstabilisator in das verhältnismäßig
kleine Gehäuse der Lumix DMC-LZ2 hineinzupacken. Alleine schon das Objektiv
setzt sich aus 8 Linsenelementen zusammen, die in 7 Gruppen aufgegliedert
sind. Aufmerksamen Naturen fällt auf, dass – im Gegensatz zu anderen
Lumix-Kameras – der Name Leica nirgendwo auf dem Frontring auftaucht. Dafür
gibt es zwei Gründe: Zum einen will Leica, wohl aus falschem Snobismus,
seinen Namen nur ungern für Kameras der unteren Preisklasse hergeben und zum
anderen wollte Panasonic Lizenzgebühren sparen, um die LZ2 preislich
attraktiv zu halten. Bei ausgeschalteter Kamera ragt das Objektiv knapp 1 cm
aus dem eigentlichen Kameragehäuse heraus und wird von einem mechanischen
Schutzvorhang gegen Beschädigungen bzw. Verschmutzung der Vorderlinse
geschützt. Schaltet man die LZ2 ein, wird innerhalb von nur 1,5 Sekunden der
Vorhang geöffnet und das Zoom teleskopartig in Anfangsposition
herausgefahren. Nun erreicht der Objektivtubus eine Länge von ca. 3,5 cm (ab
dem Gehäuse). Das Ausfahren der Linse(n) sowie die Brennweitenverstellung
erfolgen nahezu geräuschlos, d. h. dass nur ein sehr leichtes Surren
wahrgenommen wird. Gezoomt wird über die ringförmige Zoomwippe am Auslöser.
Durchfahren wird ein Brennweitenbereich von 37 bis 222 Millimeter (auf
Kleinbild-Verhältnisse umgerechnet), wobei mit etwas Feingefühl um die
20 Zwischenstufen angesteuert werden können. Nonstop geht es von Weitwinkel
auf Tele in 2,1 Sekunden.
In voll ausgefahrenem Zustand erreicht das Zoom eine Länge von knapp 5 cm.
Länger wird es nicht, da eine zusätzliche Verlängerung des Objektivskörpers
beim Scharfstellen dank Innenfokussierung vermieden wird und da ein
Anschluss von optischem Zubehör (Konverter, Nahlinsen, Filter o. ä.) nicht
vorgesehen ist. Wer zusätzliche Zoompower braucht, muss sich da schon mit
dem 4-fachen Digitalzoom begnügen. Fokussiert wird übrigens wahlweise auf 1
(bei Bedarf in der Größe umschaltbar), 3 oder 5 Punkte bzw. Felder im Bild.
Die Messfeldwahl erfolgt jederzeit automatisch; eine Vorgabe des Messfeldes
ist nicht möglich. Die kürzeste Fokussierzeit von ca. 0,6 Sekunden
erreichten wir beim Einschalten von nur 1 AF-Feld und in
Weitwinkel-Position. Je nach Lichtverhältnissen, Zoomposition und Anzahl der
Messfelder kann diese Zeit auf knapp 1,1 Sekunden ansteigen. Die mittlere
AF-Zeit beträgt 0,8 Sekunden. Das sind für eine Markenkamera zwar keine
Spitzenwerte, aber in dieser Preis-/Ausstattungsklasse durchaus respektable
Zeiten. Versagt der Autofokus wegen zuwenig Licht oder zu schwacher
Motivkontraste, ist die Situation aussichtslos. Ein Autofokus-Hilfslicht
sucht man vergebens, und an eine manuelle Einstellung der Schärfe bzw. der
Entfernung (und sei es nur in einzelnen Stufen) hat man auch nicht gedacht.
Eine Panasonic-typische Unart ist es, den Makro-Modus (Mindestabstand: 5 cm
in WW-Stellung) als einzelnes Programm anzubieten. Es ist also bei der LZ2
zum Beispiel nicht möglich, in einem der Motivprogramme auf sehr kurzer
Distanz zu fotografieren, da außerhalb des Makro-Modus die Nahgrenze im
Weitwinkel-Bereich bei 0,5 und im Tele-Bereich bei 1,2 Metern liegt.
