Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 200

2008-05-09 Nachdem digitalkamera.de kürzlich die Sony Alpha 350 einem ausführlichen Test unterzogen hat, ist jetzt die Alpha 200 an der Reihe. Die Alpha 200 hat zwar im Vergleich zu ihrer großen Schwester kein LiveView und mag rund vier Millionen Pixel weniger haben, aber ob sie eventuell mit anderen Argumenten überzeugen kann, wollen wir in diesem ausführlichen Testbericht herausfinden. Und vielleicht können wir ja im selben Atemzug noch weitere mögliche Leserfragen zur Alpha 200 beantworten.  (Yvan Boeres)

Sony Alpha 200 [Foto: MediaNord] Ergonomie und Verarbeitung Dass die Alpha 200 (kurz: A200) aus dem selben Holz geschnitten bzw. Kunststoff modelliert ist wie die anderen Alpha-DSLRs der Einsteigerklasse, fällt einem besonders dann auf, wenn man mit der Fingerkuppe über verschiedene Stellen des Gehäuses fährt. Der "Body" der A200 weist rundliche, aber mit 131 x 98 x 71 mm nicht üppige Formen auf, und auf die Waage bringt sie in voller Montur (d. h. mit Set-Objektiv DT 18-70 mm F3.5-5.6, Speicherkarte und Akku) 871 Gramm. Nimmt man die Linse ab, reduziert sich das Gewicht auf 612 Gramm; einen BMI (Body Mass Index) für Digitalkameras gibt es (noch) nicht, aber das sind für Einsteiger-DSLRs übliche Werte.

Vorne am Griff trägt die A200 gummiartiges Leder-Imitat. Zwar liegt Sonys Kleinste damit rutschfest in der Hand, aber der Griff wurde wohl für kleine japanische Hände geformt. Wir Europäer haben etwas größere "Tatzen", und da hat vor allem der kleine Finger so seine Probleme, Halt zu finden. Damit der nicht über die Unterkante der Kamera hinweg ins Leere abrutscht, muss man die A200 mit dem optional erhältlichen Batterie-/Hochformatgriff VG-B30AM bestücken; böse Zungen würden behaupten, dass Sony das auch so will und sich damit eine goldene Nase am Zubehör verdienen möchte. Im Gegensatz zur A350 und A300 ist die A200 nicht LiveView-fähig. Dafür entfallen aber auch der dieser Disziplin gewidmete Zweitsensor im Sucher und der dazugehörige Umlenkspiegel (samt Kippmechanismus). Das erklärt dann auch, warum der Suchereinblick bei der A200 geringfügig komfortabler ist; das Sucherbild wird hier ebenfalls von verspiegelten Kunststoffpaneelen in einem so genannten Pentaspiegel-System generiert, doch die Sucherbildvergrößerung ist bei kürzerem Augenabstand von 17,6 mm (13,5 mm ohne Gummimuschel) und gleicher Bildfeldabdeckung von 95 % etwas stärker (0,83x vs. 0,74x). Damit ist der Sucher der A200 zwar immer noch kein Musterbeispiel an Ergonomie, aber subjektiv gefällt er ein klein bisschen besser als bei der A350. Mustergültig ist hingegen die Sucherhelligkeit (dank Spherical Acute Matte Suchermattscheibe); ein Dioptrienkorrekturrädchen erlaubt es, die Sucherschärfe an die individuelle Sehrstärke anzupassen.

