2014-08-20 Im März 2014 schüttelte Samsung überraschend das NX mini System aus dem Ärmel, ein spiegelloses Kamerasystem als kompakte Alternative zum großen NX-System. Daber erhebt das System keinen Anspruch, jemals alle fotografischen Facetten abdecken zu wollen, sondern soll vielmehr in sich als kleine Kamera mit wenigstens ein paar Wechselobjektiven bestehen. Gerade einmal drei Objektive gibt es: Ein besonders kompaktes Weitwinkel, eine lichtstarke Normalbrennweite sowie ein Standardzoom. Im digitalkamera.de-Test fühlen wir dem Mini-System auf den Zahn und zeigen, was in ihm steckt. (Benjamin Kirchheim)
Über das Design der Samsung NX mini mag man sich, besonders wie hier in Mintgrün, durchaus streiten. [Foto: MediaNord]
Das Design der Samsung NX mini hat Retro-Charme, ist aber dennoch sehr geradlinig und schlicht gehalten. [Foto: MediaNord]
Der BSI-CMOS-Sensor der Samsung NX mini löst rund 20 Megapixel auf, der 1"-Sensor gehört mit 13,2 x 8,8 Millimeter unter den Systemkameras eher zu den kleineren Modellen. [Foto: MediaNord]
Der 7,5 Zentimeter große Touchscreen der Samsung NX mini löst zwar nur magere 460.800 Bildpunkten auf, lässt sich aber um 180 Grad nach oben klappen, was bodennahe Aufnahmen sowie Selbstporträts erleichtert. [Foto: MediaNord]
In der Ansicht von oben sieht man, dass die Samsung NX mini mit nur rund zwei Zentimetern äußerst flach ausfällt. Durch die fehlende Griffmulde bietet sie der Hand allerdings wenig Halt. [Foto: MediaNord]
Das Stativgewinde hat Samsung bei der NX mini vorbildlich in der optischen Achse platziert. [Foto: MediaNord]
Der üppige Akku der Samsung NX mini reicht für 360 Aufnahmen, es ist derselbe wie im Galaxy S4. Die Micro-SD-Speicherkarte hingegen ist sehr fummelig. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung Mit rund elf mal sechs Zentimeter ist die Samsung NX mini zwar kompakt, aber nicht die kleinste, fällt mit rund zwei Zentimeter Gehäusedicke aber ziemlich flach aus. Das Gehäuse besteht mit Ausnahme der silbernen Aluminiumdeckplatte komplett aus Kunststoff, der größtenteils mit seiner genarbten Struktur eine Belederung nachahmt. Der Kunststoff wirkt dennoch ein wenig billig, dass das Gehäuse im Griffbereich nachgibt, spricht ebenfalls nicht gerade für Hochwertigkeit. Trotz der Struktur ist der Kunststoff zudem recht glatt und sicheren Halt findet die Hand aufgrund der fehlenden Griffausbuchtung nicht so recht. Über die Farbauswahl kann man sicher geteilter Meinung sein, um es vorsichtig auszudrücken könnte man sie insbesondere beim Blassrosa und Mintgrün als "mutig" bezeichnen. Das Mintgrün der Testkamera versprüht jedenfalls den Charme der 50er, was mit dem Retrodesign der Kamera, auch wenn es sehr schlicht ausfällt, für manchen vielleicht sogar seinen Reiz hat.
Die drei aktuell erhältlichen Objektive bestehen inklusive Bajonett aus Kunststoff und werden von einer Metallhülle eingekleidet. Das 9-27 mm Zoomobjektiv (KB-Äquivalent 24-73 mm) muss manuell in Aufnahmeposition gedreht werden, dabei fährt der Kunststofftubus aus. Das dann recht lange Zoomobjektiv schattet den integrierten Blitz ab, der Aufsteckblitz SEF7A wird aber beim Objektiv mitgeliefert und behebt das Problem. Praktischerweise besitzen das 9-27 mm sowie das 17 mm 1.8 (45 mm KB) dasselbe 39mm-Filtergewinde. Das 9 mm 3.5 Pancake (24 mm KB) hingegen lässt ein Filtergewinde vermissen, nicht einmal ein Objektivdeckel lässt sich anbringen, so bleibt die Frontlinse ungeschützt. Keines der drei Objektive verfügt über eine Streulichtblende.
