Kompaktkamera
Testbericht: Ricoh Caplio GX100
2007-05-31 Neben der überwiegenden Anzahl an Herstellern, die mit ihren Produkten den "Mainstream" bedienen, gibt es ein paar "Underdogs", die sich auf Kameras für besondere Kundenwünsche spezialisiert haben. Die Firma Ricoh genießt da einen ganz speziellen Status, bietet sie doch sowohl Digitalkameras für den Massenmarkt als auch vereinzelt Spezialistenkameras an. Das Caplio-Modell GX100 will eindeutig zu letzter Kategorie gehören, und ob sie den höheren Ansprüchen der Spezialisten gerecht wird, haben wir im digitalkamera.de-Test geprüft. (Yvan Boeres)
Mit ihrem weitwinkelstarken Zoomobjektiv, ihrem Blitzschuh, ihrer Anschlussmöglichkeit für optisches Zubehör, ihrem Bildstabilisator und ihrer Fähigkeit, Bilder im RAW- bzw. DNG-Format aufzuzeichnen, hat die Ricoh Caplio GX100 zumindest auf dem Papier so manches, was sie als handliche Reise- und Reportagekamera, als "Notizblock"-Kamera oder als hemdtaschentaugliche Zweitkamera prädestiniert. Wie gut die GX100 zu diesem Profil passt und was ihre charakteristischen Eigenschaften sind, können interessierte Leser sowohl im nachfolgenden Text als auch im nebenstehenden Steckbrief, in der Tabelle "Messwerte" am Ende des Tests und in einer aktualisierten Version unseres digitalkamera.de-Datenblattes zu dieser Kamera nachlesen. Als Ergänzung dazu bieten wir das DCTau-Testprotokoll zum kostenpflichtigen Abruf (bzw. im Abo) an, das diesem Test bei der Beurteilung der Bildqualität zugrunde lag. Kurz vor der Veröffentlichung dieses Testberichtes war bereits die dritte neue Firmware in kurzer Folge für die GX100 (V1.14) veröffentlicht worden; sollten mittlerweile noch weitere Firmwareversionen für diese Kamera existieren, sind die damit erbrachten Neuerungen und Verbesserungen nicht in diesem Test berücksichtigt worden.
Ergonomie/Verarbeitung Kompaktheit hat bei Ricoh Tradition. Die "Urmutter" der GX100, die analoge R1, war ihrer Zeit (Markteinführung: September 1994) schon ein kleines Wunderwerk der Miniaturisierung und an der dicksten Stelle nicht viel größer als eine Standard-Kleinbildfilmpatrone. Die GX100 passt mit ihren Außenmaßen von nur 111,6 x 58 x 25 Millimetern auch locker in jede Hemd- bzw. Jackentasche; das Gewicht von rund 240 Gramm (betriebsbereit mit Speicherkarte) geht zum größten Teil auf das Konto des Akkus und des sich aus elf Linsen zusammensetzenden Zoomobjektivs. Anders als man es von einigen offiziellen Produktabbildungen her hätte erwarten können, sieht die GX100 alles andere als "billig" aus. Wer einen "Plastikbomber" befürchtete, wird beim Auspacken der Kamera angenehm überrascht sein, denn abgesehen vom leicht wackeligen Objektivtubus macht die kleine Ricoh einen robusten und sauber verarbeiteten Eindruck. Grund dafür sind die verwendeten Materialien. Ganz in Schwarz gehalten, besteht die GX100 zum Teil aus Metall (das gilt auch für das leicht versetzt platzierte Stativgewinde), zum Teil aus solide anmutendem Kunststoff – und zu Teilen auch aus rutschfestem Gummi in Leder-Optik.
Trotz ausgeprägter Kompaktheit liegt die GX100 gut bzw. schön ausbalanciert in der Hand. Das Design folgt dem Leitsatz "Form follows Function" und die ergonomische Studie kann man als gelungen bezeichnen. Die als Handgriff dienende kleine Ausbuchtung an der Kameravorderseite erlaubt es so zum Beispiel auch größeren Händen, die Kamera seitlich fest zu umschließen; ein Einhandbetrieb ist selbst auf längere Zeit ohne krampfartige Erscheinungen möglich. Dass die GX100 nicht mit Knöpfen und Tasten übersät ist, verdankt sie dem gut durchdachten Bedienkonzept. Die Zahl der Bedienelemente wurde bewusst klein gehalten, und man hat weitgehend auf die Mehrfachbelegung von Tasten verzichtet, doch während das bei anderen Kompaktdigitalkameras bedeutet, dass man des öfteren einen Ausflug ins Kameramenü machen muss, kann die Ricoh so konfiguriert werden, dass die wichtigsten Einstellungen immer zum direkten Abruf bereitstehen. Eine der großen Stärken der GX100 ist nämlich ihre hohe "Anpassungsfähigkeit". So findet man auf der Kameraoberseite einen Funktionsknopf, dem eine ausgewählte Funktion (AF/MF-Umschaltung, Belichtungsmesswertspeicher, Belichtungskorrektur, Weißabgleich-Einstellungen, Lichtempfindlichkeitsstufenregelung, Bildqualität, Fokussiereinstellungen, Bild-Einstellungen, Wahl der Belichtungsmessart, Serienbildmodus, Belichtungsreihenfunktion, akustische Signale) zugewiesen werden kann, und welche Einstellungen man mit dem praktischen Adj.-Schalter (auf den wir gleich zurückkommen) vornehmen kann, lässt sich ebenfalls im Einstellungsmenü der Kamera festlegen. Abgerundet wird das Ganze dann noch von zwei Benutzerspeichern (My1 und My2) für häufig benutzte Einstellungen, die man schnell und bequem über das Programm-/Betriebsartwählrad auf der Kameraoberseite abrufen kann.
Der Adj.-Schalter kennt zwei Funktionen. Was auf den ersten Blick wie ein kleines Einstellrad aussieht, kann wie ein Wippschalter nach links und rechts bewegt werden, um irgendwelche Werte zu verstellen. So kann man bei der manuellen Belichtungssteuerung (M) damit die Blende auswählen, während man mit dem Einstellrad vorne an der Kamera die Belichtungszeit selektiert. Doch der Adj.-Schalter kann auch gedrückt werden; in diesem Fall öffnet sich ein Schnellwahl-Menü, über das man auf bis zu vier vorher vom Benutzer festgelegte Einstellungen (z. B. Weißabgleich, Empfindlichkeit, Belichtungsmessart und Bildqualität) zurückgreifen kann. Leider gehört das Ein- und Ausschalten des Bildstabilisators nicht zu den zuweisbaren Einstellungen; hier muss man also weiterhin das Menüsystem aufrufen und den entsprechenden Menüpunkt aufsuchen. Das Menü teilt sich dabei in zwei Hauptrubriken (Aufnahme- bzw. Wiedergabe- und Grundeinstellungen) mit mehreren Einstellungsgruppen (zwei Gruppen bei den Wiedergabeeinstellungen, drei Gruppen bei den Aufnahmeeinstellungen und sechs Gruppen bei den Grundeinstellungen) auf. Jede Einstellungsgruppe setzt sich aus bis zu fünf Einstellungen bzw. einzelnen Menüpunkten zusammen, und die Einstellungen selbst lassen mehr oder weniger viele Einstellungsmöglichkeiten zu.
