Kompaktkamera
Testbericht: Samsung NV10
2006-12-18 Geheimnisvoll mit einem Countdown auf einer eigens eingerichteten Webseite hat Samsung es verstanden, die Internetbenutzer zur Einführung einer neuen Edelkamera-Reihe auf die Folter zu spannen. Nun sind sie da, die NV3, NV7 und NV10. Letztere gehört zum Bereich der digitalen Edelkompaktkameras und besticht durch ein einzigartiges Design mit hochwertiger Verarbeitung sowie einem innovativen Bedienkonzept mit berührungsempfindlichen Tasten. Wir haben uns die Kamera einmal näher angesehen. (Benjamin Kirchheim)
Samsung hat das Ziel, deutliche Marktanteile im Digitalkamerasegment zu erobern. Bisher spielten die Koreaner da eher eine untergeordnete Rolle, doch seit der Zusammenarbeit mit Pentax im digitalen Spiegelreflexsegment und einigen innovativen Kameras ist Samsung in aller Munde. Die neue NV-Kameraserie soll dabei klassische Designmerkmale mit modernen Funktionen und Innovationen verbinden; natürlich auf dem aktuellen Stand der Technik. Am herausragendsten ist dabei sicher die NV10, die trotz des sehr kompakten Gehäuses ein markantes Objektiv mit blauem Ring trägt und auf der Rückseite so gar nicht wie die Konkurrenzmodelle aussieht – vor allem in Bezug auf die Bedienelemente. Wie die Samsung NV10 sich damit schlägt und wo ihre Stärken und Schwächen liegen, können unsere Leser sowohl im nachfolgenden Text als auch im nebenstehenden Steckbrief, in der Tabelle "Messwerte" am Ende des Tests und in einer aktualisierten Version unseres digitalkamera.de-Datenblatts zu dieser Kamera nachlesen. Als hilfreiche Ergänzung dazu bieten wir das DCTau-Testprotokoll zum kostenpflichtigen Abruf (bzw. im Abo) an, das diesem Test bei der Beurteilung der Bildqualität zugrunde lag.
Ergonomie/Verarbeitung Wenn man die kleine Samsung zum ersten Mal sieht, denkt man "Wow". Sie ist edel, schwarz, hat einen sichtbaren "Handgriff" und ein markant hervortretendes, aber trotzdem flaches Objektiv mit dem unverwechselbaren blauen Ring, der auf die Herkunft aus dem Hause Schneider-Kreuznach deutet. Trotz Handgriff und hervortretendem Objektiv ist die Kamera nur 26 mm flach. Die Verarbeitung ist hochwertig und komplett aus Metall – was das Stativgewinde mit einschließt. Letzteres ist aber leider weder in der optischen Achse, noch weit genug vom Akku-/Speicherkartenfach entfernt, so dass man die Klappe, die als eines der wenigen Kamerateile aus Kunststoff besteht, bei auf einem Stativ montierter Kamera leider nicht öffnen kann. Dabei muss man die Klappe relativ häufig öffnen, denn der kleine, 800 mAh starke Lithiumionenakku hält nur magere 180 Aufnahmen durch. Möchte man die Speicherkarte wechseln, braucht man obendrein einiges an Geschick, denn die Karte ist recht tief im Fach an der Kameraunterseite versenkt, wodurch es nicht ganz einfach ist, an sie heran zu kommen. Der Akku lässt sich zwar "falsch" einlegen, rastet dann aber nicht ein, so dass sich die Klappe des Fachs nur bei korrekt eingelegtem Akku schließen lässt. Neben dem Akkufach und dem Stativanschluss befindet sich noch eine ungeschützte Schnittstelle für eine Docking-Station an der Kameraunterseite. Über das Dock wird der Akku in der Kamera geladen und die Kamera an Computer, Netzteil und Fernseher angeschlossen.
