Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Pentax K-5
2010-12-13, aktualisiert 2011-11-02 War bisher die K-7 mit hervorragender Verarbeitung und breitem Ausstattungsumfang aber kritikwürdiger Bildqualität das DSLR-Topmodell von Pentax, soll sie nun von der K-5 übertrumpft werden. Dabei möchte Pentax nicht nur bei der Bildqualität nachlegen, sondern hat auch im Detail zahlreiche, teils versteckte Verbesserungen untergebracht. Vor allem aber soll der neue 16-Megapixel-CMOS-Sensor bei erhöhter Auflösung ein deutlich besseres Rauschverhalten an den Tag legen, was ganz nebenbei auch den Dynamikumfang verbessert. Wir haben die K-5 im Test genau unter die Lupe genommen, um die Verbesserungen im Detail zu beleuchten. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Auf den ersten Blick scheint die Pentax K-5 der K-7 wie ein Ei dem anderen zu gleichen. Schaut man aber genauer hin, so kann man wenige Unterschiede ausmachen. Das Magnesiumgehäuse ist gewohnt solide und gegen Spritzwasser geschützt, was übrigens auch für das Standardzoom 18-55mm WR und alle anderen Pentax-Objektive mit DA* oder WR im Namen gilt. Auch das SD/SDHC-Kartenfach und das Akkufach (D-LI90 für 740 Aufnahmen gem. CIPA) sind gedichtet. Das Metallstativgewinde ist in der optischen Achse und ausreichend weit vom Batteriefach entfernt, mit dem ebenfalls gedichteten Hochformatgriff lässt sich nicht nur die Ergonomie verbessern, sondern auch die Akkulaufzeit verdoppeln – mit ihm ist auch der Einsatz von AA-Zellen möglich. Für ein Flaggschiffmodell ist die K-5 erstaunlich kompakt, was für das Reisegepäck und die Fototasche sehr angenehm ist, nur Fotografen mit großen Pranken mögen sich ein größeres Gehäuse wünschen. Mit knapp 750 g ist die K-5 jedenfalls recht schwer und wirkt dadurch so solide, wie sie auch ist. Selbst der 3"-Bildschirm ist mittels Vergütung gegen Kratzer geschützt.
Ergonomisch ist das Gehäuse trotz seiner Kompaktheit äußerst gut. Der Handgriff ist ausgeprägt und für den Mittelfinger gibt es eine Mulde, die rutschfesten Gummiapplikationen tun ihr übriges. Sehr praktisch ist bei Pentax, dass man mit dem Ringfinger der Griffhand die Objektiventriegelung betätigen kann, so muss man nicht umgreifen und kann mit links das Objektiv abnehmen. Eine der Detailverbesserungen gegenüber der K-7 ist der Umschalter von Einzel- auf Nachführ- und manuellen Fokus, der nun besser "blind" bedient werden kann. Mit zur guten Ergonomie gehören die vielen Bedienelemente am Gehäuse, die fast alle ohne Umgreifen betätigt werden können und zu einem guten Teil sogar frei belegbar sind. Beispielsweise das vordere und hintere Einstellrad, die OK-Taste sowie die RAW-Taste, mit der man nicht unbedingt zwischen JPEG und RAW umschalten muss, sondern sie auch anderweitig verwenden kann.
Die Kameramenüs sind zwar einerseits klar strukturiert und modern im Design, allerdings bietet die K-5 eine derartige Vielzahl an Einstellmöglichkeiten, dass man schonmal den Überblick bei der Suche nach einer Bestimmten Funktion verliert – eine Art Favoritenmenü wäre hier sicher hilfreich. Immerhin kann die K-5 auf Wunsch auf den zuletzt benutzen Menüeintrag springen, wenn man wieder die Menütaste drückt. Der Bildschirm selbst ist eine Augenweide, er löst mit 921.000 Bildpunkten sehr fein auf und ist gegen Spiegelungen und Kratzer vergütet. Bei der Aktivierung des LiveViews bemerkt man gleich den sehr leisen und gut gedämpften Spiegelschlag, zu hören ist er nur in leisen Umgebungen und bleibt auch da angenehm. Zum Auslösen hingegen muss der Spiegel, anders als bei anderen DSLRs, nicht erst wieder herunter klappen. So hört man nur das kurze Geräusch des ebenfalls äußerst leisen Verschlusses, den wir uns in einer spiegellosen Systemkamera von Samsung, Panasonic, Olympus oder Sony wünschen würden, die allesamt lauter auslösen als die Pentax K-5. Verbessert hat Pentax übrigens auch den Kontrastautofokus. Er ist nicht nur bedeutend schneller als in der K-7, sondern das Fokusfeld wird auch automatisch vergrößert, so dass man eine hervorragende visuelle Fokuskontrolle hat. Nach der Fokussierung sieht man dann wieder den gesamten Bildausschnitt.
