Kompakte Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 7C

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2020-11-09 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Als Kamera für ambitionierte Hobbyfotografen beschränkt sich die Sony Alpha 7C auf eine Vollautomatik mit Motiverkennung als einziges Automatikprogramm. In diesem "Panikmodus" ist selbst das Belichtungskorrekturrad außer Funktion, was Fehlbelichtungen ausschließt. Den Hauptteil des Programmwählrads nehmen die klassischen Kreativprogramme P, A, S und M sowie die drei Benutzerspeicher ein, in denen sich spezifische Aufnahmeeinstellungen ablegen und jederzeit schnell wieder abrufen lassen.

Die ISO-Automatik arbeitet in jedem Modus, auch im manuellen. Eine Kombination mit der Belichtungskorrektur ist selbstverständlich möglich. Sowohl die niedrigste als auch die höchste Empfindlichkeit des ISO-Automatik-Arbeitsbereichs lassen sich einstellen. Die längste Verschlusszeit, ab der die Automatik die Empfindlichkeit hochsetzt, lässt sich sowohl von der Automatik bestimmen als auch manuell vorgeben. Beispielsweise 1/1.000 Sekunde, um schnelle Bewegungen bei Sportaufnahmen sicher einfrieren zu können.

Für die Fokussierung stehen 693 auf dem Sensor integrierte Phasen-Autofokuspunkte zur Verfügung, die 93 Prozent des Bildfelds abdecken. Ergänzt wird der Phasen-Autofokus von einem Kontrast-Autofokus mit 425 Messpunkten (so genannter Hybrid-Autofokus). Der Autofokus reagiert bereits ab -4 EV und wurde mit verbesserten Algorithmen gegenüber der Alpha 7 III beschleunigt. Auch bei voller Serienbildgeschwindigkeit von zehn Bildern pro Sekunde kann der Autofokus Motive gut verfolgen. Dabei erkennt und verfolgt der Autofokus Gesichter, Augen und auch Tieraugen.

Unsere Labormessung bestätigt den gegenüber der Alpha 7 III beschleunigten Autofokus. Benötigte letztere noch rund 0,37 Sekunden zum Fokussieren und Auslösen, sind es bei der Alpha 7C lediglich noch 0,23 Sekunden. Rechnet man die reine Auslöseverzögerung heraus, die auch ohne Fokussierung auftritt, wurde der Autofokus sogar von 0,35 auf 0,19 Sekunden beschleunigt. Die Auslöseverzögerung hingegen ist bei der Alpha 7C mit 0,04 Sekunden doppelt so lange wie noch bei der Alpha 7 III. Ob es möglicherweise am langsameren Verschluss liegt?

Der mechanische Verschluss der Alpha 7C erreicht nämlich lediglich eine 1/4.000 Sekunde kurze Belichtungszeit, bei der Alpha 7 III war es noch eine 1/8.000 Sekunde. Letztere erreicht die Alpha 7C nur mit dem lautlosen, elektronischen Verschluss, was jedoch je nach Motiv nicht immer vorteilhaft ist. Übrigens kommt immer ein elektronischer erster Verschlussvorhang zum Einsatz. Mit dem langsameren Verschluss sinkt zudem die Blitzsynchronzeit von 1/250 auf 1/160 Sekunde, wobei die Alpha 7C zwar keinen integrierten Blitz, wohl aber den Sony Multiinterface-Blitzschuh bietet, über den sich diverses Zubehör anschließen lässt.

Für die Bildstabilisierung ist der beweglich gelagerte Bildsensor zuständig. Die Effektivität beträgt 5 EV wie auch bei der Alpha 7 III, wobei es sich um einen 5-Achsen-Bildstabilisator handelt, der also Schwenk- und Kippbewegungen nach oben/unten sowie links/rechts und auch Drehbewegungen ausgleicht. Bei Verwendung eines bildstabilisierten Objektivs gleicht das Objektiv zwei Achsen aus (Kippbewegungen) und der Sensor die restlichen drei Achsen (Verschiebungen und Rotation). Das macht den Bildstabilisator vor allem bei längeren Brennweiten effektiver.

Der Bildstabilisator arbeitet, sobald man den Auslöser halb drückt, was die Fokussierung vereinfacht. Von dem Sensor-Shift-Bildstabilisator profitieren übrigens alle Objektive, auch adaptierte manuelle Schätze oder Objektive anderer Hersteller. Es muss bei rein mechanisch arbeitenden Objektiven nur die Brennweite im Menü eingestellt werden, damit die Ausgleichsbewegungen mit der korrekten Amplitude erfolgen.

Die Serienbildrate beträgt laut unserer Messung sowohl in JPEG als auch Raw (14 Bit, verlustfrei komprimiert) je 9,8 Bilder pro Sekunde für 170 JEPG- beziehungsweise 123 Raw-Bilder in Folge. Das sind jeweils ein paar Bilder mehr als noch bei der Alpha 7 III. Im Dauerlauf übertrifft die Alpha 7C in Raw mit 4,9 Bildern pro Sekunde sogar deutlich die Leistung bei JPEG, wo nur magere 2,5 Bilder pro Sekunde erreicht werden. Der Grund ist vermutlich die aufwändige Bildaufbereitung in JPEG inklusive der Korrektur von Objektivfehlern. Das führt auch zur langsamen Leerung des Serienbildpuffers, was in JPEG 47 Sekunden dauert, in Raw hingegen nur 13 Sekunden. Wer gerne ein Livebild statt der jeweils letzten Aufnahme im Sucher beziehungsweise auf dem Bildschirm sehen möchte, muss die Serienbildrate auf acht Bilder pro Sekunde herunterregeln. Dann sind laut unserer Messung sogar 188 JPEG- beziehungsweise 154 Raw-Aufnahmen in schneller Folge möglich.

Zu verdanken ist die gute Serienbildleistung, vor allem die lange Ausdauer, nicht nur dem leistungsfähigen Bionz X Bildprozessor, sondern vor allem dem ihm zur Seite stehenden Front-End-LSI als Beschleunigereinheit mit großem Pufferspeicher (siehe auch weiterführende Links). Insgesamt beträgt die Puffergröße laut unseren Berechnungen gut 1,5 Gigabyte. Als Flaschenhals der Serienbildfunktion entpuppt sich, wie so oft bei Sony, das Speicherkarteninterface. Trotz des theoretisch sehr schnellen UHS-II-SDHC/SDXC-Speicherkartenslots, in dem eine passende Sony SF-G-Speicherkarte mit 299 MB/s Schreibgeschwindigkeit steckte, kommt die Alpha 7C nicht so richtig aus dem Quark. Die maximale Schreibrate beträgt nur knapp 120 MB/s und lässt damit viel Potential liegen. Mit schnellerem Interface wären in Raw schnelle Bildserien denkbar, bis die Speicherkarte voll ist.

Videos nimmt die Sony Alpha 7C in 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) ohne Zeitbegrenzung aber mit Temperaturmanagement auf. Zwecks Oversamplings wird der Sensor in 6K ausgelesen, was zu einer höheren Bildqualität führen soll. Dabei geht auch nur der Bildwinkel vom Beschnitt des 3:2-Sensorformats auf das 16:9-Filmformat verloren, die Sensorbreite wird also vollständig genutzt. Die Speicherung erfolgt mit bis zu 100 Mbit/s in hoher Qualität. Auch 4K-HDR-Videos kann die Alpha 7C direkt erzeugen, der Dynamikumfang beträgt dann laut Sony 14 Blendenstufen (bei Fotos sollen es sogar 15 Blendenstufen sein). Die Videos entsprechen dem HLG (Hybrid Log Gamma) Standard, sind also mit normalen HDR-fähigen 4K-Fernsehern abspielbar.

Des Weiteren werden S-Log2, S-Log3, Gamma Display Assist, Zebra und Proxy-Recording unterstützt. Für den Ton stehen ein integriertes, nach vorne gerichtetes Stereomikrofon sowie ein Mikrofonanschluss, beide mit Pegelanzeige und Aussteuerung, zur Verfügung. Zudem ist Multi-Interface-Zubehörschuh mit einem digitalen Audiointerface für kompatible Aufsteckmikrofone ausgestattet, so dass beispielsweise das Shotgun-Mikrofon ECM-B1M oder das XLR-Adapterkit XLR-K3M verwendet werden können.

Auch ein Kopfhöreranschluss für die Tonkontrolle fehlt nicht, der wahlweise in Echtzeit oder lippensynchron arbeitet. In Full-HD nimmt die Alpha 7C sogar bis zu 120 Bilder pro Sekunde für vier- bis fünffache Slow-Motion-Effekte auf, dabei bleibt der Tracking-Autofokus für Gesichter und menschliche Augen, jedoch nicht für Tieraugen aktiv. Er ist wie im Serienbildmodus sogar speziell anpassbar in der Reaktionsgeschwindigkeit und Empfindlichkeit. Zudem lassen sich Langzeit-Intervall-Videos direkt in der Kamera erstellen oder wahlweise die Einzelaufnahmen in voller Auflösung mit Hilfe der Intervallfunktion als Fotos speichern. Schließt man dafür eine USB-Powerbank an, sind der Intervalllänge kaum Grenzen gesetzt.

Für die Drahtlosverbindung stehen sowohl WLAN (2,4 und 5 GHz) als auch Bluetooth zur Verfügung. Bluetooth erlaubt eine stromsparende, dauerhafte Verbindung zu einem Smartphone, um die Positionsdaten zu übertragen und direkt bei der Aufnahme in die EXIF-Daten der Bilder zu speichern. Per WLAN können größere Datenmengen (Bilder) zu einem Smartphone, Computer oder sogar per FTP übertragen werden. Auch eine Fernsteuerung der Kamera via Smartphone-App inklusive Livbildübertragung und Einstellung der Aufnahmeparameter ist möglich. Zudem kann eine optionale Bluetooth-Fernbedienung verwendet werden, einen drahtgebundenen Fernauslöser gibt es hingegen nicht. Die Verbindung von Kamera und Smartphone kann dank NFC kinderleicht hergestellt werden. Weitere Details sind unserem Fototipp in den weiterführenden Links zu entnehmen.

Fortsetzung auf Seite 3

Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion