Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 33

2010-11-16 Mit der Alpha 33 und Alpha 55 schickt sich Sony an, das Spiegelreflex-Konzept zu revolutionieren. Einen klassischen Schwingspiegel bieten die "SLT"-Kameras nicht mehr, anstelle eines optischen Suchers gibt es einen elektronischen. Dieses Konzept verspricht kleine und leichtere Kameragehäuse sowie deutliche Vorteile beim Autofokus. In unserem ausführlichen Test muss die Alpha 33 zeigen, ob sie die Versprechungen von Sony halten kann. Außerdem nehmen wir einige Ausstattungs-Highlights der Kamera unter die Lupe und betrachten intensiv die Bildqualität.  (Martin Vieten)

Sony Alpha 33 [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Man mag kaum glauben, dass die Alpha 33 eine "Spiegelreflexkamera" ist, so zierlich kommt sie daher. Genau genommen ist sie auch gar keine DSLR, denn einen Schwingspiegel gibt es in der Alpha 33 nicht mehr. Stattdessen hat Sony einen feststehenden Spiegel in die Kamera montiert, der zum größten Teil lichtdurchlässig ist. Nur etwa 30 Prozent des einfallenden Lichts werden umgelenkt und fallen auf spezielle Phasenvergleichsensoren des Autofokus. Der Löwenanteil des Lichts passiert hingegen den "Spiegel" ungehindert und fällt direkt auf den Sensor. Der sorgt nicht nur für die Aufnahme, sondern liefert wie bei einer Kompaktkamera auch das Sucherbild. "Single Lense Translucent" (SLT) nennt Sony dieses Konzept, wobei "Transclucent" für "teildurchlässig" steht. Hält man die Alpha 33 ans Auge, wird einem sofort klar, wie sich dieses Konzept von der klassischen Spiegelreflexkamera unterscheidet: Die Alpha 33 hat keinen optischen Sucher, sondern erzeugt das Sucherbild elektronisch. Dabei löst der elektronische Sucher (EVF) mit mehr als einer Millionen Bildpunkten derart fein auf, dass selbst feinste Motivdetails bestens zu erkennen sind. Auch die Bildschärfe lässt sich mit dem Videosucher gut beurteilen. Dazu trägt unter anderem bei, dass der EVF nominell einer der größten Sucher an einer APS-C-Kamera ist. Er zeigt den Bildausschnitt zu 100 Prozent bei 1,1-facher Sucherbildvergrößerung.

Was sich auf dem Papier so eindrucksvoll liest, wird in der Praxis aber durch ein lästiges Detail schnell zum Ärgernis: Die Austrittspupille liegt tief im Sucherschacht, insbesondere Brillenträger kommen deshalb nicht nah genug ans Okular heran. Trotz des vergleichsweise üppigen Sucherbilds hat man mit der Brille auf der Nase den Eindruck, in eine Röhre zu blicken. Man schaut also besser ohne Nasenfahrrad in den Sucher, eine Dioptrienkorrektur von +/- 4 dpt. macht das meistens möglich. Zwei weitere Eigenheiten des elektronischen Suchers fallen dagegen in der Praxis weniger ins Gewicht: Wer darauf achtet, scheint ein leichtes Grieseln wahrzunehmen. Und bei schnellen Kameraschwenks schmiert das Sucherbild etwas, beruhigt sich aber sofort wieder, sobald die Kamera zur Ruhe gekommen ist. Über die kleinen Unzulänglichkeiten des Suchers sieht man spätestens hinweg, wenn ein Fototermin in der Nacht ansteht: Der EVF reguliert nämlich die Helligkeit nach, sogar wenn die Abblendtaste gedrückt wird. So hat man stets ein sehr helles Sucherbild, bei nachlassendem Licht allerdings um den Preis, dass die Anzeige zunehmend verrauscht. Und noch in einem weiteren Punkt ist der EVF einem optischen Sucher klar Sony Alpha 33 [Foto: MediaNord]überlegen: Er zeigt wesentlich mehr Informationen. So kann man auf Wunsch ein Live-Histogramm einblenden oder einen künstlichen Horizont, der exakt über die Ausrichtung der Kamera informiert.

Neben dem EVF bietet die Alpha 33 (zusammen mit der Alpha 55) als erste DSLR von Sony ein Display, das schwenk-, dreh- und klappbar ist. Dabei hat Sony sich für eine etwas ungewöhnliche Konstruktion entschieden: Das Display ist via Gelenk an der unteren Gehäusekante befestigt. Bei Hochformataufnahmen ist das ein klarer Vorteil, weil der kleine Kontrollmonitor so näher in der optischen Achse bleibt, als ein seitlich am Gehäuse befestigter. Montiert man die Kamera auf ein Stativ, erweist sich diese Konstruktion jedoch als Nachteil: Stehen Stativkopf oder Wechselplatte nach hinten über, lässt sich das Display nur noch um maximal 90 Grad abklappen und vor allem nicht mehr in die richtige Lage drehen. Dafür verwöhnt es mit voller VGA-Auflösung (gut 920.000 Bildpunkte) und einer üppigen Größe von drei Zoll in der Diagonalen. Wie frühere Alphas hat auch die Alpha 33 einen Augensensor unter dem Sucherokular. Er schaltet automatisch vom Display auf den Videosucher um, wenn man die Kamera vors Auge hebt. 

Insgesamt bietet die Alpha 33 also trotz (oder wegen) des EVFs in Verbindung mit dem Display einen hervorragenden Sucher-Komfort. Wie sieht es aber mit der Bedienung aus? Das Gehäuse der Kamera ist kaum größer als eine Bridge- oder Superzoom-Kamera. Trotzdem hat es Sony geschafft, für alle wichtigen Funktionen dedizierte Knöpfe und Schalter unterzubringen. Allerdings fallen die Knöpfchen arg klein aus und liegen zudem nicht immer ergonomisch günstig. Das gilt vor allem für das wichtige Drehrad: Es ist viel zu weit unten am deutlich ausgeprägten aber schlanken Handgriff montiert. Dort, wo es eigentlich liegen sollte, nämlich unter dem Zeigefinger, findet sich der drehbare Hauptschalter. So steigt die Gefahr, dass man die Kamera versehentlich ausschaltet, anstatt beispielsweise die Blende zu verstellen. Das sehr kompakte Kameragehäuse liegt insgesamt noch gut in der Hand, besser bei Fotografen mit kleinen Händen. Montiert man allerdings ein professionelles Objektiv vom Schlage eines Carl-Zeiss 24-70/2.8 an die Alpha 33, wird die ganze Kombination arg kopflastig und lässt sich mit einer Hand kaum noch sicher halten. Und noch einen Nachteil beschert das sehr kompakte Gehäuse: Es bietet nur Platz für den für die NEX entwickelten Akku NP-FW50. Dessen Kapazität reicht höchstens für rund 340 Aufnahmen bei ausschließlicher Bildkontrolle über das Display, mit dem EVF ist bereits nach rund 270 Fotos der Akku erschöpft. Sony fertigt Sony Alpha 33 [Foto: MediaNord]das Gehäuse der Alpha 33 aus schnödem Kunststoff – das ist nicht unbedingt ein Nachteil. So geriet die Kamera zum echten Leichtgewicht. Dabei macht sie durchaus einen robusten Eindruck, nichts knistert oder knarzt, auch nicht beim beherzten Zugriff. Schön auch, dass sich über eine spezielle Funktionstaste besonders häufig benötigte Funktionen schnell erreichen lassen – ein Ausflug in die gut strukturierten Menüs wird so selten nötig.

