Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Panasonic Lumix DMC-TZ71
Seite 2 von 2, vom 2015-05-02 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Ausstattung
Die Panasonic Lumix TZ71 soll sowohl Einsteigern als auch fortgeschrittenen Anwendern gerecht werden. Dies gelingt ihr recht gut. Die TZ71 bietet auf dem Programmwählrad etwa die intelligente Automatik. Sie passt sämtliche Kameraparameter anhand des Motivs bestmöglich an. Wird beispielweise eine Bewegung im Motiv erkannt, erhöht sie die Empfindlichkeit. Somit verkürzt sich die Verschlusszeit und dadurch wird Bewegungsunschärfe vermieden. Zudem erkennt die TZ71 Gesichter. Diese lassen sich sogar samt Geburtsdatum und Namen für eine Gesichtswiederkennung speichern. Die erkannten Personen werden in den Aufnahmen entsprechend markiert. Sogar das Alter wird angezeigt. Insbesondere bei der Dokumentation des Nachwuchses ist das praktisch. Wer möchte, kann aber das passende Motivprogramm auch manuell wählen. Sonst übernimmt die intelligente Automatik das. Eine weitere Einstellung erlaubt die Auswahl eines von 15 Filtereffekten. Sie lassen sich je nach Effekt noch weiter konfigurieren. Sehr schön gelöst ist der Schwenkpanorama-Modus. Er wird ebenfalls über das Programmwählrad direkt aufgerufen. Hier empfiehlt es sich, die Kamera im Hochformat zu schwenken. Das ergibt eine höhere Vertikalauflösung.
Die Programmautomatik (mit Programmshift), Blenden- und Zeitautomatik sowie der manuelle Modus erlauben dem fortgeschrittenen Anwender den vollen Zugriff auf die fotografische Kreativität. Allerdings ist die Schärfentiefe aufgrund des kleinen Sensors schon bei Offenblende sehr groß. Das Freistellpotential wird dadurch arg begrenzt. Auch das Belichtungszeitenfenster ist mit 1/2.000 Sekunde kürzester und 4 Sekunden längster Belichtungszeit eingeschränkt. Eine Bulb-Langzeitbelichtung gibt es nicht. Längere Belichtungen mit 15, 30 oder 60 Sekunden ermöglicht nur das Motivprogramm Sternenhimmel. Löblich ist, dass die TZ71 Aufnahmen sogar im Rohdatenformat speichern kann.
Trotz enormem 30-fach-Zoom ist die Panasonic Lumix DMC-TZ71 nur 34 mm flach. Beim Einschalten fährt das Objektiv ebenfalls 34 mm weit aus dem Gehäuse heraus. [Foto: MediaNord]
Stolze sechs Zentimeter fährt das 30-fach-Zoom der Panasonic Lumix DMC-TZ71 in Telebrennweite aus dem Gehäuse heraus. [Foto: MediaNord]
Das Stativgewinde der Panasonic Lumix DMC-TZ71 sitzt nicht nur außerhalb der optischen Achse, sondern auch sehr dicht am Akku- und Speicherkartenfach. Es lässt sich auf dem Stativ oder mit Wechselplatte nicht öffnen. [Foto: MediaNord]
Vom Drücken des Auslösers bis zur Aufnahme vergehen im Weitwinkel gerade einmal 0,3 Sekunden. In Telestellung allerdings braucht der lautlos arbeitende 23-Punkt-Autofokus rund doppelt so lange. Er lässt sich wahlweise auf ein Fokusfeld mit anpassbarer Größe und Position beschränken. Zudem gibt es einen Tracking-Autofokus. Er behält ein fixiertes Motiv im Fokus behält, auch wenn es sich über das Bildfeld bewegt. Wer möchte, fokussiert die TZ71 mit Hilfe des Objektivrings manuell, eine Fokuslupe, Schärfeskala sowie Fokuspeaking helfen dabei.
