Outdoor-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Pentax Optio W60
2008-12-08 Mit der Optio W60 profiliert Pentax sich als Outdoor-Kamerahersteller, sind doch auch die DSLRs K20D und K200D spritzwassergeschützt. Die W60 geht da noch deutlich weiter, nämlich bis zu zwei Stunden in maximal vier Metern Tiefe auf Tauchgang; selbst 10 Grad Frost können ihr nichts anhaben. Auch die technischen Daten wissen mit 28-140mm-Objektiv und 10 Megapixeln Auflösung zumindest auf dem Papier zu überzeugen. Aber wie schlägt sich der kleine, widerstandsfähige Zwerg in der Praxis? Der digitalkamera.de-Kompakttest soll es zeigen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung
Auch wenn das Kunststoffgehäuse äußeren Einflüssen außergewöhnlich gut widerstehen soll, macht es mechanisch nicht unbedingt den Eindruck. Die Kamera ist mit 144 g recht leicht – einerseits gut für einen ständigen Begleiter. Andererseits wirkt das nicht sonderlich robust, zumal die Spaltmaße nicht ganz gleichmäßig sind. Ein weiteres Problem ist die etwas fummelig zu öffnende und im geöffneten Zustand recht wackelige Batterieklappe, hinter der sich auch die Speicherkarte sowie die USB/AV-Buchse verbergen. Das Stativgewinde auf der Kameraunterseite ist aus Kunststoff und liegt weit außerhalb der optischen Achse ganz an der Gehäuseseite, das wirkt auf einem Stativ sehr unausbalanciert.
An der Kameravorderseite ist eine Metallplatte eingelassen, die wahlweise in Silber, Rot oder Blau eloxiert ist. Das Objektiv ist in Periskopform aufgebaut, d. h. die Lichtstrahlen werden hinter der Frontlinse um 90° zur Seite umgelenkt. Das Objektiv verfügt lediglich über ein kratzfestes Schutzglas, nicht jedoch über einen mechanischen Schutzschieber oder Vorhang, so dass man schnell Fingerabdrücke auf der Frontlinse hat, wenn man die Kamera beispielsweise etwas unachtsam verstaut. Das ist bei den wasserdichten Kameras von Pentax allerdings schon so etwas wie Tradition. Bis auf den Auslöser und den Anschaltknopf auf der Kameraoberseite befinden sich alle Bedienelemente rechts vom Display auf der Rückseite in Daumenreichweite. Die Knöpfe sind in Schwarz abgesetzt und etwas schwergängig, man muss sie schon recht kräftig drücken. Funktionen wie Gesichtserkennung, Fokusmethode, Blitzfunktion oder Selbstauslöser sind per Direktwahltaste einstellbar, andere über das Menü oder die programmierbare grüne Taste.
Der Bildschirm gehört mit einer Diagonale von 2,5" zur kleineren Sorte, er löst aber mit 230.000 Bildpunkten fein genug auf. Sehr angenehm ist die kräftige Darstellung von Farben und Kontrasten, die hohe Blickwinkelunabhängigkeit erlaubt eine Betrachtung auch aus extremeren Winkeln. Die Plexiglas-Schutzscheibe ist leicht entspiegelt, in besonders hellen Umgebungen reicht die Bildschirmhelligkeit gerade so aus, um noch ein Bild zu komponieren. Sehr praktisch sind das einblendbare Histogramm sowie die blinkenden Schatten und Lichter, die eine Beurteilung der Belichtung bereits vor der Aufnahme zulassen. Die Menüs sind optisch ansprechend gestaltet und sehr gut ablesbar. Darüber hinaus sind sie recht intuitiv bedienbar, und man verirrt sich nicht in zu tief verschachtelten Funktionen.
Ausstattung
Bei der Zahl der Motivprogramme bleiben kaum Wünsche übrig, aber man hat auch die Möglichkeit, in einen Programmautomatikmodus zu wechseln, wo vielfältige Einstellmöglichkeiten vorhanden sind. Besonders interessant ist die grüne Taste. Standardmäßig stellt der grüne Modus eine narrensichere Aufnahmemöglichkeit dar, denn alle Parameter werden auf Standardwerte gestellt – verlässt man den grünen Modus, findet man die Einstellungen wie vor der Aktivierung dieses Modus vor. Die grüne Taste ist aber auch mit bis zu vier individuellen Funktionen gleichzeitig belegbar – z. B. der Belichtungskorrektur und der Einstellung der Empfindlichkeit. Gerade bei Letzterer lässt Pentax dem Fotografen viele Freiheiten – bei der Automatik kann die gewünschte Obergrenze eingestellt werden. Sehr praktisch ist der eingebaute Panoramaassistent mit kamerainterner Stitchingfunktion, die bis zu drei Bilder direkt zusammensetzt.
