Kompaktkamera

Testbericht: Ricoh GR Digital IV

2011-12-30 Ricoh ist ein Spezialist für besondere, vielleicht sogar exotische Kameras. Besonders deutlich wird Ricohs Extravaganz beim GXR-Kamerasystem, bei dem zugleich mit dem Objektiv auch der Sensor ausgewechselt wird. Nicht ganz so spektakulär, aber immerhin ziemlich gegen den Trend der Pixel- und Zoom-Riesen etabliert Ricoh schon seit Jahren die GR-Digital-Serie. Mittlerweile kommt diese Kamera in der vierten Generation auf den Markt, sie trägt daher auch die römische "IV" im Namen. Ob Zutaten wie eine hoch lichtstarke Festbrennweite, größerer Sensor und moderate 10 Megapixel Auflösung verpackt in ein solides Metallgehäuse mehr Qualität als normale Kompakte zustande bringen, zeigt dieser Test.  (Stefan Meißner)

Inhaltsverzeichnis

  1. Technische Daten

Ricoh GR Digital IV [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Gegenüber dem Vorgängermodel hat sich das Design der GR IV nicht geändert. Das von uns getestete Modell kommt aber in sehr elegantem Weiß mit grauer Belederung daher. Ricoh nennt diese auf weltweit 10.000 Exemplare limitierte Variante "White Edition". Im selbstverständlich weißen Karton befindet sich zudem auch etwas mehr Zubehör, nämlich ein metallener Objektivdeckel, der gleichzeitig versehentliches Einschalten verhindert und eine Echtlederschlaufe.

Über Design kann bekanntlich gestritten werden und so spaltet auch die GR IV die Menschen. In einer spontanen nicht repräsentativen Umfrage beurteilten einige Personen die weiße Ricoh als "altbacken" und unattraktiv, andere wiederum lobten das "Retro-Design", das die Kamera aus der Masse heraushebt. Wie auch immer, durch den breiten Griff und die äußerst rutschfeste Belederung lässt sich die GR prima halten und Einhandbedienung ist ohne Fingerakrobatik problemlos möglich. Das solide Metallgehäuse ist an der dicksten Stelle gut drei Zentimeter schlank, dafür aber recht lang, was dem ausgeprägten Handgriff viel Raum und damit eine sehr sichere und auch für große Hände bequeme Grifffläche gibt. Der Unterseite hat Ricoh sehr dezente Gummifüßchen verpasst, die die Kamera auch auf einer glatten Fläche gegen Wegrutschen Ricoh GR Digital IV [Foto: MediaNord]sichert. Das Stativgewinde ist aus Metall, sitzt aber neben der optischen Achse und sehr dicht am Akkufach. Insgesamt hinterlässt die Verarbeitung des Gehäuses einen sehr soliden und hochwertigen Eindruck, einzig das kleine Blitzgerät wirkt etwas klapprig.

Die Bedienung der Grundfunktionen erschließt sich im Wesentlichen von selbst. Der Moduswähler sitzt ganz rechts außen und ist mit einer Sperrtaste gegen versehentliches Verstellen gesichert. Was zunächst etwas fummelig wirkt, geht nach kurzer Gewöhnung mit Zeigefinger und Daumen schnell von der Hand. Auf drei der neun Positionen können individuelle Kameraeinstellungen registriert werden, so dass die am häufigsten genutzten Funktionen schnell erreichbar sind. Direkt neben dem Wählrädchen befindet sich der Auslöser, der mit seinen beiden Druckpunkten präzises Arbeiten zulässt. Kurz unterhalb des Auslösers an der Vorderseite befindet sich ein senkrecht stehendes Rändelrad, mit dem der Auslösefinger blitzschnell Blende oder Zeit anpassen kann. Die Rückseite enthält in Reichweite des Daumens die Vier-Wege-Wippe mit Menü- und Bestätigungskopf und weitere Taster für Displayeinstellungen, Bildwiedergabe und Selbstauslöser, von denen zwei individuell Ricoh GR Digital IV [Foto: MediaNord]belegt werden können. Auch die Zoomwippe zum Vergrößern bereits aufgenommene Bilder ist bequem mit dem Daumen erreichbar. Außerdem kann damit im Aufnahmemodus digital gezoomt werden, falls man mit den damit einhergehenden Nachteilen leben kann.