Auf der Kameraoberseite befinden sich zwei Tasten und das Programmwählrad. Die Einschalttaste ist tief genug im Gehäuse versenkt, so dass man sie zwar gut bedienen kann, aber die Kamera auch nicht versehentlich einschaltet. Das Designmerkmal mit dem blauen Objektivring setzt sich am Einschalter fort – ist die Kamera an, so leuchtet ein blauer Ring rund um die Einschalttaste und signalisiert damit die Betriebsbereitschaft der Kamera. Der Auslöser ist für den Zeigefinger günstig gelegen und weist sehr angenehme Druckpunkte auf, so dass er sich gut bedienen lässt. Ganz an der Seite ist das Programmwählrad angeordnet, das ebenfalls hochwertig anmutet und deutlich einrastet. Neben dem Vollautomatikmodus lassen sich hier eine Programmautomatik, ein manueller Modus, ein Motivprogramm (mit Wahl aus 12 typischen Aufnahmesituationen), ein Effektprogramm (mit Rahmen und anderen Bildeinblendungen), ein Programm gegen Verwackelungen, der Filmaufnahmemodus sowie der Wiedergabemodus einstellen. Auf der Kamerarückseite mag man sich zuerst über die markante Tragegurt-Öse wundern, die so gar nicht zu der abgerundeten Kamera passen mag. Neben der Anbringung des Tragegurtes hat diese Öse aber noch eine ganz andere Funktion: Sie bietet dem Daumen guten Halt, wodurch die Kamera erst richtig gut und sicher in der Hand liegt – bei der geschwungenen Formgebung haben sich die Ingenieure also etwas gedacht. Außerdem auffällig ist das Bedieninterface – wer jedenfalls die übliche 4-Wege-Wippe und einige Zusatztasten für bestimmte Funktionen sucht, wird nicht fündig. Es gibt nur eine Zoomwippe oberhalb der Gurt-Öse, die sich dadurch sehr gut mit dem Daumen erreichen lässt sowie zahlreiche, unbeschriftete Tasten, von denen sechs entlang der rechten und sieben entlang der unteren Displayseite angeordnet sind. In der rechten unteren Ecke befindet sich noch eine Play-Taste, um jederzeit direkt in die Bildwiedergabe springen zu können.
Diese Tasten bekommen erst bei eingeschalteter Kamera eine Funktion zugeordnet, die auf dem Display eingeblendet wird. Ähnliches kennt man schon seit langer Zeit von Handys, wo unterhalb des Displays zwei oder mehr Tasten angeordnet sind, die kontextabhängig jeweils die Funktionen ausführen, die auf dem Display darüber eingeblendet sind. Somit ist es möglich, die Tasten ohne irritierende Mehrfachbeschriftung mit diversen Funktionen belegen zu können – allerdings wird so auch der Blick auf das Kameradisplay unabdingbar. Diese 13 Tasten sind aber obendrein auch noch berührungsempfindlich (Touch & Click), so dass man an diversen Stellen durch einfaches Streifen mit dem Finger eine Scrollleiste o. ä. verstellen kann. An diese neuartige Bedienung muss man sich zwar erst gewöhnen, aber ein Blick ins Handbuch ist überflüssig. Die Bedienung verläuft sehr intuitiv – sofern man schon von Handys her damit vertraut ist. Durch dieses Bedienkonzept entfallen auch die zahlreichen Menüs, die man bei anderen Kameras findet. Alle Aufnahmeparameter lassen sich so mehr oder weniger direkt aufrufen – einige Funktionen (Bildeffekte, Selbstauslöser, Setupmenü-Zugriff, Bildqualität und Tonaufnahme) wurden auf eine zweite Ebene "verbannt", die man problemlos einblenden kann. Im direkten Zugriff hat man bei eingeschalteter Kamera je nach Programmmodus den Weißabgleich, die Motivprogrammauswahl, die Empfindlichkeitseinstellung (von entspr. 100-1.000 ISO inkl. Automatik), die Belichtungskorrektur bzw. Blende und Belichtungszeit, die Schärfe, den Autofokus, die Belichtungsmessart, den Aufnahmemodus (Einzelbild, diverse Serienbild-Einstellungen), die Auflösungseinstellungen oder die Blitzfunktionen.