Die
Kombination einer extrem kompakten Bauweise und eines brennweitenstarken
Zooms ist natürlich eine gefährliche Mischung. Da ist es begrüßenswert, dass
Panasonic beschlossen hat, seine Bildstabilisierungstechnik Mega O.I.S. (Optical Image Stabilizer)
zum Standard-Ausstattungsmerkmal all seiner neuen und zukünftigen
Digitalkameras zu machen. Bei der LZ2 reicht, wie bei anderen Lumix-Modellen
auch, die Betätigung eines kleinen Knopfes zwischen Auslöser und
Betriebsschalter, um den Stabilisierungsvorgang in Kraft zu setzen. Dabei
kann man sogar im dazu gehörigen Menü festlegen, ob der Stabilisator
permanent arbeiten (Mode 1) oder erst unmittelbar nach Betätigung des
Auslösers (Mode 2) zur Beruhigung des Bildes hilfreich einspringen soll. Ein
nettes "Gimmick" ist die Demo-Funktion, die einen Vorher-Nachher-Effekt mit
und ohne Bildstabilisation live auf dem LC-Farbbildschirm simuliert.
Technisch funktioniert die Mega-O.I.S.-Technik folgendermaßen: In
Sekundenbruchteilen werden die Zitterbewegungen des Fotografen durch zwei
winzige Kreiselsensoren (wie sie u. a. in Raketen oder in
Navigationssystemen von Flugzeugen verwendetet werden) wahrgenommen und in
Echtzeit von einem Spezialchip analysiert (unterstützt vom
Venus-Engine-Plus-Signalprozessor), der seinerseits den eigentlichen
Stabilisierungsvorgang ansteuert. Dabei wird ein Linsensystem – grob
vereinfacht ausgedrückt – ebenfalls in Echtzeit in entgegen gesetzter
Richtung bewegt, um so einen Großteil der Verwacklungen zu kompensieren. Der
"Mega"-Präfix in der Mega-O.I.S-Bezeichnung weist übrigens darauf hin, dass
diese Panasonic-eigene Technologie in die 2. Generation gegangen ist. Die
Verwacklungskompensation wurde im kritischen Frequenzbereich zwischen 7 und
10 Hz verbessert; laut Panasonic hat sich die Verschlusszeitengrenze, bei
der noch unverwackelte Aufnahmen möglich sind, gegenüber dem ursprünglichen
O.I.S-System um 1 Stufe erhöht. Sichtbarstes Zeichen dafür, dass der Mega
O.I.S arbeitet, ist das Monitorbild, das nicht mehr ruckelt, sondern sanft
vor sich hin "gleitet". Mit eingeschaltetem Stabilisator sind
Freihandaufnahmen auch mit voll bis in den Telebereich ausgefahrenem Zoom
noch bei verhältnismäßig langer Verschlusszeit (in der Regel zwei bis drei
Stufen unter dem Umkehrwert der Kleinbild-äquivalenten Brennweite) und
niedriger Empfindlichkeitseinstellung möglich; auch wenn man in manchen
Situationen nicht um ein Stativ herumkommt, bietet die Bildstabilisation
einen reellen Mehrwert, und es gibt kaum jemanden, der nach dem Ausprobieren
dieser Technik nicht davon überzeugt ist.