Sony Alpha 200 [Foto: MediaNord] Überhaupt macht die A200 von der Ergonomie her einen etwas besseren Eindruck als die A350. Aufgrund des fehlenden Mechanismus zum Hochklappen und Nachuntenneigen des Bildschirms ist die vertikale Tastenreihe links davon besser erreichbar bzw. bedienbar, und das Steuertasten-Feld hat keinen so schwammigen Druckpunkt. Die Bedienelemente sind in Anzahl und Platzierung weitgehend die gleichen (11 Knöpfe/Tasten, 3 Schiebeschalter, 1 Programmwahlrad, 1 Einstellrad und 1 Steuerfeld); es gilt weiterhin, dass die Bedienelemente übersichtlich und logisch verteilt sind. Und da wundert es einen auch nicht, dass es bei der grafischen Aufmachung und Strukturierung der Kameramenüs auch kaum Unterschiede zwischen den beiden Alphas gibt. Doch wir wiederholen es gerne: Anders als bei den Kompaktkameras der hauseigenen Cyber-shot-Serie braucht man nicht verschiedene Einstellungen auf 1.000 Umwegen zu suchen, und alles ist "fein säuberlich" in vier Hauptrubriken (Aufnahmeeinstellungen, erweiterte Einstellungen, Wiedergabeeinstellungen und Grundeinstellungen) mit über 80 verschiedenen Einstellungen in 40 Menüpunkten aufgeteilt.

In Ermangelung eines Livebild-Modus dient der Kamerabildschirm bei der A200 alleine der Anzeige der Menüs und der Bildwiedergabe. Das fest eingebaute ClearPhoto-LCD weist eine Bildschirmdiagonale von 6,9 cm (entspr. 2,7") und eine Bildschirmauflösung von 230.400 Pixeln auf. Auch hier fehlt es dem kleinen Monitor etwas an Brillanz und Schärfe, doch das stört beim Sichten der Bilder nach der Aufnahme erst dann, wenn man zwecks präziser Schärfekontrolle auf die Bildlupen-Funktion mit ihrer bis zu 12-fachen Vergrößerung zurückgreift. Apropos Schärfekontrolle: Der A200 fehlt eine Abblendtaste. Diese vermisst man umso mehr, wie es auch keinen LiveView-Modus à la A350 als notdürftigen Ersatz dafür gibt.

Sony Alpha 200 [Foto: MediaNord] Etwas gewöhnungsbedürftig ist das spontane Einschalten des Bildschirms, sobald man nicht mehr durchs Okular blickt. Dann dient der LCD als Status-Anzeige, auf der man – dank automatischer Hoch-/Querformatumschaltung – die wichtigsten Kamera- und Aufnahme-Einstellungen auch bei hochkant gehaltener Kamera ablesen kann. Führt man das Auge wieder ans Okular, geht der Bildschirm genauso spontan wieder aus, so dass der Bildschirm nur dann eingeschaltet wird, wenn er wirklich gebraucht wird und man auch darauf blickt. Das soll helfen, Strom zu sparen und ist das Verdienst des Augensensors. Der kann als Bestandteil des so genannten EyeStart-Systems (auf das wir noch im Abschnitt "Ausstattung" zurückkommen) noch mehr, aber ein zusätzlicher Griffsensor (wie ursprünglich beim EyeStart-System vorhanden) wäre angebracht, wenn man nicht will, dass der Bildschirm sich beim Baumeln der Kamera am Trageriemen ständig ein- und ausschaltet. Dem kann man entgegnen, indem man die Kamera meist im nicht eingeschalteten Zustand mit sich herumträgt, aber in der Praxis kommt so was schon mal vor.

