Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-TZ61

2014-05-20 Mit der Lumix DMC-TZ61 hat Panasonic der Travelzoom-Reihe TZ einen richtigen Kraftprotz hinzugefügt. Augenscheinlich wird dies bereits beim Ausfahren des optischen 30fach-Zooms, mit dem ein enormer Brennweitenbereich zwischen 24 und 720 Millimeter abgedeckt werden kann. Aber auch beim Abtauchen in das Menü überfluten einen die Einstellungsmöglichkeiten. Dazu kommen GPS, WLAN, ein elektronischer Sucher und eine tolle Videofunktion. Ob sich diese Luxusausstattung in der Praxis bewährt und ob auch die Bildqualität stimmt, hat die Redaktion eingehend im Labor und auf diversen Fototouren getestet.  (Daniela Schmid)

Panasonic Lumix DMC-TZ61 [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Die TZ61 hebt sich nicht nur ausstattungstechnisch von ihrer Vorgängerin TZ41 ab. Auch am äußeren Erscheinungsbild hat Panasonic gefeilt und setzt mit der TZ61 auf Understatement im Retro-Look. Der dicke Handgriff auf der Kameravorderseite ist einem dezenten Steg gewichen, der zwar nicht mehr so klobig aussieht, dafür aber auch nicht mehr so viel Halt gibt. Stattdessen bekommt der Daumen auf der Rückseite eine richtig schön griffige Auflage. Die WiFi-Taste hat trotzdem noch Platz, sie rutscht einfach unter die Ausbuchtung. Dadurch ist sie ein wenig fummelig zu drücken, sie spricht aber gut an. Klein waren die Knöpfe der TZ-Serie schon immer, daran ändert sich auch bei der TZ61 nichts. Dass die Bedientasten der TZ61 aber eher für zarte Hände gemacht sind, fällt dank Steuerring um das Objektiv herum nicht so stark ins Gewicht wie bisher. Über den Ring können je nach Programm, Funktionen wie manuelles Fokussieren, schrittweises Zoomen, etc. direkt eingestellt werden. Aber auch bei der weiteren Bedienung spielt der Ring eine große Rolle und macht das Festlegen der Kameraeinstellungen insgesamt flotter. Das Quick-Menü liefert einen schnellen Zugang zu den wichtigsten Einstellungen und das Hauptmenü ist klar und übersichtlich gegliedert und führt einen schnell zum richtigen Ergebnis. Die TZ61 liegt mit ihren 236 Gramm gut in der Hand und Panasonic Lumix DMC-TZ61 [Foto: MediaNord]lässt sich leicht in der Jackentasche verstauen. Denn trotz der gigantischen Zoomkonstruktion von zwölf Linsen in zehn Gruppen misst das Gehäuse nur 35 Millimeter in der Tiefe. Das hat Panasonic durch den Einsatz ultradünner Linsen und das Ausschwenken eines Elements der beweglichen Bildstabilisatorengruppe beim Einfahren des Objektivs erreicht.

Bei vielen Kameras verschwindet der elektronische Sucher, Panasonic führt ihn mit der TZ61 in die Travelzoom-Serie ein. Das Bild ist etwas tunnelig und mit einer Auflösung von 200.000 Bildpunkten nicht so klar und detailliert wie auf dem 3-Zoll-Monitor mit 920.000 Bildpunkten. Aber er bietet Dioptrin-Korrektur und 60 Bilder pro Sekunde. Das Bild ist zwar zeitversetzt aber immerhin flüssig. Dank eines Schalters über dem Monitor, kann man leicht und schnell zwischen Sucher und LC-Display hin- und herschalten. Die Klappen für Akku, Speicherkarte und HDMI schließen gut und öffnen sich dank Federscharnieren schnell und unkompliziert. Insgesamt wirkt die TZ61 hochwertig und solide verarbeitet.