Das einzige richtige Menü, das es gibt, ist das Setupmenü, welches insgesamt 20 Einstellungen auf vier Seiten kennt. Hier können unter anderem die Speicherkarte formatiert, Bilder kopiert, Zeit und Datum eingestellt sowie Töne ein- bzw. ausgeschaltet werden – und noch vieles mehr. Dazu gehört auch die Helligkeitseinstellung des mit 2,5" (6,35 cm) Bilddiagonale großen Monitors an der Kamerarückseite, der auch als Sucher mit Live-Bild dient. Der Monitor ist mit 230.000 Bildpunkten sehr hoch auflösend und bietet ein hervorragendes Bild. Doch leider lässt sich die Helligkeit nur in drei Stufen einstellen (hell, normal, dunkel). Der Monitor macht insgesamt eine recht gute Figur, reagiert schnell und ist schlieren- und farbstichfrei sowie kontrastreich. Abstriche muss man, wie üblich, nur in besonders hellen Umgebungen machen. Die Hintergrundbeleuchtung kommt gegen Sonne am Strand oder im Schnee einfach nicht an – hier vermisst man dann einen optischen Sucher, der als Notlösung begrüßenswert wäre. Immerhin wird der Fotograf auch bei der Belichtung unterstützt, indem das Livebild entsprechend der eingestellten Belichtung aufgehellt bzw. abgedunkelt wird – man sieht also auch, ob das Bild über- bzw. unterbelichtet wird – auch wenn man weder Histogramm noch blinkende Spitzlichter zur Verfügung hat. Genau wie die Belichtung wird auch der Weißabgleich auf dem Livebild angezeigt. Warum allerdings in allen Programmen – bis auf den manuellen Belichtungsmodus und den Videomodus – die Weißabgleichseinstellung gesperrt wird, ist ein Rätsel. Wer also den Weißabgleich verstellen möchte (neben der Automatik gibt es fünf Voreinstellungen sowie einen manuellen Abgleich), muss zwangsweise auch die Belichtung manuell einstellen. Ein echtes Manko, wie im Abschnitt Bildqualität nachzulesen sein wird.
Optik Das Objektiv der kleinen NV10 stammt laut dem Schriftzug darauf aus dem renommierten Hause Schneider aus Kreuznach. Im ausgeschalteten Zustand wird die Frontlinse durch einen Kunststoffvorhang vor Kratzern und Schmutz geschützt. Dass das Objektiv auch im ausgeschalteten Zustand einen fest stehenden, aus dem Gehäuse heraus ragenden Teil besitzt, gehört – wie eingangs erwähnt – zum Design. Schaltet man die Kamera ein, so wird das Objektiv innerhalb von 2,1 Sekunden in seine aufnahmebereite Position gefahren, wobei es sich dabei um zirka zwei Zentimeter verlängert und dann beim Zoomen einigermaßen konstant in der Länge bleibt. Das Zoom erreicht in der geringsten Einstellung ein mäßiges Weitwinkel von 35 mm (entspr. Kleinbild) und kann von dort ausgehend um den Faktor 3 bis auf umgerechnet 105 mm gezoomt werden. Dabei kann man insgesamt acht Zoomstufen ansteuern, die sich auch sehr präzise einstellen lassen, obwohl das Zoomen von der minimalen bis zur maximalen Brennweite nur 1,1 Sekunden dauert. Diese Werte kann man als mustergültig und sehr praxistauglich ansehen. Auch das Geräusch, dass die Kamera dabei von sich gibt, ist zwar nicht unhörbar, aber doch ein angenehmes Surren und keinesfalls kreischend laut. Bei der Lichtstärke hebt sich die Kamera dagegen nicht von der Konkurrenz ab, ist aber auch nicht schlechter. Die maximale Blendenöffnung erreicht im Weitwinkel F2,8, um dann mit dem Zoomen kontinuierlich auf F5,1 abzunehmen. Befindet man sich dabei im manuellen Modus, so lassen sich stets nur zwei Blendenwerte einstellen – einmal die maximale Öffnung und ein stark abgeblendeter Wert (F7,1 bei Weitwinkel, F13,1 bei Tele).
Je nach Brennweite und verwendetem Programm lässt sich der Autofokus des Objektivs beeinflussen. Dabei ist grundsätzlich zwischen drei Betriebsarten zu unterscheiden. Im normalen Autofokusbetrieb muss – unabhängig von der eingestellten Brennweite – ein Mindestabstand von 80 cm zum Motiv eingehalten werden. Für kürzere Entfernungen gibt es den Makromodus, bei dem in Weitwinkelposition von 4 cm bis 80 cm und in Telestellung von 50 cm bis 80 cm scharf gestellt wird. Wohl am praktischsten ist der Automakro-Modus, der den normalen Makromodus in einigen Programmen (z. B. der Vollautomatik) ersetzt und es erlaubt, den vollen Fokusbereich zu nutzen. Allerdings mit zum Teil deutlichen Geschwindigkeitseinbußen, da dann der gesamte Fokusbereich durchfahren wird und das entsprechend viel Zeit in Anspruch nimmt. Das ist umso spürbarer, wie der Autofokus sowieso nicht zu den schnellsten seiner Klasse gehört; von den Fokussierzeiten bewegt er sich eher im guten Mittelfeld. Im Normalfall stellt der Autofokus, der ausschließlich ein etwas größeres, mittleres Messfeld besitzt, in ca. 0,7 Sekunden scharf, schafft es bei gutem Licht und kontrastreichem Motiv aber auch in einer halben Sekunde. Immerhin ist die Schärfe auch in schwierigen Situationen in spätestens einer Sekunde gefunden – es sei denn, die Kamera vermeldet, dass sie nicht fokussieren konnte. Das passiert auch ab und zu einmal; das Resultat sind meist unscharfe Bilder. Eine manuelle Einstellmöglichkeit gibt es für den Fokus leider genauso wenig wie eine Schärfenachführung für bewegte Objekte. Auch einen Mehrfeldfokus oder eine Messfeldwahl (das Messfeld nimmt immer ungefähr 1/25 der Bildfläche genau in der Mitte ein), sucht man vergeblich. Immerhin gibt es für dunkle Lichtsituationen ein orange leuchtendes LED-Autofokushilfslicht, das aber nur begrenzt wirksam ist.
Über eine echte optische bzw. sensorbasierte Bildstabilisierung verfügt die Samsung nicht, sie hat stattdessen ein eigenes Programm gegen Verwackelung auf dem Programmwählrad. Das "Advanced Shake Reduction" (kurz: ASR) genannte System kann man dabei zu den Pseudo-Bildstabilisatoren zählen. Hierbei geht Samsung einen eigenen Weg, indem in kurzer Folge zwei unterschiedlich belichtete Aufnahmen vom gleichen Motiv gemacht werden. Bei der einen Aufnahme wird dabei – auf die Gefahr hin, dass das Bild unterbelichtet wird – eine Belichtungszeit gewählt, die kurz genug ist, um das Motiv "einzufrieren". Umgekehrt wird bei der anderen Aufnahme das Verwacklungsrisiko ignoriert und das Bild so lange belichtet, wie es für ein korrekt belichtetes Foto nötig ist. Anschließend rechnet die Kamera die zwei Aufnahmen zu einem Bild zusammen, indem sie – grob vereinfacht ausgedrückt – die Konturen des kurz belichteten Fotos nimmt, um damit die Verwackelungen aus dem korrekt belichteten Foto zu retuschieren. So viel zur Theorie. In der Praxis kommt der "Doppelbelichtungs-Trick" einem echten Bildstabilisator in der Effektivität nicht gleich; das System (das bei der NV10 immerhin Empfindlichkeitsäquivalente von bis zu 1.000 ISO ansteuert, um den Kompensationseffekt so gering wie möglich zu halten), hilft zwar in einigen Fällen, den sichtbaren Verwackelungseffekt zu mindern, allzu viel sollte man sich aber nicht davon versprechen.
Blitz Der – oberhalb des Objektivs platzierte – kleine Lichtspender der Samsung NV10 ist, trotz der kompakten Maße, als Pop-Up-Blitz konstruiert, der bei Bedarf automatisch aus dem Kameragehäuse heraus springt. Dabei bleibt links neben dem Blitz genug Platz, um die Kamera fest zu halten, so dass man weder die Blitzmechanik blockiert, noch aus Versehen den Blitz mit einem Finger verdeckt. Die Konstruktion kann man demnach als gut durchdacht bezeichnen. Auch ist der Blitz, in Anbetracht der kompakten Kameramaße, relativ weit von der optischen Achse entfernt, was – zumindest in der Theorie – das Risiko roter Augen gering hält. Nichtsdestotrotz können unter bestimmten Umständen doch noch rote Augen auftreten, die zwar durch einen Vorblitz weiter reduziert werden, aber nicht vollends verschwinden. In letzter Instanz hilft dann nur die Nachbearbeitung am Computer, da die Kamera eine softwareseitige Funktion zur automatischen Erkennung und Retusche der Kaninchenaugen vermissen lässt. Entsprechend der Kameragröße ist der Blitz eher schwachbrüstig und kann nur durch Erhöhung der Empfindlichkeit zu ausreichend hoher Reichweite (besonders in Telestellung) gepuscht werden. So leuchtet der Blitz in Weitwinkelstellung des Objektivs bei Empfindlichkeitsautomatik 4,5 Meter weit, während die Reichweite lichtstärkebedingt in Telestellung des Objektivs auf magere 2,5 Meter sinkt. Im Makromodus muss dabei beachtet werden, dass der Blitz erst ab einer Entfernung von 40 Zentimetern zuverlässig und ohne Abschattung durch das Objektiv arbeitet, so dass man bei extremen Makros nicht blitzen kann. Der Kameraklasse entsprechend fehlen dann auch Möglichkeiten, externe Blitzgeräte per Synchronanschluss oder Blitzschuh anzuschließen.
Ansonsten verfügt der Blitz über die üblichen Einstellmöglichkeiten wie einen Rote-Augen-Vorblitz, eine Aufhellfunktion, eine Automatik und eine Langzeitsynchronisationsfunktion. Selbstverständlich kann man den Blitz auch ganz abstellen. Vergeblich sucht man dagegen nach Möglichkeiten, auf den zweiten Verschlussvorhang – also zum Ende der Belichtung – zu blitzen und nach einer Blitzbelichtungskorrektur. Letztere wäre hilfreich, denn in seltenen Fällen (insbesondere bei Porträts) neigt der Blitz zu unangenehmen Überbelichtungen. Farbstiche treten dagegen keine auf, und auch das Aufhellen von Schatten in kontrastreichen Szenen klappt einwandfrei. Die Blitzabdeckung ist korrekt: Die Ausleuchtung fällt in den meisten Fällen gleichmäßig aus, auch wenn in Weitwinkelstellung des Objektivs leichte Abschattungen in den Bildecken auftreten.
Bildqualität Das Megapixelrennen im Kompaktkamerasegment scheint kein Ende zu nehmen – sind momentan 10 Megapixel die maximale Auflösung, wurde schon ein 12-Megapixel-CCD für Kompaktkameras angekündigt. Ob die immer höhere Auflösung für den Endanwender sinnvoll ist, scheint fragwürdig. Die Pixelgröße sinkt und damit auch die Lichtempfindlichkeit – gleichzeitig muss das (zumeist Zoom-) Objektiv die nötige Auflösung bringen, was schon bei 7 Megapixeln eine sehr hohe optische Leistung voraussetzt. Hinzu kommt, dass 6 Megapixel in der Regel für hochwertige 20x30 cm große Abzüge reichen. Mit 10 Megapixeln könnte man schon großformatige Poster im 30x40cm-Format in Angriff nehmen, dem steht aber entgegen, dass die meisten Endanwender laut diversen Studien sich die Mehrzahl ihrer Bilder eh nur auf dem Bildschirm angucken und – in den seltenen Fällen wo sie ihre Bilder drucken bzw. ausbelichten lassen – eher auf kleinere Formate setzen, wo z. B. zwei bis drei Megapixel für das typische 10x15cm-Urlaubsfoto völlig reichen. Sinnvoll oder nicht: Die Samsung NV10 verfügt mit ihrem CCD über eine stolze Auflösung von 10 Megapixeln. Aufgrund dessen haben wir ein besonderes Auge auf die Auflösung und das Rauschen geworfen. Die Auflösung ist dann auch gleich die erste Enttäuschung – das Schneider-Kreuznach-Objektiv schafft es nicht, die 10 Megapixel aufzulösen, d. h. hinten kommen effektiv eher 7 bis 8 Megapixel heraus. Die Auflösung geht zwar im Bildzentrum noch in Ordnung, fällt aber besonders in der kurzen und mittleren Brennweite auf schlechte Werte am Bildrand ab; in der langen Brennweite ist der Randabfall nicht ganz so stark. Immerhin ist die Richtungsabhängigkeit der Auflösung gut bis sehr gut, wobei nur der Blaukanal in der kurzen und mittleren Brennweite leicht negativ heraus sticht. Entsprechend der geringen Auflösung ist auch der Wirkungsgrad nur moderat bis schlecht, in der langen Brennweite etwas besser. Die Bilddetails werden zwar aggressiv aufbereitet, was aber dann eher der Eignung für die Bildbearbeitung entgegen steht. So zeigen sich sowohl Farbartefakte als auch deutliches Farbmoiré.
Erstaunlich ist auch das geringe Rauschen der Kamera. Immerhin hat sie sehr kleine Pixel, die eigentlich erhöhtes Rauschen erwarten ließen. Hier arbeitet die Rauschunterdrückung der kleinen Samsung gut. Das Rauschen ist recht gleichmäßig in allen Helligkeitsbereichen, wobei in hellen Bereichen leichte Texturen auszumachen sind, während in den Schatten ein weiches Farbrauschen auftritt. Bei der Farbwiedergabe zeigen sich hingegen wieder einige Probleme. So wird die Farbtafel mit einem leichten Blaustich wiedergegeben, d. h. der Weißabgleich ist etwas kühl. Noch schwieriger wird es in Kunstlichtsituationen. Hier versagt der automatische Weißabgleich bei Glühlampenlicht und produziert Bilder mit einem roten bis orangen Farbstich, wobei auch die Weißabgleichsvoreinstellung nicht hilft, denn dann ist das Bild grünstichig – nur mit manuellem Weißabgleich ist das Bild nahezu farbstichfrei. Ein manueller Weißabgleich ist aber nur in Kombination mit manueller Belichtung möglich, so dass Kunstlichtsituationen mit der Kamera nur schwer bewältigt werden können. Bei Leuchtstofflampenlicht hingegen arbeiten sowohl der automatische Weißabgleich als auch die Voreinstellungen zufrieden stellend.
Die Belichtungsmessung der Kamera arbeitet recht zuverlässig; grobe Fehlbelichtungen treten nicht auf. Zudem ist die Belichtungsmessung im üblichen Rahmen beeinflussbar – hier lassen sich sowohl die Messmethode (Mehrfeld, Mittenbetont, Spot) als auch die Belichtung selbst mittels Belichtungskorrektur beeinflussen. Wenn das alles nicht zu zufrieden stellenden Ergebnissen führt, bleibt dem Benutzer noch die manuelle Belichtung, die zwar in der Blendenwahl mit zwei Werten recht beschränkt ist, aber alle Belichtungszeiten im Rahmen von 1/1.500 bis zu 15 Sekunden in 1/3 EV-Schritten zulässt. Auch die Eingangsdynamik ist – der Kameraklasse entsprechend – mit 8,3 Blendenstufen als gut bis sehr gut zu bezeichnen, wodurch Lichter bzw. Schatten nur in besonders kontrastreichen Situationen "ausfressen" bzw. "absaufen". Diese gute Eingangsdynamik wird auch nicht verschenkt; die Ausgangsdynamik ist ebenfalls sehr gut mit weichen Lichtern und Schatten.
Als letztes Qualitätsmerkmal bleibt noch die Komprimierung, die sich in drei Stufen einstellen lässt. Bei der qualitativ besten Stufe zeigen sich – wie erwartet – keine Komprimierungsartefakte, womit die Bilder in der besten Einstellung visuell verlustfrei komprimiert werden. Bei der mittleren Komprimierungsstufe passen zwar fast doppelt so viele Bilder auf die Speicherkarte, es werden aber auch schon leichte Verluste durch die Komprimierung sichtbar. Spätestens bei der höchsten Komprimierungsstufe zeigen sich deutliche Artefakte – hier sollte man stattdessen lieber die Auflösung reduzieren, wenn der Speicher knapp ist. Insgesamt hat die Samsung NV10 eine sehr unausgewogene Bildqualität. In einigen Bereichen ist sie sehr gut und auch bildbearbeitungsgeeignet, was z. B. auf die Scharfzeichnung, das Rauschen und die Eingangs- und Ausgangsdynamik zutrifft. Dem stehen jedoch eine nur mittelmäßige Auflösung und vor allem eine aggressive Aufbereitung feiner Bilddetails gegenüber, die die Bilddaten ungeeignet für die Nachbearbeitung machen. Auch der Weißabgleich ist vor allem bei Glühlampenlicht schwach, schlägt sich aber bei Tageslicht – bis auf den leichten Blaustich – ganz gut.
