Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 290

2010-10-05 Die Alpha 290 stellt derzeit die günstigste Möglichkeit dar, in die Spiegelreflex-Klasse von Sony einzusteigen. Zum Preis einer sehr guten Kompaktkamera bietet die Alpha 290 einen Sensor in APS-C-Größe mit beachtlichen 14 Megapixeln Auflösung. Gespart hat Sony allerdings an der Ausstattung: LiveView kennt die Alpha 290 nicht, Videos kann sie keine aufzeichnen. Unser Test klärt, ob die Alpha 290 das Zeug zu einer puristischen Einsteigerkamera hat oder bereits vom Lauf der Zeit überholt wurde.  (Martin Vieten)

Sony Alpha 290 mit DT 3.5-6.5 18-55 mm SAM [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Wie bei so vielen DSLRs von Sony ist auch die Alpha 290 Mitglied eines ganzen Familienverbands. Ihre größere Schwester, die Alpha 390, haben wir unlängst getestet (siehe weiterführende Links am Ende des Beitrags). Von ihr unterscheidet sich die Alpha 290 vor allem durch die fehlende LiveView-Option. Mit der kleinsten DSLR aus dem Programm von Sony komponiert man seine Fotos also stets klassisch per Blick durch den Sucher. Dafür ist die Alpha 290 rund 150 Euro günstiger als ihre größere Schwester, somit eine der günstigsten digitalen Spiegelreflexkameras überhaupt. Und sie bietet einen optischen Sucher, der dieser Bezeichnung noch gerecht wird. Zwar erzeugt die preisgünstige Pentaspiegel-Konstruktion nur ein mäßig helles Sucherbild, aber immerhin ist es groß genug (95 Prozent Sucherfeldabdeckung, 0,83-fache Vergrößerung), dass auch Brillenträger einigermaßen damit zurecht kommen. Die Austrittspupille bietet zudem eine Dioptrienkorrektur, die Brille muss zur Aufnahme also nicht zwingend aufgesetzt sein.

Das Gehäuse der Alpha 290 liegt gut in der Hand. Hatte Sony beim Vorgängermodell Alpha 230 noch auf einen ausgeprägten Handgriff Sony Alpha 290 [Foto: MediaNord]verzichtet, so zeigt die aktuelle Alpha 290 wieder den gewohnten Buckel auf der rechten Seite. Das Kunststoffgehäuse wirkt nicht sonderlich wertig, beantwortet anderseits beherztes Zugreifen aber nicht mit Knister- oder Knarzlauten. Der weitgehende Verzicht auf Metall macht das Gehäuse der Alpha 290 zudem angenehm leicht – keine 500 Gramm drückt sie betriebsbereit (aber ohne Objektiv) auf die Waage. Immerhin: Bajonett und Stativgewinde sind aus massivem Edeltstahl gefertigt und versprechen eine lange Lebensdauer. Offenbar eher modischen Erwägungen als ergonomischen Gesichtspunkten folgend haben die Sony-Ingenieure den Ein-/Ausschalter ringförmig um den Auslöser gelegt. Damit liegt der Hauptschalter zu nah am vorderen Einstellrad, die Gefahr der Fehlbedienung steigt. Links oben auf dem Kameragehäuse thront ein ordentliches Moduswählrad, mit dem man zügig die Konfiguration der Alpha 290 ändert. Alle wichtigen Anschlüsse und die Steckplätze für die Speicherkarten haben die Sony-Ingenieure leicht zugänglich auf der linken Gehäuseseite unter einer großen "Schiebetür" verborgen – das ist praktisch. Auf der Rückseite gibt es dagegen nur Hausmannskost: Das Display ist mit einer Diagonalen von 2,7 Zoll (6,9 cm) nicht gerade üppig Sony Alpha 290 mit DT 3.5-6.5 18-55 mm SAM [Foto: MediaNord]bemessen, die Auflösung von 230.400 Bildpunkten nach heutigen Maßstäben bescheiden. Dafür gibt sich der Monitor der Alpha 290 stets recht auskunftsfreudig: Auf Wunsch zeigt er zur aktuell gewählten Einstellung eine knappe Erläuterung nebst Beispielbild an. Wer möchte, kann außerdem mit der "Display"-Taste eine kleine Grafik zur Darstellung der gewählten Zeit-/Blendenkombination einblenden – Einsteiger in die DSLR-Fotografie werden diese Unterstützung schnell schätzen lernen.

