Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Samsung NX20

2012-09-12 Als Hersteller von Smartphones ist Samsung bekannt und auch sehr erfolgreich. Letzteres lässt sich von den spiegellosen Systemkameras des Elektronikriesen aus Korea nicht unbedingt sagen. Warum also nicht Funktionen der erfolgreichen Smartphones in die Kamera integrieren? Genau das macht Samsung seit Kurzem, so auch mit dem aktuellen Topmodell unter den Spiegellosen, der NX20. Sie verschickt Fotos auf Knopfdruck per E-Mail, lädt sie in soziale Netzwerke hoch oder überträgt sie einfach nur auf den PC. Zudem lässt sich die Kamera via App auf dem Smartphone oder Tablet fernsteuern. Da vergisst man fast, dass die Kamera ja eigentlich zum Fotografieren gedacht ist – und vielleicht auch zum Filmen. Wie sie sich dabei in der Praxis und im Testlabor von digitalkamera.de schlägt, klärt unser Testbericht.  (Martin Vieten)

Samsung NX20 mit NX Lens 18-55 mm 3.5-5.6 III OIS i-Function [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Auf den ersten Blick mag man gar nicht glauben, dass die NX20 eine spiegellose Systemkamera ist – derart ausgewachsen kommt ihr Gehäuse daher. Die Kamera wirkt wie eine kleine DSLR, ist aber immerhin deutlich schlanker. Für den Transport verlangt sie also nach einer geeigneten Tasche. Einmal in die Hand genommen, erweisen sich die üppigen Maße der NX20 aber durchaus auch als Vorteil: Die Kamera liegt gut und vor allem sicher in der Hand. Dazu bei trägt unter anderem eine zwar nicht sonderlich stark ausgeformte, dafür aber sehr rutschfest beschichtete Griffwulst. Das ausladende Gehäuse hat noch einen weiteren Vorteil: Es bietet genügend Platz für dedizierte Bedienelemente. Samsung hat diesen Platz weidlich genutzt: Rechts neben den Sucherbuckel sitzt ein zierliches Programmwählrad, das bequem mit Zeigefinder und Daumen der rechten Hand zu erreichen ist. Direkt daneben ragt ein Einstellrad senkrecht aus der Topplatte hervor. Eine etwas ungewöhnliche, jedoch keineswegs unpraktische Anordnung. Schade nur, dass dieses Rad wie schon bei der Vorgängerin zu leichtgängig ist und sich daher schnell unbeabsichtigt verstellen lässt. Dafür entschädigt die NX20 mit einer grünen "Paniktaste". Wird sie gedrückt, nehmen Parameter wie Weißabgleich, Bildstil, Blitzbelichtungskorrektur etc. sogleich ihre Standardvorgabe ein – eine clevere Idee!

Den breiten Rücken der NX20 hat Samsung im Vergleich zur Vorgängerin sichtbar überarbeitet. So wurde die vormalige Vierwegewippe um ein vielseitiges Drehrad ergänzt, das unter anderem die Funktion eines zweiten Einstellrads übernehmen kann. Viel bedeutsamer ist indes, dass Samsung dem großen Drei-Zoll-Display ein Klappscharnier mitsamt Drehgelenk spendiert hat. So lässt sich das Display in nahezu jede Position bringen, sogar Selbstportraits sind damit möglich. Beim Display der NX20 setzt Samsung auf die Samsung NX20 [Foto: MediaNord]selbstleuchtende AMOLED-Technik, die für hohe Kontraste und brillante Farben sorgt. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass die RGBG-Matrix des Displays bei einer Auflösung von 640 mal 480 Pixeln mit 614.000 Bildpunkten rund ein Drittel weniger aktive Elemente aufweist als die üblichen 921.000 Bildpunkte. In der Praxis besticht das Display durch eine sehr brillante Darstellung, auch unter hellem Sonnenlicht. Als ähnlich kontrastreich und farbstark erweist sich der elektronische Sucher, der mit 1,44 Millionen Bildpunkten sehr fein auflöst. Selbst bei schnellen Kameraschwenks schliert der EVF kaum nach, lediglich seine absolute Helligkeit ist etwas begrenzt.

