Outdoor-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Pentax Optio WG-1 GPS
2011-06-24 Robuste Outdoorkameras, denen Wasser, Frost und Stürze nichts anhaben, führen viele Herstellern als Nischenprodukte in ihrem Programm. Auch Pentax gehört seit geraumer Zeit dazu. Das aktuelle Modell Optio WG-1 GPS hebt sich vor allem durch das extravagante Outdoordesign vom Wettbewerb ab. Aber auch Funktionen wie GPS, Intervallaufnahmen, Makrolicht, manueller Fokus und sogar ein Filtergewinde findet man selten oder gar nicht. Grund genug, uns die kleine Optio im Test näher anzusehen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Ihre Outdoor-Qualität sieht man der Pentax Optio WG-1 GPS auf den ersten Blick an. Sie erinnert mit ihrem Design eher an eine Sportuhr als an eine Digitalkamera. Ob das nun positiv oder negativ ist, darüber kann man trefflich streiten, uns hat es jedenfalls gefallen. Zehn Meter tief soll man mit der WG-1 tauchen können, und das ganze zwei Stunden lang. -10° C Frost oder ein Sturz aus 1,5 Metern Höhe steckt die kleine Optio ebenfalls problemlos weg. Dass das Gehäuse aus hochwertig wirkendem und gut verarbeitetem Kunststoff besteht und nicht aus Metall, ist da nur ein Vorteil: Kunststoff dämpft viel besser als Metall und verformt sich bei Temperaturänderungen weniger. Ein großes Augenmerk sollte man auf die Gummidichtungen der Schutzklappen legen. Diese müssen stets sauber und geschmeidig sein, um die Wasserdichtigkeit zu gewährleisten. Unter der Klappe am Gehäuseboden verbergen sich der Lithium-Ionen-Akku sowie der SD/SDHC-Speicherkartenschacht. Das Plastik-Stativgewinde ist sehr weit seitlich angebracht, so dass die Kamera mit Tischstativen gerne umkippt.Anderseits lässt sich dadurch auch bei Stativeinsatz der Akku erreichen.
Keine Sorgen um die Dichtigkeit muss man sich beim Objektiv machen. Es ist periskopartig in die Kamera gebaut und kommt daher ohne außen bewegliche Teile aus. Dennoch zoomt es optisch fünffach von 28 bis 140 Millimeter entsprechend Kleinbild. Nur ein mechanischer Bildstabilisator fehlt leider. Nicht so optimal ist, dass eine Objektivschutzkappe fehlt, lediglich ein robustes Glas schützt die Optik vor mechanischen Einflüssen. Zum Lieferumfang gehört ein kleiner Plastikring, der sich am Objektiv befestigen lässt. Dadurch erhält man ein 46 Millimeter Filtergewinde, beispielsweise um die Kamera an einem Mikroskop zu befestigen. Ärgerlicherweise ist das Objektiv aber nicht im Zentrum des Filtergewindes, sondern leicht nach oben versetzt.
Bedient wird die Optio auf der Rückseite praktisch ausschließlich mit dem Daumen. Hier befinden sich die Zoomwippe, der Vierwegeschalter mit zentraler Bestätigungstaste sowie drei weitere Knöpfe. Trotz dieser geringen Zahl an Bedienelementen lässt sich die Kamera dank guter Belegung und Individualisierbarkeit hervorragend bedienen und den eigenen Bedürfnissen anpassen. So kann man die grüne Taste mit einem Fn-Menü belegen, in dem sich wiederum vier Lieblingsfunktionen individuell einstellen lassen. Die Menüstruktur könnte etwas übersichtlicher sein, aber man kommt damit zurecht.
Etwas Kritik verdient der Bildschirm. Zwar ist er selbst bei hellem Licht gut und auch winkelunabhängig ablesbar, das 16:9-Format aber ist bei einem 4:3-Standardbildformat wenig vorteilhaft. Auch die Größe ist mit etwa 6,8 Zentimetern eher klein, findet man doch fast in jeder heutigen Kamera einen 7,5 Zentimeter großen Bildschirm. Sogar die lediglich 230.000 Bildpunkte merkt man dem Display an, es dürfte gerne feiner auflösen.
Ausstattung Am Funktionsumfang gibt es bei der Pentax Optio WG-1 GPS kaum etwas auszusetzen. Zwar beherrscht sie keine manuelle oder halbautomatische Belichtung, aber das muss man von solch einer Kamera auch nicht erwarten. Neben einer Programmautomatik mit vielen Einstellmöglichkeiten verfügt die WG-1 über zahlreiche Motivprogramme auch für Unterwasser-Aufnahmen, zwei Panoramafunktionen und einer automatischen Motivprogrammwahl. Nicht auf der Höhe der Zeit ist die Videofunktion der WG-1. Zwar erreicht die Auflösung immerhin HD-taugliche 1.280 x 720 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde, aber während des Filmens steht das optische Zoom nicht zur Verfügung, auch der Fokus wird nicht nachgestellt. Das konnte Pentax bei den Vorgängermodellen besser. Das Videoformat AVI Motion-JPEG hat in Zeiten von speichersparendem MPEG4 schon reichlich Staub angesetzt.