Die grafische Aufmachung der Menüs und Bildschirmeinblendungen kann man mit einem Wort als schnörkellos bezeichnen. Ricoh verzichtet auf hoch auflösende Zeichensätze, kunterbunte Menüs, animierte Icons und sonstige Effekthaschereien, dafür gibt es aber zum Beispiel kleine gelbe Markierungen, die beim Verändern einer Einstellung als "Gedankenstütze" fungieren und so lange die zuletzt vorgenommene Einstellung flankieren, bis man seine neue Eingabe bestätigt. Die wenig farbenfrohe Darstellung der Menüs hat übrigens einen Vorteil: Die Bildschirminformationen bleiben auch dann gut lesbar, wenn die Sonne voll auf den – nicht entspiegelten und verschmierungsfreudigen – Bildschirm knallt. Der kleine LCD-Monitor (2,5"-TFT-LCD mit 230.000 Bildpunkten) selbst besitzt ordentliche Abbildungsleistungen. Zwar kommt es beim Anvisieren greller Szenen zu leichter violetter Streifenbildung auf dem 6,3 cm großen (Bildschirmdiagonale) Display, aber sonst gibt es kaum etwas daran zu kritisieren. Farben werden jedenfalls sehr neutral darauf dargestellt, und bei schnellen Kameraschwenks neigt das Bild nur wenig zum Ruckeln; besonders brillant fällt das Monitorbild zwar nicht aus (das verbessert sich ein wenig, wenn man die Disp.-Taste ein paar Sekunden lang gedrückt hält, um die Bildschirmhelligkeit zu maximieren), dafür aber umso feiner, blickwinkelunabhängiger (Betrachtungswinkel: 170° h/v) und rauschärmer. Alles in allem kein schlechter Bildschirm.
Was dem LC-Bildschirm der GX100 allerdings fehlt, ist ein Dreh- und Schwenkmechanismus für gewagtere Perspektiven. Auch könnte mancher das Fehlen eines optischen Suchers bemängeln. Hier bietet Ricoh eine pfiffige Lösung als optionales Zubehör an. Der auch zusammen mit der GX100 im so genannten "GX100 VF Kit" erhältliche Aufstecksucher VF-1 wird in den Blitzschuh eingeschoben und nimmt über eine winzige Schnittstelle zwischen Blitzschuh und LC-Bildschirm Kontakt mit der Kamera auf. Zwar handelt es sich bei diesem Accessoire nicht um einen optischen Sucher (sondern um einen elektronischen Videosucher bzw. EVF), aber das Sucherbild ist erstaunlich fein. Die Auflösung ist mit 201.600 Bildpunkten nicht mal spektakulär hoch, aber die besondere LCD-Technologie (ein reflektives CMOS-Element mit ferroelektrischer LC-Anzeige) sorgt dafür, dass das störende Pixelraster anderer EVFs hier nahezu unsichtbar ist. Einen ferroelektrischen EVF besaßen zuletzt die selige Minolta Dimage 7 und die nicht weniger selige Kyocera Finecam M400/410R; hoffentlich ereilt Ricoh nicht dasselbe Los wie diese beiden, mittlerweile vom Markt verschwundenen Marken. Etwas schwach fällt beim VF-1 die Sucherbildvergrößerung aus. Vor allem Brillenträger dürften auch den Sucherkomfort nicht sonderlich hoch finden. Eine runde Augenmuschel und eine Dioptrieneinstellung sind vorhanden, aber die geringe Austrittspupille von 13,6 mm (ab der Augenmuschel) zwingt einen dazu, die Brille fest ans Okular zu drücken, wenn man das gesamte Sucherbild überblicken will. Uns ist auch aufgefallen, dass der VF-1 weniger zu violetter Streifenbildung neigt als der LC-Bildschirm. Dafür weist der Aufstecksucher die typischen Schwächen ferroelektrischer Displays auf: nämlich ein leicht ruckliges Bild und "Pumpeffekte" beim schnellen Wechsel zwischen hellen und dunklen Bildpartien. Nichtsdestotrotz werden viele die kleine zusätzliche Investition von gut 120 EUR (aktueller Straßenpreis) für den VF-1 tätigen oder gleich das GX100 VF Kit (Mehrpreis von rund 100 EUR gegenüber dem normalen Preis) kaufen. Denn genialerweise kann man das nach oben klappbare Teil wie einen Winkelsucher benutzen – der Praxisnutzen ist da wesentlich höher als die kleinen Schwächen des nützlichen kleinen Accessoires.
Optik Der wohl größte Reiz der GX100 besteht in ihrer Weitwinkel-Zoomoptik. Während die Mehrheit der Hersteller die Zoomstärke ihrer Kameraobjektive nach oben treiben (der Rekord liegt derzeit bei 18-fachem Zoom), haben sich bisher nur Nikon mit der Coolpix 8400, Sony mit der Cyber-shot DSC-R1, Kodak mit der P880 und nun eben auch Ricoh mit der GX100 richtig in den Weitwinkel-Bereich hinein getraut. Denn obwohl letzterer streng genommen schon bei Brennweiten unterhalb eines Kleinbild-Äquivalents von 45 mm beginnt, geht für viele Enthusiasten der Spaß erst im Superweitwinkel-Bereich los. Und da kann man sich mit der GX100 so richtig austoben! Bereits im ausgepackten Zustand reicht die Brennweite dessen Zooms bis auf umgerechnet 24 mm herab, und wenn man dann noch den optional erhältlichen Weitwinkel-Konverter DW-6 auf die Kamera schraubt, kommt man auf eine spektakuläre Brennweite von umgerechnet 19 mm. Leider gibt es aber zurzeit keinen Tele-Konverter für die GX100, so dass sie nichts zum Heranholen weit entfernter Objekte bzw. Subjekte ist. Nach oben hin ist bei 72 mm (KB-Äquivalent) Schluss; die GX100 ist eine Kamera, mit der man sich getreu dem Motto des berühmten Kriegsfotografen und Magnum-Mitbegründers Robert Capa "Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, bist Du nicht nahe genug herangegangen" mitten ins Geschehen hinein stürzen und die Nähe zum Motiv nicht scheuen sollte.
