Vollformat-DSLR

Testbericht: Pentax K-1 Mark II

2018-05-24 Eigentlich wollten wir bereits vor zwei Jahren die Pentax K-1 testen, doch dann kam das Kumamoto-Erdbeben 2016 dazwischen, das zu Lieferengpässen führte. Als die vorbei waren, gab es bereits andere aktuelle Kameras, die wir testen wollten. Doch nun steht mit der K-1 Mark II die verbesserte Version in den Startlöchern und bei uns im Testlabor. Auf dem Papier beeindruckt sie mit einigen speziellen Funktionen, die einen Blick absolut lohnenswert machen, zumal der Preis mit knapp unter 2.000 Euro ebenfalls attraktiv zu sein scheint. Ob das letztlich auch in der Praxis zutrifft und wie es um die Bildqualität bestellt ist, zeigt dieser Test.  (Benjamin Kirchheim)

Ergonomie und Verarbeitung

Obwohl die Pentax K-1 Mark II für eine Kleinbild-Vollformat-DSLR relativ kompakt ist, wirkt sie doch wuchtig und vor allem schwer. Tatsächlich ist sie einen Zentimeter schmaler und 1,7 Zentimeter niedriger als eine Nikon D850, dafür aber einen guten halben Zentimeter tiefer. Beim Gewicht hingegen liegt die Pentax sogar leicht über der Nikon und knackt knapp die Marke von einem Kilogramm. Das zeigt, wie viel Material im Gehäuse, das aus einer Magnesiumlegierung besteht, verbaut wurde. Die K-1 II wirkt geradezu so, als könne man mit ihr Nägel in die Wand schlagen. Auch Umwelteinflüsse können ihr kaum etwas anhaben. Sie ist gegen Staub und Spritzwasser geschützt und auch noch bis -10 Grad Celsius frostsicher. Tatsächlich kann man die Kamera problemlos in der Erde vergraben, sie wieder ausbuddeln und unter fließendem Wasser abwaschen, sofern auch das Objektiv diese Prozedur mitmacht. Dennoch ist am Gehäuse hier und da etwas Kunststoff verbaut, etwa bei der Klappe des Speicherkartenfachs oder aber bei der kantigen Abdeckung des Sucherbuckels. Letzteres hat einen einfachen Grund: Hier sitzen die Antennen für das verbaute GPS sowie das WLAN, und die brauchen ungehinderten Empfang. Allein durch seine Formgebung ist der Kunststoff des Sucherbuckels aber sehr robust.

Dass die Kamera doch recht gedrungen gebaut ist, merkt man am für manchen vielleicht etwas knapp bemessenen Platz zwischen Handgriff und Objektivbajonett. Immerhin ist der Griff sehr gut ausgeformt und bietet sogar für die Fingerkuppen spezielle Ausbuchtungen. Sowas sieht man selten; hier hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht. Auch das genarbte Gummi ist äußerst rutschfest, was manchmal schon fast etwas unangenehm auf der Haut wirkt. Die K-1 Mark II liegt damit perfekt und sicher in der Hand.

Fans von Knöpfen, Schaltern und Einstellrädern werden an der Pentax K-1 II ihre wahre Freude haben. Gleich fünf Räder tummeln sich auf der Gehäuseoberseite beziehungsweise nicht weit davon entfernt. Hinzu kommen satte 21 Tasten und drei Schalter. Das Programmwählrad links vom Sucherbuckel kann wahlweise dauerhaft entriegelt oder verriegelt werden, wobei im verriegelten Zustand ein Druck auf den oberen Knopf reicht, um es währenddessen drehen zu können. Ein versehentliches Verstellen ist damit ausgeschlossen. Rechts vom Sucher sitzt ein zweites Einstellrad mit vielen wichtigen Funktionen, etwa der ISO-Empfindlichkeit, der Bracketingfunktion oder der Serienbildfunktion. Die auf diesem Rad eingestellte Funktion kann mit dem Multifunktionsrad rechts oben auf dem Gehäuse eingestellt werden. Zusätzlich gibt es die beiden üblichen Multifunktionsräder für den Daumen und den Zeigefinger, die ebenfalls gut erreichbar sitzen. So manche Funktion des rechten Einstellrads kann aber auch über Tasten erreicht werden, etwa die ISO-Empfindlichkeit, die Belichtungskorrektur oder die Serienbildfunktion. Man kann die K-1 II also so bedienen, wie man es lieber mag. Per vorherigem Tastendruck oder nur mit Einstellrädern.

Das zentrale Element einer DSLR ist ihr Spiegelreflexsucher, auf den Pentax ein besonderes Augenmerk gelegt hat. Ein Pentaprisma sorgt für ein helles Sucherbild mit 0,7-facher Vergrößerung und 100 Prozent Bildfeldabdeckung. Die Eintrittspupille von 21 mm reicht allerdings bei manchem Brillenträger nicht aus, um das Sucherbild komplett überblicken zu können. Hier hilft gegebenenfalls die Dioptrienkorrektur von -3,5 bis +1,2 dpt und das Hochschieben der Brille. Im Sucher lassen sich nicht nur die Autofokusfelder anzeigen, sondern auch ein Gitter einblenden. Zudem sind die Suchermattscheiben austauschbar. Unterhalb des Suchers werden diverse Aufnahmeparameter angezeigt. Nicht so schön ist jedoch, dass der rückwärtige Bildschirm nicht ausgeht, sobald man durch den Sucher blickt, sondern erst, sobald man den Auslöser antippt.

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Der rückwärtige Bildschirm bietet zunächst nur übliche Werte. Er ist 8,1 Zentimeter groß, löst 1,04 Millionen Bildpunkte im Seitenverhältnis von 3:2 auf und leuchtet mit maximal 750 cd/m² auch bei Sonnenlicht ausreichend hell. Interessanter wird es schon bei der Monitorbeweglichkeit und der Robustheit, auf die Pentax auch hier Wert gelegt hat. Der Bildschirm ist kratzunempfindlich, jedoch handelt es sich nicht um einen Touchscreen. Der Beweglichkeitsmechanismus ist einzigartig: Vier robuste Edelstahlscharniere mit Kugelgelenken halten den Bildschirm an vier Punkten fest und erlauben eine Beweglichkeit von 35 Grad seitlich und in der Rotation sowie um 45 Grad nach unten und nach oben. Die restlichen 45 Grad nach oben werden über ein weiteres Scharnier gewährleistet. Der Bildschirm ist so robust, dass man problemlos die knapp 1,8 Kilogramm schwere Kombination aus der Pentax K-1 II und dem F2,8 lichtstarken 24-70mm-Objektiv daran hochheben und hin und her schlenkern kann. Nur verkehrt herum an die Kamera klappen lässt sich der Bildschirm mit diesem Mechanismus natürlich nicht.

Doch damit nicht genug der "Gimmicks". Auf der Oberseite sitzt zusätzlich noch ein kleines LC-Display, das über die wichtigsten Aufnahmeparameter informiert. Zudem sind überall an der Kamera kleine LEDs verbaut, die sich zwecks Beleuchtung aktivieren lassen. Man könnte fast meinen, das Kamera-Äquivalent eines getunten Golf GTIs mit Fußraum- und Unterbodenbeleuchtung in der Hand zu halten. Vier weiße LEDs hinter dem Bildschirm beleuchten die Kamerarückseite, in den Speicherkartenschächten sitzen ebenfalls LEDs und sogar das Bajonett wird von oben beleuchtet. Dass das Status-LCD grün schimmert, verkommt dabei fast zur Nebensache. Mit der Beleuchtung kann man jedenfalls wunderbar auch im Dunkeln arbeiten, ohne ständig eine Taschenlampe bemühen zu müssen.

Gut strukturiert sind auch die Menüs, die sehr viele Einstellungen zulassen. Dabei sind jedoch alle Funktionen ausgespart, die sich ohnehin direkt per Tastendruck erreichen lassen, wodurch die Menüs weniger überladen wirken. Dennoch gibt es hier viele Feineinstellungsmöglichkeiten, beispielsweise lässt sich die Programmkurve anpassen. Zusätzlich bietet die K-1 II auch noch ein Schnellmenü, das sich selbstverständlich an die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt. Bis auf den fehlenden Touchscreen bleiben also kaum noch Bedienwünsche offen.

Auf der Unterseite sitzt das Stativgewinde ordnungsgemäß in der optischen Achse und allein schon aufgrund der Kameragröße weit genug vom Akkufach entfernt, um dieses mit angesetzter Schnellwechselplatte nicht zu blockieren. Das Akkufach ist wie die gesamte Kamera gut abgedichtet und mit einem speziellen Drehverschluss-Riegel gesichert. Geladen wird er in der mitgelieferten, externen Ladeschale. Mit vollem Akku sind 670 Aufnahmen nach CIPA-Standardmessverfahren möglich.

Hier zeigt sich, dass die K-1 Mark II nicht immer eine besonders moderne Kamera ist. So bietet sie zwar zahlreiche Schnittstellen von Blitzanschluss über USB und HDMI bis hin zu einem Netzteilanschluss und einem optionalen Batteriegriff, die Micro-USB-Buchse eignet sich jedoch weder zum Aufladen des Akkus noch zur Stromversorgung der Kamera. Hier zeigen andere Hersteller, wie praktisch es sein kann, unterwegs im Auto oder per Powerbank den Akku aufzuladen oder sogar unabhängig vom Stromnetz mit Hilfe einer Powerbank lange Intervallaufnahmesequenzen anzufertigen.

Auch das Kartenfach nutzt die modernen Möglichkeiten bei weitem nicht aus. Dass zwei SD-Kartenschächte verbaut sind, ist löblich, zumal man JPEG- von Raw-Aufnahmen oder Videos von Fotos trennen kann. Aber beide Schächte unterstützen nicht das schnelle UHS II, selbst UHS I wird bei weitem nicht in seinen Möglichkeiten für hohe Schreibgeschwindigkeiten ausgeschöpft. Das ist angesichts der Datenmengen einer 36-Megapixel-Kamera mit fast 60 Megabyte großen Raw-Dateien echt traurig.

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