Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Samsung NX1000
2012-11-24 Bei Samsung heißt die Systemkameraserie NX. Die Koreaner entwickeln fleißig neue Modelle mit pfiffigen Funktionen wie zum Beispiel den „i-Function-Knopf“ am Objektiv oder jetzt verstärkt netzwerkfähige Kameras. Die kleinste dieser Serie, die NX 1000, schaffte es jetzt in unser Testlabor. Von den Eckdaten her ein äußerst interessanter Kandidat mit Vollausstattung zu einem inzwischen moderaten Straßenpreis von rund 460 Euro. Ob die Kamera alltagstauglich ist und mit der Bildqualität überzeugen kann, musste sie in unserem Labor und bei intensiven Herbsteinsätzen unter Beweis stellen. (Stefan Meißner)
Ergonomie und Verarbeitung Außer dem Topmodel NX20, das an eine Spiegelreflexkamera erinnert, sehen sich alle kleineren Modelle der NX-Serie sehr ähnlich, so auch das „kleinste“. Am schlanken Gehäuse mit abgerundeten Ecken steckt ein trotz des moderaten Brennweitenbereichs und mäßiger Lichtstärke recht wuchtig wirkendes Objektiv. Das liegt mit Sicherheit auch am großzügigen Auflagemaß, das den Objektivanschluss um rund einen Zentimeter verlängert. Immerhin hat das auch Vorteile für das Handling, denn der großzügig bemessene Handgriff lässt auf diese Weise selbst für kräftige Finger genügend Platz zwischen Objektiv und Gehäuse. Die Kamera liegt dadurch sicher in der Hand, hat aber die Hosentaschentauglichkeit eingebüßt. Daran ändert auch die Parkposition nichts, in die der Zoomring nach Druck auf einen Entsperrtaste gedreht werden kann. Das Objektiv verkürzt sich dadurch nur um etwa eineinhalb Zentimeter.
Die Verarbeitung ist trotz großzügigen Einsatzes von Kunststoff in Ordnung und macht einen soliden Eindruck. Alle Schalter, Hebel und Rädchen zeigen einen eindeutigen Druckpunkt und reagieren zuverlässig. HDMI- und USB-Anschluss an der rechten Gehäuseseite werden von einem echten Kläppchen verdeckt, was wesentlich eleganter wirkt als die üblichen Gummipfropfen. Auf der Unterseite sitzt das Stativgewinde aus Stahl exakt in der optischen Achse. Der Abstand zum kombinierten Akku-/Speicherkartenfach genügt, um auch auf dem Stativ montiert zugänglich zu bleiben.
Kritik an der Verarbeitungsqualität muss sich einzig das Objektiv gefallen lassen. Bis auf die Linsen besteht es vollständig aus Kunststoff, was besonders beim Bajonett Zweifel an der Langlebigkeit aufkommen lässt. Der Zoomring ist sich zwar leicht zu drehen, macht aber einen klapprigen Eindruck. Allerdings wirkt dieses Objektiv mechanisch etwas ausgereifter als das 18-55er, das wir mit der NX200 testen durften (siehe weiterführenden Link), Samsung hat hier offensichtlich Fortschritte gemacht.
Alle Schalter der NX1000 befinden sich entweder oberhalb des Griffes oder auf der rechten Rückseite der Kamera. Sie sind bequem mit Daumen oder Zeigefinger erreichbar und lassen sich ohne Verrenkungen prima bedienen. Nur der Auslöser für Videoaufnahmen sitzt etwas unglücklich nah an der Daumenmulde, so dass gelegentlich Filmaufnahmen unabsichtlich gestartet werden.
Leider ist das Display starr angebracht und auch nicht unbedingt von der von Samsung gewohnten Qualität. Zwar löst es mit 921.000 Bildpunkten angenehm detailreich auf, bei schrägem Einblick verblassen jedoch die Kontraste und feine Tonwertdifferenzen verschwinden. Es gibt weder einen Sucher noch die Möglichkeit, einen Sucher als Zubehör anzuschließen. Der Fotograf muss also mit dem vorlieb nehmen, was das Display kann. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau – man darf nicht vergessen, dass es sich bei der NX1000 um das Einsteigermodell in das NX-System handelt.
Bei den Informationen hält das Display wieder voll mit: Nicht nur alle wichtigen Aufnahmeparameter, verschiedene Gitter und ein Histogramm können eingeblendet werden, sondern auch eine Wasserwaage, die die Ausrichtung der Kamera sogar in zwei Achsen unterstützt. Auch das ist für eine Einsteigerkamera nicht selbstverständlich.