Kann man die Auto-LCD-Funktion des Augensensors noch im Menü abschalten, gibt es keine Möglichkeit, die auf dem Bildschirm angezeigten zusammengefassten Einstellungen direkt anzuwählen und zu verändern. Eine solche Form des "Schnellzugriffs" bietet die Alpha 700 unter der Bezeichnung "Quick Navi" an, so dass man davon ausgehen muss, dass die A200 hier bewusst beschnitten wurde. Während man über so etwas nur den Kopf schütteln kann, lässt sich eher Verständnis dafür aufbringen, dass die A200 keine HDMI-Schnittstelle Sony Alpha 200 [Foto: MediaNord] wie die große Schwester vorweisen kann und ihr normaler Videoausgang darüber hinaus auch keinen eigenen Stecker besitzt. Den Video-Out/USB2.0-Kombistecker muss man übrigens hinter der Klappe fürs Speicherkartenfach (mit Steckplatz für CompactFlash-Karten) suchen; dort, wo man die beiden Anschlüsse vermuten würde (nämlich auf der anderen Kameraseite hinter der Gummiabdeckung), findet man nur den Fernauslöser-Anschluss und den Netzeingang. Dank getrennter Fächer lassen sich Speicherkarte (über den AD-MSCF1-Adapter auch alle Memory Sticks vom Typ Duo) und Lithiumionenakku getrennt wechseln. Die beiden Fächer sind auch die einzigen Zugänge mit echten scharnierbesetzten Zugangsdeckeln/-türen. Dank ausreichendem Abstand zwischen Akkufach und Stativgewinde ist ein Akkuwechsel auch bei Verwendung einer permanent montierten Stativ-Schnellwechselplatte möglich; das Stativgewinde ist aus abrieb- wie auch bruchfestem Metall und liegt genau richtig in der optischen Achse.

Ausstattung Dass man den Shift-Mechanismus durch einfaches Erhöhen der Frequenz (der Sensor wird dann quasi ruckartig bis auf Anschlag gefahren) auch wunderbar zum Abschütteln von Staubablagerungen auf der antistatisch beschichteten Oberfläche des Sensors zweckentfremden kann, hat sich Sony schon bei der Alpha 100 so gedacht. Das hört sich erstmal so einfach wie genial an, aber im Online-Magazin Pixinfo sowie in der französischen Foto-Fachzeitschrift Chasseur d'Images war man einst zum ernüchternden Schluss gekommen, dass die A100 sich so nicht besonders effektiv bis gar nicht richtig vom Staub befreien konnte. Sollte diese Zweitfunktion des Sensor-Shift-Mechanismus aber bei der A200 nicht klammheimlich verbessert worden sein, muss man davon ausgehen, dass das System unverändert von der A100 übernommen wurde. Und das bedeutet dann auch, dass man den Bildsensor hin und wieder doch mit "Putzzubehör" aus dem Fachhandel (Sensor-Swabs o. ä.) per Hand "putzen" muss.

Sony Alpha 200 [Foto: MediaNord]Zwei Funktionen erfüllt auch der Augensensor bei den Alpha-Kameras. So haben wir in diesem Test eingangs erklärt, wie dieser dazu dient, den Kamerabildschirm ein- und auszuschalten. Das können manche Kameras der Konkurrenz mittlerweile auch. Was sie aber nicht können, ist den Augensensor zusätzlich zum Aktivieren der Belichtungsmessung und des automatischen Scharfstellvorgangs zu verwenden. Das ist eine ehemalige (Konica-)Minolta- und jetzige Sony-Spezialität, die man unter dem Namen Eye-Start-System kennt und die durch diese "Vorarbeit" ein paar – manchmal entscheidende – Millisekunden zu gewinnen hilft. Früher funktionierte das Eye-Start-System noch in Kombination mit einem Griffsensor, so dass gewährleistet war, dass man die Kamera auch in der Hand hielt, aber mal abgesehen davon, dass das Metall für den Kontaktsensor laut Sony auf einer EU-Verbotsliste stehen soll, hat man bei der A200 selbst sowieso ganz auf einen Griffsensor verzichtet. Den Augensensor kann man zumindest bei Nichtgefallen am Eye-Start im Kameramenü abschalten.