Sonstiges/besondere Funktionen Wie inzwischen im Kompaktkamerasegment üblich, verfügt die Samsung NV10 über einen qualitativ hochwertigen Videomodus. 30 Bilder pro Sekunde bei VGA-Auflösung (640x480 Pixel) sind selbstverständlich. Die NV10 komprimiert diese Videos sogar nach dem MPEG-4-Standard, wodurch sich der bei Videos sonst sehr große Speicherbedarf in Grenzen hält. Die Videoaufnahme erfolgt selbstverständlich mit Ton; sogar der optische Zoom ist aktiv, wobei beim Zoomen der Ton ausgeblendet wird. Auch diverse Bildeinstellungen wie z. B. Belichtung, Fokusbereich, Weißabgleich, Belichtungsmessung und Bildqualität lassen sich im Videomodus einstellen. Wem die 30 Bilder pro Sekunde zu schnell und die VGA-Auflösung dagegen zu gering sind, kann auf einen Serienbildmodus zurückgreifen. Dieser hat verschiedene Einstellungs- und Geschwindigkeitsoptionen. Im schnellen, voll auflösenden Modus sind maximal 3 Bilder in Folge möglich, wobei eine Bildfrequenz von 2,5 Bildern pro Sekunde erreicht wird. Wenn 3 Aufnahmen zu wenig sind und auf die hohe Geschwindigkeit verzichtet werden kann, gibt es eine Dauerlaufoption. Bei 0,8 Bildern pro Sekunde kann geknipst werden, bis die Speicherkarte voll ist. Dabei wird sogar zwischen den Aufnahmen neu fokussiert. Im Sportserienbildmodus schließlich werden – bei einer verminderten Auflösung von 1 Megapixel – 20 Aufnahmen in sehr schneller Folge gemacht; hier bleibt allerdings während der Aufnahme der Bildschirm dunkel.
Die Samsung NV10 verfügt über einen kleinen internen Speicher von 20 MBytes, der maximal drei Bilder in höchster Auflösung speichern kann. Daher sollte man diesen Speicher mit SD-Karten erweitern. Die NV10 kann zwar auch mit MMC-Karten umgehen, diese haben aber in der Grundausführung ein langsameres Interface als SD-Karten und sind nicht so stark verbreitet wie SD-Karten. Gänzlich inkompatibel ist die Samsung dagegen mit dem neueren SDHC-Standard. Ob sich die NV10 per Firmware-Update entsprechend aufrüsten lässt, ist derzeit noch nicht bekannt, aber bis dahin muss man mit gewöhnlichen SD/MMC-Karten Vorlieb nehmen.
Mit dem Effekt-Aufnahme-Modus bietet die kleine Samsung etwas Besonderes: Extra auf dem Programmwählrad einstellbar können Bilder hier gleich bei der Aufnahme durch entsprechende Einblendung auf dem Monitor mit Rahmen oder Bildmontagen versehen werden. Insgesamt stehen neun Rahmen bzw. Effekte zur Verfügung, wobei die Effekte aus einer Person z. B. einen Engel oder aus zwei Personen ein Hochzeitspaar machen. Bei den Bildmontagen stehen verschiedene Modi zur Verfügung, um zwei bis drei Bilder über- oder nebeneinander anzuordnen. Zu guter Letzt sind auch Animationssequenzen möglich, die als animiertes GIF gespeichert werden. Die verschiedenen Effekte lassen sich jedoch nicht kombinieren, so sind z. B. keine GIF-Animationen mit Rahmen möglich. Auch bei den Bildbearbeitungsmöglichkeiten im Wiedergabemodus geht die Funktionsvielfalt weiter, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt. Hier können ebenfalls vorhandene Aufnahmen zu GIF-Animationen zusammengestellt werden; daneben sind einfache Bearbeitungsmöglichkeiten wie Farbtönung, Beschnitt, Auflösungsreduzierung und Bilddrehung möglich. Über einen Orientierungssensor verfügt die Samsung übrigens nicht, so dass die Bilder per Hand während der Wiedergabe oder am Computer gedreht werden müssen. Neben der Bearbeitung gibt es auch Funktionen zur Sortierung der Bilder sowie eine Möglichkeit, diese bestimmten Alben zuzuordnen, die man dann z. B. in einer Diashow direkt von der Kamera aus abspielen kann. Hierbei kann über die Dockingstation ein Fernseher Anschluss finden, wobei die Samsung sowohl den PAL- als auch den NTSC-Standard unterstützt.