Wie schon gesagt überzeugen die Tasten durch präzise Druckpunkte und gute Rastungen. Der Programmwähler kann sowohl links als auch rechts herum gedreht werden, so dass jede der zehn Positionen auf kurzem Weg erreichbar ist. Besonders interessant ist die „iFn“-Taste am Objektiv, mit der verschiedene Parameter wie zum Beispiel Verschlusszeit und Blende im manuellen Betrieb und vieles mehr auf den vorderen Stellring direkt am Objektiv gelegt werden können. Der Ring ist recht leichtgängig und könnte als Blendenring ruhig eine Rastung vertragen. Für den manuellen Fokus ist das natürlich ungünstig, daher kommt es zu diesem Kompromiss. Sollen wichtige Aufnahmeparameter wie zum Beispiel Empfindlichkeit, Weißabgleich, Messfelder und Verschlusssteuerung angepasst werden, genügt ein Druck auf die Funktionstaste an der Kamerarückseite, um das Schnellmenü aufzurufen. Ausflüge ins umfangreiche Menü sind so meist vermeidbar. Wenn man doch ans Eingemachte gehen will, bietet die Samsung recht umfangreiche aber dennoch übersichtlich gegliederte Menügruppen an. Dem Anfänger und Aufsteiger bietet die NX1000 kaum Rätsel.
Ausstattung Mittlerweile haben alle etwas besseren Kameras alle gängigen Automatiken und Halbautomatiken, Szeneprogramme und Bildmodi an Bord. So auch die NX1000. Der Besitzer kann im Smart-Modus der Kamera alle Einstellungen inklusive der Szeneauswahl überlassen oder aber selber Herr über alle Parameter bleiben. Im Szenemodus wählt er aus 15 Programmvarianten aus. Neben den üblichen Sport-, Nacht- und Porträtprogrammen bietet die NX1000 einen pfiffigen Panorama-Modus, der die Schwenkrichtung zuverlässig automatisch erkennt. Die Ergebnisse überzeugen leider nicht immer, denn gelegentlich treten Doppelkonturen an Kanten und Linien auf. Die Auflösung ist begrenzt auf 8.000 x 1.152 Pixel, wobei die knappe Bildhöhe bei ungleichmäßigen Schwenks noch ein paar Pixel verliert. Dennoch macht es sehr viel Spaß, Panoramen mit der NX1000 aufzunehmen und für Bilder im Fotobuchformat reicht es allemal.
Der fortgeschrittene Fotograf wünscht sich mehr manuelle Einflussmöglichkeiten, die mit der Samsung dank des Funktionsknopfes am Objektiv besonders leicht fallen. Abhängig vom Aufnahmemodus erlaubt die Taste eine Belichtungskorrektur, die Blenden- oder Zeitwahl oder einen Wechsel des Szene- oder Bildmodus. Drücken und drehen, fertig. Leider ist der Funktionsknopf so flach ins Objektiv integriert, dass man ihn nur schwer ertasten kann. Eine für ein Einsteigermodell angenehme Überraschung ist die sehr feinfühlig ansprechende Wasserwaage. Mit ihrer Hilfe kann die NX1000 sowohl in der Horizontalen als auch in der Neigung exakt ausgerichtet werden. Manch höherwertiges Gerät könnte sich hier ein Beispiel nehmen.
Schade ist, dass die Samsung NX1000 nicht nur auf den Sucher verzichtet, sondern auch auf einen integrierten Blitz. Samsung liefert zwar ein recht leistungsstarkes Aufsteckgerät mit, aber Blitzen ohne umständliche Fummelei wäre besser. Ist der Lichtspender erst einmal montiert, leuchtet er recht weit und dem mitgelieferten 20-50 Millimeter Zoom auch ordentlich in die Ecken. Es stehen alle üblichen Blitzfunktionen zur Verfügung, und die Aufnahmen zeigen neutrale Farben.