Eine Besonderheit stellt der ADJ-Taster dar, ein kombinierter Druck-Schiebe-Schalter, der je nach Betriebsart verschiedene Funktionen bereit stellt und ebenfalls individuell belegt werden kann. Im Aufnahmemodus ruft er ein Schnellmenü auf, das unter anderem den Wechsel des Weißabgleichs, der ISO-Einstellungen oder der Auflösung ermöglicht. Drücken und nach links oder rechts schieben, mit dem Fingerrädchen auswählen, fertig! Im Wiedergabebetrieb blättert man mit dem Schalter schnell durch die Bilder oder vergrößert sie mit einem Druck auf einen vorher gewählten Wert. Alle grundlegenden Bedienschritte gehen sehr leicht von der Hand, die Kamera ist durchaus praktisch durchdacht.

Weniger praktisch mag empfunden werden, dass der kleine Blitz bei Bedarf von Hand ausgeklappt werden muss. Allerdings ist das über einen kleinen Hebel schnell erledigt und bietet dem ambitionierten Fotografen, für den die GR IV sicherlich gedacht ist, die Möglichkeit, selbst über dessen Einsatz zu entscheiden. Überhaupt zeigt die Ausstattung mit Ricoh GR Digital IV [Foto: MediaNord]einem Zubehörschuh, dass die Ricoh keine einfache Kompaktkamera sein soll. Vielmehr bietet sie dem engagierten Amateur weitreichende Einflussmöglichkeiten bis hin zum Anschluss eines Systemblitzgeräts.

Ein besonderes Highlight ist das Display mit über 1.000.000 Bildpunkten. Zwar ist es fest verbaut, aber mit einer Auflösung, die nur selten in der Kompaktklasse zu finden ist. Ricoh verwendet dabei für die 640 x 480 Pixel eine Technik, die außer roten, grünen und blauen Bildpunkten zusätzlich ein Weißbildpunkt pro Pixel verwendet. Das soll den Bildschirm besonders hell und kontrastreich machen. Ob nun diese Technik wirksam ist oder nicht, das Display ist jedenfalls unglaublich scharf und hell und bietet aus jedem Bildwinkel ein tolles Bild. Wegen der hohen Auflösung haben die Ricoh-Techniker wohl auch die Menüeinträge etwas filigraner gestaltet. Zehn Zeilen zeigt die kleine GR IV je Bildschirmseite an. Beim umfangreichen Konfigurationsmenü sind das auf vier Seiten verteilt 34 Einträge. Leider verwendet Ricoh für viele Optionen recht ungewöhnliche Bezeichnungen, so dass man sich zunächst mit der "Ricoh-Sprache" vertraut machen muss. Wer da auf Anhieb die Übersicht behält, ist wohl langjähriger Ricoh-Experte, allen anderen hilft ein ausgiebiger Blick ins Handbuch. Die hohe Informationsdichte im Menü ist aber durchaus notwendig, denn viele Funktionen und Tastenbelegungen der Ricoh sind individuell konfigurierbar. Im Aufnahmemodus kann auf dem Display jede Ricoh GR Digital IV [Foto: MediaNord]nötige Information eingeblendet werden. Das geht vom Gitternetz über die üblichen Bildparameter wie Histogramm, Blende und Zeit bis hin zur Wasserwaage. Diese zeigt nicht nur die horizontale Lage, sondern auch die Neigung der Kamera an und wechselt im Hochformat sogar an den unteren Bildrand, prima!

Ein kleiner Wermutstropfen schmälert den an sich guten Eindruck, den die Verarbeitung der Ricoh GR IV hinterlässt: Beim Einschalten benötigt die Kamera etwa zwei Sekunden bis zur Aufnahmebereitschaft, wobei sie unter Stöhnen und Ächzen das Objektiv in Position bringt. Vielleicht hätte Ricoh das Festbrennweitenobjektiv besser auch fest stehend einbauen sollen, denn für die Hosentasche ist die GR sowieso zu groß.