An einem Fernseher angeschlossen, werden dann auch die Menüs auf diesem dargestellt. Das ist in Anbetracht der Bedienungsphilosophie der Kamera etwas unglücklich, können doch jetzt die Funktionen nicht mehr direkt den Tasten zugeordnet werden. Aber das hat Samsung bedacht – berührt man eine Taste, wird das entsprechende Symbol auf dem Fernseher hervorgehoben, erst beim Drücken der Taste wird die Funktion auch ausgeführt – das gilt auch, wenn kein Fernseher angeschlossen ist. So kann man die Kamera bedienen, ohne genau auf die Tasten schauen zu müssen. Neben einem Fernseher und dem Netzgerät kann die Kamera über die Dockingstation auch per USB 2.0 an einen Computer angeschlossen werden, um die Bilder aus dem internen Speicher bzw. von der Speicherkarte auf den Computer kopieren zu können. Ab Windows 98 oder MacOS 9.0 wird jedes der beiden Betriebssysteme unterstützt; die Kamera meldet sich als Wechseldatenträger, so dass man mit dem Windows Explorer auf die Dateien zugreifen kann. Schließt man das USB-Kabel statt an den Computer direkt an einen Drucker an, so können die Bilder von der Kamera direkt gedruckt werden. Papierformat, Anzahl der Kopien, Datumsstempel und ein Indexprint lassen sich so problemlos – ohne Umweg über den Computer – einstellen, und die Fotos können gedruckt werden.
Fazit Die kleine Samsung punktet stark mit ihrem Design, das an klassische Kameras mit Wechselobjektiv erinnert und verbindet es mit einer innovativen Bedienung mithilfe von Sensortasten auf der Kamerarückseite. Man gewöhnt sich schnell an diese neue Art der Bedienung und merkt, dass es eben auch "anders" geht. Einzig die Scrollfunktion mittels der Sensortasten ist nicht besonders präzise. Auch von den Daten her besticht die kleine NV10 – allerdings zeigen sich bei den Einstellungsmöglichkeiten selbst für Einsteiger unverständliche Beschränkungen wie z. B. die gesperrte Weißabgleichseinstellung in der Programmautomatik. Der Sensor ist mit 10 Megapixeln zwar hoch auflösend, jedoch zeigt die Bildqualität deutlich, dass hier die Grenze des Machbaren überschritten wurde. So ist die unausgewogene Bildqualität denn auch das deutlichste Manko dieser schicken, kleinen Kamera.
Messwerttabelle |
Einschaltzeit |
1 s
|
Brennweitenverstellung Anzahl Stufen Zeit Weitwinkel bis Tele |
Motorisch über Zoomwippe 8 1,1 s |
Autofokus-Geschwindigkeit |
min. 0,5 s / ca. 0,7 s / max. 1,0 s (abhängig von Motiv und Aufnahmebedingungen) |
Auslöseverzögerung |
< 0,1 s
|
Blitz Leitzahl |
ca. 6 (bei ISO 100 |
Batterielaufzeit |
ca 180 Aufnahmen
|
Speicherzeiten RAW JPEG TIFF |
– ca. 1,4 s (3,4 MByte) – Auslösung während Speicherung nicht möglich |
Serienbilder Verwendete Auflösung Geschwindigkeit Anzahl mit Blitz |
3.648 x 2.736 (JPEG/Optimal) ca. 2,5 Bilder/s (0,8 Bilder/s im Dauerlauf) max. 3 Bilder nein |
* mit SanDisk Extreme-III-Karte (1 GByte)
|
Kurzbewertung
- gute Videoqualität mit MPEG-4 Komprimierung
- viele lukrative Bildbearbeitungsfunktionen (Rahmen, Fotomontagen, Bilderalben)
- üppiger Lieferumfang (Dockingstation und Ledertasche)
- geringe Verzeichnung bei mittlerer und langer Brennweite
- hoch auflösender, brillanter Monitor
- relativ hoch ausfahrender Blitz
- eingebautes AF-Hilfslicht
- edel anmutende und solide Verarbeitung mit viel Metall (einschl. Stativgewinde)
- Innovatives u. benutzerfreundliches Bedienkonzept
- manuelle Einstellmöglichkeiten teilweise stark eingeschränkt
- kein optischer Sucher
- unausgewogene Bildaufbereitung
- leistungsschwacher Blitz
- knappe Akkulaufzeit
- der Bildnachbearbeitung hinderliche Bildstörungen/Artefakte
- z. T. (an den Bildrändern) überfordertes Objektiv
Technische Daten
Modell |
Samsung NV10 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm (Cropfaktor 4,8) 10,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
640 x 480 30p |
Objektiv |
35-105 mm / F2,8-5,1 (3-fach Zoom) |
Monitor |
2,5", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.500 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Multi Media Card SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 100 bis 1.000 |
Abmessungen |
96 x 60 x 18 mm (B x H x T) |
Gewicht |
149 g (ohne Akku und Speicherkarte) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/WWE5K (mit Preisvergleich) |