Spiegellose APS-C-Systemkamera der gehobenen Einsteigerklasse
Testbericht: Sony Alpha 6100
Seite 4 von 6, vom 2020-01-04 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Um der Bildqualität der Sony Alpha 6100 auf den Zahn zu fühlen, haben wir sie in unserem Labor mit dem Setobjektiv E 16-50 mm 3,5-5,6 PZ OSS getestet. Der komplette Labortest, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen, kann gegen ein kleines Entgelt im PDF-Format erworben und heruntergeladen werden. Zudem bieten wir Flatrates für den Zugriff auf das gesamte Labortestarchiv an. Ebenfalls im Labor entstanden ist eine ISO-Aufnahmereihe eines Testmotivs zur visuellen Beurteilung der Bildqualität. Auch diese Testbilder können gegen ein kleines Entgelt heruntergeladen werden, in der Labortest-Flatrate sind die Testbilder bereits enthalten. Auch auf diese beziehen wir uns bei den folgenden Betrachtungen. Wer uns für kostenlose Tests wie diesem mit einem Obolus unterstützen möchte, kann dies übrigens auch am einfachsten mit dem Kauf der Testbilder und/oder Labortests machen.
Der 24 Megapixel auflösende APS-C-Sensor der Sony Alpha 6100 nimmt Fotos mit sehr exakten Farben und einem hohen Dynamikumfang auf, schwächelt aber beim Signal-Rauschabstand sowie dem Tonwertumfang. [Foto: MediaNord]
Mit dem Setobjektiv E 16-50 mm 3,5-5,6 PZ OSS hatten wir bisher nicht die besten Erfahrungen, was die Bildqualität angeht. Das Objektiv ist in erster Linie auf eine geringe Baugröße und einen niedrigen Preis optimiert, nicht aber auf die Bildqualität. Die Bildfehler des Objektivs gleicht Sony dank ausgeklügelter Algorithmen und leistungsfähiger Bildprozessoren zum Teil digital aus, was nicht verwerflich ist, denn das Ergebnis zählt am Ende. So sind die Randabdunklung und Farbsäume sowie sogar die Verzeichnung gering. Eine Ausnahme bildet der Weitwinkel (16 mm), denn hier ist eine leichte Verzeichnung mit unter einem Prozent Tonnenform durchaus noch messbar und zum Bildrand hin gibt es leichte Farbsäume.
Schwerwiegender sind aber der Randabfall der Auflösung und die Auflösungsschwäche bei Offenblende. So muss man das ohnehin nicht lichtstarke Objektiv auf F8 bis F11 abblenden, um eine hohe Auflösung zu erhalten. Weiter als bis F11 sollte man es aber auch wieder nicht abblenden, denn sonst mindert Beugung deutlich die Auflösung. Maximal erreicht das Objektiv an der Alpha 6100 bei 50 Prozent Kontrast knapp 63 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent. ein guter Wert für einen 24-Megapixel-Sensor. Diese Auflösung gibt es aber nur bei 16 mm, F8 und in der Bildmitte. Am Bildrand hingegen kommt das Objektiv bei 16 mm nur auf maximal 35 lp/mm bei F11. Die Randunschärfe wird bei Vergrößerungen jenseits von 20 mal 30 Zentimeter sehr deutlich sichtbar, auch bei einer 100-Prozent-Ansicht auf dem Bildschirm sind die Bildecken sichtbar unscharf.
Bei mittlerer und langer Brennweite werden im Bildzentrum, ebenfalls abgeblendet, problemlos über 50 lp/mm aufgelöst, was ein guter Wert ist. Am Bildrand erreicht das Objektiv bei mittlerer Brennweite die besten Ergebnisse und verfehlt die 50 lp/mm nur knapp. Im Tele werden am Bildrand immerhin ebenfalls über 40 lp/mm erreicht. Wenn man um die Schwächen des Objektivs weiß und vermeidet, dass sie bei Aufnahmen stören, kann man aber durchaus schöne Fotos damit machen. Bessere Objektive gehen jedenfalls schnell ziemlich ins Geld.
Viele wichtige Bildqualitätsparameter sind aber recht unabhängig vom Objektiv und machen eine gute Kamera beziehungsweise Sensorabstimmung aus, etwa der Dynamikumfang, das Rauschverhalten und die Farbwiedergabe. Etwas enttäuschend fällt hier die Messung des Signal-Rauschabstands aus, denn von den guten 40 dB bei ISO 100 entfernt sich die Kamera beim Anheben der Empfindlichkeit schnell und unterschreitet die kritische Marke von 35 dB bereits zwischen ISO 400 und 800. Tatsächlich wird ab ISO 800 leichtes Helligkeitsrauschen sichtbar, das aber bis ISO 12.800 nur langsam ansteigt. Bei höheren Empfindlichkeiten hingegen wird sehr störendes Salz- und Pfefferrauschen sichtbar. Immerhin kommt es zu keiner großen Blockbildung beim Rauschen, das heißt es bleibt feinkörnig und kann durch Herunterrechnen der Auflösung (zum Zeigen im Internet oder für Postkartenausdrucke) durchaus gut kaschiert werden.
Auffallend ist die etwas geringe Texturschärfe schon bei niedrigen Empfindlichkeiten. Sony schärfe die Aufnahmen überraschend gering nach, es kommt dadurch kaum zu Schärfeartefakten. Dennoch behalten die Fotos aufgrund einer guten Tonwertabstimmung mit knackigen Mittenkontrasten ein gutes visuelles Detailreichtum. Im Prinzip lassen sich bis ISO 6.400 einige feine Details noch erkennen, wie der Blick auf die Testbilder verrät. Der Messwert ist "nur" bis ISO 800 noch im "grünen" Bereich.
Akku und Speicherkarte teilen ein gemeinsames Fach auf der Unterseite der Sony Alpha 6100. Durch die Nähe zur Klappe ist die Speicherkarte etwas fummelig zu entnehmen, der Akku dank USB-Ladung in der Kamera verbleiben. [Foto: MediaNord]
Der Dynamikumfang ist mit fast zwölf Blendenstufen bei ISO 100 und einem nur langsam über den Empfindlichkeitsverlauf sinkenden Wert sehr gut. Bei ISO 800 sind es knapp unter elf Blendenstufen, bis ISO 12.800 bleibt der Dynamikumfang mit über zehn Blendenstufen gut. Der Ausgangs-Tonwertumfang fällt hingegen ziemlich schnell linear von guten über 224 von 256 möglichen Stufen auf nur noch knapp über 128 Stufen bei ISO 800 ab, letzteres ist bereits lediglich akzeptabel. Bei ISO 400 sind es noch gute 160 Stufen, ab ISO 12.800 sind es schlechte nur noch 96 Stufen oder weniger.
Deutlich Boden gutmachen kann die Sony Alpha 6100 bei der Farbwiedergabe. Die mittlere Farbabweichung ist gering, aber sogar die maximale befindet sich im noch tolerierbaren Bereich. Die meisten Farbabweichungen treten ohnehin "nur" bei der Sättigung auf, allenfalls die Grüntöne haben einen Hauch zu viel Gelb. Die tatsächliche Farbtiefe kann sich ebenfalls sehen lassen, sie beträgt beachtliche über acht Millionen Farbnuancen bei ISO 100 und bleibt bis ISO 400 bei über vier Millionen und bis ISO 6.400 bei über zwei Millionen, selbst das ist ein guter Wert. Oberhalb von ISO 12.800 bricht die Farbtiefe dann deutlich ein.
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