Ausstattung Man sieht es der Alpha 33 gar nicht gleich an, dass Sony ihr eine sehr reichhaltige und vor allem praxisgerechte Ausstattung spendiert hat. Neu für Alpha-DSLRs ist zum Beispiel der "Auto+"-Modus: Wird er auf dem griffigen Wählrad eingestellt, wählt die Kamera passend zum Motiv das geeignete Aufnahme-Programm. Wer einfach unbeschwert fotografieren möchte, fährt mit dieser Funktion bestens. Daneben gibt es weiterhin die "grüne Vollautomatik" oder die Möglichkeit, eines der neun Motivprogramme manuell vorzugeben. Möchte man lieber selber bestimmen, wie die Kamera aufnehmen soll? Kein Problem, die Alpha 33 bietet auch die üblichen Halbautomatiken (Zeit- oder Blendenvorwahl) und lässt sich zudem komplett manuell steuern. Das gilt nicht nur für die Belichtung, auch die ISO-Empfindlichkeit kann von Hand gewählt werden oder automatisch von der Kamera. Ebenso lässt sich der Fokus automatisch oder manuell einstellen.

Die besonderen Features der Alpha 33 fallen erst auf dem zweiten Blick auf – etwa nach einem Druck auf die "D-Range"-Taste: Jetzt lässt sich eine HDR-Funktion einschalten, mit der die Kamera in sehr rascher Folge mehrere unterschiedlich belichtete Aufnahmen zu einem Bild mit perfektem Dynamikumfang verschmilzt. Bis zu sechs Blendenstufen Unterschied kann man dabei für die Einzelaufnahmen vorgegeben – oder wahlweise die Dynamik von der HDR-Automatik regeln lassen. Eine weitere sehr brauchbare Innovation verbirgt sich im ISO-Menü: Hier lässt sich für alle ISO-Stufen eine "Multishot-Rauschunterdrückung" wählen. Die Alpha 33 nimmt dann wieder sechs Bilder auf, die sie zu einem Foto mit verblüffend Sony Alpha 33 [Foto: MediaNord]geringem Rauschen vereint. Möglich wird dies, weil Sensorrauschen ein stochastisches Phänomen ist – Störpixel treten bei mehreren Aufnahmen praktisch nie an derselben Stelle auf. Am besten funktioniert dies bei statischen Motiven, die vom Stativ aus aufgenommen werden.

Aber auch bei den "klassischen" Funktionen hat Sony nicht gespart: Die Alpha 33 hat eine Abblendtaste, einen Selbstauslöser, erlaubt die Aufnahme von Belichtungsreihen (mit 0,3 oder 0,7 EV Unterschied), kennt verschiedene Methoden zu Belichtungsmessung (Mehrfeld-, Integral- und Spot-Messung) und bietet reichhaltige Blitzfunktionen. So ist es mit der Kamera zum Beispiel möglich, Systemblitzgeräte entfesselt zu steuern. Das Blitzen auf den zweiten Vorhang beherrscht sie ebenso wie die Langzeitsynchronisation. Zudem lässt sich die Blitzleistung einstellen, bequem über das Funktions-Menü. Das ermöglicht, Umgebungslicht und Blitzlicht perfekt zu mischen. Einen kleinen Blitz hat die Kamera von Haus aus schon an Bord, er springt bei Bedarf hoch und assistiert dem Autofokus in dunkler Umgebung mit kräftigen Blitzsalven. Die Alpha 33 bietet also praktisch alles, was man von einer guten Mittelklasse-DSLR erwarten kann. Dazu gehören auch klassenübliche Anschlussmöglichkeiten, etwa ein HDMI-Ausgang oder eine Buchse für eine Systemfernbedienung. Bei der Serienbildgeschwindigkeit schwingt sie sich dann zur Profi-Klasse auf: Fast acht Bilder in der Sekunde schießt die Kamera auf Wunsch – der fehlende Schwingspiegel macht’s möglich. So schnell sind sonst nur High-End-DSLRs, die einen hohen vierstelligen Betrag kosten.