Typisch für Kameras von Sony ist das Menü recht übersichtlich gestaltet. Dazu mag auch beitragen, dass die Alpha 290 als Einsteiger-Kamera bei den Einstellmöglichkeiten etwas knausert. Dank der praktischen Fn-Taste auf dem Rücken der Alpha 290 werden Ausflüge ins Menü sowieso selten nötig: Wichtige Grundfunktionen, wie Weißabgleich oder die Wahl der Belichtungsmessmethode, lassen sich mit ihrer Hilfe schnell aufrufen. Weniger praktisch ist allerdings, dass sich einzelne AF-Felder auch nur über diese Fn-Taste anwählen lassen. Einzig zur Belichtungskompensation bietet die Alpha 290 eine dedizierte Taste. Dafür hat Sony den Akkuschacht in ordentlicher Entfernung zum Stativgewinde platziert. Der Energiespender vom Typ NP-FH50 lässt sich also auch bei angesetzter Schnellwechselplatte leicht austauschen. Mit einer Leistung von 6,1 Wh reicht der Akku für gut 500 Aufnahmen.

Ausstattung Dass die Sony Alpha 290 keine Profi-Kamera sein will, verrät schon ihr Äußeres, das nur sparsam mit Knöpfen und Schaltern ausgestattet ist. Vielmehr richtet sich die Kamera vornehmlich an Fotografen (und Fotografinnen), die ohne ausschweifende Einstellorgien schnell zu ansehnlichen Aufnahmen kommen möchten. Die meiste Arbeit nimmt einem die Sony Alpha 290 mit DT 3.5-6.5 18-55 mm SAM [Foto: MediaNord]Alpha 290 dabei mit dem grünen "Auto"-Programm ab. Hier wählt sie selbständig die zum Motiv und den Lichtverhältnissen passenden Einstellungen. Wer es gerne detaillierter hätte, gibt eines der sieben Motiv-Programme (etwa "Portrait" oder "Landschaft") vor. Kreative und erfahrene Fotografen finden bei der Alpha 290 auch die üblichen halbautomatischen Belichtungsprogramme (Blenden- oder Zeitvorwahl), sogar voll-manuell lässt sich die Kamera steuern. Kaum Wünsche lässt das Blitzsystem offen: Die Alpha 290 beherrscht das Blitzen auf den zweiten Vorhang ebenso wie die Synchronisation mit einer langen Verschlusszeit. Ein kleiner Blitz (Leitzahl 10) ist an Bord, er kann auch als Steuergerät für einen entfesselten Systemblitz dienen. Sollte das Licht für den Autofokus nicht ausreichen, illuminiert der kleine Blitz mit einer Stroboskop-Salve die Szene.

Auch wenn die Alpha 290 die kleinste DSLR im Sortiment ist, so hat Sony ihr doch den SteadyShot mit auf den Weg gegeben. Dieser Verwacklungsschutz kompensiert per Sensorbewegung das Zittern einer allzu unruhigen Fotografenhand. Vorteil dieses Systems (wie es ähnlich auch bei Pentax und Olympus eingesetzt wird): Der Verwacklungsschutz funktioniert mit jedem Objektiv. In der Praxis erlaubt dieser Anti-Shake eine Verlängerung der Belichtungszeit um ca. drei Stufen. Äußerst sparsam zeigt sich Sony bei der Sony Alpha 290 mit DT 3.5-6.5 18-55 mm SAM [Foto: MediaNord]Alpha 290 hingegen in Sachen "ISO-Automatik": Die Kamera wählt stur eine Empfindlichkeit zwischen ISO 100 und ISO 400, manuell lässt sich allerdings bis ISO 3.200 einstellen. Allzu kräftigte Kontraste in der Szenerie kann die Alpha 290 mit der Funktion "Dynamikbereich optimieren" (DRO) bändigen. Ist sie eingeschaltet, werden die dunklen Bildpassagen automatisch aufgehellt. Das funktioniert gut, ist aber längst nicht so wirkungsvoll wie eine echte HDR-Funktion, bei der mehrere unterschiedlich belichtete Aufnahmen miteinander verrechnet werden. Bei halbautomatischer oder manueller Belichtungssteuerung erlaubt es die Alpha 290 zudem, Kontrast, Schärfe und Sättigung der Aufnahmen an die persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Zusätzlich gibt es einige Bildstile als Vorgaben, etwa für "Landschaft", "Schwarzweiß" oder "Abendszene".

