Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Samsung NX300
2013-07-09 Von der NX200 zur NX210 hat sich – wie unsere Tests ergeben haben – nicht viel getan. Die NX300 ist dagegen mehr als ein weiterer Abklatsch ihrer Vorgängerinnen. Sie bringt einige Neuerungen wie ein überarbeitetes Gehäuse, einen nach oben und unten klappbaren Touchscreen und den neu entwickelten Bildprozessor DRIMe IV mit. Der neue Prozessor soll viermal schneller sein als das alte Modell und zudem für eine bessere Farbwiedergabe und Rauschunterdrückung sorgen. Ob man mit der NX300 so tatsächlich ein besseres Bildergebnis erzielt, haben wir im Labor und in der Praxis ausführlich getestet. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Die Samsung NX300 kommt im schicken, zweifarbigen Retro-Look daher. Das Gehäuse wurde gegenüber der Vorgängerin NX210 überarbeitet. Von der Form her hat sich nicht viel geändert, an Wertigkeit hat die NX300 aber definitiv gewonnen. Die Lederimitat-Beschichtung fasst sich gut an und gibt Halt. Auch die Verarbeitung lässt keinen Raum für Beanstandungen. Nichts knackt und knarzt und die Verschlussklappen lassen sich leicht öffnen und rasten trotzdem sicher wieder ein. Das gilt auch für das Moduswahlrad an der Kameraoberseite, mit dem man neben den klassischen Funktionen P, A, S, M, Auto und Szeneprogramme auch den Objektivprioritätsmodus zur Bestimmung der Schärfentiefe und die WiFi-Funktion anwählen kann. Nicht nur ein fummeliges Knöpfchen, sondern ein richtig großer Ringschalter um den Auslöser herum, schaltet die Kamera ein und aus. Aufgrund der Größe findet man ihn sofort und hat die Kamera im Handumdrehen aktiviert. Einzig das Einstellrad auf der Kameraoberseite wirkt ein wenig billig. Ungewohnt auf einer abgeschrägten Fläche im Übergang von Kameraoberseite zur Rückseite befindet sich der Knopf für Filmaufnahmen, an den man sich an dieser Stelle erst gewöhnen muss.
Auf der Rückseite sind die Bedienelemente im Wesentlichen geblieben. Die Vierwegewippe mit Rändelrad der NX210 hat Samsung gegen fünf einzelne Tasten ohne Rad getauscht. Die Bedienung der einzelnen Funktionen wird dadurch direkter, ein zweites Einstellrad hätte aber nicht geschadet. Die Bedienung geht trotzdem immer leicht von der Hand, weil die Kamera vom Menü her klar gegliedert ist und nahezu alle Funktionen sowohl über die Tasten als auch über den 3,31 Zoll großen Touchscreen ausgeführt werden können. Das AMOLED-Display löst 768.000 Bildpunkte auf und zeigt auch von der Seite immer ein gestochen scharfes Bild. Selbst bei grellem Sonnenlicht kann das Display noch gut abgelesen werden. Die Neuerung, dass sich der Monitor jetzt nach oben und unten abkippen lässt, hat sich sehr bewährt. Überkopfaufnahmen und solche in extremer Bodennähe sind damit leicht realisierbar. Ein Abklappen zur Seite würde die Kamera noch vielseitiger machen. Der neue verstellbare Monitor und das bessere Gehäusematerial schlagen sich im Gewicht nieder. Die NX300 ist mit 310 Gramm 30 Gramm schwerer als ihre Vorgängerin – eine Zunahme, die sich gelohnt hat.
Das Stativgewinde aus Metall hat Samsung in der optischen Achse angebracht und so weit weg von Akku- und Speicherkartenfach platziert, dass dieses sich öffnen lässt, wenn die Kamera auf einem Stativ montiert ist. Auf dem Zubehörschuh auf der Oberseite kann der im Lieferumfang enthaltene Miniblitz aufgesteckt werden. Optional bietet Samsung auch leistungsstärkere Blitze oder ein GPS-Modul. Im Lieferumfang ist das Kit-Objektiv 18-55 mm 3.5-5.6 III OIS i-Function enthalten. Damit deckt man bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von 27 bis 83 Millimeter ab. Das aus Plastik gefertigte Objektiv gehört nicht zu den High-End-Modellen, bietet aber mit optischer Bildstabilisierung und i-Function eine gute Ausstattung. Möchte man manuell über den Einstellring fokussieren, lässt sich der Autofokus per Schalter deaktivieren. Eine Fokuslupe unterstützt den manuellen Fokussierprozess. Der Einstellring steht aber auch für andere Funktionen wie Blendenregulierung, Auswahl des Motivprogramms, etc. zur Verfügung. Dazu muss man lediglich den iFn-Knopf drücken.