So sehr die Anzeigeleistung des Displays begeistern kann – berührungsempfindlich ist es nicht. Bei der Konfiguration der NX20 ist das kein Manko, die Kamera lässt sich per Knöpfen, Quickmenü und vor allem auch via "iFunction" mit einem Dreh am Objektivring sehr flott und bequem einstellen. Doch spätestens, wenn man mit der NX20 die neuesten Schnappschüsse per E-Mail versenden oder im sozialen Netzwerk posten möchte, vermisst man eine Touchfunktion schmerzlich (mehr dazu im Abschnitt "Ausstattung"). Äußerst gelungen ist dagegen die grafische Darstellung der Optionen im Schnellmenü. Zeit, Blende und ISO-Zahl stellt man hier anhand von Skalen ein, die einem klassischen Blendenring Samsung NX20 mit NX Lens 18-55 mm 3.5-5.6 III OIS i-Function [Foto: MediaNord]nachempfunden sind. Das Hauptmenü ist übersichtlich gestaltet und klar in Register gegliedert. Unverständlich allerdings, dass beim Blättern über den letzten Punkt hinaus nicht das nächste Register angewählt wird – stattdessen durchläuft man erneut alle Einträge des aktuellen Registers. Unterm Strich tut das der Ergonomie der NX20 jedoch kaum einen Abbruch, die Kamera lässt sich vorbildlich einfach bedienen. Dass man sich bei Samsung darüber Gedanken gemacht hat, unterstreicht auch das Manual zur Kamera: Es ist sehr lesefreundlich gestaltet und erklärt viele Funktionen am konkreten Fotobeispiel – dürfte indes gerne noch ausführlicher sein.

Das Gehäuse der NX20 besteht aus einem sehr hochwertigen Kunststoff, dessen Hammerschlageffekt der Kamera durchaus eine professionelle Note verleiht. Die Anschlüsse an der rechten Seite werden von einer robusten Klappe mit Federverschluss geschützt – und nicht nur von einer fummeligen Gummiabdeckung. Speicherkarte und Akku nimmt ein Fach am Boden der Kamera auf. Dessen Deckel wahrt einen großzügigen Abstand zum Stativgewinde, so dass Massenspeicher und Energiespender auch bei angesetzter Schnellwechselplatte zugänglich bleiben.

Ausstattung Derzeit haben Hersteller von Digitalkameras zunehmend damit zu kämpfen, dass Smartphones Aufnahmen sofort ins Netz übertragen können – der neueste Schnappschuss ist so in wenigen Augenblicken im sozialen Netzwerk à la Facebook veröffentlicht oder per E-Mail versendet. Wer dagegen mit einer ausgewachsenen Digitalkamera fotografiert, muss seine Aufnahmen zunächst auf einen Rechner übertragen, um sie dann in einem weiteren Schritt verteilen zu können. Samsung hat Samsung NX20 mit NX Lens 18-55 mm 3.5-5.6 III OIS i-Function [Foto: MediaNord]nun für dieses Problem eine clevere Lösung ersonnen: Die NX20 nimmt via WiFi direkt Kontakt mit einem Router auf und verteilt ausgewählte Aufnahmen dann unverzüglich weiter. So gelangen Fotos und Videos blitzschnell in die eigene Galerie von Facebook, Picasa oder Youtube; sie lassen sich aber auch auf einen PC im aktuellen Netzwerk kopieren oder per E-Mail versenden. Doch die NX20 kann noch mehr: Befindet sich ein Smartphone in Reichweite, lassen sich die Aufnahmen direkt an dieses Gerät schicken – und können dann von dort aus wiederum ins Netz gebracht werden. Zudem bietet Samsung für Android und iOS kostenlose Apps an, mit deren Hilfe sich die NX20 unter anderem fernsteuern lässt. Ausführlich haben wir die sehr weitgehenden und cleveren WiFi-Funktionen unlängst in einem Fototipp dargestellt (siehe weiterführende Links am Ende dieses Testberichts). Lob verdient Samsung nicht nur für die clevere WiFi-Konnektivität der NX20, sondern auch vor allem auch dafür, wie einfach sich alles einrichten lässt. In der Regel reicht es, ein paar Zugangsdaten einzugeben, und schon ist man "drin". Unverständlich ist dabei aber, dass Samsung der NX20 einen Touchscreen vorenthält. So wird zum Beispiel die Eingabe einer E-Mail-Nachricht zum Geduldsspiel, weil jeder Buchstabe mühsam einzeln mit dem Steuerrad angewählt werden muss, um ihn dann mit einem weiteren Tastendruck in das Eingabefenster einzufügen.

