Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Sony Alpha 6300
Seite 2 von 2, vom 2016-05-31 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
In der Alpha 6300 kommt ein neuer Sensor mit Kupferleitungen von Sony zum Einsatz. Diese sorgen nicht nur für eine schnellere Signalübertragung, sondern bauen auch weniger dick auf. Da es sich nicht um einen rückwärtig belichteten CMOS-Sensor handelt, liegen die Leiterbahnen weiterhin oberhalb der lichtempfindlichen Schicht und beschränken damit deren Größe, jedoch eben nicht so stark wie bei der vorhergehenden Sensorgeneration. Die neue Bildverarbeitung mittels Bionz-X-Bildprozessors verspricht zudem ein verbessertes Rauschverhalten vor allem bei mittleren Lichtempfindlichkeiten. Ihre Bildqualität musste die Sony Alpha 6300 zusammen mit dem Objektiv Sony E T* 16-70 mm F4 ZA OSS Vario-Tessar (SEL-1670Z) im digitalkamera.de-Testlabor unter Beweis stellen. Alle Messdiagramme inklusive erklärenden Texten sind wie üblich gegen eine geringe Gebühr von 1,40 abrufbar, eine Prepaid-Flatrate mit Zugriff auf das gesamte Labortestarchiv ist ab umgerechnet 2,08 Euro Monatspreis erhältlich. Auf diesem Labortest beruhen die folgenden Betrachtungen, ein Erwerb unterstützt nebenbei auch unsere redaktionelle Arbeit wie diesen kostenlosen Kameratest.
Das Mittelklasse-Standardzoom Sony 16-70 mm 1:4 OSS mit Zeiss-Label harmoniert wunderbar mit der Sony Alpha 6300. [Foto: MediaNord]
Im Handgriff der Sony Alpha 6300 ist die NFC-Antenne eingearbeitet. Auch die WLAN-Antenne dürfte unter dem Gummi sitzen. [Foto: MediaNord]
Zunächst zum Objektiv: Es besitzt mit maximal 0,8 EV eine mäßige bis geringe Randabdunklung, deren Verlauf zudem sehr sanft ausfällt, was die Randabdunklung weniger sichtbar macht. Die Verzeichnung mit zwei Prozent Tonnenform im Weitwinkel und einem Prozent Kissenform bei mittlerer und langer Brennweite ist hingegen nicht zu übersehen. Die chromatischen Aberrationen halten sich mit rund einem Pixel im Rahmen, wobei selbst die Maxima nicht weit vom Durchschnitt abweichen. Auf einem 20 mal 30 Zentimeter großen Ausdruck jedenfalls fallen sie nicht auf. Bei dieser Druckgröße fällt auch die Bildschärfe bei allen Brennweiten und Blenden vom Bildzentrum bis zum Bildrand sehr gut aus. Bei genauerer Betrachtung der Auflösung bei 50 Prozent Kontrast (MTF50) zeigt das Objektiv jedoch die eine oder andere Schwäche. Mit über 60 Linienpaaren Pro Millimeter (lp/mm) erreicht es im Bildzentrum sowohl bei kurzer als auch bei mittlerer Brennweite eine sehr hohe Auflösung, die bereits bei Offenblende anliegt. Bei Blenden jenseits von F8 setzt die Beugung ein und verringert die Auflösung, die bei F16 die Marke von 50 lp/mm unterschreitet. In Telestellung löst das Objektiv geringer auf und schließt erst jenseits von F8 zur Auflösung der anderen Brennweiten auf. Am Bildrand fällt die Auflösung deutlich geringer aus und hat im Weitwinkel sogar Mühe, überhaupt die Marke von 40 lp/mm zu erklimmen. Über 43 lp/mm kommt das Objektiv am Bildrand generell nicht hinaus. So schön das Objektiv also auch zur Kamera passt, wer eine hohe Auflösung am Bildrand wünscht, sollte zu einem anderen Objektiv, einer Festbrennweite, greifen.
