Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Pentax K-S1

Seite 2 von 2, vom 2014-11-06 (Autor: Stefan Meißner)Zur Seite 1 wechseln

Der normale Spiegelreflex-AF (Phasendifferenz-Autofokus) ist mit elf Messfeldern durchschnittlich ausgestattet. Die Wahl der Felder kann der Kamera überlassen oder vom Fotografen mittels der Pfeiltasten vorgenommen werden. Leider konzentrieren sich die Fokusfelder sehr auf die Bildmitte, so dass Randbereiche nur durch Verschwenken der Kamera zu erreichen sind. Der Autofokus ist bei guten Lichtverhältnissen mit 0,2 bis 0,3 Sekunden durchaus schnell und treffsicher, macht aber mit dem 18-55 mm Kit-Zoom etwas Krach. Bei wenig Licht unterstützt eine grellgrüne Leuchtdiode, dennoch findet dann die Kamera die Schärfe manchmal nicht. Allerdings kann einiges getan werden, um den Autofokus an eigene Bedürfnisse anzupassen bis hin zur Fokusjustage bei Front- oder Backfokus. Pfiffig ist zum Beispiel die Option, den gewählten Fokuspunkt bei der Belichtungsmessung besonders zu berücksichtigen. Vielversprechend bei der Verwendung von nur manuell zu fokussierenden Objektiven ist die Funktion „Catch-in Fokus“. Sie löst die Kamera aus, sobald ein Motiv in den Schärfebereich des manuellen Objektives gelangt. Leider konnten wir diese Funktion mangels geeigneter Optik nicht ausprobieren.

Im Videobetrieb wird nur die Startposition automatisch scharfgestellt, was die Kamera mit einem deutlichen Spiegelschlag zu Beginn der Aufnahme kund tut. Dann bleibt der Fokus fest beziehungsweise muss per Hand nachgeführt werden. Abgesehen davon ist der Videomodus recht gut ausgestattet. In Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) wird mit 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen, die Belichtung erfolgt mit Zeit- oder Programmautomatik oder manuell – und es sind sogar einige Digitalfilter während der Filmaufnahme möglich. Obwohl es mangels Autofokus keine Geräusche vom Fokusmotor auf der Tonspur gibt, sind doch die Handgeräusche zu vernehmen. Empfehlenswert ist auf jeden Fall, von vornherein auf manuellen Fokus umzuschalten. Dadurch wird der im Kameragehäuse untergebrachte Fokusmotor vom Objektiv getrennt, was den Kraftaufwand und die Geräusche beim manuellen Scharfstellen enorm vermindert.

Um das Maximum bei der Serienbildgeschwindigkeit aus der K-S1 herauszukitzeln, sind ein paar Maßnahmen notwendig: Wenn alle Bildkorrekturen abgeschaltet werden, auf Nachführ-Autofokus (AF-C) verzichtet wird und die Pentax nur JPG-Dateien speichern muss, sind knapp 5 Bilder pro Sekunde möglich. Das hält sie allerdings nur für 13 Fotos durch, danach bricht sie auf ein Bild alle 2,5 Sekunden ein. Vermutlich ist sowohl das Karteninterface als auch der Bildprozessor dafür verantwortlich, denn nach einer Serie benötigt die Pentax fast 40 Sekunden zum Verarbeiten und Speichern der Daten. Immerhin kann trotz leuchtenden Speicherlämpchens weiter fotografiert werden. Wenig problematisch ist dieser Flaschenhals bei Belichtungsreihen zum Beispiel für die HDR-Funktion, denn drei Aufnahmen schafft die K-S1 auf jeden Fall in voller Geschwindigkeit. Dabei kann der Fotograf sowohl die Belichtungsschritte zwischen einer und drei Blendenstufen festlegen, als auch drei verschiedene HDR-Varianten und eine automatische Stufe einstellen. HDR3 wirkt allerdings deutlich übertrieben und ist eher ein Effekt als eine Dynamikerweiterung.

Eine elektronische Wasserwaage hat die Pentax leider nicht, der Lagesensor speichert aber die Information über Hoch- beziehungsweise Querformat und richtet die Fotos automatisch aus. Der eingebaute Blitz muss bei Bedarf von Hand ausgeklappt werden, versteht sich aber auf alle üblichen Funktionen wie Vorblitz zur Vermeidung roter Augen, Langzeitsynchronisation auch auf den zweiten Verschlussvorhang und manuellem Betrieb mit regelbarer Blitzleistung. Am kurzen Ende des Kit-Zooms leuchtet er nicht ganz bis in die Ecken, der Lichtverlust beträgt über zwei Blendenstufen, was bei kritischen Motiven sichtbar ist. Abhilfe geschaffen werden kann mit einem externen Lichtspender, der im Zubehörschuh Platz findet.

Und was hat es nun mit den fünf Leuchtdioden im Handgriff auf sich? Zunächst einmal ist die Pentax K-S1 dadurch ziemlich einzigartig und ein Hingucker, wenn die Lämpchen beim Einschalten in Aktion treten und nach kurzer Zeit wieder erlöschen. Wirklich nützlich sind die Signale eigentlich nur bei Fotos mit Selbstauslöser, denn die letzten fünf Sekunden zählt die Lichtleiste herunter. Auf Wunsch können die Lämpchen auch die Anzahl der erkannten Gesichter melden. Allerdings sieht das natürlich nicht der Fotograf, was auch vermutlich nicht Sinn der Sache ist. Gebrauchen kann man diese Rückmeldung eventuell bei Selbstportraits und Gruppenfotos mit Selbstauslöser, wenn man vor der Aufnahme wissen möchte, ob alle Gesichter von der Kamera erfasst werden. Für alle, die das als unnötige Spielerei ansehen, sind die Lämpchen abschaltbar.