Der Autofokus der Alpha 290 basiert auf neun Messfeldern. Damit braucht die Kamera zwischen 0,3 und 0,6 Sekunden, um das Motiv Sony Alpha 290 mit DT 3.5-6.5 18-55 mm SAM [Foto: MediaNord]scharf zu stellen. Das sind zwar keine Spitzenwerte, geht aber noch in Ordnung. Vorfokussiert reagiert die Alpha 290 recht fix, eine Aufnahme ist etwa eine zehntel Sekunde nach Betätigen des Auslösers im Kasten. Ermittelt haben wir diese Werte mit dem Set-Objektiv Sony DT F3,5-5,6/18-55mm SAM. Dieses Objektiv schöpft das Potential der Alpha 290 nicht ganz aus, vor allem ein recht hoher Abfall der Auflösung zu den Bildrändern hin ist seine entscheidende Schwäche. Immerhin hat Sony dem Set-Objektiv einen Autofokusantrieb per Mikromotor spendiert, der die Linsengruppen recht leise verschiebt. Das ist vor allem zur Videoaufnahme wichtig, eine Möglichkeit, die der Alpha 290 indes fehlt. Dafür hat sie weiterhin den von Minolta geerbten, mechanischen Autofokus-Antrieb. Alle AF-Objektive, die seit 1983 von Minolta eingeführt wurden, lassen sich also ohne Einschränkung an der Sony Alpha 290 nutzen.

Sony Alpha 290 [Foto: MediaNord]Bildqualität Herzstück der Alpha 290 ist ein CCD-Sensor, der rund 14 Megapixel auflöst. Inzwischen ist die CCD-Technik bei DSLRs ein bisschen aus der Mode gekommen, CMOS-Sensoren rauschen bei höherer Empfindlichkeit einfach deutlich weniger. Zudem lassen sich die etwas betagten CCD-Sensoren längst nicht so schnell auslesen wie ihre CMOS-Vettern, niedrigere Serienbildraten sind die Folge. Anderseits sagt man der CCD-Technik bei niedrigeren Empfindlichkeiten deutliche Vorteile bei der Detailwiedergabe nach. Und in der Tat überzeugt die Alpha 290 bei ISO 200 mit einer klaren Wiedergabe feiner Details und ansprechenden Mikrokontrasten. Da kann Sony auf eine aggressive Aufbereitung der Bildschärfe gut verzichten, das zurückhaltende Scharfzeichnen der Alpha 290 überzeugt auf der ganzen Linie. Das Bildrauschen hat die Alpha 290 hingegen weniger gut im Griff: Bereits ab ISO 400 steigt die Rauschkurve der Kamera deutlich an. Vor allem der Rot-Kanal strebt dabei besonders eilig nach oben. Und so zeigen sich schon bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten fleckige, oft rot gefärbte Sony Alpha 290 [Foto: MediaNord]Farbstörungen. Bei zunehmender Empfindlichkeit wachsen sich diese Störungen geradezu wolkenartig aus. Deutlich besser hat die Alpha 290 das Helligkeitsrauschen im Griff: Es macht sich erst ab ISO 1.600 leicht bemerkbar, stört aber im Ausdruck nicht.