Ansonsten findet man in der WG-1 Funktionen, die es bei der Konkurrenz nicht gibt. So zum Beispiel die Möglichkeit zu Intervallaufnahmen: Sie nimmt in fest vorgegebenen Zeitabständen Fotos oder sogar Videos auf. Da der WG-1 weder ein Regen- noch ein Schneeschauer oder Sandsturm etwas ausmachen, kann man sie also unbesorgt im Freien platzieren – solange sie vor Langfingern geschützt ist. Auch der Autofokus weiß zu überzeugen: Er ermittelt die Fokusdistanz mit einem oder neun Messfeldern und stellt in weniger als 0,3 Sekunden sehr schnell scharf. Objektverfolgung, Gesichtserkennung, Unendlichstellung, Pan-Fokus (Hyperfokaldistanz, siehe Fototipp in den weiterführenden Links) und sogar die Möglichkeit zur manuelle Fokussierung gehören zu den weiteren Highlights des Fokussystems. In dunkler Umgebungen hilft ein oranges Fokuslicht.
Ebenfalls für dunkle Umgebungen ist das aus fünf weißen LEDs bestehende Makroringlicht gedacht. Jedoch leuchten die LEDs einerseits sehr ungleichmäßig hell und andererseits sind sie einfach nicht ausreichend leistungsfähig, ein Stativ können sie also nicht ersetzen. Power-LEDs mit der Helligkeit des Autofokus-Hilfslichts wären hier praktischer. Dennoch ist die WG-1 eine hervorragende Makrokamera, da sie auch in Telestellung eine sehr geringe Naheinstellgrenze besitzt. Im Mikroskopmodus wird zusätzlich das Digitalzoom bemüht, so dass sich unglaubliche Vergrößerungen erzielen lassen.
Praktisch für eine Outdoorkamera ist das eingebaute GPS. Es ist der einzige Unterschied zwischen der WG-1 und der etwa 50 Euro teureren WG-1 GPS, alle im Test gemachten Feststellungen gelten also für beide Modelle. Wurde der GPS-Empfänger im Menü aktiviert, findet er erstaunlich schnell die aktuelle Position. Die GPS-Funktion speichert einen Track auf der SD-Karte, dessen KML-Format unter anderem zu Google Earth kompatibel ist. Das GPS ist recht empfangsstark, so zeichnet es Tracks auch noch auf, wenn die WG-1 GPS in der Hosentasche steckt. So manch andere Kamera verlor hier bei unseren Tests bereits den Empfang. Die WG-1 GPS hat also beim Fotografieren stets die aktuelle Position parat, so dass sich keine weiteren Wartezeiten ergeben. Sogar der Energieverbrauch war erstaunlich gering, ein für zwei Stunden aktiviertes GPS jedenfalls sorgte kaum für Bewegung des Batterieindikators. Dennoch sollte man nicht vergessen, das GPS am Ende der Fototour oder bei längeren Pausen abzuschalten. Denn insgesamt ist der Akku mit einer Reichweite von nur 260 Aufnahmen gemäß CIPA-Standardmessverfahren kein Ausdauerwunder.
Bildqualität Die Pentax Optio WG-1 GPS musste sich in der Praxis sowie in unserem neuen digitalkamera.de-Testlabor bewähren. digitalkamera.de betreibt als Mitglied der DIWA (siehe linke Spalte) das DIWA Labor Deutschland, in dem mit Hilfe der Software DxO Analyzer verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen werden. Seit heute sind die Ergebnisse in unseren neuen Labortest-Protokollen kostenpflichtig einsehbar. Der Test mit neu gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen sowie einer ausführlicher PDF-Datei zum Archivieren und Ausdrucken kostet 1,40 EUR im Einzelabruf (siehe weiterführende Links). Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 4,16 EUR pro Monat erhältlich. Insgesamt schlug sich die WG-1 im Labor wacker, allerdings nicht herausragend. Bereits in der Praxis fielen uns die starken Farbsäume im Telebereich und vor allem die Gegenlichtempfindlichkeit auf. Letztere sorgt für ein flaues Bild und vermittelt bisweilen den Eindruck, man hätte ein Kamerahandy statt einer hochwertigen Digitalkamera verwendet. Teilweise kann man das Objektiv mit der linken Hand etwas abschatten und damit Abhilfe schaffen.