Ausstattung Völlig gegen den Trend hat Ricoh die GR IV mit einem Objektiv bestückt, das eigentlich nur für Puristen geeignet ist. Mit einer Kleinbild-äquivalenten Brennweite von 28 Millimeter gepaart mit der überragenden Anfangsöffnung von F1,9 bietet es für Zoombegeisterte nicht all zu viel. Reportagefotografen aber, die auch bei schlechten Lichtverhältnissen unauffällig arbeiten wollen, werden diese seltene Linse sehr schätzen. Und auch das Freistellungspotential ist dank der großen Blendenöffnung trotz Weitwinkels höher als bei Zoomkameras. Ricoh hat noch einen draufgesetzt, um Availablelight-Fotografen eine Freude zu Ricoh GR Digital IV [Foto: MediaNord]machen: Die GR besitzt einen Bildstabilisator, der über Sensorbewegungen Verwackler ausgleichen soll. So kann auch in schwierigen Situationen die ISO-Empfindlichkeit niedrig bleiben und das Rauschen leidlich begrenzt werden. Der Bildstabilisator funktioniert sehr gut, wird nur leider im Menü als "Verwacklungskorrektur" bezeichnet, was nicht unbedingt einleuchtend ist.

Natürlich bietet die GR Digital besonders für den engagierten Fotografen jede denkbare Einflussmöglichkeit. Dabei geht die manuelle Belichtungseinstellung mit Rädchen und Schiebeschalter sehr leicht von der Hand, das manuelle Scharfstellen mit Hilfe der Pfeiltasten der Kreuzwippe ist etwas unhandlicher. Beim Scharfstellen hilft eine auf Wunsch zuschaltbare Bildschirmlupe. Darüber hinaus bietet die Ricoh eine Fixfokuseinstellung, bei der eine Entfernung vorgewählt werden kann oder mit Hilfe des zweiten (externen) AF-Sensors automatisch grob voreingestellt wird. Sinnvoll ist diese Funktion, wenn es auf kurze Auslöseverzögerung ankommt. Aber auch Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sind an Bord. Die Szenenautomatik ist allerdings eigentlich keine Szenenautomatik, sie stellt aber vier besondere Aufnahmefunktionen bereit. Hier versteckt sich auch der mit VGA-Auflösung recht magere Videomodus, der nur unzureichend die Schärfe nachstellt und daher als Zugabe zu verstehen ist.

Interessanter ist der Dynamikbereich-Modus, der per Doppelbelichtung sogar ohne Stativ ansprechende Ergebnisse mit besserer Lichterzeichnung liefert. Pflicht ist ein Stativ allerdings für die Intervallkombination. Die Kamera nimmt dabei in frei wählbaren Zeitabständen mehrere Fotos auf und verschmilzt die Lichter zu einer Aufnahme. Unter geeigneten Bedingungen Ricoh GR Digital IV [Foto: MediaNord]kommen auf diese Weise außergewöhnliche Bilder zustande. Schließlich kann die GR Objekte mit stürzenden Linien gerade richten, muss dazu allerdings das Objekt als verzerrtes Rechteck erkennen. Das funktioniert zum Beispiel bei schräg aufgenommenen Dokumenten sehr gut, diese werden sogar freigestellt. Anwenden kann man diese Funktion aber auch auf bereits aufgenommene Fotos. Überhaupt bietet die Ricoh GR IV einiges an Nachbearbeitungsmöglichkeiten: Gradation, Weißabgleich, Bildausschnitt und Auflösung können auf eine Kopie angewendet werden, das Original bleibt erhalten.

Bei der Serienbildaufnahme punktet die Ricoh mit zwei Besonderheiten: Neben der normalen Serienaufnahme bietet sie einen Modus, bei dem 16 Fotos innerhalb von zwei Sekunden aufgenommen und zu einem 10-Megapixel-Tableau zusammengestellt werden. Beim zweiten Modus nimmt die Kamera ebenfalls 7,5 Bildern pro Sekunde auf, speichert aber nur die letzten 16 Aufnahmen. So entgeht kein Schnappschuss und interessante Bewegungsstudien können aufgenommen werden.

