Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Ricoh CX4
2010-11-06 Ein halbes Jahr ist vergangen – Zeit für eine neue Ricoh CX. Modell Nummer vier setzt vor allem auf äußere Akzente. Das 10,7fache Zoom und der rückseitig belichtete, 1/2,3" kleine C-MOS-Sensor mit einer Auflösung von zehn Megapixeln – alles bereits vom der CX3 her bekannt – bleiben bestehen. Die CX4 weist einen überarbeiteten Bildstabilisator und einige neue Funktionen wie den Verfolgungs-Autofokus auf. Außerdem hat Ricoh weiter an der Rauschunterdrückung gearbeitet und ein paar Kreativprogramme wie Spaßkamera-Effekt eingefügt. Ob sich das überarbeitete Äußere im täglichen Umgang bewährt und ob die CX4 im Vergleich zu ihrer Vorgängerin im Labor bessere Noten abstauben kann, soll der digitalkamera.de-Test zeigen. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Der Schwerpunkt der Veränderungen von CX3 auf CX4 liegt auf dem Design. Die neueste CX-Ausgabe wirkt weniger klotzig, bietet aber nach wie vor eine Vielfalt an Ausstattung im kompakten und solide verarbeiteten Gehäuse. Nichts knarzt und lässt sich verschieben und die Klappe für SD-Speicherkarten und Akku schließt dicht. Nicht verbessert hat Ricoh die Lage des Stativgewindes aus Plastik, das diese Klappe beim Stativeinsatz blockiert und abseits der optischen Achse liegt. Ebenfalls nur mit einem Plastikschutz muss die Abdeckung von USB- und AV-Out-Anschluss auskommen. Eine HDMI-Schnittstelle lässt die CX4 vermissen. Moduswahlrad und Power-Knopf, die sich zusammen mit dem Auslöser und dem ihn umgebenden Zoomring an der Kameraoberseite befinden, sitzen streng bzw. müssen deutlich gedrückt werden. Dafür bleiben sie auch in der ihnen zugedachten Position. Ein sehr wichtiges Steuerelement ist die ADJ-Taste mit kleinem Joystick in der oberen rechten Ecke der Kamerarückseite, neben der ein Hartgummielement die nötige Stütze für den Daumen bietet. Mit dem Stick navigiert man durchs umfangreiche Menü, kann das AF- bzw. AE-Feld verschieben und gelangt zu den üblichen Shortcuts für Makro, Blitz, usw. Der kleine Hebel ist die einzig wahre Alternative für die Bedienung einer Kamera dieser Ausstattung. Durch die Nähe zu den Bedienelementen an der Oberseite kann es vorkommen, dass er aus Versehen angestoßen wird und die Kamera ungewollt in den Makromodus springt. Ansonsten bedient sich die CX4 unproblematisch und intuitiv. Durch die freie Belegung der Fn- und ADJ-Taste legt man sich die am häufigsten benutzten Funktionen dahin, wo man sie braucht. Das Menü der CX4 ist aufgeräumt gestaltet und eingängig in der Bedienung. Dank des bereits bei älteren Modellen verwendeten Retracting Lens System, das das Objektiv entsprechend klein gefaltet verstaut, kommt das Gehäuse nur auf eine Dicke von 29,4 mm. Zusammen mit dem Betriebsgewicht von 205 g und dem neuen Design bewährt sich die CX4 unterwegs als kompakte Begleiterin, die überall Platz findet und mit dem 10,7fach Zoom eine ansehnliche Brennweite von 28 bis 300 mm (KB) abdeckt.
Ausstattung Zu den Neuerungen gehören ein verbesserter Bildstabilisator und der Autofokus mit Tracking-Funktion. Mit heruntergedrücktem Auslöser verfolgt die Kamera ein Objekt auch bei Bewegung. Das erleichtert das Fotografieren von Tieren, Kindern oder beim Sport. Stellt man allerdings frontal auf ein Gesicht scharf, so kommt es zu Sprüngen, sobald sich die Person seitlich dreht. Bis der AF dann wieder auf der richtigen Schiene ist, gelingen nicht immer alle Schnappschüsse. Trotzdem ist der Verfolgungs-AF zusammen mit der Bildstabilisierung Gold wert. Die Trefferquote an scharfen Aufnahmen erhöht sich um ein Vielfaches. Bleibt man beim Fokussiervorgang, so fällt das laute Motorengeräusch auf. Man hört die Kamera in jeder Situation arbeiten. Aktiviert man den Vor-Autofokus, bei dem die CX4 auch ohne leichtes Andrücken des Auslösers ständig fokussiert, wird man vom Motorengeräusch begleitet. Dank Vor-AF löst die Kamera schneller aus, verbraucht aber auch mehr Strom. Der Akku hält offiziell 310 Aufnahmen durch, manchmal schafft er aber keine ganze Party.
Zu den weiteren Neuerungen der CX4 gehören weitere Kreativprogramme, mit denen sich experimentierfreudige Fotografen austoben können. Sehr schön ist der neue Nachtmodus, bei dem die Kamera mehrere Bilder zu einem zusammenbaut. Ein Stativ wird dadurch nicht ganz verzichtbar, die Chancen auf gute Beute ohne Auflage für die Kamera erhöhen sich aber. Zu den weiteren Programmen gehören der Weichzeichner, Cross-Entwicklung für ungewöhnliche Farbgebung und Spaß-Effekt-Kamera. Letzteres verpasst Bildern knallige Farben oder dunkle Ecken um so das Bildergebnis billiger Knipsen nachzuahmen. Weitere Kreativprogramme wie Doppelaufnahme mit dynamischem Bereich (DR), Miniaturisierung oder Schwarz-Weiß-Aufnahme mit hohem Kontrast gab es schon bei der CX3. Zu einem wirklich verbesserten Bildergebnis führt nur der DR-Modus, alle anderen Programme erfreuen die "Spielkinder" unter den Fotografen, sind aber für andere komplett überflüssig. Für Kontrollfreaks bietet die CX4 zwar keinen manuellen oder halbmanuellen Modus, trotzdem lässt sich vieles wie Fokus oder Weißabgleich manuell einstellen. Blitzlicht, Belichtung, Schärfe, Kontrast und Klarheit lassen sich jeweils individuell nachregeln. Darüber hinaus bietet die Kamera zahlreiche Automatikfunktionen für die einzelnen Einstellungen wie z. B. den Multi-Pattern-Weißabgleich für Mischlichtsituationen. Für die Alltagsfotografie macht man nichts falsch, wenn man die Einstellung darauf belässt, da die Ergebnisse konstant zuverlässig ausfallen. Sehr umfangreich sind auch die Wahlmöglichkeiten zur Fokussierung. Neben dem manuellen und dem Verfolgungs-AF kann man zwischen Fixfokus, Gesichtserkennung, Spot, Multi, unendlich und Multi-Messfeld wählen. In letzterer Funktion erstellt die Kamera fünf Bilder und verschiebt dabei den Fokus zwischen wahrscheinlichen Messpunkten. Weitere automatische Reihen sind möglich für unterschiedliche Belichtungen, Weißabgleichssituationen oder Farbvarianten (SW, Farbe, Sepia). Die CX4 erstellt dabei sogenannte Multi-Picture-Dateien (MPO), aus denen man relativ einfach jedes Einzelbild als JPEG extrahieren kann. Ebenso arbeitet die CX4 mit Serienbildern und erreicht damit hohe Geschwindigkeiten von bis zu 120 Aufnahmen pro Sekunde. Dabei sinkt die Auflösung allerdings auf VGA (640 x 480). 10 Megapixel behält man bei M-Serie Plus, wobei fünf Bilder pro Sekunde aufgenommen werden, aber nur die letzten 15 gespeichert werden. Je weiter man im Menü gräbt, desto mehr Einstellmöglichkeiten fördert man zu Tage. Um nicht den Überblick zu verlieren, werden die meisten gewählten Einstellungen auf dem drei Zoll großen, hochauflösenden Display angezeigt. Die 920.000 Bildpunkte ermöglichen ein exzellentes Bild, das man bei fast allen Lichtsituationen gut erkennen kann. Durch die hohe Detaildichte und die Größe stören die Symbole für getroffene Einstellungen nicht. Sie lassen sich aber auch ausblenden, bzw. detaillierte Bildinformationen im Wiedergabemodus oder Bildgestaltungshilfen wie Gitternetzlinien, Histogramm oder Ausrichtungshilfe einblenden. Für einstellungsfaule Schnappschussfotografen bietet die CX4 mit dem Modus S-Auto oder den Motivprogrammen völlige Sorglosigkeit. S-Auto erkennt selbständig die jeweilige Bildsituation und entscheidet zwischen Porträt, Nachtporträt, Nachtmodus, Sportmodus, Landschaft und Makromodus, was in 90 Prozent der Fälle funktioniert.