Bei den Blitzeinstellungen vermisst man eine Langzeitsynchronisation, die somit nur über bestimmte Motivprogramme erreichbar ist. Ansonsten kann man die Automatik entscheiden lassen, ob sie blitzen möchte, den Blitz immer zünden oder ganz abstellen, einen Rote-Augen-Vorblitz aktivieren (effektiver ist allerdings die nachträgliche, kamerainterne Retuschefunktion) oder den Blitz mit der Soft-Flash-Funktion sanfter zünden. Bei den Fokuseinstellungen bietet die Kamera praktisch alles, was man sich wünschen kann. Neben einer Fokussierung auf bis zu 32 Gesichter gleichzeitig gibt es einen Makromodus, einen Supermakromodus, eine Panfokusfunktion für möglichst hohe Schärfentiefe (siehe Fototipp zur Hyperfokaldistanz in den weiterführenden Links), eine Unendlichkeitsstellung für Landschaftsaufnahmen sowie eine manuelle Fokuseinstellung mit Scharfstelllupe. Die Makrofunktion ist besonders beeindruckend: Über den gesamten Zoombereich kann man auf 10 cm scharf stellen – ein 1,5 cm langes Objekt wird bei Telestellung des Objektivs formatfüllend abgebildet! Der Autofokus ist darüber hinaus sehr schnell – im Mittel benötigt er nur rund
0,3 Sekunden zur Scharfstellung – damit gehört die W60 zu den schnellsten Kompaktkameras überhaupt. Nutzt man die Panfokusfunktion, sinkt die Auslöseverzögerung auf 0,05 Sekunden, so dass man ein verpasstes Motiv nicht der Kamera anlasten kann. Einzig ein Autofokushilfslicht für dunkle Umgebungen sucht man vergeblich.
Ähnlich vielseitig ist der Videomodus. Zwar speichert die Kamera im veralteten Motion-JPEG-Format und nur bei VGA-Auflösung 30 Bilder/s (bei 1.280x720 HD-Auflösung sind es nur 15 Bilder/s), dafür hat sie aber einen digitalen Bildstabilisator an Bord, und auf Wunsch kann nach Aktivierung im Menü der optische Zoom während der Videoaufnahme verwendet werden – die Geräuschentwicklung ist dabei sehr gering. Wen das leise Rattern des Autofokus stört, kann diesen ab- oder auf Panfokus umstellen – dann ist von unendlich bis zum normalen Aufnahmeabstand alles scharf.
Vom Brennweitenumfang lässt das Objektiv das Fotografenherz höher schlagen. Kaum zu fassen, dass in dem kleinen Gehäuse ein 5fach-Zoom von umgerechnet 28-140 mm Platz findet. Einzig die Lichtstärke fällt mit F3,5 im Weitwinkel und F5,5 im Tele etwas schwach aus – ein Bildstabilisator fehlt leider, wäre aber das i-Tüpfelchen gewesen. Wem dagegen die 28 mm Weitwinkel nicht reichen, kann ihn digital erweitern – die Kamera setzt dafür zwei Hochformataufnahmen direkt zusammen. Zu guter letzt finden Spielernaturen im Wiedergabemodus zahlreiche Bildbearbeitungsmöglichkeiten vom Beschnitt über eine Rahmenfunktion und zahlreiche digitale Filter bis hin zur einer Videoeditierfunktion.
Bildqualität
Die üppige Ausstattung und das gegen Umwelteinflüsse gewappnete Gehäuse nützen wenig, wenn die Bildqualität am Ende nicht stimmt. Daher haben wir die Optio W60 im DCTau-Testlabor auf ihre Bildqualität untersuchen lassen. Die gesamten Ergebnisse mit Diagrammen, Ausschnitten aus
Testbildern, Schulnotenbewertung und Kommentar des Testingenieurs sind über die weiterführenden Links abrufbar. Der 10 Megapixel aufösende, 1/2,3" kleine Bildsensor wird in zahlreichen Kameras eingesetzt. Die Auflösung der Optio W60 ist in allen gemessenen Brennweiten in der Bildmitte hoch und zeigt einen leichten, aber vertretbaren Randabfall. Hinzu kommt eine ungewöhnlich zurückhaltende Aufbereitung feiner Bilddetails, wodurch es kaum zu Artefakten kommt. Durch die niedrige Scharfzeichnung treten Bildfehler wie Weißclipping gar nicht erst auf. Das Rauschen ist bis ISO 200 gut, ab ISO 400 wird es unangenehmer. Stets liegt ein kontrastarmes Farbrauschen vor, das Helligkeitsrauschen überwiegt aber. Man sollte die Möglichkeiten der Kamera nutzen, die automatische Empfindlichkeit auf ISO 200, maximal ISO 400 zu begrenzen.
