Ausstattung
Die Sony Alpha 7 IV bietet sogar einen Vollautomatikmodus. Vor allem als Notanker ist dieser praktisch, denn so gut wie alle Funktionen stehen dann auf Automatik. Nicht einmal das Belichtungskorrekturrad entfaltet hier noch seine Wirkung, so dass jedes Kind in diesem Modus korrekt belichtete Fotos aufnehmen kann.
Ihr volles Potential entfaltet die Sony Alpha 7 IV aber erst, wenn sie in kundigen Händen mit den zum Motiv passenden Einstellungen betrieben wird. Alles lässt sich auf Wunsch manuell steuern, etwa die Belichtung, die Bildfolge, der Fokus, die Bildaufbereitungsparameter und so weiter. Funktionen wie Schwenkpanorama gibt es dagegen nicht, nicht einmal einen HDR-Modus bietet die Alpha 7 IV.
Belichtungsreihen muss man also manuell anfertigen und am PC zu einem HDR-Bild zusammensetzen. In Schritten von wahlweise 0,3, 0,7 oder 1 EV lassen sich drei, fünf oder neun Fotos aufnehmen, bei 2 und 3 EV Belichtungsabstand sind drei oder fünf Aufnahmen möglich. Auch eine Intervallaufnahmefunktion fehlt nicht, bei der Startzeit, Intervall und Anzahl der Fotos (bis 9999) eingestellt werden können. Selbstverständlich ist der Bildsensor der Sony Alpha 7 IV zur Bildstabilisierung beweglich gelagert, bis zu 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten sollen nach CIPA-Standard damit möglich sein.
Mit Mikrofon- und Kopfhöreranschluss, HDMI A, Micro-USB (für den Kabelfernauslöser) und USB-C 3.2 inkl. Stromversorgung bietet die Sony Alpha 7 IV viele Anschlussmöglichkeiten. Hinzu kommen Bluetooth 4.1 und WLAN a/b/g/n/ac auf 2,4 und 5 GHz. [Foto: MediaNord]
Die vielen Schnittstellenklappen der Sony Alpha 7 IV bestehen aus Gummi und lassen sich dank scharnierähnlicher Anbringung gut aufklappen. [Foto: Sony]
Das Autofokussystem der Sony Alpha 7 IV gehört mit zu den fortschrittlichsten. Auf fast der gesamten Sensorfläche sind 759 Phasen-AF-Sensoren integriert, unterstützt werden sie von 425 Kontrast-AF-Feldern. Die Sony Alpha 7 IV erkennt Menschen, Tiere und speziell Vögel, jeweils inklusive Augen. Die Fokusfelder lassen sich einzeln anwählen, gruppieren und für die Tracking-Funktion kann festgelegt werden, wie schnell und empfindlich der Fokus auf Veränderungen reagieren soll.
Das Tracking funktioniert mit allen Erkennungsfunktionen und auch bei Serienbildaufnahmen unterbrechungsfrei. Gelegentlich konnten wir einzelne unscharfe Fotos beobachten, bei denen der Autofokus offenkundig trotz Gesichtern im Bild auf den Hintergrund fokussiert hatte, aber normalerweise war gleich das nächste Foto der Aufnahmeserie wieder scharf.
Der Autofokus bietet aber nicht nur Einstellungen zur Anpassung der Reaktionsfähigkeit, sondern auch der Genauigkeit. Etwas ärgerlich ist beispielsweise die Tatsache, dass der AF-S werksseitig nicht etwa auf Fokus-Priorität steht, sondern auf "ausgewogenes Gewicht" zwischen AF und Auslösen. Normalerweise ist das nur für den Tracking-Fokus sinnvoll. Doch nicht nur mit dieser Einstellung kann man die Fokusgenauigkeit gegenüber der Werkseinstellung erhöhen, sondern auch beim Verhalten der Blende beim Fokussieren. Hier kann man ebenfalls aus drei Optionen wählen: Höchste Genauigkeit, Standard und Priorität auf möglichst wenig Blendengeräuschen.
Nutzt man alle Einstellungen für einen möglichst genauen Autofokus, was wir beispielsweise für den Labortest machen, aber auch allen Fotografen empfehlen, denen es mehr auf Präzision als auf Geschwindigkeit ankommt, wird der Autofokus verhältnismäßig langsam. Im Testlabor benötigte die Sony Alpha 7 IV mit dem FE 24-105 mm F4 G OSS 0,33 bis 0,47 Sekunden, um von unendlich auf zwei Meter zu fokussieren und auszulösen. Die reine Auslöseverzögerung ohne Fokussierung ist mit 0,03 bis 0,04 Sekunden hingegen sehr schnell. Der rasante Tracking-Autofokus würde bei dieser Labormessung allerdings ohnehin nicht zum Tragen kommen. Dennoch lässt sich festhalten, dass die Sony Alpha 7 IV nur bei Verzicht auf Genauigkeit wirklich schnell fokussiert. Dass der Anwender die Wahl zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit hat, ist auf jeden Fall ein dickes Plus.
Möchte man manuell fokussieren, muss man mangels Fokuswahlhebels auf den AF-MF-Schalter am Objektiv zurückgreifen oder das Fn-Menü bemühen, falls ein solcher Schalter fehlt (oder eine Tastenfunktion programmieren). Beim manuellen Fokussieren wird man nicht nur vom hochauflösenden Sucher unterstützt, sondern auch einer Lupenfunktion mit wahlweise 5,5- oder elffacher Vergrößerung. Sie lässt sich über den Fokusjoystick gut steuern, mit dem man die Vergrößerungsstufe und den Vergrößerungsausschnitt wählt.
Zudem lässt sich Fokus-Peaking als farbliche Kennzeichnung der kontrastreichen und damit im Fokus befindlichen Kanten aktivieren. Mit dem Peaking sollte man aber vorsichtig sein, es zeigt unter Umständen einen etwas größeren Bereich scharf an als auf dem späteren Foto. Das heißt, die Lupenfunktion ist für größere Genauigkeit zu bevorzugen, wobei man den Autofokus aber kaum übertreffen kann, weil dieser, entsprechend konfiguriert, so unglaublich präzise arbeitet.
Der mechanische Verschluss bietet wie der elektronische eine kürzeste Belichtungszeit von 1/8.000 Sekunde. Sein Geräusch und seine Erschütterung sind allerdings überraschend laut und stark. Der elektronische Verschluss arbeitet hingegen völlig lautlos und unterbrechungsfrei. Dieser zeigt jedoch einen sichtbaren Rolling-Shutter-Effekt, so dass er sich nicht für schnelle Motive oder Mitzieher eignet.
Die Sony Alpha 7 IV und das Testobjektiv FE 24-105 mm F4 G OSS wiegen jeweils 660 Gramm, dennoch ist die 1,32 Kilogramm schwere Kombination leicht frontlastig. [Foto: MediaNord]
Die Serienbildfunktion liest sich in den technischen Daten toll. Zehn Bilder pro Sekunde sollen für mehr als 1.000 Aufnahmen am Stück in JPEG oder Raw oder beidem gleichzeitig möglich sein. In der Realität sieht das aber anders aus. Es gibt drei Optionen für Raw-Aufnahmen: Unkomprimiert, verlustfrei komprimiert oder mit verlustbehafteter Kompression. Nur letztere erlaubt überhaupt zehn Bilder pro Sekunde (bei der Alpha 7 IV "HI+" bezeichnet), die anderen beiden sind langsamer. Übrigens gibt es bei zehn Bildern pro Sekunde kein Livebild mehr, stattdessen wird immer das letzte aufgenommene Foto angezeigt. Schaltet man auf "HI" mit acht Bildern pro Sekunde herunter, gibt es wieder ein Livebild.
