Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Sony Alpha 6000
2014-05-17 Mit der spiegellosen Systemkamera Alpha 6000 löst Sony nicht nur die NEX-6 ab, sie ersetzt auch das bisheriger Spitzenmodell NEX-7. Das scheint gewagt, ruft Sony doch für die A6000 nur noch gut den halben Preis auf, der einstmals für die NEX-7 fällig wurde. Auf dem Papier kann die Alpha 6000 der älteren, großen Schwester jedoch durchaus Paroli bieten: Ihr Sensor löst 24 Megapixel auf, zudem verspricht die A6000 eine Serienbildrate von elf Fotos pro Sekunde bei voller Fokusnachführung. Da muss Sony doch irgendwo den Rotstift angesetzt haben, um die Alpha 6000 derart günstiger anbieten zu können. Unser Testbericht klärt nicht nur, wo Sony bei der Alpha 6000 gespart hat, sondern zeigt auch, wie sich die A6000 in der fotografischen Praxis sowie im Testlabor von digitalkamera.de bewährt hat. (Martin Vieten)
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Ergonomie und Verarbeitung Auch wenn die NEX-Kameras immer Teil der Alpha-Familie bei Sony waren, so wurden die Spiegellosen doch weitgehend als eigenständig wahrgenommen. Damit ist nun Schluss, Sony verabschiedet sich von der Bezeichnung NEX, auch die Systemkameras tragen nun nur noch das Alpha-Logo. Und so folgt auf die NEX-6 die Alpha 6000, die gleichzeitig auch noch das bisherige Spitzenmodell NEX-7 ablöst. OK, vielleicht nicht ganz, denn als Nachfolger der NEX-7 kann ja durchaus auch die A7 beziehungsweise A7R gelten, die ersten Systemkamera mit einem Kleinbildsensor. Aber zurück zur A6000, um die es ja hier geht. Sonys jüngster Spross übernimmt weitgehend das Gehäuse der NEX-6, das Design erinnert an eine große Kompaktkamera. Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, dass Sony das Moduswählrad versenkt hat, es schließt jetzt bündig mit der Topplatte ab. Angeboten wird die Alpha 6000 im klassischen Schwarz und jetzt erstmals auch in Schwarz/Silber. Diese helle Variante verleiht der A6000 einen Hauch von Retro-Look, macht aber noch deutlicher als die schwarze Ausführung klar, wo Sony gespart hat: Das Gehäuse der Kamera ist spürbar aus Kunststoff. Der wirkt zwar durchaus robust, aber Metall ist es eben nicht, was hier bei der silbernen Kamera verführerisch glänzt.
Gespart hat Sony auch beim elektronischen Sucher, der ganz links außen sitzt. Der EVF löst mit 1,44 Millionen Bildpunkten deutlich geringer auf als noch bei der NEX-6 und NEX-7. Glücklicherweise merkt man von dieser Sparmaßnahme nichts, im Gegenteil: Der in OLED-Technik ausgeführte EVF der Alpha 6000 differenziert Kontraste deutlich besser als sein Pendant bei der NEX-6, auch an der Farbwiedergabe gibt es nichts auszusetzen. Zur guten Detailwiedergabe trägt sicherlich auch bei, dass Sony das Okular neu und mit insgesamt fünf Linsen recht aufwändig konstruiert hat. Für so manchen Brillenträger ist jedoch weiterhin der Augenabstand etwas knapp bemessen, aber dank der großzügigen Dioptrienkorrektur kann man auch ohne Sehhilfe in den Sucher blicken.
Dank ihres weit nach vorne gezogenen Griffs liegt die Alpha 6000 wie angegossen in der Hand. Weiteren Halt geben der lederartige Bezug sowie eine kleine Mulde für den Daumen. Ganz rechts an dieser Mulde hat Sony den Videoauslöser angebracht, damit man ja nicht aus Versehen eine Filmaufnahme startet. Auf der Rückseite drängeln sich etwas viele Bedienelemente, die jedoch gerade noch ausreichend groß ausfallen. Problematisch bleibt indes, dass sich das rückwärtige Einstellrad viel zu leicht dreht und damit unbeabsichtigt die ISO-Zahl oder eine individuell zugeordnete Einstellung ändert.
Die Bedienung der Alpha 6000 hat Sony gründlich renoviert, es folgt jetzt im Prinzip dem Konzept, das mit der A7/A7R eingeführt wurde. Das heißt, es gibt gleich sieben Knöpfe, die mit einer von 44 Funktionen belegt werden können. Hinzu kommt ein Schnellmenü, dessen zehn Speicherplätze sich ebenfalls ganz nach Gusto belegen lassen. Hat man die A6000 also erst einmal wunschgemäß eingerichtet, wird man das Hauptmenü meist links liegen lassen können. Dieses Hauptmenü bricht übrigens besonders radikal mit der NEX-Tradition: Es ist jetzt klar in Register gegliedert, keine Befehlsliste reicht über eine Bildschirmseite hinaus, lästiges Scrollen in ellenlagen Listen gibt es bei der A6000 nicht.
In der Praxis hat sich eine weitere Sparmaßnahme als lästig erwiesen: Weggefallen ist bei der Alpha 6000 der künstliche Horizont, der sich bei der NEX-6 aber auch bei der Edelkompakten RX100 II über das Sucherbild legen lässt. Die weiterhin einblendbaren Gitternetzlinien wiegen diesen Verzicht mehr schlecht als recht auf. Ansonsten ist vieles beim Alten geblieben: Das rückwärtige Display löst mit 921.600 Punkten fein auf und lässt sich nach oben oder unten klappen. Die beiden Schnittstellen für HDMI- und USB-Anschluss verschwinden unten einer Plastikklappe, die mit einem Federscharnier angeschlagen ist. Akkufach und Speicherkartenfach sind von der Kameraunterseite her zugänglich, das Stativgewinde sitzt korrekt in der optischen Achse. Eine Akkuladung reicht für maximal 360 Aufnahmen (nach CIPA), danach muss die Kamera ans Ladegerät. Eine separate Ladeschale für den Akku gibt es nur noch als Sonderzubehör, mit dem beigelegten Ladegerät lässt sich der Akku nur in der Kamera via USB-Anschluss laden.
Ausstattung Bei der Ausstattung der Alpha 6000 gibt es wenige Neuerungen. Warum auch, schließlich konnte bereits die NEX-6 mit einem großen Ausstattungsumfang punkten. Wie ihre Vorgängerin richtet sich die A6000 gleichermaßen an erfahren Fotografen und solche, die ohne viel Federlesen eindrucksvolle Aufnahmen erhalten möchten. Gleich zwei Vollautomatiken sollen es richten. Während die „intelligente Automatik“ ganz klassisch je nach Szene ein geeignetes Motivprogramm wählt, geht die „überlegene Automatik“ einen Schritt weiter: Falls erforderlich, schaltet sie auf ein „Verbundprogramm“ um, das die Bildqualität durch die Kombination mehrerer Aufnahmen sichtbar verbessert. Dann bändigt etwa die HDR-Automatik Motive mit sehr hohen Kontrasten. Oder die Multi-Shot-Rauschunterdrückung sorgt dafür, dass mehrere Aufnahmen mit hoher ISO-Zahl zu einem deutlich rauschärmeren Bild vereint werden. Schön ist auch, dass sich die Vollautomatiken übersteuern lassen, die Vorgaben für Weißabgleich und Blende (Schärfentiefe) kann man ändern, ebenso lässt sich die Belichtung korrigieren.
Bei derart vielen Anpassungsmöglichkeiten fällt es kaum ins Gewicht, dass die Alpha 6000 etwas mit frei wählbaren Motivprogrammen geizt. Sony setzt stattdessen stärker auf hilfreiche Assistenzfunktionen. Dazu zählt etwa die Panorama-Automatik, die wirklich simpel funktioniert: Einfach den Finger auf den Auslöser lassen und dabei die Kamera über die Szenerie schwenken. Praktisch ist auch die Gesichtserkennung, die selbst dann noch ihren Job erledigt, wenn ein einmal erfasstes Antlitz zwischenzeitlich das Sucherbild verlassen hat. Neu hinzugekommen ist der mit der A7 eingeführte Augen-AF. Dieser Fokusassistent stellt zuverlässig auf die Pupille eines Portraits scharf, eine wirklich praktische Funktion.
Fotografen, die sich nicht so gerne von Automatiken und Assistenten bevormunden lassen möchten, lässt die Alpha 6000 viele Freiheiten. Selbstredend, dass sie Programm-, Zeit- und Blendenautomatik bietet und auch die manuelle Belichtungssteuerung erlaubt. Keine Selbstverständlichkeit ist es indes, dass die ISO-Automatik auch bei manueller Belichtungssteuerung funktioniert. In diesem Fall gibt der Fotograf Blende und Belichtungszeit vor, die A6000 reguliert die Belichtung über die ISO-Empfindlichkeit. Eine feine Sache, zumal sich auch die Ober- und Untergrenze der ISO-Automatik einstellen lassen. Eine große Hilfe bei der korrekten Belichtung ist die Zebra-Funktion, die von Videokameras stammt. Sie schraffiert Bildbereiche mit einem zuvor festgelegten Helligkeitswert und erleichtert es so ungemein, exakt auf die Lichter oder ein Portrait zu belichten.
Wenn schnelle Bildserien gefordert sind, läuft die Alpha 6000 zur Höchstform auf. Nicht etwa, weil sie wirklich rasend schnelle Serien schießt – das können andere mittlerweile auch. Sondern vor allem deshalb, weil die A6000 selbst bei höchster Serienbildrate den Fokus nachführen kann – mehr dazu im Abschnitt „Objektiv“. Die A6000 kennt drei Serienbildmodi, im Modus „High“ rast sie mit rekordverdächtigen 10,9 Fotos pro Sekunde (fps) los, egal ob in Raw oder in JPEG aufgezeichnet wird. Bei JPEG-Aufnahmen hält sie das sehr hohe Tempo für ca. vier Sekunden oder 43 Aufnahmen durch, bei Raw-Aufzeichnung endet der Spurt bereits nach der Hälfte der Zeit oder 21 Aufnahmen. Danach fällt die Kamera in einen gemütlichen Dauerlauf mit 0,85 fps bei JPEG-Aufnahmen und 1,44 fps bei Raw. In der Praxis krankt die hohe Serienbildleistung indes an einem Manko: Der Sensor schaltet nicht vom Aufnahme- in den Live-View-Modus um, anstelle des aktuellen Sucherbildes zeigt die A6000 die jeweils letzte Aufnahme. Problematisch ist dies vor allem bei Mitziehern, hier droht das Motiv mit fortschreitender Serienbilddauer auszuwandern. Wer auch bei Serienbildern das aktuelle Sucherbild sehen möchte, muss in die niedrigste Stufe mit rund 2,5 fps umschalten. Als lästig hat sich in der Praxis zudem erwiesen, dass die A6000 ziemlich lange braucht, um den Inhalt ihres Pufferspeichers auf die Speicherkarte zu schreiben. Bei einem 3-Sekunden-Burst mit 11 fps sind es rund 14 Sekunden. Währenddessen sind viele Kamerafunktionen blockiert, immerhin lassen sich weitere Fotos aufnehmen.
Wie schon die Vorgängerin profitiert auch die Alpha 6000 von einem ausgereiften Blitzsystem. Der Bordblitz ist zwar mit einer Leitzahl 5,2 ziemlich schwach auf der Brust, über ihren ISO-Schuh nimmt die A6000 jedoch klaglos leistungsfähigere Blitzgeräte auf. Die kleine Kamera beherrscht alle Spielarten der Blitzbelichtung, inklusive der Möglichkeit entfesselte Blitzgeräte drahtlos auszulösen. Schade ist indes, dass dabei der kleine Bordblitz nicht als Steuergerät dienen kann, für ein drahtloses Blitz-Setup ist ein eigenständiger Master-Blitz nötig.
Bei den Videofunktionen der Alpha 6000 hat Sony nicht gegeizt. Filmaufnahmen sind in praktisch allen Modi möglich, die es auch für Fotos gibt. Die A6000 filmt in Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Bildpunkte) bei einer maximalen Framerate von 60 fps. Neu hinzugekommen ist bei der A6000, das unkomprimierte Videosignal über die HDMI-Schnittstelle ausgeben zu können. In der Videopraxis überzeugt die Alpha 6000 vor allem mit ihrem Nachführ-AF, der die Schärfe sanft und ohne jegliches Pumpen nachführt. Bei Bedarf lässt sich die AF-Geschwindigkeit aber erhöhen, auch das ist neu bei der A6000. Wie geschaffen für Videoaufnahmen ist das Set-Objektiv E 16-50 mm 3.5-5.6 OSS PZ, das über einen motorischen Zoomantrieb verfügt. Damit gelingen butterweiche Zoomfahren, ohne die Filmaufnahmen zu verwackeln.
Spartanisch gibt sich die Alpha 6000 – wie bei Sony üblich – mit den Nachbearbeitungsmöglichkeiten im Wiedergabemodus. Eine Raw-Datei schnell in ein JPEG-Bild konvertieren? Fehlanzeige! Auch die Kreativeffekte lassen sich nicht nachträglich auf ein Bild anwenden – schade. Dafür wartet die A6000 mit einer Möglichkeit auf, die dieses Manko etwas ausgleicht: Ihr Funktionsumfang lässt sich via „Camera Apps“ erweitern. Im teils sogar kostenlosen Angebot findet sich zum Beispiel die App „Foto Retusche“, die schmerzlich vermisste Bearbeitungsmöglichkeiten nachrüstet. Mit einem Smartphone oder Tablet verbindet sich die A6000 via WiFi, dann lässt sie sich fernsteuern beziehungsweise überträgt aktuelle Aufnahmen aufs Mobilgerät.
Objektiv Wie schon die NEX-6 wird auch die Alpha 6000 im Set mit dem Powerzoom E PZ 16-50/F3.5-5.6 OSS angeboten. Das Objektiv faltet sich bei Nichtgebrauch platzsparend zusammen und deckt bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von 24 bis 75 Millimeter ab. Dass es mithilfe einer Wippe motorisch zoomt, wird nicht nur Aufsteigern von einer Kompaktkamera gefallen – auch beim Videodreh erweist sich das Motorzoom klar als Vorteil.
Ebenfalls im Test hatten wir das noch recht neue Carl Zeiss Vario-Tessar E 16-70/4 ZA OSS, auch mit diesem Objektiv ist die A6000 im Set erhältlich. In der Praxis hat sich vor allem dessen weiter Zoombereich von 24 bis 105 Millimeter (bezogen auf Kleinbild) sowie die höhere Lichtstärke als sehr willkommen erwiesen. Beide Zoomobjektive sind übrigens mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, einen Stabi per Sensorshift gibt es bei Sonys Spiegellosen nicht.
Bis hierher bietet die Alpha 6000 also nur Hausmannskost. Doch wenn es um schnelle Bildserien geht, wird sie zum Gourmet: Die A6000 kann selbst bei mehr als 10 fps den Fokus nachführen! Das funktioniert übrigens sogar dann noch gut, wenn etwa ein Hund das Stöckchen zurückbringt und dabei direkt auf die Kamera zurast. Möglich wird dies unter Anderem durch einen neuen Hybrid-AF, dessen 179 Phasenvergleichssensoren nun praktisch das gesamte Sucherfeld abdecken. Bei derartigen Actionszenen ist es nicht nur wichtig, dass der Autofokus dem Objekt schnell genug folgen kann, er muss dieses Objekt zunächst sicher erfassen. Und genau das erledigt der neue „Lock-on-AF“ mit Bravour: Sobald die A6000 ein sich bewegendes Objekt erkannt hat, rahmt sie es im Sucher ein. Auf diese Weise erhält der Fotograf maximale Kontrolle drüber, auf welche Bildpartie der Autofokus scharf stellt.
Bildqualität Obwohl die Alpha 6000 viele Gene der NEX-6 trägt, ist ihr Bildsensor eng mit dem der NEX-7 verwandt. Er löst mit 24 Megapixel für eine APS-C-Kamera sehr hoch auf und stellt damit hohe Anforderungen an die Objektive aber auch an die interne Bildaufbereitung. Ob die beiden Set-Objektive (die jeweils auch einzeln erhältlich sind) diese hohen Anforderungen erfüllen können, mussten sie in der Praxis wie auch im harten Test im Labor von digitalkamera.de zeigen. Ferner ging es um die Frage, wie gut die Bildaufbereitung der A6000 arbeitet. Das detaillierte und ausführlich kommentierte Laborprotokoll gibt es wie immer gegen ein kleines Entgelt zur Ansicht und als PDF-Download.
Dass Sony das Sensordesign und die Bildaufbereitung beherrscht, zeigt schon der erste Blick ins Laborprotokoll der Alpha 6000: Das Luminanzrauschen bleibt bis ISO 12.800 unkritisch, bis zu dieser ISO-Stufe spielt auch Farbrauschen keine Rolle. Allerdings gehen diese guten Werte etwas zu Lasten der Texturschärfe. Dennoch bleibt sie bis ISO 6.400 hoch, bis ISO 1.600 sogar sehr hoch. ISO 6.400 ist auch der Wert, bei dem der Signal-Rauschabstand gerade die kritische Grenze von 35 dB unterschreitet. Wenn es überhaupt etwas am Rauschverhalten der A6000 zu kritisieren gibt, ist es die recht hohe Korngröße der Störungen im Rotkanal. Insgesamt bleibt die Korngröße erfreulich klein, sodass die A6000 mit kleinen Abstrichen bis ISO 6.400 in Sachen Bildrauschen überzeugen kann.
Sehr hoch ist auch die Eingangsdynamik der Alpha 6000, die erst ab ISO 12.800 unter die kritische Grenze von 10 EV sinkt. Dabei kann die Kamera die hohe Dynamik stets in einen entsprechenden Tonwertreichtum umsetzen, der bis ISO 400 sogar nahe am theoretischen Maximum von 256 Tonwertstufen je Farb-/Helligkeitskanal bleibt. Somit eignet sich die A6000 bei niedrigen ISO-Stufen durchaus auch für anspruchsvolle Studioproduktionen.
Dem steht allerdings etwas entgegen, dass es die Alpha 6000 mit der Farbwiedergabe nicht so ganz genau nimmt. Orange- und Rottöne sättigt sie kräftig, Magentatöne verschiebt sie in Richtung Cyan. Glücklicherweise fallen diese Farbabweichungen in der Praxis nicht so sehr ins Gewicht. Wenn es auf eine möglichst naturgetreue Farbreproduktion ankommt, sollte man indes dem Raw-Format den Vorzug geben.
Sobald das Powerzoom E PZ 16-50 mit ins Spiel kommt, zeigt die Alpha 6000 welches Auflösungspotential in ihrem 24-Megapixel-Sensor steckt. Bei optimaler Blende F5.6 löst sie deutlich über 60 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) auf – für eine Kamera mit APS-C-Sensor ein überragender Wert! Getrübt wird dieses sehr gute Ergebnis jedoch von einer ausgeprägten Auflösungsschwäche des preisgünstigen Set-Objektivs am Bildrand und im Telebereich. In Weitwinkelstellung beträgt der Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin fast zwei Drittel, die Bildecken löst das Powerzoom an der A6000 nicht besser auf als eine gute Kompaktkamera. Im Telebereich ist die Auflösung über das gesamte Bildfeld hinweg schwächer aber gleichmäßiger und erreicht mit knapp 50 lp/mm so eben noch akzeptable Werte.
Einen deutlich besseren Eindruck hinterlässt da das E T* 16-70/F4 ZA OSS Vario-Tessar. Es schwingt sich zwar nicht zu ganz so hohen Auflösungswerten auf wie das Powerzoom, die Marke von 60 lp/mm knackt es aber auch. Viel wichtiger ist indes, dass das von Zeiss konstruierte Objektiv längst nicht so deutlich an Auflösung zu den Rändern hin verliert – insbesondere nicht im Weitwinkelbereich. Hier stört lediglich eine recht hohe tonnenförmige Verzeichnung, die die A6000 jedoch auf Wunsch elektronisch korrigiert. Auch in Sachen „chromatische Aberration“ gibt sich das Zeiss deutlich gutmütiger als das kleine Zoom, Farbsäume an Kontrastkanten stören bei diesem höchstens an den äußeren Bildbereichen.
Unterm Strich liefert die Alpha 6000 eine Bildqualität auf derart hohem Niveau, dass man getrost die Frage stellen darf, ob es überhaupt noch Vollformat sein muss. Sieht man von ganz leichten Schwächen bei der Eingangsdynamik und bei der Detailtreue in Verbindung mit sehr hohen ISO-Werten ab, darf diese Frage getrost mit Nein beantwortet werden. Das gilt umso mehr, als Sony mit dem Zeiss 16-70/F4 einen wirklich adäquaten (aber auch kostspieligen) Partner für die A6000 liefert.
Fazit Sparmaßnahme geglückt: Die A6000 kann ihre Vorgängerin NEX-6 und sogar das einstmalige Topmodell NEX-7 klar überflügeln. Ihre Autofokus-Leistung bei Serienbildaufnahmen ist beeindruckend, der 24-Megapixel-Sensor liefert pieksaubere Bildergebnisse. Hinzu kommen eine im Vergleich zur verblichenen NEX-Familie deutlich verbesserte Benutzerführung sowie einige pfiffige Neuerungen, etwa das Zebramuster und der Augen-AF. Dass die A6000 ein eher schlichtes Kleid aus Kunststoff trägt, sieht man ihre angesichts des günstigen Einstiegspreises gerne nach; ebenso dass der elektronische Sucher nicht mehr ganz so hoch auflöst wie bei den Vorgängermodellen. Dass aber auch noch der künstliche Horizont dem Spardiktat zum Opfer fallen musste, ist dann doch zu viel. Wer auf diese Ausrichthilfe verzichten kann, erhält derzeit keine vergleichbare Systemkamera, die Schnappschusstauglichkeit mit professionellen Funktionen derart überzeugend in einem Apparat vereint wie die Sony A6000.
Kurzbewertung
- Tolles Preis-Leistungsverhältnis
- Gute Ergonomie
- Extrem hohe Serienbildgeschwindigkeit inklusive Nachführ-AF
- Hervorragende Bildqualität
- Einstellrad zu leichtgängig, Gefahr der Fehlbedienung
- Objektiv SELP 1650 mit ausgeprägter Randschwäche der Auflösung
- Wegfall des künstlichen Horizonts
- Etwas einfaches Kunststoffgehäuse
Technische Daten
Modell |
Sony Alpha 6000 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 24,7 Megapixel (physikalisch), 24,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
6.000 x 4.000 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 60p |
Objektivanschluss |
|
Sucher |
vorhanden |
Monitor |
3,0" (7,5 cm), 0,922 Mio. Bildpunkte, beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (1.200 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 5 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Sony Multi Interface, Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN, NFC |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
Serienbildfunktion |
max. 11,0 Bilder/s und max. 49 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich, Kontrast (25 Sensor(en)) |
Akkulaufzeit |
(USB-Ladefunktion vorhanden) |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: Memory Stick (Duo, Duo Pro), SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 25.600, manuell ISO 100 bis 25.600 |
Abmessungen |
120 x 67 x 45 mm (B x H x T) |
Gewicht |
344 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/TXRQC (mit Preisvergleich) |