Die Tonwertkurve der Alpha 290 ist eher knackig abgestimmt, mit kräftigen Kontrasten in den Tiefen und Lichtern. Prinzipiell ist eine derartig knackige Tonwertkurve gut geeignet für Fotos, die ohne weitere Bildbearbeitung auf Papier ausgegeben werden sollen. Dem steht allerdings entgegen, dass die Alpha 290 (wie so viele Kameras) einen zu hohen Schwarzwert aufzeichnet – Schwarz gibt sie tendenziell als sehr dunkles Grau wieder, die Aufnahmen wirken dadurch flauer als nötig. Ordentlich ist hingegen die Eingangsdynamik der Alpha 290: Sie verarbeitet bis ISO 800 einen Kontrastunterschied von rund acht Blendenstufen (EV), erst bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 3.200 sinkt der Dynamikumfang auf immer noch akzeptable 7,3 EV. Auch bei den Kompressionsstufen der JPEG-Dateien hat Sony nichts falsch gemacht: Zwar bietet die Alpha 290 nur die Wahl zwischen "Standard" Sony Alpha 290 [Foto: MediaNord]und "Fine" – beide Stufen sind auf ihren jeweiligen Zweck (Dateigröße oder Bildqualität) aber gut abgestimmt. Wer sich nicht auf die interne Bildverarbeitung der Alpha 290 verlassen möchte, hat zudem die Möglichkeit, seine Fotos im RAW-Format aufzuzeichnen und dann mit der mitgelieferten Software "Sony Image Data Converter SR" am PC-Bildschirm ganz nach seinen Vorstellungen zu entwickeln.

Fazit Die Sony Alpha 290 glänzt weder mit beeindruckender Bildqualität noch mit einer überbordenden Ausstattungsfülle. Doch gemessen am Preis mag das puristische Konzept der Kamera durchaus gefallen. Wer auf Video-Aufnahmen und LiveView verzichten kann, erhält mit der Alpha 290 einen Fotoapparat, der vor allem in Sachen "Bildqualität" deutlich mehr bietet als eine Kompaktkamera aus der selben Preisklasse. Vor allem aber fügt sich die Alpha 290 nahtlos in das DSLR-System von Sony ein und bildet so eine ordentliche Basis – auch für AF-Objektive aus dem Minolta-Erbe. Hervorzuheben ist auch der Bildstabilisator per Sensor-Shift, der praktisch jedes Objektiv stabilisiert. Typisch für eine Einsteiger-DSLR fehlen allerdings professionelle Ausstattungsmerkmale wie Spiegelvorauslösung oder eine Abblendtaste. Die Bedienung ist etwas menülastig, gibt jedoch kaum Rätsel auf. Schade nur, dass die Alpha 290 etwas träge auf Eingaben reagiert und der Sensor jenseits von ISO 800 heute nicht mehr zeitgemäßes Farbrauschen in die Aufnahmen mogelt.

Kurzbewertung

  • Ergonomisch gut geformtes Gehäuse (aber billige Materialanmutung)
  • Bildstabilisator per Sensor-Shift
  • Auch für Einsteiger leicht zu bedienen
  • Ordentliche Bildqualität (aber ab ISO 800 lästiges Farbrauschen)
  • Geringe Serienbildrate
  • Etwas eingeschränkter Funktionsumfang (z. B. keine Schärfentiefevorschau)
  • Set-Objektiv schöpft das Potential der Kamera nicht aus
  • Kein LiveView, keine Videoaufnahme

Technische Daten

Modell Sony Alpha 290
Sensor CCD APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
14,9 Megapixel (physikalisch), 14,2 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.592 x 3.056 (3:2)
Objektivanschluss
A-Mount
Spiegelreflex-Sucher Prismensucher, 95 % Abdeckung, Dioptrienausgleich -2,5 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe
Monitor 2,7", 0,230 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Sony Alpha (auch Minolta)
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienbildfunktion max. 2,5 Bilder/s und max. 6 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus Phasenvergleich
Speicher
Speicherkartenfach 1: Memory Stick (Duo Pro), SD
Empfindlichkeit manuell ISO 100 bis 3.200
Abmessungen 128 x 97 x 80 mm (B x H x T)
Gewicht 508 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/5IYLR (mit Preisvergleich)

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