Doch nicht nur beim Bildschirm und LiveView kommt man ins Schwärmen, auch der Sucher ist äußerst gut. Er deckt wie die LiveView-Funktion 100 % des späteren Bildes ab, vergrößert 0,92fach und ist Dank hochwertiger Prismenkonstruktion angenehm hell. In der unteren Sucherleiste werden die nötigen Aufnahmeinformationen angezeigt – genauso wie auf dem LC-Display auf der Kamerarückseite und auf Wunsch auch auf dem rückwärtigen TFT-Bildschirm. Blende, Belichtungszeit, ISO und selbst die Kameraausrichtung (Wasserwaage) hat der Fotograf so stets im Blick. Dank auswechselbarer Suchermattscheibe ist bspw. auch ein Gitternetz verfügbar, das im LiveView dagegen digital auf dem Bildschirm eingeblendet wird.
Ausstattung Die Funktionsliste der K-5 ist derart lang, dass es wohl kürzer wäre aufzuzählen, was sie nicht kann. Z. B. fehlen sämtliche Motivprogramme, das mit einem nützlichen Verriegelungsknopf versehene Programmwählrad richtet sich ganz an anspruchsvollere Benutzer. Statt Motivprogrammen kann man die Programmkurve im Menü anpassen, bspw. für kurze Verschlusszeiten, geringe Schärfentiefe oder die für das jeweilige Objektiv optimale Blende. Dank Benutzerspeichern lassen sich individuelle Aufnahmeeinstellungen zusammen stellen, speichern und blitzschnell wieder abrufen, so dass der Fotograf sich optimal auf verschiedene Aufnahmesituationen einstellen kann.
Der Empfindlichkeitsbereich reicht von ISO 100 bis 25.600 bzw. nach Freigabe im Benutzermenü sogar von ISO 80 bis unglaubliche ISO 51.200. Das sind Bereiche, die früher vor allem in dem Umfang undenkbar waren. Dabei kann der Anwender die Empfindlichkeit nicht nur in 1/3-EV-Stufen genauestens regeln, sondern auch die ISO-Automatik seinen Bedürfnissen anpassen, indem der Regelbereich sowohl nach unten als auch oben begrenzt werden kann. Im Programm TAv ist es sogar möglich, Blende und Belichtungszeit vorzugeben und die Belichtung nur über die Empfindlichkeit von der Kamera regeln zu lassen. Für jede Empfindlichkeit (bzw. bei 1/3-Stufenstellung für immer drei zusammen) kann der Fotograf festlegen, wie stark die Rauschunterdrückung zuschlagen soll. Neben "Aus" gibt es drei Stärkeeinstellungen; so hat man bei jeder Empfindlichkeit die Wahl zwischen Rauscharmut und Detailreichtum.
Der Blitz klappt schön hoch aus, macht dann aber im Vergleich mit dem Kameragehäuse einen nicht ganz so robusten Eindruck. Er ist aber ausreichend leistungsstark und bei den Einstellungen vermisst man nichts. Externe Blitze können über den TTL-Systemblitzschuh, per Synchronkabel oder sogar per Drahtlos-TTL gesteuert werden, hier bleiben kaum Wünsche offen. Wer vielleicht aus der *ist D oder K10D noch die weniger zuverlässige Blitzbelichtung kennt, wird von der K-5 begeistert sein, sie ist hier viel sicherer und zuverlässiger, auch die Belichtung ohne Blitz ist tadellos.
Außerdem zeigt Pentax beim Weißabgleich, dass man mehr bieten kann als fünf Voreinstellungen. Es gibt für quasi jede wichtige Lichtsituation eine feste Vorgabe, beim Glühlampen-Weißabgleich kann man für die Automatik sogar einstellen, ob man es lieber etwas wärmer oder neutraler hätte. Außerdem gibt es eine Feinkorrektur auf zwei Achsen sowie die Möglichkeit, drei verschiedene Kelvinwerte für die Farbtemperatur vorzugeben, auch für manuelle Messungen gibt es drei Speicher, wobei man als Referenz auch ein beliebiges, bereits aufgenommenes Foto hernehmen kann. Die Änderung des Weißabgleichs kann direkt an einem beliebigen Bild simuliert werden. Doch nicht nur auf den Weißabgleich hat der Fotograf weitreichende Einflussmöglichkeiten, sondern auch auf andere Bereiche der Bildaufbereitung wie etwa Schärfe, Ton- und Farbwertkurve oder die Kontraste. Dabei gibt es zahlreiche Speichermöglichkeiten für die Einstellungen. Wessen Spieltrieb damit immer noch nicht befriedigt ist, findet obendrein noch digitale Kreativfilter von der Schwarzweißaufnahme in Tönungen von Sepia oder anderen Farben, einen Crossfilter oder gar einen Spielzeugeffekt (siehe auch Fototipp in den weiterführenden Links).
Die Videofunktion hat Pentax auf das FullHD-Format (1.920 x 1.080 Pixel) aufgebohrt. Dabei sind 25 Bilder/s möglich, bei niedrigeren Auflösungen auch wahlweise 30 Bilder/s. Für das Spiel mit der Schärfentiefe kann die Blende manuell vorgegeben werden, fokussieren muss man vor der Aufnahme, denn währenddessen ist der Autofokus deaktiviert. Der Ton gelangt wahlweise über das eingebaute Monomikrofon oder besser per extern angeschlossenem Stereomikrofon auf die Speicherkarte. Auch der mechanische Bildstabilisator ist im Video verwendbar, produziert aber Störgeräusche, die man vor allem über das interne Mikrofon wahrnimmt. Apropos Bildstabilisator: Der stabilisiert nicht nur jedes angesetzte Objektiv, sondern kann auch zur Sensorjustage verwendet werden. So ist nicht nur ein leichter Shift-Effekt möglich, sondern einen schiefen Horizont kann die Kamera so auf Wunsch in Grenzen sogar automatisch ausrichten. Zurück zur Videofunktion: So zeitgemäß die Auflösung auch ist, das Videoformat Motion-JPEG ist total veraltet. Die Videoaufnahmelänge ist zwar theoretisch sowieso auf 25 Minuten begrenzt, aber weit vorher wird bei hoher Auflösung schon die maximale Dateigröße von 4 GBytes erreicht. Mit MP4 wären doppelt so lange Videoaufzeichnungen im Vergleich zu Motion-JPEG möglich.
Serienaufnahmen bis 7 Bilder/s beherrscht die K-5 ebenfalls, und zwar auch in vorwählbaren niedrigeren Geschwindigkeiten. Die schnellen Aufnahmen sind aber nicht nur für Sport gedacht, sondern auch für Belichtungsreihen oder sogar automatische HDR-Aufnahmen. Dabei setzt die Kamera drei unterschiedlich belichtete Aufnahmen inkl. automatischer Ausrichtung zu einem neuen zusammen, das eine höhere Lichter- und Tiefendynamik zeigt. Die Stärke des Effekts ist dabei einstellbar. Die Funktion gibt es nur in JPEG, wobei die Originalaufnahmen gar nicht erst gespeichert werden, sondern nur das fertige Endprodukt.
Bildqualität Ob Pentax mit dem Wechsel zum Sony-Sensor in der K-5, der auch noch 16 statt 14 Megapixel auflöst, den erwarteten Fortschritt bei der Bildqualität gemacht hat, sollte der Labortest zeigen. Er ist mit allen Einzelheiten gegen ein kleines Entgelt in Höhe von 1,40 EUR aubrufbar, Inhaber einer Labortest-Flatrate (ab 4,16 EUR pro Monat) brauchen nichts extra zu bezahlen. Schon visuell zeigt sich der Quantensprung, den auch das Testlabor bestätigt. Vor allem das Rauschen ist hervorragend geglättet, bis einschließlich ISO 3.200 kann die Kamera uneingeschränkt eingesetzt werden. Auch ISO 6.400 und 12.800 sind noch akzeptabel, selbst mit dem Rauschen bei ISO 25.600 kann man noch leben, erst ISO 51.200 sollte man nur in Notfällen verwenden. Das Rauschen hat bis ISO 12.800 einen recht natürlichen Charakter, auch feine Bilddetails werden nicht allzu sehr von der Rauschunterdrückung in Mitleidenschaft gezogen. Diesen Eindruck unterstreicht die gute Eingangsdynamik, die bis einschließlich ISO 800 um 8,5 Blendenstufen herum pendelt. Der Bestwert wird bei ISO 100 mit 8,6 Blendenstufen erreicht, d. h. bei ISO 80 wird der Sensor leicht übersättigt, was etwas Dynamik kostet. Bei ISO 1.600 und 3.200 werden immer noch gut 8 Blendenstufen erreicht. Selbst darüber hinaus sinkt die Dynamik nur langsam und ist angesichts der hohen Empfindlichkeit beachtlich, selbst bei ISO 25.600 verkraftet die K-5 noch über 7 Blendenstufen. Damit fährt die Pentax hier absolute Bestnoten ein. Die Tonwertkurve verläuft sehr neutral, nur die Schatten sind etwas weicher. Der Schwarzwert ist leicht erhöht, d. h. die Ausgangsdynamik wird nicht zu 100 % ausgeschöpft, muss aber nicht unbedingt korrigiert werden.
Bei der Auflösungsmessung zeigt sich ein differenzierteres Bild. Die absolute Auflösung ist auf einen relativ niedrigen Niveau, aber dafür sehr gleichmäßig. Ob man auf- oder abblendet, Weitwinkel oder Tele verwendet spielt selbst beim 18-55mm-Standardzoom nur eine untergeordnete Rolle. Das liegt aber an der sehr defensiven Detailaufbereitung der K-5. D. h. selbst in JPEG liegt hier noch ein großes Potential für die Bildnachbearbeitung. Artefakte an feinen Strukturen sind praktisch nicht auszumachen; in diesem Punkt fährt die Konkurrenz stets schlechte Noten ein. Auch die Nachschärfung ist so zurückhaltend, dass hierbei keine negativen Effeklte sichtbar werden. In der Praxis zeigt sich aber bzgl. den Potentials der Bilddetails dann wieder doch, wo die jeweiligen Objektive ihre Schwächen haben.
Das 18-55mm zeigt sowohl bei der Verzeichnung als auch bei der Vignettierung ganz typische Standardzoomwerte, d. h. bei Offenblende mehr Randabdunklung und im Weitwinkel (mit maximal 1,5 Blendenstufen, was im grünen Bereich liegt) stärker als bei Tele. Der Verlauf ist aber sanft genug, um nicht negativ aufzufallen. Darüber hinaus zeigt sich im Weitwinkel eine sichtbare tonnenförmige Verzeichnung, in Telestellung eine leicht kissenförmige. Aber auch hier bietet die K-5 optional eine Korrektur in den Menüs an, sie ist nur standardmäßig deaktiviert, da die aufwändigen Berechnungen die Kamera beim Speichern langsamer machen. Das gute Nachbearbeitungspotential unterstreicht Pentax mit einer zurückhaltenden JPEG-Komprimierung. Vier Stufen stehen dabei zur Auswahl, wobei die beste Qualität weniger als 1:5 komprimiert. Das bedeutet zwar größere Bilder, dafür aber weniger Komprimierungsverluste. Mit 1:6 und 1:12 liegen aber auch die nächsten Stufen noch im verwendbaren Bereich; andere Kameras fangen bei 1:12 als beste Qualität erst an.
Fazit Kurzbewertung
- Sehr gute Ergonomie mit vielen Möglichkeiten zur Individualisierung
- Viele Pfiffige Detaillösungen
- Sehr gute Bildqualität mit gleichmäßiger, zurückhaltender Bildaufbereitung
- Solides, spritzwassergeschütztes Gehäuse
- Lücken im Objektivprogramm (bspw. lichtstarke (Super-) Telezooms und Telemakro)
- Drehregler zur Autofokuswahl (Multi, Punktauswahl und Spot) zu schwergängig und klein
- SD-Karte für "Grobmotoriker" etwas schwer entnehmbar
- Etwas überfrachtete Menüs durch den hohen Ausstattungsumfang und die Individualisierbarkeit
Technische Daten
Modell |
Pentax K-5 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 16,9 Megapixel (physikalisch), 16,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.928 x 3.264 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 25p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 100 % Abdeckung, Dioptrienausgleich -2,5 - 1,5 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,0", 0,921 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (77 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Pentax, Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 7,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/8.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 12.800, manuell ISO 80 bis 51.200 |
Gehäuse |
Spritzwasserschutz |
Abmessungen |
131 x 97 x 73 mm (B x H x T) |
Gewicht |
750 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/4TWVD (mit Preisvergleich) |