Bei der Auflösungsmessung fiel im Labor vor allem der Telebereich ab, der Randabfall der Auflösung hingegen ist moderat. Bei der Verzeichnung ist ein interessantes Phänomen zu beobachten: Im Livebild auf dem Monitor ist die tonnenförmige Verzerrung im Weitwinkel mehr als offensichtlich, im aufgenommenen Foto wie auch in der Labormessung hingegen zeigt sich das Foto nahezu verzeichnungsfrei. Eine ausgesprochen gute elektronische Korrektur, die andere Kameras allerdings auch im Livebild schaffen. So gelangen manchmal Bildpartien an den Rändern, die im Livebild noch zu sehen waren, nicht mehr mit in die Aufnahme. Die Randabdunklung beträgt maximal eine halbe Blende und das auch nur im Telebereich. Der sanfte Verlauf macht sie insgesamt nahezu unsichtbar. Die chromatischen Aberrationen hingegen sind mehr als offensichtlich. Mit nahezu fünf Pixeln Breite sind sie im Randbereich von Teleaufnahmen unübersehbar. Auf einem 20 mal 30 Zentimeter großen Ausdruck sind sie etwa einen drittel Millimeter breit und damit nicht mehr zu übersehen. Aber auch bei mittlerer und kurzer Brennweite sind die Farbsäume vor allem am Randbereich des Fotos erkennbar.
Wenig Gutes kann man auch zum Rauschverhalten schreiben. Der Signal-Rauschabstand ist selbst bei niedrigen Empfindlichkeiten mit weniger als 35 Dezibel recht gering. Dennoch sind Helligkeits- und Farbrauschen nicht allzu ausgeprägt. Der Signal-Rauschabstand wirkt sich eher auf eine weniger hohe Eingangsdynamik aus. Sie ist mit etwa neun Blendenstufen aber noch akzeptabel. Erstaunlich ist jedoch das insgesamt sehr konstante Niveau der Messwerte von ISO 80 bis 1.600. Ab ISO 800 wird das Bild etwas grobkörniger, bei ISO 1.600 schließlich bricht die Eingangsdynamik auf unter acht Blendenstufen ein. Die Tonwertkurve könnte für knackigere Bilder gerne etwas besser abgestimmt sein. So darf sich die Pentax eher mit einer zurückhaltenderen, neutraleren Bildwiedergabe rühmen als mit einer knackigen, für das Auge gefälligen.
Das zeigt sich auch in der Farbwiedergabe, hier zeigt die WG-1 zwar einige messbare, aber weniger sichtbare Abweichungen. Auch der manuelle Weißabgleich war im Messlabor tadellos. Der niedrige Signal-Rauschabstand und damit das recht hohe Rauschen zeigen sich wieder im Tonwertumfang. So kann die Pentax nur 160 Grauwertstufen differenzieren, die gemessene Farbtiefe ist mit etwa 21 Bit respektive etwas über zwei Millionen Farben gerade noch gut, dafür aber wieder über den gesamten Empfindlichkeitsbereich sehr konstant. Wo andere Kameras sichtbar einbrechen, bleibt die Pentax auf ihrem guten Niveau.
Fazit Die kleine Pentax Optio WG-1 GPS beweist echte Outdoor-Qualitäten. Sie kann nicht nur mit dem sicher streitbaren Gehäusedesign punkten, sondern auch mit solider Verarbeitung. Die Bedienbarkeit mit nicht alltäglichen Individualisierungsfunktionen weiß ebenfalls zu überzeugen. Beim Funktionsumfang gibt es allenfalls die etwas schwache Videofunktion zu kritisieren, ansonsten findet man in der WG-1 Einstellmöglichkeiten, die man beim Wettbewerb vergeblich sucht. Dass eine Möglichkeit zur manuellen Belichtung fehlt, kann man durchaus verschmerzen. Einschaltzeit und Autofokus wissen ebenfalls zu überzeugen. Kräftige Kritik jedoch muss die Pentax WG-1 bei der wichtigsten Disziplin einer Digitalkamera, der Bildqualität, einstecken. Der Signal-Rauschabstand ist zu gering, das Objektiv zeigt sich sehr empfindlich für Gegenlicht und im Telebereich nicht sonderlich scharf. Zudem treten bei langer Brennweite deutliche Farbsäume an kontrastreichen Kanten auf. Wer mit der eher unterdurchschnittlichen Bildqualität leben kann, bekommt mit der WG-1 aber eine robuste Begleiterin.
Kurzbewertung
- Sehr robustes, outdoor- und tauchgeeignetes Gehäuse
- Relativ schnelles GPS mit Logfunktion
- Schneller Autofokus mit geringer Auslöseverzögerung
- Hohe Individualisierbarkeit von Funktionen und Knöpfen
- Klassenunübliche Ausstattung wie Intervallfunktion und Filtergewinde
- Objektiv nicht im Zentrum des Filtergewindes
- Keine Fokusnachführung und kein optisches Zoom während der Videoaufnahme
- Schwächen bei der Bildqualität
Technische Daten
Modell |
Pentax Optio WG-1 GPS |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 14,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.228 x 3.216 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
28-140 mm / F3,5-5,5 (5-fach Zoom) |
Monitor |
2,7", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.500 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 80 bis 6.400, manuell ISO 80 bis 6.400 |
Gehäuse |
Spritzwasserschutz, wasserdicht bis 10,0 m und maximal 120 min, sturzfest bis 1,5 m und bis belastbar bis 100 kg belastbar, frostsicher bis -10 °C |
Abmessungen |
116 x 59 x 29 mm (B x H x T) |
Gewicht |
167 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
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