4K-Videoaufnahmen beherrscht die TZ71 zwar nicht, wohl aber Full-HD mit 1.920 mal 1.080 Pixeln Auflösung. In AVCHD stehen 50p und 50i bei Full-HD sowie 50p bei HD (720p) zur Auswahl. Im internet- und Smartphone-freundlichen MP4-Format sind es nur 25 Vollbilder pro Sekunde. Der Ton gelangt über das Stereomikrofon, das sich auf der Kameraoberseite befindet, ins Video. Dabei ist ein elektronischer Windgeräuschfilter zuschaltbar. Die aktivierbare Mikrofon-Zoom-Funktion hebt allerdings lediglich die Verstärkung an. So werden auch Nebengeräusche beim Zoomen lauter, statt sie auszublenden. Autofokus und Belichtung führt die TZ71 während der Videoaufnahme sanft und lautlos nach. Das Zoom läuft im Vergleich zu Foto verlangsamt, dadurch sind Zoomgeräusche kaum wahrnehmbar. Der optische Bildstabilisator bekommt bei Videoaufnahmen von einem elektronischen Unterstützung. Dank der Videoaufnahmetaste auf der Kameraoberseite lassen sich jederzeit Videoaufnahmen starten.
Im Wiedergabemodus gibt es sogar spezielle Bearbeitungsfunktionen für Videos. So lässt sich eine Videodatei beispielsweise splitten. Zusammenfügen kann man zwei Videos hingegen leider nicht. Auch Zeitrafferaufnahmen unterstützt die TZ71. Daraus lässt sich nachträglich ein Video direkt in der Kamera erstellen. Fotos lassen sich ebenfalls bearbeiten. Es gibt etwa eine Autokorrektur oder Kreativfilter. Auch Datum und Titel lassen sich einfügen. Darüber hinaus ist das Beschneiden und Verkleinern eines Bildes möglich. Dank WLAN und NFC beherrscht die Panasonic TZ71 eine komfortable und einfache Verbindung mit dem Smartphone. Die passende App erlaubt natürlich die Übertragung aufgenommener Fotos. Zudem kann die TZ71 ferngesteuert werden, wobei das Livebild auf dem Handybildschirm angezeigt wird. Zahlreiche Aufnahmeparameter lassen sich bei Panasonic via App anpassen.
Bildqualität
Panasonic setzt bei der TZ71 einen kleinen 1/2,3"-Sensor ein. Er löst mit 12 Megapixeln ein Drittel geringer auf als noch in der TZ61, die es auf 18 Megapixel brachte. Panasonic verspricht sich davon "genug Auflösung" mit dafür besserem Rauschverhalten. Dem sind wir im ausführlichen Labortest auf den Grund gegangen, der kostenpflichtig über die weiterführenden Links abgerufen werden kann. Auf ihm beruhen die folgenden Betrachtungen.
Tatsächlich überrascht die TZ71 im Labortest mit einem hohen Signal-Rauschabstand. Bis ISO 800 bleibt er im akzeptablen Bereich. Helligkeitsrauschens wird erst über ISO 800 sichtbar. Farbrauschen hingegen hat die Lumix bis zur höchsten Empfindlichkeit von ISO 6.400 unter Kontrolle. Ab ISO 400 sorgt die Rauschunterdrückung für leicht weichere Bilder. Die Texturschärfe bleibt aber bis ISO 800 im akzeptablen Bereich. Erst darüber wirken die Bilder sehr verwaschen und bekommen einen Aquarelllook. Damit liefert die TZ71 für das Segment der Travelzoom-Kameras beim Rauschen ein überaus positives Bild ab. Sie ist bei ISO 800 so gut wie die TZ61 bei ISO 200. Auch die Eingangsdynamik der TZ71 ist mit rund zehn Blendenstufen im Bereich von ISO 80 bis 800 gut. Selbst bei höheren Empfindlichkeiten fällt sie nur knapp unter neun Blendenstufen. Die tatsächliche Farbtiefe ist ebenfalls bis ISO 800 sehr gut, fällt aber nie in kritische Bereiche ab. Anders sieht es beim Ausgangs-Tonwertumfang aus. Oberhalb von ISO 800 werden nicht mehr ausreichend viele Helligkeitsabstufungen unterschieden, um ein homogenes Bild abzugeben. Die Tonwertaufbereitung ist typisch für eine Kompaktkamera für eine kontrastreiche Wiedergabe stark angesteilt. Bei der Farbtreue hingegen zeigt sich die TZ71 vergleichsweise neutral, auch wenn die Farben nicht 100 Prozent am Original sind.