Doch auch Landschafts- und Naturfotografen werden die ausgeprägten Weitwinkel-Fähigkeiten der GX100 zu schätzen wissen. Aufgrund der einigermaßen guten Lichtstärke (F2,5 bis F4,4, je nach Brennweiteneinstellung) ihres Objektivs kann sie dann auch dort eingesetzt werden, wo das Licht nicht im Überfluss vorhanden ist. Und weil sie darüber hinaus noch im Makro-Modus bis auf 1 cm hinab scharf stellt, eignet sie sich ebenfalls zum Fotografieren kleinster Details. Gesteuert wird das Zoom über die Rauf/Runter-Wippe an der Kamerarückseite. Der Brennweitenbereich wird dabei wahlweise stufenlos oder – bei Aktivierung der Stufenzoom-Funktion im Kameramenü – etappenweise (entspr. 24, 28, 35, 50 und 72 mm) durchfahren; nonstop braucht das Zoom von einem Brennweiten-Ende zum anderen zwischen 1,5 und 1,7 Sekunden.
In voll ausgefahrener Position ragt der Objektivtubus zirka 3 bis 4 cm aus dem Kameragehäuse heraus – je nachdem, wo man das Lineal ansetzt. Im eingefahrenen Zustand gibt es keinen Objektivschutzvorhang, der die Frontlinse gegen Kratzer und Staub schützt. Dafür wird ein Objektivdeckel mitgeliefert, der mit einem Schnappmechanismus versehen ist und mit einer kleinen Kordel an der Kamera befestigt werden kann. Vergisst man den Deckel vorm Einschalten der Kamera abzunehmen, bekommt man den dezenten Hinweis auf dem Kamerabildschirm, der Frontlinse die Sicht frei zu machen. Während das Objektiv beim Ein- und Ausfahren nicht gerade vertrauenserweckende Kratz-Geräusche von sich gibt (die man aber – genauso wie das leichte Spiel des Objektivtubus – ignorieren kann), summt es bei der Brennweitenverstellung leise und diskret vor sich hin. Wie sich spätestens beim ersten Scharfstellen herausstellt, ist es der Fokussiermechanismus, der so knarrt. Der Autofokus der GX100 stellt ab einer Entfernung von 30 cm automatisch scharf und wird bei schwachem Licht vom grünen Lichtbündel der Selbstauslöser-Signallampe unterstützt. Wem das AF-Hilfslicht zu aufdringlich ist, kann es im Kamera-Menü auch abschalten. Sofern nicht einer umprogrammierbaren Taste oder einem Schnellwahl-Menü zugeordnet, findet man dort auch die Fokus-Einstellungen. Der Autofokus kennt dabei fünf Betriebsmodi: den Multi-AF-Modus mit seinen 17 Messfeldern (Standardeinstellung), den Spot-AF-Modus (in dem ausschließlich auf die Bildmitte scharf gestellt wird), den MF-Modus (zur manuellen Scharfstellung), den Snap- bzw. Schnappschuss-Modus (der Fokus wird so voreingestellt, dass alles bis zu einer Entfernung von ca. 2,5 Metern im Schärfebereich liegt) und die Unendlichkeits-Einstellung (praktisch bei Landschaftsaufnahmen oder Flugshows). Im Makro-Modus ist es sogar erlaubt, die AF-Messfeldmarkierung durch Drücken des Adj.-Schalters mit den Pfeiltasten genau auf den Bildteil zu setzen, wo man gerne den Schärfepunkt hätte. Warum diese Funktion dem Makro-Modus (der allerdings mit deutlich langsamerer Scharfstellgeschwindigkeit auch für Normal- und Fernaufnahmen benutzt werden kann) vorbehalten bleibt, können wir uns nicht erklären.
Am schnellsten stellt die GX100 im Spot-AF-Modus scharf (siehe Messwerttabelle). Das Fokussiertempo ist für eine Kompaktdigitalkamera mehr als korrekt; einen Schärfenachführungsmodus, in dem die Kamera bei bewegten Motiven die Schärfe kontinuierlich nachjustiert, gibt es jedoch nicht. Die Präzision der automatischen Scharfstellung lässt in der Regel nichts zu wünschen übrig. Da es aber keine Regel ohne Ausnahmen gibt, bietet die GX100 – wie schon erwähnt – die Möglichkeit der manuellen Scharfstellung an. Die Umschaltung zwischen dem Autofokus und dem manuellen Fokus gehört zu den Funktionen, auf die man über die Personalisierungsmöglichkeiten der Kamera einen schnellen Zugriff bekommen kann. Überhaupt ist der MF-Modus sehr komfortabel; während am linken Bildschirmrand eine kleine Entfernungsskala eingeblendet wird und die Scharfstellung anfangs in sehr feinen Stufen und mit zunehmender Entfernung immer grobstufiger erfolgt, kann man noch durch Drücken der linken Pfeiltaste die Scharfstelllupe aktivieren.
Blitz Anders als bei den meisten Kompaktdigitalkameras und ähnlich wie bei einer digitalen Spiegelreflexkamera der Einsteigerklasse ist der eingebaute Miniaturblitz der GX100 nicht fest im Kameragehäuse verbaut, sondern auf zwei kleinen Stelzen montiert und mit einem Auswurfmechanismus versehen. Zunächst in Ruhestellung dahin "kauernd", muss der so genannte Pop-Up-Blitz erst über den entsprechenden Schiebeschalter auf der Kameraoberseite entriegelt werden, bevor er nach eigenem Ermessen (in der Blitz-Automatik) oder auf ausdrücklichen Wunsch (bei erzwungenem Blitz) Licht ins Dunkle bringt. Aufgrund der Probleme, welche die fortschreitende Miniaturisierung beim Blitzen mit sich bringt, ist das eine gescheite Lösung. So wird mit dieser Konstruktion der Abstand (hier knapp 1,5 cm) zwischen dem Bordblitz und dem Objektiv vergrößert; das Risiko roter Augen nimmt ab, und das Blitzlicht wird auch nicht von einem ungünstig platzierten Finger, Teilen des Objektivs (was vor allem auf kurzen Entfernungen gerne geschieht) oder irgendwelchen Objektivanbauten (Vorsatzlinsenadapter, Sonnenblende, Konverter) abgeschattet.