Blitz Trotz
einigermaßen lichtstarkem Objektiv und Bildstabilisator möchte man doch
nicht auf einen kleinen Lichtspender verzichten. Der eingebaute Blitz mutet
von den winzigen Dimensionen seiner Reflektorscheibe her etwas
schwachbrüstig an – und ist es auch. Leistungsmäßig bringt er es auf unserem
Messstand gerade mal auf eine Leitzahl von 6 (bei ISO 100), und nur durch
"Tricks", d. h. dem mit stärkerem Rauschen verbundenen Erhöhen der
Lichtempfindlichkeit, schafft er es, die von Panasonic angegebene Reichweite
von maximal 4,2 Metern (bei Objektiv in Weitwinkel-Stellung) zu erreichen.
Dicht am Objektiv angesiedelt, neigt der Blitz auch dazu, vermehrt rote
Augen zu produzieren. Eine Funktion zur elektronischen Retusche dieses
"Dämonenblicks" gibt es nicht; wohl aber eine Vorblitz-Funktion, die sich
nur eingeschränkt für spontane Schnappschüsse eignet und deren praktischer
Nutzen allgemein fragwürdig ist. Erstaunt waren wir aber, dass das
Blitzlicht selbst bei Aufnahmen im Nahbereich kaum vom Objektivtubus
abgeschattet wird. Die Blitzbilder neigen auch kaum zur Überstrahlung und –
so weit wir das beurteilen konnten – produziert der Blitz keinen Farbstich.
Viel Raum für Kreativität bietet die LZ2 beim Blitzen nicht. An eine
Blitzbelichtungskorrekturfunktion wurde ebenso wenig gedacht wie an einen
externen Blitzanschluss. Immerhin kann man mit längeren Verschlusszeiten
blitzen, um mit dem Verhältnis zwischen Blitzlicht und Umgebungslicht zu
spielen; die entsprechende Langzeitsynchronisationsfunktion lässt sich mit
der Langzeitbelichtungsfunktion im Kameramenü kombinieren, welche die (Vor-)Wahl
von 4 verschiedenen Verschlusszeiten (1/8, 1/4, 1/2 und 1 s) gestattet.
Ansonsten lässt sich der Bordblitz zwangsabschalten oder erzwingen; der
gleichzeitigen Verwendung des Blitzes und des Serienbildmodus wird übrigens
softwareseitig ein Riegel vorgeschoben, und diese macht wegen der ziemlich
langen Blitzladezeiten auch keinen Sinn.
Bildqualität
Tatsächlich
bescheinigen die Messergebnisse unseres Testlabors der LZ2 eine – in
weiten Bereichen des Bildes – hervorragende Auflösung über den gesamten
Brennweitenbereich hinweg. Diese fällt zwar, wie zu erwarten, mit
zunehmender Entfernung von der Bildmitte ab, aber die Auflösung an den
Bildrändern ist bzw. bleibt für eine Kamera mit solch großem
Brennweitenbereich erstaunlich hoch. Die Optik (trotz fehlendem
Leica-Qualitätssiegel) und die Elektronik sind also gut aufeinander
abgestimmt und bilden ein leistungsstarkes Team. Die LZ2 ist aber nicht
nur in der Lage, feinste Bilddetails aufzunehmen, sondern auch
wiederzugeben. Der Wirkungsgrad ist sehr gut bis hervorragend, wobei
aber die Elektronik feine Bilddetails sehr stark aufbereitet. Die LZ2
ist eben so abgestimmt, dass die Bilder möglichst gut auf dem Bildschirm
und auf Papieranzügen (aus dem Fotolabor oder aus dem Drucker) aussehen;
wer seine Aufnahmen lieber selbst für den Druck am Computer vorbereitet,
findet die Signalverarbeitung eventuell etwas zu aggressiv.