Im Serienbildmodus spurtet die NX20 mit atemberaubenden 8,3 JPEG-Aufnahmen pro Sekunde (fps) los, im Raw-Format ist sie sogar fast 9 fps schnell. Doch schon nach elf JPEG-Dateien beziehungsweise nur acht Raw-Aufnahmen geht ihr die Puste aus und der Prozessor der NX20 scheint schier unter der Last der Bilddaten zusammenzubrechen. Die Kamera genehmigt sich jetzt erst einmal eine Pause, in der sie komplett blockiert ist. Diese Blockade dauert bei einer Raw-Serie gut 30 Sekunden; 13 Sekunden benötigt sie, bis sie nach einer JPEG-Reihe wieder Eingaben entgegennimmt. Zudem bietet sie einen Burst-Modus, bei dem die NX20 mit maximal 30 fps losflitzt. Dabei wird die Bildgröße jedoch auf rund vier Megapixel reduziert und nach 30 Bildern beziehungsweise einer Sekunde Dauerfeuer geht es wieder sehr gemächlich ans Speichern. Wie sehr Prozessor und Datenbus der NX20 unter der Last der Bilddaten ächzen, merkt man sogar bei Einzelaufnahmen im Raw-Modus: 4,5 Sekunden dauert es, bis eine Raw-Datei im Kasten ist, auch währenddessen verweigert die NX20 jegliche Eingabe und lässt sich nicht einmal auslösen!

Wenige Überraschungen – positive wie negative – halten die Videofunktionen der NX20 bereit: Sie filmt maximal in Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) bei einer Rate von 30 oder 24 Bildern pro Sekunde. Der Ton wird in Stereo aufgezeichnet, über den Systemblitzschuh lässt sich ein optionales Stereomikrofon anschließen. Das Set-Objektiv 18-55 mm F3.5-5.6 III führt die Schärfe beim Filmen recht gemächlich aber ohne lästiges Pumpen nach und erwies sich dabei im Praxistest erfreulicherweise als nahezu lautlos. Das kann man vom hakeligen Zoom dieses Objektivs nicht sagen: Jegliche Änderung der Brennweite macht nicht nur in leisen Filmpassagen durch vernehmbare Schabgeräusche auf sich aufmerksam.

Entspricht eine Aufnahme nicht ganz den Erwartungen, bietet die NX20 im Wiedergabemodus die Möglichkeit, das Foto nachzubearbeiten. So ändert man schnell Kontrast und Helligkeit oder hellt die Tiefen von Gegenlichtaufnahmen auf – die Farbwiedergabe lässt sich jedoch nicht nachträglich anpassen. Dafür kann die Bildbearbeitung der NX20 die Aufnahmen im Nachhinein mit Effekten wie "Miniatur" oder "Antik-Film" versehen. Sehr schön ist, dass die Bildbearbeitungsfunktionen auch bei Raw-Aufnahmen zur Verfügung stehen – man erhält dann eine JPEG-Kopie. Bei der Wiedergabe von Videos können Standbilder aus dem Film extrahiert werden.

Objektiv Zum Testzeitpunkt wird die NX20 nur im Set mit dem Standardzoom 18-55 mm F3.5-5.6 III OIS i-Function angeboten. Klassenüblich ist dessen Tubus ganz aus Kunststoff gefertigt, immerhin besteht das Bajonett aus Metall. Das Objektiv weist einen Schalter auf, mit dem sich der Autofokus deaktivieren lässt. Wird dann der etwas schmale Fokusring gedreht, überträgt er Steuerbefehle an den Fokusantrieb. Das geht recht feinfühlig vonstatten, so dass sich die Schärfe sehr genau von Hand einstellen lässt. Dabei hilft die NX20 mit einer guten Fokuslupe, die sofort den mittleren Bildausschnitt vergrößert, sobald der Fokusring verstellt wird. Das Objektiv ist ferner mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, der auch das Sucherbild stabilisiert. Mit einer minimalen Länge von knapp sieben Zentimetern steht das Zoom ein gutes Stück über die Kamera hinaus. Deutlich kompakter fällt das Pancake-Zoom 20-50 mm F3.5-5.6 i-Function aus, das sich zum Transport auf schlanke vier Zentimeter zusammenschieben lässt. Leider muss man bei diesem sehr kompakten Standardzoom auf einen optischen Bildstabilisator verzichten. Mit derzeit neun Modellen ist die Objektiv-Palette von Samsung noch recht überschaubar, bietet indes mit dem 85 mm F1.4 ED SSA i-Function ein wahres Sahnestückchen – sowohl in mechanischer wie auch in optischer Hinsicht (mehr dazu im Abschnitt "Bildqualität").