Allerdings lässt die Serienbildfunktion selbst mit schneller CFexpress-Speicherkarte bereits nach 30 Bildern das erste Bild aus (Zeitabstand zwischen dem 30. und 31. Foto sind 0,2 statt 0,1 Sekunden) und auch fortan stottert die Serienbildfunktion immer wieder hörbar. Immerhin werden die ersten 30 Bilder tatsächlich mit zehn Bildern pro Sekunde aufgenommen, doch danach geht es durchschnittlich nur mit 7,9 Bildern pro Sekunde weiter. Schaltet man die Alpha 7 IV also von zehn auf acht Serienbilder pro Sekunde runter, kann man tatsächlich die Speicherkarte bei voller Geschwindigkeit füllen. Die Schreibgeschwindigkeit beträgt übrigens 312,5 MB/s. Immerhin ist der Puffer bereits nach weniger als zwei Sekunden wieder geleert, so dass man praktisch unterbrechungsfrei weiterarbeiten kann.
In JPEG sieht das Ganze sogar noch schlechter aus. Die JPEG-Bildverarbeitung nimmt derart viel Rechenleistung in Anspruch, dass wir bei höchster Qualität nur auf 24 Bilder am Stück bei zehn Bildern pro Sekunde gekommen sind. Danach gibt es immer wieder unregelmäßige Aussetzer, durchschnittlich werden nur 6,4 Bilder pro Sekunde aufgenommen. Der Puffer ist in unter zwei Sekunden geleert. Nur bei der Einstellung "MID" (6 Bilder/s) bekommt man also dauerhaft regelmäßige JPEG-Serienaufnahmen.
Auch eine knapp 300 MB/s schnelle SDHC-Karte mit UHS-II-Unterstützung haben wir ausprobiert. Diese fällt in JPEG überhaupt nicht in der Leistung ab. Zehn Bilder pro Sekunde für 26 Fotos in Folge und 6,5 Bilder pro Sekunde Dauerlauf haben wir gemessen. In verlustbehaftet komprimiertem Raw hingegen ist ein leichter Unterschied der SD-Karte zur CFexpress-Karte zu merken. Hier kamen wir auf zehn Bilder pro Sekunde für die ersten 26 Bilder, danach jedoch nur noch auf 6,1 Bilder pro Sekunde. Die Speichergeschwindigkeit haben wir mit 240,9 MB/s errechnet.
Im Gegensatz zu früheren Kameras, bei denen Sony das relativ langsame Speicherkarteninterface mit einem riesigen Zwischenspeicher des dem Bildprozessor vorgeschalteten Front-End-LSIs kaschiert hat, ist der Puffer bei der Alpha 7 IV verschwindend klein, dafür aber die Speichergeschwindigkeit umso besser, wenn auch nicht auf dem Niveau der Alpha 1. Das dürfte daran liegen, dass der Bionz-XR-Bildprozessor der Alpha 7 IV eben nicht derselbe ist wie in der Alpha 1, sondern ein etwas leistungsschwächerer. Ein Front-End-LSI hätte der Alpha 7 IV dennoch sehr gutgetan.
Des Weiteren beherrscht die Sony Alpha 7 IV HEIF (High Efficiency Image File Format). Dabei handelt es sich um ein Bildformat mit zehn Bit Farbtiefe sowie einer viermal effizienteren Komprimierung als das JPEG-Format und es erzeugt dabei auch noch weniger Artefakte. Damit entspricht die Dateigröße bei deutlich besserer Bildqualität in 10 Bit der eines 8-Bit-JPEGs.
Auch wenn es sich dabei um kein Rohdatenformat handelt, lässt es sich wesentlich besser nachbearbeiten und bietet eine feinere Durchzeichnung, was sich vor allem in den Tiefen und Lichtern bemerkbar macht. Das Farbsubsampling lässt sich bei der Aktivierung von HEIF zwischen 4:2:0 und 4:2:2 einstellen. Zur Verarbeitung und Ansicht sind aber auch geeignete Geräte erforderlich, worauf einen die Alpha 7 IV beim Umschalten von JPEG auf HEIF hinweist.