Soll die Alpha 33 im High-Speed-Modus den Fokus nachführen (AF-C), fixiert sie die Blende auf F3.5 beziehungsweise die größtmögliche Blendenöffnung. Die Belichtung kann sie weiterhin für jedes Einzelbild anpassen, allerdings nur über die Variation von Belichtungszeit und/oder ISO-Zahl. Verantwortlich für diese Einschränkung dürfte die noch von Minolta geerbte Blendesteuerung sein. Sie erlaubt maximal sechs Aufnahmen pro Sekunde, schneller kann die Kamera nicht zwischen Offenblende (für den Autofokus) und Arbeitsblende umschalten. Möchte man eine kleinere Blende vorgeben – etwa um auch bei High-Speed-Aufnahmen die Schärfentiefe gezielt zu steuern –, geht das nur mit statischem Autofokus (AF-S). Jetzt friert die Alpha 33  den Fokus auf den für das erste Bild der Serie ermittelten Wert ein. Wer Belichtung und Autofokus ohne Einschränkungen nachführen möchte, kann dies mit einer immer noch respektablen Serienbildrate von sechs Aufnahmen in der Sekunde tun. Bei der Serienbildaufnahme kommt es – anders als bei einer klassischen DSLR – nicht zum "Blackout" im Sucher der Alpha 33; es gibt ja keinen Schwingspiegel, der das Sucherbild verdunkelt. Dennoch kann die Kamera im High-Speed-Modus das Sucherbild nicht kontinuierlich darstellen. Stattdessen zeigt sie das soeben aufgenommene Bild. Man sieht also während der Aufnahmeserie eine "Diashow", in der jede Aufnahme für knapp 0,15 Sekunden erscheint. Bei Mitziehern erfordert das etwas Umdenken: Ein schnelles Motiv ist nämlich schon ein ganzes Stück weiter durch den Bildausschnitt gewandert, als es der Sucher suggeriert.

Vollendes zum Tragen kommen die Vorteile des SLT-Konzepts dann, wenn’s um Videoaufnahmen geht. Kein Schwingspiegel muss erst umständlich weggeklappt werden, nach einem Druck auf die "Movie"-Taste startet die Alpha 33 praktisch ohne Verzögerung die Filmaufzeichnung. Dabei stellt der rasante Phasen-AF schneller scharf als jede andere DSLR im Video-Modus. Hervorragend auch: Während des Video-Drehs lässt sich jederzeit eines der 15 AF-Felder auswählen und so der Fokus schnell zum Beispiel vom Vorder- auf den Hintergrund legen. Die Belichtungskorrektur funktioniert während der Videoaufnahme ebenfalls. Die Blende dagegen stellt die Alpha 33 bei aktiviertem AF für Videos fix auf F3.5 bzw. die größtmögliche Blende des verwendeten Objektivs ein. Die Vorgabe anderer Blendenwerte ist zwar möglich, dann muss bei der Videoaufzeichnung Sony Alpha 33  [Foto: MediaNord]allerdings manuell fokussiert werden. Für den guten Filmton sorgt ein Stereomikrofon in der A33, die Kamera bietet zudem die Möglichkeit, ein externes Mikrofon anzuschließen. Filme zeichnet die Kamera in Full-HD (1080i) auf und speichert sie wahlweise im platzsparenden AVHCD-Format oder nachbearbeitungs-freundlich als MP4-Dateien.

Objektiv Die Alpha 33 wird im Set zusammen mit dem Objektiv "SAL 1855" angeboten. Das komplett aus Kunststoff gefertigte Zoom-Objektiv mit einem Brennweitenbereich von 27-82 Millimeter (bezogen auf Kleinbild) wiegt gerade einmal rund 100 Gramm. Das weckt zunächst kein Vertrauen, doch erste Befürchtungen zerstreut das Set-Objektiv schnell. So überzeugt es – dank eingebauter Stellmotoren – mit einem hurtigen Autofokus, der meist innerhalb einer Drittel Sekunde sein Ziel gefunden hat. Vorfokussiert löst die Kamera übrigens bereits nach rund 0,15 Sekunden aus. Probleme bekommt der Autofokus allerdings im Serienbildmodus: Zwar hat er keine Schwierigkeiten, ein Objekt, das sich quer durchs Bild bewegt, schnell genug von einem Messfeld zum nächsten weiter zu reichen. Bewegt sich das Objekt aber direkt auf die Kamera zu, regelt die Alpha 33 den Fokus oft nicht schnell genug nach, einige Aufnahmen aus der Serie sind dann nicht korrekt im Fokus. Obwohl die Alpha 33 mit einem Phasen-AF, also mit speziellen AF-Sensoren arbeitet, bietet sie eine Gesichts- und Lächelerkennung. Die Sony Alpha 33 [Foto: MediaNord]Informationen dazu bezieht sie über den Aufnahmesensor. Das kann dazu führen, dass die Alpha 33 zwar ein Gesicht erkennt, nicht aber darauf scharf stellen kann, wenn es außerhalb ihrer 15 AF-Felder liegt.

Wie bei Sony üblich, ist das Objektiv nicht stabilisiert. Für den Verwacklungsschutz sorgt die Alpha 33 mit ihrem "SteadyShot" – der Aufnahmesensor ist beweglich gelagert und gleicht so Zitterbewegungen der Fotografenhand aus. Bis zu viel Mal längere Belichtungszeiten erlaubt der Bildstabi bei Freihandaufnahmen. Weil das Sucherbild über den Hauptsensor erzeugt wird, ist es erstmals bei einer Systemkamera von Sony stabilisiert – ein weiterer Vorteil des SLT-Konzepts. Aus fotografischer Sicht gibt es also wenig Tadel für das SAL 1855. Ärgerlich ist nur, dass die Frontlinse beim Fokussieren mitdreht, der Einsatz eines Polfilters wird so erschwert. Für Videoaufnahmen ist das Set-Objektiv jedoch nicht so gut geeignet. Der Zoomring hat ein recht hohes Drehmoment, das erst einmal überwunden sein will. Weiche Zoomfahrten sind so kaum möglich. Zudem lässt sich die Brennweite nicht lautlos verändern; wird am Zoomring gedreht, geraten unschöne Schabgeräusche auf die Tonspur der Videoaufnahme.

Bildqualität Aus ergonomischer Sicht gibt es am SLT-Konzept der Alpha 33 wenig zur kritisieren. Wie aber wirkt sich der fest im Strahlengang platzierte, teildurchlässige Spiegel auf die Bildqualität aus? Dieser Frage sind wir intensiv im renommierten DC-Tau-Testlabor nachgegangen. Wie immer kann das ausführliche Testprotokoll gegen ein kleines Entgelt bezogen werden (siehe weiterführende Links). Der Sensor der Alpha 33 bekommt absolut betrachtet etwa 0,6 Blendenstufen weniger Licht ab, als es der Kombination aus Verschlusszeit und Blende (bezogen auf eine herkömmliche DSLR) entspricht. (Anmerkung: 50 % Lichtverlust entspricht einer Blendenstufe, 30 % Lichtverlust wie bei der Alpha 33 sind also etwa 0,6 Blendenstufen.) Zu befürchten Sony Alpha 33 Batteriefach und Speicherkartenfach [Foto: MediaNord]war also, dass sich dieser Lichtverlust negativ auf das Rauschverhalten und die Eingangsdynamik auswirkt. Doch diese Befürchtungen widerlegt das Testprotokoll der Alpha 33 schnell: Die Rauschkurve verharrt bis hinauf zu recht hohen ISO 1.600 auf einem niedrigen Niveau. Dabei geht die Rauschunterdrückung der Kamera vor allem gegen das gefürchtete Farbrauschen und tieffrequentes Helligkeitsrauschen vor. Sehr feine Helligkeitsstörungen lassen die Ingenieure von Sony dagegen zu – so leidet die Detailwiedergabe weniger, die Alpha 33 bügelt also nicht mit dem Rauschen auch gleich feine Bilddetails weg. Steigt die ISO-Zahl auf einen Wert über 1.600, nehmen die Bilddetails zwar sichtbar ab – aber selbst bei ISO 6.400 aufgenommene Fotos lassen sich noch in akzeptabler Qualität bis zur Größe von 13 mal 18 Zentimetern zu Papier bringen. Da vergisst man fast, dass die Alpha 33 auf Wunsch auch in RAW aufzeichnet. Mit Camera Raw 6.1 lassen sich den RAW-Dateien kaum mehr Details respektive geringeres Rauschen entlocken als die JPEG-Dateien direkt aus der Kamera eh schon liefern.

