Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Ricoh CX2
2009-10-06 Ricoh zählt nicht gerade zu den großen Kameraherstellern. Und doch pflegt die Firma ihr Angebot regelmäßig, jüngster Spross ist die "Amateur-Kompakte" CX2. Sie bietet eine reichhaltige Ausstattung (wie einen 10,7-fach Zoom mit beeindruckenden Makrofähigkeiten oder eine Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 30 Aufnahmen pro Sekunde) und muss sich so wahrlich nicht hinter Kameras mit großem Namen verstecken. Unser Kompakttest klärt, was die Ricoh CX2 sonst noch drauf hat und ob sie in Sachen "Bildqualität" der etablierten Konkurrenz Paroli bieten kann. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Etwas kantig kommt sie daher, die neue CX2 von Ricoh. Da kann auch die gebürstete Aluminiumplatte auf der Oberfläche nicht verhehlen, dass andere Hersteller ihre Kameras schicker einkleiden. Insbesondere unser silbern glänzendes Testmodell wirkt ein wenig, als hätten sich die Designer vom japanischen Barock der 1980er Jahre inspirieren lassen. Doch es gibt die Kamera ja auch in Schwarz. Das Anfassgefühl geht auf alle Fälle in Ordnung: Die CX2 wirkt robust – selbst wenn man beherzt zupackt, knarzt und knistert nichts. Lediglich die seitlich angebrachte Abdeckung für den USB- und Videoanschluss macht den Eindruck, als ob sie nicht ein Kameraleben lang halten würde.
Von den Abmessungen her findet die Ricoh CX2 gerade noch bequem Platz in einer Hemdtasche. Bei einem Gewicht von gut 200 Gramm (betriebsbereit inkl. Speicherkarte) wird man sie jedoch lieber in die Jacken- oder Handtasche stecken. Dabei braucht man keine Angst zu haben, dass sich versehentlich etwas verstellt oder gar die Kamera unbeabsichtigt eingeschaltet wird: Der kleine Einschalter sitzt so tief im Gehäuse, dass er schon mit Absicht schwer zu drücken ist. Auch das sehr flache Moduswahlrad lässt sich nur etwas mühsam verstellen.
Die Bedienelemente auf der Rückseite (fünf Tasten und eine Vier-Wege-Wippe) sind recht niedlich geraten, aber sie erfüllen ihren Zweck. Praktisch, dass es eigens eine Löschtaste gibt. Bei der Bildwiedergabe dient der Zoomring (der rund um den Auslöser angeordnet ist) zum Vergrößern oder Verkleinern der Darstellung auf dem Monitor. Dieser Bildschirm misst üppige drei Zoll in der Diagonalen und bietet mit 920.000 Bildpunkten (entspricht VGA-Auflösung) ein brillantes und glasklares Bild. Der vorzügliche Monitor ist sicherlich eines der Highlights der Ricoh CX2 – schade nur, dass er im hellen Sonnenlicht nicht so gut abzulesen ist. Das schmerzt umso mehr, zumal die Kamera keinen optischen Sucher hat.
Ausstattung Herzstück der Ricoh CX2 ist ein 1/2,3-Zoll-CMOS-Sensor, der gut neun Millionen Bildpunkte (3.456 x 2.592 Pixel) aufzeichnet. Er ist beweglich gelagert und hilft so, verwackelte Aufnahmen zu vermeiden (aktiver Verwacklungsschutz durch Sensor-Shift). Belichtet wird der Sensor durch ein Zoom-Objektiv, das mit einem für Kompaktkameras beachtlichen Brennweitenbereich von 28 bis 300 Millimetern (bezogen auf Kleinbildformat) kaum Wünsche bei der Bildgestaltung offen lässt. Gerade am unteren Ende bietet die Ricoh für ein 10,7fach-Zoom gute Weitwinkel-Fähigkeit. Doch das ist noch nicht alles, das Objektiv der Ricoh wartet auch mit hervorragenden Makro-Eigenschaften auf: In Weitwinkelstellung fotografiert die Kamera Motive ab einen Zentimeter Abstand von der Vorderlinse, in äußerster Telestellung liegt die Naheinstellgrenze gerade einmal bei 28 Zentimetern. Wer noch näher ran will, wählt den "Zoom-Makro-Modus". Hier wird die Brennweite auf 70 Millimeter fixiert, die Kamera stellt jedoch alles ab einen Zentimeter Entfernung scharf und schafft so einen beachtlichen Abbildungsmaßstab von rund 1:3. Damit bekommt man selbst kleine Insekten Format füllend ins Bild.