Auch beim Rauschverhalten wird die Venus Engine Plus den Erwartungen
gerecht. Zwar hat Konkurrent Fujifilm mit seiner Real-Photo-Technologie
kürzlich neue Maßstäbe in der Kompaktdigitalkameraklasse gesetzt, aber
die LZ2 schlägt sich ganz gut und zeigt ein insgesamt gutes
Rauschverhalten. In den dunklen Bildbereichen ist das Rauschen zunächst
niedrig und erreicht dann – immer noch im dunklen Bildbereich – seinen
Höchstwert. Ab dieser Schwelle nimmt das Rauschen aber mit zunehmender
Helligkeit der Bildpartien kontinuierlich ab. Rauschwunder darf man
jedoch nicht von der LZ2 erwarten, und es empfiehlt sich, wie bei den
meisten Kompaktdigitalkameras, höhere Empfindlichkeiten zu meiden.
Nun aber zur Kehrseite der Medaille: die LZ2 bzw. deren Elektronik
produziert sichtbare Artefakte. Die Richtung, in der bestimmte Bildteile
verlaufen, hat nicht nur einen Einfluss auf die Auflösung, sondern auch
auf die Entstehung von Bildfehlern. An feinsten horizontalen und
vertikalen Strukturen bilden sich zum Beispiel aufgrund zu geringer
Tiefpassfilterung mit bloßem Auge sichtbare farbliche Störmuster. Solche
treten auch dann auf, wenn feinste Strukturen eine steigende oder
fallende Richtung aufzeigen, wobei aber in diesem Fall die
Entmosaikierung dafür verantwortlich ist. An schräg verlaufenden
Strukturen werden zudem noch Treppenstufeneffekte sichtbar. Die
Komprimierung erzeugt keine sichtbaren Artefakte, ist aber mit
Komprimierungsfaktoren von 10 und 20 in der höchsten Auflösungsstufe
etwas zu stark für den anspruchsvollen Bildbearbeiter gewählt.
Weitere Bildfehler gibt es in Form von leichten rot-blauen Farbsäumen
an hochkontrastigen Kanten. Die elektronische Korrektur von
chromatischen Aberrationen ist eine "Spezialität" des Venus Engine
II-Prozessors, der in diesem Punkt dem Venus Engine Plus-Chip überlegen
ist. Artefakte und andere Bildstörungen, die auf eine Überschärfung der
Kanten zurückzuführen sind, machen sich hingegen nicht bemerkbar. Die
exzellente Scharfzeichnung verläuft vor allem in waagerechter und
senkrechter Richtung sehr gleichmäßig – und das über den gesamten
Helligkeitsbereich hinweg. Panasonic zufolge soll die LZ2 für eine
weichere Darstellung der Haut sorgen. Das deutet darauf hin, dass die
Scharfzeichnung in gewissem Maße auch adaptiv arbeitet und manche
Bildpartien weniger nachschärft als andere. In der Venus Engine Plus
steckt also eine Art "künstliche Intelligenz", die sich auf den Bildern
bemerkbar macht.
Nicht
besonders gut kommt die LZ2 mit kontrastreichen Szenen klar. Ihre
Elektronik verkraftet nur Helligkeitsunterschiede von bis zu
7,7 Blendenstufen; andere Kameras (auch aus der eigenen Familie) können
das besser. Was die LZ2 an Motiven "verdaut", setzt sie in 249 (von 256
möglichen) Helligkeitsstufen auf dem fertigen Bild um – was als guter
bis sehr guter Wert gilt. In der hellen Bildhälfte sind die Kontraste
stärker als in der dunklen; das stört aber nicht sonderlich. Bei der
Farbwiedergabe gibt es ebenfalls Verbesserungsbedarf. Der automatische
Weißabgleich funktioniert zwar einigermaßen zuverlässig (nur bei
Glühlampenlicht tendiert das Weiß gelegentlich zu sehr ins Orange), aber
allgemein werden die Farben etwas gelbstichig wiedergegeben. Zu bemerken
ist noch, dass es keine Weißabgleich-Voreinstellung für
Leuchtstofflampenlicht gibt und dass man so entweder der Automatik
vertrauen oder auf die manuelle Weißpunkt-Speicherung zurückgreifen
muss. Keine manuellen Eingriffsmöglichkeiten gibt es bei der Belichtung.