Auch in Sachen Dynamikumfang macht die Alpha 33 eine gute Figur: Bis hinauf zu ISO 3.200 verarbeitet sie klaglos Helligkeitsunterschiede von mindestens acht Blendenstufen. Wie so viele andere Kameras auch, zeigen die JPEG-Dateien aus der Alpha 33 jedoch einen zu hohen Schwarzwert – Schwarz wird eher als Dunkelgrau wiedergegeben. Die Tonwertkurve ist mit knackigen Kontrasten in den Mitteltönen aber eher weichen Lichtern und Schatten typisch für eine "Shot-to-Print"-Kamera: Ideal, um die Aufnahmen gleich zu drucken, weniger gut geeignet für die weitere Bildbearbeitung. Auch die Bildschärfe ist eher knackig abgestimmt, erzeugt aber kaum sichtbare Artefakte. Den Low-Pass-Filter hat Sony eher offensiv ausgelegt, bei sehr Sony Alpha 33 [Foto: MediaNord]feinen Strukturen im Motiv steigt so die Gefahr von Moiré-Bildung. Die Alpha 33 kennt die JPEG-Kompressionsstufen "Fein" und "Standard", wobei selbst "Standard" Bilddetails zu ungunsten kleiner Dateien bewahrt.

Das günstige Set-Objektiv kann das Potential des Sensors der Alpha 33 indes nicht gänzlich ausschöpfen. Vor allem ein starker Auflösungsabfall zu den Bildrändern hin erweist sich als Problem, selbst Abblenden hilft da wenig. Wer das Auflösungspotential der Kamera voll ausschöpfen möchte, ist auf entsprechend "edles Glas" angewiesen. Das dürfen gerne auch ältere Minolta-Objektive sein, das 1984 eingeführte A-Bajonett hat Sony bis heute beibehalten. Bei der Randabdunklung zeigt sich das SAL 1855 weniger kritisch, Vignettierung ist praktisch kein Thema. Auch die Verzeichnung des Objektivs geht mit Ausnahme des tonnenförmigen Weiwinkels voll in Ordnung. In der Praxis überzeugt die Alpha 33 mit einer sehr zuverlässigen Belichtung. Anders als bei früheren Alpha-DSLRs konnten wir keinen Hang zur Überbelichtung feststellen. Farben gibt die Kamera kräftig aber mit sehr neutralen Tönen wieder. Was aber vielleicht am Wichtigsten ist: Der im Strahlengang fixierte, teildurchlässige Spiegel hinterlässt keine Spuren in der Aufnahme. Selbst bei extrem kontrastreichen Motiven mit punktartigen Lichtquellen kam es in unserem Test nicht zu Geisterbildern.