Beim Autofokus der NX20 vertraut Samsung ganz auf eine Kontrastmessung per Bildsensor. Das Verfahren ist sehr genau, in der Regel aber langsamer als eine Phasenvergleichsmessung wie bei einer DSLR. Die NX20 bestätigt diese Regel: Im ungünstigsten Fall vergehen rund 0,45 Sekunden, bis die Kamera scharf gestellt und ausgelöst hat. Damit ist der Autofokus zwar nicht geradewegs lahm, DSLRs, aber auch spiegellose Systemkameras andere Hersteller, stellen indes heutzutage spürbar flotter scharf – etwa die von Panasonic. Im Modus AF-C führt die NX20 die Schärfe kontinuierlich nach, bei starken Änderungen der Fokusentfernung pumpt der Fokus dabei einmal kurz um die optimale Lage hin und her. Bei Bedarf lässt sich das Fokusfeld manuell auf die gewünschte Bildpartie legen, bis zu 154 Positionen können angesteuert werden. Wem das zu viele Auswahlmöglichkeiten sind, vergrößert das Fokusfeld in vier Stufen – bei maximaler Größe stehen immer noch beachtliche 102 Positionen zur Auswahl. Reicht dem Autofokus das Umgebungslicht nicht aus, assistiert die NX20 mit einem recht dezenten, grünen Hilfslicht.

Bildqualität Samsung stattet die NX20 mit einem Bildsensor im APS-C-Format aus, der wie schon bei der Vorgängerin NX11 mit gut 20 Megapixel sehr hoch auflöst. Die Auflösungskrone musste die NX20 allerdings inzwischen an die Sony NEX-7 weiterreichen, die noch eine Handvoll mehr Megapixel auf ihrem APS-C-Sensor unterbringt. Die NX11 hatte allerdings vor rund eineinhalb Jahren doch so ihre Probleme, die hohe Pixeldichte in eine adäquate Samsung NX20 mit NX Lens 18-55 mm 3.5-5.6 III OIS i-Function [Foto: MediaNord]Bildqualität umzumünzen. Vor allem das Rauschen hatte Samsung bei der Vorgängerin der aktuellen NX20 nicht wirklich im Griff, schon bei recht moderaten ISO-Stufen zwang aggressives Helligkeits- und ausgeprägtes Farbrauschen die Rauschunterdrückung zu massiven Eingriffen. Umso gespannter waren wir nun, ob Samsung mit der NX20 das Rauschproblem lösen konnte. Dieser und vielen weiteren Fragen sind wir im Testlabor von digitalkamera.de sowie im ausgedehnten Praxiseinsatz intensiv nachgegangen. Wie stets, kann das umfangreiche und ausführlich erläuterte Testprotokoll gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei auf den eigenen Rechner heruntergeladen werden – ein Klick auf den entsprechenden weiterführenden Link am Ende des Beitrags genügt.

Auf den ersten Blick verheißt auch das Laborprotokoll der NX20 nicht viel Gutes: Die Kamera liefert bereits bei ISO 1.600 Bilder ab, bei denen das Rauschen eine Korngröße von über vier Pixeln aufweist. Und der Signal-Rauschabstand kratzt ebenfalls schon bei ISO 1.600 an der entscheidenden Marke von 35 dB. Es wundert also kaum, dass die NX20 bei steigenden ISO-Zahlen mit zunehmenden Detailverlusten zu kämpfen hat – die Texturschärfe sinkt ebenfalls bei ISO 1.600 schon unter die kritische Grenze. Da hilft es auch wenig, dass das Testlabor der NX 20 bis hinauf zu hohen ISO 6.400 sehr gute Noten in Sachen Helligkeits- und Farbrauschen ausstellt. Dieses gute Zeugnis erhält die Kamera nämlich offenbar nur dadurch, dass ihre Rauschunderdrückung sehr forsch zupackt. Und so gehen mit dem Bildrauschen auch zu viele feinste Details verloren, zudem erzeugt die Samsung NX20 mit NX Lens 18-55 mm 3.5-5.6 III OIS i-Function [Foto: MediaNord]Rauschreduktion bei höheren ISO-Stufen flächige Farbstörungen.