Das schlanke Gehäuse der NX mini lässt sich nicht nur schlecht festhalten, es steht auch auf ebenem Untergrund sehr kippelig und neigt insbesondere mit dem angesetzten Zoomobjektiv zum Kippen nach vorne, man sollte die Kamera also vorsichtig ablegen. Immerhin hat es Samsung geschafft, das Metallstativgewinde in der optischen Achse zu platzieren. Da sowohl der Akku als auch die Speicherkarte seitlich entnommen werden, können diese jederzeit auch bei Stativverwendung gewechselt werden. Sehr praktisch: Der verhältnismäßig große Lithium-Ionen-Akku kam auch schon im Samsung Galaxy S4 zum Einsatz und ist somit am Markt weit verbreitet. Selbst das Original ist sehr günstig zu haben und sorgt für eine verhältnismäßig gute Reichweite von 360 Aufnahmen nach CIPA-Standardmessverfahren. Geladen wird der Akku in der Kamera per Micro-USB, es reicht unterwegs also ein Ladegerät für Handy und Kamera zusammen. Was beim Akku positiv auffällt, ist bei der Speicherkarte weniger schön, denn auch hier kommt der Handystandard in Form von Micro SD zum Einsatz. Damit ist die Speicherkarte nicht gerade prädestiniert dafür, entnommen und in einem Kartenlesegerät ausgelesen zu werden. Besser man nimmt hier eine Kapazitätsnummer größer und liest diese per Micro-USB-Kabel aus oder verwenden gar das WLAN dafür, was die Kamera exzellent beherrscht.
Eingeschaltet wird die NX mini wahlweise mit dem Knopf auf der Oberseite oder mit Hilfe des Klappdisplays. Dieses ist um 180 Grad nach oben klappbar, wobei die Kamera dann automatisch in den Selbstporträtmodus schaltet, auch wenn sie vorher ausgeschaltet war. Außerdem findet man oben noch einen proprietären Blitzschuh, einen WLAN-Knopf sowie den Auslöser mit zwei gut spürbaren Druckpunkten. Das 7,5 Zentimeter große Display löst mit 460.800 Bildpunkten relativ mager auf, so wirkt die Schrift in den Menüs beispielsweise etwas pixelig, die Live-View-Bildqualität ist leidlich gut. Immerhin verbaut Samsung, wie es sich für eine moderne Smartkamera gehört, ein berührungsempfindliches Display, so dass sich per Fingertipper die komplette Kamera bedienen lässt, inklusive Fokussierung per Fingertipper auf ein Motivdetail. Auslösen per Fingertipper geht auch, wenn man es denn aktiviert. Das Menü ist insgesamt zwar recht sparsam ausgestattet, bietet aber alle wichtigen Funktionen, die ein moderner Fotoapparat benötigt. Da die vier Menüs nicht zu lang ausfallen, kommt man so gerade noch ohne weitere Reiter aus, ohne sich totzusuchen. Für wichtige Funktionen gibt es aber auch ein Fn-Menü sowie einige, teilweise programmierbare Tasten an der Kamera, mit denen sich häufig benötigte Parameter verstellen lassen.
Ausstattung Zwar vermisst man bei der NX mini auf den ersten Blick das klassische Programmwählrad, aber die Aufnahmeprogramme werden nach einem Druck auf die entsprechende Taste eingeblendet. Tatsächlich ist dies die einzige Funktion, die sich nicht per Touchscreen aufrufen lässt. Wie auch immer, die NX mini bietet eine Vollautomatik mit Motiverkennung, vorwählbare Motivprogramme sowie die klassischen Kreativprogramme P, A, S und M. Es ist somit für jeden Anwender etwas dabei. Auch ein Schwenkpanoramaprogramm fehlt dabei nicht. Auto-ISO lässt sich per Menü konfigurieren, um beispielsweise die hohen, bildqualitätsmindernden ISO-Stufen nicht von der Automatik anwählen zu lassen. Fortgeschrittene Fotografen finden Funktionen wie einen konfigurierbaren Timer, eine Serienbildfunktion mit Autofokus-Nachführung oder Belichtungsreihen. Darüber hinaus bietet die NX mini sogar die Möglichkeit, eine Schärfereihe mit drei Bildern oder eine Weißabgleichsreihe aufzunehmen. Bilder können im JPEG- oder Raw-Format auf die Speicherkarte gebannt werden – oder sogar beides gleichzeitig. Während der Speicherung kann mit der Kamera weiter fotografiert werden, sofern noch Platz im internen Puffer frei ist.
Videos zeichnet die NX mini maximal in Full-HD-Auflösung im MP4-Format auf. Aber auch kleinere Auflösungen wie 720p, 480p und 240p stehen zur Verfügung, die Bildwiederholrate liegt jeweils bei 30 Bildern pro Sekunde, der Autofokus wird unhörbar nachgeführt. Je nach Auflösung lässt sich zudem die Geschwindigkeit verringern oder erhöhen, um Zeitlupen oder Zeitraffereffekte zu erzielen. Die Zeitlupe (4-fach) steht jedoch nur bei den beiden kleinen Auflösungen zur Verfügung. Die NX mini besitzt allerdings lediglich ein Mono-Mikrofon, weitere Toneinstellungen stehen nicht zur Verfügung, nicht einmal ein Filter für Windgeräusche.
Dank des Zentralverschlusses löst die NX mini nahezu geräuschlos aus, nur ein leises Klackern ist zu hören. Bei kürzeren Verschlusszeiten als 1/200 Sekunde arbeitet ein elektronischer Verschluss, der sogar bis zu 1/16.000 kurze Belichtungszeiten erlaubt. Der integrierte Blitz funktioniert aber nur zusammen mit dem Zentralverschluss, synchronisiert also nur mit 1/200 Sekunde oder länger, mit einer Leitzahl von 4 bei ISO 100 ist er ohnehin ziemlich schwach auf der Brust. Der mit dem 9-27 mm mitgelieferte Aufsteckblitz SEF7A ist mit einer Leitzahl von 7 etwas potenter, synchronisiert aber nur mit 1/50 Sekunde oder länger. Für Strobisten taugt die NX mini also weniger, zumal eine Blitzbelichtumngskorrektur fehlt, immerhin synchronisiert sie auf Wunsch zum Ende statt am Anfang der Belichtung, was manchmal nützlich sein kann.
Der Autofokus der NX mini bietet 21 Fokuspunkte, im Nahbereich sogar 35, bis in den Randbereich, eine Gesichterkennung und eine Nachführfunktion (C-AF) sowie ein AF-Hilfslicht. Per Fingertipper auf den Bildschirm lässt sich auf ein beliebiges Motivdetail fokussieren. Dabei benötigt die NX mini im Schnitt nur rund 0,3 Sekunden zum Fokussieren und Auslösen. Wer mag, kann den Fokus auch manuell festlegen. Allerdings fehlt den Objektiven ein passender Einstellring und so müssen die Kameratasten als leidlicher Kompromiss dafür herhalten. Etwa 50 Fokusstufen stehen, allerdings ohne genaue Entfernungsangabe, zur Verfügung. Eine fünf- oder achtfache Lupe vergrößert den mittleren Bildausschnitt dabei auf Wunsch automatisch. Vorfokussiert liegt die Auslöseverzögerung sogar bei nur knapp 0,05 Sekunden.
Gewohnt umfangreich zeigt sich die WLAN-Funktion. Wer ein Handy mit NFC besitzt, muss nicht einmal die Verbindungsdaten eingeben. Die NX mini überträgt dann Bilder auf das Smartgerät oder lässt sich inklusive Livebildübertragung von diesem Fernsteuern. Die Auto-Backup-Funktion hingegen überträgt automatisch Bilder ins Heim-WLAN, sogar als Video-Babyphon lässt sich die NX mini einsetzen. Praktisch dabei: Hat man das USB-Ladegerät angeschlossen, so wird die USB-Stromversorgung auch bei eingeschalteter Kamera nicht deaktiviert, womit der Akku langsamer leer gesaugt wird. Eine Kabeldurchführung am Akkuschacht lässt erahnen, dass Samsung hier möglicherweise sogar einen Akkudummy mit Netzteil anbieten wird. Weitere WLAN-Optionen sind das Verschicken von Bildern per E-Mail, das Hochladen zu Facebook, Flickr oder Picasa, das Speichern von Fotos in einem Clouddienst sowie Samsung Link zur Bildübertragung beispielsweise auf den Fernseher.
Das 9-27 mm Standardzoom zur Samsung NX mini wird zur Aufnahme ausgefahren. [Foto: MediaNord]
Hinter der großen Klappe der Samsung NX mini verbergen sich der üppige Akku, die fummelige Micro-SD-Karte sowie der Micro-USB-Anschluss und die Micro-HDMI-Schnittstelle. [Foto: MediaNord]
Das Samsung NX-M 9-27 mm F3.5-5.6 ED OIS ist das einzige Zoomobjektiv für die Samsung NX mini. Es deckt einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 24 bis 73 Millimeter ab. [Foto: Samsung]
Ausgefahren wird das Samsung NX-M 9-27 mm F3.5-5.6 ED OIS länger. [Foto: MediaNord]
Das Samsung NX-M 9 mm F3.5 ED ist zwar schön klein, es gibt aber keinen Objektivdeckel und die mittelmäßige Bildqualität wird sogar vom 9-27 mm Zoom übertrumpft. [Foto: Samsung]
Das Samsung NX-M 17 mm F1.8 OIS bietet nicht nur die höchste Lichtstärke, sondern auch die beste Bildqualität aller drei Objektive. [Foto: MediaNord]
Bei Verwendung des NX-M 9-27 mm sollte unbedingt der mit dem Objektiv mitgelieferte Aufsteckblitz Samsung SEF7A verwendet werden, denn mit dem internen Blitz wirft das Objektiv bei 9 mm einen Schatten ins Bild. [Foto: MediaNord]
In der Bildwiedergabe versteckt sich hinter dem unscheinbaren Menüpunkt "Bildbearbeitung" nicht nur ein Blumenstrauß an Bearbeitungsfunktionen, sondern schon eher ein halber Blumenladen. Beschneiden, verkleinern und drehen gehören da noch zur Standardkost, doch auch Farben, Helligkeit, Belichtung, Kontraste, Farbtemperatur etc. lassen sich anpassen und ein Stapel Filterfunktionen steht ebenfalls zur Verfügung. Zudem lässt sich Gesichtshaut verschönern. Vor dem Hochladen zu Facebook beispielsweise kann ein Foto also beliebig verfremdet oder optimiert werden.