Das Stativgewinde der Sony Alpha 7 IV sitzt in der optischen Achse. Der Akku reicht für 520 Aufnahmen mit Sucher oder 580 mit Bildschirm. Dank optionalem Akkugriff und USB-C mit Ladefunktion und Stromversorgung lässt sich die Laufzeit verlängern. [Foto: MediaNord]
Die Sony Alpha 7 IV ist aber nicht nur eine hervorragende Foto-Kamera, sondern auch eine potente Videokamera. Dazu gehört etwa die 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde, die intern mit bis zu 600 Mbit/s und H.265-Komprimierung aufgezeichnet werden können. Das sind 75 MB/s, wofür eine V90-SDHC/SDXC-Karte ausreichend ist. Dabei arbeitet die Alpha 7 IV mit 7K-Oversampling. In FullHD-Auflösung (1.920 x 1.080) sind sogar schnelle 120 Bilder pro Sekunde inklusive Tonaufzeichnung für bis zu 5-fache Zeitlupeneffekte möglich (bei einer Wiedergabe mit 24 Bildern pro Sekunde).
Aber auch bei den Videoauflösungen und Bildwiederholraten gibt es gewisse Einschränkungen. Die volle Sensorbreite mit 7K-Oversampling wird bei 4K nur bis 30 Bilder pro Sekunde unterstützt. Bei 50 oder 60 Bildern pro Sekunde gibt es einen 1,5-fachen Crop auf das Super-35mm-Format und nur noch ein ganz leichtes Oversampling (4,6K). Zwar gibt es einen Clean-HDMI-Ausgang, aber keine externe Raw-Videoaufzeichnung. Über USB-C hingegen gibt es ebenfalls eine Videoausgabe samt Ton. Bis zu 60 Bilder pro Sekunde sind in FullHD-Auflösung möglich, in 4K sind es hingegen nur ruckelige 15 Bilder pro Sekunde. Die zur Auswahl stehenden Bildwiederholraten hängen zudem davon ab, ob man PAL oder NTSC gewählt hat.
Die Videofunktion glänzt mit dem sehr guten Autofokus, bei dem die Erkennungsfunktionen mit denen im Fotomodus identisch sind. Es werden also Gesichter samt Augen von Menschen, Tieren und Vögeln erkannt. Zudem arbeitet die Videofunktion ohne Beschränkung der Aufnahmelänge. Die Wärmeableitung ist recht gut. Sofern man die Temperaturgrenze in der Kamera auf "hoch" stellt, sind deutlich über 30 Minuten lange Aufzeichnungen bei normaler Raumtemperatur kein Problem. Allerdings wird der Rolling-Shutter-Effekt nicht nur bei Fotoaufnahmen sichtbar, sondern auch bei Videoaufnahmen.
Der Sensor-Shift-Bildstabilisator arbeitet auch während Videoaufnahmen. Hier ist zudem ein Active-Modus für weniger verwackelte Videoaufnahmen beim Gehen zuschaltbar. Dieser kombiniert den Sensor-Shift mit einem digitalen Stabilisator, was natürlich zu einem leichten Bildbeschnitt führt. Gespeichert werden die Videos je nach Qualität mit H.264- oder H.265-Kompression in 8 Bit 4:2:0 oder 10 Bit 4:2:2, auf Wunsch auch mit All-Intra. S-Log3, HLG (HDR) und BT.2020 werden ebenfalls unterstützt.
Dank WLAN und Bluetooth lässt sich die Sony Alpha 7 IV mit einem Smartphone oder WLAN-Netzwerk verbinden. Per Bluetooth kann eine dauerhafte, stromsparende Verbindung zu einem Smartphone aufgebaut werden, was eine Positionsübertragung vom Smartphone ermöglicht, so dass diese Informationen direkt bei der Aufnahme automatisch in den Fotos gespeichert werden können. Für die Bildübertragung wird das schnellere WLAN benutzt. Des Weiteren lässt sich die Sony Alpha 7 IV vom Smartphone aus inklusive vieler Aufnahmeparameter und Livebildübertragung fernsteuern. Auch FTP wird von der Alpha 7 IV unterstützt, und zwar sowohl drahtgebunden via USB-C als auch drahtlos via WLAN.