Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Sony Alpha 5000
2014-03-27 Nominell folgt die Sony Alpha 5000 der NEX-3N nach. Äußerlich nimmt der jüngste Spross unter Sonys spiegellosen Systemkameras deutlich Anleihen an der NEX-5T. Auch unter der Hülle hat sich einiges getan. Etwa beim Sensor, der jetzt rund 20 Megapixel auflöst. Das wenig gelobte Menüsystem der NEX-Familie hat Sony gründlich renoviert. Zudem versteht sich die A5000 nun auf drahtlose Kommunikation, etwa mit einem Smartphone. Dabei kostet die Alpha 5000 inklusive motorbetriebenem 3fach-Zoom nicht mehr als eine edle Kompaktkamera. Gibt es da möglicherweise einen Haken? Unser Kompakttest geht nicht nur dieser Frage nach und klärt, wie es um die Bildqualität der A5000 bestellt ist. (Martin Vieten)
Sind Sie auf der Suche nach einer spiegellosen Systemkamera und möchten sich über dieses Kamerasegment informieren? Dann haben wir das passende E-Book!Dieses E-Book hilft Ihnen, die individuell passende Kamera zu finden. Was zeichnet spiegellose Systemkameras aus? Welche Ausstattungsmerkmale gibt es? Worauf sollten Sie beim Kauf achten? Alle 80 aktuellen Modelle werden vorgestellt, mit ihren Highlights, einer kurzen Beschreibung und einer kurzen Einschätzung aus bis zu drei Testberichten. Ein E-Book als PDF mit 226 Seiten für 8,99 €. Kostenlose 16-seitige Leseprobe erhältlich. mehr …
Ergonomie und Verarbeitung Die Sony Alpha 5000 folgt der NEX-3N nach, die Modellbezeichnung NEX hat Sony endgültig ad acta gelegt. Zukünftig sollen alle Kameras von Sony mit Wechselobjektiv zur Alpha-Familie gehören. Und so hört die Alpha 5000 ebenso auf den Namen A5000 wie auch auf α5000. Um klar zu machen, dass die A5000 eine Kamera mit E-Bajonett ist, gibt es noch eine weitere Modellbezeichnung: ILCE-5000. Alles klar? Hoffentlich – denn so kompliziert wie bei Sonys Spiegellosen ist es derzeit wohl bei keinem anderen Kamerahersteller mit der Modellbezeichnung.
Doch warum lange bei der Nomenklatur aufhalten, der erste Blick auf die A5000 ist dazu viel zu vielversprechend. Im Vergleich zur Vorgängerin wirkt das Gehäuse deutlich erwachsener, das Design stammt unverkennbar von der bislang eine Klasse darüber rangierenden NEX-5T. Doch so schick das Kleid der A5000 sich auch präsentiert: In der Hand kann es nicht verhehlen, dass es aus Kunststoff geschneidert ist. Das geht angesichts des günstigen Preises der Kamera durchaus in Ordnung, zumal die A5000 auch einen festen Griff mit stoischer Ruhe über sich ergehen lässt.
Ein edles Metallgehäuse hat sich Sony bei der A5000 also gespart – aber nicht nur das. So lässt sich das Display zwar um 180 Grad nach oben klappen, jedoch nicht nach unten – schön für »Selfies«, unpraktisch bei der Aufnahme aus der Froschperspektive. Und mit 460.800 Dots löst der Monitor nicht sonderlich fein auf, insbesondere die Schrift in den Menüs wirkt etwas pixelig. In der hellen Mittagssonne dürfte das Display gerne noch kräftiger leuchten, zumal der A5000 ein elektronischer Sucher als Alternative fehlt.
Immerhin war eine ordentlich mit Scharnier angeschlagene Klappe für die Schnittstellen und das Speicherkartenfach noch im Budget der Entwickler – da gibt es bei so manchen anderen Kameras lediglich eine fummelige Gummiabdeckung. Gespart hat Sony allerdings bei den Bedienelementen. Auf der Kamerarückseite gibt es gerade einmal eine Vierwegewippe sowie vier weitere Tasten. Noch spartanischer präsentiert sich die Oberseite, hier fehlt vor allem ein Programmwählrad. Aber auch ein Schnellmenü gibt es bei der A5000 nicht. Und so taucht man bei der A5000 deutlich öfter ins Kameramenü hinab als bei anderen Systemkameras.
Wenigstens hat Sony die Menüstruktur kräftig überarbeitet. Sie ist jetzt im Gegensatz zu den NEX-Kameras klassisch aufgebaut: Alle Befehle sind fein säuberlich in Register sortiert, sodass die A5000 auf ellenlange Listen mit einem Scrollbalken verzichten kann. Vorbei ist es auch mit den nicht beschrifteten Knöpfen der NEXen, die je nach Kontext eine andere Funktion annehmen. Das war zwar innovativ, aber auch verwirrend. Als nicht ganz ausreichende Entschädigung für das fehlende Schnellmenü erlaubt es Sony immerhin, drei der vier Tasten auf der Vierwegewippe mit einer Funktion der eigenen Wahl zu belegen.
Ansonsten macht Sony alles richtig: Die A5000 liegt dank ihres breiten Griffbuckels gut in der Hand und es gibt sogar einen Zoomhebel, wie sonst nur bei einer Kompaktkamera (mehr dazu im Abschnitt „Ausstattung“). Der Griff nimmt von unten her einen Akku auf, der für 420 Aufnahmen (nach CIPA) Energie liefert und in der Kamera per USB geladen werden muss. Schön auch, dass Sony trotz der kompakten Abmessungen der A5000 das Stativgewinde in der optischen Achse platziert hat.
Ausstattung Anders als es die spartanische Ausstattung mit Bedienelement vielleicht vermuten lässt, hat Sony die A5000 durchaus reichhaltig mit Funktionen versehen. So gibt es gleich zwei Vollautomatiken, eine davon wählt bei Bedarf Programme mit Mehrfachaufnahmen, die das Rauschverhalten oder den Dynamikumfang deutlich verbessern. Die entsprechenden Programme lassen sich alternativ manuell vorgeben, ebenso bietet die A5000 diverse Motivprogramme zur Auswahl. Schön ferner, dass die Vollautomatiken Eingriffsmöglichkeiten erlauben – Schärfentiefe, Weißabgleich Bildstil und Kreativeffekte lassen sich individuell steuern, auch wenn die Kamera ansonsten komplett das Kommando übernimmt.
Erfahrene Fotografen stellen bei der A5000 die Belichtungsparameter manuell ein oder lassen die Kamera die Belichtung halbautomatisch steuern. Für schwierige Situationen, etwa bei Gegenlicht, hält die A5000 pfiffige Sonderfunktionen parat: Die DRO-Funktion hellt Schattenpartien auf, ihre Stärke lässt sich regulieren. Und mit der HDR-Automatik verschmilzt die A5000 mehrere unterschiedlich belichtete Aufnahmen zu einem Bild mit perfekt durchgezeichneten Schatten- und Lichterpartien. Alternativ bietet die A5000 einen kleinen Bordblitz, der als Aufheller im Gegenlicht gute Dienste leistet. Um einen dunklen Wohnraum auszuleuchten, ist das Blitzchen allerdings zu schwach. Schade daher, dass sich kein externes Blitzgerät an die A5000 anschließen lässt. Neu ist bei der A5000 die „Zebra“-Funktion, die es bei Filmkameras schon lange gibt, bei Fotoapparaten aber noch ungewohnt ist. Sie schraffiert im Sucherbild Zonen mit einer zuvor vorgegebenen Helligkeit und hilft auf diese Weise, das Hauptmotiv sehr exakt zu belichten.
Der Autofokus der A5000 stellt recht zügig scharf, laut Testlabor beträgt die Auslöseverzögerung inklusive Entfernungseinstellung rund eine drittel Sekunde. Soll die Kamera den Fokus bei Serienaufnahmen nachführen, nimmt sie jedoch nur rund 2,5 Fotos pro Sekunde auf. Immerhin gibt es jetzt eine „Lock on“-Funktion für den AF: Ist sie aktiviert, führt die A5000 den Fokus automatisch auf ein einmal erkanntes Hauptmotiv nach, egal wo im Bildausschnitt es sich aktuell befindet, diese Funktion ist auch als Tracking-Autofokus bekannt. Das funktioniert sogar dann noch, wenn man das Hauptmotiv für einen Moment aus dem Blick verliert – sobald es wieder ins Sucherbild zurückkehrt, schaltet der AF erneut auf.
Die A5000 wird nur im Set mit Objektiven angeboten, beim Standard-Kit unseres Testmodelles ist es das SEL-P1650. Es zoomt per Motor und wird elektronisch gesteuert. Dazu weist die A5000 einen Zoomhebel rund um den Auslöser auf, der geradewegs so funktioniert wie bei einer Kompaktkamera. Wahlweise lässt sich der Zoom jedoch auch mit einer Wippe direkt am Objektiv steuern. Wird manuell fokussiert, überträgt der Fokusring Eingaben auf Stellmotoren im Objektiv, auch die Entfernung wird letztendlich elektronisch eingestellt.
Der Zoomantrieb per Motor ist vor allem bei Filmaufnahmen interessant. Er ermöglicht sehr gleichmäßige Zoomfahrten. Weniger schön ist allerdings, dass die A5000 bei Filmaufnahmen nur einen Teil der Sensorfläche nutzt. So gewinnt man zwar scheinbar Telebrennweite hinzu, verliert aber andererseits deutlich im Weitwinkelbereich. Die A5000 filmt mit einer maximalen Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten (Full-HD), jedoch nur bei einer Frame-Rate von 60i. Den Ton zum Film nimmt sie in Stereo auf.
Sieht man von ein paar Detailverbesserungen ab, ähnelt die Ausstattung der A5000 bis hierher ihrer Vorgängerin NEX-3N. Doch bei den WiFi-Fähigkeiten hat Sony ordentlich nachgelegt: Die A5000 nimmt bei Bedarf Kontakt mit einem Mobilgerät auf und überträgt dann die Aufnahmen aufs Smartphone oder Tablet. Fernsteuern lässt sie sich ebenfalls vom Mobile Device aus. Alles, was man dazu braucht, ist die App „Sony PlayMemories Mobile“ (gratis für Android und iOS). Neu hinzugekommen ist bei der A5000 zudem die Möglichkeit, die Kamera per Camera App mit neuen Funktionen ausstatten zu können. Einige dieser Apps bietet Sony kostenlos an, andere kosten bis zu 10 Euro.
Bildqualität In Sachen „Ausstattung“ hat Sony bei der A5000 hier und da gespart. Gilt das auch bei der Bildqualität? Auf dem Papier macht die A5000 eine gute Figur: Ihr Sensor im APS-C-Format löst mit rund 20 Megapixel sehr hoch auf. Zudem kümmert sich bei der A5000 derselbe Bionz-X-Prozessor um die Aufbereitung der Sensordaten, der auch im Spitzenmodell A7R arbeitet. Ob die Bildqualität der A5000 überzeugen kann, musste sie im harten Parcours durch das Testlabor von digitalkamera.de zeigen. Wie stets kann das detaillierte und ausführlich Laborprotokoll gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei heruntergeladen werden (siehe weiterführende Links).
Wie beim Sensor von Sony schon fast nicht anders zu erwarten, glänzt die A5000 mit einer hervorragenden Eingangsdynamik. Sie verarbeitet bis hinauf zu hohen ISO 3.200 fast elf Blendenstufen Kontrastumfang – ein Spitzenwert! Überhaupt bereiten der A5000 hohe ISO-Zahlen kaum Probleme: Der Signal-Rauschabstand ist bis ISO 400 sehr gut, erst bei ISO 6.400 sinkt er unter die kritische Marke von 35 dB. Die Messung der Texturschärfe zeigt indes, dass jenseits der ISO 400 die Rauschunterdrückung zunehmend feinste Details unterdrückt – sichtbar wird der Detailverlust aber erst ab ISO 3.200. Insgesamt bleiben Bildrauschen und Detailverlust bis ISO 6.400 erfreulich niedrig – da verzeiht man der A5000 leicht, dass sich kein leistungsfähiges Blitzgerät anschließen lässt.
Farben gibt die A5000 fein differenziert und nahezu unverfälscht wieder, sättigt sie aber recht kräftig. Im Verein mit einer steilen Tonwertübertragung sowie etwas kräftigem Nachschärfen sorgt das für einen lebendigen, knackigen Bildeindruck. Wer es zurückhaltender mag, richtet die interne Bildaufbereitung entsprechend ein oder nimmt gleich im Raw-Format auf.
An der Leistung von Sensor und Bildprozessor gibt es bei der A5000 nichts zu mäkeln. Das gilt leider nicht für das Set-Objektiv E 16-50 mm 3.5-5.6 OSS PZ. Es löst zwar im Bildzentrum mit über 55 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) verblüffend hoch auf, insbesondere im Weitwinkelbereich ist der Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin mit über 50 Prozent jedoch inakzeptabel hoch. Die schlechte Randauflösung geht sicherlich zu einem guten Teil mit aufs Konto der internen Verzeichnungskorrektur, die sich beim SEL-P1650 nicht abschalten lässt. Immerhin erledigt diese ihren Job derart gut, dass das Objektiv bei allen Brennweiten nahezu verzeichnungsfrei abbildet. Das Blatt wendet sich indes wieder zum Schlechten, wenn es um die Chromatische Aberration geht: Über den gesamten Brennweitenbereich zeigen sich deutliche Farbsäume an Kontrastkanten.
Fazit Mit der A5000 präsentiert Sony eine recht kompakte spiegellose Systemkamera in durchaus schmuckem Design. Die Kamera besticht vor allem durch ihre Bildqualität, die sich nicht nur in ihrer Preisklasse mehr als sehen lassen kann. Diese Leistung lässt sich indes mit besseren Objektiven durchaus noch steigern – das Set-Objektiv SEL-P1650 kämpft vor allem mit einem eklatanten Randabfall der Auflösung. Dafür bietet das Objektiv ein Motorzoom, das sich direkt von der Kamera aus mit einer Wippe steuern lässt. Gespart hat Sony vor allem an der Ausstattung der A5000: Ihr fehlt ein Blitzanschluss, ebenso ein Programmwählrad und ein Schnellmenü. Wer sich nicht auf die guten Vollautomatiken verlassen möchte, wird so zu unnötig aufwändigen Bedienschritten im Kameramenü gezwungen. Davon abgesehen geht der Ausstattungsumfang der A5000 in Ordnung. Zudem glänzt die günstige Systemkamera mit der Möglichkeit, den Funktionsumfang via Camera Apps erweitern zu können. Für Sparfüchse, die bevorzugt mit den Automatiken fotografieren, ist die A5000 ein Tipp.
Kurzbewertung
- Praktische Automatikfunktionen
- Erweiterbarkeit per Camera Apps
- Hervorragende Bildqualität (jedoch Schwächen beim Objektiv)
- Set-Objektiv mit Motorzoom/Zoomwippe an der Kamera
- Kein EVF, Display mit geringer Auflösung
- Geringe Serienbildrate
- Programmwählrad und Schnellmenü fehlen
- Schwacher Bordblitz, kein Anschluss für externen Blitz
Technische Daten
Modell |
Sony Alpha 5000 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 20,7 Megapixel (physikalisch), 20,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
5.456 x 3.064 (16:9) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 24p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,0", 0,461 Mio. Bildpunkte, beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
nicht vorhanden |
Konnektivität |
WLAN, NFC |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
Serienbildfunktion |
max. 2,5 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja, Kontrast (25 Sensor(en)) |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: Memory Stick (Duo Pro), SD (SDHC, SDXC) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 3.200, manuell ISO 100 bis 16.000 |
Abmessungen |
110 x 63 x 36 mm (B x H x T) |
Gewicht |
269 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/1LFI4 (mit Preisvergleich) |