Aber auch Action-Fotografen kommen auf ihre Kosten – zum Beispiel mit der Funktion "M-Serie Plus". Hier fotografiert die Ricoh CX2 innerhalb von drei Sekunden 15 Bilder (bzw. 30 Bilder pro Sekunde bei reduzierter Auflösung). Für besonders kontrastreiche Motive (etwa einen Blumenstrauß auf der Fensterbank) bietet die CX2 eine HDR-Funktion: Im HD-Modus nimmt die Kamera gleich zweimal auf – einmal belichtet sie die hellen Partien korrekt, beim nächsten Foto mit längerer Belichtungszeit werden die Schattenpartien durchgezeichnet. Beide Aufnahmen verrechnet die interne Software sodann zu einem Foto, in dem Lichter- und Schattenpartien korrekt dargestellt werden. Außerdem hat die Kamera einen kleinen Blitz an Bord, der zwar nicht gerade sehr leistungsstark ist, aber ein dunkles Motiv vor hellem Hintergrund meist ausreichend aufhellen kann. Ein richtiges Highlight ist die integrierte Wasserwaage: Auf Wunsch zeigt ein Balken am unteren Bildschirmrand an, ob die Kamera waagerecht gehalten wird – das hilft wirksam, Fotos mit schiefem Horizont zu vermeiden. Auch ein Stativgewinde fehlt nicht, das sich aber leider nicht in der optischen Achse befindet, was allerdings nur bei der Aufnahme von Einzelbildern für ein Panorama von Nachteil ist.
Der experimentierfreudige Fotograf wird sich über die Fülle an Einstellmöglichkeiten freuen, die die Ricoh CX2 zu bieten hat. So lässt sich beispielsweise die Belichtung um zwei Blendenwerte (EV) nach oben oder unten korrigieren. Wer sich nicht die Mühe machen möchte, die Belichtung auf den Punkt zu regeln, nimmt einfach eine Belichtungsreihe auf (drei Bilder mit -0,5, 0 und +0,5 EV) – auch das kann die CX2. Ebenso professionell sind die Einstellmöglichkeiten für die Lichtempfindlichkeit. Man kann sie die Kamera automatisch wählen lassen (mit einer einstellbaren Obergrenze von ISO 400, 800 oder 1.600) oder manuell vorgeben. Sehr schön: Der informative Monitor zeigt bei halb gedrücktem Auslöser, mit welcher ISO-Empfindlichkeit die CX2 aufzeichnen wird.
Reichhaltige Möglichkeiten bietet auch der Autofokus: Im einfachsten Fall lässt man die Kamera eines ihrer neun AF-Felder wählen – wobei sie wahlweise automatisch auf Gesichter im Bildausschnitt scharf stellt. Im Schnitt benötigt die CX2 etwa eine halbe Sekunde zum Fokussieren – damit ist sie durchschnittlich schnell, für einen Schnappschuss aber nicht immer flott genug. Der Fotograf kann beim Scharfstellen zudem selbst ins Geschehen eingreifen und mit dem kleinen "Joystick" auf dem Monitor den Bereich festlegen, auf den die CX2 scharf stellen soll. Oder man schaltet den AF ab – die Kamera lässt sich nämlich auch manuell fokussieren. Recht flexibel zeigt sich die Ricoh CX2 beim Weißabgleich (vollautomatisch, Auswahl eines von sechs Presets oder manueller Weißabgleich) und bei der Blitzsteuerung (Auto, an, aus, Korrektur der Blitzbelichtung von -2 EV bis + 2 EV). Langzeitbelichtungen (1, 2, 4 oder 8 Sekunden) oder Intervallaufnahmen (im Abstand von 5 Sekunden bis 1 Stunde) beherrscht die CX2 ebenfalls. Klasse auch: Hat man unter der Vielzahl von Einstellmöglichkeiten seine Bevorzugten gefunden, lassen sich zwei persönliche Presets speichern und jederzeit bequem über das Einstellrad abrufen.