Bildqualität Die Erwartungen an eine Kamera mit größerem Sensor, moderater Pixelzahl und Festbrennweite sind relativ hoch. Die reine Sichtprüfung der GR-Digital-IV-Bilder ist vielversprechend, wir wollten es aber genauer wissen und haben deshalb exakte Messungen in unserem Testlabor durchgeführt. Dabei zeigte sich das Kamerakonzept als grundsätzlich richtig. Schon bei offener Blende ist die Auflösung sehr gleichmäßig bis in die Ecken, Abblenden bringt kaum Verbesserung, was hier eindeutig positiv gemeint ist. Auch Randabdunklung und Chromafehler halten sich dezent zurück, so dass man die GR IV getrost bei Offenblende einsetzen kann und sollte. Absolut gesehen ist die Auflösung nicht ganz so hoch wie bei vergleichbaren Kameras, aber die Gleichmäßigkeit bis in die Ecken ist bemerkenswert. Der Maximalwert von knapp 39 Linienpaaren pro Millimeter wird bei Ricoh GR Digital IV Akkufach und Speicherkartefach [Foto: MediaNord]Blende 2,8 erreicht, bei höheren Blendenzahlen sinkt dieser Wert beugungsbedingt auf 30 ab.

Beim Rauschen sollte der etwas größere Sensor Vorteile bringen, die Messung allerdings bestätigt diese Annahme nicht. Im unteren ISO-Bereich ist noch alles in Ordnung. Aber obwohl die Empfindlichkeit laut Messung etwa eine Blendenstufe hinter dem Nominalwert zurückbleibt, nimmt das Rauschen stetig zu. Ab nominal ISO 400 (gemessen 223) sind bereits Verluste bei der Texturschärfe sichtbar. Darüber steigt sowohl das Luminaz- wie auch das Farbrauschen an und die Eingangsdynamik sinkt von sehr guten 10,7 Blendenstufen stetig auf unter 9 ab. Die Ricoh GR IV ist daher nicht für hohe Empfindlichkeiten geeignet, man sollte eher die hohe Anfangsöffnung in Kombination mit dem Bildstabilisator nutzen, um ansprechende Bildergebnisse zu erzielen.

Bei der Farbtreue leistet sich die GR keine großen Ausreißer, allerdings neigt sie zu etwas wärmeren Farben und einer bunteren Wiedergabe. Der Weißabgleich ist untadelig und neigt wie bei den meisten Kameras bei Kunst- und Kerzenlicht zu einem Rotstich, was aber von vielen Menschen nicht als unangenehm empfunden wird. Wer hier mehr Einfluss haben möchte, sollte das Rohformat verwenden und selbst den Weißpunkt festlegen.

Ricoh GR Digital IV [Foto: MediaNord]Der kleine Blitz müht sich redlich das 28er Weitwinkel auszuleuchten und verliert in den Ecken maximal eine Blendenstufe. Allerdings ist seine Reichweite recht begrenzt. Wer mehr Licht benötigt sollte den Zubehörschuh nutzen, der den Systemblitz GF-1 von der Kamera aus steuert oder jeden anderen Blitz mit Mittenkontakt. Die Auslöseverzögerung liegt bei der Ricoh im normalen bis schnellen Bereich. Mit Fokussierung vergeht eine halbe, ohne nur eine Zehntel Sekunde bis zum Schuss.

Fazit Die Ricoh GR Digital IV ist eine Kamera für besondere Fälle und besondere Fotografen. Im Wettbewerb mit Zoomriesen und Pixelboliden geht Ricoh hier einen anderen Weg: Weniger ist mehr! Weniger Auflösung auf einem größeren Sensor soll für etwas weniger Rauschen sorgen, das lichtstarke Weitwinkel sorgt für die Beschränkung auf das Wesentliche. Die Rechnung geht leider nur zum Teil auf: Die hohe Lichtstärke des Objektivs ist zwar voll nutzbar und die Ausstattung mit einem wirksamen Bildstabilisator sorgt für eine tolle Available-Light-Tauglichkeit. Anders sieht es bei der Rauscharmut aus: Der Sensor ist weit weniger rauschfest als erhofft, so dass für perfekte Bildqualität eher Offenblende und ein Stativ verwendet werden sollten. Fotografen, die sich für die GR IV entscheiden, sind sicherlich bereit, diese Umstände auf sich zu nehmen. Die vollständige Ausstattung mit sehr praxisnahem Lagesensor und tollem Display bringen viel Komfort in den Fotoalltag.

Kurzbewertung

  • Viele Möglichkeiten zur Individualisierung
  • Solides Metallgehäuse
  • Sehr detailreiches und helles Display
  • Lichtstarke Reportagebrennweite mit gleichmäßiger Abbildungsleistung bis in die Ecken
  • Menüs teilweise erklärungsbedürftig
  • Hakelige Objektivmechanik
  • Videomodus nur in VGA-Auflösung
  • Überraschend schwache Empfindlichkeit mit zunehmendem Rauschen ab ISO 200

Technische Daten

Modell Ricoh GR Digital IV
Sensor CCD-Sensor 1/1,7" 7,6 x 5,7 mm (Cropfaktor 4,6)
10,4 Megapixel (physikalisch), 10,0 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 3.648 x 2.736 (4:3)
Video (max.) 640 x 480 30p
Objektiv 28 mm / F1,9 (feste Brennweite)
Monitor 3,0", 1,23 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung
Belichtungsreihe 3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh Ricoh, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienaufnahmen max. 1,54 Bilder/s und max. 999 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/2.000 s
Akkulaufzeit keine Angabe
Speicher
SD
Empfindlichkeit Automatisch ISO 80 bis 3.200
Abmessungen 109 x 60 x 26 mm (B x H x T)
Gewicht 210 g (betriebsbereit)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/W20EI (mit Preisvergleich)
Kommentare

6 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

Mondo 2011-12-30

Glückwunsch für diesen Testbericht !

Kompliment für Form und Inhalt -

besten Dank - mfg R.H.A.Wolff

stm 2011-12-31

Vielen Dank für das Lob! Das freut uns von der digitalkamera.de Redaktion und besonders mich als Autor.

Gruß und guten Jahreswechseln,

Stefan Meißner

Lawrence 2012-01-11

Lieber Stefan Meißner,

Danke für den Bericht! Meine Anmerkungen/Fragen:

Die Sensorgröße mit Nennung von Konkurrenz mit gleichem Sensor wäre vielleicht für viele Leser noch ganz hilfreich gewesen.

"Hakelige Objektivmechanik" klingt abschreckend! Meine GRd I rasselt zwar mit dem Objektivantrieb und dem Fokus, aber haken tut da nichts.

Was bedeutet "Überraschend schwache Empfindlichkeit mit zunehmendem Rauschen ab ISO 200"?!

Dieser Aspekt widerspricht dem im Text gefällten Urteil. Außerdem macht das Statement rein logisch nicht wirklich Sinn... Wollen Sie sagen, die Kamera rauscht ab ISO 200 stärker als Vergleichbare? Der Vorgänger GRd III lag glaube ich ca. auf einem Niveau mit der 1/1.7"-Konkurrenz (z.B. Canon S90/95, Panasonic LX5, Nikon P7000, Samsung EX1). Die GRd IV soll nun schlechter sein? Wie kann das sein? Oder verstehe ich da etwas falsch?

Mit bestem Gruß,

Lars H.

stm 2012-01-12

Hallo Lars,

da die Sensorgröße nur leicht über der von üblichen Kompaktkameras liegt (jedoch recht weit entfernt von Systemkameras), war mir nur wichtig zu erwähnen, dass die technischen Voraussetzungen etwas überdurchschnittlich sind. Leider konnte in unserem Test die GR IV diesen Vorteil nicht vollständig umsetzen: Die gemessene Empfindlichkeit lag immer etwa eine Blendenstufe unter dem Nennwert, d.h., Ricoh verspricht eine doppelt so hohe ISO-Zahl. Gleichzeitig rauscht es schon bei nominal ISO 400 (gemessen nur 223!) nur wenig störend und mit zunehmender Empfindlichkeit dann auch störend. Also: trotz der besseren Voraussetzungen ist die Ricoh nicht höher empfindlich und rauscht auch nicht weniger als "normale" Kompakte. Und das finde ich schade.

Zum Objektivmechanismus: im Testzeitraum hakte nichts, es hörte sich aber teilweise bedrohlich an, so als ob es bald hakt. Ein "gequälter " Klang. Vielleicht hält die Ricoh auf diese Weise ewig, vertrauen erweckend war es für mich aber nicht.

Wenn Sie sich den Labortest der Canon S100 ansehen stellen Sie fest, dass diese Kamera in nahezu allen Bereichen besser abschneidet als die Ricoh. Und das, obwohl Ricoh eine Festbrennweite verbaut. Sie ist damit entgegen der Erwartung nicht besser, als andere Kameras dieser Preisklasse.

Trotzdem: die GR IV hat Charme und ist auch "besonders", eine Kamera für Individualisten. Ich hoffte, dass das im Test "rüber kam".

Gruß, Stefan Meißner

Benjamin Kirchheim 2012-01-12

Vergleichen wir mal die GRD IV mit der Canon PowerShot S100, beides jeweils sehr aktuelle Kameras.

Signal-Rauschabstand der Ricoh bei eingestellten ISO 400: 37 dB

Signal-Rauschabstand der Canon bei eingestellten ISO 400: 40 dB

Signal-Rauschabstand der Canon bei eingestellten ISO 1.600: 37 dB

Die Canon ist also zwei Stufen besser. Aber die tatsächliche Empfindlichkeit wird auch gemessen:

Die reale Empfindlichkeit der Ricoh bei ISO 400 beträgt ISO 223

Die reale Empfindlichkeit der Canon bei ISO 400 beträgt ISO 329

Also ist die Canon in der Summe sogar 2,5 Stufen besser.

Dasselbe Spiel kann man mit der Texturschärfe machen, die den Detailgrad der Kameras über die ISO-Stufen vergleicht. Auch hier ist die Canon bei ISO 1.600 so gut wie die Ricoh bei ISO 400, bei ISO 400 ist die Canon deutlich besser.

Ich will die Ricoh nicht schlecht reden, sie ist eine gute Kamera, vor allem wenn man die Lichtstärke mit einrechnet, denn dann gewinnt die Ricoh je nach Zoomstellung der Canon sogar knapp, da diese im Tele etwa 3 1/3 Blendenstufen lichtschwächer ist als die Ricoh, im Weitwinkel hingegen sind sie etwa gleich lichtstark.

Lawrence 2012-01-12

Vielen Dank Stefan Meißner und Benjamin Kirchheim für die ausführlichen Antworten!

Das bestätigt, was ich auf dpreview im Forum gelesen hatte... D.h. Ricoh mogelt bei den ISO-Angaben, um höhere max. Empfindlichkeit vorzutäuschen? Ricoh galt bisher doch immer als "ehrlich". Ich habe in besagtem Forum gelesen, dass die GRd III faktisch empfindlicher ist. Die GRd IV soll angeblich im direkten Vergleich automatisch eine sehr viel längere Belichtungszeit wählen als die GRd III bei dem gleichen ISO-Wert. Dank optischen Bildstabilisator kann die GRd IV dann aber quasi genauso gute Ergebnisse bringen. Verwirrend! Vor allem, wo die GR III z.Zt. für €300 zu haben ist...

Mir war nicht klar, dass die ISO-Angaben so frei vom Hersteller "interpretiert" werden! Auch Canon gibt ja nicht die tatsächliche Empfindlichkeit an! Und viele Tester ignorieren den Aspekt. Wenn eine Kamera bei ISO 400 so empfindlich ist wie eine andere bei ISO 800, wie will man da bewerten?!

Zum Glück für Ricoh haben sie insgesamt betrachtet so ein tolles Kamerakonzept und -design (Menschen mit Ahnung von Design finden übrigens meine GRd I immer total sexy). Die Kaufentscheidung geht eh zum Teil "durch den Magen", d.h. hängt ab von Handling, Design, Charakteristik der Bilder... und ich bin bereits mit dem 28mm-Ricoh-Virus infiziert (meine Alternative: GXR A12 28mm ;) ).

Besten Gruß!

Lars H.

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