Ausstattung Panasonic hat in die TZ61 sehr ambitioniert so ziemlich alles an Funktionen hineingepackt, was in der Kompaktklasse gerade so üblich ist. Intelligente Automatik, Motivprogramme und Programmautomatik laden zum Knipsen ein, man kann sich auf die Kamera verlassen. Erfahrene Fotografen haben in den Halbautomatiken und dem manuellen Modus alle Einstellmöglichkeiten von Blende und Zeit über Fokus und ISO hin zum Weißabgleich. In gleich zwei frei belegbaren Custom-Modi auf dem Wahlrad können häufig genutzte Einstellungen individuell gespeichert werden. Man kann aber auch anders gestalterisch tätig werden, beispielsweise mit den Kreativeffekten. Die sind "in", die muss jetzt jede Kamera haben. Dass die Effekte auch im Panoramamodus anwendbar sind, ist eher ungewöhnlich, liefert aber ein gutes Beispiel für den Gesamteindruck der TZ61. Wo andere aufhören, legt sie ausstattungstechnisch noch eine Schippe oben drauf. So bietet schon die intelligente Automatik zwei Modi. iA+ korrigiert auch Helligkeit und Farbe. In beiden können Funktionen wie scharfe Bewegung, HDR, Hand-Nachtaufnahme oder die Gesichtserkennung zu- oder abgeschaltet werden. Auch eine Defokussierung des Hintergrundes ist möglich, sowie eine Belichtungs- oder Farbkorrektur. Unter den vielen Ausstattungsdetails ist es fast sinnvoller nach fehlenden Features zu suchen, als alle aufzuzählen. So gibt es zwar Belichtungsreihen, Fokus- oder Weißabgleichsreihen sucht man aber vergeblich. Auch der Blitz ist eher einfach gestrickt und bietet Langzeitsynchronisation nur in Verbindung mit einer Automatik gegen rote Augen.

Da Panasonic den Prozessor und damit die Geschwindigkeit der Kamera verbessert hat, leistet auch die Serienfunktion so einiges. Es gibt eine große Auswahl an Geschwindigkeiten. Bei zwei und fünf Bildern pro Sekunde kann die Kamera den Fokus mitführen. Das funktioniert bei eher langsamen Bewegungen ganz gut, ein schaukelndes Kind ist zu schnell für die AF-Verfolgung. Die intelligente Serienaufnahme steuert je nach Bewegung die Geschwindigkeit zwischen zwei und zehn Bilder pro Sekunde selbst. Mit Fixfokus nach dem ersten Bild sind sogar zehn, 40 und 60 Bilder pro Sekunde möglich, letztere mit reduzierter Pixelzahl. Auch Blitzserien werden angeboten. Zwar ist nach fünf Aufnahmen Schluss, aber immerhin gibt es diese eher seltene Funktion.

Panasonic Lumix DMC-TZ61 [Foto: MediaNord]Serienaufnahmen und einzelne Standbilder sind sogar während Filmaufnahmen möglich, wenn auch in reduzierter Auflösung. Da ist es beinahe überflüssig zu erwähnen, dass auch die Videofunktion sehr gut ausgestattet ist, wenn auch ohne manuelle Kontrollmöglichkeiten. Dazu gehört beispielsweise das Zoom-Mikrofon. Der Ton, der in Stereo aufgezeichnet wird, passt sich je nach Stellung des optischen Zooms an. Auch eine Windgeräuschreduktion gibt es. Der Ton ist für so eine kleine Kamera relativ gut, das Zoomgeräusch ist nur in ganz leisen Umgebungen zu hören. Die Zoomfahrt verläuft angenehm langsam. Für schnelle Bewegungsabläufe bietet sich der Hochgeschwindigkeitsmodus an. Hier können sogar 100 Bilder pro Sekunde in HD-Auflösung gefilmt und in Zeitlupe wiedergegeben werden.

Auch die GPS- und WLAN-Funktion der TZ61 ist jeweils sehr vielfältig ausgestattet. Viele Kamerahersteller lassen die GPS-Funktion weg, sobald die Kamera WLAN hat und nutzen das GPS-Signal von verbundenen Smart-Geräten. Die TZ61 übernimmt das Geo-Tagging selbst und ist damit bei der Standortbestimmung von Smartphone und Co. unabhängig. Geodaten können zu Panasonic Lumix DMC-TZ61 [Foto: MediaNord]Foto- und Videoaufnahmen hinzugefügt werden. Die Möglichkeiten, über die WLAN-Funktion der Kamera Kontakt mit anderen Geräten wie Smartphones, Tablets, Drucker, PCs, etc. aufzunehmen, sind mannigfaltig und auf den ersten Blick auch überwältigend. Für diesen Fall hat sich Panasonic die sogenannte bequeme Verbindung einfallen lassen. Kommt man über ein Netzwerk nicht weiter, hält man einfach den WiFi-Knopf der Kamera gedrückt und schon kann man über die Panasonic Image App einen QR-Code auf dem Kamerabildschirm scannen, über den dann eine direkte Verbindung zustande kommt. Die Image App ist sehr ausgefeilt und bietet neben einem Schnellmenü mit Einstellungen für Bildgröße und -qualität, Fokussiermethode oder Messmethode auch die Steuerung des optischen Zooms an. Sogar die Displayanzeigen lassen sich ein- und ausschalten. Funktionen wie das einfache Austauschen von Bildern wirken da beinahe schon banal. Das einzige, was der TZ61 hier fehlt, ist ein Touch-Display. Damit könnten Passwörter wesentlich unkomplizierter eingegeben werden. Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen hat die TZ61 trotzdem eindeutig die Nase vorn.