In den (glücklicherweise seltenen) Fällen, wo die automatische
Belichtung sich von schwierigen Motiven in die Irre führen lässt, muss
man mit den Belichtungskorrektur- und Belichtungsreihen-Funktionen
vorlieb nehmen. Eine Vorgabe der Belichtungszeit (außer bei
Langzeitbelichtungen) und/oder der Blende ist nicht möglich, und die
Belichtungsmessart erfolgt alleine per Mehrfeld/Matrix-Verfahren. Die
Möglichkeiten, kreativ tätig zu werden, sind also karg, und hier kann
die LZ2 ihre Einsteiger- bzw. "Knipser"-Kamera-Natur nicht verleugnen.
Dass das 6-fach-Zoom der LZ2 hoch auflöst, ist ja nun schon bekannt.
Doch wie sieht es mit den anderen optischen Abbildungseigenschaften aus?
Erfreulich ist die Tatsache, dass die Optik von der mittleren Brennweite
bis hin in den Tele-Bereich keine sichtbaren Vignettierungen und
Verzeichnungen erzeugt. Deutlich augenfälliger sind diese
Randabdunkelungseffekte und die tonnenförmigen Linienverzerrungen im
Weitwinkelbereich, wobei das aber in dieser Kameraklasse gerade noch als
akzeptabel gilt. Vor allem bei offener Blende fällt die Helligkeit zu
den Bildrändern hin stark (bis zu 1 Blende Unterschied) ab, und da es
keine Möglichkeit gibt, die Blende manuell zu schließen, lässt sich der
Effekt auch schlecht abschwächen.
Sonstiges/besondere Funktionen Panasonic,
seines Zeichens auch renommierter Hersteller von Camcordern, tut sich
offenbar schwer, seinen Digitalkameras eine leistungsfähige
Videofunktion mit auf den Weg zu geben. Man kann zwar im Videomodus der
LZ2 auf Bildfolgeraten von bis zu 30 Bildern pro Sekunde (wahlweise auch
10 Bilder/s) zurückgreifen und – samt Ton – so lange filmen, wie es die
Speicherkartenkapazität hergibt, doch die Auflösung von 320 x
240 Bildpunkten ist nicht mehr zeitgemäß. Stehen im Video-Menü die
Punkte "Autofokus" und "Digitalzoom" (max. 4-fache Vergrößerung) zur
Auswahl, müssen die Schärfe und der Ausschnitt noch vor der Aufnahme
festgelegt werden; während des Videodrehs hat man keinen Zugriff mehr
auf diese beiden Parameter. Das alles ergibt kein besonders
schmeichelhaftes Bild für eine Firma, die beim Videofilmen eigentlich
nichts von der Konkurrenz zu lernen braucht. Zumindest lassen sich die
Videoaufnahmen mit diversen Filtereffekten (kalttönig, warmtönig,
monochrom, sepiafarben) kombinieren. Natürlich lassen sich auch im
Foto-Modus Bilder damit "einfärben". Wer zusätzlich auf akustische Reize
aus ist, kann seine Fotos mit O-Ton oder Sprachkommentar versehen. Das
kann sowohl während der Aufnahme als auch nachträglich vorgenommen
werden.