Unverkennbar ist das Schienensystem des Blitzschuhs auf der Kameraoberseite. Während dieser bei anderen Herstellern dem ISO-518-Standard entspricht und sich nur die TTL-Kontakte (von der Zahl und der Anordnung her) von Hersteller zu Hersteller unterscheiden, weisen Sony-DSLRs den einst von Minolta entworfenen herstellerspezifischen Blitzschuh mit Schnellkupplungssystem auf. Damit ist zwar ein wesentlich schnelles Auf- und Abmontieren externer Blitzgeräte möglich als mit der sonst üblichen Rändelschraubenarretierung, aber man versuche mal, einen Studioblitzadapter, einen alten Automatikblitz oder eine aufsteckbare Wasserwaage auf den Blitzschuh der Alphas zu montieren… Von dieser Einschränkung abgesehen, profitiert man von einem Blitzsystem, das kaum Wünsche offen lässt. Man hat die Wahl zwischen zwei Messmethoden für die Blitzbelichtung (ADI- und TTL-Vorblitz-Messung), kann mit einem oder mehreren Blitzgeräten drahtlos in der TTL-Automatik blitzen (auch in mehreren Gruppen auf verschiedenen Kanälen und mit Verteilung der Lichtintensität), kann im Highspeed-Synchronisationsmodus (HSS) bei leicht verringerter Blitzleistung/-reichweite die bei Blitzaufnahmen technisch auferlegte Verschlusszeitenobergrenze von 1/160 s überwinden usw. Der eingebaute Miniaturblitz der A200 springt wahlweise selbstständig (im Vollautomatik-Programm und in den meisten Motivprogrammen) oder per Knopfdruck auf ausdrücklichen User-Wunsch (in allen anderen Belichtungsprogrammen) heraus. Er erzeugt ein weitgehend farbneutrales und uniformes Licht, belichtet sehr ausgewogen (= harmonisches Verhältnis zwischen Blitz- und Umgebungslicht) und verursacht weder rote Augen noch Schlagschatten oder gnadenlos überblitzte Bildteile bei Nahaufnahmen (jedenfalls alles nicht in relevantem Maße). Bei der drahtlosen TTL-Blitzsteuerung kann er sogar andere Blitzgeräte kommandieren. Hier legt die A200 einen quasi fehlerfreien Parcours hin.

Bei der A200 ist ein Schnellabruf der Blitzeinstellungen (inkl. Langzeitsynchronisation und Drahtlossteuerung), der Einstellungen für die Belichtungsmessart, der Autofokus-Betriebsmodi (Einzel-AF, Schärfenachführung oder automatische Umschaltung zwischen beiden), der Einstellungen für die Autofokus-Messfeldsteuerung (automatische Messfeldwahl, Spot-AF, manuelle Messfeldwahl), der Weißabgleich-Einstellungen (Automatik, 6 Voreinstellungen mit Möglichkeit der Feinkorrektur, Farbtemperatur-/Farbfilterwert-Eingabe, manueller Weißabgleich) sowie der Einstellungen für die "Dynamikbereich-Optimierung" (auf die wir gleich kurz zurückkommen) über die Fn-Taste möglich. Die Serienbildfunktion (siehe Messwerttabelle/Steckbrief), die Reihenautomatik-Funktion (für Weißabgleich o. Belichtung) und die Selbstauslöserfunktion (Vorlaufzeit: 2 oder 10 s) teilen sich eine Taste; allen anderen aufnahmerelevanten Funktionen, wie zum Beispiel der Belichtungskorrektur, dem Belichtungsmesswertspeicher (AEL) und der Lichtempfindlichkeitseinstellung, sind sogar Einzeltasten gewidmet. Wiedergabefunktionen wie u. a. eine Bildlupe und eine Bilddrehungsfunktion bietet die A200 auch einige, wobei wir da eine Bildbeschneidungsfunktion (auch als Crop-Funktion bekannt) und eine Funktion zur automatischen Erkennung und Retusche roter Augen mit auf die Wunschliste für das Nachfolgemodell setzen möchten. In den Kameramenüs untergebracht sind die Bildparameter-Sets, ein Zeit-/Datum-Stempel, eine Blitzbelichtungskorrektur, Rauschunterdrückungs-Einstellungen, eine Pixel-Mapping-Funktion uvm.