Ausstattung In Sachen Ausstattung hat Samsung mit der NX300 seine Hausaufgaben gemacht. Für kreative Fotografen bietet die Systemkamera zahlreiche manuelle Einstellmöglichkeiten und Hilfen, diese korrekt umzusetzen. Dazu gehören die Fokuslupe, Belichtungsvorschau, Live-Histogramm oder einblendbare Gitterlinien. Für weniger einstellfreudige Fotografen übernimmt die Kamera diese Aufgabe, entweder nur teilweise in den Halbautomatiken oder komplett mit der Vollautomatik. Aber auch unterstützende Funktionen wie Belichtungsreihen, Panoramafunktion mit Zusammenbauen der Bilder in der Kamera, zahlreiche Motivprogramme, kreative Filter oder HDR-Aufnahmen erleichtern das Fotografieren. Mit der Serienaufnahme gelingen Action-Fotos ohne Probleme. Bis zu 8,6 Bilder pro Sekunde in voller Auflösung sind auch im RAW-Modus möglich, bis zu 30 Bilder pro Sekunde bei auf fünf Megapixel reduzierter Auflösung im Burst Modus. Hier ist allerdings gleich nach 30 Aufnahmen Schluss, mit hoher Auflösung muss die Kamera die Geschwindigkeit nach einigen Sekunden drosseln und kann dann nur noch ein bis zwei Bilder pro Sekunde aufnehmen – auch mit einer schnellen Speicherkarte der Geschwindigkeitsklasse zehn. Schön ist, dass man den Selbstauslöser zwischen zwei und 30 Sekunden selbst festlegen kann. Auch der Touchscreen erleichtert die Kamerabedienung ungemein. Per Fingertipper den Schärfepunkt festlegen ist eine feine Sache. Während der Testphase hat Samsung mit einem Firmwareupdate auf Version 1.2 (siehe weiterführende Links) weitere Annehmlichkeiten wie einen Verfolgungs-Autofokus geschaffen. Bei der NX300 kommt ein Hybrid-Autokokus zum Einsatz, der die Schnelligkeit eines Phasendetektions-Autofokus mit der Genauigkeit eines Kontrast-Autofokus verbindet.
Maximal eine halbe Stunde Film am Stück in voller HD-Auflösung mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde nimmt die NX300 auf. Im 21:9 Kinoformat sind es dann die üblichen 24 Bilder pro Sekunde. HD-Filme mit 720p, VGA-Auflösung und Internet-Clips mit 320 x 240 Bildpunkten sind ebenfalls möglich. Belichtung, Empfindlichkeit, Mikrofonpegel und Weißabgleich lassen sich manuell festlegen. Dazu bietet die Kamera Optionen wie Fader für ein langsames Ausblenden der Aufnahme, Windgeräuschreduktion und reduzierte und gesteigerte Aufnahmegeschwindigkeit für Zeitlupe- und Zeitrafferaufnahmen. Der Fokus wird nachgeregelt, das Zoomen am Objektivring stellt sich allerdings als schwierig heraus und gelingt nur ruckelnd. Im Wiedergabemodus können die Videos direkt in der Kamera geschnitten und einzelne Bilder extrahiert werden.
Mit dem Slogan "Shoot fast. Share faster." bewirbt Samsung die WiFi-Funktionalität der NX300, die bei den SMART-Kameras von Samsung beinahe schon so selbstverständlich ist wie die Gesichtserkennung. Und tatsächlich gelingt das Teilen und Weiterverbreiten der Fotos und Videos mit der NX300 einfach und unproblematisch. Über die Samsung Camera App kommuniziert ein beliebiges Smartphone in einem WLAN-Netzwerk oder per Near Field Communication (NFC) mit der Kamera. Man kann Bilder entweder gleich während der Aufnahme weiterschicken oder später gezielt auswählen. So hat man einfach und schnell seine Fotos und Videos auf dem Smartphone und erzielt eine wesentlich bessere Bildqualität als wenn man mit dem Smartphone selbst fotografiert hätte. Die Kamera lässt sich außerdem per Remote Viewfinder über das Smartphone fernsteuern. Die NX300 schickt aber auch Bilder direkt ins Netz oder per E-Mail. Auch ein automatisches PC-Backup oder das gezielte Senden von Bildern an einen PC ist möglich. Über DLNA kommuniziert die NX300 mit geeigneten Fernsehern und Blu-Ray-Playern. Das funktioniert ebenfalls recht unproblematisch und der Touchscreen erleichtert die Bedienung und die Passwort- bzw. E-Mail-Adresseneingabe.
Bildqualität Von NX200 auf NX210 konnten wir keine besonderen Verbesserungen in Sachen Bildqualität feststellen. Die NX300 bringt schon bei der Ausstattung mehr mit, umso gespannter waren wir auf die Laborergebnisse. Wie zu erwarten war, fallen die Messungen, die speziell das gleich gebliebene Kit-Objektiv betreffen, ähnlich aus wie bei der NX210. Schärfeabfall und Randabdunklung spielen nach wie vor kaum eine Rolle, die Probleme mit der kissenförmigen Verzeichnung bleiben aber auch bestehen. Überraschend war, dass die Farbsäume bei offenen Blenden im Weitwinkelbereich zumindest in den Extrembereichen wie dem Bildrand wesentlich schlechter ausfallen als bei der NX210. Bei der NX300 ragen die Diagrammsäulen für die maximale Chromatische Aberration teilweise weit in den roten Bereich hinein und werden damit auf A4-Ausdrucken sichtbar. Ab F8 spielen Farbsäume allerdings auch bei der NX300 kaum mehr eine Rolle. Bei der Auflösung kann die NX300 ihre Vorgängerin übertrumpfen. So kommt die NX300 bei Blende 5,6 im Weitwinkel- und im Telebereich über 50 Linienpaare pro Millimeter. Bei offener Blende kämpft das Objektiv allerdings nach wie vor mit einem Auflösungsverlust von rund 25 Prozent, was aber bei Ausdrucken bis DIN A4 noch nicht sichtbar wird.