Welches Tempo die Venus Engine Plus drauf haben kann, zeigt
die LZ2 im Serienbildmodus. Ganz konventionell geht es noch im
Highspeed- und Lowspeed-Modus zu. Dort kann man Bildserien mit wahlweise
2 oder 4 Bildern pro Sekunde einfangen, wobei die Kamera je nach
Kompressionsstufe nach bereits 3 oder erst nach 5 Bildern eine
Zwangspause einlegt. Mit 1,5 Bildern pro Sekunde vergleichsweise
langsam, aber dafür in der Bilderzahl theoretisch uneingeschränkt, ist
der mit einem Unendlichkeitssymbol (liegende Acht) gekennzeichnete
dritte Serienbildmodus. Hier kann man in voller Auflösung bis zur
Erschöpfung der Speicherkapazität drauf los fotografieren; einzige
Voraussetzung ist eine nicht allzu "lahme" Speicherkarte. Obwohl die LZ2
auch mit MMC-Karten kompatibel ist, rät Panasonic im Handbuch von diesem
Speicherkartentyp ab, wenn man von diesem speziellen Serienbildmodus
Gebrauch machen will. Da es aber mittlerweile auf dem Markt auch
Highspeed-MMC-Karten gibt, sollte man sich nur vergewissern, dass die
Karte zu einem Datendurchsatz von mindestens 10 MByte pro Sekunde fähig
ist.
Zu den weiteren "Spezialitäten" bzw. besonderen Funktionen und
Ausstattungsmerkmalen der LZ2 gehören u. a. ein Orientierungssensor zum
Erkennen, Markieren und automatischen Ausrichten von
Hochformat-Aufnahmen (auch bei der Ausgabe auf einem Fernseher o. ä.),
die nachträgliche Bildgrößenveränderung durch Verringerung der Auflösung
oder Veränderung des Bildausschnitts sowie die Motivprogramm-Hilfe, bei
der zu jedem Motivprogramm ein kurze Beschreibung auf dem LCD-Monitor
eingeblendet wird. Auch lässt sich im Menü festlegen, ob die Bilder
weich mit zurückhaltender Farbsättigung oder schärfer bzw.
kontrastreicher mit satten Farben aussehen sollen. Im Einfach-Modus
verfügbar ist die Gegenlichtkompensation. Ist das Hintergrundlicht
deutlich heller als das Hauptmotiv, genügt das Drücken des
Belichtungskorrekturknopfes (Pfeiltaste oben), um durch Aufhellung des
gesamten Bildes (es werden nicht nur wie bei manchen Kameras die
Schattenpartien aufgehellt) einer Unterbelichtung
des
Vordergrundes entgegenzuwirken. Sonst lassen sich auch die Inhalte des
internen 14-MByte-Speichers auf eine – nicht im Lieferumfang enthaltene
– SD/MMC-Karte umkopieren. Diese Kopierfunktion funktioniert auch
umgekehrt, wobei aber dann aus offensichtlichen Platzgründen nicht der
gesamte Karteninhalt sondern eine beschränkte Anzahl an ausgewählten
Bildern in den Kameraspeicher kopiert wird. Eine Direktdruckfunktion (PictBridge-Standard),
eine manuelle Bilddrehungsfunktion, das Markieren von Bildern für den
Druck (DPOF-Funktion), ein Diaschau-Modus, die automatische oder
manuelle Einstellung der Lichtempfindlichkeit und des Weißabgleichs
sowie noch ein paar andere Aufnahme- und Wiedergabefunktionen gehören
ebenfalls zum Repertoire der LZ2. Kreativ veranlagte Fotografennaturen
werden die manuelle Vorgabe von Belichtungszeit und/oder Blende
vermissen und mit der Belichtungsreihen- bzw.
Belichtungskorrekturfunktion Vorlieb nehmen müssen, aber Panasonic denkt
wohl, dass die LZ-Serie sich an eine andere Zielgruppe mit weitaus
bescheideneren Ansprüchen richtet.