Der Signal-Rauschabstand des Sensors liegt im Bereich von ISO 100 bis 400 im guten Wertebereich von über 40 dB und unterschreitet jenseits von ISO 3.200 die kritische Marke von 35 dB. Dieser Wert wird bei der Alpha 6000 erst bei ISO 25.600 unterschritten. Sollte der neue Sensor nicht bei mittleren Empfindlichkeiten besser sein? Helligkeitsrauschen wird bei der A6300 jenseits von ISO 3.200 sichtbar und nimmt oberhalb von ISO 12.800 stark zu. Farbrauschen spielt hingegen keine Rolle. Mit etwas über zwei Pixeln bleibt das Rauschen jedoch feinkörnig genug, nur der Rotkanal fällt über alle ISO-Empfindlichkeiten hinweg mit einem etwas gröberem Rauschkorn gegenüber Grün und Blau auf. Diese Auffälligkeit war bei der Alpha 6000 sogar noch etwas ausgeprägter. Bis ISO 1.600 bewahrt die Alpha 6300 feine Texturen praktisch verlustfrei, darüber sorgt die Rauschunterdrückung für einsetzenden leichten Detailverlust. Bis einschließlich ISO 6.400 bleibt der Texturverlust aber gering und steigt erst darüber soweit an, dass die Bilder weicher und detailärmer wirken. Das Verhalten ist dem der Alpha 6000 sehr ähnlich, nur bei ISO 6.400 zeigt die Alpha 6300 noch deutlich mehr Details als ihre Schwester ohne den Kupfer-Sensor.
Wenn sie die Sensoren also beim Signal-Rauschabstand, dem Bildrauschen und der Texturschärfe trotz Technologiesprung beim Sensor ein solches Kopf-an-Kopf-Rennen liefern und mal die eine und mal die andere gewinnt, vielleicht gibt es dann beim Dynamikumfang deutlichere Unterschiede? Hier trumpft die Alpha 6300 bis ISO 800 mit einer formidablen Eingangsdynamik von über elf Blendenstufen auf, selbst bis ISO 12.800 hält sie die Marke von zehn Blendenstufen, unter neun Blendenstufen fällt sie praktisch gar nicht. Über elf Blendenstufen Dynamik vermochte die Alpha 6000 nicht zu leisten, auch wenn sie bei ISO 1.600 und 3.200 die Dynamik der Alpha 6300 leicht übertrifft, ist sie doch insgesamt klar unterlegen.
Nicht überraschend ist die steile Tonwertkurve der Sony Alpha 6300, die eine knackige Bildabstimmung in JPEG besitzt. Dabei fällt die 6300 aber nicht unangenehm durch Schärfeartefakte auf, denn die Nachschärfung arbeitet überraschend zurückhaltend. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 400 mit über 224 von 256 Stufen sehr gut und bleibt bis ISO 1.600 mit über 192 Stufen gut. Die Zahl der differenzierbaren Helligkeitsstufen nimmt jedoch mit jeder ISO-Erhöhung deutlich ab. Bis ISO 12.800 bleiben immerhin noch die Hälfte oder mehr der möglichen 256 Helligkeitsstufen übrig. Hier unterscheidet sich die Alpha 6300 nicht großartig von der Alpha 6000, auch wenn letztere leicht die Nase vorn hat.
Die Farben der 6300 sind größtenteils sehr neutral. Eine kleinere Abweichung gibt es beim etwas zu gelben Grün. Starke Abweichungen sind nur bei den Rot- und Magentatönen zu verzeichnen, die deutlich zu gesättigt und etwas orangestichig ausfallen. Damit ist die Alpha 6300 farbneutraler als noch die Alpha 6000. Mit über vier Millionen Farben bis ISO 3.200 und über zwei Millionen bis ISO 12.800 differenziert die Alpha 6300 sehr viele Farben, ohne aber in den richtig guten Bereich von über acht Millionen Farben vorstoßen zu können. Eine Million Farben erreicht sie aber selbst bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 51.200. Bis ISO 12.800 zeigt die Alpha 6000 ein recht ähnliches Bild, hat aber leichte Vorteile bei der Anzahl der differenzierten Farben. Bei ISO 25.600 jedoch gewinnt die Alpha 6300 klar, ISO 51.200 gehörte noch nicht zum Standardrepertoire der 6000.