Die Eingangsdynamik ist mit 8,5 Blendenstufen recht ordentlich. Bereits bei ISO 200 nimmt sie auf 7,8 Blendenstufen ab und erreicht bei ISO 400 lediglich 7,2 Blendenstufen – ein weiterer Grund, diese Empfindlichkeit vor allem bei kontrastreichen Motiven zu meiden. Sehr gut nutzt die Kamera hingegen den Ausgabedynamikumfang – die Schatten sind Schwarz, die Lichter Weiß. Für eine knackigere Bildwiedergabe werden dabei die Mittenkontraste stärker angehoben, während Schatten und Lichter etwas weicher wiedergegeben werden, um hier Detailzeichnung zu erhalten.
Der größte Bildqualitätsmangel ist bei der Verzeichnung zu finden, die im Gegensatz zu anderen Kompaktkameras z. B. von Fujifilm oder Panasonic offensichtlich nicht kameraintern korrigiert wird. Im Weitwinkel gibt es eine starke tonnenförmige Verzeichnung, bei mittlerer und langer Brennweite hingegen eine sichtbare kissenförmige. Auch die Randabdunklung scheint nicht korrigiert zu sein, sie ist im Weitwinkel mit 1,5 Blendenstufen am stärksten. Da die Bildhelligkeit aber nur langsam und sehr gleichmäßig zu den Bildecken hin abnimmt, fällt das nicht so unangenehm auf.
Die Komprimierungsfaktoren hat Pentax dagegen recht gut aufgeteilt. Bei geringster Komprimierung sind die Bilder visuell verlustfrei, bei mittlerer sind leichte Artefakte auszumachen, die höchste Komprimierung macht die Bilder jedoch nicht vollends kaputt, so dass man sie bei Speichermangel im Notfall verwenden kann. Beim Weißabgleich zeigt sich die Kamera mit einer Ausnahme sehr sicher: Bei Glühlampen- und Kerzenlicht tritt ein für so viele Kameras typischer Orangestich auf, dem man am besten mit der entsprechenden Weißabgleichsvoreinstellung begegnet. Sicherer ist da schon die Belichtungsmessung, die allerdings fast schon zu knapp ausfällt. Aber besser das als ausgefressene Lichter.
Fazit
Die Pentax Optio W60 steckt nicht nur Belastungen durch Sand, Staub und Wasser locker weg, sondern überzeugt darüber hinaus als Allroundbegleiter. Auch wenn sie sehr robust ist, bleibt bei der Verarbeitungsqualität des Kunststoffgehäuses ein leicht fader Beigeschmack, vor allem aber beim Objektiv fragt man sich, ob ein ungeschütztes (aber immerhin kratzfestes) Glas wirklich vor mechanischen Einflüssen beim Transport schützt. Die Kamera punktet dagegen mit einer guten Ausstattung sowie einem intuitiv zu bedienenden und gefälligen Benutzerinterface. Wo es wirklich drauf ankommt, nämlich bei der Bildqualität, kann die W60 weitgehend überzeugen. Einzig die Verzeichnung und das Rauschen bei höheren Empfindlichkeiten fallen etwas unangenehm auf. Die hohe Geschwindigkeit des Autofokus rundet den positiven Eindruck ab.
Kurzbewertung
- Insgesamt gute Bildqualität
- Viele Einstellmöglichkeiten und intuitive Bedienung
- Sehr brauchbarer Videomodus
- Schneller Autofokus
- Praxistauglicher, großer Zoombereich
- Kein mechanischer Objektivschutz
- Hohe Verzeichnung
- Geringe Akkulaufzeit
Technische Daten
Modell |
Pentax Optio W60 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 15p |
Objektiv |
28-140 mm / F3,5-5,5 (5-fach Zoom) |
Monitor |
2,5", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 0,96 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.500 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 50 bis 6.400, manuell ISO 50 bis 6.400 |
Gehäuse |
Spritzwasserschutz Klasse (IPX8), wasserdicht bis 4,0 m und maximal 120 min, frostsicher bis -10 °C |
Abmessungen |
98 x 56 x 25 mm (B x H x T) |
Gewicht |
145 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/BED0F (mit Preisvergleich) |