Bildqualität Wie immer bei unseren Tests musste die Kandidatin auch im Labor zeigen, was in ihr steckt. Wir haben die Pentax K-S1 mit dem zugehörigen Kit-Objektiv SMC Pentax-DAL 1:3,5-5,6 18-55 mm AL gemessenen und bieten die ausführlichen Ergebnisse und Diagramme, auf denen die folgenden Betrachtungen hauptsächlich beruhen, gegen ein geringes Entgelt über den Link am Ende dieses Berichts zum Herunterladen an.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Kit-Zoom reizt die Möglichkeiten des 20 Megapixel Sensors der K-S1 bei weitem nicht aus. Die Auflösung erreicht selbst bei optimaler Blenden zwischen F5,6 und F8 keine 40 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm). Am kurzen Ende und offener Blende werden am Bildrand nicht einmal die 30 lp/mm geknackt. Hätte die Labormessung eine geringe Verzeichnung ergeben, läge die niedrige Auflösung vermutlich an der digitalen Entzerrung, aber die Messwerte zeigen eine deutliche Tonne, was dieser These widerspricht. Hinzu kommt ein nicht unerheblicher Farbquerfehler, der sich trotz digitaler Korrektur in der Kamera insbesondere im Weitwinkel als Farbsaum mit bis zu zwei Pixeln Breite zeigt. Fotos wirken daher etwas weich, feinste Details vermatschen. Dass Pentax bessere Objektive bauen kann, zeigt eindrucksvoll das an der K-3 gemessene 35 mm Macro Limited, das an dieser spielend die 50 lp/mm knackt. Lobenswert ist, dass Pentax nicht mit übertriebener Nachschärfung versucht, Auflösung vorzugaukeln, wodurch Schärfungsartefakte kaum ein Thema sind. Die Texturschärfe zeigt bis ISO 1.600 gute Werte und sowohl Korngröße und Farbrauschen halten sich bis in hohe ISO-Regionen in Grenzen. Das weniger störende Helligkeitsrauschen ist bis ISO 1.600 gering und wird erst ab ISO 25.600 deutlich störend. Dazwischen wird das Rauschen zwar sichtbar stärker, ist aber durchaus erträglich. Auch der Signal-Rauschabstand unterschreitet erst jenseits der 1.600er Marke die kritische 35-dB-Grenze. Die Eingangsdynamik ist erfreulich hoch, über 10 Blendenstufen bewältigt die K-S1 ebenfalls bis ISO 1.600, darüber fällt der Wert je Empfindlichkeitsschritt um etwa eine halbe Blende. Kameraseitig kann die Pentax K-S1 also bedenkenlos bis ISO 1.600 eingesetzt werden, mit leichten Abstrichen auch ein oder zwei Stufen höher, die beiden höchsten Stufen sollten aber gemieden werden.

Bei der Farbwiedergabe geht die K-S1 recht bunt zur Sache. Alle warmen Farben werden mit deutlich höherer Sättigung wiedergegeben, Grün und Türkistöne etwas zu blau. Das liegt daran, dass Pentax im Auslieferungszustand „leuchtend“ als Bildmodus eingestellt hat. Wer es bunt mag, erfreut sich an dieser Einstellung, allen anderen sei der Modus „neutral“ ans Herz gelegt. Im Gegensatz zur deutlichen Farbigkeit geht Pentax bei der Tonwertübertragung eher moderat vor. Das führt zunächst zu etwas flaueren Mitteltönen, die aber am Computer problemlos aufgesteilt werden können. Abhilfe schafft auch ein Bildmodus mit höherem Kontrast. Hier setzt die K-S1 dem Fotografen kaum Grenzen.

Fazit Für eine Einsteigerkamera hat die Pentax K-S1 einen ambitionierten Preis, ist aber auch recht gut ausgestattet. Der Bildstabilisator im Gehäuse verrichtet ausgezeichnet seinen Dienst, für eine DSLR hat sie einen schnellen Kontrast-Autofokus im Live-View und dazu kommen die ausgesprochen umfangreichen Bearbeitungsmöglichkeiten in der Kamera. Auf der anderen Seite schwächelt die K-S1 bei der Haptik, das Gehäuse wirkt etwas billig, wenngleich die Verarbeitung in Ordnung geht. Und das Design ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Gespart hat man am internen Puffer für Serienaufnahmen und dem Bildprozessor, denn die Verarbeitungsgeschwindigkeit der großen Datenmenge insbesondere von Serienaufnahmen bremsen die Pentax aus. Auch das Kit-Objektiv ist preisoptimiert, da hat die K-S1 sicherlich Besseres verdient. Das stark beworbene Lichterspiel des Handgriffes ist ein nettes Gimmick, das nicht stört und gelegentlich sogar nützliche Informationen liefert. Wesentlich sinnvoller sind da die beleuchteten Tasten. Alles in allem ist die Pentax K-S1 eine solide Einsteiger-DSLR mit gehobener Ausstattung, deren Marktpreis noch auf einen angemessenen Betrag fallen dürfte.

Kurzbewertung

  • Umfangreiche Bildbearbeitungsmöglichkeiten in der Kamera
  • Bildstabilisator in der Kamera
  • Für eine DSLR schneller Autofokus auch im Live-View
  • Teilweise beleuchtete Tasten
  • Kantiges, billig wirkendes Gehäuse
  • Kein Klappdisplay
  • Kit-Zoom von mäßiger Bildqualität
  • Relativ lange Speicherzeiten

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion