Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Sony Alpha 380
2009-08-18, aktualisiert 2010-07-27 Die Sony Alpha 380 löst die 350 ab und wurde vor allem beim Design und bei der Bedienung deutlich überarbeitet, technisch hingegen ist sie sehr nahe am Vorgängermodell. Doch das will nichts Schlechtes heißen. Mit 14,2 Megapixeln Auflösung, dem schnellsten Live-Autofokus aller DSLRs und einem Klappmonitor sollte die Alpha 380 durchaus gehobene Ansprüche erfüllen können. Ob dem wirklich so ist und wie sich das neue Design und die Bedienung in der Praxis schlagen, haben wir im ausführlichen Test ausprobiert. Doch auch die Bildqualität wurde genauestens unter die Lupe genommen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Sony ist eine Marke, die für ihre Lifestyle-Produkte bekannt ist. Unter dieser Prämisse hat die Alpha 380 gegenüber ihrer Vorgängerin Alpha 350 ein komplett neues Design verpasst bekommen. Ob das gelungen ist, mag sicher Geschmackssache sein. Man muss eine Kamera ja nicht klassisch designen (wie beispielsweise die Olympus Pen E-P1), aber muss sie ausgerechnet aussehen wie die Alpha 380? Sie wirkt, zumal sie recht klein ist, auch etwas pummelig. Sie misst vom Bajonett bis zur Sensorebene ca. 45 mm, dann folgen aber noch mal knappe 30 mm. Mit allen Vorsprüngen, wie beispielsweise dem Blitzbuckel, ist sie ganze 83 mm dick. Der Handgriff hingegen fällt recht klein aus, das ist allenfalls etwas für Kinder- oder Frauenhände. Das bewies auch ein kleiner Test unter Sony-Fotofreunden, die die Kamera skeptisch zurückgaben und sich lieber ihren Alpha 700 und 900 widmeten. Die anwesenden, nicht aktiv fotografierenden Frauen hingegen gaben sie mit einem lächelnden "passt perfekt" zurück.
Das Problem der Ergonomie ist vor allem dem Handgriff geschuldet, da helfen auch die großzügigen Gummierungen an der Kamera nicht. Der Griff ist zu rund und hört oben zu früh auf, so dass sich die Hand daran nicht festkrallen kann. Spätestens wenn man zum Verstellen der Blende im manuellen Modus die AV-Taste hinten schräg oben mit dem Daumen drücken muss, um dann gleichzeitig das Fingerrad mit dem Zeigefinger zu drehen, muss eine zweite Hand die Kamera halten. Je größer die Hände, desto schwieriger wird dieses Spiel. Auch das lässige Tragen in der rechten Hand macht beim Herumschlendern eher einen gefährlichen Eindruck.
Fallen lassen sollte man die Kamera auch nicht unbedingt. Das Gehäuse besteht komplett aus Kunststoff. Auch wenn er nicht den allerbesten Eindruck macht, ist immerhin die Passgenauigkeit der Gehäuseschalenteile perfekt. Die Schnittstellen befinden sich an der linken Gehäuseseite hinter einer Klappe, die man elegant zur Seite schieben kann – so bricht sie jedenfalls nicht ab. Dahinter versteckt sich eine echte Überraschung: zwei Speicherkartensteckplätze. Einer nimmt Sony MemorySticks auf, der andere SD- bzw. SDHC-Speicherkarten. Umgeschaltet wird per mechanischem Schalter, der sich ebenfalls im Schnittstellenfach versteckt. Beide Speicherkartentypen bieten eine ähnliche Leistungsfähigkeit, wobei MemorySticks etwas teurer sind. Jedenfalls können zwei Kartenslots sehr praktisch sein. Ebenfalls im Schnittstellenfach ist ein USB-Mini-Anschluss, so dass man auf kein herstellerspezifisches Kabel angewiesen ist. Auch die HDMI-Mini-Buchse ist Standard und zaubert atemberaubende Bilder auf den heimischen Fernseher. Wer einen Sony Bravia-Sync-fähigen Fernseher hat, kann die Bildwiedergabe zudem bequem mit der Fernseher-Fernbedienung steuern. Besitzer älterer Fernseher oder auch diejenigen, die gerne ein Videosignal für einen externen Sucher verwenden möchten, schauen dagegen in die sprichwörtliche Röhre. Ein AV-Signal gibt die Kamera nicht aus.
Auf der Kameraunterseite befindet sich das Akkufach. Der dafür passende NP-FH50 hat eine Leistung von 6,1 Wh, was für immerhin 500 Bilder nach CIPA-Standardmessverfahren reicht – aber nur, wenn man auf das Strom fressende Livebild auf dem Kameramonitor verzichtet und stattdessen den Spiegelreflexsucher nutzt. Der Akkudeckel hat ausreichend Abstand, so dass ein am Metallstativgewinde (das sich "ordnungsgemäß" in der optischen Achse befindet) angeschraubtes Stativ die Akkuentnahme nicht unbedingt behindert. Alternativ kann die Kamera aber auch auf der Handgriffseite über eine DC-Eingangsbuchse von einem Netzteil mit Strom versorgt werden. Allerdings ist diese herstellerspezifisch, so dass man mit einem Universalnetzgerät nicht weit kommt.
Ein weiterer Punkt dürfte ambitionierte Fotografen eher abschrecken. Einige klassische Bedienelemente sucht man nämlich vergeblich. Dazu gehören die Belichtungsmesswertspeichertaste (kurz AE-L), eine Spiegelvorauslösefunktion, um bei Stativverwendung Verwackelungen zu minimieren und eine Abblendtaste, um schon vor der Auslösung die Schärfentiefe beurteilen zu können. Die Alpha 380 setzt da einfach andere Prioritäten. Dazu gehört das sehr übersichtliche, weil funktionsarme Menü, dessen Design sich aus vier verschiedenen (darunter Rosa!) auswählen lässt. Aber auch an der Kamera selbst verwirren nicht allzu viele Bedienelemente. Ein Programmwahlrad mit "nur" sechs Motivprogrammen, zwei Automatiken (eine davon ohne Blitz) sowie den Kreativprogrammen PASM für halb- oder vollmanuelle Belichtungssteuerung, Menütaste, Löschtaste, Wiedergabetaste, Steuerkreuz mit zentralem Bestätigungsknopf, Belichtungskorrekturtaste, Vergrößerungstaste und Fn-Taste sind die einzigen Bedienelemente.
Das eigentlich typische Ausstattungsmerkmal einer Spiegelreflexkamera ist der optische Spiegelreflexsucher, der der Kamera seinen Namen gegeben hat. Dieser fällt bei der Alpha 380 allerdings eher stiefmütterlich aus. Die Vergrößerung von 0,74 ist sehr mickrig, das Sucherbild entsprechend klein. Auch der Augabstand ist gering, bereits ohne Brille schatten die Ecken leicht ab, mit Brille ist das Sucherbild nicht zu überblicken. Zum Trost gibt es eine kleine Dioptrienkorrektur von -2,5 bis +1 dpt. Unter dem Sucher befindet sich ein von Minolta geerbtes Ausstattungsmerkmal: ein Näherungssensor. Dieser schaltet nicht nur den Bildschirm und die dort normalerweise angezeigten Informationen ab, wenn man sich dem Sucher nähert, sondern lässt auch schon mal den Autofokus loslaufen. Dumm nur, dass der Sensor nicht zwischen Auge und (Bier-) Bauch unterscheiden kann, so dass eine umgehängte und vor dem Körper baumelnde Kamera munter vor sich hin fokussiert und den Akku leer lutscht. Zum Glück lässt sich der "Eye-Start-AF" im Menü deaktivieren.
Das Augenmerk von Sony lag weniger auf einem optischen Sucher und mehr auf einem Livebildmodus, der einen schnellen Autofokus erlaubt. Der normale Phasen-Autofokus einer DSLR, der gegenüber einem über den Bildsensor funktionierenden Kontrastautofokus viel schneller arbeitet, sitzt im Boden einer SLR und bekommt sein Bild normalerweise über einen Hilfsspiegel unterhalb des im mittleren Bereich teildurchlässigen Hauptspiegels. Deshalb ist der Sensor auch blind, wenn der Spiegel hochgeklappt ist, was für ein Livebild über den Bildsensor aber nötig ist. Sony dagegen hat im Sucherkasten einen klappbaren Spiegel sowie einen zweiten, kleineren Bildsensor eingebaut, um ein Livebild bei herunter geklapptem Hauptspiegel erzeugen zu können. Die Umschaltung erfolgt mit einem mechanischen Schalter rechts vom Sucherbuckel.
Ausstattung Der rückwärtige Bildschirm dient bei der Verwendung des Spiegelreflexsuchers als Infoanzeige und gibt somit Auskunft über die wichtigsten eingestellten Kameraparameter, im LiveView-Betrieb werden die Infos hingegen transparent am Rand eingeblendet. Die Darstellung der Infoanzeige lässt sich zwischen zwei Modi umschalten, ein direktes Hineinspringen in die Parameter, um sie ohne Umweg über das Menü zu ändern, ist hingegen nicht vorgesehen. Das erfolgt entweder über die belegten Tasten des Steuerkreuzes (Empfindlichkeit, Blitzmodus und Bildfolgemodus) oder das Menü. Neben dem Hauptmenü gibt es auch ein über die Fn-Taste aufrufbares Schnellwahlmenü für Autofokusmodus (Einzel-AF, automatischer AF oder kontinuierlicher AF), Autofokusfeldwahl, Belichtungsmessmethode, Dynamikoptimierung, Weißabgleich und den Kreativmodus. Letzterer dient der Anpassung der Farben (Knallig, Normal, Schwarzweiß etc.), wobei auch Feineinstellungen möglich sind, um den Bildeindruck dem individuellen Geschmack anzupassen, ohne später eine Bildbearbeitung dafür bemühen zu müssen. Der manuelle Fokus wird hingegen über einen mechanischen Schalter am Bajonett oder – je nach Objektiv – auch an eben diesem aktiviert.
Individualisten, die sich die Bedienung ihrer Kamera gerne selbst einstellen, haben wenig zu lachen. Die meisten Funktionen sind fest vorgegeben. So beispielsweise die ISO-Automatik, die auf den Regelbereich ISO 100-400 festgelegt ist. Auch die manuellen Empfindlichkeitsstufen lassen sich nur in 1-EV-Schritten einstellen. Unter den Bildfolgeeinstellungen finden sich wichtige Möglichkeiten wie der Selbstauslöser (wahlweise mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit und auch eine Dreifachauslösung), eine Belichtungsreihenfunktionen, ein Infrarot-Fernauslösemodus sowie die Serienbildfunktion. Die geht mit maximal 2,4 Bildern/s eher gemächlich zur Sache, im LiveView-Betrieb bringt sie es sogar nur auf 1,7 Bilder/s. Dafür hält sie dieses Tempo zumindest bei JPEGs praktisch bis zur Erschöpfung der Speicherkartenkapazität durch. Im RAW-Modus sinkt das Tempo nach dem 14. Bild auf rund 1,4 Bilder/s – immer noch respektabel. Das funktioniert natürlich nur mit einer schnellen Speicherkarte, wobei es unerheblich ist, ob es sich dabei um eine SD-Karte oder einen MemoryStick handelt.
Bei der Blitzausstattung hat Sony ebenfalls nicht zu sehr gegeizt. Zwar gibt es keine manuellen Leistungsstufen für den internen Blitz, aber einen Automatikmodus (nicht in den Modi PASM), der ihn auch automatisch aufklappen lässt, eine Langzeitsynchronisation, einen Vorblitz gegen rote Augen sowie die Möglichkeit, auf den 2. Verschlussvorhang, also am Ende der Belichtung, zu blitzen. Sogar eine Drahtlosblitzsteuerung hat Sony der Alpha 380 spendiert, so dass man schon mit einem einzelnen externen Systemblitz kreativ werden kann, indem man ein Motiv beispielsweise seitlich anblitzt. Den proprietären Aufsteckschuh hat Sony von Minolta geerbt. So passt kein Standardzubehör auf den Schuh, wohl aber Sonys Systemblitzgeräte. Die sind nötig, falls man mal etwas mehr "Dampf" als die magere Leistung des internen "Blitzchens" braucht – der bringt es nämlich nur auf eine Leitzahl von aufgerundet 10, wie unsere Messung ergeben hat.
Richtig gespart hat Sony hingegen bei den Wiedergabefunktionen. Eine Bearbeitung der Bilder in der Kamera ist nicht möglich. Keine Retusche roter Augen, keine Farbanpassungen, keine Filtereffekte. Nur drehen kann man die Bilder, direkt auf einem PictBridge-Drucker ausdrucken oder in einer Diashow anzeigen. Gerade für eine Kamera, die sich an Einsteiger richtet, ist das eindeutig zu mager. Ein Blick auf Nikon oder Pentax mit ihren zahllosen Bearbeitungsfunktionen würden Sony nicht schaden – zumindest nicht in einer Einsteigerkamera.
Objektiv Zusammen mit der Alpha 380 hat Sony ein neues Setobjektiv, das DT 3,5-5,6/18-55mm SAM, vorgestellt. Auf den ersten Blick scheint es schlechter als das alte 18-70 mm zu sein, schließlich fehlen 15 mm Brennweite am Teleende. Aber das neue 18-55 mm ist mechanisch deutlich besser gebaut, es wirkt nicht mehr so klapprig. Der manuelle Fokusring ist gummiert und so – trotz schmaler Ausführung – doch gut bedienbar. Allerdings ist der Drehbereich weniger als eine viertel Umdrehung, so dass ein präzises Scharfstellen nur schwer möglich ist. Leider dreht die Frontlinse beim Fokussieren mit, was den Einsatz von beispielsweise Polfiltern deutlich erschwert. Dementsprechend gehört auch keine tulpenförmige Sonnenblende zum Lieferumfang, denn bei einer solchen ist eine Drehung auch nicht erwünscht. Das Objektivbajonett ist allerdings, wie beim Vorgänger, aus Kunststoff. Bei so einem preiswerten Objektiv ist das aber gar nicht schlecht, denn als Sollbruchstelle hat man sicher lieber ein defektes Objektiv als ein defektes Kamerabajonett mit entsprechend teurer Reparatur.
Eine weitere Neuheit im Sony-System ist der eingebaute Fokusmotor, wofür das Kürzel "SAM" steht (Silent Autofocus Motor). Bisher war das nur bei Ultraschallmotoren üblich, denn Sony-Kameras verfügen über einen Autofokusmotor im Kameragehäuse, der den Objektivfokus über eine Welle mechanisch antreibt. Ein solcher Motor ist in der Alpha 380 auch weiterhin vorhanden, für eben andere Objektive. Das Sony-Objektivbajonett ist von Minolta "geerbt", so dass man auch ältere Minolta-Objektive an der Sony betreiben kann (Ausnahme: Das alte Minolta FD-Bajonett passt mechanisch nicht). Da der Bildsensor in der Diagonalen um den Faktor 1,5 kleiner ist als ein Kleinbildfilm, verlängert sich die Brennweite eines Objektivs um den entsprechenden Faktor. Das 18-55mm-Setobjektiv entspricht an der Alpha 380 also einem Kleinbildobjektiv von etwa 27-83 mm Brennweite. Aus einem 70-200 mm wird ein 105-300 mm.
Der Bildsensor weist noch eine andere, sehr nützliche Besonderheit auf: Er ist beweglich gelagert. Somit kann die Kamera Verwackelungen mit jedem angesetzten Objektiv entgegenwirken. Einziger Nachteil des Systems: Das Sucherbild wird nicht mit stabilisiert. Ein Problem digitaler Bildsensoren gegenüber einem Film, der immer weitergespult wird, ist Staub, der sich auf dem Bildsensor festsetzt. Dieser gelangt nicht nur beim Objektivwechsel in die Kamera, sondern beispielsweise auch, wenn sich die Länge des Objektivs beim Zoomen ändert und irgendwo Luft in die Kamera gesogen bzw. heraus gepresst wird. Eine dritte Quelle ist der mechanische Abrieb in der Kamera selbst, hier sind sowohl der Spiegel als auch der Verschluss zu nennen. Staub auf dem Bildsensor wird bei kleineren Objektivblenden im aufgenommenen Bild störend sichtbar. Um diesen Staub wieder los zu werden, schüttelt die Alpha 380 den Sensor beim Ausschalten der Kamera einmal kräftig durch. Sollte das nicht helfen, muss man zu einer mechanischem Sensorreinigung greifen, wobei dafür "Profiwerkzeug" oder eine professionelle Reinigung bei einem Händler oder dem Kamerahersteller zu empfehlen ist.
Der Autofokus der Alpha 380 verfügt über neun Sensoren. Fünf davon bilden in der Mitte ein "+"-Symbol, vier Weitere befinden sich weiter in den Ecken. Damit kann die Kamera normale Motive im mittleren Bildbereich gut erfassen, der äußerste Randbereich ist hingegen ohne Sensoren. Auch im Livebetrieb kommen sie zum Einsatz, eine Gesichtserkennung hat die Kamera entsprechend nicht. Der Autofokus packt rasant zu, je nach Brennweite und Lichtverhältnissen braucht der Autofokus mit dem 18-55 mm ca. 0,3-0,6 Sekunden, um das Motiv zu erfassen. Vorfokussiert benötigt die Kamera etwa 120 ms, um auszulösen. Ein üblicher Wert für DSLRs, der normalerweise nur von Profimodellen unterboten wird. Wird es dem Autofokus zu dunkel, kann man den internen Blitz als Hilfslicht benutzen. Dies geschieht aber nur, wenn er auch eingeschaltet ist. Die dann erfolgenden Blitzsalven sind allerdings vor allem für Porträts sehr nervig. Schade, dass Sony das tolle Hilfslicht der größeren Alpha-Modelle in der Einsteigerklasse gespart hat. Wer ein diskreteres Hilfslicht benötigt, muss einen Systemblitz mit Rotlichtprojektor aufstecken.
Bildqualität Um die Bildqualität zu testen, haben wir die Kamera nicht nur subjektiv an Alltagsmotiven erprobt, sondern sie auch für einen objektiven, vergleich- und reproduzierbaren Test in das renommierte DCTau-Testlabor gegeben. Die detaillierten Ergebnisse mit Diagrammen, Ausschnitten aus Testbildern, Schulnotentabelle und Kommentar des Testingenieurs bieten wir separat an. Inhaber einer Labortest-Flatrate haben freien Zugriff, für alle anderen kostet ein Einzeltest 1,40, der bequem per PayPal, Kreditkarte, Wertscheck oder Lastschriftverfahren bezahlt werden kann. Neben dem Labortest des 18-55 mm ist ein auch einer mit dem 50mm-Makro im Angebot, das die beste Bildqualität aus der Kamera holen sollte.
Mit 14,2 Megapixeln auf dem APS-C großen Bildsensor hat die Alpha 380 eine recht hohe Pixeldichte, was entsprechende Anforderungen an das Objektiv, aber auch die Bildaufbereitung stellt. Das 18-55 mm schlägt sich dabei wacker. Es zeigt einen leichten Abfall der Auflösung zum Bildrand hin, und abgeblendet löst es vor allem in der Bildmitte höher auf als bei offener Blende. Auch die Randabdunklung wird mit dem Abblenden besser. Der Verlauf ist dabei recht weich ohne spontane Vignettierung, so dass sie normalerweise kaum auffällt. Dabei ist anzumerken, dass die Randabdunklung im Weitwinkel mit maximal 1,5 Blendenstufen am stärksten ausfällt, bei mittlerer und langer Brennweite ist sie deutlich geringer (Faktor 2-3). Auch die Verzeichnung ist für ein solches Objektiv typisch, d. h. stark tonnenförmig im Weitwinkel, so dass die Brennweite sich weniger für Architekturaufnahmen eignet, und dann bei mittlerer Brennweite visuell unauffällig und bei langer Brennweite auch messtechnisch nicht mehr vorhanden ist. Gegenüber dem alten 18-70 mm sind die Werte messbar besser, so dass das neue Objektiv sich nicht nur mechanisch lohnt.
Doch auch die Bildverarbeitung selbst hat sich bei der Alpha 380 gebessert, was sich zusammen mit dem leistungsfähigeren Objektiv gegenüber der Vorgänger-Kombination Alpha 350 und 18-70 mm deutlich in der Bildqualität bemerkbar macht. So ist das Bildrauschen bei ISO 100-400 und bei ISO 1.600 gut herausgerechnet, bei ISO 800 ist es etwas höher als bei ISO 1.600. Das stärkste Bildrauschen zeigt sich, wie zu erwarten, bei ISO 3.200. Insgesamt ist das Rauschen recht weich und natürlich, vor allem ISO 100 ist sehr gut. Ab ISO 200 wird leichtes Farbrauschen sichtbar, das erst bei ISO 1.600 durch die dann stärker einsetzende Rauschunterdrückung wieder sinkt. Störende Salz&Pfeffer-Pixel konnten wir dagegen nicht entdecken.
Die Einganmgsdynamik hingegen fällt mit zunehmender Empfindlichkeit langsam ab. Ist sie bei ISO 100 mit 8,6 Blendenstufen noch gut bis sehr gut, fällt sie bei ISO 1.600 unter die 8-Blendenstufen-Marke und erreicht bei ISO 3.200 nur noch 7,1 Blendenstufen. Hier hat es die Kamera dann schon schwer, Motive mit hohem Kontrast auch zu erfassen. Bei der Ausgangsdynamik, also der Ausnutzung der zur Verfügung stehenden 256 Helligkeitsstufen, zeigt die Kamera einen invers-S-förmigen Verlauf. Die Schatten und Lichter sind eher weich, um ein Ausfressen zu verhindern, während die Mittentöne für eine knackigere Bildwiedergabe kontrastreicher wiedergegeben werden. Es schadet allerdings nicht, den Kontrast insgesamt, z. B. mittels Histogrammkorrektur, ein wenig anzuheben, denn sowohl in den Lichtern als auch den Schatten werden je ein paar Helligkeitsstufen verschenkt.
Die Scharfzeichnung der Alpha 380 ist gut ausgewogen. Kanten haben einen natürlich-scharfen Charakter, ohne dass es zu sichtbaren Farbsäumen oder Schwarz- bzw. Weißclipping kommt. Die Aufbereitung feiner Bilddetails ist hingegen etwas zu aggressiv. So zeigen sich Moirés und Aliasing, so dass die Wiedergabe feiner Details eher unnatürlich wirkt. Für die Komprimierung der Bilder in JPEG stehen lediglich zwei Stufen zur Verfügung, wobei die bessere Qualität vor allem bei der höchsten Auflösung etwas zu stark komprimiert und so einige Bilddetails verschenkt werden. Die stärkere Komprimierung ist dagegen recht dicht an der besseren dran, so dass hier zwar die Bildqualität abnimmt, man aber nicht allzu viel Speicherplatz spart.
Bei der alltäglichen Fotografie zeigt die Alpha 380 eine sehr angenehme Farbwiedergabe, an der es nichts auszusetzen gibt. Auch die Belichtungsmessung erlaubt sich höchstens in sehr schwierigen Situationen (z. B. Gegenlicht) kleinere Patzer. Wenn der Fotograf weiß, wie die Bildergebnisse aussehen sollen, kann er das aber problemlos umschiffen. Bis auf die Tatsache, dass die Bilder einen Hauch kontrastreicher sein könnten, wirken sie sehr natürlich und knackig genug, um sie ohne weitere Verarbeitung direkt drucken zu können. Wer sich dagegen in der Bildbearbeitung vertiefen und das letzte Quäntchen Auflösung und Rauschfreiheit aus der Kamera holen möchte, dem sei das RAW-Format ans Herz gelegt. Dank verlustfreier Komprimierung fallen die Dateien nicht allzu groß aus. Der generell gute Weißabgleich kommt lediglich bei Glühlampenlicht leicht aus dem Tritt, das recht warm wiedergegeben wird. Dank der guten Einstellmöglichkeiten mit Weißabgleichs-Presets, manuellem Abgleich und einer Feinkorrektur stellt das aber für Perfektionisten, die ohne RAW auskommen wollen, kein Problem dar.
Fazit Die Alpha 380 macht keinen schlechten Eindruck; mit ihrer Ausstattung, Erscheinung und Bedienung spricht sie aber eindeutig eher sowohl ein weniger ambitioniertes als auch ein weibliches Publikum an. Wer eine Kamera mit klassischen Funktionen möchte, würde sie bei der Alpha 380 schmerzlich vermissen. Bei der Bildqualität hingegen muss man keine Einbußen hinnehmen, ganz im Gegenteil. Sie ist gut und gegenüber dem Vorgängermodell Alpha 350 verbessert worden. Vor allem sind die Bilder recht ausgewogen und durchaus ohne weitere Bearbeitung verwendbar. Auch die Entscheidung, ein neues Setobjektiv heraus zu bringen, war weise. Es ist nicht nur deutlich besser verarbeitet als der Vorgänger, sondern liefert auch eine bessere optische Leistung.
Kurzbewertung
- Sehr schneller Live-Autofokus
- Steckplätze für SD/SDHC und MemoryStick
- Klappbarer Monitor
- Gute, gegenüber dem Vorgänger (Alpha 350) verbesserte Bildqualität
- Unergonomischer Griff
- Mickrig kleiner Sucher
- Keine Vorschau der Schärfentiefe
- Keine Spiegelvorauslösung
Technische Daten
Modell |
Sony Alpha 380 |
Sensor |
CCD APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 14,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.592 x 3.056 (3:2) |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 95 % Abdeckung, Dioptrienausgleich -2,5 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
2,7", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Sensor-Shift (optisch) |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Sony Alpha (auch Minolta) |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 2,5 Bilder/s und max. 4 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: Memory Stick Speicherkartenfach 2: SD |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 100 bis 3.200 |
Abmessungen |
128 x 97 x 71 mm (B x H x T) |
Gewicht |
560 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/JR4BF (mit Preisvergleich) |