Objektiv Wie die meisten Einsteiger-DSLRs wird die A200 auch in verschiedenen Kits verkauft. Sowohl im kleinen Kit (DSLR-A200K) als auch im so genannten Doppelzoom- bzw. Twin-Lens-Kit (DSLR-A200W) liegt ihr das DT 18-70 mm F3,5-5,6 bei. Dieses Setobjektiv mit dem Produktcode SAL-1870 ist etwas zoomstärker als die Pendants der Konkurrenz. Deren Brennweite erstreckt sich meistens von 18 bis 55 Millimeter – was den 28-80mm-Zooms aus analogen Zeiten entspricht. Das SAL-1870 zoomt hingegen von 18 auf 70 Millimeter, und das ergibt nach Umrechnung auf Kleinbild-Verhältnisse das Äquivalent eines 28-105mm-Zooms. Und das bei einer klassenüblichen Lichtstärke von F3,5 (WW) bis F5,6 (T).

Aus Kostengründen sind die Setobjektive der meisten Marken fast gänzlich aus Kunststoff gebaut, und da macht das SAL-1870 keine Ausnahme. Vom 55mm-Filtergewinde vorn bis zum Objektivbajonett hinten ist fast alles aus "Plastik". Aufgrund des geringen Gewichts (ca. 235 g) und Volumens des (Ø 66 x 77 mm) kleinen Zooms muss man sich weniger Sorgen darum machen, dass das Bajonett irgendwann mal unter dem Gewicht des Objektivs abbricht als dass der verwendete Kunststoff dem Abrieb bei häufigem Objektivwechsel oder der Aufprallenergie beim versehentlichen Fallenlassen der Kamera nicht standhält.

Der großzügig dimensionierte manuelle Zoomring des SAL-1870 tröstet nicht wirklich darüber hinweg, dass der Fokussierring so schmal und so schlecht positioniert ist (direkt am Bajonett für die Sonnenblende), dass man ihn selbst mit viel Fingerspitzengefühl kaum zu greifen bekommt. Also dreht man an der Sonnenblende oder verzichtet völlig entnervt aufs manuelle Fokussieren. Zum Glück arbeitet der Autofokus der A200 recht schnell und präzise, so dass die Scharfstellung per Hand nur selten nötig ist. Sony hat eigenen Angaben zufolge seine neuen Alpha-Modelle mit einem drehmomentstärkeren kamerainternen Scharfstellmotor ausgerüstet. Damit ist der Autofokus selbst bei Verwendung von Objektiven mit konventionellem Antrieb (im Foren-Jargon auch "Stangen-AF" genannt) wie dem SAL-1870 "so richtig auf Zack". So hypernervös wie er dann ist, lässt der Autofokus einen dann vom Antriebsgeräusch her an einen Akkuschrauber auf Speed denken. Mehr Diskretion bei noch schnellerer Fokussierung bieten da die so genannten Ultraschall-Objektive. Solche findet man sowohl bei Sony (vornehmlich bei den Optiken der Zeiss- und G-Serie) als auch bei Fremdanbieter Sigma (HSM-Objektive). Sony baut seinen Bestand an SSM-Objektiven (steht für "Super-Sonic Motor") in letzter Zeit intensiv aus. Erste halbwegs preisgünstige SSM-Objektive wie das 70-300 mm F4,5-5,6 G SSM deuten darauf hin, dass die SSM-Technologie langsam auch im unteren Preisbereich Einzug hält.