Bildqualität Allein bei der technischen Grundausstattung liefert die TZ61 so einige Neuerungen, die eine eingehende Untersuchung im Labor rechtfertigen, allen voran das optische 30fach-Zoom mit hybridem Bildstabilisierungssystem. Dieses soll aufgrund eines neuen 3-Punkt-Kugelsystems noch effektiver arbeiten. Am Hochempfindlichkeits-MOS-Sensor mit einer Panasonic Lumix DMC-TZ61 [Foto: MediaNord]Auflösung von 18 Megapixeln hat sich nichts geändert – er ist mit 1/2,33 Zoll auch immer noch sehr klein – aber der Prozessor wurde verbessert. Wie im Lumix G-System wird der Sensor von der Venus Engine mit 240 Hz ausgelesen. Das soll die Autofokusgeschwindigkeit gegenüber der TZ41 um 20 Prozent verbessern. Wie sich die TZ61 schlägt, haben wir im digitalkamera.de-Testlabor gemessen. Der ausführliche Labortest mit erklärten Diagrammen, auf denen die folgenden betrachtungen beruhen, ist wie üblich gegen ein kleines Entgelt mit allen Details über die weiterführenden Links einsehbar.

Beginnt man beim Objektiv, so steht zu befürchten, dass der gewaltige Zoombereich negative Auswirkungen auf die Bildqualität haben könnte. Ein Blick auf die Farbsäume bestätig das. Im Vergleich zur 20fach zoomenden TZ41 hat die TZ61 hier immer wieder sehr hohe Werte – nicht gemittelt aber in Extrembereichen wie Kontrastkanten. Eine Randabdunklung ist zu keiner Zeit als störend feststellbar, dafür gibt es einen Abfall der Schärfe zum Rand hin, der besonders bei den geschlossenen Blenden F8 und F6,3 auffällt. Da die Verzeichnung sich einigermaßen im Rahmen hält, liegt der Verdacht nahe, dass die Verzeichnungskorrektur die Pixel zum Rand hin entsprechend anpasst und damit die Auflösung auf der Strecke bleibt. Dies bestätigt sich beim Blick auf die Panasonic Lumix DMC-TZ61 Speicherkartenfach und Akkufach [Foto: MediaNord]MTF-Auflösungswerte bei 50 Prozent Kantenkontrast. Hier zeigt die TZ61 bei den offenen Blenden in der Bildmitte noch ganz gute Werte – bei F3,3 sogar 48,4 Linienpaare pro Millilmeter (umgerechnet auf Kleinbild) – aber am Bildrand sieht das Ergebnis ganz anders aus. Bei F3,3 kann nur ein Drittel des Wertes am Rand dargestellt werden. Wenn das auch die krasse Ausnahme ist, so fällt die Auflösung in den meisten Fällen um fast 50 Prozent. Dass Detailtreue und TZ61 nicht besonders eng befreundet sind, zeigt sich auch beim Blick auf die Texturschärfe, die schon bei ISO 200 in den sichtbar unscharfen Bereich abtaucht. Das liegt am geringen Pegel, der bei der Messung des Signal-Rauschabstands auffällt. Bereits bei ISO 400 liegt der Messwert unter der Grenze von 35 Dezibel. Die Rauschunterdrückung arbeitet zwar so gut, dass Farbrauschen kein sichtbares Problem darstellt und Luminanzrauschen erst ab ISO 800 sichtbar wird. Die Texturschärfe leidet Panasonic Lumix DMC-TZ61 [Foto: MediaNord]aber von Anfang an unter den starken Eingriffen der internen Bildbearbeitung. Mit dem Nachschärfen hält sich Panasonic indes zurück, Schärfeartefakte sind zu keiner Zeit störend.