Die Blitzfunktion hat nicht vollständig überzeugen können. Zum Einen hat sich der Blitz bei Gegenlichtsituationen oft nicht zugeschaltet, was aber laut Beschreibung der Fall sein sollte, zum anderen kam es oft zu Überbelichtungen, und schöne Bildergebnisse waren nur mit Blitzbelichtungskorrektur oder Nachtporträt erreichbar. Wählt man Serienbild oder andere Reihenaufnahmen, muss man komplett auf ihn verzichten. Neben der Rote-Augen-Korrektur gibt es eine Slow-Funktion für Porträts in schlechten Lichtverhältnissen. Sehr gut hingegen arbeitet der Makromodus. Man kann je nach Brennweite bis zu einem Zentimeter an das Motiv herangehen und das Autofokusfeld mit der Funktion Makroziel verschieben. Die Videobilder, die die CX4 in HD-Auflösung erstellt, liefern eine gute Qualität. Der Ton kann allerdings nicht überzeugen, er klingt sehr leise und oft etwas hohl. Schade ist ebenfalls, dass nur das digitale und nicht das optische Zoom verwendet werden kann, sobald die Videoaufnahme gestartet wurde. Auch der Verfolgungs-AF steht nicht zur Verfügung. Dies sind aber nur kleine Minuspunkte, die man bei vielen Kameras hinnehmen muss. Alles in allem bietet die CX4 unglaublich viele Funktionen, für die man Zeit braucht, um sie alle zu erkunden. Eigentlich fehlt nur ein guter Panoramamodus.
Bildqualität Spätestens im Labor hat die CX4 bewiesen, dass sie die CX3 zurecht ablöst. Das verbesserte Ergebnis ist vor allem beim Rauschen, bei der Geschwindigkeit, bei der Auflösung von Bildmitte zum Bildrand und bei der Scharfzeichnung zu erkennen. Hier hat Ricoh erfolgreich an alten Mängeln gearbeitet. Dass die Gesamtnote von 2,8 nicht besser ist als bei der CX3, liegt an einem großen Patzer, den sich die CX4 leistet: beim Wirkungsgrad erreicht sie für alle gemessenen Brennweiten und Blenden nie mehr als 50 Prozent und bringt die Schulnote 6,0 ein. Am Zusammenspiel von Objektiv, Sensor und interner Bildbe- und -verarbeitung darf also in den Ricoh-Laboren noch weiter gebastelt werden. Betrachtet man aber beispielsweise die Kurve der Auflösung vom Rand zur Bildmitte, so sieht man für alle drei gemessenen Brennweiten eine relativ konstante Auflösungsverteilung ohne kritischen Randabfall. Auch die Richtungsabhängigkeit der Auflösung verläuft in allen Farbkanälen und Brennweiten gleichmäßig und absolut im Rahmen. Für ein homogeneres Bildergebnis könnte sie allerdings noch niedriger ausfallen. Bei der Scharfzeichnung verhält sich die CX4 besonders bei den horizontalen Kanten moderater als die CX3 und erreicht eine gute Note von 1,5. Natürlich greift Ricoh hier in die Bildbearbeitungstrickkiste, das Ergebnis ist für eine Shoot-to-Print-Kamera aber mehr als angemessen