Von einem Mangel an Objektiven kann man bezüglich des Alpha-Systems allgemein nicht reden. Schließlich baut ja das Alpha-System auf den Kameras des von Sony übernommen ehemaligen Konkurrenten (Konica) Minolta auf. Dank gleichem Bajonett kann man nahezu alle Autofokus-Objektive von Minolta und kompatible Fremdprodukte an die A200 & Co. anschließen. Funktionseinschränkungen oder gar Inkompatibilitäten gibt es dabei praktisch keine – zumindest nicht aus anschlusstechnischer Sicht. Viele dieser Objektive verkauft Sony unter eigenem Namen weiter; so auch solche außergewöhnlichen Konstruktionen wie das Autofokus-Spiegeltele SAL-500F80 oder das Trans-/Softfocusobjektiv SAL-135F28. Auf dem Gebrauchtmarkt findet man weitere "Spezis" wie Minoltas AF-Macro-Zoom 3x-1x/1,7-2,8, die natürlich auch Anschluss an die Alphas finden. Weil diese sozusagen "analogen" Objektive es aber nicht immer schaffen, ihre ursprüngliche Abbildungsleistungen auch in einer digitalen Umgebung in vollem Maße aufrecht zu erhalten, kommt auch Sony nicht darum herum, die von (Konica) Minolta geerbte Objektivpalette zu erneuern bzw. die alten Objektive nach und nach durch "digital optimierte" Versionen zu ersetzen. Sony hat jedenfalls in den vergangenen Monaten und Jahren fleißig neue Objektive herausgebracht und zeigt auf Messen regelmäßig die Prototypen zukünftiger Alpha-Objektive. Eine relativ aktuelle Übersicht über das Objektivsystem der hauseigenen digitalen Spiegelreflexkameras liefert Sonys sehr ausführliches Alpha-Objektivbuch, das als PDF-Dokument frei aus dem Netz herunterladbar ist und dessen Lektüre sich auch wegen zahlreicher anderer Hintergrundinformationen über das Alpha-System lohnt (siehe weiterführende Links).

Sony Alpha 200 [Foto: MediaNord]Noch ein Wort zum Autofokus: Die Anzahl und die Anordnung der AF-Messfelder (acht z. T. schräg ausgerichtete einfache Liniensensoren plus ein mittlerer Kreuzsensor) bleibt unverändert, und der Autofokus spricht weiterhin auch bei verhältnismäßig wenig Licht (entspr. IL 0) an. Das ist schon seit der Alpha 100 – und sogar noch früher – so, und es gibt da auch keinen wirklichen Bedarf, den Alpha-Kameras ein neues Autofokus-Modul zu spendieren. Es sei denn, man will bei Sony mit der Konkurrenz darum wetteifern, wer die Kameras mit den meisten AF-Messfeldern anbietet. Sony scheint da aber vernünftig zu handeln, und anstatt dies zu tun, hat man lieber die Steuersoftware des Autofokus-Systems zum Teil neu geschrieben. So soll die Schärfenachführung jetzt noch besser funktionieren. Sony spricht allgemein von einem bis zu 1,7-mal schnelleren Autofokus als bei der letzten Alpha-Generation, und beim Scharfstellen auf bewegte Motive hält der Autofokus tatsächlich locker mit der Bildfrequenz von 2,5 Bildern pro Sekunde im Serienbildmodus mit.

Auf der langen Liste der Gemeinsamkeiten der A200 mit der A350 findet man u. a. das Super-SteadyShot-System. Zum Kompensieren unerwünschter Zitterbewegungen, die sich auf den Bildern als mehr oder weniger starke Unschärfe bemerkbar machen, wird der in einem speziellen Rahmen eingeschlossene Bildsensor auf seinem beweglichen "Chassis" von zwei piezokeramischen "Schiebern" auf und ab bzw. seitlich hin und her bewegt. Und zwar genau mit der gleichen Frequenz wie die Zitterbewegungen – nur eben in Gegenrichtung. Wie ein solches Sensor-Shift-System im Detail funktioniert, lässt sich in unserem Test zur Alpha 100 sowie im bereits erwähnten Alpha-Objektivbuch von Sony (siehe für beides die weiterführenden Links) nachlesen. Es sei nur gesagt, dass sich laut Sony bei der A200 zirka 2,5 bis zu 3,5 Blendenstufen an Verwacklungssicherheit gewinnen lassen sollen und dass der Hauptvorteil der kameraseitigen Bildstabilisierung die Funktion mit jedem angeschlossenen Objektiv ist. Im Gegensatz zu optischen Bildstabilisatoren wird aber das Sucherbild nicht mit stabilisiert – da muss man schon auf das Verwacklungswarnsymbol und die Pegelanzeige in der unteren LCD-Leiste des Suchers achten.