Im Videobetrieb stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Von FullHD bis 320 x 240 Pixel mit 25 Bildern pro Sekunde gibt es fünf Auflösungsstufen. Die aufgenommenen MP4-Dateien sind mit dem H.264-Codec komprimiert. Erstaunlicherweise sind die Dateien der NX1000 sehr genügsam, was die Computerhardware betrifft. Nahezu ruckelfrei liefen die Filme auf einem fünf Jahre alten PC. Während der Aufnahme ist Zoomen mit dem Set-Objektiv nicht empfehlenswert, denn das unstabilisierte Bild wackelt ohnehin schon genug. Auch der Autofokus hat so seine liebe Mühe und benötigt viel Zeit, um die Schärfe zu finden. Der Ton ist klassenüblich stark von Windgeräuschen überlagert, ein externes Mikrofon kann nicht angeschlossen werden. Alles in allem taugt die NX1000 als Videotagebuch, wenn die Ansprüche nicht all zu hoch sind.
Rasant geht die NX bei Serienfotos zur Sache. Bis zu acht Bilder je Sekunde zeichnet sie bei voller Auflösung auf. Nach elf Fotos ist jedoch Schluss und die kleine Samsung stellt für über zehn Sekunden jede Arbeit ein. Im Burst-Modus geht es nochmals deutlich schneller, 30 Bilder werden dann während einer Sekunde mit rund fünf Megapixeln aufgenommen.
Die wohl innovativsten Funktionen stellt die WLAN-Fähigkeit der NX1000 zur Verfügung. Mit einer speziellen App für das Smartphone kann dieses als Sucher und sogar zur Fernauslösung der Kamera verwendet werden. Man kann ohne weitere Software Bilder beziehungsweise Videos per E-Mail versenden oder auf Medienportale hochladen. Etwas umständlich ist die Eingabe von Texten wie zum Beispiel Kennwörter oder Adressen. Die NX1000 stellt zwar eine Bildschirmtastatur zur Verfügung, es muss aber jedes Zeichen umständlich mit der Vier-Wege-Wippe angesteuert werden, weil das Display leider nicht berührungsempfindlich ist. Ist es aber gelungen, auf diesem Weg beispielsweise eine E-Mail-Adresse und einen kleinen Gruß einzutippen, werden die ausgewählten Fotos mit zwei Megapixeln Auflösung versandt. Für automatische Sicherungskopien benötigt der Zielrechner die mitgelieferte Software. Sollen Bilder und Videos drahtlos auf einem WLAN-fähigen Fernseher angeschaut werden, muss dieser DLNA-fähig sein. Bevor Bilder verschickt werden, können diese direkt in der Kamera aufgehübscht oder verfremdet werden. Helligkeit, Kontrast, rote Augen, Haut glätten und einige Filter stehen auch nachträglich zur Verfügung.
Berücksichtigt man die Ausstattungsfülle, ist die Samsung NX1000 zum aktuellen Marktpreis ein Schnäppchen. Wenn da nicht der recht träge Autofokus wäre. Da nützen auch die 35 AF-Felder nichts. Gerade im Nahbereich fokussiert die kleine Samsung deutlich über den Nahbereich hinaus und könnte die Schärfe finden. Nur leider stoppt sie nicht an der richtigen Stelle. Bei manuellem Fokus überträgt der Schärfering die Steuersignale recht feinfühlig an den AF-Motor und der Fotograf wird auf Wunsch von einer automatisch zugeschalteten Fokuslupe beziehungsweise einem Schärfeindikator unterstützt. Dennoch verweigert die Samsung NX1000 die Nahgrenze von ca. 15 Zentimeter, die bei dem getesteten 20-50 Millimeter Objektiv rein mechanisch durch Drehen am Filtertubus erreichbar ist. Abgesehen davon hatten wir während des Testzeitraums ein paar Softwareabstürze. Die Kamera ließ sich nicht mehr ausschalten oder nahm keine Menübefehle mehr an. Abhilfe brachte nur die Entnahme des Akkus.
Bildqualität Um es gleich vorweg zu nehmen: Bei der Bildqualität hat Samsung deutlich zugelegt. Die Schwächen, die wir im Praxistest der NX200 attestieren mussten, scheint die NX1000 hinter sich gelassen zu haben. Das mag sicherlich auch am nun mitgelieferten Objektiv liegen. Vom Brennweitenspektrum her vielleicht etwas zu klein ist es dem 18-55er optische deutlich überlegen. Am kurzen Ende erreicht es schon bei offener Blende 45 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm). Zwar fällt dieser Wert zum Rand hin auf 32 lp/mm ab, was aber bei unserem Refernzabzug im Format 20 x 30 cm noch nicht sichtbar ist. Durch Abblenden auf Werte um F5,6 bis F8 lässt sich dieser gute Wert auf rund 50 lp/mm steigern, und das bei allen Brennweiten! Beugungsbedingt sackt die Abbildungsleistung bis Blende 16 sanft, darüber deutlich ab. Chromatische Aberrationen halten sich dezent zurück und stellen kein Problem dar, genauso Vignettierung und Verzeichnung. Auch im praktischen Einsatz bestätigte die NX1000 die Labormesswerte. Feine Landschaftsdetails in Herbstfarben oder das behaarte Ohr einer Kuh im Gegenlicht wurden detailliert und bis auf Pixelebene haarfein wiedergegeben.