Fazit Die
Panasonic Lumix DMC-LZ2 ist eine kleine, potente bzw. patente Kamera,
die über einen entscheidenden Vorteil gegenüber vielen unserer
ehemaligen Testkandidaten verfügt: Keine andere Kamera bringt ein derart
brennweitenstarkes Zoom samt optischem Bildstabilisator in einem solch
kompakten Gehäuse unter, und so braucht sich die LZ2 nur an sich selbst
und an den Ansprüchen ihres Besitzers zu messen. Und das macht sie ganz
korrekt. Vielleicht hätte Panasonic noch am Bedienkonzept, an der
Bildqualität und an anderen verbesserungsbedürftigen Punkten – wie z. B.
der Videoauflösung – herumfeilen können, doch bei dem Preis, zu dem sie
derzeit im Handel angeboten wird (z. T. unter 300 EUR), bietet die LZ2
ein ausgezeichnetes Preis-/Ausstattungsverhältnis. Jedenfalls findet man
keine Schwäche an der kleinen Einsteigerkamera, aus der man ihr einen
Strick drehen könnte, und deswegen ist die LZ2 als zoomstarke
"Knipskamera" eine Investition ohne großes Kapitalrisiko, zu der man
durchaus raten kann.
Messwerte |
Einschaltzeit |
ca. 1,5 s |
Brennweitenverstellung
Anzahl Stufen
Zeit Weitwinkel bis Tele |
motorisch über Ringwippe
ca. 20
ca. 1,2 s |
Autofokus-Geschwindigkeit |
min. 0,6 s / ca. 0,8 s / max. 1,1 s (abhängig von Motiv und
Aufnahmebedingungen) |
Auslöseverzögerung |
<0,1 s |
Blitz
Leitzahl |
6 (Messung) |
Batterielaufzeit |
ca. 360
Aufnahmen (mit NiMH-Hochleistungsakkus) |
Speicherzeiten
RAW
JPEG
TIFF |
–
ca. 0,4 s (1,8 MByte)
–
Auslösung während des Speicherns möglich |
Serienbilder
Verwendete Auflösung
Geschwindigkeit
Anzahl
mit Blitz |
2.560 x 1.920
ca. 3,5 Bilder/s im H-Modus, 2,2 Bilder/s im L-Modus, 1,5 Bilder/s im
Dauerlauf
3-5 (je nach Kompressionsstufe im H- und L-Modus
– |
** im langsameren Standard-Serienbildmodus |
Kurzbewertung
- ausgezeichnetes Preis-/Ausstattungsverhältnis
- Histogrammanzeige und Gitternetz
- allgmein schnelle Reaktionszeiten (für eine Kamera
ihrer Preisklasse)
- einfache Bedienung in Einfach-Modus
- leistungsfähiger Serienbildmodus mit Dauerlauf-Option
- gut abgestimmte Scharfzeichnung
- ausgezeichnete Auflösung
- Stromversorgung über handelsübliche AA-Zellen
- eingebauter Bildstabilisator
- 6-fach-Zoomoptik
- USB 2.0 nur Full Speed
- schwache Blitzleistung, lange Blitzladezeiten,
Anfälligkeit zum Rot-Augen-Phänomen, keine Blitzbelichtungskorrekur
- geringe Eingangsdynamik
- ausgeprägte Artefaktbildung
- schwache Bildschirmauflösung
- Keine manuellen Belichtungseinstellungen
- kein AF-Hilfslicht
- unzeitgemäße Videoauflösung
- keine Spotmessung
- keine Weißabgleich-Voreinstellung für
Leuchtstofflampenlicht
- gewöhnungsbedürftige Auswahlbestätigung
- Makro-Modus nicht mit anderen Belichtungseinstellungen
- Anfälligkeit zur versehentlichen Betätigung der
Serienbildtaste
Technische Daten
Modell |
Panasonic Lumix DMC-LZ2 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,5" 5,8 x 4,3 mm (Cropfaktor 6,0) 5,4 Megapixel (physikalisch), 5,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
2.560 x 1.920 (4:3) |
Video (max.) |
320 x 240 30p |
Objektiv |
37-222 mm / F2,8-4,5 (6-fach Zoom) |
Monitor |
2,0", 0,085 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Matrix/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Multi Media Card SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 400 |
Abmessungen |
100 x 64 x 33 mm (B x H x T) |
Gewicht |
224 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/B5CYX (mit Preisvergleich) |