Schon die TZ61 wusste nicht gerade mit hoher Auflösung zu begeistern und machte vor allem im Telebereich eine beschämende Figur. Man sollte meinen, mit einem 12-Megapixel-Sensor sei es auch getan und die effektive Auflösung damit kaum geringer. Tatsächlich erreicht die TZ71 im Weitwinkel im Bildzentrum eine gute Auflösung von 42 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm). Abgeblendet auf F4 sinkt die Auflösung leicht unter die Marke von 40 lp/mm. Bei F5,6 hingegen schlägt schon deutlich der Auflösungsverlust durch Beugung zu, es werden noch 30 lp/mm erreicht, die durchaus in Ordnung gehen. Bei F8 sind es nur noch etwas über 20 lp/mm, was kaum noch für DIN A 4 taugt. Übel ist allerdings die Randauflösung, die bei Offenblende mit 15 lp/mm lediglich ein Drittel der Zentrumsauflösung beträgt! Beim Abblenden steigt die Randauflösung kaum, fällt aber bis F5,6 auch nicht ab, bei F8 sind es nur noch knapp 13 lp/mm.
Bei mittlerer Brennweite von 135 Millimeter ist die Randauflösung zwar besser, die Zentrumsauflösung hingegen liegt nur noch bei rund 25 lp/mm. Abgeblendet auf F8 sind es nur noch 18 lp/mm im Zentrum und am Bildrand. In Telestellung wird das Dilemma noch schlimmer, hier kommt die TZ71 kaum über 20 lp/mm hinaus, am Bildrand sind es gar nur rund 13 lp/mm. Das taugt für Postkartengröße, aber nicht viel mehr und ist eigentlich das Leica-Label auf dem Objektiv nicht wert. Dass das Objektiv nur eine geringe Verzeichnung und Vignettierung zeigt, ist wenig tröstlich. Farbsäume treten im Maximum bei allen Brennweiten leicht auf und sind bei mittlerer Brennweite am geringsten und in Telestellung am höchsten.
Fazit
Die Panasonic Lumix DMC-TZ71 ist technisch gesehen eine sehr gut ausgestattete, reife Kamera. Sie stellt die Konkurrenz etwa mit dem eingebauten elektronischen Sucher oder der guten Bedienung in den Schatten. Der große 30-fach-Zoomfaktor im 34 Millimeter flachen Gehäuse ist allerdings kompromissbehaftet. So fehlt es dem Objektiv an Lichtstärke. Aber auch bei der Auflösung bekleckert sich die TZ71 nicht mit Ruhm. Der 12-Megapixel-Sensor wird auflösungstechnisch bei weitem nicht ausgereizt. Für großformatige Abzüge taugt die TZ71 nicht. Sie eignet sich aber durchaus für das Urlaubsalbum, Postkarten, Fotobücher, Internetalben oder aber soziale Netzwerke. Auf Reisen passt die kompakte Kamera immer in die Tasche. Und ein Foto mit der kleinen TZ71 ist allemal besser als kein Foto, weil die große Kamera im Hotelzimmer liegt. Mit der Besinnung auf einen niedriger auflösenden Sensor gelingen der TZ71 zudem sogar recht gute Bilder bis ISO 800. Vergleichbare Kameras mit höher auflösenden Sensoren produzieren da nur noch Pixelmatsch. Leider wird die Sensorauflösung vom Objektiv nicht ausgereizt.
Kurzbewertung
- Gut verarbeitetes Metallgehäuse
- Viele Einstellmöglichkeiten inkl. M-Modus und Raw-Format
- Viel Zoom im sehr kompakten Gehäuse
- Durch gering auflösenden Sensor brauchbare Bildqualität bis ISO 800
- Geringe Bildauflösung
- Blitz wird leicht versehentlich abgedeckt
- Elektronischer Sucher mit schlechtem Einblick
- Objektiv mit geringer Lichtstärke
Technische Daten
Modell |
Panasonic Lumix DMC-TZ71 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 12,8 Megapixel (physikalisch), 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 50p |
Objektiv |
24-720 mm / F3,3-6,4 (30-fach Zoom) |
Sucher |
elektronischer Sucher, 1,17 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 2,59-fach (Sensor-bezogen) |
Monitor |
3,0" (7,5 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, nicht beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Intervallaufnahme |
ja (Startzeit einstellbar) max. 200 Aufnahmen |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
Drahtlos |
WLAN, NFC |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: gerätespezifisch, HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
GPS |
extern (Smartphone als GPS-Logger) |
Serienaufnahmen |
max. 10 Bilder/s und max. 6 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Autofokus |
Kontrast |
Akkulaufzeit |
300 Aufnahmen gem. CIPA-Standard |
Speicher |
SD (SDHC, SDXC) |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 80 bis 6.400, manuell ISO 80 bis 6.400 |
Abmessungen |
111 x 65 x 34 mm (B x H x T) |
Gewicht |
243 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/0MCMJ (mit Preisvergleich) |