Problematisch könnten für Nacht-Fotografen Bildrauschen und die etwas geringe Eingangsdynamik werden. Während bis ISO 800 noch alles in Ordnung ist, fällt der Signal-Rauschabstand bei höheren ISO-Werten unter die kritische 35-dB-Linie. Überhaupt scheint ISO 800 die Schallmauer für ausgezeichnete Bildqualität darzustellen. Obwohl die Texturschärfe, also die Wiedergabe feiner, unregelmäßiger Details, noch bei höheren Empfindlichkeiten akzeptabel ist, steigt die Korngröße ab diesem Wert sprunghaft an und die Eingangsdynamik fällt von guten 10 Blenden um mehr als eine Stufe ab. Bei weiter erhöhter Empfindlichkeit bleiben am Ende nur noch knapp sieben Blendenstufen übrig. Als Nachteule sollte man die NX1000 daher nicht verwenden, gelegentlicher Einsatz im Dunkeln ist aber durchaus möglich.
Bei der Farbtreue hinterlässt die Samsung einen zwiespältigen Eindruck. Der manuelle Weißabgleich liegt sehr genau im Ziel, während die Kamera besonders Rottöne entsättigt und in Richtung Gelb verschoben aufzeichnet. Die maximale Farbabweichung wird über ISO 800 gut sichtbar, was ebenfalls für die Verwendung moderater Empfindlichkeiten spricht.
Das unrühmlichste Kapitel ist die Fokussiergeschwindigkeit. Fast 0,9 Sekunden gönnt sich die NX1000 im Weitwinkel bis zum Schuss, wenn sie von unendlich auf ca. zwei Meter umstellen muss. Erstaunlicherweise ist sie am langen Ende des Set-Objektivs etwas flotter, vorfokussiert ist sie sogar Schnappschusstauglich. Zu guter Letzt noch der Blitz, der in der Labormessung dramatischer aussieht als im praktischen Einsatz. Eine Blende Verlust in den Ecken ist im Alltag selbst bei kritischen Motiven kaum störend. Wer sich genauer über die Labormessung informieren möchte kann über den weiterführenden Link gegen ein geringes Entgelt alle Messergebnisse herunterladen.
Fazit Samsung lernt in riesigen Schritten dazu. Die NX1000 überrascht als Einsteigermodell mit einer Fülle an Funktionen, die man sonst nur in den gehobenen Modellen findet. Die Bildqualität ist nun auf dem Niveau einer guten Systemkamera angekommen. Dass irgendwo gespart werden musste, ist eigentlich zu erwarten. So ist das Display nicht ganz auf der Höhe der Zeit und der Autofokus bereitet Schnappschussfotografen keine Freude. Außerdem sollte man der Samsung etwas Licht gönnen, damit sie ihr Potenzial voll entfalten kann. Für den Schwerpunkt Video ist die NX1000 nicht unbedingt erste Wahl. Wer aber eine kleine, gut ausgestattete Systemkamera sucht und mit den genannten Einschränkungen leben kann, ist hier genau richtig.
Kurzbewertung
- Gehäuse gut verarbeitet
- Innovative WLAN-Funktionen
- Umfangreiche Ausstattung
- Ansehnliche Bildqualität bei niedrigen ISO
- Objektiv mäßig verarbeitet
- Bildqualität in hohen ISO-Bereichen eingeschränkt
- Gelegentliche Abstürze
- Langsamer Autofokus
Technische Daten
Modell |
Samsung NX1000 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 21,6 Megapixel (physikalisch), 20,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
5.472 x 3.648 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 24p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,0", 0,921 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (221 Felder) |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Samsung, Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 3,0 Bilder/s und max. 10 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 100 bis 12.800 |
Abmessungen |
121 x 71 x 35 mm (B x H x T) |
Gewicht |
350 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/JY0VQ (mit Preisvergleich) |