Ähnlich verhält es sich mit der Rauschunterdrückung, an der Ricoh nach eigenen Angaben verstärkt gearbeitet hat. Sie fällt nach Schulnoten mit 2,2 ziemlich gut aus und verhält sich für alle ISO-Werte und alle Farbkanäle mehr oder weniger gleich. Bei schlechten Lichtverhältnissen kann es trotz dieser guten Laborwerte hin und wieder zu Farbfehlern kommen. So wirkt eine homogene rote Fläche auf einmal lila-rot gescheckt. Ricoh hat gut gearbeitet, aber die CX4 stößt bei schlechtem Licht wie beinahe jede Kompaktkamera an ihre Grenzen. Um dem vorzubeugen, kann man eine Obergrenze für die automatische ISO-Wahl festlegen. Die Eingangsdynamik der CX4 erreicht beinahe durchgängig das Niveau der analogen Fotografie und verhält sich wie bei den Rauschwerten für alle ISO-Werte ähnlich. Mit der Ausgangsdynamik hapert es eher noch etwas, dementsprechend fallen die Schatten ab und zu matschig aus. Gearbeitet hat Ricoh an der Auslöseverzögerung und der AF-Geschwindigkeit. Je nach gewählter Blendenstufe muss man mit AF zwischen 0,32 und 0,63 Sekunden rechnen. Das ist viel besser als die Werte der CX3, reicht aber noch nicht ganz für eine perfekte Schnappschusskamera. Randabdunklung und Verzeichnung hat Ricoh sehr gut im Griff. Beide Probleme treten praktisch nicht auf. Damit kommt die CX4 auf relativ gute Laborwerte, hinsichtlich des Wirkungsgrades besteht aber eindeutig noch Verbesserungsbedarf.
Fazit Die CX4 hat einige Verbesserungen erfahren und löst damit zurecht die CX3 ab. Nach wie vor eignet sich die Kamera für alle Kenntnisstufen, da sie sowohl Automatiken bietet, die dem Fotografen alle Arbeit abnehmen, als auch sehr zahlreiche Einstellmöglichkeiten. Diese sind so vielfältig, dass man am Anfang unbedingt mit dem Handbuch arbeiten muss, um einen Überblick zu behalten. Hat man erst mal Übung bei der Anwendung, lässt die CX4 kaum Wünsche offen und ermöglicht ein enorm kreatives Arbeiten. Die Arbeit an der Rauschunterdrückung hat sich gelohnt, die Laborwerte fallen fast durchweg besser aus als beim Vorgängermodell.
Kurzbewertung
- Brennweite von 28 bis 300 mm für alle Alltagssituationen
- Verfolgungsautofokus und verbesserter Bildstabilisator für schärfere Bilder
- Verbessertes Rauschverhalten (gegenüber der CX3)
- Sehr gute und umfangreiche Ausstattung
- Ungünstig platziertes und wenig langlebiges Plastik-Stativgewinde
- Geringer Wirkungsgrad beim Zusammenspiel von Optik und Bildbe- und verarbeitung
- Leiser, leicht hohl klingender Ton bei Videoaufnahmen
- Leicht unzuverlässige Blitzleistung
Technische Daten
Modell |
Ricoh CX4 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,6 Megapixel (physikalisch), 10,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
28-300 mm / F3,5-5,6 (10,7-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,920 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 5 Bilder/s und max. 999 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 3.200 |
Abmessungen |
102 x 59 x 29 mm (B x H x T) |
Gewicht |
205 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/XNEQ3 (mit Preisvergleich) |