Was wirklich im Sensor der NX20 steckt, zeigen Raw-Aufnahmen, die wir parallel zu den in der Kamera verarbeiteten JPEGs aufgenommen und dann in Adobe Camera Raw 7.2 entwickelt haben: Bis zur rechten hohen Empfindlichkeitsstufe ISO 6.400 spielt das lästige Farbrauschen visuell kaum eine Rolle und lässt sich sehr leicht eliminieren. Erfreulich ist aber auch, dass das Helligkeitsrauschen in der 100%-Ansicht bis ISO 3.200 sehr fein bleibt und kaum Bilddetails untergehen lässt. Erst ab ISO 6.400 mogeln sich auch größere Helligkeitsstörungen ins Bild – um sie zu unterdrücken, muss man dann ein paar Einbußen bei der Detailwiedergabe in Kauf nehmen. Dieser Befund nach Augenschein deutet klar darauf hin, dass die Bildaufbereitung der NX20 den Ingenieuren bei Samsung noch ein großes Optimierungspotential bietet. Bis dieses ausgeschöpft ist, sollte man mit der NX20 spätestens ab ISO 1.600 im Rohdatenformat aufnehmen und die Aufnahmen dann im Raw-Konverter optimieren. Dann – und nur dann – liefert die NX20 bis zu hohen ISO 3.200 sehr detaillierte Fotos bei lediglich schwach ausgeprägtem Rauschteppich. Glücklicherweise legt Samsung der NX20 den hervorragenden Raw-Konverter Capture One bei, leider nur in der etwas abgespeckten "Express"-Version. Aufnahmen im Raw-Format empfehlen sich übrigens noch aus einem weiteren Grund: Die interne Bildaufbereitung der NX20 nimmt es mit der Farbtreue nicht so ganz genau. Blautöne verschiebt sie Richtung Lila, Orange versieht sie mit einer grünlichen Note. Beim Ausgabe-Tonwertumfang gibt sich die Kamera indes sehr Samsung NX20 [Foto: MediaNord]genau: Bei ISO 200 differenziert sie fast das theoretische Maximum von 256 Helligkeitsstufen, mit zunehmender ISO-Zahl nimmt diese Differenzierung jedoch rasch ab. Ordentlich ist auch die Eingangsdynamik der NX20, die bei ISO 400 ihren Maximalwert von hohen 10,5 Blendenstufen erreicht, aber schon bei ISO 1.600 auf gerade noch gute neun Blendenstufen absinkt.

Den Sensor der NX20 hat Samsung also im Vergleich zur Vorgängerin deutlich verbessert, für die interne Bildaufbereitung gilt das nur bedingt. Wie aber sieht es aus, wenn ein Objektiv mit ins Spiel kommt? Im Labor musste die Kamera zeigen, was sie im Zusammenspiel mit dem Set-Objektiv NX Lens 3.5-5.6 18-55 mm leistet. Zusätzlich haben wir die Abbildungsleistungen der NX Lens 1.4 85 mm sowie der NX Lens 20-50 mm 3.5-5.6 an der NX20 im Labor gemessen (siehe weiterführende Links). Wie so viele preisoptimierte Set-Objektive, kann auch das 18-55 nicht die hohen Erwartungen erfüllen, die der Sensor der NX20 weckt: Das Objektiv erzeugt bei großen Blenden und kurzer sowie mittlerer Brennweite einen kräftigen Abfall der Schärfe zu den Bildrändern hin. Es verzeichnet im Weitwinkelbereich inakzeptabel stark tonnenförmig, auch die kissenförmige Verzeichnung im Telebereich ist sehr ausgeprägt. Einzig Farbsäume, hervorgerufen durch chromatische Aberration, sind kein Problem, mit dem man beim Set-Objektiv rechnen muss. Die Auflösungsleistung des Objektivs beeindruckt indes kaum: Im Bildzentrum löst es bestenfalls rund 45 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) auf, zu den Bildrändern hin nimmt die Auflösung deutlich ab, in Weitwinkelstellung sogar sehr stark. Eine deutlich bessere Samsung NX20 Akkufach und Speicherkartenfach [Foto: MediaNord]Figur macht da schon das 20-50 Pancake, Vignettierung, Verzeichnung und Schärfeabfall sind bei diesem handlichen Zoom kein Thema, die Auflösung sinkt zu den Rändern hin deutlich weniger. Welche Detailfülle die NX20 aufzunehmen und wiederzugeben vermag, zeigt sie indes erst im Team mit dem 85/1.4: Dieses Objektiv erzielt eine Auflösung von bis zu 56,2 lp/mm – ein formidabler Wert! Einzig der Auflösungsabfall zu den Bildrändern hin ist mit rund 20 Prozent bis F8 etwas hoch, geht aber für eine klassische Portraitbrennweite noch in Ordnung. Wer das Beste aus der NX20 herausholen möchte, kommt um ein Spitzenobjektiv vom Schlage des 85/1.4 nicht umhin – und sollte unbedingt im Raw-Format aufzeichnen.