Wer einfach nur schöne Schnappschüsse machen möchte, wird von der Ricoh CX2 ebenfalls tatkräftig unterstützt. Sie bietet dem weniger ambitionierten Fotografen die übliche Vollautomatik und lässt zudem die Wahl zwischen einem Dutzend Motivprogrammen. Und wer gar nicht erst in die Versuchung kommen möchte, sich in den Tiefen (der etwas verschachtelten) Menüs zu verirren, schaltet in den "Easy"-Modus um – hier bietet die Kamera nur grundlegende Einstellmöglichkeiten, so dass man sich aufs Wesentliche konzentrieren kann: Fotografieren. Theoretisch könnte man mit der CX2 zwar auch Videos drehen – aber bei einer maximalen Auflösung von 640 x 480 Pixeln (entspricht VGA) bereiten die Filmchen wenig Freude – insbesondere, wenn man sie auf einem Full-HD-Fernseher betrachtet. Sieht man einmal vom Patzer in Sachen "Video" ab und hält sich nicht lange an ein paar fehlenden Kleinigkeiten auf (keine Zeit- oder Blendenvorwahl möglich, keine Aufzeichnung im RAW-Format), ist die Ricoh CX2 wirklich komplett ausgestattet und wird die meisten Fotografenwünsche erfüllen können.
Bildqualität Die Bildqualität, die die Ricoh CX2 liefert, muss den Vergleich mit anderen Kameras ihrer Klasse nicht scheuen. Eine glatte "1" attestiert ihr unser Testlabor bei der Randabdunklung (Vignettierung). Das lässt darauf schließen, dass Ricoh hier mit allerlei elektronischen Spielereien nachhilft. Was soll’s – wichtig ist bekanntlich, was hinten rauskommt. So auch bei der Verzeichnung – sie ist mit einem Maximalwert von 0,7 % in Weitwinkelstellung zwar messbar, aber mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar. Nicht ganz so top ist das Auflösungsvermögen der CX2, aber es bleibt stets auf hohem Niveau: Der Detailreichtum ist in Weitwinkelstellung am höchsten und nimmt mit zunehmender Brennweite kontinuierlich leicht ab. Gut, wenn auch nicht überragend, ist der Dynamikumfang der Aufnahmen: Bis ISO 400 sinkt der Wert nicht unter 8 Blendenstufen (EV) und selbst bei ISO 1.600 liefern die Aufnahmen mit 6,9 EV noch mehr Dynamik, als sich bei der Ausgabe auf Papier reproduzieren lässt. Besonders kontrastreiche Motive bändigt zudem die HD-Funktion (siehe oben) zuverlässig. Unterm Strich heißt das: Auch bei Motiven im grellen Sonnenlicht vermeidet die CX2 ausbrennende Lichter und absaufende Schatten.
Nicht ganz so schön präsentiert sich die Tonwertkurve: Sie läuft nach unten hin recht flach aus – die dunklen Töne werden also von der CX2 wenig differenziert wiedergegeben. Das ergibt einen recht knackigen, kontrastreichen Bildeindruck – schön für alle, die ihre Bilder sogleich drucken möchten; problematisch jedoch, wenn die Aufnahmen noch zur Kur in ein Bildbearbeitungsprogramm geschickt werden sollen. Dabei hätte Ricoh anstelle der kontraststarken Wiedergabe zunächst einmal für einen ordentlichen Schwarzpunkt sorgen können. Der liegt nämlich bei einem Wert von meistens 9 anstelle 0 – so werden ein paar Prozentpunkte Dynamik und Tiefenzeichnung verschenkt. Zum recht plastischen Bildeindruck trägt hingegen das Scharfzeichnen bei, wobei sich die Ricoh CX2 hier professionell zurückhaltend zeigt und so in dieser Disziplin eine "2+" von unserem Testlabor erhält. (Wer sich für die reinen Laborergebnisse mit Diagrammen, Tabellen, Ausschnitten aus Testbildern, Schulnotentabelle und Kommentar des Testingenieurs interessiert, kann sie für 1,40 EUR einsehen. Inhaber einer digitalkamera.de-Labortestflatrate zahlen nichts extra.) Man ist aber keineswegs auf die Standardeinstellungen der Kamera angewiesen und kann "Klarheit", "Kontrast" und "Schärfe" ganz nach Wunsch von soft bis poppig einstellen. Schade allerdings, dass sich nicht auch die Farbsättigung regulieren lässt. So bleibt es bei einer recht lebendigen Farbwiedergabe, die bisweilen schon etwas arg bunt wirkt.