Offiziellen Ricoh-Angaben zufolge kann der kleine Lichtspender bis zu 5 m weit blitzen, wenn das Objektiv sich in Weitwinkel-Stellung befindet. Leider fanden wir keinen Weg, den Blitz in voller Stärke "abzufeuern", so dass wir seine tatsächliche Leistung nicht messen konnten. Sehr stark wird er allerdings nicht sein, da das Handbuch schon verrät, dass diese Distanz nur bei automatischer Lichtempfindlichkeitsstufenregelung (ISO auf AUTO.) erreicht wird. Je größer also die Entfernung, die der integrierte Miniaturblitz überbrücken muss, desto stärker muss das Bildsignal verstärkt werden und umso stärker fällt das Bildrauschen aus. Das ist bei den meisten Kameras auf dem Markt nicht anders, während aber die Kompaktkameras der Konkurrenz in der Mehrzahl der Fälle keine Möglichkeit bieten, einen stärkeren Blitz zu benutzen (es sei denn, man löst ein externes Blitzgerät mit eingebauter/aufgesteckter Fotozelle über den eingebauten Blitz der Kamera drahtlos aus), verfügt die GX100 über einen Standard-Blitzschuh zum Montieren eines potenteren Blitzgerätes.
Ist die "große Schwester" der GX100, nämlich die Ricoh GR Digital, mit einem TTL-Blitzschuh ausgestattet, der bei Verwendung von Blitzgeräten der Marke Sigma (EF-500 DG Super und EF-500 DG ST in der Version für Sigma-Kameras) einen vollautomatischen Blitzbetrieb ermöglicht, muss sich die GX100 mit einem rudimentären Mittenkontakt-Blitzschuh begnügen. Egal welchen Blitz man benutzt, sind so beim Blitzen mit der GX100 immer irgendwelche manuellen Einstellungen nötig (ISO-Wert, Blende und ggf. Brennweite übertragen); sofern es sich beim eingesetzten Blitzgerät um einen so genannten Computer- bzw. Automatik-Blitz handelt, braucht man zumindest nicht die Belichtung mit einem Handbelichtungsmesser zu ermitteln oder im Kopf auszurechnen.
Mit dem eingebauten Blitz erfolgt die Belichtung bei der GX100 automatisch. Die Kamera sendet dazu einen Vorblitz aus, der nicht abgeschaltet werden kann und selbst bei manueller Belichtungssteuerung (M-Modus) aktiviert ist. Da nicht einmal eine Blitzbelichtungskorrekturfunktion vorhanden ist, lässt sich kaum Einfluss darauf nehmen, wie der Bordblitz die von ihm abgegebene Lichtmenge dosiert. Nur komplett abschalten kann man ihn, indem man den Blitz entweder wieder zuklappt oder die entsprechende Blitzfunktion aufruft. Das ist umso bedauerlicher, wie die GX100 leicht zur Überblitzung tendiert. Selbst die Soft-Flash-Funktion, bei der – insbesondere für Nahaufnahmen – die Blitzleistung herunter gesetzt wird, hilft da wenig. Auch lässt die Blitzabdeckung ein bisschen zu wünschen übrig (bei Weitwinkel-Aufnahmen kann man auf uniformen Flächen manchmal sehen, dass diese nicht gleichmäßig ausgeleuchtet wurden); das Fehlen einer Einstellung für den Zündzeitpunkt des Blitzes (zu Beginn oder am Ende der Aufnahme entspr. Synchronisation auf den 1. oder 2. Verschlussvorhang) im Slow-Modus bzw. bei der Blitzlangzeitsynchronisation müssen wir ebenfalls kritisieren. Gerne hätten wir auch eine Funktion zur automatischen Erkennung und Retusche roter Augen an der GX100 gesehen. Denn der berüchtigte "Dämonenblick" taucht trotz leichten Abstandes zwischen Blitzreflektor und optischer Achse immer noch oft genug bei Personenaufnahmen auf, sodass man ein solches Feature gebrauchen könnte. Kein Problem gibt es hingegen mit der Farbneutralität des Blitzlichtes. Dass die Kamera keine Weißabgleich-Voreinstellung für Blitzaufnahmen anbietet, braucht man demnach nicht zu bemängeln. Aber vielleicht rüstet Ricoh ja trotzdem die fehlenden Blitzfunktionen/-einstellungen per Firmware-Update nach; der japanische Kamerakonstrukteur ist sehr aktiv beim "Feintuning" seiner Kameras, und es wäre nicht das erste Mal, dass die Ricoh-Ingenieure einer ihrer Kameras neue Funktionen spendieren.
Bildqualität Dass die GX100 vor allem etwas für echte Weitwinkel-Fans ist, unterstreichen (leider) auch die schwachen Abbildungsleistungen ihres Zooms in der Tele-Position. Auf der offiziellen GX100-Produktseite zeigt Ricoh zwar stolz eine MTF-Messkurve, die eindrucksvoll belegt, zu welchen Leistungen das Objektiv der kleinen Kamera am Weitwinkel-Ende fähig ist, während aber die Optik im Weitwinkel-Bereich tatsächlich außerordentliche gute Werte in Sachen Auflösung und Vignettierung aufweist, macht sie eine deutlich schlechtere Figur in der längsten Brennweite. So zeigt das Objektiv bei einer Brennweite von umgerechnet 24 mm (entspr. KB) eine durchgehend sehr hohe bis hervorragende Auflösung (96 % in der Bildmitte und immer noch 80 % an den Bildrändern) sowie eine erfreulich niedrige Randabdunkelung von etwas mehr als einer halben Blende (-0,6 LW) auf; die markante Verzeichnung (hoch tonnenförmig) fällt auf manchen Bildern vielleicht unangenehm auf, ist aber typisch für solch weitwinkelstarke Objektive.
Bei mittlerer Brennweite fällt die Auflösung ebenfalls sehr hoch (91 % in der Bildmitte und 84 % an den Bildrändern) aus; die Vignettierung sinkt auf gut eine Drittelblende (-0,34 LW), und die Verzeichnung nimmt erwartungsgemäß ab (moderat bis niedrig tonnenförmig). Doch dann wendet sich das Bild: In der längsten Brennweite bzw. bei umgerechnet 72 mm weist das Objektiv bereits in der Bildmitte eine sehr schwache Auflösung (60 %) auf, die zu den Bildrändern hin fast ins Bodenlose (51 %) abstürzt. Aufgrund dieses ungewollten Weichzeichner-Effekts eignet sich das Objektiv der GX100 bei vollem optischen Zoom mehr für Porträts (wo gerne gezielt mit Unschärfen gearbeitet wird) als für detailreiche Landschafts- und Architekturaufnahmen o. ä. An den Verzeichnungs- und Vignettierungswerten gibt es hingegen im Tele-Bereich nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil: Die Vingettierung ist ähnlich gering wie am anderen Brennweiten-Ende (-0,6 LW) und die Verzeichnung sogar noch geringer als bei kurzer und mittlerer Brennweite.
Die Ursache für die z. T. schlechte Auflösung ist dabei weniger beim Objektiv als bei der Elektronik zu suchen. Tatsache ist, dass die Kompaktdigitalkameras mit ihren winzigen Sensoren und ihren noch winzigeren Pixelelementen schon seit einiger Zeit an die Grenzen der Physik/Optik stoßen. Mittlerweile sind die Pixel so klein, dass durch das Phänomen der Beugung (mehr dazu im ausführlichen Artikel des Kameraexperten Dietmar Wueller unter den weiterführenden Links) verursachte Unschärfen immer früher eintreten, und da der Trend weiter in Richtung noch kleinerer Pixel bzw. noch zahlreicherer Pixel auf unverändert kleiner Sensorfläche geht (mit den letzten 12-Megapixel-CCDs dürfte die Seitenlänge eines einzelnen Pixelelements auf unter 1,8 µm d. h. 0,0018 mm geschrumpft sein), kämpfen die Kompaktkameras und ihre Objektive immer stärker mit den Beugungsunschärfen. Natürlich bleibt kein Hersteller davon verschont; die Gesetze der Physik/Optik gelten für alle. Aber man kann den Schärfeverlusten mit ausgefeilten Detailaufbereitungsalgorithmen teilweise entgegenwirken, und deshalb sind die Beugungsunschärfen bei kleinen Kameras mit gleichem Sensor unterschiedlich stark ausgeprägt. Die GX100 scheint dabei zur zurückhaltenden Sorte von Kompaktdigitalkameras zu gehören. Die Messungen des für uns arbeitenden Testlabors attestieren ihr jedenfalls eine moderate Aufbereitung feiner Bilddetails – und die könnten es manchmal gut vertragen, eine kleine Prozessor-Behandlung zu bekommen.
Doch die zurückhaltende Detailaufbereitung hat auch ihre positiven Aspekte. Die Bilder aus der GX100 werden nicht allzu viel von Artefakten gestört; der Gesamtwirkungsgrad der Auflösung ist in der kurzen Brennweite hervorragend, in der mittleren Brennweite gut bis sehr gut und in der langen Brennweite moderat. Wer seine Bilder auf dem Computer nachbearbeitet, freut sich darüber, dass sie sich – so wie sie aus der Kamera herauskommen – mittelgut dafür eignen, wobei die GX100 auch die Rohbilddatenspeicherung beherrscht und die entsprechenden RAW-Dateien im beliebten (weil z. T. herstellerübergreifenden) DNG-Format von Adobe abspeichert. Was die o. g. Artefakte betrifft, muss man die vor allem im Weitwinkelbereich und im mittleren Brennweitenbereich suchen. Bei genauerer Betrachtung vermag man dann vielleicht um waagerechte und senkrechte feine Strukturen herum Farbartefakte zu bemerken, die sich mit Helligkeitsartefakten aus dem Demosaicing überlagern. Leichtes Aliasing ist ebenfalls sichtbar. Doch den qualitätsinteressierten Fotografen wird vielmehr interessieren, wie sich die GX100 in Punkto Bildrauschen schlägt. Schließlich ist die GX100 ja eine 10-Megapixel-Kamera mit 1/1,75"-Sensor, und Kameras ihres Schlages stehen unter dem Generalverdacht, nicht gerade rauscharm zu sein. Hier muss man sagen, dass Ricoh in Sachen Bildaufbereitung Fortschritte gemacht hat. Die GX100 integriert einen neuen Signalprozessor ("Smooth Image Engine" zweiter Generation), und es sieht so aus, als ob die zusätzliche Rechenleistung den Bildern zugute kommt. Nicht dass die Bilder der GX100 völlig rauschfrei wären und man die Verwendung höherer Lichtempfindlichkeitsstufenäquivalente vorbehaltlos empfehlen könnte, aber das Labor bescheinigt der kleinen Ricoh ein insgesamt gutes Rauschverhalten. So ist das Rauschen in den Schattenpartien des Bildes gering, erreicht – noch bevor der mittlere Helligkeitsbereich beginnt – seinen Höhepunkt und nimmt dann wieder progressiv ab, um in den Lichtern sehr niedrig (noch niedriger als in den Schatten) auszufallen. Vom Erscheinungsbild her sind Helligkeits- und Farbrauschen in etwa gleich ausgeprägt; qualitätsbesessene Fotografennaturen (vornehmlich in der DSLR-Klasse vorzufinden), werden das Rauschen schon bei ISO 80 (entspr.) wahrnehmen, aber Personen mit etwas höher angelegter "Schmerzgrenze" sollte das Rauschen erst ab ISO 200 bis ISO 400 störend auffallen.
Dieses Jahr gab es schon ein paar Tage, an denen sich die Sonne sich von ihrer grellsten Seite gezeigt hat, und wer in diesen Momenten schon mit der GX100 auf Bilderfang war, dem ist vielleicht schon aufgefallen, dass sie sich wenig anfällig für "ausfressende" Lichter zeigt. Das bestätigen auch die gute Eingangsdynamik von 8,1 Blendenstufen sowie die Tonwertkurve, die mit ihrer umgekehrten S-Form (in sehr flacher Ausprägung) in der Wiedergabe eine – zu weichen Lichtern und Schatten führende – Charakteristik aufweist; der Bereich zwischen den hellen und den mittleren Tonwerten wird neutral wiedergegeben. Die Ausgangsdynamik umfasst dabei 246 (von 256 möglichen) Helligkeitswerte, was ebenfalls als gut gilt. Dazu gesellt sich eine generell präzise Belichtung. Von einigen Blitzaufnahmen einmal abgesehen, gibt es belichtungstechnisch wenig Ausschuss mit der GX100, so dass man sich in den meisten Fällen auf die Mehrfeldmessung der Kamera verlassen kann. Die mittenbetonte Integralmessung, die Spotmessung, die Belichtungskorrekturfunktion, die Belichtungsreihen-Automatik, der manuelle Belichtungsmodus etc. sind dann eher etwas für "Experimente" mit kontrolliert abweichender Belichtung, während sich alles andere (u. a. Vollautomatik, Programmautomatik mit Shift-Funktion, Zeitautomatik) besonders gut für Schnappschüsse eignet.