Sony Alpha 200 [Foto: MediaNord]Bildqualität Sonys neue Alphas gibt es in verschiedenen "Geschmacksrichtungen": mit 14,2-Megapixel-CCD und LiveView (A350), mit 10,2-Megapixel-CCD und LiveView (A300) und schließlich mit 10,2-Megapixel-CCD und ohne LiveView (die hier getestete A200). Nachdem wir gesehen hatten, dass das SAL-1870 etwas vom 14,2-Megapixel-Sensor der A350 "überfordert" war, erfreut es, nun berichten zu können, dass der 10,2-Megapixel-Sensor der A200 der Linse besser tut. Zwar erreicht die A200 mit dem SAL-1870 selbst bei offener Blende bessere Auflösungswerte als die A350 mit gleichem Objektiv, und der Randabfall der Auflösung ist in 18mm-Stellung nicht so ausgeprägt, aber die Auflösungswerte bleiben bescheiden. Auch werden durch die geringere Sensorauflösung die Verzeichnungs- und Vignettierungswerte nicht besser; insbesondere am Weitwinkel-Ende verursacht das Objektiv eine starke tonnenförmige Krümmung gerader Linien sowie eine steil abfallende Bildhelligkeit zu den Rändern hin (die auch nach dem Abblenden sichtbar bleibt). Geringere Auflösung bedeutet bei gleicher Sensorfläche aber auch, dass die einzelnen Pixel größer sind, und so ist die A200 (z. T. dank tatkräftiger Unterstützung des BIONZ-Prozessors und seiner ausgezeichneten Rauschunterdrückungsalgorithmen) erwartungsgemäß noch ein klein bisschen rauschärmer als die A350. Wie bei dieser ist das Rauschverhalten von entspr. ISO 100 bis 800 gut bis sehr gut, und wenn bei entspr. ISO 1.600 die so genannte High-ISO-Rauschunterdrückung zusätzlich in Kraft tritt, weist sie sogar exzellent niedrige Rauschwerte bei noch leicht besserer Schonung der feinen Bilddetails auf. Ähnlich gut wie die A350 ist die A200 auch bei der Eingangsdynamik (9,0 Blendenstufen bei ISO 100). Durch das Einschalten der DRO-Funktion wird übrigens die Eingangsdynamik nicht wirklich verbessert, aber die gezielte Unterbelichtung (die dann durch Manipulationen an der Tonwertkurve wieder ausgeglichen wird) verhindert ziemlich effektiv ein Ausfressen der Lichter.

Dass der optische Tiefpassfilter der A200 nicht so aggressiv ausgelegt ist wie bei der A350, erklärt sich dadurch, dass er das aufgrund der geringeren Sensorauflösung auch nicht zu sein braucht. Die schwache Auflösungsleistung des Setobjektivs SAL-1870 (die sich z. T. dämpfend auf die Artefaktbildung auswirkt) sowie die weniger aggressiv abgestimmte elektronische Aufbereitung feiner Bilddetails tun den Rest, und so verdient sich die A200 eine bessere Artefaktnote als die A350. Allgemein eignet sich die A200 in Kombination mit dem SAL-1870 etwas besser als ihre Schwester zu Reproduktionszwecken (u. a. technische Dokumentation mit hoher Detailtiefe) und für die nachträgliche Bildbearbeitung, bleibt aber andererseits vor allem von der Tonwertwiedergabe her wie eine Einsteigerkamera abgestimmt und liefert gebrauchsfertige Bilder mit nicht absolut neutralem, aber gefälligem Charakter.

Sony Alpha 200 [Foto: MediaNord] Ein paar (kleine) Kritikpunkte gibt es aber noch. Bei der Einstellung der Bildqualität könnte die JPEG-Komprimierung im Fine-Modus zum Teil (vor allem bei 10 und 5,6 Megapixeln) etwas weniger stark sein. Und wie herstellerübergreifend so vielen Digitalkameras (das gilt z. T. auch für sündhaft teure Profimodelle) gelingt es ihr nicht so richtig, beim automatischen Weißabgleich weitgehend farbstichfreie Bilder unter Glühlampenlicht zu produzieren. Einen guten Teil des Rot-Orange-Stichs wird man schon los, wenn man die entsprechende Voreinstellung selektiert, aber die besten Resultate bekommt man mit einem manuellen Weißabgleich. Ansonsten misst die A200 sehr präzise. So zum Beispiel auch bei der Belichtungsmessung. Die Belichtung liegt äußerst selten daneben, und nur die Belichtungsmesssysteme von Canon und Nikon (3D-Colormatrixmessung, iTTL- bzw. E-TTL-Blitzmessung etc.) können dem von Sony noch etwas vormachen (und das beileibe nicht im Regelfall). Ob beim Blitzen nun die entfernungsbezogene ADI-Messung (Advanced Distance Integration) oder die TTL-Vorblitzmessung zu bevorzugen ist, lässt sich nicht kategorisch beantworten; die unterschiedlichen Auffassungen dazu sind so kontrovers wie subjektiv. Bei Aufnahmen ohne Blitz fällt einem die Entscheidung leichter: Die Wabenmessung (mit 40 wabenförmigen Messfeldern bei der A200 und ihren Schwestern) hat sich längst bewährt und ergänzt so die mittenbetonte Integralmessung und die Spotmessung perfekt.

Fazit Wer auf eine Bildvorschau nach Kompaktkamera-Vorbild verzichten kann und sich mit "nur" 10,2 Megapixeln zufrieden gibt, bekommt mit der Sony Alpha 200 ein preisgünstiges Einsteigermodell mit klassenüblicher Verarbeitungsqualität, recht guter Bildqualität sowie allem Drum und Dran, das man so für die ersten Schritte in der Welt der digitalen Spiegelreflexfotografie braucht. Im Vergleich zu ihren Livebild-fähigen Schwestern bietet die Alpha 200 sogar einen geringfügig höheren Sucherkomfort an; außerdem war zumindest bei dem von uns getesteten Alpha-200-Modell der Druckpunkt des Steuertastenfelds bzw. der Navigationstasten nicht so "schwammig" wie bei der teureren Alpha 350. Die Alpha 200 kann man günstig im Set mit passenden Sony-Objektiven kaufen, aber eine individuellere Zusammenstellung kann nicht nur vom gesuchten Brennweitenbereich sondern u. U. auch von den gebotenen Abbildungsleistungen her die bessere Wahl sein.

Kurzbewertung

  • Keine Bildfolgezahl-Begrenzung im JPEG-Serienbildmodus
  • Komplettes, gut durchdachtes Blitzsystem
  • Guter Sucherkomfort, sehr helles/klares Sucherbild
  • Verbessertes Rauschverhalten (im Vergleich zur Vorgängergeneration)
  • Leistungsmäßig überfordertes Set-Objektiv
  • Keine Quick-Navi-Funktion (wie bei der Alpha 700)
  • Keine Abblendtaste/-möglichkeit
  • Wirklich gute Handlage nur mit optionalem Hand-/Batteriegriff

Technische Daten

Modell Sony Alpha 200
Sensor CCD APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
10,8 Megapixel (physikalisch), 10,2 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 3.872 x 2.592 (3:2)
Objektivanschluss
A-Mount
Spiegelreflex-Sucher Prismensucher, 95 % Abdeckung, Dioptrienausgleich -2,5 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe
Monitor 2,7", 0,230 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Sony Alpha (auch Minolta)
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienbildfunktion max. 3,0 Bilder/s und max. 6 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus Phasenvergleich
Speicher
Speicherkartenfach 1: CF (Type II)
Empfindlichkeit manuell ISO 100 bis 3.200
Abmessungen 131 x 98 x 71 mm (B x H x T)
Gewicht 592 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/HGFLB (mit Preisvergleich)

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