Gerade noch gut ist das Rauschverhalten der CX2: Zwischen ISO 80 und ISO 400 steigt es nur sehr moderat an, um dann bis ISO 800 auf einem Niveau zu verharren und zu höheren Empfindlichkeiten hin wieder zuzunehmen. Ein solcher Kurvenverlauf weist darauf hin, dass die interne Software der Kamera dem Sensorrauschen kräftig zu Leibe rückt. Die Kehrseite der Medaille: Mit dem Rauschen verschwinden auch feinste Bilddetails. Aufnahmen mit ISO 800 wirken so bereits arg glatt und wächsern. Noch höhere Empfindlichkeiten (bis ISO 1.600 sind möglich) sind da eigentlich nur noch als Notbehelf zu gebrauchen. Bis ISO 200 sind das Rauschen respektive die mit der Rauschreduktion einhergehenden Detailverluste jedoch ohne Fehl und Tadel.
Fazit Für eine Kamera dieser Größe leistet die Ricoh CX2 Beachtliches und muss sich keinesfalls hinter der namhafteren Konkurrenz verstecken. Sehr gut ist den Ingenieuren die Abstimmung von Objektiv, Sensor und interner Bildverarbeitung gelungen: Keine Vignettierung, kaum Verzeichnung und ein bezogen auf die Sensorgröße gutes Rauschverhalten – das sind die Pfunde, mit denen die Ricoh CX2 wuchert. Hinzu kommt eine Vielzahl an Funktionen, die die CX2 zu einem vielseitigen Werkzeug bei den meisten fotografischen Aufgaben machen. Hervorzuheben sind hier vor allem der sehr praxisgerechte Brennweitenbereich des Objektivs und die guten Makrofähigkeiten. Schade nur, dass Ricoh die insgesamt tolle Technik der CX2 in ein etwas kantiges Gehäuse gepackt hat. Mit etwas größeren, wertiger anmutenden Tasten ließe sich die Kamera sicherlich noch besser bedienen. Wer seine Bilder gerne am PC nachbearbeitet, wird die recht ausgeprägte Aufarbeitung der Bilddaten direkt in der Kamera nicht immer schätzen. Dafür erhalten "Shoot-to-Print"-Fotografen mit der Ricoh CX2 eine Kamera, die meist auf Anhieb überzeugende Fotos auf die Speicherkarte bannt, bei der Videoaufnahme jedoch hinter dem heutigen Stand der Technik zurückbleibt.
Kurzbewertung
- 2 Speicherplätze für benutzereigene Einstellungen
- Bildqualität insgesamt ohne Fehl und Tadel
- Hohe Serienbildgeschwindigkeit
- 10,7-fach Zoomobjektiv mit praxisgerechtem Brennweitenbereich und sehr guten Makrofähigkeiten
- Videofunktion nicht auf der Höhe der Zeit
- Ab ISO 800 sichtbarer Detailverlust durch Rauschunterdrückung
- Keine Aufzeichnung der Rohdaten möglich
- Bedienelemente klein und teilweise schwergängig
Technische Daten
Modell |
Ricoh CX2 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,3 Megapixel (physikalisch), 9,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.456 x 2.592 (4:3) |
Video (max.) |
640 x 480 30p |
Objektiv |
28-300 mm / F3,5-5,6 (10,7-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,920 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 5 Bilder/s und max. 60 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 1.600 |
Abmessungen |
102 x 58 x 29 mm (B x H x T) |
Gewicht |
208 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/LT1ZK (mit Preisvergleich) |