Durchaus zuverlässig arbeitet auch der automatische Weißabgleich der GX100. Selbst mit unterschiedlichen Kunstlichtquellen kommt die Kamera gut klar; je nach Farbtemperatur der Lichtquelle produziert die Weißabgleichautomatik zwar einen leicht gelb-roten oder gelb-grünen Farbstich, der aber nicht wirklich stört. Da das Resultat mit den Weißabgleich-Voreinstellungen ähnlich ausfällt, sollte man sich gleich der manuellen Weißpunktspeicherung bedienen, wenn einen der leichte Farbstich stört. Weitere Farbabweichungen gibt es keine. Die Farbreproduktion kann man als neutral bezeichnen, und auf allzu knallige Farben (eine übertriebene Betonung der Bildfarben ist charakteristisch für viele "Knipskameras") hat Ricoh löblicherweise verzichtet. Die Farbsättigung gehört – neben dem Bildkontrast und der Scharfzeichnung – auch zu den Bildparametern, die man bei der GX100 in jeweils fünf Stufen einstellen kann. In der Grundeinstellung ist die Scharfzeichnung so eingestellt, dass sich die Bilder gut bis mittelgut für die Nachbearbeitung auf dem Computer eignen. Die Scharfzeichnung ist in den Schatten gering und nimmt bis in die Haut- und Himmelstöne zu; und das, bis es zu leichten Übersteuerungseffekten (hier in Form von so genanntem "Weißclipping") kommt. Erst dann nimmt sie zu den Lichtern hin rasch ab. Unterschiedlich ausgerichtete Kanten werden in etwa gleichem Maße nur leicht nachgeschärft. Hier müssen wir noch einmal kurz auf die Auflösung zurückkommen, die ihrerseits viel abhängiger davon ist, in welche Richtung die einzelnen Bilddetails verlaufen: In der kurzen und mittleren Brennweite fällt die Richtungsabhängigkeit der Auflösung noch gering bis sehr gering (d. h. gut bis sehr gut) aus, aber in der langen Brennweite entwickelt die GX100 eine mittelstarke bis starke Abhängigkeit der Auflösung von der Ausrichtung der Bilddetails und -strukturen. Dafür gibt es die Note "mittelmäßig" bis "schlecht"; es gibt also noch ein paar Aspekte der kamerainternen Bildaufbereitung, die Ricoh noch nicht ganz so gut im Griff hat.
Sonstige/besondere Funktionen Ricoh hat die GX100 mit so ziemlich allem bedacht, was das Herz des anspruchsvollen Fotografen begehrt – das gilt auch für die sonstigen Ausstattungsmerkmale und die besonderen Funktionen. So hat man ihr zum Beispiel auch einen eingebauten Bildstabilisator spendiert. Dieser funktioniert nach dem CCD-Shift-Prinzip; zum Ausgleich der Zitterbewegungen des Fotografen wird der Bildwandler selbst durch kontrollierte Vibrationen in die Gegenrichtung bewegt. Aktiviert wird die Bildstabilisierung über die Einstellung "Verwacklungskorrektur" im Kameramenü, wobei es derzeit leider keine Möglichkeit gibt, diesen Menüpunkt der Funktionstaste (Fn) oder dem Schnellwahlmenü (via Adj.-Taste) zuzuordnen. Als "Expertenfunktionen" kann man sicherlich die Histogrammanzeige, das einblendbare Gitternetz, die Belichtungsreihenfunktion (3 Aufnahmen mit Abständen von 1/3 oder 1/2 LW), die Funktion für automatische Weißabgleichreihen, den Intervall-Auslöser (5 s bis 3 Std. mit Auslöseintervallen von 5 s), die Belichtungskorrektur-Einstellung (+/- 2 LW in Drittelstufen) oder noch die Bildwiedergabe mit grafischer Hervorhebung der Lichter (vom Überstrahlen bzw. "Ausbrennen" gefährdete Bildbereiche werden blinkend wiedergegeben) bezeichnen. Doch die GX100 lässt sich auch wie eine Einsteigerkamera bedienen, bietet sie doch eine Vollautomatik und die acht Motivprogramme Porträt, Sport/Action, Landschaft, Nachtaufnahmen, Perspektivenkorrektur, Textmodus, Zoom-Makro sowie "hohe Empfindlichkeit" an.
Auf einige dieser Motivprogramme (mit weniger selbst erklärendem Namen) möchten wir näher eingehen. Die Perspektivenkorrektur weiß zum Beispiel Dokumente o. ä. wieder gerade zu richten, die aus einem schrägen Aufnahmewinkel heraus fotografiert wurden. Das funktioniert ziemlich eindrucksvoll mit einfachen Vorlagen (Blatt Papier, Visitenkarte, Flip-Chart, Leinwand usw.), die nach der kamerainternen Bearbeitung auch noch freigestellt angezeigt werden; bei komplexeren Motiven wie Gebäuden oder Gebäudeteilen versagt aber die automatische Korrektur. Ebenfalls für die Aufnahme von Dokumenten gedacht ist der Textmodus. Mit dieser Einstellung kann man Texte aus Büchern, Zeitschriften und anderen Schriftstücken abfotografieren, die dann auch Schwarz auf Weiß (in drei wählbaren Kontraststufen) wiedergegeben werden. Dieser Modus eignet sich übrigens sehr gut für die anschließende Texterkennung mit geeigneter Software. Damit kann man sich oft das mühselige Abtippen langer Texte ersparen und den Text – je nach Art der fotografierten Vorlage – nach der Konvertierung im Textverarbeitungsprogramm öffnen, als Kontaktdatensatz (VCard o. ä.) abspeichern usw.