Fazit Selten hatten wir eine Kamera im Test, die derart viele Höhen und Tiefen aufweist, wie die NX20. Ihr Gehäuse liegt gut in der Hand, fällt aber für eine spiegellose Systemkamera ungewöhnlich groß aus. Die Bedienung ist nicht zuletzt dank der cleveren iFunction-Technik, bei der ein Ring am Objektiv zur Eingabe wichtiger Parameter dient, äußerst einfach – insofern kann die NX20 problemlos auf einen Touchscreen verzichten. Der wird indes spätestens dann schmerzlich vermisst, wenn man die wegweisende WiFi-Konnektivität der NX20 nutzen möchte – E-Mail-Adressen oder das Passwort für den Router müssen so umständlich Buchstabe für Buchstabe angesteuert und eingegeben werden. Schade, denn die WiFi-Funktionen eröffnen Möglichkeiten, wie sie bislang nur ein Smartphone bieten konnte. Der weitere Ausstattungsumfang der NX20 geht völlig in Ordnung, Highlights wie Rauschunterdrückung durch Mehrfachaufnahme oder eine HDR-Automatik bietet sie jedoch nicht. Der anspruchsvolle Fotograf wird nicht zuletzt auch angesichts des ambitionierten Preises der NX20 die eine oder andere Konfigurationsmöglichkeit vermissen, sich indes anderseits über die sinnvollen Bearbeitungsmöglichkeiten im Wiedergabemodus freuen. Der 20-Megapixel-Sensor der NX20 liefert eine exzellente Bildqualität bis hinauf in hohe ISO-Sphären – wovon allerdings der Bildprozessor der Kamera in den JPEG-Dateien nicht mehr viel übrig lässt. Wer das sehr hohe Potential der Kamera ausschöpfen möchte, sollte tunlichst im Rohdatenformat aufzeichnen – und der Kamera ein deutlich hochwertiges Objektiv gönnen als das 18-55. Dem Einsatz des Raw-Formats steht in der alltäglichen Praxis jedoch oftmals die lange Speicherzeit entgegen, während der die NX20 komplett blockiert ist. Diese Unart vermiest auch die Freude an der nominell hohen Serienbildrate. Wer über die Schwächen der Kamera gelassen hinwegsehen kann, erhält mit der NX20 einen kinderleicht zu bedienenden Fotoapparat, dessen Bildqualität (in Raw) auf ganzer Linie überzeugt. Zum Geheimtipp könnte sich die Kamera für all jene entwickeln, die ihre Aufnahmen schnell und unkompliziert ins Netz bringen möchten oder wollen – etwa für ambitionierte Blogger oder Fotojournalisten mit schmalem Budget.

Kurzbewertung

  • Wertiges Gehäuse
  • Nachträgliche Bildbearbeitung im Wiedergabemodus
  • Wegweisende WiFi-Konnektivität
  • Sehr gute Ergonomie
  • Hervorragende Bildqualität, jedoch nur in RAW
  • Set-Objektiv wird Potential des Sensors nicht gerecht
  • JPEG-Qualität unter Klassenniveau
  • Inakzeptabel lahmer Bildprozessor, lange Speicherzeiten

Technische Daten

Modell Samsung NX20
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
21,6 Megapixel (physikalisch), 20,3 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 5.472 x 3.648 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 30p
Objektivanschluss
Samsung NX
Spiegelreflex-Sucher 20 mm Augenabstand
Sucher vorhanden
Monitor 3,0", 0,614 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (221 Felder)
Belichtungsreihe 3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Samsung, Standard-Mittenkontakt
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Serienbildfunktion max. 3,0 Bilder/s und max. 10 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 s
Autofokus ja
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD
Empfindlichkeit manuell ISO 100 bis 12.800
Abmessungen 116 x 62 x 37 mm (B x H x T)
Gewicht 341 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/W4U3Z (mit Preisvergleich)

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