Akku und Speicherkarte teilen sich bei der Sony Alpha 6300 ein gemeinsames Fach auf der Kameraunterseite. [Foto: MediaNord]
Fazit
Man kann die Sony Alpha 6300 mit Fug und Recht als die bessere Alpha 6000 bezeichnen. Das Gehäuse wirkt sehr hochwertig, auch wenn der Spritzwasserschutz nicht ganz das Klassenniveau erreicht und behebt damit einen der größten Kritikpunkte der Alpha 6000. Auch der Autofokus wurde nochmals deutlich verbessert, seinen größten Vorteil spielt dieser aber beim Tracking aus, weniger beim Einzel-AF. Auch das viel kritisierte Einsparen der elektronischen Wasserwaage bei der 6000 hat Sony erhört und die 6300 entsprechend ausgerüstet. Die 4K-Videofunktion weiß ebenfalls zu begeistern, liefert sie doch eine hohe Bildqualität und sogar mit dem internen Mikrofon einen anständigen Ton. Größtes Nadelöhr der eigentlich sehr schnellen spiegellosen Systemkamera ist das Speicherkarteninterface. Die Speicherzeiten nach Aufnahmeserien sind einfach viel zu lang, hier kann Sony sich gerne ein Beispiel an der Fujifilm X-Pro2 nehmen. Bei der Bildqualität lässt sich die A6300 nichts vormachen. Sie löst sehr gut auf und zeigt bis in hohe ISO-Empfindlichkeiten wenig Rauschen, viele Bilddetails und einen sehr hohen Dynamikumfang. Vor allem letzterer profitiert vom neuen Kupfer-Sensor. Die Sony Alpha 6000 bleibt dennoch weiterhin Preis-Leistungssieger, die deutlich teurere Alpha 6300 hat dafür aber immerhin auch einen tatsächlichen Mehrwert zu bieten.
Kurzbewertung
- Robustes, hochwertiges Gehäuse
- Hohe Serienbildgeschwindigkeit bei den ersten 22 bis 44 Aufnahmen
- Sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600, gute bis ISO 6.400
- Hochauflösendes 4K-Video mit gutem Ton
- Lange Speicherzeiten (17 s) nach Aufnahmeserien
- Schreib-LED auf der Kameraunterseite versteckt
- Fadenscheiniger Schutz vor Staub und Spritzwasser
- Schlechter Suchereinblick mit Brille
Technische Daten
Modell |
Sony Alpha 6300 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 25,0 Megapixel (physikalisch), 24,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
6.000 x 4.000 (3:2) |
Video (max.) |
3.840 x 2.160 30p |
Objektivanschluss |
|
Sucher |
2,36 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 0,7-fach (KB-äquivalent), Vergrößerung 1,1-fach (Sensor-bezogen) |
Monitor |
3,0" (7,5 cm), 0,922 Mio. Bildpunkte, beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (1.200 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 9 Aufnahmen (1/3-3 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Sony Multi Interface, Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN, NFC |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) Mikrofoneingang |
Serienbildfunktion |
max. 11,0 Bilder/s und max. 21 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich, Kontrast (169 Sensor(en)) |
Akkulaufzeit |
350 Aufnahmen gem. CIPA-Standard (USB-Ladefunktion vorhanden) |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: Memory Stick (Duo Pro), SD (SDHC, SDXC, UHS I) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 6.400, manuell ISO 100 bis 51.200 |
Abmessungen |
120 x 67 x 49 mm (B x H x T) |
Gewicht |
404 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/BKCLO (mit Preisvergleich) |