Besitzt die GX100 eine Digitalzoom-Funktion mit bis zu 4-facher Vergrößerung (im Menü kann eingestellt werden, ob mit zunehmender Vergrößerung die Auflösung abnimmt oder nicht), kann diese im Zoom-Makro-Modus mit der Makro-Funktion kombiniert werden, um so auch kleinere Motive schön groß abzubilden bzw. bildfüllend aufzunehmen. Diese Funktion gibt dem – oft als Gimmick verschrienen Digitalzoom – eine neue Daseinsberechtigung, und auch wenn das kein echter Ersatz für eine Nahlinse oder einen Makro-Konverter ist, macht das die Kamera irgendwie vielseitiger. Nun zum Hochempfindlichkeitsmodus der GX100: Ähnlich wie im so genannten BrightCapture-Modus von Olympus-Kameras wird hier bei wenig Licht das Monitorbild aufgehellt (vermutlich auch hier durch Pixelbündelung) und die Empfindlichkeit bei Bedarf erhöht; Ricoh führt als typisches Anwendungsbeispiel Aufnahmen bei Kerzenlicht an. Uns fiel dabei auf, dass die Empfindlichkeit dann nicht so hoch "geschraubt" wird, wie im – alternativ anwählbaren – Auto-HI-ISO-Modus. Bei Letzterem steigt die Empfindlichkeit automatisch bis auf entsprechend ISO 400, ISO 800 oder ISO 1.600 (je nachdem, welche Obergrenze man im Einstellungsmenü gewählt hat). Wie bei Digitalkameras üblich, handelt es sich bei den genannten ISO-Werten nicht um echte Empfindlichkeiten, sondern um Empfindlichkeitsstufenäquivalente, die durch Signalverstärkung erreicht werden. Die Kamerahersteller bezeichnen das neuerdings als "Recommended Exposure Index" (kurz: REI), aber im Volksmund wird man wohl bei "ISO-Zahl" oder "Empfindlichkeit" bleiben.
Mit Mikrofon und Lautsprecher ausgestattet, ist die GX100 nicht nur in der Lage, kurze Tonsequenzen in Form von Sprachnotizen (max. 8 s pro Bild) aufzunehmen, sondern auch vertonte Videos. Zur Auswahl stehen zwei Auflösungsstufen (640 x 480 oder 320 x 240 Bildpunkte) und zwei Bildwiederholraten (15 oder 30 Bilder pro Sekunde), die frei miteinander kombiniert werden können; die Aufzeichnung erfolgt im klassischen Open-DML-Motion-JPEG-Verfahren (Dateiformat: AVI-Video) und ohne feste Begrenzung der Aufnahmezeit (gefilmt werden kann so lange, bis der Speicher bzw. die Speicherkarte voll ist). Während der Filmaufnahme funktioniert weder der Bildstabilisator noch der optische Zoom oder der Autofokus. Es wird lediglich beim Starten der Aufnahme die Schärfe eingestellt; eine Schärfenachführung findet nicht statt. Wenn man bedenkt, dass andere Kameras mittlerweile effizientere Komprimierungsverfahren (MPEG-4, MPEG-4/AVC alias H.264, DivX) einsetzen, HDTV-taugliche Auflösungseinstellungen (u. a. für das 16:9-Format) anbieten, z. T. den Ton in Stereo und/oder mit Windgeräuschunterdrückung aufzeichnen, während des Filmens optisch zoomen können und die Schärfe nachführen oder noch das Bild in irgendeiner Weise stabilisieren, ist die GX100 hier nicht auf dem aktuellsten Stand der Technik. Aber vielleicht soll sie das gar nicht. Dafür kennt sie gleich drei Serienbildmodi. Im Standard-Serienbildmodus nimmt die GX100 mit einer ausreichend schnellen Speicherkarte selbst in höchster Auflösung beliebig viele Bilder in Folge bei einer gemächlichen Bildfrequenz von ca. 1,6 Bildern pro Sekunde auf. Serienaufnahmen im RAW/DNG-Format sind leider nicht möglich. Schaltet man in den S(tream)-Cont-Modus, "zerlegt" die GX100 das Bild in 16 Einzelaufnahmen und hält den Bewegungsablauf mit einer Bildfrequenz von ca. 7,2 bis 7,5 Bildern pro Sekunde (weiterhin ausschließlich im JPEG-Format) fest. Solch eine "gekachelte" Aufnahme macht die Kamera auch im M(emory reversal)-Cont-Modus. Diese Aufnahme setzt sich wiederum aus 16 Einzelaufnahmen zusammen, aber die Kamera löst mit gleich bleibender Bildfrequenz so lange aus, wie der Auslöser gedrückt bleibt. Gespeichert werden aber nur die letzten zwei Sekunden vor dem Loslassen des Auslösers; auch wenn die Auflösung der einzelnen "Kacheln" letztendlich nicht besonders hoch ist, eignet sich dieser Serienbildmodus ganz gut für solche Aufnahmesituationen (vornehmlich Sportfotos), in denen man trotz rasanter Action den entscheidenden Moment (z. B. Ball-Aufschlag) nicht verpassen will.
Eine kleine Kuriosität weiß die GX100 noch aufzuzeigen. Unter den acht Auflösungseinstellungen (die – je nach Auflösung – an Komprimierungsfaktoren von 1:8 und 1:14 oder 1:10 und 1:14 gebunden sind), die sie zu bieten hat, findet man nicht nur Auflösungsstufen für das 4:3-, 3:2- und 16:9-Format, sondern auch für das 1:1-Format. Ganz genau: Die GX100 kann in bester Mittelformatkamera-Manier quadratische Bilder aufnehmen, und wenn man den aufsteckbaren Videosucher VF-1 hochklappt, um wie bei einem Lichtschachtsucher von oben herab auf das Sucherbild zu blicken, kommt auch schon fast echtes Mittelformatkamera-Feeling auf. Zu notieren wäre auch, dass man bei RAW/DNG-Aufnahmen die Größe des JPEG-Abbilds (wahlweise über die Komprimierung oder über die Auflösung) bestimmen kann. Da wirken andere Funktionen im Vergleich dazu schon fast banal, so etwa der Zeit/Datum-Stempel, die Bildeffekte (S/W und Sepia), die Bildverkleinerungsfunktion, der Selbstauslöser mit zwei Vorlaufzeiten (2 oder 10 s), der Fernauslöseranschluss (für den optional erhältlichen elektrischen Kabelfernauslöser CA-1), die Verstellungswarnung (die Kamera weist einen beim Einschalten darauf hin, wenn vor dem Ausschalten irgendwelche aufnahmerelevanten Einstellungen geändert wurden) oder noch die Kopierfunktion (vom internen 26-MByte-Speicher auf die Speicherkarte vom Typ SD/SDHC/MMC).