Ebenfalls deutliche Fortschritte erzielt die NX300 beim Signal-Rauschabstand und bleibt bis ISO 3.200 im akzeptablen Bereich von über 35 dB. Danach gehen die Werte allerdings in den Keller und auch Helligkeits- und Farbrauschen nehmen dann überhand. Die Detailauflösung liegt bei ISO 3.200 schon so weit unten, dass die Bilder weich werden. Details kann die NX300 nur bis ISO 1.600 akzeptabel wiedergeben, bis ISO 400 sogar sehr gut. Bei der Eingangsdynamik gilt wieder ISO 3.200 als Grenze. Bis dahin schlägt sie ihre Vorgängerin NX210 um Längen und erreicht meist zehn Blendenstufen. Das gleiche Bild zeigt sich beim Ausgangstonwertumfang. Bei ISO 3.200 kann die NX300 immerhin noch gute 160 Tonwertstufen darstellen, danach wird es kritisch. Die Tonwertkurve verläuft leicht angestellt, was für knackige, kontrastreiche Bilder sorgt. Die Farbwiedergabe ist insgesamt recht neutral und der Weißabgleich arbeitet konstant zuverlässig. Der im Lieferumfang enthaltene Miniblitz schafft es nicht, das Bild im Weitwinkelbereich bis in die Ecken perfekt auszuleuchten. Er arbeitet aber ansonsten für seine Größe recht akzeptabel. Ein leistungsstärkerer Blitz kann jederzeit auf dem Hot Shoe angebracht werden. So richtig gut Punkte sammeln kann die NX300 in Sachen Fokus-Geschwindigkeit. Samsung hat die Werte der NX210 mit dem neuen Sensor nochmal so richtig unterboten und mit 0,32 Sekunden inklusive Autofokus im Weitwinkel- und 0,26 Sekunden im Telebereich schlägt die NX300 damit so manche Einsteiger-SLR. Insgesamt gesehen hat Samsung mit der NX300 endlich nötige Verbesserungen erzielt und zur Konkurrenz aufgeschlossen. Bis ISO 3.200 muss sich die NX300 nicht verstecken, in den höheren ISO-Bereichen haben andere Modelle noch die Nase vorn.
Fazit Samsung ist mit der NX300 auf einem guten Weg und hat in Sachen Modellpflege von NX210 zu NX300 vieles richtig gemacht. Die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen und anspruchsvolle Fotografen sowie Einsteiger in das Segment der Systemkameras kommen voll auf ihre Kosten. Die Bedienung ist durch klar gegliederte Bedienelemente, Menüs und den Touchscreen kinderleicht, was vor allem bei der Nutzung der WLAN-Funktionalität enorm weiterhilft. In Sachen Bildqualität bleiben in den oberen ISO-Bereichen noch Wünsche offen, bis ISO 3.200 kann man aber sehr gute Ergebnisse erzielen, die auch für Ausdrucke bis mindestens DIN A4 ausreichen. In Sachen Schnelligkeit hat sich der neue Sensor bewährt, die NX300 lässt so manche Konkurrentin hinter sich.
Kurzbewertung
- Stativgewinde auf der optischen Achse, Speicherfach kann bei Stativbetrieb geöffnet werden
- Gut verarbeitetes, leichtes Gehäuse im zweifarbigen Retrolook
- Hervorragendes nach oben und unten klappbares AMOLED-Display mit Touchscreen-Funktion
- Leicht zu bedienende WiFi-Funktion
- Umfangreiche Ausstattung
- Blitzausleuchtung im Weitwinkelbereich nicht ausreichend
- Manuelles Zoom am Objektiv für Videoaufnahmen schlecht geeignet
- Bildqualität nimmt in den oberen ISO-Bereichen ab 3.200 rasch ab
Technische Daten
Modell |
Samsung NX300 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 21,6 Megapixel (physikalisch), 20,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
5.472 x 3.648 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 60p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,3" (8,4 cm), 0,768 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (221 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Samsung, Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
GPS |
extern |
Serienbildfunktion |
max. 8,6 Bilder/s und max. 5 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/6.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich, Kontrast (247 Sensor(en)) |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC, UHS I) |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 100 bis 25.600 |
Gehäuse |
Spritzwasserschutz |
Abmessungen |
122 x 64 x 41 mm (B x H x T) |
Gewicht |
310 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/US5DM (mit Preisvergleich) |