Fazit Sony hat mit der radikaler Abkehr vom klassischen Spiegelreflexkonzept bei der Alpha 33 einigen Mut bewiesen. Der Verzicht auf einen Schwingspiegel bringt indes viele Vorteile: Die Alpha 33 arbeitet immer im "LiveView"-Modus, bietet dabei stets einen schnellen sowie treffsicheren Phasen-AF und liefert ein stabilisiertes Sucherbild. Vor allem bei der Video-Aufnahme ist das SLT-Konzept der Alpha 33 allen derzeitigen DSLRs überlegen. Zudem werden so Serienbildraten möglich, die bislang kostspieligen Profi-DSLRs vorbehalten waren. Auch die Gehäusegröße konnte durch den Wegfall des Spiegels spürbar reduziert werden – allerdings um den Preis etwas fummeliger Knöpfe und eines kleinen, leistungsschwachen Akkus. Mutig war die Entscheidung für dieses Konzept vor allem, weil die Alpha 33 keinen optischen Sucher mehr bietet. Doch ihr elektronischer Sucher macht seine Sache wirklich gut, er ist hell, groß und zeigt ein detailliertes Sucherbild mit einer Fülle an Informationen. Die Bildqualität wird durch das SLT-Konzept nicht beeinträchtigt, sie ist voll und ganz auf der Höhe der Zeit. Der Funktionsumfang der Alpha 33 liegt auf Klassen-Niveau, mit Mulitshot-Rauschunterdrückung und HDR-Funktion bietet die Kamera zwei sehr nützliche Ausstattungsmerkmale. Wer bereit ist, auf einen klassischen Spiegelreflexsucher zu verzichten, findet in der Alpha 33 eine sehr empfehlenswerte Kamera, die überdies noch recht günstig ist.

Kurzbewertung

  • Bildqualität auf der Höhe der Zeit
  • Schneller, treffsicherer Phasen-AF, auch bei Video-Aufnahme
  • Hervorragender EVF, sehr gutes, schwenk- und klappbares Display
  • Kompaktes Gehäuse (aber dadurch etwas eingeschränkte Ergonomie)
  • Set-Objektiv schöpft Potential des Sensors nicht aus
  • Schwenkdisplay bei Stativverwendung nur eingeschränkt nutzbar
  • Teils schlecht platzierte, kleine Bedienelemente
  • Zu kurze Akkulaufzeit

Technische Daten

Modell Sony Alpha SLT-A33
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
14,6 Megapixel (physikalisch), 14,2 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.592 x 3.056 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 50p
Objektivanschluss
A-Mount
Sucher vorhanden
Monitor 3,0", 0,922 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Sony Alpha (auch Minolta)
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
GPS intern
Serienbildfunktion max. 7,0 Bilder/s und max. 7 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus Phasenvergleich
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD
Empfindlichkeit automatisch ISO 100 bis 1.600, manuell ISO 100 bis 12.800
Abmessungen 124 x 92 x 85 mm (B x H x T)
Gewicht 500 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/2KTDY (mit Preisvergleich)
Kommentare

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kater31 2010-11-16

Aus dem s.g. SLT System ergibt sich die Frage, wie sich Verschmutzungen des feststehenden Spiegels durch Staub o.ä. auf die Bildqualität auswirken? Ähnlich der Problematik verschmutzter Sensoren findet sich wohl mit diesem System ein zweiter Weg, die Bildqualität zu verschlechtern. Meiner Ansicht nach ist dieses System eher für geschlossene Systeme geeignet, nicht für die klassische Spiegelreflex mit Wechseloptik!?  

Benjamin Kirchheim 2010-11-16

Je kleiner die Blende und je dichter der Schmutz vor dem Sensor ist, desto störender wirkt er. Solange aber der Spiegel nicht extrem verdreckt, sehe ich darin kein Problem. Man sollte ihn ähnlich sauber halten wie die Hinterlinse des Objektivs.

MNeuhaus 2010-11-17

Könnt ihr eigentlich auch nachvollziehen, das die Auslöseverzögerung bei aktiviertem Blitz auf mind. 0,3 sec steigt?

Gibt es eine Erklärung dafür?

Benjamin Kirchheim 2010-11-17

Bei aktivierten Blitz steigt die Auslöseverzögerung (wie bei vielen anderen Kameras auch) tatsächlich, allerdings m. E. aufgrund des nötigen Mess-Vorblitzes. Ob das nun genau 0,3 s sind, kann ich nicht messen. (Probiert mit der Alpha 55, die Alpha 33 haben wir nicht mehr hier.)

Benjamin Kirchheim 2010-11-17

Da die Bedingungen und Einstellungen für die schnellen Serienbilder doch etwas komplizierter sind, haben wir den Test nun entsprechend erweitert und korrigiert. Wir möchten uns für alle Leserbeiträge zur Aufklärung bedanken.

MNeuhaus 2010-11-17

DAs sagt Sony:

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir gerne beantworten.
Tatsächlich tritt bei Blitzverwendung über die Blitzmessung hinaus eine zusätzliche Auslöseverzögerung statt. In wiefern dies durch ein kommendes Firmwareupdate geändert werden kann, bzw. wird, können wir aktuell nicht sagen. Diesbezüglich wurde bereits eine Anfrage an die Produktentwicklung weitergeleitet.

Karsten Meyer 2010-11-19

Gibt es denn überhaupt schon Alternativen zum hier vorgestellten Set-Objektiv SAL 1855, die für den Kontrast-AF optimiert sind?

Benjamin Kirchheim 2010-11-19

Das SLT-Konzept kommt komplett ohne Kontrast-AF aus, d. h. man braucht auch keine optimierten Objektive, sondern kann jedes ohne Ein schränkungen verwenden. Der fest stehende, teildurchlässige Spiegel lenkt etwa 30 % des Lichts auf den Phasen-Autofokussensor (einen solchen hat jede DSLR auch).

Karsten Meyer 2010-11-19

Ja natürlich - die SLTs haben ja den Phasen-AF. Da habe ich die wohl mit den Nexen verwechselt - ich bitte um Entschuldigung.

Aber wo wir gerade beim teildurchlässigen Spiegel sind: Woher kommt eigentlich die Zahl von 30%? Die wird nämlich da und dort heftig bestritten - spätestens dann, wenn man feststellt, dass ja nur 70% des Lichts auf den Aufnahmechip fallen und dieser deshalb das Bild um diese 30% wieder verstärken muss - gegenüber etwa einer Nex. (Ich denke, man kann die SLTs als NEX + Phasen-AF + EVF betrachten.)

Da müsste doch - zumindest in der Theorie - die Nex ein etwas Bild liefern als die SLT, oder?

Touri 2010-11-20

Ein verlust von 30% Licht ist gering. Die SLT beginnen bei ISO 100, die NEX bei ISO 200. Der Unterschied zwischen ISO 100 und ISO 200 ist mit 50% weniger Licht größer.

Bei sehr hohen ISO-Werten ist auch nur ein sehr geringer unterschied zu erwarten.

Da haben andere Faktoren wie das Objektiv, Bildverarbeitung und Kompression einen viel größeren Einfluß.

Christian

Xil 2010-12-03

Hallo, bei eurem Test wird der a33 eine "sehr zuverlässige Belichtung" attestiert. Verstehe ich das richtig, dass nur selten eine Belichtungskorrektur notwendig war? Im welchem Belichtungsmodus? Ich frage deshalb so eindringlich, weil einige (vor allem englischsprachige) Tests der a33 eine unzuverlässige Belichtung attestieren und ich mich vor dem Kauf gut informieren möchte. Ist die Zuverlässigkeit der Belichtung mit einer Nikon D40/D60 oder einer Canon 550D vergleichbar?

MNeuhaus 2010-12-03

Ich habe bis jetzt noch nicht so viel mit der a55 in-the.wild fotografiert, aber ich habe so gut wie nie in die Belichtung eingegriffen.

Xil 2010-12-10

Ok, und wie ist das mit den Farben? Die Sony scheinen mir das Rot stark zu betonen, während man saftig grüne Wiesen vermisst. Gibt es da Einflußmöglichkeiten (ohne auf RAW zurückgreifen zu müssen)?

MNeuhaus 2010-12-10

Du kannst Sättigung und Kontrast einstellen. Und es gibt noch 'Filmsimulationen' namens Landschaft, Lebhaft, etc.

Ich habe aber alles auf Standard gelassen, da ich im Vergleich mit der Wirklichkeit keinen Korrekturbedarf gesehen habe.

Saftig grüne Wiesen sind im Moment schwer zu finden ;-)

 

Xil 2010-12-20

Gibt es irgendwo eine größere Menge an Beispielbildern, damit man sich ansehen kann was die Kleine so kann?

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