Dass die GX100 voller guter Ideen steckt, beweist auch die duale Stromversorgung. Der mitgelieferte Lithiumionenakku DB-60 (mit seinen 3,7 V bei 1.150 mAh gut für bis zu 380 Aufnahmen pro Ladung) kann im Notfall gegen zwei handelsübliche AAA/Micro-Zellen (Einweg-Batterien oder Akkus) ausgetauscht werden, wobei gewöhnliche Alkali-Batterien gerade einmal für 35 Aufnahmen reichen. Das entspricht in etwa einem früheren (Kleinbild-)Film à 36 Bilder. Auf den ersten Blick besitzt die GX100 keinen Netzeingang. Ein Netzbetrieb ist allerdings möglich; das 3,8V-Netzteil AC-4c aus dem Zubehörprogramm versorgt die Kamera über einen akkuförmigen Adapter mit dem – fast unerschöpflichen – Strom aus der Steckdose. Ricoh hat auch nicht den Fehler gemacht, der GX100 eine unangemessen langsame USB-Schnittstelle zu spendieren. Die PictBridge-kompatible USB-2.0-Schnittstelle entspricht der schnellen Highspeed-Spezifikation, was angesichts der von einer 10-Megapixel-Kamera generierten Datenmengen (vor allem im RAW-Format) die einzig richtige Wahl ist. Die GX100 wird auch hier ihrem (Semi-)Profi-Image gerecht, und mit dieser Feststellung schließen wir diesen Testabschnitt ab.
Fazit In der Regel kommt der Testredakteur an dieser Stelle zum Schluss, dass einer getesteten Kamera gewisse Dinge fehlen, die beim Nachfolgemodell mit dabei sein sollten. Bei der Ricoh Caplio GX100 müssen wir erstmals kritisieren, dass sie etwas zuviel hat. So fehlt ihr – abgesehen von einem besseren Blitzsystem und einem optionalen Telekonverter – nichts; vom weitwinkelstarken Zoom über wirklich nützliche Funktionen, Ausstattungsmerkmale (z. B. Bildstabilisator) und Einstellungen bis hin zu einem praxistauglichen Bedienkonzept hat sie alles, was der Experte bzw. Kenner so braucht und eine Kamera ausmacht, die aus der Masse heraus sticht. Zuviel des Guten hat Ricoh aber bei der Wahl des Bildsensors gemacht. Der winzige 10-Megapixel-CCD ist wohl eher eine Entscheidung der Marketingabteilung als die Antwort auf eine existierende Kundennachfrage, und angesichts der Probleme, die der Sensor mit sich bringt (Beugungsunschärfen, Rauschen bei höheren Empfindlichkeiten, unnötig große Datenmengen etc.), wünschen wir uns eine "abgespeckte" GX100 mit 7,1-Megapixel-CCD, die dann das Potential des Objektivs besser ausnutzt. Dann noch die fehlenden Blitzfunktionen nachrüsten, die Blitzbelichtung präziser gestalten und noch ein bisschen "Feinschliff" an der Firmware – und schon wäre die GX70 (nur so als Vorschlag) fertig. Na Ricoh, wie wär's?
Messwerttabelle |
Einschaltzeit |
ca. 1,6 s |
Brennweitenverstellung Anzahl Stufen Zeit Weitwinkel bis Tele |
motorisch über Schaltwippe 5 (oder stufenlos) ca. 1,5 - 1,7 smanuell am Objektiv |
Autofokus-Geschwindigkeit |
min. 0,3 s / ca. 0,4 s / max. 0,8 s (abhängig von Motiv und Aufnahmebedingungen) |
Auslöseverzögerung |
< 0,1 s
|
Blitz Leitzahl |
k. A. |
Batterielaufzeit |
ca. 35 bis 380 Aufnahmen je nach verwendetem Batterie-/Akkutyp (gemäß CIPA-Standardtestverfahren) |
Speicherzeiten RAW JPEG TIFF |
ca. 4,5 s (14,4 MByte + ca. 3,5 MByte) ca. 3,1 s (ca. 3,5 MByte) – |
Serienbilder Verwendete Auflösung Geschwindigkeit Anzahl mit Blitz |
3.648 x 2.736 (F/Fine) ca. 1,6 Bilder/s, ca. 7,2 bis 7,5 Bilder/s im S-Cont- und M-Cont-Modus* unbegrenzt (bis Erschöpfung der Speicherkapazität), 16 Bilder im S-Cont-Modus**, 16 aufgezeichnete Bilder im M-Cont-Modus** nur mit externem Blitz |
* bei verringerter Auflösung ** ein Bild mit 16 Einzelaufnahmen |
Kurzbewertung
- polyvalentes Batteriesystem (mitgelieferter Lithiumionenakku im Notfall gegen zwei handelsübliche AAA/Micro-Zellen austauschbar)
- RAW-Modus (Adobe DNG)
- guter bis hervorragender Wirkungsgrad der Auflösung
- aufsteckbarer elektronischer Sucher (als Winkelsucher verwendbar)
- sehr gut abgestimmter Funktions- und Einstellungsumfang (auf die Bedürfnisse semi-professioneller Fotografen zugeschnitten)
- gutes Rauschverhalten (höhere Empfindlichkeitsstufen trotzdem mit Vorbehalt zu empfehlen)
- weitwinkelstarkes Objektiv (24-72 mm entspr. KB), Brennweite mit WW-Konverter sogar auf entspr. 19 mm verkürzbar
- echter Bildstabilisator (CCD-Shift-System)
- sehr gute Ergonomie, gut durchdachtes und sehr praxistauglichesBedienkonzept (Adj.-Schalter, zahlreiche Personalisierungs-möglichkeiten)
- gute und solide Verarbeitung
- hemdtaschentaugliches Format
- etwas "chaotische" Firmware-Politik
- Fn-Taste und Schnellmenü (via Adj.-Schalter) nicht mit Stabilisator-Einstellungen belegbar
- "spartanische" Videofunktion
- keine elektronische Erkennung und Retusche roter Augen
- unausgereiftes Blitzsystem (kein TTL-Blitzschuh, keine Synchronisation auf den 2. Vorhang, keine Blitzbelichtungskorrektur-funktion, z. T. unpräzise Blitzbelichtung)
- LCD mit eingeschränkter Sonnentauglichkeit (Streifenbildung)
- kratzende Fokussiergeräusche
- etwas "schwacher" Tele (Abbildungsleistungen im oberen Brennweitenbereich, kein Tele-Konverter erhältlich etc.)
- unangemessen kleiner und hoch auflösender 10-Megapixel-CCD (Beugungsunschärfen, Rauschen etc.)
Technische Daten
Modell |
Ricoh Caplio GX100 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm (Cropfaktor 4,8) 10,3 Megapixel (physikalisch), 10,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
640 x 480 30p |
Objektiv |
24-72 mm / F2,5-4,4 (3-fach Zoom) |
Monitor |
2,5", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Sensor-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Multi Media Card SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 1.600 |
Abmessungen |
112 x 58 x 25 mm (B x H x T) |
Gewicht |
250 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/B42ZP (mit Preisvergleich) |