Bei der Eingangsdynamik hält die TZ61 bis einschließlich ISO 800 sehr gute Werte über zehn Blendenstufen und schafft auch bei ISO 1.600 noch 9,4 Stufen. Die Kurve der Tonwertwiedergabe verläuft angesteilt, das heißt, die Kamera gibt die Tonwerte knackig und kontrastreich wieder. Für Fans der eigenen Bearbeitung bietet die TZ61 das Raw-Format an. Hier kann sich jeder die Bilder so hinzaubern, wie er es gerne möchte. Betrachtet man die Ausgangs-Tonwertumfang, so kann die TZ61 bis ISO 800 immerhin noch gut die Hälfte der 256 Graustufen ausgeben. Bei der Farbtreue nimmt es die TZ61 nicht so genau. Besonders Rot- und Grüntöne werden gerne in den Gelbbereich hinein verschoben. Beim Weißabgleich hat die Superzoomkamera dagegen keine Probleme. Die Autofokusgeschwindigkeit von 0,35 Sekunden im Weitwinkel und 0,58 Sekunden am Teleende sind für eine Superzoomkamera angemessen.

Fazit Die Lumix DMC-TZ61 überzeugt mit ihrer Ausstattung auf ganzer Linie. Ein echtes Highlight ist dabei natürlich das 30fache optische Zoom, mit dem man sich alles vor die Linse holen kann, was mit bloßem Auge schon kaum mehr erkennbar ist. Eine solch kompakte Objektivkonstruktion dieser Reichweite kann nicht ganz ohne Abbildungsfehler auskommen. Hier greift die interne Bildverarbeitung der TZ61 kräftig zu, was das Auflösungsverhalten und die Detailtreue negativ beeinflusst. Trotzdem ist das Gesamtpaket der TZ61 mehr als überzeugend. Sie eignet sich für Fotografen aller Kenntnisstufen und bietet in vielerlei Hinsicht immer ein bisschen mehr als die Konkurrenz.

Kurzbewertung

  • Alle Einstellungen wie Blende, Zeit, Fokus, Weißabgleich, etc. manuell steuerbar
  • Steuerring um das Objektiv herum beschleunigt die Bedienung der Kamera
  • Gehobene Ausstattung mit GPS, WLAN, HDR, Panoramafunktion, etc.
  • Elektronischer Sucher als Ergänzung zum LC-Display
  • 30faches optisches Zoom für einen Brennweitenbereich zwischen 24 und 720 mm
  • Relativ kleine Bedienknöpfe und wenig griffiges Gehäuse
  • Keine Touch-Bedienung möglich
  • Die Auflösung lässt besonders im Randbereich zu wünschen übrig

Technische Daten

Modell Panasonic Lumix DMC-TZ61
Sensor CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6)
18,9 Megapixel (physikalisch), 18,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.896 x 3.672 (4:3)
Video (max.) 1.920 x 1.080 50p
Objektiv 24-720 mm / F3,3-6,4 (30-fach Zoom)
Sucher elektronischer Sucher
Monitor 3,0", 0,920 Mio. Bildpunkte, Touchscreen
Belichtungsmessung Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung
Belichtungsreihe automatisch, mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator optischer Bildstabilisator
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Audioausgang
GPS intern
Serienaufnahmen max. 10 Bilder/s und max. 10 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/2.000 s
Akkulaufzeit 260 Aufnahmen gem. CIPA-Standard
Speicher
SD
Empfindlichkeit Automatisch ISO 100 bis 3.200, manuell ISO 100 bis 3.200
Abmessungen 111 x 64 x 33 mm (B x H x T)
Gewicht 236 g (betriebsbereit)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/XFLQJ (mit Preisvergleich)
Kommentare

2 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

lefeldt 2015-03-31

Dass die Kamera sich für Fotografen aller Kenntnisstufen eignet, kann ich nicht bestätigen. Ich bin kein Profi, verlange aber zumindest in den unteren ISO-Bereichen scharfe Bilder. Bisher hatte ich es als Bildrauschen bezeichnet, lernte aber jetzt, dass es sich um Texturunschärfe handelt. Das ist mir aber egal. Entscheidend: schon bei ISO 200 erhalte ich selten ein scharfes Bild, außer im knalligen Sonnenschein. Interessanterweise nicht einmal mit Blitz.

Diese Kamera gehört für mich entschieden abgewertet, da nützt auch die tollste Ausstattung nichts.

digiwolf 2016-04-04

Stoße erst jetzt auf diesen Kommentar und möchte anfügen, dass ich die genannten Mängel so nicht bestätigen kann.

Allerdings arbeite ich grundsätzlich nur mit RAW und entwickle dann nach eigenem Gusto. Die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen.

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